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Bewertung der Qualität objektorientierter Entwürfe - Worte-Projekt

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7.6 Entwurfsbewertung 99<br />

Evaluation durch Simulation. Liegt <strong>der</strong> ganze Entwurf in einer hinreichend formalen<br />

Beschreibung vor, kann das entworfene System auch von einer Maschine simuliert<br />

werden. Die Beschreibung wird sich allerdings auf einem eher abstrakten Niveau<br />

befinden, weil sonst <strong>der</strong> Aufwand für die Erstellung <strong>der</strong> Beschreibung zu hoch ist.<br />

Alternativ kann man sich auch auf Ausschnitte aus dem Entwurf beschränken, die<br />

potentiell kritisch sind. Ein Beispiel sind Machbarkeitsstudien in Form von explorativen<br />

Prototypen, die speziell für bestimmte <strong>Qualität</strong>saspekte erstellt werden, z. B. zur<br />

Ermittlung <strong>der</strong> Leistung eines Transaktionsmonitors in einem Datenbanksystem.<br />

Der Vorteil des Simulationsansatzes ist es, dass handfestere Aussagen entstehen als<br />

beim Szenario-Ansatz, weil mehr und vor allem präzisere Information hineingesteckt<br />

werden muss. Außerdem kann die Simulation im günstigsten Fall vollautomatisch<br />

durchgeführt werden. Dem steht allerdings <strong>der</strong> gravierende Nachteil gegenüber, dass<br />

die Formalisierung des Entwurfs erzwungen wird, was einen hohen Aufwand bedeuten<br />

kann und Expertenwissen voraussetzt. Die Formalisierung wie<strong>der</strong>um hat allerdings<br />

den Vorteil, dass auf diese Weise Lücken und unpräzise Beschreibungen im<br />

Entwurf viel eher auffallen. Ein exploratives Prototyping gibt auch Hinweise zur<br />

Implementierbarkeit, da die für die Implementierung benötigte Technologie in Form<br />

von Werkzeugen, Middleware etc. quasi mitgeprüft wird.<br />

Evaluation durch mathematische Modellierung. Wie die Simulation setzt die<br />

mathematische Modellierung auf die Formalisierung des Entwurfs (o<strong>der</strong> eines Ausschnitts<br />

des Entwurfs). Die mathematischen Modelle dienen aber mehr <strong>der</strong> statischen<br />

Analyse des Entwurfs. Ein bekanntes Beispiel für mathematische Modelle sind die<br />

Leistungsmodelle zur Abschätzung des Zeit- und Platzbedarfs eines Algorithmus<br />

und die Einteilung in Leistungsklassen mit <strong>der</strong> O()-Notation. Ein weiteres Beispiel ist<br />

die Analyse eines nebenläufigen o<strong>der</strong> parallelen Systems auf Verklemmungsfreiheit<br />

(ein Aspekt <strong>der</strong> Robustheit). Auch wenn Bosch darauf nicht eingeht, sind auch Entwurfsmetriken<br />

(oft vergleichsweise primitive) mathematische Modelle eines Entwurfs.<br />

Die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes sind ähnlich wie bei <strong>der</strong> Simulation.<br />

Evaluation aufgrund von Erfahrung. Dieser ganzheitliche Ansatz baut vor allem auf<br />

<strong>der</strong> Erfahrung von Entwurfsexperten auf. Diese haben schon viele gute und schlechte<br />

Erfahrungen gemacht, die sie – auch in Form von Intuition – in die Entwurfsbewertung<br />

einbringen können. Ergebnis einer solchen <strong>Bewertung</strong> sind vor allem Hinweise<br />

auf (mögliche) Mängel im Entwurf und daraus abgeleitete Verbesserungsvorschläge.<br />

Werden diese Ergebnisse genauer untersucht, lässt sich meist durch logische Beweisführung<br />

nachvollziehbar machen, warum die Hinweise auf Mängel tatsächlich<br />

gerechtfertigt sind. Alternativ können auch die drei an<strong>der</strong>en <strong>Bewertung</strong>sansätze verwendet<br />

werden, um das identifizierte potentielle Problem zu untersuchen.<br />

Der Vorteil dieses Verfahrens besteht in <strong>der</strong> ganzheitlichen Betrachtungsweise und in<br />

<strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Erfahrung langjähriger Entwerfer. Letzteres setzt aber voraus, dass<br />

ein solcher Entwerfer verfügbar ist und seine Erfahrung etwas taugt. Fehlt <strong>der</strong><br />

Experte, besteht die Gefahr, dass <strong>der</strong> Ansatz wenig effektiv ist. Das gilt auch dann,<br />

wenn <strong>der</strong> Entwerfer seinen Entwurf selbst prüft (wegen kognitiver Dissonanz). Die<br />

Expertenbewertung ist subjektiv und kaum nachvollziehbar, die Ergebnisse können<br />

allerdings nachträglich nachvollziehbar gemacht werden.<br />

Die bereits vorstellten Prinzipien (Abschnitt 7.3.1) und Heuristiken (Abschnitt 7.3.2)<br />

des Entwurfs sind <strong>der</strong> Versuch, das Expertenwissen von seinem Träger unabhängig

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