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Verkehrswege und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft

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Technikgeschichtliche Entwicklung der Verkehrsmittel 13 7<br />

nutzen zu können, waren neue Trassen erforderlich . Und so wurden vor allem<br />

gegen Ende des Jahrh<strong>und</strong>erts Kurven gestreckt, Brücken verstärkt <strong>und</strong> vielfach<br />

neue Linienführungen gesucht . Dies war um so leichter möglich, als nun zur<br />

Unterstützung der noch weiterhin vorherrschenden Handarbeit beim Eisenbahnbau<br />

spezielle Bau- <strong>und</strong> Hebemaschinen eingesetzt werden konnten, <strong>die</strong> den ersten<br />

Eisenbahnkonstrukteuren noch nicht zur Verfügung gestanden hatten . Gegenwärtig<br />

erleben wir eine erneute Phase der - wenn man so will - Sucht nach<br />

Geradlinigkeit . Erwähnt seien hier der völlige Neubau der Strecken Würzburg-<br />

Hannover <strong>und</strong> Mannheim-Stuttgart, <strong>und</strong> weitere sind in der Planung . Auch<br />

wenn man sich angesichts eines geschärften Umweltbewußtseins der Öffentlichkeit<br />

darum bemüht, <strong>die</strong> Strecken in der Nähe von Siedlungen möglichst unter <strong>die</strong><br />

Erde zu legen, sind dennoch erhebliche Eingriffe in <strong>die</strong> Natur- <strong>und</strong> <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

unvermeidlich .`<br />

Vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges verfügte das Deutsche Reich über<br />

insgesamt 61000 Kilometer Normalbahn <strong>und</strong> 2700 Kilometer Schmalspurbahn .<br />

»Damit waren fast alle Orte Deutschlands nicht mehr als wenige St<strong>und</strong>en Fußmarsch<br />

von einer Eisenbahnstation entfernt. «Z 'Allein der flächenmäßige Umfang<br />

der Infrastruktur des Eisenbahnnetzes bedeutete also einen erheblichen Eingriff<br />

in <strong>die</strong> bislang vorhandene <strong>Kulturlandschaft</strong> . Als erstes sind <strong>die</strong> Gleiskörper mit<br />

ein oder zwei Gleisen zu nennen, einschließlich der Signal- <strong>und</strong> Meldeanlagen mit<br />

<strong>ihre</strong>n Kabelsträngen, ferner <strong>die</strong> Bahnhöfe mit <strong>ihre</strong>n an Zahl ständig zunehmenden<br />

Betriebsgebäuden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lagerung von Gütern, den zum Teil riesenhaften<br />

Gleisanlagen zum Rangieren, Be- <strong>und</strong> Entladen sowie zum Bereitstellen der Züge<br />

. Vergessen werden dürfen auch nicht <strong>die</strong> mehr als 70 000 beschrankten Bahnübergänge<br />

sowie <strong>die</strong> zahllosen Überführungen <strong>für</strong> den Straßen- <strong>und</strong> Fußgängerverkehr,<br />

<strong>die</strong> zum Teil schon in einiger Entfernung von der Trasse Eingriffe in <strong>die</strong><br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> erforderlich machten .<br />

Bei der Betrachtung von Stadtplänen aus der Zeit um <strong>die</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

wird sofort augenfällig, welch erheblichen Flächenanteil <strong>die</strong> Bahnhofsanlagen im<br />

Vergleich zu den Wohn-, Geschäfts- <strong>und</strong> Gewerbebauten beansprucht haben .<br />

Insbesondere <strong>die</strong> Güterbahnhöfe mit <strong>ihre</strong>n zahlreichen parallel verlaufenden<br />

Gleisen setzten dem Häuserbau Grenzen oder verhinderten zumindest das Zusammenwachsen<br />

von Siedlungskernen . Die dennoch notwendigen Verbindungen<br />

ließen sich wiederum nur durch kostenaufwendige Unter- <strong>und</strong> Überführungen<br />

bzw . durch Umgehungsstraßen herstellen . Dies gilt in besonderem Maße <strong>für</strong> jene<br />

z° Daß man gegenwärtig beim Streckenbau stärkere Rücksicht auf <strong>die</strong> davon betroffenen Menschen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Landschaft zu nehmen hat, belegt folgendes Zitat : »Im Zuge eines allgemein gestiegenen<br />

Umweltbewußtseins wird jetzt auch von den Eisenbahnen verlangt, schädliche Umwelteinwirkungen<br />

durch Verkehrsgeräusche zu vermeiden, <strong>die</strong> nach dem Stand der Technik vermeidbar sind . Die<br />

Schienenfahrzeuge müssen so betrieben werden, daß vermeidbare Emissionen auf ein Mindestmaß<br />

beschränkt bleiben . Beim Bau der neuen Strecken der Deutschen B<strong>und</strong>esbahn sind darüber hinaus<br />

vielfältige gesetzliche Forderungen nach geringem Landverbrauch, Landschaftsschutz, Schutz der<br />

Lebensräume seltener Pflanzen <strong>und</strong> Tiere sowie nach mehr Schutz vor Lärm <strong>und</strong> Erschütterungen<br />

zu beachten .« Aus : Offizieller Jubiläumsband der Deutschen B<strong>und</strong>esbahn . 150 Jahre Deutsche<br />

B<strong>und</strong>esbahnen, München 1985, S . 172 .<br />

`'' Friedrich-Wilhelm Henning, Die Industrialisierung Deutschlands 1800 - 1914, Paderborn 1973,<br />

S . 162 .

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