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luminous - Petra Ottkowski

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struktion. Auffällig ist hier ein sehr variabler Umgang mit<br />

Tiefenräumlichkeit, der sowohl Strategien von Raumdehnung<br />

und Raumkomprimierung einschließt, als auch die<br />

Schnittstelle zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion<br />

berührt. In den gemalten Räumen treffen Erinnerung<br />

auf Erfindung, Konstruiertes auf Reales. Die Bilder<br />

zeigen Räume. Man kann sie sehen und doch ist das Bild<br />

ein uneinlösbares Versprechen, denn hätten wir die<br />

Möglichkeit, in die Bilder einzutreten, wie fänden wir uns<br />

darin zurecht? Das ist für mich das Spannende: Dass wir<br />

uns in der Betrachtung dieser Bilder physisch mit<br />

unserem Körper, mit unserem eigenen Standpunkt, bzw.<br />

mit der Schwierigkeit diesen Standpunkt nur schwer<br />

ausmachen zu können, konfrontiert sehen.<br />

Die Frage des Ortes, bzw. der Ortlosigkeit angesichts<br />

zunehmender Medialisierung und Globalisierung<br />

(überall und nirgendwo) reflektiert ein sehr aktuelles<br />

Phänomen. <strong>Petra</strong> <strong>Ottkowski</strong>s (scheinbar) klar konstruierte<br />

Räume entführen uns, ja, verlocken durch ihre<br />

Leichtigkeit und Transparenz, durch ihre ausgesuchte,<br />

prägnante Farbigkeit und stürzen uns zugleich in<br />

prickelnde Verwirrung. Wir finden uns auf einmal in<br />

einem Labyrinth von verschachtelten Räumen und<br />

Ebenen, uneindeutigen Innen- und Außenzonen wieder.<br />

Manche Autoren, die über die Bilder von <strong>Petra</strong><br />

<strong>Ottkowski</strong> geschrieben haben, hatten die Assoziation<br />

eines Bühnenraumes. Ich habe mir sofort, eine Zusammenstellung<br />

von real gebauten und projizierten Raum-<br />

körpern als Folien für zeitgemäße Theaterinszenierungen<br />

vorstellen können. Uns kommen diese räumlichen<br />

Inszenierungen auf der Fläche verwirrend vor, doch<br />

die Malerin geht mit großer Sachkenntnis, Akribie und<br />

Leidenschaft Stück für Stück vor, wenn sie ihre Bildräume<br />

in mehreren Schichten nach klaren geometri-<br />

Kreuzarm | 2006 | Acryl auf Leinwand | 30 x 30 cm | Privatsammlung Rügen<br />

schen Gesetzmäßigkeiten konstruiert, um dann die<br />

Ordnung optisch subtil zu chaotisieren. Sie legt auf einer<br />

ersten Bildebene mit dem Bleistift eine bestimmte<br />

konstruktive Struktur vor, die dann ausgemalt wird. In<br />

weiteren Arbeitsschritten, wobei auch computergestütze<br />

Zeichenprogramme eingesetzt werden, entwickelt sie<br />

auf der Fläche mittel konkreter Ebenen und Kuben<br />

immer komplexer werdende illusionistische Räume,<br />

wobei dem Schatten eine wichtige Rolle zukommt. Die<br />

Schatten plastizieren gleichsam die Binnenflächen.<br />

Und hier kommt das lustvolle, intensive Studium der<br />

historischen und wissenschaftlichen Literatur über Schattenbildung<br />

und ihrer mathematischen Berechnungsmodelle<br />

zum tragen. <strong>Petra</strong> <strong>Ottkowski</strong> hat über lange Jahre<br />

in vielen Büchern historische Kenntnisse dieser mathematischen<br />

Gebrauchsanweisungen studiert und verinnerlicht,<br />

sodass sie in ihrer Malerei mit den richtigen und<br />

falschen Schatten spielen kann. Da ist der Unterschied<br />

zwischen Wissenschaft und Kunst. Während Wissenschaft<br />

in ihren Aussagen auf Eindeutigkeit zielt, kann die<br />

Malerin aus künstlerischen, aus ästhetischen Erwägungen<br />

Entscheidungen treffen, die, um die Spannung zu<br />

erhöhen oder um Fragen zu stellen, offen mit der<br />

Abweichung, dem Regelverstoß, der Irritation, der<br />

Ambivalenz arbeiten und diese mit ihren Bildern als ihre<br />

künstlerischen Ergebnisse präsentieren und uns<br />

einladen, darin zu wandern, mit den Proportionen, den<br />

Größenverhältnissen zu spielen und uns zu diesen<br />

Raumformulierungen ins Verhältnis zu setzen.<br />

Auf einmal werden die Bilder (Konkrete Kunst) in der<br />

Wahrnehmung für den Betrachter ganz konkret. Die<br />

besondere Bedeutung der Oberfläche im Raum wird<br />

von <strong>Petra</strong> <strong>Ottkowski</strong> auf intensive Weise untersucht und<br />

verleiht ihren Arbeiten ein großes Verführungspotenzial.<br />

Die transparente Qualität verlockt, in die komplexe

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