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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Wilhelm Müller-Wille (1906-1983) 199<br />

bestimmen . Stark gefördert wurde <strong>die</strong>s durch Müller-Willes knapp vierjährige<br />

Dozententätigkeit in Göttingen (1943-1946), wo er dem siedlungsgeographisch<br />

stark interessierten H . Mortensen begegnete, der seine entsprechenden Forschungen<br />

in Ostpreußen begann <strong>und</strong> in wechselseitig befruchtender Partnerschaft mit<br />

Müller-Wille (<strong>und</strong> später mit K. Scharlau) im niedersächsisch-nordhessischen<br />

Bergland <strong>und</strong> den eingelagerten Beckenlandschaften fortführte . Vor allem <strong>die</strong><br />

Wüstungsforschung wurde seit <strong>die</strong>ser Zeit stark stimuliert, suchte man doch in<br />

den verwaldeten mittelalterlichen Wüstungsfluren relativ unveränderte Langstreifenfluren<br />

zu entdecken . Müller-Wille baute hier seine Konzeption weiter aus<br />

<strong>und</strong> legte <strong>die</strong> in befruchtenden Gesprächen mit Mortensen gewonnenen Ergebnisse<br />

in seinem Aufsatz »Zur Kulturgeographie der Göttinger Leinetalung« 1948<br />

vor . In <strong>die</strong>ser Arbeit wird der kulturlandschaftsgenetische Ansatz mit der Herausarbeitung<br />

von Formungsphasen als <strong>Kulturlandschaft</strong>sschichten besonders<br />

deutlich . Das m.E . eindrucksvollste Zeugnis der Zusammenarbeit von Mortensen<br />

<strong>und</strong> Müller-Wille ist <strong>die</strong> 1943 abgeschlossene Dissertation des von beiden betreuten,<br />

mit Müller-Wille nach Göttingen gekommenen <strong>und</strong> leider früh verstorbenen<br />

Paul Clemens (»Lastrup <strong>und</strong> seine Bauernschaften«, 1955) . In <strong>die</strong>ser Arbeit erscheinen<br />

erstmals <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Müller-Wille-Schule klassischen Begriffe »Siedlung<br />

<strong>und</strong> Landschaft des Heidebauerntums« bzw . des »Grasland-Ackerbauerntums«<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> nach Thünen'schem Vorbild konstruierte Darstellung der »Idealgemarkung<br />

einer isolierten Grasland-Ackerbausiedlung«, eine modellmäßige Darstellungsform,<br />

<strong>die</strong> Müller-Wille <strong>und</strong> seine Schüler dann immer wieder anwandten<br />

(vgl . <strong>die</strong> Arbeit über <strong>die</strong> »Agrarbäuerlichen Landschaftstypen« 1955) .<br />

In Göttingen <strong>und</strong> danach wieder in Münster, wohin Müller-Wille als Nachfolger<br />

des früh verstorbenen H . Dörries zurückkehrte, wurde im Rahmen der<br />

kulturlandschaftsgenetischen Arbeitsweise auch deren graphische Präsentation in<br />

Form der berühmt gewordenen kulturlandschaftsgenetischen Längsschnittdarstellungen<br />

entwickelt <strong>und</strong> m .W . erstmals 1952 im Westfalen-Buch angewendet<br />

(z.B . S . 173) . H . Uhlig rühmt mit Recht Müller-Wille's Fähigkeit, »mittels modellhafter<br />

Kartogramme, Figuren oder einiger das Detail auf wesentliche Gr<strong>und</strong>linien<br />

konzentrierende Tafeln komplexe Sachverhalte überschaubar <strong>und</strong> damit<br />

auch leichter lehr- <strong>und</strong> anwendbar zu machen« (H . Uhlig 1976, S . 16) .<br />

Bisher haben wir den wissenschaftlichen Werdegang Müller-Willes vor allem<br />

im Hinblick auf seine Entwicklung als Siedlungsgeograph skizziert <strong>und</strong> nur in<br />

Stichworten <strong>die</strong> inhaltliche <strong>Bedeutung</strong> seiner Arbeiten angesprochen . Dies soll im<br />

folgenden in den Mittelpunkt gerückt werden, indem wir Müller-Willes wissenschaftlichen<br />

Weg im Spiegel seiner Publikationen verfolgen . Dabei ist zunächst<br />

herauszustellen, daß eine Reihe seiner frühen Beiträge nicht im engeren Sinne als<br />

siedlungsgeographische Arbeiten anzusehen sind, sondern eine ausgeprägte<br />

kulturlandschaftliche Zielsetzung haben . Erst mit seiner großen Arbeit »Langstreifenflur<br />

<strong>und</strong> Drubbel« (1944) wendet er sich der historisch-genetischen Siedlungsgeographie<br />

zu, ohne jedoch <strong>die</strong> Einbindung in den weiteren Kontext der<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong>sforschung je aufzugeben . Dies wird z .B . ganz deutlich in seinem<br />

Vortrag vor dem Essener Geographentag 1953 über »Agrarbäuerliche Landschaftstypen«<br />

. Liest man <strong>die</strong> im engeren <strong>und</strong> weiteren Sinne siedlungsgeographischen<br />

Themen gewidmeten Arbeiten Müller-Wille's unter der Fragestellung,

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