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Ausgabe 1-2010 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

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15<br />

18<br />

Weichteilsarkome im Erwachsenenalter<br />

Diagnostik und Therapie<br />

Deutscher Krebspreis für <strong>Essen</strong>er<br />

Dermatologen<br />

Prof. Dr. med. Dirk Schadendorf ausgezeichnet<br />

Kongresshighlights<br />

ASH-Jahrestagung und SABC-Symposium<br />

Evidenzbasierte Medizin als Rahmen,<br />

nicht als Korsett<br />

Interview mit Prof. Dr. med. Ulrich Dührsen<br />

01 <strong>2010</strong><br />

ISSN 1869-5892 | 4,- €<br />

www.wtz-essen.de<br />

journal<br />

Journal des<br />

Westdeutschen<br />

<strong>Tumorzentrum</strong>s WTZ<br />

<strong>Essen</strong>


Krebs aufhalten<br />

Science For A Better Life<br />

Leben verlängern<br />

Weltweit starben im letzten Jahr rund sieben<br />

Millionen Menschen an Krebs. Das entspricht<br />

in etwa der Einwohnerzahl von London oder<br />

Hongkong.<br />

Die Erkennung und gezielte Behandlung<br />

dieser Krankheit ist eine der größten Herausforderungen<br />

der Zukunft.<br />

Deshalb arbeitet Bayer HealthCare mit<br />

Nachdruck daran, die Krebsdiagnose zu verbessern<br />

und den Behandlungserfolg optimal<br />

zu überwachen.<br />

Zusätzlich entwickelten die Bayer-Forscher<br />

einen Wirkstoff, der das Wachstum von<br />

Tumorzellen blockiert. Und so hilft, wertvolle<br />

Lebenszeit zu verlängern. www.bayer.de


Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

die ausgesprochen positive Resonanz auf die Erstausgabe des WTZ-Journals<br />

hat uns ehrlich gesagt nicht völlig unerwartet getroffen, aber sie hat uns<br />

tatsächlich sehr gefreut. Mit unserem Anspruch, auch außerhalb des <strong>Essen</strong>er<br />

Campus zur Kooperation mit dem Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong> einzuladen<br />

und damit einen Beitrag zur Verbesserung der regionalen Versorgungsqualität<br />

zu leisten, sind wir überall auf offene Ohren gestoßen.<br />

Ganz in diesem Sinne ist die vorliegende <strong>Ausgabe</strong> gefüllt mit Beiträgen,<br />

die Sie in Ihrer praktischen Arbeit in Klinik und Praxis unterstützen sollen.<br />

In ihrem Überblicksbeitrag zum Weichteilsarkom belegt die Autorengruppe<br />

um Sebastian Bauer eindrucksvoll, dass diese Krankheitsentität nur erfolgreich<br />

behandelt werden kann, wenn die Kommunikationswege im interdiszipli -<br />

nären Team funktionieren.<br />

Als universitäre Einrichtung sind wir selbstverständlich Anhänger einer leit -<br />

linienorientierten Medizin; doch das, was sich so leicht sagt, ist nicht immer<br />

einfach umzusetzen. Die verschiedenen und manchmal auch schillernden<br />

Facetten Evidenz-basierter Medizin werden im Interview mit Ulrich Dührsen<br />

ab Seite 18 ausgeleuchtet, das wir Ihnen zur Lektüre ebenfalls sehr empfehlen.<br />

Wenn Sie Anregungen oder Kommentare zur Berichterstattung oder zum WTZ<br />

allgemein haben, so nehmen Sie mit uns Kontakt auf, am einfachsten unter<br />

info@wtz-essen.de<br />

Herzlichst, Ihre<br />

Angelika Eggert Andreas Hüttmann<br />

Geschäftsführende Redaktionsleiter des WTZ-Journals<br />

Direktorin des WTZ<br />

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22<br />

22<br />

13<br />

editorial<br />

Schwerpunkt<br />

Weichteilsarkome im<br />

Erwachsenen alter: Diagnostik und<br />

Therapie<br />

3<br />

Panorama<br />

Fortbildungsveranstaltungen<br />

Krebspreis für <strong>Essen</strong>er Dermatologen<br />

100 Jahre Krankenbehandlung<br />

an der Hufelandstraße<br />

Behandlungsprogramme<br />

im WTZ <strong>Essen</strong> auf einen Blick<br />

Kongress-Highlights<br />

ASH-Jahrestagung 2009:<br />

Suppressor des fetalen Hämoglobins<br />

Update Multiples Myelom<br />

Bendamustin plus Rituximab ist<br />

R-CHOP überlegen<br />

SABC-Symposium 2009:<br />

Zirkulierende Tumorzellen<br />

Interview<br />

„Evidenzbasierte Medizin<br />

darf immer nur ein Rahmen sein“<br />

Professor Ulrich Dührsen<br />

Schlusslicht<br />

Medizinisches Hörbuch<br />

„Mit Lungenkrebs leben“<br />

Impressum<br />

Vorschau


4<br />

s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Weichteil-<br />

sarkome im Erwachsenenalter<br />

Sebastian Bauer<br />

Christoph Pöttgen<br />

Florian Grabellus<br />

Andreas Paul<br />

Georg Täger<br />

Diagnostik und Therapie<br />

Weichteilsarkome stellen sowohl Primärversorger<br />

als auch spezialisierte interdisziplinäre Teams vor<br />

große Herausforderungen. Weichteilsarkome sind<br />

sehr selten und können überall im Körper auftre-<br />

ten. Da sie zunächst meist symptomarm verlau-<br />

fen, sind sie klinisch vielfach nicht von gutartigen<br />

Veränderungen zu unterscheiden. Beschwerden<br />

treten häufig erst durch die zunehmende Raum -<br />

forderung und Verdrängung auf, was die früh -<br />

zeitige Erkennung und Behandlung erschwert.<br />

Sarkome sind biologisch außerordentlich hetero-<br />

gen und erfordern regelhaft eine referenzpatho -<br />

logische Untersuchung unter Einschluss moleku-<br />

lar-pathologischer Techniken.<br />

Trotz der medizinischen Fortschritte<br />

der letzten Jahre ist selbst mit einer<br />

aggressiven multimodalen Therapie<br />

nach wie vor nur ein Teil der Patienten<br />

langfristig heilbar. Zudem erhöhen<br />

onkologisch nicht fachgerecht durchgeführte<br />

Biopsien und Operationen<br />

die Morbidität von Weichteilsarkomen<br />

deutlich.<br />

Wenn Weichteilsarkome in spezialisierten<br />

Zentren erkannt und behandelt<br />

werden, lassen sich nicht nur Heilungschancen<br />

verbessern und Morbiditäts -<br />

risiken verringern. Hinzu kommen ein<br />

ökonomischer Einspareffekt [1], und ein<br />

messbarer prognostischer Vorteil, der<br />

umso ausgeprägter ist, je zeitnäher die<br />

Diagnose gestellt wurde [2]. Die großen<br />

Fortschritte im biologischen Verständnis<br />

und in der molekularen Kategorisierung<br />

von Sarkomen haben in


den letzten Jahren eine neue Ära<br />

der individualisierten Therapie eingeläutet.<br />

Damit ist eine substanzielle<br />

Verbesserung der Patientenversorgung<br />

greifbar geworden.<br />

Wenig spezifische Symptomatik<br />

Im Gegensatz zu vielen epithelialen<br />

und hämatologischen Neoplasien weisen<br />

Patienten mit Weichteilsarkomen<br />

keine B-Symptome auf. Wichtigster<br />

Hinweis auf das Vorliegen eines Weichteilsarkoms<br />

ist nach AWMF-Leitlinien<br />

(Evidenzgrad I) ein schmerzloser<br />

Weichteilknoten, der<br />

größer als 2 Kubikzentimter ist,<br />

nachweislich neu aufgetreten ist,<br />

eine tiefe anatomische Lage aufweist.<br />

Nur jeder tausendste Weichteilknoten<br />

stellt tatsächlich ein Sarkom dar. Die<br />

genannten Kriterien erleichtern deshalb<br />

die Selektion derjenigen Patienten,<br />

bei denen eine Biopsie oder eine<br />

erweiterte Diagnostik angezeigt ist.<br />

Verdacht auf WTS<br />

Biopsie<br />

Diagnose<br />

Staging<br />

Therapie<br />

Restaging<br />

Nachsorge<br />

Rezidiv<br />

s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

CT-Th + Abd<br />

MRT-Primarius<br />

99mTc-Szinti<br />

lokalisiert<br />

metastasiert<br />

Vorsicht bei intramuskulären<br />

Raumforderungen<br />

Vorsicht ist geboten bei intramusku -<br />

lären Raumforderungen: Undifferenzierte<br />

Sarkome sind häufig in hohem<br />

Maße nekrotisiert. Nicht selten führt<br />

selbst ein Bagatelltrauma zu einer Einblutung<br />

in den Tumor. Die Unterscheidung<br />

zwischen Hämatom und eingeblutetem<br />

Tumor kann damit schwierig<br />

werden. Schon beim geringsten Zweifel,<br />

ob es sich um einen Tumor oder ein<br />

Hämatom handelt, empfehlen wir vor<br />

der Ausräumung immer ein Kontrastmittel-haltigesMagnetresonanztomogramm<br />

(MRT). Gegebenenfalls sollte<br />

der Patient in einem spezialisierten<br />

Zentrum vorgestellt werden.<br />

Die klinisch nicht seltene „Oops“-Situ -<br />

ation, also die inzidenzielle Diagnose<br />

eines Sarkoms bei Resektion einer<br />

vorab als gutartig eingestuften Raumforderung,<br />

findet sich nach Literaturangaben<br />

bei 15 bis 30 Prozent aller Sarkome<br />

[3]. Damit verbunden ist meist<br />

eine deutlich erhöhte Morbidität bei<br />

Interdisziplinäre<br />

Sprechstunde Sarkom-Board<br />

Lokalbefund?<br />

Therapiefähigkeit?<br />

Biopsieweg = Möglicher Resektionsweg?<br />

True-cut, CT-gesteuerte Schneidbiopsie, Offene Biopsie?<br />

CT-Thorax, CT-Abdomen<br />

MRT-Primärtumor (Extr.)<br />

Skelettszintigraphie<br />

Histologie? Knochen-Sarkom vs<br />

„juvenile“ vs klassische WTS<br />

Mol-Path / Referenz-Pathologie<br />

sinnvoll?<br />

Therapiekonzept<br />

kurativ/palliativ?<br />

Resektabilität?<br />

Plastische Deckung?<br />

Neo- / adjuvante Therapie?<br />

(CTX, RTX, ILP)<br />

Metastasektomie möglich?<br />

Induktions vs palliative CTX?<br />

Palliative chirurgische Eingriffe?<br />

Reevaluation und Aktualisierung des Therapiekonzepts<br />

Adjuvante Therapie? Koordination OP / RTX / CTX<br />

Lokalbefund<br />

Spätfolgen<br />

der endgültigen Resektion des<br />

Primarius. Im Zweifel ist deshalb eine<br />

vorhergehende Biopsie immer emp -<br />

fehlenswert.<br />

Spezialsprechstunde und<br />

Sarkom-Board<br />

Sarkome gehören interdisziplinär<br />

behandelt. Je nach Ausdehnung, Lokalisation<br />

und Histologie sind mehrere<br />

chirurgische, internistische, strahlentherapeutische<br />

und diagnostische<br />

Disziplinen gefordert. Konsilanforderungen<br />

und telefonische Absprachen<br />

allein werden der Komplexität der<br />

Fragestellungen allerdings nicht gerecht.<br />

Am Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong><br />

existiert bereits seit vielen Jahren ein<br />

wöchentliches Sarkom-Board, das seit<br />

2008 auch durch eine interdisziplinäre<br />

Sprechstunde ergänzt wird. Damit ist<br />

die Organisation der teilweise komplexen,<br />

über Monate angelegten Therapien<br />

sichergestellt. Die Kommunikation<br />

zwischen den betreuenden Ärzten<br />

untereinander bildet das Rückgrat<br />

jeder Sarkomtherapie (Abb. 1).<br />

Diagnostik: Biopsie lege artis<br />

durchführen!<br />

Um einen Weichteiltumor als Weichteilsarkom<br />

zu identifizieren, ist im Bereich<br />

der Gliedmaßen und des Körperstamms<br />

die Bildgebung mittels Kontrastmittel-MRT<br />

notwendig. Bestätigt<br />

sich der Verdacht, beispielsweise durch<br />

Kontrastmittelaufnahme oder durch<br />

eine heterogene Morphologie, stellt<br />

die Probebiopsie den nächsten Schritt<br />

Abb. 1: Flussdiagramm zu Diagnostik<br />

und Therapie von Weichteilsarkomen im<br />

interdisziplinären Team<br />

WTS = Weichteilsarkom<br />

Mol-Path = Molekulare Pathologie<br />

CT = Computertomographie<br />

CTX = Chemotherapie<br />

RTX = Strahlentherapie<br />

ILP = Isolated Limb Perfusion<br />

[isolierte Extremitäten-Perfusion)<br />

Onkologische Chirurgie Strahlentherapie<br />

Medizinische Onkologie Plastische Chirurgie<br />

Pathologie Radiologie<br />

5


6<br />

s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

dar. Die Lokalisation des Tumors sowie<br />

seine Morphologie entscheiden darüber,<br />

ob eine Sonographie-, CT- oder<br />

MRT-gesteuerte - Punktionsbiopsie<br />

beziehungsweise eine Inzisionsbiopsie<br />

indiziert ist.<br />

Die Biopsie sollte derjenige Chirurg<br />

durchführen, der gegebenenfalls auch<br />

die endgültige Sarkom-Resektion vornimmt;<br />

denn unsachgemäß durchgeführte<br />

Biopsien kompromittieren die<br />

onkologische Radikalität, sie erhöhen<br />

die Operationsmorbidität, schränken<br />

die Funktionalität ein und können<br />

gar Amputationen notwendig machen.<br />

Das heißt, auch CT- oder MRT-gesteuerte<br />

Biopsien sind unbedingt zwischen<br />

Radiologie und Chirurgie abzustimmen.<br />

Auch bei intraabdominellen und retroperitonealen<br />

Tumoren, die keine typische<br />

epitheliale Klinik aufweisen, sollte<br />

immer eine präoperative Biopsie erfolgen.<br />

Der Vorteil der histologischen<br />

Diagnose überwiegt unserer Ansicht<br />

nach eindeutig den Nachteil einer<br />

möglichen Verschleppung von Tumorzellen<br />

durch eine chirurgisch geplante<br />

Biopsie (Abb. 2). Ist der Biopsiebefund<br />

positiv, muss die Resektabilität des<br />

Sarkoms geprüft werden. Durch eine<br />

systemische Vorbehandlung lässt sie<br />

sich häufig verbessern, unter anderem<br />

bei Ewingsarkomen, bei Gastrointestinalen<br />

Stromatumoren und bei kleinblau-rundzelligen<br />

Tumoren.<br />

Die Klärung der Frage, ob ein extra -<br />

skelettales Knochen-Sarkom oder ein<br />

Weichteilsarkom vorliegt, ist sowohl<br />

für die chirurgische Therapie als auch<br />

für die Möglichkeiten neoadjuvanter<br />

Therapieverfahren entscheidend (Abb.<br />

3). Zur Sicherstellung der Diagnose<br />

dieser Tumoren ist häufig der Einsatz<br />

molekularpathologischer Methoden<br />

erforderlich (Tab. 1).<br />

Behandlung lokalisierter Sarkome<br />

Wichtigster Prognosefaktor ist der<br />

Differenzierungsgrad von Weichteil -<br />

sarkomen. Klinisch relevant ist die<br />

Trennung in Low-grade (G1) und<br />

High-grade Sarkome (G2 und G3); denn<br />

bei Letzteren treten sowohl<br />

Lokalrezidive als auch Metastasen<br />

deutlich häufiger auf.<br />

Darüber hinaus spielen Tumor größe<br />

(T1: ≤5cm vs T2: >5cm) und die anatomische<br />

Lage (oberflächliche [a] vs tiefe<br />

Lage [b]) eine prognostisch wichtige<br />

Rolle. Alle drei Faktoren gehen in die<br />

UICC-Klassifikation ein, während mit<br />

Ausnahme gastrointestinaler Stromatumoren<br />

(GIST), die Histologie für die<br />

Stadieneinteilung keine Rolle spielt<br />

(Abb. 4).<br />

Eine inkomplette Resektion oder sogar<br />

eine Ruptur des Tumors im Situs kann<br />

die Prognose dramatisch verschlechtern.<br />

Vor der Operation sollte man eine<br />

systemische Vorbehandlung prüfen,<br />

um die Resektabilität zu verbessern.<br />

Therapie resektabler Sarkome<br />

Low-grade (G1)-Sarkome werden primär<br />

chirurgisch behandelt. Bei komplett<br />

im Gesunden durchgeführten<br />

Resektionen (R0) erübrigt sich eine<br />

weitere Therapie. Bei R0-Resektionen<br />

von G1-Sarkomen sind Resektions -<br />

ränder knapp im Gesunden (wenige<br />

Millimeter) ausreichend. Wurde eine<br />

R0-Resektion nicht erreicht, sollte man<br />

in jedem Fall eine Nachresektion erwägen.<br />

Ist diese mit Amputation oder<br />

hoher Morbidität verbunden, kann<br />

eine postoperative Strahlentherapie<br />

erfolgen.<br />

High-grade (G2/G3)-Sarkome erfordern<br />

eine Resektion weit im Gesunden;<br />

denn in der Verbundzone zum Normalgewebe<br />

kommen vermehrt Satellitenherde<br />

vor. Die Datenlage weist darauf<br />

hin, dass Sicherheitsabstände von weniger<br />

als 20 Millimetern mit einem<br />

proportional steigenden Risiko von<br />

Lokalrezidiven verbunden sind [4]. Viele<br />

Sarkome sind prinzipiell R0-re sektabel,<br />

allerdings mit oft knappen Sicher -<br />

heitsabständen. Vor der Opera tion<br />

lohnt daher immer die Prüfung neoadjuvanter<br />

Therapieverfahren. Um die Resek<br />

tionsränder exakt bewerten zu können,<br />

sollte die topographische Orientierung<br />

des Resektates geprüft sowie<br />

eine Tuschemarkierung der schwierigsten<br />

Ränder vorgenommen werden.<br />

Tabelle 1: Molekularpathologische Marker und ihre Relevanz ( ) für Diagnostik und Therapie<br />

Abkürzungen: DFSP = Dermatofibrosarcoma protuberans; PNET = Primitive Neuro-Ektodermale<br />

Tumoren; GIST = Gastrointestinale Stromatumoren<br />

Sarkomsubtyp<br />

Alveoläres Rhabdomyosarkom<br />

Alveoläres Weichteilsarkom<br />

Klarzellsarkom<br />

DFSP<br />

Endometriale Stromatumoren<br />

Desm. Rundzelltumor<br />

Ewingsarkome / PNET<br />

Extraskelletales myxoides<br />

Chondrosarkom<br />

Myxoides / rundzelliges<br />

Liposarkom<br />

Synovialsarkom<br />

GIST<br />

Fusionsprodukt / Mutation<br />

PAX3-FOXO1A, PAX7-FOXO1A<br />

TFE3-ASPL<br />

EWS-ATF1<br />

COL1A1-PDGFB<br />

JAZF1-JJAZ1<br />

EWS-WT1<br />

EWS-FLI1, -ERG, -ETV1, -E1AF, -FEB<br />

EWS-NR4A3, RBP56-NR4A3,<br />

T CF12-NR4A3<br />

FUS-CHOP, EWS-CHOP<br />

SS18-SSX1, SS18-SSX2, SS18-SSX4<br />

aktivierende Mutationen c-KIT,<br />

PDGFRA<br />

Diagnostik Therapie


s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Abb. 2: Falscher Zugang bei der Biopsie eines High-grade-Weichteil -<br />

sarkoms. Durch die Schnittführung wurden nicht betroffene Muskel -<br />

kompartimente eröffnet und potenziell mit Tumorzellen kontaminiert.<br />

Dadurch vergrößert sich das zu resezierende Areal, so dass eine onkologisch<br />

fachgerechte Resektion mit einer erhöhten Morbidität beziehungsweise<br />

einer zusätzlichen Funktionseinschränkung verbunden ist.<br />

Chemo- und Strahlentherapie<br />

nicht resektabler Sarkome<br />

Bei primär nicht resektablen Tumoren<br />

stehen verschiedene neoadjuvante<br />

Therapieverfahren zur Auswahl, die<br />

prinzipiell auch in Kombination einsetzbar<br />

sind.<br />

Behandlungsoptionen sind die Chemotherapie<br />

(Doxorubicin und Ifosfamid),<br />

die Strahlentherapie oder eine kombinierte<br />

Chemo-Strahlentherapie. Die<br />

höchsten Remissionsraten lassen sich<br />

mit kombinierten Therapien erreichen.<br />

Insbesondere bei Sarkomen des Stammes<br />

oder im Kopf-Halsbereich sollte<br />

man früh die Indikation zu intensitätsmodulierter<br />

Strahlentherapie, zur<br />

Tomotherapie (Abb. 5) oder Protonentherapie<br />

prüfen.<br />

Die Protonentherapie erlaubt es, hohe<br />

Strahlendosen außerordentlich genau<br />

zu applizieren und das umliegende Gewebe<br />

zu schonen. Insbesondere bei<br />

Sarkomen im Kopf-Hals-Bereich sowie<br />

bei paraspinalen Sarkomen gelingt es,<br />

mit geringer Morbidität zu bestrahlen.<br />

Der Einsatz der Protonentherapie in anderen<br />

Indikationen wird in den nächsten<br />

Jahren im Rahmen von Therapiestudien<br />

geprüft werden.<br />

Sarkom<br />

Knochensarkom<br />

Low-grade<br />

Knochensarkome<br />

Osteosarkom<br />

Dediff. Chondrosarkom<br />

Osteogene MFH, etc.<br />

Ewing-Sarkom<br />

PNET<br />

Weichteilsarkom<br />

RMS, DSRCT<br />

(klein-blau-rund)<br />

„Normale“<br />

Weichteilsarkome<br />

Bei Tumoren im Bereich der Extremitäten<br />

scheint die hypertherme isolierte<br />

Extremitäten-Perfusion (Isolated Limb<br />

Perfusion, ILP) unter Verwendung von<br />

TNF-alpha und Melphalan (TM-ILP) mit<br />

Remissionsraten um 80 Prozent im<br />

Hinblick auf lokale Tumorkontrolle,<br />

Morbidität und Kombinationsmöglichkeit<br />

mit systemischen Therapien die<br />

beste Behandlungsoption zu bieten<br />

[5,6]. Die Kombination von Chemo -<br />

therapie und TM-ILP ist gerade in<br />

solchen fortgeschrittenen Situationen<br />

von Vorteil, in denen durch alleinige<br />

aber aufwändige chirurgische Maßnahmen<br />

eine Systemtherapie nicht<br />

oder nur eingeschränkt möglich wäre.<br />

Wegen der notwendigen Isolation der<br />

Gliedmaßen ist die TM-ILP bislang auf<br />

Tumorlokalisationen unterhalb des<br />

Sitzbeins/Leistenbandes beziehungsweise<br />

der Axillarfalte beschränkt [6].<br />

Eine alleinige Strahlentherapie lässt<br />

sich bei lokalisierten, resektablen<br />

Tumoren dann einsetzen, wenn Kon -<br />

tra indikationen gegen chirurgische<br />

Maßnahmen vorliegen. Eine adjuvante<br />

Strahlentherapie erfolgt, wenn bei<br />

einem High-grade Sarkom weder eine<br />

weite noch eine Kompartimentresek -<br />

tion erzielt werden konnte oder wenn<br />

Primär chirurgische<br />

Therapie<br />

Neo- + adjuvante Chemotherapie,<br />

Euramos-Protokoll,<br />

Euro-BOSS<br />

Intensive Neo- + adjuvante<br />

Chemotherapie<br />

Euro-Ewing 99/Ewing 2008<br />

Neo- + adjuvante Chemotherapie,<br />

CWS-Protokoll<br />

Stadien-abhängig<br />

Neo-/adjuvant<br />

Abb. 3: Bedeutung verschiedener Sarkom-Subtypen für die primäre The -<br />

ra pie entscheidung. MFH = Malignes fibröses Histiozytom; PNET = Primitive<br />

Neuro-Ektodermale Tumoren; EURAMOS = European-American<br />

Osteosarcoma Study Group; Euro-BOSS = European Treatment Protocol<br />

for Bone Sarcomas in Patients older than 40 Years; CWS = Cooperative<br />

Weichteilsarkom-Studie<br />

ein hohes Risiko für eine lokale Tumoraussaat<br />

vorliegt, beispielsweise bei<br />

Tumorruptur oder R2-Resektionen mit<br />

Hämatombildung vor der Nachresek -<br />

tion.<br />

Auf klassische Zytostatika reagieren<br />

Weichteilsarkome im Allgemeinen<br />

mäßig empfindlich. Aufgrund der geringen<br />

Inzidenz liegen nur wenige,<br />

häufig heterogene Studien zur adjuvanten<br />

Chemotherapie vor. Viele Studi-<br />

IA G1 T1a/b<br />

IB G1 T2a<br />

IIA G1 T2b<br />

IIB G2/3 T1a/b<br />

IIC G2/3 T2a<br />

III G2/3 T2b<br />

IV jedes N, jedes M<br />

RF 0-1 92%<br />

RF (1-)2 83%<br />

RF 3 48%<br />

2-5%<br />

Abb. 4: UICC-Stadieneinteilung der Weich teil -<br />

sarkome sowie Fünf-Jahres-Überlebens raten<br />

(%)<br />

G1: Low-Grade Sarkom<br />

G2/3: High-Grade Sarkom<br />

T1: Tumorgröße ≤ 5 cm<br />

T2: Tumorgröße > 5 cm<br />

a: anatomisch oberflächliche Lage<br />

b: anatomisch tiefe Lage<br />

RF: Risikofaktor<br />

7


8<br />

s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

en haben aus pragma tischen Gründen<br />

auch Sarkome mit geringerem Rückfallrisiko<br />

(G1, T1) eingeschlossen, so<br />

dass nur wenige Studien einen Überlebensvorteil<br />

einer Chemotherapie gezeigt<br />

haben. Bei Kombinationstherapien<br />

mit Doxorubicin und Ifosfamid in<br />

ausreichender Dosierung scheint ein<br />

verbessertes Gesamtüberleben von<br />

10 bis 15 Prozent möglich zu sein [7-9].<br />

Eine solche Therapie kann man<br />

schwerstkranken Patienten oder nach<br />

R1-Resektionen (ohne Möglichkeit zur<br />

Nachbestrahlung beziehungsweise<br />

Nachresektion) anbieten.<br />

Um eine Übertherapie zu vermeiden,<br />

erscheint der neoadjuvante Einsatz der<br />

Chemotherapie vorteilhaft, da sich<br />

damit die Empfindlichkeit des Tumors<br />

gegenüber der Chemotherapie einschätzen<br />

lässt. Zudem kann dadurch<br />

die Systemtherapie zum frühestmög -<br />

lichen Zeitpunkt einsetzen [5].<br />

Therapie metastasierter Weichteil -<br />

sarkome<br />

Die Behandlung metastasierter Weichteilsarkome<br />

richtet sich auch heute<br />

noch in erster Linie nach dem Krankheitsdruck,<br />

der Ausdehnung der Erkrankung<br />

beziehungsweise dem All -<br />

gemeinzustand des Patienten. Die<br />

Standardbehandlung in der pallia tiven<br />

Situation besteht in einer Mono -<br />

therapie mit Doxorubicin. Bei Therapieansprechen<br />

werden dann in der Regel<br />

vier bis sechs Kurse appliziert und erst<br />

bei erneuter Progression kann sequenziell<br />

eine Therapie mit Ifosfamid erfolgen.<br />

Bei hohem Krankheitsdruck, beispielsweise<br />

bei symptomatischer Metastasierung<br />

oder auch wenn eine Metasta<br />

sektomie potenziell möglich erscheint,<br />

sollte eine Kombinationstherapie<br />

mit Doxorubicin und Ifosfamid erfolgen.<br />

Die höhere Remissionsrate geht<br />

dabei allerdings auch mit einer signifikant<br />

erhöhten Toxizität einher.<br />

Abb. 5: Beispiel einer Tomotherapie, bei der mit Hilfe eines um den Patienten rotierenden Linear -<br />

beschleunigers eine im Vergleich zur konventionellen Strahlentherapie verbesserte Schonung gesunder<br />

Strukturen (hier: Knochen des Oberschenkels) erzielt werden kann. Es handelt sich um einen<br />

Patienten mit einem peripheren Nervenscheiden-Tumor im Oberschenkel. Grüne Bereiche markieren<br />

eine Strahlendosis von 50 Gy, orange Bereiche einen integrierten Boost bis 67 Gy.<br />

Bei Vorliegen von Lungenmetastasen<br />

lässt sich nach kompletter Resektion<br />

der Metastasen bei 20 Prozent aller Patienten<br />

ein Lanzeitüberleben erreichen<br />

[6]. Die Metastasen-Resektabilität ist<br />

daher in jedem Fall bei allen Patienten<br />

zu prüfen. Wird eine Chemotherapie in<br />

Erwägung gezogen, sollte sie idealerweise<br />

vor der Metastasektomie erfolgen,<br />

um Hinweise zur Empfindlichkeit<br />

des Tumors zu erhalten. Der Stellenwert<br />

von Metastasektomien bei Vorliegen<br />

von Metastasen außerhalb der<br />

Lunge sowie bei mehr als zwei betroffenen<br />

Organsystemen ist unsicher.<br />

Eine Metastasektomie sollte in diesen<br />

Situationen deshalb nur ausnahmsweise<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

Zugelassene Zweitlinientherapien sind<br />

Dacarbazin und Trabectedin. Letzteres<br />

hat sich insbesondere bei Leiomyo -<br />

sarkomen und Liposarkomen als wirksam<br />

erwiesen [10]. Zudem lassen sich<br />

durch Gemcitabin (+/- Docetaxel)<br />

Remissionen und Krankheitsstabili -<br />

sierungen erzielen [11]. Mithilfe<br />

sequenzieller Therapien gelingt es,<br />

die Krankheit über mehrere Jahre zu<br />

kontrollieren (Abb. 6). Im Rahmen einer<br />

großen randomisierten Placebo-kontrollierten<br />

Studie wird unter anderem<br />

im Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong><br />

aktuell geprüft, inwieweit der mTOR-<br />

Inhibitor Ridaforolimus die Zeit bis zur<br />

Progression beziehungsweise das<br />

Überleben nach erfolgreicher Erst- bis<br />

Viertlinientherapie verbessern kann.<br />

Differenzielle Sensitivität gegenüber<br />

klassischen Chemotherapeutika<br />

Gegenüber klassischen Chemotherapeutika<br />

weisen Weichteilsarkome eine<br />

ausgesprochen differenzielle Sensitivität<br />

auf. Myxoide Liposarkome etwa<br />

sprechen – mit mehr als 50 Prozent<br />

partiellen Remissionen – ungewöhnlich<br />

gut auf eine Therapie mit Trabectedin<br />

an [12]. Ähnlich hohe Ansprech -<br />

raten lassen sich mit Gemcitabin und<br />

Docetaxel bei uterinen Leiomyosarkomen<br />

erreichen [13]. Während monotherapeutisch<br />

appliziertes Paclitaxel allgemein<br />

als unwirksam gilt, weisen Angiosarkome,<br />

insbesondere Angio -<br />

sarkome der Kopfhaut, Ansprechraten<br />

von bis zu 80 Prozent auf.<br />

In den letzten Monaten gab es einige<br />

vielversprechende Ansätze mit VEGFoder<br />

VEGFR-gerichteten Therapien.<br />

So ließen sich bei Angiosarkomen und<br />

Leiomyosarkomen mit den VEGFR-Inhibitoren<br />

Sunitinib, Sorafenib und Pazopanib<br />

Remissionen und Krankheits -<br />

stabilisierungen erzielen.<br />

Die Rolle von Pazopanib wird aktuell<br />

auch im Rahmen einer großen randomisierten<br />

Studie überprüft. Eine be


s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Therapiekonzepte bei metastasierten Weichteilkarzinomen<br />

Hoher Krankheitsdruck<br />

Induktion<br />

Standard<br />

Doxo = Doxorubicin<br />

Ifos = Ifosfamid<br />

Gem = Gemcitabin<br />

Doc = Docetaxel<br />

DTIC = Dacarbazin<br />

Alter<br />

Performance Status<br />

Doxo + Ifos<br />

EORTC-62012<br />

Trabectedin bei TRS<br />

Doxo Ifos<br />

AIO Studie<br />

Trofosfamid<br />

Doxo<br />

Trabectedin<br />

Trabectedin Gem ± Doc<br />

Gem ± Doc Trabectedin<br />

Ridaforolimus / SUCCEED -Erhaltungsstudie<br />

Trabectedin<br />

Pazopanib (EORTC 62074)<br />

Gem ± Doc<br />

Gem ± Doc Trabectedin<br />

Abb. 6: Therapiekonzepte bei metastasierten Weichteilsarkomen. Aufgeführt sind das Standardvorgehen (Mitte) außerhalb von klinischen Studien<br />

sowie das Vorgehen bei hohem Krankheitsdruck beziehungsweise möglicher Resektabilität von Metastasen (oben) sowie bei älteren Patienten<br />

oder solchen mit niedrigem Performance-Status (unten).<br />

Für die Behandlung im Rahmen von Therapiestudien stehen in der Erstlinientherapie die EORTC-62012 sowie die Trabectedin-bei-TRS (translocation-related<br />

sarcomas)-Studie zur Verfügung. In der Zweit- und Drittlinientherapie die SUCCEED-Erhaltungsstudie oder die EORTC 62074 (Pazopanib)<br />

(helle Balken). Ältere Patienten können zusätzlich im Rahmen einer Studie der Arbeitsgemeinschaft internistische Onkologie (AIO) randomisiert<br />

mit Doxorubicin oder Trofosfamid behandelt werden. Wirkstoffnamen in blau und grün beziehen sich auf zugelassene Präparate;<br />

Wirkstoffe in violett sind für die gezeigte Indikation bislang nicht zugelassen, werden allerdings (regelhaft) off label eingesetzt.<br />

A B C<br />

Baseline<br />

Myxoides Liposarkom<br />

17 Monate Trabectedin-<br />

Behandlung<br />

Baseline<br />

Solitärer fibröser Tumor<br />

Woche 12 Bevacizumab/<br />

Temozolomid-Behandlung<br />

Abb. 7: A: Gutes Ansprechen eines myxoiden Lipo sar koms auf Trabectedin. B: Gutes Ansprechen eines solitären fibrösen Tumors auf VEGF-gerichtete<br />

Therapien plus Chemotherapie. C: Therapieansprechen eines primär irresek tablen weit fortgeschrittenen, hepatisch metastasierten GIST auf<br />

eine einjährige Therapie mit Imatinib, die im Verlauf eine Resektion mittels erweiterter Hemi-Hepa tek tomie ermöglicht. Linke Reihe:<br />

Konventionelle Computer tomo graphie, rechte Reihe: fusionierte Positronen-Emissions-Tomographie/Computertomogramm Darstellung (PET-CT).<br />

Gem<br />

Baseline<br />

DTIC<br />

1 Jahr Imatinib 400mg qd<br />

Nach Resektion<br />

DTIC<br />

9


10<br />

s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

sondere Wirksamkeit VEGF/R-gerichteter<br />

Therapien – auch in Kombination<br />

mit Chemo therapie – scheint zudem<br />

bei anderen gefäßreichen Sarkomen<br />

vorzuliegen. Dazu gehören beispielsweise<br />

solitäre fibröse Tumoren (SFT)<br />

wie Hämangioperizytome, alveoläre<br />

Weichteilsarkome oder Riesenzelltumoren<br />

vom dif fusen Typ (Abb. 7).<br />

Eine weitere vielversprechende Therapie<br />

stellen Antikörper gegen den Insulin-like<br />

growth factor 1 (IGF1) dar.<br />

IGF1-gerichtete Therapien erreichten<br />

in Studien Remissionen insbesondere<br />

bei Ewingsarkomen, Rhabdomyosar -<br />

komen und alveolären Weichteilsarkomen.<br />

Weitere interessante Ansätze<br />

ergeben sich mit dem Osteoklasten-<br />

Hemmer Denosumab in der Therapie<br />

von Riesenzelltumoren und mit mTOR-<br />

Inhibitoren bei der Behandlung von<br />

PEComen, den perivaskulären Epitheloidzell-Tumoren.<br />

Ganz offensichtlich<br />

gewinnt die korrekte Subtypisierung<br />

von Weichteilsarkomen mit der Ankunft<br />

neuer, zielgerichteter und Sub -<br />

Abb. 8: Beispiel für die<br />

Kombination verschiedener<br />

Therapiemodalitäten im<br />

Rahmen der interdisziplinären<br />

Therapie bei einem initial<br />

pulmonal metastasierten,<br />

lokal weit fortgeschrittenem<br />

Spindelzellsarkom eines<br />

71-jährigen Mannes.<br />

Oben: Multiple bipulmonale<br />

Metastasen vor (links) und<br />

nach Therapie mit TM-ILP<br />

(Isolated Limb Perfusion unter<br />

Verwendung von TNF-α und<br />

Melphalan) sowie einer zwei<br />

Wochen nach ILP startenden<br />

Systemtherapie mit<br />

Adriamycin.<br />

Mitte: Oberschenkel-<br />

Kernspintomographie mit<br />

stark Kontrastmittel-affinem,<br />

lokal fortgeschrittenem<br />

Spindelzellsarkom vor und<br />

nach Therapie.<br />

Unten: Marginale Resektion<br />

des Tumor-Residuums nach<br />

dem vierten Therapie-Zyklus;<br />

histologischer Befund vor<br />

(links) und nach Resektion<br />

(rechts)<br />

typen-spezifischer Therapien immer<br />

mehr an Bedeutung.<br />

Therapie von GIST mit Imatinib und<br />

Sunitinib<br />

Gastrointestinale Stromatumoren sind<br />

gekennzeichnet durch aktivierende<br />

Mutationen der c-KIT oder PDGFRA-<br />

Kinasen (Platelet-Derived Growth<br />

Factor Receptor Alpha Receptor Tyro -<br />

sine Kinase). Eine Therapie mit dem<br />

KIT-/PDGFRA-Inhibitor Imatinib er -<br />

mög lichte Remissionen und Krank -<br />

heits stabilisierungen bei 80 Prozent<br />

aller Patienten. Gegenüber den ursprünglich<br />

verfügbaren Therapie -<br />

optionen konnte mit Imatinib die<br />

Überlebenszeit von Patienten mit<br />

metastasierter Erkrankung verdreifacht<br />

werden [14]. Die Lokalisation der<br />

Mutationen auf dem c-KIT-Gen ist<br />

prädiktiv für das Therapieansprechen.<br />

Sie wird im Idealfall bei jedem Patienten<br />

bestimmt. Bei Patienten mit Exon-<br />

9-Mutationen scheint eine erhöhte<br />

Imatinib-Dosierung mit einem verbes-<br />

serten Progressions-freien Überleben<br />

einherzugehen [15].<br />

Obwohl teilweise mehrjährige Remissionen<br />

beobachtet werden, geraten<br />

mehr als 80 Prozent aller Patienten im<br />

Verlauf der Therapie in eine Progression.<br />

Zugelassene Zweitlinien-Therapie<br />

ist das Sunitinib, durch das sich die<br />

Krankheit häufig noch mehrere Monate<br />

stabilisieren lässt. Vielversprechend<br />

wirksam ist zudem Sorafenib, das allerdings<br />

in dieser Indikation bisher nicht<br />

zuge lassen ist.<br />

Mehrere Studien untersuchen derzeit<br />

den Stellenwert einer adjuvanten<br />

Therapie mit Imatinib. In Abhängigkeit<br />

von Größe, Mitosezahl und Lokalisa -<br />

tion kann das Risiko für Metastasen<br />

zwischen 2 und mehr als 90 Prozent<br />

liegen [16,17]. Eine einjährige Thera pie<br />

mit 400 Milligramm Imatinib verbessert<br />

das Rezidiv-freie Überleben signifikant,<br />

ein Befund, der zur Zulassung der<br />

Therapie für Patienten „mit substanziellem<br />

Rückfallrisiko“ führte [18]. Die<br />

Festlegung der optimalen Dauer (ein,<br />

zwei oder drei Jahre) einer Imatinibtherapie<br />

sowie die Beantwortung der<br />

Frage, inwieweit eine adjuvante Therapie<br />

die Heilungschancen tatsächlich<br />

verbessert, bleibt zukünf tigen Studien<br />

vorbehalten.<br />

Der Stellenwert einer Metastasektomie<br />

bei GIST-Patienten ist weiterhin<br />

unklar und wird aktuell im Rahmen<br />

einer randomisierten Studie überprüft<br />

[19]. Langzeitüberleben nach kompletter<br />

Metastasen-Resektion wurde bei<br />

Imatinib-Patienten allerdings schon<br />

beobachtet.<br />

Resistenz gegenüber Imatinib<br />

und Sunitinib<br />

Mehr als 80 Prozent aller Patienten mit<br />

metastasierter Erkrankung entwickeln<br />

im Verlauf der Erkrankung eine Resistenz<br />

gegenüber Imatinib und nach


Seit 10 Jahren erfolgreich gegen GIST: 1<br />

GLIVEC schenkt Ihren GIST-Patienten ein längeres Leben 2<br />

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1 Die erste GIST-Patientin wurde im Jahr 2000 mit GLIVEC behandelt, Joenssu et al., N Engl J Med 2001; 344: 1052; 2 Blanke et al. J Clin Oncol. 2008; 26: 620-625; 3 nach 1 Jahr adjuvanter GLIVEC-Therapie.<br />

DeMatteo R P et al., The Lancet 2009; Vol 373: 1097-1104; 4 Fachinformation GLIVEC, April 2009<br />

Glivec ® 100 mg/ - 400 mg Filmtabletten. Wirkstoff: Imatinib. Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 100 mg/400 mg Imatinib (als Mesilat) sowie mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, Hypromellose,<br />

Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid, Eisen(III)-oxid (E172), Eisenoxidhydrat x H 2O (E172). Anwendungsgebiete: Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit neu diagnostizierter Philadelphia-Chromosom<br />

(bcr-abl)-positiver (Ph+) chronischer myeloischer Leukämie (CML), für die eine Knochenmark-Transplantation als Erstbehandlungsmöglichkeit nicht in Betracht gezogen wird, mit Ph+ CML in der chronischen Phase<br />

nach Versagen einer Interferon-Alpha-Therapie, in der akzelerierten Phase oder in der Blastenkrise. Behandlung von Erwachsenen mit neu diagnosti zierter Philadelphia-Chromosom-positiver akuter lymphatischer<br />

Leukämie (Ph+ ALL) in Kombination mit einer Chemotherapie. Behand lung von Erwachsenen mit rezidivierter oder refraktärer Ph+ ALL als Monotherapie. Behandlung von Erwachsenen mit myelodysplastischen/myeloproliferativen<br />

Erkrankungen (MDS/MPD) in Verbindung mit Genumlagerungen des PDGF-Rezeptors (platelet-derived growth factor). Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem hypereosinophilen Syndrom<br />

(HES) und/oder chronischer eosinophiler Leukämie (CEL) mit FIP1L1-PDGFR-Umlagerung. Behandlung von Erwachsenen mit c-Kit-(CD117)-positiven nicht resezierbaren und/oder metastasierten malignen gastrointestinalen<br />

Stromatumoren (GIST). Adjuvante Behandlung von Erwachsenen mit signifi kantem Risiko eines Rezidives nach Resektion c-KIT-(CD117)- positiver GIST. Patienten mit einem niedrigen oder sehr niedrigen<br />

Rezidivrisiko sollten keine adjuvante Behandlung erhalten. Behandlung von Erwachsenen mit nicht resezierbarem Dermatofi brosarcoma protuberans (DFSP) und von Erwachsenen mit rezidivierendem und/oder<br />

metastasiertem DFSP, die für eine chirurgische Behandlung nicht in Frage kommen. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile. Schwangerschaft und Stillzeit.<br />

Nebenwirkungen: Sehr häufi g: Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Dyspepsie, Abdominalschmerzen, periorbitale Ödeme, Dermatitis/Ekzem/Hautausschlag,<br />

Muskelspasmen und Muskelkrämpfe, Muskel- und Skelettschmerzen einschl. Myalgie, Arthralgie, Knochenschmerzen, Flüssigkeitsretention und periphere Ödeme, Müdigkeit, Gewichtszunahme. Häufi g: Panzytopenie,<br />

fi ebrige Neutropenie, Appetitlosigkeit, Schwindel, Geschmacksstörungen, Parästhesie, Hypästhesie, Schlafl osigkeit, Konjunktivitis, vermehrter Tränenfl uss, verschwommenes Sehen, trockene Augen, Augenlidödem,<br />

Binde haut blutung, plötzliche Hautrötung („Flushing“), Hämorrhagie, Epistaxis, Dyspnoe, Husten, geblähter Bauch, Flatulenz, Verstopfung, Magen- und Speiseröhrenrefl ux, Mundtrockenheit, Gastritis, erhöhte<br />

Leberenzyme, Gesichtsödem, Pruritus, Erythem, trockene Haut, Lichtempfi ndlichkeitsreaktionen, Alopezie, nächtliches Schwitzen, Anschwellen der Gelenke, Fieberzustand, Schwäche, Schüttelfrost, generalisierte<br />

Ödeme des Unterhaut gewebes (Anasarka), Kältegefühl, Gewichtsverlust. Gelegentlich: Sepsis, Pneumonie, Herpes simplex, Herpes zoster, Infektionen der oberen Atemwege, Gastroenteritis, Nasopharyngitis, Sinusitis,<br />

Hautinfektion, Infl uenza, Harnwegsinfektionen, Knochenmarkdepression, Thrombozythämie, Lymphozytopenie, Eosinophilie, Lymphadenopathie, Dehydration, Hyperurikämie, Hypokaliämie, Hyperkalzämie, Hyperglykämie,<br />

Hyponatriämie, verstärkter oder verminderter Appetit, Gicht, Hypophosphatämie, Depression, Angstzustände, verminderte Libido, Synkope, periphere Neuropathie, Schläfrigkeit, Migräne, Gedächtnisschwäche,<br />

Ischiasbeschwerden, „Restless Leg Syndrom“, Tremor, Hirn blutung, Augenreizung, Augenschmerzen, Augenhöhlenödem, Glaskörperhämorrhagie, Retinablutungen, Blepharitis, Makulaödem, Schwindel, Tinnitus,<br />

Hörverlust, Stauungsherzinsuffi zienz, Lungenödem, Palpitationen, Tachykardie, Hämatom, Hypertonie, Hypotonie, peripheres Kälte gefühl, Raynaud-Syndrom, Pleuraerguss, Rachen- und Kehlkopfschmerzen,<br />

Pharyngitis, GI-Blutungen, Meläna, Aszites, Magengeschwür, Stomatitis, Mundulzera, Ösophagitis, Hämatemesis, Lippenentzündung, Dysphagie, Aufstoßen, Pankreatitis, Gelbsucht, Hepatitis, Hyper bilirubin ämie,<br />

pustulöser Hautausschlag, Hautblutungen, vermehrte Tendenz zu blauen Flecken, Follikulitis, Petechien, Kontusion, vermehrtes Schwitzen, Urtikaria, Brüchigwerden der Nägel, Purpura, Hypotrichose, Hyper- und<br />

Hypopigmentation der Haut, Psoriasis, exfoliative Dermatitis, bullöser Hautausschlag, Gelenk- und Muskelsteifi gkeit, akutes Nierenversagen, Nierenschmerzen, erhöhte Miktionsfrequenz, Hämaturie, Gynäkomastie,<br />

Brustvergrößerung, Skrotumödem, Menorrhagie, Schmerzen der Brustwarzen, Störungen der Sexualfunktion, erektile Dysfunktion, unregelm. Menstruation, Brustschmerzen, allgem. Krankheitsgefühl, erhöhte Werte<br />

für alkalische Phosphatase, Kreatinin, Kreatinphosphokinase und Laktatdehydrogenase im Blut. Selten: Pilzinfektionen, hämolytische Anämie, Hyperkaliämie, Hypomagnesiämie, Verwirrung, Sehnerven entzündung,<br />

erhöhter intrakranieller Druck, Konvulsionen, Papillenödem, Katarakt, Glaukom, Perikarderguss, Arrhythmie, Vorhoffl immern, Herzstillstand, Myokardinfarkt, Angina pectoris, Rippenfellschmerzen, pulmonale Hypertonie,<br />

Lungenblutung, Lungenfi brose, Kolitis, Ileus, Darmentzündung, Leberversagen, Lebernekrose, Verfärbung der Nägel, angioneurotisches Ödem, Erythema multiforme, leukozytoklastische Vaskulitis, bläschenförmiges<br />

Exanthem, Stevens-Johnson-Syndrom, akute generalisierte exanthematöse Pustulose (AGEP), Sweet-Syndrom, Muskelschwäche, Arthritis, Rhabdomyolyse/Myopathie, hämorrhagisches Corpus luteum/hämorrhagische<br />

Ovarialzyste, erhöhte Amylase-Werte im Blut. Nicht bekannt: Tumorblutungen/Tumornekrosen, anaphylaktischer Schock, Perikarditis, Herztamponade, Hirnödem, Glaskörper hämorrhagie, akute respiratorische<br />

Insuffi zienz, interstitielle Lungenerkrankung, Illeus/Darmobstruktion, gastrointestinale Perforation, Divertikulitis, lichenoide Keratose, Lichen planus, toxische epidermale Nekrolyse, avaskuläre Nekrose/Nekrose des<br />

Hüftknochens, Thrombose/Embolie. Weitere Angaben siehe Fachinformation. Verschreibungspfl ichtig. Darreichungsform und Packungsgrößen: 100 mg Filmtabletten: Packungen mit 20 (N1) und 60 (N2) Stück; 400 mg<br />

Filmtabletten: Packungen mit 30 (N1) und 90 (N3) Stück. Klinikpackung. Stand: März <strong>2010</strong> (MS 05/9.12). Novartis Pharma GmbH, 90327 Nürnberg. Tel.: (09 11) 273-0, Fax.: (09 11) 273-12 653. www.novartis.de


12<br />

s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

vergleichsweise kurzer Zeit auch gegen<br />

Sunitinib. Diese Resistenz wird vor<br />

allem durch Sekundärmutationen im<br />

Bereich der c-KIT-Kinase vermittelt. Um<br />

eine sekundäre Resistenz bereits primär<br />

zu vermeiden oder zu verzögern,<br />

werden aktuell verschiedene<br />

KIT-Inhibitoren (Dasatinib, Nilotinib,<br />

Masatinib) in der Erstlinien-Behandlung<br />

geprüft, die ein größeres Spektrum<br />

an KIT-Mutationen hemmen<br />

können.<br />

Neue Therapieansätze stellen Hemmstoffe<br />

des Heat Shock Protein 90<br />

(HSP90) oder der Histon-Deacetylase<br />

(HDAC) dar, die eine Hemmung der KIT-<br />

Kinase unabhängig vom Vorliegen von<br />

Mutationen bewerkstelligen<br />

können [20,21]. Eine durch die GIST-Forschungsgruppe<br />

in <strong>Essen</strong> konzipierte<br />

Phase-I-Studie zur Kombination von<br />

LBH589 (Panobinostat) mit Imatinib<br />

wird in Kürze starten. Ein weiterer<br />

Therapieansatz könnte die Hemmung<br />

KIT-abhängiger Signalwege darstellen,<br />

beispielsweise mit Hilfe von Inhibitoren<br />

der Phospho-Inositol-3-Kinase<br />

(PI3K) oder der Proteinkinase B (AKT).<br />

Das Literaturverzeichnis erhalten<br />

Sie auf Anfrage. Bitte schreiben Sie an<br />

wtz-journal@Lukon.de.<br />

Kontakt:<br />

Der Kontakt zur Studiengruppe und der<br />

interdisziplinären Sarkomsprechstunde<br />

kann über die Telefonnummern 0201-723-<br />

2011 oder 723-85558 erfolgen. Die offene<br />

Sarkomkonferenz, in die auch externe Ärzte<br />

ihre Fallbesprechungen einbringen können,<br />

findet jeden Donnerstag um 17 Uhr in der<br />

Bibliothek der Unfallchirurgie statt.<br />

Koordinatoren<br />

Sarkomzentrum <strong>Essen</strong>:<br />

PD Dr. Sebastian Bauer<br />

Innere Klinik (Tumorforschung)<br />

Mail: sebastian.bauer@uk-essen.de<br />

Web: www.sarkomtherapie.de<br />

(Medizinische Onkologie)<br />

PD Dr. Georg Taeger<br />

Klinik für Unfallchirurgie<br />

Mail: georg.taeger@uk-essen.de<br />

(Chirurgische Onkologie)<br />

Weitere Ansprechpartner:<br />

PD Dr. Christoph Pöttgen<br />

Klinik für Strahlentherapie<br />

Mail: christoph.poettgen@uni-due.de<br />

Dr. Florian Grabellus, Institut für<br />

Pathologie und Neuropathologie<br />

Mail: florian.grabellus@uk-essen.de<br />

Prof. Andreas Paul<br />

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und<br />

Transplantationschirurgie<br />

Mail: andreas.paul@uk-essen.de<br />

Fortbildungsveranstaltungen im WTZ <strong>Essen</strong><br />

27. April <strong>2010</strong>, 12.00 Uhr<br />

Perspectives in Science:<br />

Allogeneic Hematopoietic Cell<br />

Transplantation<br />

Referent: Dr. Rainer Storb,<br />

Washington<br />

Ort: Hörsaal der Verwaltung,<br />

2.Stock<br />

11. Mai <strong>2010</strong>, 12.00 Uhr<br />

Metabolic Influences on Stem Cell<br />

Decisions<br />

Referent: Dr. Michael Cross,<br />

Universitätsklinikum<br />

Leipzig, Department für<br />

Innere Medizin<br />

Ort: Hörsaal der Verwaltung,<br />

2.Stock<br />

16. Juni <strong>2010</strong>, 17.30 bis 20.15<br />

ASCO Update <strong>2010</strong> des<br />

Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong>s<br />

Referenten: Dr. W. Eberhardt, Prof.<br />

Dr. H.J. Wilke, Dr. T. Trar -<br />

bach, Dr. A. Welt, Dr. T.<br />

Gauler, Dr. S. Bauer, Dr. J.<br />

Hense, Prof. Dr. M. Schuler<br />

Ort: Festsaal der Philharmonie<br />

Programm<br />

• Prof. Dr. M. Schuler<br />

Begrüßung und Einführung<br />

• Dr. W. Eberhardt: Thoraxonkologie<br />

• Prof. Dr. H.J. Wilke<br />

Kolon- und Rektumkarzinom<br />

• Frau Dr. T. Trarbach: Tumore des oberen<br />

Gastrointestinal trakts<br />

• Frau Dr. A. Welt: Mammakarzinom/<br />

Gynäkologische Tumore<br />

• Dr. T. Gauler: Urogenitale Tumore<br />

• PD Dr. S. Bauer: Sarkome/GIST<br />

• Dr. J. Hense: Neuroonkologie<br />

• Prof. Dr. M. Schuler: Zusammenfassung<br />

• Diskussion der Vorträge beim gemeinsamen<br />

Abendessen<br />

30. Juni <strong>2010</strong>, 19.00 bis 21.30 Uhr<br />

21. Öffentliches Forum des<br />

Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong>s <strong>Essen</strong><br />

Referent: Prof. Dr. Angelika Eggert, Prof.<br />

Dr. Stephan Lang, Prof. Dr.<br />

Martin Stuschke, Prof. Dr.<br />

Martin Schuler, Dr. Yesim Erim,<br />

Prof. Dr. Herbert Rübben<br />

Ort: Auditorium Maximum der<br />

Universitätsklinik <strong>Essen</strong><br />

Weitere Fortbildungsveranstaltungen im Universitätsklinikum <strong>Essen</strong> auf Seite 13<br />

Programm<br />

• Prof. Dr. med. Dr. h. c. Herbert<br />

Rübben und Prof. Dr. med. Stephan<br />

Lang: Begrüßung und Moderation<br />

• Prof. Dr. med. Angelika Eggert:<br />

Das Westdeutsche Tumor zentrum<br />

<strong>Essen</strong>: Ein führendes<br />

Comprehensive Cancer Center<br />

• Prof. Dr. med. Stephan Lang:<br />

Moderne Verfahren der<br />

plastisch-rekonstruktiven Chirurgie<br />

bei Kopf-Hals-Malignomen<br />

• Prof. Dr. med. Martin Stuschke:<br />

Aktuelle Entwicklungen<br />

in der Strahlentherapie<br />

• Prof. Dr. med. Martin Schuler:<br />

Individualisierte medikamentöse<br />

Tumortherapie auf biologischen<br />

Grundlagen<br />

• Dr. med. Yesim Erim:<br />

Psychoonkologische Versorgung<br />

von Tumorpatienten<br />

• Prof. Dr. med. Dr. h. c. Herbert<br />

Rübben: Verleihung des Ehrenrings<br />

der Medizinischen Fakultät der<br />

Universität Duisburg-<br />

<strong>Essen</strong>


Auszeichnung für Untersuchungen<br />

zum Malignen Melanom<br />

p a n o r a m a w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Deutscher Krebspreis für<br />

<strong>Essen</strong>er Dermatologen Dirk Schadendorf<br />

Am Rande des Deutschen<br />

Krebskongresses in Berlin hat<br />

Professor Dirk Schadendorf am<br />

26. Februar den Deutschen<br />

Krebspreis verliehen bekommen.<br />

Die Auszeichnung erhält<br />

der Leiter der Klinik für Dermatologie<br />

am Universitätsklinikum<br />

<strong>Essen</strong> für seine Untersuchungen<br />

zum Malignen Melanom. Die Deutsche Krebsgesellschaft<br />

vergibt den renommierten Preis in den Kategorien<br />

klinischer, experimenteller und translationaler Teil für<br />

herausragende wissenschaftliche Leistungen und aktuelle<br />

sowie zukunftsweisende Arbeiten im Bereich Onkologie.<br />

Dirk Schadendorf hat den Preis im Bereich „Klinischer<br />

Teil“ erhalten.<br />

In seinen experimentellen Arbeiten beschäftigt er sich<br />

insbesondere mit Untersuchungen zur Prognose und Resistenz<br />

des bösartigen Hautkrebses. Er gehört zu den international<br />

führenden Experten seines Fachs und ist auch<br />

bundesweit als Experte gefragt, etwa als Leiter der Interdisziplinären<br />

Arbeitsgruppe Melanom der Deutschen<br />

Krankenhausgesellschaft oder als Mitglied der Zertifizierungskommission<br />

für Hauttumorzentren.<br />

Nach seinem Medizinstudium wurde Schadendorf 1986<br />

an der Universität Hamburg promoviert. Im Anschluss<br />

arbeitete er zwei Jahre lang als Post-Doktorand am Memorial<br />

Sloan Kettering Cancer Center in New York, bevor<br />

er am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin<br />

tätig war. Von 1989 bis 1995 durchlief Schadendorf<br />

zunächst seine Facharztausbildung an der Klinik für Dermatologie,<br />

Venerologie und Allergologie am Universitätskrankenhaus<br />

Rudolf Virchow in Berlin und war dort später<br />

auch als Oberarzt tätig.<br />

Nach seiner Habilitation arbeitete der Heisenberg-<br />

Stipendiat ab 1997 als Professor für Dermatoonkologie<br />

an der Klinik für Dermatologie in Mannheim und war<br />

Abteilungsleiter der Klinischen Kooperationseinheit für<br />

Dermatoonkologie des Deutschen Krebsforschungzentrums<br />

(DKFZ) in Heidelberg.<br />

Fortbildungsveranstaltungen<br />

im Universitätsklinikum <strong>Essen</strong><br />

Basiscurriculum Physiotherapie in Palliative Care<br />

Palliativmedizin zu einer Selbstverständlichkeit machen –<br />

das haben das Team der Bildungsakademie <strong>Essen</strong> und das<br />

Netzwerk Palliativmedizin <strong>Essen</strong> (KEM) zur gemeinsamen<br />

Aufgabe gemacht. Teil 1 der nächsten Fortbildung läuft vom<br />

7. bis 9. Mai, Teil 2 vom 3. bis 5. September <strong>2010</strong>.<br />

Infos: www.uniklinik-essen.de/bildungsakademie.<br />

Berufsgruppenübergreifender Grundkurs<br />

Palliative Care<br />

Mit diesem Grundkurs möchte die Bildungsakademie am<br />

Universitätsklinikum <strong>Essen</strong> weitere Zielgruppen ansprechen,<br />

die nicht den fachspezifischen Kursen zugeordnet werden<br />

können. Block 1 beginnt am 27. September <strong>2010</strong>.<br />

Infos: www.uniklinik-essen.de/bildungsakademie.<br />

Fortbildung zur Breast Care Nurse<br />

Der Kurs wendet sich an alle MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen,<br />

deren Aufgabenbereiche die Betreuung und<br />

Versorgung von Brustkrebspatientinnen umfassen. Die Fortbildung<br />

ist in sechs Module unterteilt, Modul 1 startet am 18.<br />

Mai <strong>2010</strong>, Modul 6 endet am 27. Januar 2011.<br />

Rückfragen sind möglich bei der Kursleiterin<br />

Frau Bettina Stanelle, Tel.: 0201-723-2153.<br />

Infos: www.uniklinik-essen.de/bildungsakademie.<br />

Vorschau auf WTZ-Journal 2-<strong>2010</strong><br />

Fortschritte in der Tumorchirurgie<br />

Im Schwerpunktbeitrag der nächsten <strong>Ausgabe</strong> geht es<br />

um die verbesserten Möglichkeiten der chirurgischen<br />

Tumor-Therapie.<br />

Interview<br />

Stellenwert der Biologicals in der Tumortherapie<br />

Angesichts der Einführung von monoklonalen Antikörpern<br />

und einer nahezu unüberschaubaren Menge von<br />

Tyrosinkinase-Inhibitoren in die Therapie versucht Prof.<br />

Dr. Martin Schuler, Direktor der Inneren Klinik, im Interview<br />

eine Einschätzung hinsichtlich der langfristigen<br />

Erfolgsaussichten der Biologicals in der Behandlung<br />

solider Tumoren.<br />

13


14<br />

Tradition und Innovation –<br />

100 Jahre:<br />

Von den Städtischen<br />

Krankenanstalten zum<br />

Universitätsklinikum<br />

p a n o r a m a w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Eher im Stillen hat das Universitätsklinikum<br />

<strong>Essen</strong> im vergangenen Jahr sein<br />

100-jähriges Jubiläum zur Patientenversorgung<br />

begangen. Am 29. Juli 1909<br />

wurden in <strong>Essen</strong>-Holsterhausen die<br />

ehemaligen Städtischen Krankenanstalten<br />

<strong>Essen</strong> eröffnet. Wer die lange<br />

und wechselvolle Geschichte für sich<br />

selbst noch einmal Revue passieren<br />

Programm 1:<br />

Tumorerkrankungen des Magen-<br />

Darm-Traktes (<strong>Westdeutsches</strong> Magen-<br />

Darm-Zentrum)<br />

Kontakt: Frau Dr. T. Trarbach,<br />

Innere Klinik (Tumorforschung)<br />

Telefon: 0201-723-2039<br />

Mail: tanja.trarbach@uk-essen.de<br />

Programm 2:<br />

Tumorerkrankungen der Lunge und<br />

der Thoraxorgane<br />

(Lungenkrebszentrum am<br />

Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong>)<br />

Kontakt: Dr. W. Eberhardt,<br />

Innere Klinik (Tumorforschung)<br />

Telefon: 0201-723-3131<br />

Mail: wilfried.eberhardt@uk-essen.de<br />

Programm 3:<br />

Hämatologische Onkologie<br />

(Leukämien, Lymphome und<br />

Myelome)<br />

Kontakt: Prof. Dr. U. Dührsen,<br />

Klinik für Hämatologie<br />

Telefon: 0201-723-2417<br />

Mail: ulrich.duehrsen@uk-essen.de<br />

Programm 4:<br />

Gynäkologische Tumoren<br />

Kontakt: Prof. Dr. R. Kimmig,<br />

Klinik für Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe<br />

Telefon: 0201-723-2441<br />

Mail: rainer.kimmig@uk-essen.de<br />

Programm 5:<br />

Neuroonkologie<br />

Kontakt: Prof. Dr. U. Sure,<br />

Klinik für Neurochirurgie<br />

Telefon: 0201-723-2804<br />

Mail: ulrich.sure@uk-essen.de<br />

lassen möchte, hat jetzt<br />

Gelegenheit dazu. In dem<br />

üppig bebilderten Werk<br />

„Tradition und Innovation<br />

– 100 Jahre. Von den Städtischen<br />

Krankenanstalten<br />

zum Universitätsklinikum“<br />

werden alte Zeiten lebendig.<br />

Erstmals erschienen ist das Buch im<br />

November des vergangenen Jahres.<br />

Nach Verlagsangaben ist das Buch<br />

noch eine begrenzte Zeit verfügbar.<br />

Also greifen Sie zu. Wo sonst bekommt<br />

man 100 Jahre auf etwa 500 Seiten<br />

zusammengefasst?<br />

Behandlungsprogramme<br />

im WTZ <strong>Essen</strong><br />

Programm 6:<br />

Urologische Tumoren<br />

Kontakt: Prof. Dr. Dr. h.c. H. Rübben,<br />

Klinik für Urologie<br />

Telefon: 0201-723-3211<br />

Mail: herbert.ruebben@uk-essen.de<br />

Programm 7:<br />

Pädiatrische Hämatologie/Onkologie<br />

Kontakt: Frau Prof. Dr. A. Eggert, Zentrum<br />

für Kinder und Jugendmedizin, Klinik für<br />

Kinderheilkunde III<br />

Telefon: 0201-723-3784<br />

Mail: angelika.eggert@uk-essen.de<br />

Programm 8:<br />

Hauttumoren<br />

Kontakt: Prof. Dr. D. Schadendorf,<br />

Klinik für Dermatologie<br />

Telefon: 0201-723-2430<br />

Mail: dirk.schadendorf@uk-essen.de<br />

Programm 9:<br />

Endokrine Tumoren<br />

Kontakt: Prof. Dr. K. Mann, Klinik für<br />

Endokrinologie und Zentrallabor, Bereich<br />

Forschung und Lehre<br />

Telefon: 0201-723-2821<br />

Mail: klaus.mann@uk-essen.de<br />

Programm 10:<br />

Kopf-/Hals-Tumoren<br />

Kontakt: Prof. Dr. S. Lang, Klinik für<br />

HNO-Heilkunde<br />

Telefon: 0201-723-2481<br />

Mail: stephan.lang@uk-essen.de<br />

Herausgeber und Autoren:<br />

Werner Schmid, Wilhelm Eigler,<br />

Günter Brittinger, Renate Kampschulte<br />

528 Seiten, zahlreiche Abbildungen<br />

ISBN: 978-3-923140-00-8<br />

Verlag Joh. Van Acken, Krefeld<br />

Preis: 24,90 ¤<br />

Programm 11:<br />

Augentumoren<br />

Kontakt: Prof. Dr. N. Bornfeld, Zentrum<br />

für Augenheilkunde, Erkrankungen<br />

des hinteren Augenabschnitts<br />

Telefon: 0201-723-3569<br />

Mail: norbert.bornfeld@uk-essen.de<br />

Programm 12:<br />

Knochen- und Weichteiltumoren<br />

Kontakt: PD Dr. G. Taeger, Klinik für<br />

Unfallchirurgie<br />

Telefon: 0201-723-1312<br />

Mail: georg.taeger@uk-essen.de<br />

sarkom@uk-essen.de<br />

Programm 13:<br />

Knochenmarktransplantation<br />

Kontakt: Prof. Dr. D. W. Beelen, Klinik<br />

für Knochenmarktransplantation<br />

Telefon: 0201-723-3136<br />

Mail: dietrich.beelen@uk-essen.de<br />

Programm 14:<br />

Tumorerkrankungen des älteren<br />

Patienten – Geriatrische Onkologie<br />

Kontakt: Dr. W. Eberhardt, Innere<br />

Klinik (Tumorforschung)<br />

Telefon: 0201-723-3131<br />

Mail: wilfried.eberhardt@uk-essen.de


BCL11A-Gen als Suppressor des fetalen<br />

Hämoglobins entdeckt<br />

Neue Behandlungsmöglichkeiten bei Sichelzellanämie<br />

und Thalassämie?<br />

Bis zum Ende des ersten Lebensjahres eines Menschen<br />

kommt es physiologischerweise zu einer Umstellung der<br />

Produktion vom fetalen hin zum adulten Hämoglobin. Die<br />

genaue Regulation dieses Mechanismus war bislang nur<br />

wenig verstanden. Die Hämoglobinumstellung spielt jedoch<br />

eine wichtige Rolle für verschiedene Formen von Hämoglobinerkrankungen<br />

wie der Sichelzellanämie und der Thalassämie,<br />

die ausschließlich das adulte Hämoglobin (HbA) betreffen.<br />

So ist bekannt, dass Patienten mit genetisch bedingt höherem<br />

Spiegel an fetalem Hämoglobin (HbF) einen milderen<br />

klinischen Verlauf mit weniger Komplikationen aufweisen.<br />

Dr. Stuart Orkin von der Harvard Medical School aus Boston<br />

präsentierte in einer Plenarsitzung die Rolle des BCL11A Gens<br />

als wichtigem Suppressor des fetalen Hämoglobins (Abstrakt<br />

Nr. 5). Im Rahmen von Vorarbeiten hatten genetische<br />

Update Multiples Myelom<br />

k o n g r e s s e w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

ASH Jahrestagung der American Society of Hematology<br />

5. bis 8. Dezember 2009 in New Orleans<br />

Hochdosistherapie, Bortezomib-Dosisdichte, Erhaltungstherapie<br />

Ob eine Hochdosistherapie im Behandlungsverlauf am Anfang<br />

oder erst später erfolgen sollte, ist nicht geklärt. Eine<br />

Arbeit legt nahe, dass im Zeitalter der neuen Wirkstoffe beide<br />

Strategien ähnliche Ergebnisse in Bezug auf das Gesamtüberleben<br />

aufweisen. Der Beobachtungszeitraum ist jedoch noch<br />

zu kurz, um definitiv eine Aussage darüber machen zu können<br />

(#148). Die spanische Myelomgruppe konnte zeigen, dass<br />

wöchentlich verabreichtes Bortezomib im Hinblick auf Neuropathien<br />

wesentlich günstiger ist als der übliche Tag-1-4-8-11-<br />

Ablauf. Diese Verbeserung ging nicht zu Lasten der Wirksamkeit,<br />

die Behandlungsqualität von Myelompatienten lässt sich<br />

damit deutlich verbessern (#3).<br />

Eine italienische Arbeitsgruppe verglich Melphalan-Prednison<br />

(MP) mit Melphalan-Prednison-Lenalidomid (MPR) und<br />

mit MPR gefolgt von einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie<br />

(MPR-R). Die Ergebnisse deuten die Wichtigkeit einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie<br />

an. Dieser Arm (MPR-R) wies ein<br />

Vergleichsstudien ergeben, dass schon der Austausch<br />

eines einzelnen definierten Nukleotids in diesem Gen<br />

(sogenannter „single nucleotide polymorphism“ oder SNP)<br />

zu einer Veränderung der HbF-Konzentration beim Erwachsenen<br />

führen kann. Weitere mechanistische Experimente<br />

im Mausmodell konnten nun BCL11A als einen<br />

Schlüsselfaktor in der transkriptionellen Kontrolle der<br />

Gamma-Hämoglobinproduktion bestätigen.<br />

Fazit: Eine therapeutische Unterdrückung der BCL11A-<br />

Wirkung und die damit konsekutiv verbundene Erhöhung<br />

der HbF-Konzentrationen könnte ein neuer Behandlungsansatz<br />

in der Therapie von Hämoglobinerkrankungen wie<br />

z.B. der Sichelzellanämie und den Thalassämien sein. Angesichts<br />

der Verbreitung dieser Erkrankungen hätte eine<br />

effektive Therapie dieser Erkrankungen enorme Auswirkungen<br />

auf die betroffene Weltbevölkerung.<br />

Dr. Alexander Röth | Klinik für Hämatologie<br />

alexander.roeth@uk-essen.de<br />

deutlich verbessertes medianes ereignisfreies Überleben<br />

(nicht erreicht vs. 13 Monate) im Vergleich zum Standard -arm<br />

(MP) auf (#613). Das zeigt, dass die Erhaltungstherapie und<br />

die Dauer der Behandlung bei Myelompatienten genauer<br />

untersucht werden müssen. Diese Aspekte sind sehr<br />

bedeutsam für ein langes Überleben. Wir bewegen uns<br />

weg vom alten Muster einer mehrmonatigen Behandlung,<br />

gefolgt von einer Pause hin zu dem Ziel einer maximalen<br />

Remissionstiefe durch die Initialbehandlung mit anschließender<br />

Erhaltungstherapie.<br />

Erfreulicherweise befindet sich eine Vielzahl weiterer Wirkstoffe<br />

in der Frühphase der klinischen Erprobung, falls die<br />

bisher als „neue Wirkstoffe“ bezeichneten Medikamente nicht<br />

mehr greifen. Beispiele sind Carfilzomib (#302, 303) und an -<br />

dere Proteasominhibitoren sowie Pomalidomid (#429) aus<br />

der Klasse der immunmodulatorischen Wirkstoffe. Beide Substanzen<br />

zeigen in Phase-II-Studien auch bei stark vorbehandelten<br />

Patienten sehr gute Ansprechraten.<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Holger Nückel | Klinik für Hämatologie<br />

holger.nueckel@uk-essen.de<br />

15


16<br />

k o n g r e s s e w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Bendamustin plus Rituximab ist dem<br />

R-CHOP Regime überlegen<br />

Bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit in der Primärtherapie indolenter NHL<br />

Die Verabreichung des Anti-CD20 Antikörpers Rituximab (R)<br />

in Kombination mit dem seit vielen Jahren in der Lymphom -<br />

behandlung etablierten CHOP-Chemotherapieprotokoll<br />

(R-CHOP) wird als moderner Standard in der Erstlinien -<br />

behand lung fortgeschrittener indolenter Lymphome an -<br />

gesehen. Die Zytostatikakomponente von R-CHOP verur-<br />

sacht viele Nebenwirkungen. Die Lebensqualität betroffener<br />

Patienten wird oft erheblich beeinträchtigt.<br />

In einem vielbeachteten Vortrag stellte Dr. Mathias Rummel<br />

die Ergebnisse einer Phase-III-Studie der Studiengruppe indolente<br />

Lymphome (StiL) vor (#405). In einem Zeitraum von<br />

weniger als fünf Jahren wurden insgesamt 549 Patienten<br />

mit fortgeschrittenen unbehandelten follikulären Lymphomen<br />

(Grad 1 und 2 = 54 Prozent aller eingeschlossenen Patienten),<br />

Morbus Waldenström, lymphozytischen Lymphomen,<br />

Marginalzonenlymphomen sowie Mantelzell-Lymphomen<br />

(18 Prozent aller eingeschlossenen Patienten) in die Studie<br />

aufgenommen. Die Patienten erhielten für maximal<br />

6 Zyklen randomisiert<br />

entweder alle 28 Tage Rituximab (375 mg/m2) an Tag 1<br />

plus Bendamustin (90 mg/m2 ) an Tag 1 und 2 (B-R)<br />

oder alle 21 Tage Standard CHOP plus Rituximab<br />

(375 mg/m2 ).<br />

Als primäres Studienziel sollte die Nicht-Unterlegenheit von<br />

B-R gegenüber R-CHOP hinsichtlich des progressionsfreien<br />

Überlebens (PFÜ) nach drei Jahren gezeigt werden. Als<br />

sekun däre Studienziele wurden das Therapieansprechen, das<br />

ereignisfreie und das Gesamtüberleben, die Toxizität und die<br />

Infektionsrate untersucht. 513 der 549 Patienten waren für<br />

das Ansprechen und die Verträglichkeit auswertbar, 260 von<br />

ihnen waren mit B-R, 253 mit R-CHOP behandelt worden. Die<br />

mediane Nachbeobachtungszeit betrug 34,8 Monate. Die<br />

Gesamtansprechraten waren mit 92,7 Prozent unter B-R und<br />

91,3 Prozent unter R-CHOP nicht unterschiedlich (p>0,05), jedoch<br />

wurde unter B-R eine deutlich<br />

höhere Rate kompletter Remissionen (CR 39,6%) im Vergleich<br />

zu R-CHOP (CR 30,0%, p=0,026) verzeichnet.<br />

Das bessere Ansprechen in der B-R-Kohorte übersetzte sich<br />

in ein um 20,1 Monate verlängertes progressionsfreies Überleben<br />

(PFÜ) gegenüber der mit R-CHOP therapierten Patientengruppe<br />

(54,9 vs. 34,8 Monate, p=0,00012). In einer Subgruppenanalyse<br />

konnte gezeigt werden, dass sich der PFÜ-<br />

Vorteil auf alle untersuchten Lymphomentitäten mit Ausnahme<br />

des Marginalzonenlymphoms (B-R und R-CHOP<br />

gleichwertig) erstreckte. Dabei war von besonderer Bedeutung,<br />

dass auch Patienten mit prognostisch ungünstigen<br />

und schwierig zu behandelnden Mantelzell-Lymphomen<br />

von der B-R-Therapie (PFÜ 32,5 Monate vs. 22,3 Monate unter<br />

R-CHOP, p=0,0146) profitierten. Zudem zeigte B-R ein deutlich<br />

günstigeres Nebenwirkungsprofil mit gegenüber<br />

R-CHOP signifikant verminderter Hämatotoxizität, Haarverlust-<br />

und Infektionsrate.<br />

Fazit: Aufgrund der besseren Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />

hat B-R somit das Potenzial, R-CHOP als neuen Standard<br />

für die Erstlinienbehandlung indolenter Lymphome zu ersetzen.<br />

Priv.-Doz. Dr. Jan Dürig | Klinik für Hämatologie<br />

jan.duerig@uk-essen.de<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

p=0,00012<br />

0 12<br />

B-R<br />

CHOP-R<br />

24 36 48 60 72 Monate<br />

B-R versus R-CHOP: Progressionsfreies Überleben nach einer medianen<br />

Beobachtungszeit von 34,8 Monaten


k o n g r e s s e w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

San Antonio Breast Cancer<br />

Symposium, SABC<br />

9. bis 13. Dezember 2009<br />

Klinische Relevanz zirkulierender Tumorzellen (ZTZ)<br />

Unterschiedliche Expressionsmuster von Primärtumoren und ZTZ<br />

Im Gegensatz zum Nachweis der disseminierten Tumorzellen (DTZ)<br />

im Knochenmark ist der Nachweis zirkulierender Tumorzellen (ZTZ)<br />

im Blut noch nicht standardisiert. Im dynamischen Kompartiment<br />

Blut ist es offensichtlich schwierig, ein System zur Detektion aller Zellen<br />

zu etablieren. Die Übereinstimmung unterschiedlicher Messmethoden<br />

liegt bei lediglich 50 Prozent (#3004). Trotz unterschiedlicher<br />

Messmethoden ist ein Befund hinsichtlich der HER2-Expression auf<br />

bemerkenswerte Weise identisch: Auch bei HER2-negativen Primärtumoren<br />

zeigen etwa 30 Prozent der ZTZ eine HER2-Überexpression.<br />

Dieser „Switch“ der HER2-Expression wurde in San Antonio in mehreren<br />

Arbeiten beleuchtet (#2024, #2131, #5109).<br />

In Bezug auf die Hormonrezeptor-Expression liegen die Verhältnisse<br />

offenbar umgekehrt: Obwohl Estrogen- und Progesteronrezeptoren<br />

(ER und PR) auf Primärtumoren nachgewiesen werden konnten, lag<br />

die ER-Expressionsrate bei ZTZ nur bei 20 Prozent, die von PR gar nur<br />

bei 10 Prozent (#3009). Weiterhin konnte gezeigt werden, dass 30<br />

Prozent der metastasierten Mammakarzinom-Patientinnen gar keine<br />

ZTZ aufwiesen. Allerdings handelte es sich um eine heterogene Patientinnen-Gruppe<br />

mit individuell sehr unterschiedlicher Prognose.<br />

Genauere Charakterisierungen sind offenbar notwendig, um später<br />

vielleicht therapeutisch intervenieren zu können (#3006).<br />

Kann Chemotherapie ZTZ und DTZ eliminieren? Diese Frage wurde<br />

durch Untersuchungen vor und nach neoadjuvanter Therapie bearbeitet.<br />

Ergebnis: Disseminierte Tumorzellen, wenn sie einmal ins Knochenmark<br />

eingewandert sind, können durch eine Therapie nicht eliminiert<br />

ewrden. ZTZ dagegen lassen sich offenbar etwa zur Hälfte eliminieren.<br />

Interessanterweise zeigen die nach neoadjuvanter Therapie<br />

nachweisbaren ZTZ Stammzellcharakter (#3001).<br />

Fazit: Zirkulierende Tumorzellen haben durchaus klinische Relevanz,<br />

eine rationale therapeutische Intervention ist auf Grundlage der bisherigen<br />

Erkenntnisse aber noch nicht möglich.<br />

Dr. med. Bahriye Aktas<br />

bahriye.aktas@uk-essen.de<br />

Prof’in. Dr. med. Sabine Kasimir-Bauer<br />

sabine.kasimir-bauer@uk-essen.de<br />

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Col oquium<br />

Onko ogie<br />

Buchreihe der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hämatologie und Onkologie<br />

In kaum einem anderen Fachgebiet sind Fortschritt<br />

und Vorläufigkeit medizinischen Wissens so ausgeprägt<br />

wie in der Onkologie. Was gestern noch<br />

state of the art war, ist heute überholt, die in ein<br />

viel versprechendes Therapiekonzept gesetzten<br />

Hoffnungen können morgen schon enttäuscht<br />

sein. Onkologisches Wissen sollte daher – wie in<br />

einem Colloquium – ständig überprüft und aktualisiert<br />

werden. Genau dieser Aufgabe stellt sich die<br />

Buchreihe Colloquium Onkologie, die im LUKON-<br />

Verlag in München erscheint. Reihenherausgeber<br />

sind die DGHO-Vorstandsmitglieder Gerhard<br />

Ehninger, Mathias Freund und Friedrich Overkamp.<br />

Soeben erschienen<br />

Colloquium Onkologie 9:<br />

Dokumentation des<br />

Dresdner Symposium<br />

Hämatologie und<br />

Onkologie 2009<br />

Dresdner Symposium Hämatologie und Onkologie 2009 <strong>2010</strong><br />

Unter anderem mit Beiträgen von T. Haferlach,<br />

C. Scheid, J. Schetelig, S. Gütz, E. Gökkurt und<br />

T. Trarbach<br />

Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim<br />

LUKON-Verlag München<br />

Telefon: 089-820 737-0<br />

E-Mail: Info@Lukon.de<br />

www.Lukon.de<br />

Gerhard Ehninger, Mathias Freund,<br />

Friedrich Overkamp (Hrg.)<br />

Gerhard Ehninger (Bandherausgeber)<br />

Col oquium<br />

Onko ogie 9<br />

Dresdner Symposium<br />

Hämatologie und Onkologie 2009


18<br />

„<br />

Professor Ulrich Dührsen ist<br />

Mitglied des Direktoriums im<br />

Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong><br />

und dort in erster Linie zuständig<br />

für die Translationale Forschung.<br />

Im Universitätsklinikum <strong>Essen</strong><br />

leitet Dührsen die Klinik für<br />

Hämatologie.<br />

i n t e r v i e w<br />

w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Interview mit Professor Ulrich Dührsen<br />

Medizin<br />

darf immer nur ein Rahmen sein,<br />

nie ein Korsett“<br />

Sogar das deutsche Sozialgesetzbuch kennt den Begriff mittlerweile: Evidenzbasierte Medizin<br />

oder kurz EbM. Die vermeintlich wörtliche, inhaltlich aber nicht ganz korrekte Übersetzung von<br />

„evidence based medicine“ bezeichnet das Bemühen, ärztliche Entscheidungen in Diagnostik<br />

und Therapie mit möglichst validen Studienergebnissen zu untermauern. Inwieweit diese nachweisorientierte<br />

Medizin in Hämatologie und Onkologie umgesetzt wird, wo sie ihre Chancen,<br />

aber auch ihre Grenzen hat, darüber gibt Ulrich Dührsen im Gespräch mit dem WTZ-Journal<br />

Auskunft.


Herr Prof. Dührsen, arbeiten Hämatologie<br />

und Onkologie in Deutschland<br />

genügend evidenzbasiert?<br />

Auf jeden Fall. Ich denke, diese beiden<br />

Fächer sind Paradebeispiele für eine<br />

gelungene evidenzbasierte Medizin. In<br />

kaum einem anderen Fachgebiet liefern<br />

Studien eindeutigere Ergebnisse,<br />

wenn es um Fragen zur Behandlung<br />

und – eingeschränkt – auch solche zur<br />

Diagnostik geht.<br />

Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs?<br />

Wenn es um die Optimierung von Diagnostik-<br />

und Behandlungsstrategien<br />

geht, dann müssen unterschiedliche<br />

Behandlungs-Protokolle getestet werden,<br />

und das möglichst bei Patienten<br />

aus vielen verschiedenen Institutionen.<br />

Das wiederum bedeutet, dass die<br />

einzelne Institution kooperieren muss<br />

mit anderen, eigene Interessen müssen<br />

zurückstehen. Von sehr großer internationaler<br />

Bedeutung ist in diesem<br />

Zusammenhang sicher die Deutsche<br />

Hodgkin-Lymphom-Studiengruppe,<br />

auch wenn die 1978 leider nicht in<br />

<strong>Essen</strong>, sondern in Hannover gegründet<br />

wurde (lacht).<br />

Was war das Neue an dieser Gruppe?<br />

Das Hodgkin-Lymphom ist mit einer<br />

Inzidenz von 1 bis 2 auf 100.000 Einwohner<br />

eine sehr seltene Erkrankung<br />

und es gelang im Lauf der Jahre, nahezu<br />

alle Patienten aus über 400 Zentren<br />

in die Studienprotokolle einzubringen.<br />

Die Erkenntnisse aus den so durchgeführten<br />

Therapiestudien haben großartige<br />

Therapie-Erfolge gezeitigt.<br />

Durch diese Gruppe ist Evidenz geschaffen<br />

worden. Die erste Studiengruppe<br />

in Deutschland war allerdings<br />

nicht die Hodgkin-Lymphom-Studiengruppe,<br />

sondern die Kieler Lymphomgruppe,<br />

die sich mit den wesentlich<br />

häufigeren Non-Hodgkin-Lymphomen<br />

beschäftigte und bereits 1972 gegründet<br />

wurde. Von Mitte der siebziger bis<br />

Mitte der neunziger Jahre wurde sie<br />

mit großem wissenschaftlichen Erfolg-<br />

i n t e r v i e w w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

von meinem Vorgänger Günter Brittinger<br />

von <strong>Essen</strong> aus geleitet.<br />

Die Kieler Lymphomgruppe in <strong>Essen</strong>?<br />

Der Name bezieht sich auf ein mittlerweile<br />

historisches Klassifikationssystem<br />

für Non-Hodgkin-Lymphome,<br />

eben die Kiel-Klassifikation. Die Einteilungskriterien<br />

waren im Wesentlichen<br />

morphologischer Natur, und unter Leitung<br />

der <strong>Essen</strong>er Klinik für Hämatologie<br />

wurde untersucht, wie Histopathologie<br />

und Klinik der Erkrankung miteinander<br />

korrelieren. In ganz Deutschland<br />

haben sich in den vergangenen<br />

30 Jahren Lymphom- und Leukämiestudiengruppen<br />

etabliert, die ganz im<br />

Sinne der evidenzbasierten Medizin<br />

daran arbeiten, validierte Diagnostikund<br />

Therapieverfahren für die unterschiedlichen<br />

malignen hämatologischen<br />

Erkrankungen zu finden.<br />

Wie sieht die EbM-Tradition in der<br />

Onkologie aus?<br />

In der Onkologie sind die Verhältnisse<br />

naturgemäß etwas schwieriger, allein<br />

wegen der vielen unterschiedlichen<br />

Fächer, die kooperieren müssen. Chirurgen,<br />

Strahlentherapeuten, internistische<br />

Onkologen, zusätzlich noch je<br />

nach genauer Erkrankung Pulmologen,<br />

Gastroenterologen oder Gynäkologen:<br />

Sie alle müssen sich in der Behandlungsstrategie<br />

für den Patienten einig<br />

werden. Hinzu kommt, dass der Erkenntnisgewinn<br />

in der Onkologie<br />

schwieriger ist als in der Hämatologie.<br />

Das fängt bei der Gewinnung von<br />

biologischem Material an; darüber<br />

hinaus ist es zum Zeitpunkt der Diagnose<br />

häufig schon zu massiven gene -<br />

tischen Veränderungen in der Zelle<br />

gekommen. Hämatologische Erkrankungen<br />

dagegen fallen schon im Frühstadium<br />

durch Blutbildveränderungen<br />

auf. Die genetischen Veränderungen<br />

in der Zelle sind einigermaßen überschaubar<br />

und bestimmte Erkrankungen<br />

wie etwa die chronische myeloische<br />

Leukämie haben Modellcharak-<br />

ter. Die Medikamentenentwicklung<br />

gestaltet sich dort einfacher als bei<br />

soliden Tumoren.<br />

Welchen Stellenwert hat die evidenzbasierte<br />

Medizin für Ihre praktische<br />

Arbeit?<br />

Als Ärzte haben wir die Aufgabe, für<br />

jeden einzelnen Patienten die individuell<br />

optimale Therapie zu finden. Dazu<br />

muss ich wissen, welche Verfahren zur<br />

Verfügung stehen, in welcher körperlichen<br />

und seelischen Verfassung sich<br />

der Patient befindet, ich muss ihn aufklären,<br />

damit er selbst entscheidungsfähig<br />

wird.<br />

Und welche Rolle spielt dabei die<br />

evidenzbasierte Medizin?<br />

Sie bietet einen Rahmen, der durch<br />

Erfahrungen mit einem sehr starren<br />

Kollektiv, sprich: unter Studienbedingungen<br />

definiert worden ist. Ob für<br />

den individuellen Patienten, der vor<br />

mir sitzt, dieselbe Behandlung wie für<br />

das Studienkollektiv die beste ist, weiß<br />

man halt nicht ganz genau.<br />

Aber die evidenzbasierte Medizin,<br />

oder besser: die daraus entstandenen<br />

Leitlinien geben doch Orientierung.<br />

Ja, durchaus. Und die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass mein Patient von der Behandlung<br />

ähnlich wie das Studienkollektiv<br />

profitiert, wächst mit der Zahl<br />

der Merkmale, die zwischen den Studienteilnehmern<br />

und meinem Patienten<br />

übereinstimmen. Entscheidend sind<br />

also Fragen wie: Liegt mein Patient im<br />

Altersbereich der Studie, hat er ähnliche<br />

Begleiterkrankungen? Aber auch:<br />

Sind seine sozialen Voraussetzungen<br />

so, dass er eine ambulante Chemotherapie<br />

verkraften kann? Lebt er allein<br />

oder mit einem Partner? Da gilt es, im<br />

Einzelfall genau hinzuschauen. Die evidenzbasierte<br />

Medizin beziehungsweise<br />

Leitlinien bieten immer nur einen<br />

Orientierung gebenden Rahmen; Ärzte<br />

dürfen sie nicht als enges Korsett missverstehen.<br />

19


20<br />

i n t e r v i e w w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Gibt es dafür ein praktisches Beispiel?<br />

Ich hatte kürzlich eine sehr alte Patientin,<br />

bei der eine chronische myeloische<br />

Leukämie diagnostiziert worden war.<br />

Seit der Einführung von Imatinib lässt<br />

sich diese Erkrankung – das zeigt die<br />

Evidenz – sehr gut behandeln. Wegen<br />

der resultierenden Hautausschläge hat<br />

die Patientin Imatinib aber nicht vertragen.<br />

Ein Versuch mit Nilotinib ging<br />

ebenfalls schief, weil als Nebenwirkung<br />

eine Pankreatitis eintrat. Und<br />

Dasatinib, die dritte Option, führte<br />

nach wenigen Tagen zu Luftnot aufgrund<br />

ausgedehnter Pleuraergüsse,<br />

einer häufigen Komplikation dieses<br />

Medikaments.<br />

Was haben Sie getan?<br />

Ich habe nach vielen anderen, insgesamt<br />

völlig erfolglosen Versuchen mit<br />

alten Regimen schließlich Dasatinib in<br />

einer erschreckend niedrigen Dosierung<br />

gegeben. Dafür gab es in der Literatur<br />

keine direkte Evidenz. Aber es hat<br />

für diese Patientin Gott sei Dank funktioniert.<br />

Die EbM hat den möglichen<br />

Rahmen abgesteckt, es gab den Beleg,<br />

dass Dasatinib wirkt. Mit dem Rücken<br />

zur Wand habe ich dann das gemacht,<br />

was genau dieser Patientin genutzt<br />

hat. Hätte ich die Leitlinien als enges<br />

Korsett begriffen, hätte ich dieser Patientin<br />

nicht helfen können.<br />

Die EbM hat also ihre Grenzen. Eine<br />

viel gehörte Kritik besteht auch darin,<br />

dass schlechte Ergebnisse nur sehr selten<br />

veröffentlicht werden. Damit sei<br />

die objektive Bewertung einer neuen<br />

Methode nicht wirklich möglich.<br />

Das ist ein immer zu berücksichtigendes<br />

Risiko: Dass Daten, die den Behandler<br />

eigentlich in eine andere Richtung<br />

lenken müssten, nicht wahrgenommen<br />

werden. Denn leider veröffentlichen<br />

gute Journale so gut wie nie<br />

schlechte Ergebnisse. Und zwar aus<br />

dem – aus Sicht der Redaktionen vielleicht<br />

sogar nachvollziehbaren –<br />

Grund, dass Erfolgsmeldungen mehr<br />

Leser bringen als Negativberichterstattung.<br />

Haben Sie auch dazu ein praktisches<br />

Beispiel?<br />

Nehmen Sie die Nachsorge von Lymphom-Patienten.<br />

Nach Abschluss der<br />

Akutbehandlung werden die Patienten<br />

alle drei Monate einbestellt. So weit, so<br />

gut. In vielen Zentren durchlaufen die<br />

Patienten dann die Hightech-Mühle:<br />

Bildgebende Verfahren, häufig Computertomographie<br />

oder PET-CT. Was bringen<br />

diese Untersuchungen? So gut wie<br />

nichts, denn ein Rezidiv kann ich nicht<br />

zwingen, dann zu wachsen, wenn ich<br />

gerade versuche, es bildlich darzustellen.<br />

So kann es geschehen, dass ich den<br />

Patienten im Juli maximal untersuche,<br />

ihn beruhige und nach Hause schicke,<br />

und im August kommt er wieder, weil<br />

er eine Schwellung im Nacken, möglicherweise<br />

also ein Rezidiv hat.<br />

Dass diese Art von Nachsorge nicht<br />

sinnvoll ist, wird zu wenig berichtet.<br />

Und das kann man beklagen. Noch<br />

beklagenswerter scheint aber doch,<br />

dass da Geld verschwendet wird.<br />

Durchaus. Es gibt eine Studie, die nachweist,<br />

dass ein Hodgkin-Lymphom-Patient<br />

in Remission, der im Rahmen der<br />

Nachsorge einmal jährlich eine CT-Untersuchung<br />

erhält, im Schnitt mit dieser<br />

Maßnahme 4 Tage länger lebt als<br />

ohne sie. Summiert man die gewonnenen<br />

Lebenstage und die CT-Kosten der<br />

Patienten, so ergibt sich ein Betrag von<br />

300.000 Dollar pro Lebensjahr. Das soll<br />

ein Gesundheitssystem erst einmal<br />

leisten! – Aber über Kosten will ich an<br />

dieser Stelle gar nicht klagen. Für den<br />

Patienten ist wichtig, dass jedes CT<br />

eine nicht zu vernachlässigende Strahlenbelastung<br />

darstellt. Das heißt, bei<br />

routinemäßiger, ohne klinischen Verdacht<br />

durchgeführter CT-Untersuchung,<br />

schade ich dem Patienten mehr<br />

als ich ihm nutze. Die Evidenz spricht<br />

also dreifach gegen den CT-Routine-<br />

Einsatz in der Lymphom-Nachsorge:<br />

Das CT bringt nichts, es verschwendet<br />

Ressourcen und es schadet dem Patienten.<br />

Und warum wird es dennoch so<br />

häufig eingesetzt?<br />

Das ist eine wichtige Frage, auf die es<br />

keine wirklich fundierte Antwort gibt.<br />

Es könnte sein, dass viele Ärzte die CT-<br />

Routine in der Nachsorge aus Studien<br />

ableiten, in denen sie aus Gründen der<br />

In vielen Zentren durchlaufen<br />

die Patienten dann<br />

die Hightech-Mühle ...<br />

Standardisierung durchgeführt wird.<br />

Es kann auch sein, dass Patienten den<br />

dringenden Wunsch haben, ein CT zu<br />

machen, weil sie sich erinnern, dass<br />

dieses Verfahren bei der Diagnosestellung<br />

eine wichtige Rolle gespielt hat.<br />

Ich könnte mir auch vorstellen, dass<br />

manche Ärzte so sehr unter Zeitdruck<br />

stehen, dass es für sie entlastend ist,<br />

den Patienten zunächst in die radiologische<br />

Abteilung zu schicken und dann<br />

den Befund mit ihm zu besprechen.<br />

Wie funktioniert die Lymphom-Nachsorge<br />

bei Ihnen?<br />

Im Sinne der Leitlinien. Nach der Akutversorgung<br />

bestellen wir die Patienten<br />

vierteljährlich ein. Wir reden mit ihnen,<br />

das ist das wichtigste, untersuchen<br />

sie klinisch und entnehmen eine Blut -<br />

probe, die auf verschiedene Parameter,<br />

unter anderem auch auf den Lymphom-Marker<br />

Lactatdehydrogenase,<br />

geprüft wird. Außerdem setzen wir in


großem Maße Ultraschall ein; weil er<br />

nicht schadet und weil unsere Ärzte<br />

in Ausbildung daran sehr gut lernen<br />

können. Beim Verdacht auf das Vor -<br />

liegen eines Rezidivs rollt dann auch<br />

bei uns die Hightech-Lawine los, das<br />

heißt Bildgebung mit CT, PET-CT oder<br />

anderen Verfahren gefolgt von einer<br />

Biopsie.<br />

Gibt es auch Situationen, bei denen<br />

Evidenz dafür vorliegt, nichts zu tun?<br />

Sie spielen an auf das in der Hämatologie<br />

nicht selten angezeigte watchful<br />

waiting oder wait and see. Bei manchen<br />

chronischen Leukämien und indolenten<br />

Lymphomen ist das tatsächlich<br />

eine Option. Allerdings kann man<br />

das den Patienten vor allem im Erst -<br />

gespräch nur sehr schwer vermitteln.<br />

Selbst ärztliche Kollegen, die wir ja<br />

manchmal auch als Patienten hier<br />

haben, tun sich schwer, das zu verstehen.<br />

Denn natürlich kommen Patienten<br />

hierher, weil sie wollen, dass wir<br />

aktiv etwas gegen ihre Erkrankung tun.<br />

Aber es ist unter Umständen nicht<br />

sinnvoll, etwas zu tun.<br />

Ja, und dann bitte ich den Patienten<br />

manchmal, uns alte Blutbildbefunde<br />

vorbeizubringen. Anhand dieser kann<br />

man häufig zeigen, dass eine hämatologische<br />

Erkrankung oder zumindest<br />

ein auffälliges Blutbild offenbar schon<br />

lange besteht, der Patient mit dieser<br />

Störung aber auch schon jahrelang gut<br />

gelebt hat, ohne dass ärztlicherseits<br />

etwas getan wurde. Damit gewinnt die<br />

Evidenz für wait and see gegenüber<br />

dem betroffenen Patienten deutlich an<br />

Glaubwürdigkeit.<br />

Bei der Evidenz für oder gegen ein<br />

Therapieverfahren geht es ja immer<br />

auch um Kriterien wie progressionsfreies<br />

Überleben oder Gesamtüberleben.<br />

Auch Patienten lesen diese<br />

Daten. Wie reagieren Sie, wenn ein<br />

Patient nach seiner individuellen<br />

Überlebenszeit fragt?<br />

i n t e r v i e w w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

Ganz klar sage ich dann, dass es sich<br />

dabei um Aussagen über Kollektive<br />

handelt. Wenn 100 Patienten vor mir<br />

säßen, könnte ich sagen: Die Gruppe<br />

hat im Median noch eineinhalb Jahre<br />

zu leben. Für den Einzelnen gilt diese<br />

Aussage aber nicht. An Überlebenskurven<br />

kann man das zeigen: Sehen Sie<br />

her, da gibt es nach Jahren noch ein<br />

Plateau, da können Sie dabei sein.<br />

Reden Sie mit Patienten über die<br />

Prognose überhaupt nicht?<br />

Doch, aber ich vermeide unter allen<br />

Umständen eine konkrete Monatsoder<br />

Jahresangabe. Man muss den Patienten<br />

aber das Recht auf ihre Lebensplanung<br />

lassen und deshalb ehrlich<br />

sein und kann dann zum Beispiel<br />

sagen: Diese Erkrankung wird über<br />

kurz oder lang zum Tod führen, aber<br />

konkrete Zeitangaben sind im Einzelfall<br />

nicht möglich.<br />

Zurück zur evidenzbasierten Medizin.<br />

Warum werden Leitlinien in verschiedenen<br />

Institutionen mal mehr, mal<br />

weniger beachtet?<br />

Im wesentlichen aus zwei Gründen:<br />

Auch wir als Ärzte wissen nicht alles.<br />

Bis die Kunde einer neuen Leitlinie sich<br />

verbreitet, dauert es durchaus bis zu<br />

einem halben Jahr. Also: Wenn ich eine<br />

Leitlinie nicht kenne, kann ich sie nicht<br />

anwenden. In manchen Institutionen<br />

kommt es aber vielleicht vor, dass die<br />

Leitlinie nicht umgesetzt werden kann,<br />

weil die örtliche Ausstattung dazu<br />

nicht ausreicht; dann muss ich dafür<br />

sorgen, dass der Patient an eine andere<br />

Institution überwiesen wird, wo die<br />

Umsetzung kein Problem darstellt.<br />

Beispielsweise an das Westdeutsche<br />

<strong>Tumorzentrum</strong>. Welchen Stellenwert<br />

hat die evidenzbasierte Medizin hier<br />

in <strong>Essen</strong>?<br />

Naturgemäß einen sehr hohen. Wir<br />

können hier sehr gut leitliniengerecht<br />

arbeiten, weil alle beteiligten Disziplinen<br />

in Onkologie und Hämatologie<br />

sich sozusagen in Rufweite befinden.<br />

Außerdem – und das scheint mir<br />

immer wichtiger zu sein – haben wir<br />

Zeit für unsere Patienten und stehen<br />

möglicherweise unter einem nicht<br />

ganz so immensen wirtschaftlichen<br />

Druck, wie ihn vielleicht andere Kollegen<br />

aushalten müssen. – Wie viele andere<br />

forschende Institutionen sind wir<br />

am WTZ außerdem in der Lage, Evidenz<br />

zu schaffen. Wir sind beteiligt an der<br />

Entwicklung neuer Diagnostik- und<br />

Therapieverfahren und damit sozusagen<br />

am kreativen Moment der evidenzbasierten<br />

Medizin.<br />

Als Comprehensive Cancer Center tragen<br />

Sie auch Verantwortung für die<br />

Verbreitung der Evidenz.<br />

Da sind wir auf mehreren Ebenen aktiv.<br />

Natürlich publizieren wir in anerkannten<br />

Journals. In Bezug auf die Region<br />

sind wir aber auch sehr aktiv, was Fortbildungsveranstaltungen<br />

angeht. Externen<br />

Patienten bieten wir an, an unseren<br />

Studien teilzunehmen, und das<br />

funktioniert sehr gut. Jeder Arzt der<br />

Region kann außerdem seine Patienten<br />

zur Besprechung in den Tumorboards<br />

der Behandlungsprogramme anmelden.<br />

Gibt es auch WTZ-eigene Leitlinien?<br />

Selbstverständlich. In jedem Behandlungsprogramm<br />

existieren solche Leitlinien,<br />

die ständig aktualisiert werden.<br />

Darüber hinaus bereiten wir alle wichtigen<br />

internationalen Kongresse hier<br />

regional nach, und zwar in Form von<br />

wissenschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen.<br />

Großen Wert legen wir außerdem<br />

auf den persönlichen Kontakt<br />

zu Ärzten in der Region. Es gibt für<br />

jeden Arzt die Möglichkeit, über<br />

wtz@uk-essen.de konkrete Anfragen<br />

an uns zu richten, die vom jeweils zuständigen<br />

Experten möglichst umgehend<br />

beantwortet werden.<br />

Herr Professor Dührsen, haben Sie<br />

herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

21


22<br />

s c h l u s s l i c h t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

So beschreibt die Ehefrau eines Lungenkrebspatienten<br />

ihre Gefühle, nachdem<br />

ihrem Mann die niederschmetternde<br />

Diagnose mitgeteilt worden<br />

war. Sie und eine Reihe weiterer Patienten<br />

berichten in einem neuen medizinischen<br />

Hörbuch über ihre ganz<br />

persönlichen Erfahrungen und ihren<br />

Umgang mit der Erkrankung. Ein Hörbuch<br />

als Aufklärungs- und Informationsmedium?<br />

Den soeben erschienenen<br />

Tonträger darf man nicht verwechseln<br />

mit einem literarischen<br />

„Vorlesebuch“. Am ehesten ist er vergleichbar<br />

mit einer gut gemachten<br />

Radiosendung, die das Thema Lungenkrebs<br />

näher beleuchtet. Das Spektrum<br />

der angebotenen Inhalte ist beeindruckend.<br />

In gut verdaubaren Einzelkapiteln<br />

erfährt der Hörer alles Wissenswerte<br />

über die verschiedenen Lungenkrebsarten,<br />

über das genaue Vorgehen<br />

bei der Diagnostik und über die derzeit<br />

verfügbaren Behandlungsoptionen.<br />

Als ausgewiesener Experte kommt<br />

Dr. Joachim von Pawel von den Asklepios-Kliniken<br />

in Gauting bei München<br />

Impressum<br />

WTZ-Journal<br />

ISSN: 1869-5892<br />

© <strong>2010</strong> by <strong>Westdeutsches</strong> <strong>Tumorzentrum</strong> <strong>Essen</strong><br />

und LUKON-Verlagsgesellschaft mbH, München<br />

Redaktion<br />

PD Dr. med. Andreas Hüttmann (Redaktionsleitung,<br />

verantwortlich); Prof. Dr. med. Angelika Eggert;<br />

Günter Löffelmann, Ludger Wahlers (089-820 737-0;<br />

L.Wahlers@Lukon.de), Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Manfred Just (089-820 737-0; M. Just@Lukon.de),<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Herausgeber<br />

Direktorium <strong>Westdeutsches</strong> <strong>Tumorzentrum</strong> <strong>Essen</strong> (WTZ)<br />

vertreten durch Frau Prof. Dr. med. Angelika Eggert<br />

Hufelandstraße 55, 45122 <strong>Essen</strong>, www.wtz-essen.de<br />

Verlag<br />

LUKON Verlagsgesellschaft mbH<br />

Landsberger Straße 480 a, 81241 München<br />

Fon: 089-820 737-0, Fax: 089-820 737-17<br />

E-Mail: WTZ-Journal@Lukon.de, www.lukon-verlag.de<br />

Medizinisches Hörbuch „Mit Lungenkrebs leben“<br />

„Die Reaktion ist einfach, dass man Angst<br />

hat, dass man einfach keinen Halt mehr hat,<br />

dass einem der Boden weggezogen wird …“.<br />

zu Wort. Aber das Hörbuch beschränkt<br />

sich nicht auf die Vermittlung nüchternen<br />

Wissens. Dr. Pia Heußner, verantwortliche<br />

Psycho-Onkologin im Universitätsklinikum<br />

München-Groß -<br />

hadern, erläutert die speziellen Belastungen<br />

von Lungenkrebspatienten<br />

und beschreibt die Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

die eine psycho-onkologische<br />

Betreuung bietet.<br />

Eines wird beim Hören dieser CD deutlich:<br />

Lungenkrebspatienten sind nicht<br />

nur deshalb anders als andere Tumorpatienten,<br />

weil ihre Erkrankung in vielen<br />

Fällen innerhalb von wenigen Jahren<br />

zum Tod führt. Sie sind auch anders,<br />

weil sie sich mit dem Thema<br />

„selbst schuld“ quälen. Denn mehr als<br />

80 Prozent der Lungenkrebspatienten<br />

sind oder waren Raucher. Sie leben<br />

sehr zurückgezogen, denken vielfach,<br />

dass sie „Hilfe nicht verdient haben“<br />

und stehen jedweder Unterstützung<br />

von außen eher ablehnend gegenüber.<br />

Wertvolles Wissen um medizinische<br />

und psycho-onkologische Zusammen-<br />

Abonnement<br />

Das WTZ-Journal erscheint viermal jährlich zum Einzel preis<br />

von 4,00 ¤. Der Preis für ein Jahres abonne ment beträgt 15,00 ¤.<br />

Die genannten Preise verstehen sich zuzüglich Versandkosten:<br />

Inland 3,00 ¤; Ausland: 12,00 ¤. Die Bezugsdauer beträgt ein Jahr.<br />

Der Bezug verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr,<br />

wenn es nicht spätestens sechs Wochen vor Ablauf des<br />

Bezugsjahres schriftlich gekündigt wird.<br />

Für Mitglieder des Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong>s (WTZ)<br />

ist der Bezug des WTZ-Journals im Mitgliedsbeitrag bereits<br />

enthalten.<br />

Layout, Gestaltungskonzept und Illustration<br />

Charlotte Schmitz, 42781 Haan<br />

Bildnachweis<br />

Titel: Dr. Sebastian Bauer, WTZ – Seite 4: Bergringfoto,<br />

Fotolia.com – Seiten 7 bis 10: Dr. Sebastian Bauer, WTZ –<br />

Seite 13: Pressestelle Universität Duisburg-<strong>Essen</strong> – Seite 14: Verlag<br />

van Acken, Krefeld – Seite 18: Ludger Wahlers, München<br />

Alle Grafiken und Illustrationen: Charlotte Schmitz, Haan.<br />

Druck<br />

DDH GmbH, 40721 Hilden, Printed in Germany<br />

hänge in einem Hörbuch zu präsentieren,<br />

kommt den Bedürfnissen von Lungenkrebspatienten<br />

deshalb wahrscheinlich<br />

sehr nahe. Dieses Hörbuch<br />

ist eine Empfehlung für alle, die mit<br />

Lungenkrebs zu tun haben. Die CD ist<br />

im Buchhandel oder direkt beim Verlag<br />

(www.Lukon.de) erhältlich. Bis Mitte<br />

des Jahres gilt ein günstiger Subskrip -<br />

tionspreis.<br />

Mit Lungenkrebs leben<br />

Medizinisches Hörbuch für<br />

Betroffene, Angehörige und Freunde.<br />

Herausgeber: Andreas Schalhorn<br />

Medizinische Experten: Pia Heußner,<br />

Joachim von Pawel<br />

Anzahl der Einzeltitel: 14<br />

Gesamtspieldauer: 47 Minuten<br />

ISBN: 978-3-933012-15-9<br />

LUKON-Verlag, München<br />

Preis: 24,50 ¤<br />

Subskription: 14,90 ¤<br />

Urheber- und Verlagsrecht<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Annahme des Manuskripts gehen<br />

das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur<br />

Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten,<br />

zur elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur<br />

Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien und<br />

Mikrokopien an den Verlag über. Jede Verwertung<br />

außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz festgelegten<br />

Grenzen ist ohne Zustimmung des Verlags<br />

unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung von<br />

Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das<br />

jederzeit widerrufliche Einver ständnis, die zugesandten<br />

Beiträge beziehungsweise Informationen in Datenbanken<br />

einzustellen, die vom Verlag oder Dritten geführt werden.<br />

Auflage<br />

3.000 Exemplare<br />

Das WTZ-Journal 2-<strong>2010</strong><br />

erscheint Mitte Juni <strong>2010</strong>


22<br />

s c h l u s s l i c h t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 0 · 2 . J g<br />

So beschreibt die Ehefrau eines Lungenkrebspatienten<br />

ihre Gefühle, nachdem<br />

ihrem Mann die niederschmetternde<br />

Diagnose mitgeteilt worden<br />

war. Sie und eine Reihe weiterer Patienten<br />

berichten in einem neuen medizinischen<br />

Hörbuch über ihre ganz<br />

persönlichen Erfahrungen und ihren<br />

Umgang mit der Erkrankung. Ein Hörbuch<br />

als Aufklärungs- und Informationsmedium?<br />

Den soeben erschienenen<br />

Tonträger darf man nicht verwechseln<br />

mit einem literarischen<br />

„Vorlesebuch“. Am ehesten ist er vergleichbar<br />

mit einer gut gemachten<br />

Radiosendung, die das Thema Lungenkrebs<br />

näher beleuchtet. Das Spektrum<br />

der angebotenen Inhalte ist beeindruckend.<br />

In gut verdaubaren Einzelkapiteln<br />

erfährt der Hörer alles Wissenswerte<br />

über die verschiedenen Lungenkrebsarten,<br />

über das genaue Vorgehen<br />

bei der Diagnostik und über die derzeit<br />

verfügbaren Behandlungsoptionen.<br />

Als ausgewiesener Experte kommt<br />

Dr. Joachim von Pawel von den Asklepios-Kliniken<br />

in Gauting bei München<br />

Impressum<br />

WTZ-Journal<br />

ISSN: 1869-5892<br />

© <strong>2010</strong> by <strong>Westdeutsches</strong> <strong>Tumorzentrum</strong> <strong>Essen</strong><br />

und LUKON-Verlagsgesellschaft mbH, München<br />

Redaktion<br />

PD Dr. med. Andreas Hüttmann (Redaktionsleitung,<br />

verantwortlich); Prof. Dr. med. Angelika Eggert;<br />

Günter Löffelmann, Ludger Wahlers (089-820 737-0;<br />

L.Wahlers@Lukon.de), Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Manfred Just (089-820 737-0; M. Just@Lukon.de),<br />

Anschrift wie Verlag<br />

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Direktorium <strong>Westdeutsches</strong> <strong>Tumorzentrum</strong> <strong>Essen</strong> (WTZ)<br />

vertreten durch Frau Prof. Dr. med. Angelika Eggert<br />

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Fon: 089-820 737-0, Fax: 089-820 737-17<br />

E-Mail: WTZ-Journal@Lukon.de, www.lukon-verlag.de<br />

Medizinisches Hörbuch „Mit Lungenkrebs leben“<br />

„Die Reaktion ist einfach, dass man Angst<br />

hat, dass man einfach keinen Halt mehr hat,<br />

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sich nicht auf die Vermittlung nüchternen<br />

Wissens. Dr. Pia Heußner, verantwortliche<br />

Psycho-Onkologin im Universitätsklinikum<br />

München-Groß -<br />

hadern, erläutert die speziellen Belastungen<br />

von Lungenkrebspatienten<br />

und beschreibt die Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

die eine psycho-onkologische<br />

Betreuung bietet.<br />

Eines wird beim Hören dieser CD deutlich:<br />

Lungenkrebspatienten sind nicht<br />

nur deshalb anders als andere Tumorpatienten,<br />

weil ihre Erkrankung in vielen<br />

Fällen innerhalb von wenigen Jahren<br />

zum Tod führt. Sie sind auch anders,<br />

weil sie sich mit dem Thema<br />

„selbst schuld“ quälen. Denn mehr als<br />

80 Prozent der Lungenkrebspatienten<br />

sind oder waren Raucher. Sie leben<br />

sehr zurückgezogen, denken vielfach,<br />

dass sie „Hilfe nicht verdient haben“<br />

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von außen eher ablehnend gegenüber.<br />

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Charlotte Schmitz, 42781 Haan<br />

Bildnachweis<br />

Titel: Dr. Sebastian Bauer, WTZ – Seite 4: Bergringfoto,<br />

Fotolia.com – Seiten 7 bis 10: Dr. Sebastian Bauer, WTZ –<br />

Seite 13: Pressestelle Universität Duisburg-<strong>Essen</strong> – Seite 14: Verlag<br />

van Acken, Krefeld – Seite 18: Ludger Wahlers, München<br />

Alle Grafiken und Illustrationen: Charlotte Schmitz, Haan.<br />

Druck<br />

DDH GmbH, 40721 Hilden, Printed in Germany<br />

hänge in einem Hörbuch zu präsentieren,<br />

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sehr nahe. Dieses Hörbuch<br />

ist eine Empfehlung für alle, die mit<br />

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des Jahres gilt ein günstiger Subskrip -<br />

tionspreis.<br />

Mit Lungenkrebs leben<br />

Medizinisches Hörbuch für<br />

Betroffene, Angehörige und Freunde.<br />

Herausgeber: Andreas Schalhorn<br />

Medizinische Experten: Pia Heußner,<br />

Joachim von Pawel<br />

Anzahl der Einzeltitel: 14<br />

Gesamtspieldauer: 47 Minuten<br />

ISBN: 978-3-933012-15-9<br />

LUKON-Verlag, München<br />

Preis: 24,50 ¤<br />

Subskription: 14,90 ¤<br />

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Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Annahme des Manuskripts gehen<br />

das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur<br />

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Auflage<br />

3.000 Exemplare<br />

Das WTZ-Journal 2-<strong>2010</strong><br />

erscheint Mitte Juni <strong>2010</strong>

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