Bewertung der Qualität objektorientierter Entwürfe - Worte-Projekt
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68 6 Softwarequalität<br />
6.2.3 Vorgehensmodelle<br />
Beim Ansatz <strong>der</strong> Vorgehensmodelle wird kein <strong>Qualität</strong>smodell vorgegeben. Stattdessen<br />
wird eine Vorgehensweise angegeben, mit <strong>der</strong> systematisch ein passendes <strong>Qualität</strong>smodell<br />
entwickelt wird. Beispiele dieses Ansatzes sind QFD (Quality Function<br />
Deployment) und GQM (Goal-Question-Metric).<br />
Quality Function Deployment<br />
QFD wurde erstmals 1972 bei Mitsubishi in <strong>der</strong> Fabrikation eingesetzt und später von<br />
Kogure und Akao auf Software-Produkte übertragen. Der Ansatz ist hauptsächlich in<br />
Japan verbreitet (Kogure, Akao, 1983) und gehört zum Bereich des Total Quality Management<br />
(TQM). Eine ausführliche Beschreibung von QFD gibt Akao (1990).<br />
Das Vorgehen bei QFD ist wie folgt: Zunächst werden sämtliche <strong>Qualität</strong>sanfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Kunden und <strong>der</strong> zukünftigen Benutzer durch Befragung erhoben. Anschließend<br />
werden diese Anfor<strong>der</strong>ungen an das Endprodukt (Benutzersicht) in Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Zwischenprodukte (Entwicklersicht) übersetzt. Der Zusammenhang<br />
zwischen den beiden Sichten wird für jede Anfor<strong>der</strong>ung klar dokumentiert, z. B. in<br />
Form von Matrizen. Auf diese Weise ist den Entwicklern immer klar, was eine Anfor<strong>der</strong>ung<br />
für die beiden Sichten bedeutet.<br />
In Zusammenhang mit Joint Application Development (JAD, Entwicklung unter Integration<br />
von Vertretern des Kunden) hat sich diese Methode als sehr effektiv herausgestellt,<br />
Fehler in <strong>der</strong> Spezifikationsphase zu vermeiden (Jones, 1997, S. 266). Haag et al.<br />
(1996) berichten über die erfolgreiche Anwendung von QFD bei großen Softwareherstellern.<br />
Goal-Question-Metric<br />
GQM wurde Ende <strong>der</strong> 80er Jahre im Rahmen des TAME-<strong>Projekt</strong>s (Tailoring a Measurement<br />
Environment) von Basili und Rombach (1988) entwickelt. Das Vorgehen<br />
nach GQM lässt ein spezifisches <strong>Qualität</strong>smodell entstehen, das aus den <strong>Qualität</strong>szielen<br />
des Unternehmens o<strong>der</strong> des <strong>Projekt</strong>s abgeleitet ist. Zuerst werden die <strong>Qualität</strong>sziele<br />
(goals) erhoben. Anschließend werden Fragestellungen (questions) formuliert,<br />
die sich aus den Zielen ergeben. Zum Schluss werden diejenigen Metriken (metrics)<br />
festgelegt, welche die Frage beantworten sollen.<br />
Das resultierende <strong>Qualität</strong>smodell besteht nicht aus <strong>Qualität</strong>sattributen, son<strong>der</strong>n aus<br />
<strong>der</strong> Hierarchie von Zielen, Fragestellungen und Metriken. Das GQM-Modell kann<br />
besser zur Aufgabe passen, da <strong>Qualität</strong>sziele vielschichtiger sein können als <strong>Qualität</strong>sattribute.<br />
Ein Ziel besteht nämlich aus drei Dimensionen: dem Objekt, dem <strong>Qualität</strong>sattribut<br />
und dem Blickwinkel (Rombach, 1993). Die Vorgehensweise <strong>der</strong> Entwicklung<br />
eines <strong>Qualität</strong>smodells nach GQM ist aufgrund ihrer Offenheit allerdings sehr<br />
schwierig. Um diesen gewichtigen Nachteil abzumil<strong>der</strong>n, werden für jeden Schritt<br />
umfangreiche Hilfestellungen in Form von Schablonen, Richtlinien und Prinzipien<br />
angeboten. Daskalantonakis (1992, 1994) stellt fest, dass GQM erst ab den Stufen zwei<br />
o<strong>der</strong> drei des Capability Maturity Model funktioniert. Da sich <strong>der</strong> Großteil aller Organisationen<br />
noch auf Stufe eins befindet (Baumert, 1991), ist GQM folglich in vielen<br />
Fällen nicht anwendbar.