Bewertung der Qualität objektorientierter Entwürfe - Worte-Projekt
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100 7 Entwurfsqualität<br />
und allen Entwerfern zugänglich zu machen (ebenso wie z. B. die Entwurfsmuster).<br />
Obwohl es zur Anwendung dieser Entwurfsregeln doch wie<strong>der</strong> einiger Erfahrung<br />
bedarf, liegt damit die Schwelle zur qualifizierten Entwurfseinschätzung insgesamt<br />
niedriger. Der menschliche Experte ist teilweise auch durch Checklisten o<strong>der</strong> Fragebögen<br />
ersetzbar. Diese enthalten bestimmte Prüfkriterien, die dazu geeignet sind,<br />
potentielle Probleme aufzudecken. Die Entscheidung, ob ein identifiziertes potentielles<br />
Problem ein echtes Problem ist, setzt aber häufig wie<strong>der</strong> Expertenwissen voraus.<br />
Diskussion<br />
Die Beschreibung <strong>der</strong> vier Verfahren macht deutlich, dass jedes seine beson<strong>der</strong>en<br />
Stärken und Schwächen hat. Folglich sind für jedes <strong>Qualität</strong>sattribut bestimmte<br />
<strong>Bewertung</strong>sverfahren besser geeignet als an<strong>der</strong>e. Das <strong>Bewertung</strong>sverfahren sollte also<br />
je nach Attribut variieren – zum Teil sind auch Kombinationen sinnvoll. Laut Bosch<br />
ist die Evaluation mit Szenarien vor allem für Aspekte <strong>der</strong> Entwicklungsqualität wie<br />
Wartbarkeit und Flexibilität geeignet, während Simulation und mathematische<br />
Modellierung für Aspekte <strong>der</strong> Betriebsqualität wie Robustheit und Leistung besser<br />
sind. Für subjektive <strong>Qualität</strong>sattribute wie Verständlichkeit bleibt letzten Endes wohl<br />
eine Begutachtung durch den Menschen erfor<strong>der</strong>lich, auch wenn es automatisch<br />
messbare Indikatoren dafür gibt. In dieser Arbeit wird daher ein <strong>Bewertung</strong>sverfahren<br />
verwendet, das eine Kombination aus Expertenschätzung und mathematischer<br />
Modellierung mit Entwurfsmetriken ist.<br />
Da es bei <strong>der</strong> Entwurfsbewertung vor allem darum geht, zukünftige Kosten vorherzusagen,<br />
bleibt es zum Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Bewertung</strong> ungewiss, ob die gemessene <strong>Qualität</strong><br />
des Entwurfs zutreffend ist. Wie jede Vorhersage <strong>der</strong> Zukunft kann die <strong>Bewertung</strong><br />
mehr o<strong>der</strong> weniger falsch sein. Durch geeignete Validierung des <strong>Bewertung</strong>sverfahrens<br />
lässt sich zwar die statistische Sicherheit des Eintreffens <strong>der</strong> Vorhersage erhöhen,<br />
absolute Sicherheit gibt es aber nicht.<br />
7.6.2 Quantitative <strong>Bewertung</strong><br />
Die <strong>Bewertung</strong> ist grundsätzlich in qualitativer und quantitativer Form möglich. Die<br />
qualitative <strong>Bewertung</strong> erlaubt nur relative Aussagen in Bezug auf ein einzelnes <strong>Qualität</strong>sattribut,<br />
z. B. dass eine Entwurfsalternative portabler ist als eine an<strong>der</strong>e. Für einen<br />
Alternativenvergleich ist die qualitative <strong>Bewertung</strong> ausreichend, sofern nur ein Attribut<br />
betrachtet wird und es unwichtig ist, um wie viel besser die eine Alternative als<br />
die an<strong>der</strong>e ist.<br />
Wenn mehrere <strong>Qualität</strong>sattribute in die <strong>Bewertung</strong> einfließen sollen, können nur bei<br />
einer quantitativen <strong>Bewertung</strong> fundierte relative (Entwurf A ist besser als B) und<br />
absolute Aussagen (Entwurf A ist gut, Entwurf B ist befriedigend) gemacht werden.<br />
Daher ist eine Quantifizierung des <strong>Qualität</strong>smodells anzustreben. Abwägungen zwischen<br />
verschiedenen Attributen können in Form von Gewichten dargestellt werden,<br />
mit denen die einzelnen <strong>Bewertung</strong>en zu einer Gesamtbewertung verrechnet werden.<br />
Zur Quantifizierung werden Metriken eingesetzt. Die schwierige Frage ist, wie sich<br />
die <strong>Qualität</strong>sattribute mittels Metriken messen lassen. Es müssen für jedes Attribut<br />
eine o<strong>der</strong> mehrere Metriken gefunden werden, die mit dem Attribut korreliert sind.<br />
Außerdem ist zu entscheiden, was genau gemessen wird, beispielsweise ob man<br />
geerbte Eigenschaften mitzählt o<strong>der</strong> nicht.