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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Verkehrsnetzänderungen <strong>und</strong> Wüstungserscheinungen in Dänemark 73<br />

Grenzziehung ist nicht eindeutig ; sie könnte im 11 . Jahrh<strong>und</strong>ert festgelegt worden<br />

sein, vielleicht um 1050 in der Amtszeit des mächtigen Erzbischofs Adalbert<br />

von Bremen, in der das Bistum Schleswig eine wesentlich größere Rolle spielte als<br />

das Bistum Ribe . Im 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert gibt es zahlreiche Zeugnisse da<strong>für</strong>, daß der<br />

Heerweg über Randbol <strong>und</strong> Skodborg verlief, u .a . das Itinerarium des Abtes<br />

Nicolaus auf Island von ca . 1150 . Bereits aus dem 11 . Jahrh<strong>und</strong>ert findet man<br />

Hinweise auf den Verlauf <strong>die</strong>ser Route, z .B . Runensteine . Der in jüngeren Quellen<br />

erwähnte sog . Sachsenweg stammt nach der dänischen Ortsnamenforschung<br />

(Beet Jorgensen 1979) aus der Zeit vor 1200 ; er verlief, wie H.V . Gregersen<br />

gezeigt hat, in derselben Richtung wie der gleichzeitige Heerweg <strong>und</strong> wie <strong>die</strong>ser<br />

auf der Grenze zwischen den Bistümern Schleswig <strong>und</strong> Ribe, hier im Bereich der<br />

Propstei Haderslev . Gregersen deutet den Sachsenweg als »Weg nach Sachsen« .<br />

Für das 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert muß man aber auch mit der Möglichkeit rechnen, daß<br />

<strong>die</strong> Sachsen, z .B . unter Heinrich dem Löwen, <strong>die</strong>sen Weg <strong>für</strong> Einfälle nach Jütland<br />

benutzt haben . Im Spätmittelalter wurde der Hauptweg wieder nach Osten<br />

verlegt, von Immervad nach der Brückenstadt Haderslev, <strong>die</strong> als solche um 1450<br />

angelegt wurde, dann von Haderslev weiter nach Kolding . Zur selben Zeit oder<br />

ein wenig früher wurde ein westlicher Weg nach Ribe geführt ; <strong>die</strong> Schiffsbrücke<br />

in Ribe entstand . Gregersen hat nachgewiesen, daß <strong>die</strong> Ochsentrift schon um<br />

1400 im Gange war <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Ochsentransport sich <strong>die</strong> Wegeteilung als praktisch<br />

erwies . Den Weg nach Ribe gab es natürlich schon früher ; größere <strong>Bedeutung</strong><br />

erlangte er aber anscheinend erst um 1400 .<br />

Die möglichen siedlungsgeschichtlichen Folgen solcher Verlegungen sollen abschließend<br />

untersucht werden . Wie Ingrid Nielsen 1979 <strong>und</strong> 1985 eindeutig<br />

nachgewiesen hat, fiel der nordöstliche Teil der Stadt Ribe in der ersten Hälfte<br />

des 15 . Jahrh<strong>und</strong>erts wüst bzw . wurden <strong>die</strong> alten Wohnhäuser in <strong>die</strong>sem Stadtteil<br />

durch Ställe ersetzt, mit größter Wahrscheinlichkeit infolge der Ochsentrift . Die<br />

Ursachen der negativen Siedlungsentwicklung entlang der Wegstrecke, d .h . der<br />

Wüstungserscheinungen im mittleren Teil der jütischen Halbinsel, sind nicht eindeutig<br />

zu klären . Ich verweise hierzu auf <strong>die</strong> Untersuchungen von Gregersen im<br />

dänischen Wüstungsprojekt . In <strong>die</strong>sem Raum, südlich von Vojens, lagen vor 1400<br />

zwei Kirchen, Nybol (bei Lilholt) <strong>und</strong> Arvad (bei Trxhede) . Überreste der erstgenannten<br />

sind noch im Gelände erkennbar . Matthiessen hatte angenommen, daß<br />

Nybo1 nur eine Kapelle war ; Gregersen aber hat mit Recht darauf hingewiesen,<br />

daß <strong>die</strong>se Kirche - wie auch Arvad - im Catalogus vetustus der Kirchen im<br />

Bistum Schleswig von ca . 1450 als gleichberechtigt mit anderen Kirchen in der<br />

Gram Harde erscheint <strong>und</strong> somit eine Kirchengemeinde mit zugehörigen Dörfern<br />

repräsentierte . Gewöhnlich wird es als Zeichen <strong>für</strong> Wüstwerden von Siedlungen<br />

angesehen, wenn <strong>die</strong> Kirchen verschwinden . In Jütland gibt es viele Beispiele<br />

da<strong>für</strong> . Gregersen konnte in allen Einzelheiten zeigen, wie <strong>die</strong> Kirchspiele<br />

von Nybol <strong>und</strong> Arvad zwischen vier anderen Kirchengemeinden aufgeteilt wurden<br />

. Nur nebenbei sei erwähnt, daß es auch weiter im Norden, besonders auf der<br />

Randbol Heide <strong>und</strong> der sog . Alheide südlich von Vborg, am Heerweg wüstgefallene<br />

Kirchenstätten gibt, obwohl der Weg selbst nicht von der Wüstungbewegung<br />

betroffen war . Als gemeinsames Kennzeichen ist festzuhalten, daß alle<br />

Kirchenwüstungen am Heerweg auf armen Böden lagen . Bei Nybo1 <strong>und</strong> Arvad

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