Bewertung der Qualität objektorientierter Entwürfe - Worte-Projekt
Bewertung der Qualität objektorientierter Entwürfe - Worte-Projekt
Bewertung der Qualität objektorientierter Entwürfe - Worte-Projekt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
7.4 Beispiele für OOD-<strong>Qualität</strong>smodelle 93<br />
Implementierung (implementation). Gibt es eine vernünftige Implementierung für<br />
die Klasse? Falls die Implementierung sehr groß o<strong>der</strong> komplex ist, sollte überprüft<br />
werden, ob die Klasse zu viele Verantwortlichkeiten hat o<strong>der</strong> eine ungeeignete Abstraktion<br />
gewählt wurde. Bei Bedarf kann die Klasse in neue Klassen zerschlagen werden<br />
o<strong>der</strong> die Implementierung durch Hilfsklassen besser strukturiert werden.<br />
7.4.5 Gillibrand und Liu<br />
Gillibrand und Liu (1998) geben ein rudimentäres <strong>Qualität</strong>smodell für den objektorientierten<br />
Entwurf an, das nach dem FCM-Schema (vgl. Abschnitt 6.2.1) aufgebaut<br />
ist. Das Modell enthält die drei Faktoren Zuverlässigkeit, Komplexität und Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit.<br />
Zu diesen Faktoren werden Kriterien angegeben, für die wie<strong>der</strong>um<br />
eine Reihe von Metriken angegeben wird. Abbildung 7-8 zeigt den Aufbau des<br />
Modells. Der Begriff Zuverlässigkeit wird hier in einem völlig an<strong>der</strong>en Sinne verwendet:<br />
Er bezeichnet die Korrektheit des Entwurfs in Bezug auf die Spezifikation. Für<br />
die an<strong>der</strong>en beiden Faktoren wird keine Definition angegeben, da wohl irgendeine<br />
übliche Definition angenommen wird. Übrigens bedeutet eine höhere Zuverlässigkeit<br />
o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit eine höhere <strong>Qualität</strong>, während eine höhere Komplexität<br />
eine niedrigere <strong>Qualität</strong> bedeutet. Eine solche Gegenläufigkeit <strong>der</strong> Faktoren ist –<br />
schon aus psychologischen Gründen – keine gute Idee. Statt Komplexität wäre wohl<br />
Einfachheit die bessere Wahl gewesen.<br />
Klassengröße<br />
Zuverlässigkeit Komplexität Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit<br />
Klassenkomplexität<br />
Klassenhierarchiestruktur<br />
Klassenkommunikation<br />
Abbildung 7-8: <strong>Qualität</strong>smodell von Gillibrand und Liu<br />
Klassenkapselung<br />
WMC SI NOC CBO RFC LCOM<br />
Die Kriterien werden nicht näher erläutert, dafür die Metriken 5 ausführlich. Die<br />
<strong>Bewertung</strong> eines Kriteriums ergibt sich aus den Werten seiner Metriken, die gewichtet<br />
werden sollen. Konkrete Gewichte geben die Autoren aber nicht an. Eine Gewichtung<br />
soll ebenfalls erfolgen, um aus den Werten <strong>der</strong> Kriterien Werte für die Faktoren zu<br />
erhalten. Explizite Zusammenhänge zwischen Faktoren und Kriterien fehlen aber in<br />
<strong>der</strong> Beschreibung, Gewichte werden auch nicht genannt. Es gibt zwar eine Diskussion,<br />
welche Metriken Einfluss auf welche Faktoren haben – wie diese Einflüsse mit<br />
den Kriterien zusammenhängen, bleibt aber unklar. Es wird nur gesagt, dass alle fünf<br />
Kriterien für jeden Faktor relevant sind.<br />
5. Die Metrik SI (specialization index) stammt von Lorenz und Kidd (1994), die übrigen Metriken von<br />
Chidamber und Kemerer (1994).