Bewertung der Qualität objektorientierter Entwürfe - Worte-Projekt
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104 8 Das allgemeine <strong>Qualität</strong>smodell<br />
throughout the life cycle.“ Das System wird sich also schon während <strong>der</strong> Entwicklung<br />
än<strong>der</strong>n, z. B. weil neue Anfor<strong>der</strong>ungen hinzukommen o<strong>der</strong> vorhandene Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
sich än<strong>der</strong>n.<br />
Das Problem laufen<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen am Entwurf wird durch evolutionäre Entwicklungsprozesse<br />
(z. B. extreme Programmierung) noch verschlimmert. Bei dieser Vorgehensweise<br />
wird das System Schritt für Schritt entworfen und implementiert, so dass<br />
Entwurfserweiterungen und -restrukturierungen an <strong>der</strong> Tagesordnung sind. Bei<br />
extremer Programmierung wird das Än<strong>der</strong>ungsproblem noch verschärft, da dort vorausschauendes<br />
Entwerfen (z. B. in Hinblick auf zukünftige Än<strong>der</strong>ungen) explizit<br />
untersagt ist; es darf nur für die momentan zu bearbeitenden Anfor<strong>der</strong>ungen entworfen<br />
werden. Kommen dann später neue Anfor<strong>der</strong>ungen hinzu, muss notfalls <strong>der</strong> Entwurf<br />
durch Refaktorisierung überarbeitet werden.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Wartung spielt die Verständlichkeit eine große Rolle. Nach Grady (1997,<br />
Kap. 4) entfallen momentan 28% <strong>der</strong> Kosten bei <strong>der</strong> Software-Entwicklung (einschließlich<br />
Wartung) auf das Programmverständnis (knowledge recovery). Wenn man<br />
nur die Wartung betrachtet, sind es sogar 50% (Corbi, 1989) bis 60% (Canfora et al.,<br />
1996). Demzufolge können Einsparungen erzielt werden, wenn das Programmverständnis<br />
(z. B. durch bessere Dokumentation) erleichtert wird. Grady rechnet mit<br />
Netto-Einsparungen von 3 bis 7%, falls solche Maßnahmen ergriffen werden. Daher<br />
liegt innerhalb <strong>der</strong> Wartbarkeit im <strong>Qualität</strong>smodell ein Schwerpunkt auf Kriterien, die<br />
die Verständlichkeit beeinflussen.<br />
8.2 Aufbau des Modells<br />
Das allgemeine <strong>Qualität</strong>smodell wird gemäß dem Factors-Criteria-Metrics-Schema<br />
(vgl. Abschnitt 6.2.1) aufgebaut. Die oberste Ebene bilden die Faktoren. Diese setzen<br />
sich aus Kriterien zusammen, die wie<strong>der</strong>um auf Metriken aufbauen.<br />
8.2.1 Faktoren<br />
Wartungsart<br />
Verteilung nach Lientz,<br />
Swanson (1980)<br />
Verteilung nach Sneed<br />
(1988)<br />
Stabilisierung 21,7% 25%<br />
Optimierung 9,5% 15%<br />
Anpassung 23,6% 20%<br />
Erweiterung 41,8% 40%<br />
Sonstiges 3,4% –<br />
Tabelle 8-1: Aufwandsverteilung in <strong>der</strong> Wartung<br />
Faktoren stehen für die Eigenschaften des Systems, die vorhergesagt werden sollen.<br />
Der wichtigste Faktor des Modells ist die Wartbarkeit (vgl. Abschnitt 8.1.5). Darüber<br />
hinaus gibt es die Faktoren Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit, Wie<strong>der</strong>verwendung, Brauchbarkeit,<br />
Testbarkeit und Prüfbarkeit (vgl. Abschnitt 8.3 und die folgenden). Weitere Faktoren<br />
sind denkbar, wurden jedoch nicht aufgenommen, weil ihre <strong>Bewertung</strong> auf <strong>der</strong><br />
Basis von ODEM schwierig ist (vgl. Abschnitt 8.9). Die Faktoren repräsentieren relativ