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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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See- <strong>und</strong> Flußwege in Südskandinavien 5 1<br />

der Naturhäfen . Die ersten drei Tage hatte Ottar »an Backbord Dänemark <strong>und</strong><br />

an Steuerbord <strong>die</strong> offene See« . Mit Denamarc ist hier offenbar <strong>die</strong> schwedische<br />

Westküste, <strong>die</strong> damals unter dänischer Herrschaft stand, gemeint . Dann hatte er<br />

zwei Tage, bevor er nach Haithabu kam, an Steuerbord Gotland <strong>und</strong> Sillende<br />

sowie viele Inseln . Gotland ist hier kein Problem . Es ist Jütland oder ein Teil<br />

<strong>die</strong>ser Halbinsel . U . Schnall identifiziert Sillende mit Seeland . Er meint u .a ., daß<br />

Alfred, der so viele dänische Provinzen nennt, Seeland nicht vergessen haben<br />

würde, mit seinen Worten »das alte Zentrum dänischer königlicher Macht« .<br />

Wenn Sillende nicht Seeland wäre, dann hätte Ottar laut Schnall eine Route<br />

Nordseeland <strong>und</strong> Ostjütland entlang eingeschlagen, wo <strong>die</strong> Navigation wegen<br />

vieler Untiefen gefährlich war . Wählte man den Öres<strong>und</strong> als Durchfahrt, konnte<br />

man entweder Mon, Falster <strong>und</strong> Lolland südlich umfahren oder den Weg zwischen<br />

Seeland <strong>und</strong> den Inseln nehmen . In <strong>die</strong>sem Zusammenhang ist auch ein<br />

Runenstein aus Stenkumla (Gotland) zu erwähnen . Dieser stammt aus der ersten<br />

Hälfte des 11 . Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> berichtet von jemandem, der bei Ulvshale starb .<br />

Ulvshale ist der nördlichste Punkt der Insel Mon <strong>und</strong> ist vermutlich eine Landmarke<br />

gewesen . U . Schnall meint, hier bei Mon seien zwei Routen zusammengetroffen,<br />

<strong>die</strong> wichtige Handelsplätze miteinander verbanden : Haithabu-Sciringssal<br />

<strong>und</strong> Haithabu-Birka, beziehungsweise Gotland .<br />

O . Crumlin-Pedersens Rekonstruktion setzt voraus, daß unter Sillende Südjütland<br />

zu verstehen ist. Nordschleswig wird in den Fränkischen Reichsannalen<br />

815 Sinlendi genannt, <strong>und</strong> Ottar sagt auch, daß <strong>die</strong> Angeln hier gewohnt hätten .<br />

O . Crumlin-Pedersen beschreibt Ottars Reise hypothetisch Tag <strong>für</strong> Tag (Abb . 2) .<br />

Die Strecke beträgt 375-400 Seemeilen . Da er wahrscheinlich mit einer Geschwindigkeit<br />

von 5 Knoten gefahren ist, hat er 16 St<strong>und</strong>en pro Tag gebraucht .<br />

Am ersten Tag ist er nach Orust gelangt, einer Insel, <strong>die</strong> gute Ankerplätze bot .<br />

Am Ende des zweiten Tages könnte er an <strong>die</strong> Lagune bei Galtabäck gekommen<br />

sein, wo an einer Gamla Köpstad (Alter Kaufplatz) genannten Stelle frühmittelalterliche<br />

Wracks aufgef<strong>und</strong>en wurden . Als Übernachtungsplatz des dritten Tages<br />

hätte sich der Isefjord gut geeignet. Hier bei Skuldevig, wo <strong>die</strong> topographischen<br />

Verhältnisse an den Handelsplatz Köpingsvik auf Öland erinnern,<br />

sind Kulturschichten mit F<strong>und</strong>en aus dem B.-12 . Jahrh<strong>und</strong>ert untersucht worden<br />

. Arabische Münzen wurden gef<strong>und</strong>en ; Klinkernieten deuten auf Schiffsreparaturen<br />

hin . Es ist zu vermuten, daß <strong>die</strong>s ein Anlegeplatz gewesen ist, wo<br />

Handel treibende Leute sich <strong>für</strong> kurze Zeit aufhielten . Im Gegensatz zu der<br />

Auffassung von U . Schnall meint O . Crumlin-Pedersen, an der Nordküste Seelands<br />

habe in der Wikingerzeit ein lebhafter Verkehr geherrscht . Skuldevig soll<br />

vom B . bis zum 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert ein Handelsplatz gewesen sein . Der vierte Tag<br />

brachte <strong>die</strong> recht gefährliche Umsegelung von Själlands Odde . Die weitere Reise<br />

konnte dann durch den Großen oder Kleinen Belt verlaufen . Die Kleine-Belt-<br />

Route ist länger, da<strong>für</strong> sind <strong>die</strong> Stromverhältnisse im Großen Belt aber schwieriger<br />

. Auf beiden Strecken gab es gute Ankermöglichkeiten : Hervig in der Kal<strong>und</strong>borger<br />

Förde wird im Mittelalter als Hafen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kriegsflotte (Ledungshamn)<br />

genannt ; Lushavn auf Samso ; Korshamn bei Fynshoved ; Nyborg Fjord<br />

oder Korsor Nor ; G<strong>und</strong>so Ug weist Pfahlsperren <strong>und</strong> Wrackf<strong>und</strong>e aus dem<br />

frühen Mittelalter auf, <strong>die</strong> anzeigen, daß <strong>die</strong>ser Platz ein Knotenpunkt der Schif-

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