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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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23 0 H . Steuer<br />

Am Anfang war das <strong>die</strong> »Stadt im Rechtssinne«, <strong>die</strong> über ein spezielles Recht,<br />

einen Rat, eine Autonomie verfügte, wie das Historiker aus <strong>ihre</strong>n Quellen ablesen<br />

konnten . Die archäologischen Ergebnisse seit den Grabungen in Haithabu in den<br />

1930er Jahren, aber auch in den slawischen Orten sowie seit der Entdeckung der<br />

Städtelandschaft des Großmährischen Reiches, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schriftquellen wenig<br />

oder nichts aussagen, hat dann aber zur Definition von Vor- <strong>und</strong> Frühformen der<br />

Stadt, von Proto-Towns etc . geführt, vor dem Hintergr<strong>und</strong> der sogenannten Kriterienbündel<br />

als Definitionselement, wie sie Max Weber, Edith Ennen u .a . aufgeführt<br />

haben" . Viele Züge einer Stadt waren vorhanden, nur über den rechtlichen<br />

Status war nichts auszusagen . Diese Situation herrscht noch heute, <strong>und</strong> sie bestimmt<br />

weite Teile des Schlußbeitrags, in dem <strong>die</strong> verschiedenen Erscheinungsformen<br />

der Proto-Towns abgehandelt werden (S . 672, 678 : trading settlement,<br />

strongholt settlement, cult settlement, market settlement ; Handelsplätze wie Haithabu,<br />

Burgstädte wie <strong>die</strong> slawischen Orte, Bischofsstädte wie Münster oder Paderborn,<br />

Marktorte wie Corvey mit Münzprägung sowie allerlei Zwischenformen)<br />

. Während beim Stadtkern-Kolloquium 1983 in Münster Edith Ennen <strong>die</strong><br />

Meinung vertrat, Begriffe wie Vor- <strong>und</strong> Frühformen sollten weiter benutzt werden,<br />

da es wie zwischen Spätantike <strong>und</strong> Frühmittelalter auch zwischen den nordischen<br />

Handelsplätzen <strong>und</strong> den späteren Städten ein Kontinuitätsproblem gäbe,<br />

hat H . Stoob vorgeschlagen, man sollte <strong>die</strong> älteren Erscheinungsformen von<br />

Städten nicht durch derartige Bezeichnungen degra<strong>die</strong>ren . Alle Phasen der Stadtentwicklung<br />

hätten ihr eigenes Recht <strong>und</strong> zeigten eigene Phänomene . Ich meine,<br />

daß damit ein neuer Schritt in der Stadtgeschichtsschreibung erreicht werden<br />

kann, der auf der gleichgewichtigen Zusammenschau der von Archäologie, Historie<br />

<strong>und</strong> Geographie beigebrachten Ergebnisse beruht, zumal <strong>die</strong> Kennzeichnung<br />

von »Frühformen« meist auf Schlüssen e silentio beruht .<br />

Mitteleuropa erlebt verschiedene Phasen von Stadtgründungen <strong>und</strong> entwickelt<br />

unterschiedliche Stadtlandschaften . Dazu gehört <strong>die</strong> keltische Oppida-Zivilisation<br />

ebenso wie <strong>die</strong> Phase der Handelsplätze im 9 . Jahrh<strong>und</strong>ert . Wenn Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft zwischen Spätantike <strong>und</strong> Frühmittelalter keine Städte<br />

kennen, dann werden sie nicht gebraucht . Die sozialen <strong>und</strong> ökonomischen Verhältnisse,<br />

ebenso <strong>die</strong> politischen Vorgänge, so in den Phasen von Kolonisationen,<br />

oder <strong>die</strong> politischen Zustände, mit dem Gegensatz z.B . zwischen Stadtherrschaft<br />

durch König, Bischof oder einen anderen feudalen Territorialherrn <strong>und</strong> von der<br />

Kaufleutegruppe entwickelten Autonomie, bestimmen das jeweilige Erscheinungsbild<br />

der Stadt . Das griechische Modell der Polls ist anders als das der<br />

römischen Civitas" .<br />

Der Gestaltwandel Schleswigs um 1200 bzw . im frühen 13 . Jahrh<strong>und</strong>ert mit<br />

Aufgabe der Hafenanlagen, des dänischen Königshofs <strong>und</strong> der Neuparzellierung<br />

der Gr<strong>und</strong>stücke sowie der Anlage eines Marktplatzes über älterer Siedlung ist<br />

politisch <strong>und</strong> wirtschaftlich zu erklären . Beide Phasen der Stadtentwicklung haben<br />

<strong>ihre</strong> eigene Erscheinungsform <strong>und</strong> müssen jeweils <strong>für</strong> sich bewertet werden,<br />

'6<br />

E . Ennen, Die europäische Stadt des Mittelalters (Göttingen 1987) ; <strong>die</strong>s., Die europäische Stadt .<br />

In : Stadt im Wandel Bd . 3, Ausstellungskatalog (Stuttgart 1985), 13-28 mit Literatur ; H . Stoob,<br />

Vorwort . In : H . Stoob (Hrsg .) (wie Anm . 13), IXff.<br />

17<br />

F. Kolb, Die Stadt im Altertum (München 1984) .

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