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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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68 S . Gissel<br />

In <strong>die</strong>sem Zusammenhang muß <strong>die</strong> Siedlungsgeschichte der Halbinsel Horns<br />

Harde, <strong>die</strong> sich von Mittelseeland zwischen Roskilde <strong>und</strong> Holbxk nach Norden<br />

erstreckt, in <strong>die</strong> Diskussion eingeführt werden .Die Halbinsel war bis 1300 mit<br />

größeren <strong>und</strong> kleineren Dörfern, Einzelhöfen <strong>und</strong> wohl auch Mühlen bereits<br />

gleichmäßig besiedelt . Mittelpunkt des Gebietes war der königliche Besitz Skibby,<br />

dessen Name das dänische Wort <strong>für</strong> Schiff enthält . Sowohl östlich des Dorfes, im<br />

Kirchspiel Skibby, als auch westlich bei Vellerup sind 1682 in den Flurnamen<br />

ältere Schiffsbezeichnungen, besonders <strong>für</strong> Kleinschiffe, überliefert . An beiden<br />

Stellen verbinden sich in den Flurnamen <strong>die</strong> Bezeichnungen <strong>für</strong> Brücke, Mühle<br />

<strong>und</strong> Schiff . In der Nähe von Skibby lag im Hochmittelalter <strong>die</strong> Gerichtsstätte der<br />

Harde, das Thing . Gegen 1300 wurde im Norden der Halbinsel <strong>die</strong> königliche<br />

Burg Abrahamstrup (Jxgerspriis) erbaut, an einem Platz, von dem aus <strong>die</strong> Seeschiffahrt<br />

effektiv behindert <strong>und</strong> kontrolliert werden konnte, besonders in der<br />

Förde selbst ; <strong>die</strong>s geschah um 1380 durch Seeräuberei, auch im S<strong>und</strong>, später<br />

durch <strong>die</strong> Erhebung von Abgaben (Zoll) . Diese Burg wurde das neue Zentrum<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> königliche Macht in der Harde ; der Besitz im Süden um Skibby wurde<br />

gegen Land im Norden getauscht, auch <strong>die</strong> Gerichtsstätte nach Norden verlegt .<br />

Die einschneidendste Folge <strong>die</strong>ser Verlagerung war, daß im Südteil, wo <strong>die</strong> Harde<br />

am breitesten ist, <strong>die</strong> größte Wüstung Dänemarks zu finden ist, <strong>und</strong> zwar mit<br />

10% der genannten Hufenzahl der Harde . Mindestens acht Dörfer, darunter das<br />

große Dorf K<strong>und</strong>erslev, fielen vollständig wüst ; in den drei Kirchspielen der<br />

Region erfaßte der Wüstungsprozeß 37% der Hufen, im Kirchspiel Krogstrup,<br />

dem Kern der Wüstung, sogar 60% . Dazu kamen temporäre <strong>und</strong> partielle Wüstungen<br />

in benachbarten Dörfern . Es paßt zu <strong>die</strong>sem Bild, daß aus den Quellen<br />

außerhalb des großen Wüstungsgebietes keine signifikanten Wüstungserscheinungen<br />

abzulesen sind . Die Siedlungen an der Küste blieben überall bestehen .<br />

Ferner behauptete sich sowohl südlich des Waldes Hornsved als auch an der<br />

Westküste jeweils ein breiter Streifen von Siedlungen ; in den Dörfern des Gutes<br />

Selso der Propstei Roskilde in der südöstlichen Ecke der Harde, mit <strong>ihre</strong>n guten<br />

Verbindungen nach Roskilde, verzeichnen wir im Spätmittelalter sogar ein gewisses<br />

Wachstum . Die große Wüstung blieb beschränkt auf das südöstliche Zentrum<br />

der Halbinsel bei Skibby . Da Gelände <strong>und</strong> Boden hier kaum schlechter<br />

waren als anderswo in der Harde <strong>und</strong> <strong>die</strong> Landeigner, wie es scheint, ursprünglich<br />

nicht geneigt waren, das Land wüstfallen zu lassen, bleibt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erklärung<br />

der genannten Verteilung von Siedlungen <strong>und</strong> Wüstungen nach der demographischen<br />

Krise des Spätmittelalters <strong>die</strong> sehr plausible These, daß sich im ausgehenden<br />

Mittelalter <strong>die</strong> Verkehrsverbindungen der vom Wüstungsprozeß erfaßten<br />

Region im mittleren Bereich der Harde wesentlich verschlechterten . Die Stadt<br />

Roskilde mit <strong>ihre</strong>n reichen kirchlichen Institutionen war dadurch weniger betroffen,<br />

da andere Häfen wie Kopenhagen oder Koge zur Verfügung standen .<br />

1462 heißt es in einem Weistum (tingsvidne) aus der Horns Harde, daß <strong>die</strong> Güter<br />

der Krone, der Kirche <strong>und</strong> der Ritterschaft einfach wüstfallen würden, wenn der<br />

direkte Handelsverkehr per Schiff unterbrochen werde . Der Hintergr<strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong>se Behauptung war, daß der König 1455 Roskilde <strong>und</strong> Holbxk zu Stapelplätzen<br />

<strong>für</strong> das Isefiord-Gebiet erklärt hatte ; da es aber gänzlich unmöglich war,<br />

mit den großen Schiffen nach Roskilde zu gelangen, leichter aber, <strong>die</strong> Küste im

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