Bewertung der Qualität objektorientierter Entwürfe - Worte-Projekt
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32 4 Objektorientierter Entwurf<br />
Neu ist hier die explizite Hinzunahme des Kontextes <strong>der</strong> Architektur sowie <strong>der</strong> Leitlinien<br />
<strong>der</strong> Architektur und ihrer Weiterentwicklung (also eine Art „design rationale“).<br />
Dies erleichtert das Verständnis und die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Architektur.<br />
4.3.2 Muster<br />
Die Musteridee stammt interessanterweise aus dem Fachgebiet <strong>der</strong> Architektur. Dort<br />
haben Alexan<strong>der</strong> et al. (1977) sie bereits in den 70er-Jahren propagiert (vgl. Lea, 1994).<br />
Muster sind erprobte Lösungen für immer wie<strong>der</strong>kehrende Entwurfsprobleme. Die<br />
Beobachtung von Entwerfern hat ergeben, dass sie dazu neigen, eher eigene frühere<br />
Lösungen für neue Probleme zu adaptieren, statt völlig neue Lösungen zu erarbeiten<br />
(Parnas, 1994). Diese Wie<strong>der</strong>verwendung spart viel Aufwand und führt zu brauchbaren<br />
Lösungen, wenn die wie<strong>der</strong>verwendete Lösung auf das neue Problem passt. Doch<br />
es kommt durchaus vor, dass alte Lösungen für das Problem „zurechtgebogen“ werden,<br />
statt nach neuen, besseren Lösungen zu suchen. Das führt dazu, dass das Ergebnis<br />
wenig brauchbar ist.<br />
Bei den Mustern werden zum einen die essentiellen Eigenschaften herausgearbeitet,<br />
indem vom konkreten Problem abstrahiert wird. Zum an<strong>der</strong>en wird genau dokumentiert,<br />
wann das Muster anwendbar ist und wann nicht. Auf diese Weise können<br />
Lösungen wie gewohnt wie<strong>der</strong>verwendet werden. Durch die Dokumentation <strong>der</strong><br />
Anwendungsbedingungen ist die Wahrscheinlichkeit einer falschen Verwendung<br />
eines Musters aber geringer. Ein Nachteil ist allerdings, dass die Muster wegen ihrer<br />
Abstraktheit erst noch für das konkrete Problem ausgeprägt werden müssen. Gute<br />
Musterdokumentation gibt aber auch dazu Hinweise.<br />
4.3.3 Architekturstile und Architekturmuster<br />
Bei <strong>der</strong> Entwicklung einer Architektur kann man sich an Architekturstilen (Shaw,<br />
Garlan, 1996) orientieren. Ein Architekturstil (architectural style) kann als Architekturphilosophie<br />
aufgefasst werden, er ist so etwas wie eine Meta-Architektur. Shaw<br />
und Garlan unterscheiden Architekturmuster (z. B. Model-View-Controller), die allgemeiner<br />
Natur sind, und Referenzmodelle (z. B. ISO-OSI 7-Schichtenmodell), die in<br />
<strong>der</strong> Regel für bestimmte Anwendungsfel<strong>der</strong> gedacht sind. Architekturstile treten häufig<br />
kombiniert auf, z. B. auf verschiedenen Abstraktionsebenen <strong>der</strong> Architektur.<br />
Tabelle 4-1 zeigt eine Übersicht über verschiedene Architekturstile.<br />
Die Wahl eines Architekturstils legt den Entwerfer auf eine bestimmte Sichtweise fest,<br />
mit <strong>der</strong> die Problemlösung angegangen wird. Es werden Komponenten- und Konnektorentypen<br />
sowie ihre Kombinationsregeln vorgegeben. Innerhalb <strong>der</strong> Sichtweise kreiert<br />
<strong>der</strong> Entwerfer seine Architektur anhand <strong>der</strong> vorgegebenen „Spielregeln“. Das hat<br />
den Vorteil, dass dem Entwerfer ein Rahmen zu Verfügung gestellt wird, an dem er<br />
sich orientieren kann. Allerdings ist jetzt die Auswahl eines passenden Architekturstils<br />
entscheidend: Der Stil muss sich für das Problem eignen. Ansonsten entsteht<br />
zusätzlicher Aufwand, um das Problem dem Stil anzupassen. Bass et al. (1998, Kap. 5)<br />
geben einige Hinweise, welcher Stil sich für welche Probleme eignet.