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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Archäologische Forschungsergebnisse zur Stadt des Mittelalters 23 5<br />

aus ließ sich der Handel monopolisieren, durch Zoll kontrollieren, was Herrschaftsansprüchen<br />

<strong>die</strong>nte (K . Schietzel) . Waterfront-Archaeology26 greift <strong>die</strong>ses<br />

Thema speziell auf.<br />

Als ein Kriterium im Bündel, das zur Definition der Stadt gebildet wird, erscheint<br />

seit längerem <strong>die</strong> »zentralörtliche Funktion« . Die Position einer Stadt im<br />

Netz der Siedlungen eines Wirtschaftsraumes, <strong>ihre</strong> Lage in der Mitte, an der<br />

Grenze, an <strong>Verkehrswege</strong>n, <strong>ihre</strong> Situation in einer Städtekette zu erforschen, ist<br />

Sache der Historischen Geographie . Doch auch auf <strong>die</strong>sem Feld trägt <strong>die</strong> Archäologie<br />

Fakten bei, <strong>die</strong> nicht nur <strong>für</strong> reale Datierungen wichtig werden, sondern<br />

auch <strong>die</strong> Verbindung von Stadt <strong>und</strong> Hinterland e ' erschließen . Der Vergleich<br />

von Qualität zwischen städtischer <strong>und</strong> ländlicher handwerklicher Produktion,<br />

<strong>die</strong> Verteilung der in städtischen oder dörflichen Werkstätten hergestellten Gegenstände<br />

e8 , seien es nun Erzeugnisse der Eisenverarbeitung wie z .B . Messer oder<br />

Äxte, seien es Keramik oder Textilien . Erst <strong>die</strong> Massenproduktion von Paternosterketten,<br />

wie sie in einigen h<strong>und</strong>erttausend Abfallstücken in Konstanz belegt ist,<br />

erlaubt detaillierte Stu<strong>die</strong>n <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Handwerkszweig, über den Umfang, <strong>die</strong><br />

soziale Bindung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vertriebsweite . Für Dublin hat P . Wallace (S . 133 <strong>und</strong><br />

394 ff .) derartige Überlegungen angestellt. L. Butler (S . 479) stellt <strong>für</strong> das Netz<br />

der Städte in Wales einen Abstand von mindestens 13 bis 16 km fest ; um 1300<br />

hatte im Netz der Städte in Schlesien jede Stadt etwa 345 km2, in Kleinpolen aber<br />

1524 km e (W . Kuhn) . Der Raum einer Stadt wird gewöhnlich nicht nur durch <strong>die</strong><br />

Stadtmauer begrenzt, sondern - wie das Beispiel Göttingen zeigt - durch einen<br />

weit außen umlaufenden Befestigungsring der Landwehr mit Wällen, Mauern<br />

<strong>und</strong> Türmen 29 <strong>die</strong> zum Teil in einem Abstand von 11 km vor der Stadt verläuft,<br />

um beim Beispiel Göttingen zu bleiben : ein territorialer Anspruch, der rechtlich<br />

nicht gegeben, aber in der Realität Wirkung hatte . Wie war das Verhältnis zu den<br />

Nachbarstädten, z .B . beim Austausch von Keramikerzeugnissen (aus Hannoversch<br />

Münden), Metallwaren, Holz <strong>und</strong> Lebensmitteln? H . Jansen (S . 184) hat<br />

<strong>die</strong> Kriterien rückgreifend auf A. Schück 1926 angeführt, <strong>die</strong> Stadt im Vergleich<br />

zum Umland definieren : besondere Dichte der Siedlung im Vergleich zur umgebenden<br />

Landschaft, wirtschaftliche Spezialisierung gegenüber dem Umland,<br />

legale Autonomie vom umgebenden Gebiet. Nicht nur <strong>die</strong> Haus- <strong>und</strong> Wohnformen,<br />

sondern also auch das Gerät <strong>und</strong> Werkzeug etc . sollten sich zwischen Dorf<br />

<strong>und</strong> Stadt unterscheiden, was Zweck <strong>und</strong> Qualität betrifft . Die Vernetzung mit<br />

dem nahen <strong>und</strong> auch sehr fernen Umland erhellt aus der Bevölkerungszusam-<br />

26 G . Milne, B . Hobley (Ed .), Waterfront archaeology in Britain and Northern Europe (London<br />

1981) .<br />

Z' Vgl . dazu den Bericht über den -17th International Congress on Me<strong>die</strong>val Stu<strong>die</strong>s . Session :<br />

Beyond Urban and Rural Archaeology - Connecting Town and Country- an der Western Michigan<br />

University Kalamazoo, Michigan/USA 1982 (H . Steuer, Zeitschrift <strong>für</strong> Archäologie des<br />

Mittelalters 11, 19"83 (1985), 195-198) .<br />

zs L . Gerev ch (Hrsg.), La formation et le developpement des metiers au Moyen Age (Ve - XIVe<br />

siecles) (Budapest 1977) ; Mittelalterliche Handwerksproduktion auf dem Gebiet der CSSR . Aufsätze<br />

in : Archaeologia historica 8, 1983 ; R. Pleiner, Die Technik des Schmiedehandwerks im 13 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert im Dorf <strong>und</strong> in der Stadt . In : H . Jankuhn, R . Wenskus (Hrsg .), Geschichtswissenschaft<br />

<strong>und</strong> Archäologie . Vorträge <strong>und</strong> Forschungen Bd . 22 (Sigmaringen 1979), 393-410 .<br />

29 S . Schütte (wie Anm . 6), 27 ff .

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