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Briefe Kummer - Dr. Johannes Birgfeld

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298 JÜRG MATHES<br />

sehen, daß ich über 600 rho vor dem <strong>Dr</strong>ucke aus dem Mscpt gezogen.<br />

Zwar traf es sich wohl bisweilen, daß diese oder jene Bühne, aus Local<br />

Rücksichten, einmal ein Stück nicht annahm, doch auf 500 rho konnte<br />

ich immer rechnen, U. bey Lustspielen auf mehr. Da ich nun jezt, auf<br />

vielfältige Auffoderungen, nichts als Lustspiele schreiben werde, so<br />

läßt sich erwarten, daß jedesma1600 zu verdienen seyn werden; wobey<br />

ich manche Bühne nicht einmal erwähnt habe, die, wenn man sich mit<br />

ihr in Correspondenz setzen wollte, noch zu benutzen wäre, Z. B. Münster,<br />

Cassel, Düsseldorf, Dessau U.S.W. Nun sind mir aber alle diese Correspondenzen<br />

U. Mahnungen äusserst lästig, lwsten viel Porto, rauben<br />

viel Zeit U.S.W. Daher will ich gern etwas ansehnliches aufopfern, um<br />

das übrige gewiß, U. zu bestimmten Zeiten zu haben. Der Berliner Buchhändler<br />

bietet mir 600 rho für jedes Lustspiel in 4, oder 5 Acten, wofür<br />

es aber ganz sein Eigenthum wird, so daß er es verkaufen kann, so oft<br />

U. an wen er will. Verkauft er es nun würcklich an alle die genannten<br />

Bühnen, so bekommt er nicht allein sein Geld gleich wieder, sondern<br />

er spart das Honorar für den <strong>Dr</strong>uck gänzlich.<br />

Natürlich sind Sie der Erste den ich davon benachrichtigen muß.<br />

Wäre Ihnen dieses Arrangement gefällig, so wäre folgendes festzusetzen:<br />

1) Für jedes meiner Lustspiele in 4 oder 5 Acten, welches so beschaffen<br />

ist, daß jede Bühne in Deutschland es unbedencklich aufführen kann<br />

(wobey jedoch das Streichen einzelner Zeilen nicht in Anschlag kommt)<br />

zahlen Sie mir, drey Monat a dato des Empfangens, 600 rho Leipz. Cour.<br />

2) Sie zahlen dann weiter kein Honorar für den <strong>Dr</strong>uck<br />

3) Sie erhalten dafür die Berechtigung, das Stück an alle deutsche<br />

Bühnen zu verkaufen, um welchen Preiß Sie wollen u. können, ausgenommen<br />

nach Wien an das Hoftheater, wohin jedesmal die Erste Abschrift<br />

gratis gesandt werden muß,270 U. ausgenommen die Bühnen in<br />

Rußland.<br />

'I,) <strong>Dr</strong>ucken können Sie es dann meinetwegen wann Sie wollen, allein<br />

der Bühnen wegen, werden Sie wohl ein Jahr damit warten müssen;<br />

weshalb Sie wohl thun würden, .alle Abschriften an Einem Tage abzusenden,<br />

wodurch auch allem VVinckelhandel mit dem Mscpt, der mir<br />

oft so viel Schaden thut, vorgebeugt würde.<br />

5) Ich mache öffentlich bekannt, daß meine Mscpte künftig bey Niemandem<br />

sonst, als bey Ihnen zu haben sind.<br />

270 Bei der Ernennung zum Wiener Hoftheater-Dichter 1798 war Kotzebue<br />

die Bedingung eingegangen, alle Stücke zuerst dem Wiener Theater olme Anspruch<br />

auf Honorar zuzuschicken, vgl. Anm. 167.<br />

AUS BRIEFEN KOTZEBUES AN SEINEN VERLEGER KUMMER 299<br />

6) Sollte ich jemals nach Deutschland zurück kehren können, so behielte<br />

ich mir vor, diese Abmachung zu bestätigen oder aufzuheben.<br />

Ihr ergebenster Kotzebue.<br />

So fortschrittlich dieser Vorschlag auch ist 271 - eine Agentur für den<br />

Vertrieb dramatischer Werke wird erst 1832 gegründet 272 -, der kon­<br />

servative <strong>Kummer</strong> lehnt ab. Da Kotzebue ihm den Verlag der <strong>Dr</strong>amen<br />

vertraglich zugesichert hat und daher nicht den Berliner Verleger vor­<br />

ziehen kann, bleibt es bei der Anregung, was Kotzebue in dem Brief<br />

aus Schwarzen vom 27. Juni 1809 beklagt.<br />

Daß Sie meinen Vorschlag nicht angenommen, U. sich sogar sehr heftig<br />

darüber gegen H. Opitz geäussert,273 ist mir sehr schmerzhaft gewesen,<br />

da ich fest überzeugt bin, Sie würden dabey gewonnen, U. mich<br />

einer Sorge U. Mühe überhoben haben. Das Honorar von den Bühnen<br />

zu Berlin, <strong>Dr</strong>esden, Hamburg U. München beträgt allein 248rh. die<br />

immer prompt gezahlt werden. Die 100 rho aus Grätz sind auch immer<br />

richtig eingegangen. Ihr eigenes Honorar dazu gerechnet, beträgt die<br />

Summe schon fast so viel als ich gefodert. Um die Beschwerde los zu<br />

seyn, würde ich Ihnen sogar jedes Stück für 500 lassen. Einer Ihrer<br />

Ladendiener könnte Alles leicht besorgen. Doch ich will Sie nicht überreden.<br />

Ich will auch unseren Contract nicht verletzen, u. lieber ganz<br />

aufhören Schauspiele zu schreiben, da ich mit anderen Producten weniger<br />

genirt bin.<br />

Da >Preußens ältere Geschichte< den Beifall angesehener Geschicht­<br />

schreiber 274 erhalten hatte, befaßt sich Kotzebue erneut mit einem<br />

historischen Thema. Am 11. Mai 1810 meldet er <strong>Kummer</strong> aus Schwar-<br />

zen:<br />

Ich beschäftige mich jezt mit einer Geschichte des deutschen<br />

Reiches von dessen Ursprunge bis zu dessen Dn tergange.<br />

271 .Ähnlich modern war Kotzebues Abmaclllmg mit Iffland in Berlin aus dem<br />

Jahre 1799, bei dem Bülmenhonorar den Ertragswert eines Stückes mit zu berücksichtigen.<br />

Vgl. Weisker, S. 32f.<br />

272 Der Literat Ludwig von Alvensleben (1800-1868) gibt die >Allgemeine<br />

Theater-Chronik Wöchentliclle Mittheilungen von sämmtlichen deutschen Theatern<<br />

heraus, deren Jahrgänge 1-9 in Leipzig 1832--184·0 erscheinen. Im August<br />

1837 zieht er sich aus der Redaktion zurück.<br />

273 Vgl. Amn. 121.<br />

274 <strong>Johannes</strong> Müller und August Ludwig Schlözer, vgl. Anm. 257.

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