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Briefe Kummer - Dr. Johannes Birgfeld

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294 JÜRG MATHES<br />

Da <strong>Kummer</strong> infolge der Kriegswirren, die auch den Leipziger Buch­<br />

handel in Mitleidenschaft gezogen haben, keine Zusagen machen kann,<br />

wählt Kotzebue einen Rigaer Verleger.<br />

Schwarzen 250 d. 6tenMay 1807.<br />

Endlich habe ich Einmal einen Brief von Ihnen erhalten, aber freylich<br />

einen nicht angenehmen Brief. Da die Stockung im Buchhandel so groß<br />

ist, daß Sie i n Ihr e m ga n zen Leb e n ni c h t hoff end ü rf e n<br />

auch nur einmal die Unkosten aus meinen Schriften<br />

wieder heraus zu ziehen, (wie Sie ausdrücklich sagen) so wäre<br />

es ja unverschämt von mir, wenn ich Ihnen jemals wieder etwas anbieten<br />

wollte. Ich habe unter diesen Umständen mit H. Hartmann 260 in Riga<br />

sowohl über die Preussische Geschichte u. meinen Roman Leontine,261<br />

als auch über den dramatischen Almanach contrahirt, u. bitte Sie, das<br />

Mnscpt zum leztern, welches Sie durch Schnoer & Stange 262 werden erhalten<br />

haben, an den Commissionäre des H. Hartmann abzuliefern.<br />

Wenn die Umstände sich ändern sollten, so hoffe ich auch daß wir<br />

unsere vieljährige Verbindung erneuern werden. Sollten Sie aber<br />

würcklich in Ihrem ganzen Leben keine Aussicht mehr haben<br />

Ihre Kosten aus meinen Schriften wieder zu gewinnen, so melden Sie<br />

mir, ob Sie auch die Schauspiele in Zukunft nicht mehr verlegen wollen?<br />

Denn in der O.(ster) Messe 1808 soll ein neuer Band erscheinen.263<br />

Ihr ergebenster Kotzebue.<br />

alte Mutter ist rein ausgeplündert worden, nur das Hemd auf dem Leibe u. ilu'<br />

Bett hat man ilu' gelassen. Ich hoffe daher um so mehr, daß Sie, Ihrem gütigen<br />

Versprechen gemäß, in diesem Monat 500 rh werden geschickt haben, denn nie<br />

hat sie nothwendiger Hülfe gebraucht als jezt.« Die Franzosen ziehen am 14,. Oktober<br />

in Weimar ein und plündern die Stadt.<br />

250 Von den Kriegswirren bleibt Estland weitgehend verschont. »Ich habe mir«<br />

- so teilt Kotzebue am 6. April 1807 mit - »ein neues Gut gekauft, wo ich jezt<br />

wohne. Ich bitte also künftig Ihre Addresse zu machen par Riga, Pernau & Runafer<br />

11 Schwarzen.«<br />

260 Bei Carl J ohann Gottfried Hartmann erscheinen >Preußens ältere Geschichte<<br />

(Anm. 256), der Roman >Leontine< (Anm. 261), der achte und neunte<br />

Jahrgang des >Almanach <strong>Dr</strong>amatischer SpieleGeist der JournaleLeontineFragment aus<br />

noch einem ungedruckten Roman: Leontine< in >Der FreimüthigeNeue SchauspieleAlmanach <strong>Dr</strong>amatischer Spiele< entgegen<br />

der Anweisung selber druckt 264 und statt der geforderten 900 nur<br />

500 Taler Honorar gibt, ist Kotzebue über das eigenmächtige und<br />

rigorose Vorgehen erbost.<br />

Schwarzen d. 3ten Octbr. 1807.<br />

Hochgeehrter Herr!<br />

Der Brief den ich Ihnen geschrieben,265 kann mein Gewissen unmöglich<br />

beunruhigen, denn er war ja blas eine Folge des Ihrigen. Sie sagen<br />

mir mit dürren Worten: daß Sie bey meinen Schriften, so lange Sie noch<br />

leben , nie Ihre K 0 s t e n wieder gewinnen werden. Nun sagen Sie mir<br />

um Gottes Willen, was soll denn ein rechtlicher Mann thun, wenn ihm<br />

so etwas gesagt wird? soll er sich auf dringen ? soll er einen Mann, dem<br />

er gern einen Ge w i n n s t zuwenden mögte, in Sc h ade n versetzen?vVas<br />

blieb mir denn übrig als mich an Jemand anders zu wenden? "Vi e<br />

konnte ich denn vermuthen, daß Sie doch noch etwas von mir drucken<br />

wollten, da Sie zeitlebens die Kosten nicht wieder heraus bringen konnten?<br />

Ich habe nemlich Ihren Brief mit dem kältesten Blute jezt eben<br />

wieder gelesen, aber ich bringe keinen andern Sinn heraus. Wenn Sie<br />

nicht einsehen, daß Sie selbst ganz allein an diesem Mißverstande Schuld<br />

sind , so haben Sie fürwahr zu wenig Selbsterkenntniß. Hätten Sie jene .<br />

übertriebene Schilderung nicht gemacht, (denn übertrieben muß SIe<br />

doch gewesen seyn, da Sie ja nicht gegen Ihren eigenen Vortheil handeln,<br />

u. mit gewissem Schaden etwas drucken werden;) hätten Sie mir<br />

für den Almanach ein leidliches Honorar geboten; so war alles zwischen<br />

uns in Richtigkeit. Abre statt der versprochenen 900 rho nun auf Einmal<br />

nur 500 zu bieten, das war doch würcldich allzuwenig, U. Sie konnten<br />

ja leicht dencken, daß ich entweder einen andern Verleger dazu suchen,<br />

204 Brief aus Schwarzen vom 21. September 1807: »Ich höre leider, daß Sie<br />

den Almanach nicht an Hartmann abliefern wollen; u. sollen gesagt haben: Sie<br />

hätten mir geschrieben, wellll ich das was Sie mir geboten, annehmen wollte, so<br />

mögte ich das Mscpt schicken; das hätte ich gethan, folglich würe es Ihr Eigenthum.<br />

Sie wissen aber wohl, daß sich das nicht SO verhält, sondern daß ich das<br />

Mscpt absandte, ohne noch zu wissen, was Sie geben wollten, u. daß ich, als ich<br />

hörte, Sie wollten nur 100 Frdor geben, Ilillen sogleich schrieb, Sie sollten es liegen<br />

lassen.« 100 Friedrichsdor gleich etwa 570 Taler. Das von <strong>Kummer</strong> schließlich<br />

gezahlte Honorar beträgt nur 500 Taler gleich 100 Louisdor, wie der folgende<br />

Brief zeigt.<br />

265 Der oben zitierte Brief vom 6. Mai.

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