Briefe Kummer - Dr. Johannes Birgfeld

304 JÜRG MATHES
Ich mögte (in Octav) ein Taschenbuch der neusten fr anz
ö si s ehe n B ü h ne herausgeben. Ich habe nemlich gefunden daß alle
neuere französische Stücke erbärmlich übersezt sind, die Ifflandschen
Übersetzungen 290 nicht ausgenommen. Sie müßten üherhaupt, wenn sie
für uns recht genießbar seyn sollen, gar nicht übersezt, sondern bearbeitet
werden, so wie ich zum Beyspiel den Ge fan gen e n 291 bearbeitet
habe. Halten Sie den einmal mit der, gleichfalls davon existirenden
Übersetzung 292 zusammen und Sie werden gleich fühlen was ich meyne.
Meine Idee wäre also, vom Jahr 1814· an, alle in Franckreich erscheinende
neue Stücke, Opern u. Schauspiele, in das Taschenbuch zu sammeln,
die gu t e n ganz zu bearbeiten, aus den mit tel m ä s s i gen nur
einzelne Scenen zu geben, und von den sc h I e c h t e n nur Titel und
Innhalt kurz zu erzählen. Das würde gewiß jährlich einen starcken
Band geben. und, wie mich dünckt, Jedermann willkommen seyn. W 011ten
Sie nun auf diese Idee entriren, so schicken Sie mir fürs Erste alle
in diesem Jahr gedruckte französische Schauspiele, die in Leipzig oder
Franckfurt zu haben sind, und verschreiben Sie sogleich das übrige aus
Paris. Ich bin mit 10 rho für den Bogen zufrieden, und Sie können es
ja mit Ein em Bande versuchen. Sollte es Ihnen aber nicht annehmlich
seyn, so schreiben Sie es mir.
Meinen wahrhaft herzlichen Glückwunsch zu der Verheyrathung
Ihrer Mlle Tochter. Die bösen Zeiten sind hoffentlich nun vorbey; was
noch lebt, wird sich des Lebens freuen.293
Der Ihrigste Kotzebue.
Ich bitte um gütige Beförderung der Einlage 294 Apropos, Sie werden
doch zu Ostern einen neuen Band meiner Schauspiele drucken? 295
1) Rudolph v. Habsburg 2) der Rehbock. 3) der Westindier.
Die beyden ersten können Sie aus Berlin erhalten,296 durch meinen
290 ,Beiträge für die deutsche Schaubülme in Uebersetzungen und Bearbeitungen
ausländischer Schauspieldichter.< 2 Bde., Berlin 1807 f.
291 ,Der Gefangene. Ein Lustspiel in einem AJü.< Leipzig 1800. Es ist eine
Bearbeitung von ,Le prisonnier ou La ressemblance< des französischen Bülmendichters
Alexandre Duval (1767-184.2). 292 Nicht nachweisbar.
293 Anspielung auf den Tod seines ältesten Sohnes Wilhehn, vgl. Anm. 276.
294 Nicht erhalten.
295 ,Neue Schauspiele