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Briefe Kummer - Dr. Johannes Birgfeld

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288 JÜRG MATHES<br />

wollen. Sie geben mir Schuld, ich f iinde Ihr h onorari um zu geringe.<br />

Das steht gewiß nicht in meinem <strong>Briefe</strong>, und kann nicht<br />

darinn stehn, weil es nicht in meiner Seele steht.<br />

Als Kotzebue diesen Brief schreibt, hatte er die Ankündigung, mn der<br />

Rentabilität willen bevorzugt <strong>Dr</strong>amen zu schreiben, bereits in die Tat<br />

umgesetzt. Auf Anregung des Berliner Verlegers La Garde, mit dem er<br />

durch die Ausgabe des >Merkwürdigsten Jahrs< in französischer Spraehe<br />

231 in Berührung gekommen ist, schließt er im Mai 1802 das Manu­<br />

skript zum ersten Band des >Almanach <strong>Dr</strong>amatischer Spiele< ab. 232 Im<br />

Gegensatz ZlUll >Almanach der ChronikenDer Freimüthige< druckt,235 ent­<br />

steht eine Partnerschaft, die <strong>Kummer</strong>s Anteil am Verlag der Werke<br />

spürbar schmälert.<br />

231 V gl. Anm. 221.<br />

232 Vgl. Vorrede zu dem >Almanach <strong>Dr</strong>amatischer Spiele zur geselligen Unterhaltung<br />

auf dem LandeAlmanach <strong>Dr</strong>amatischer SpieleAlmanach der Chroni1mn< statt für 2 Taler 16 Groschen<br />

für nur 16 Groschen angeboten, vgl. Verlags ankündigungen der letzten Seite.<br />

234 Wie Kotzebue selbst angibt, war es der Wunsch des preußischen Königs<br />

Friedrich Wilhehn III., Berlin zum Wolmsitz zu wählen. Er ernannte Kotzebue<br />

zum Kanonikus von Magdeburg und zum Mitglied der Berliner Akademie der<br />

I'Vissenschaften. V gl. Müller, S. 189 f.<br />

235 Die Verbindung zu Heinrich Fröhlich kommt durch Garlieb Merkel (1769<br />

bis 1850), den Mitarbeiter an Kotzebues >Der Freimüthige, oder Berlinische Zeitung<br />

für gebildete, unbefangene LeserErnst und Scherz< bei Fröhlich verlegt. 1804, vereinigen<br />

Merkel und Kotzehue ilu·e Blätter unter dem Titel >Der Freimüthige, oder Ernst<br />

und Scherz. Ein UnterhaItungsblattFreimüthigen<<br />

oder besser .Kotzebues gegen Goethe und die R.omantiker ist bekannt. Zu<br />

Einzelheiten vgl. Stenger, S.36-42, ferner: Thersites, Die Erinnerungen des<br />

deutsch-baltischen Journalisten Garlieb MerkeI, 1796-1817, hrsg. von Maximilian<br />

Müller-Jabusch, Berlin 1921, S. 139-143.<br />

AUS BRIEFEN KOTZEBUES AN SEINEN VERLEGER KUMMER 289<br />

Nach dem Tode seiner zweiten Frau am 22. August 1803 sucht<br />

Kotzebue Zerstreuung in einer Reise nach Paris, die er zusammen mit<br />

Weber 236 unternimmt. Kurz nach der Rückkehr im Frühjahr 1864 ist<br />

das Manuskript der Reisebeschreibung abgeschlossen, das nicht - wie<br />

zu erwarten wäre - <strong>Kummer</strong> verlegt, sondern Fröhlich. 237 Darüber<br />

kommt es zu einem kleinen, aber heftigen Zusammenstoß, der neben<br />

Kotzebues Geschäftstüchtigkeit besonders <strong>Kummer</strong>s übertriebene V or­<br />

sicht bloßstellt.<br />

Berlin, d. 22sten März 180+.<br />

Da Sie den Nahmen Freund, den ich Ihnen immer von Herzen geb,<br />

bespötteln, so werde ich mich dessen in Zukunft enthalten. Allerdings<br />

beweißt Ihr Brief daß Sie nicht mein Freund sind, denn solche erniedrigende<br />

Vorschläge thut man keinem Freunde. Ich kann von meinem Erstaunen<br />

darüber noch nicht zu mir selbst kommen. Sie müssen wohl<br />

glauben, daß ich um 1000 rho sehr verlegen bin, daß Sie mir, und noch<br />

dazu auf eine so bittere Art, solche Zumuthungen machen. Ich dancke<br />

sehr für Ihren guten Willen u. werde mir auf andere Weise zu helfen<br />

suchen, sollte auch mein Sohn so lange Fähndrich bleiben als der Hauptmann<br />

von Capernaum. 238<br />

Ihre beissenden Vorwürfe sind eben so unwahr als lr.ränckend. Nie<br />

habe ich meine Manuscripte gleichsam verauctionirt. Ich seI b s t habe<br />

jederzeit, nach meiner Kenntniß des Publicums u. des Buchhandels, denjenigen<br />

Preiß darauf gesezt, den ich glaubte, daß man ihn geben könne<br />

worinn ich mich auch nie geirrt habe; dann habe ich allemal Ihnen,<br />

(u. fürwahr aus Freundschaft) das Buch zuerst angeboten. Fanden<br />

Sie den Preiß zu hoch, oder mutheten mir zu, Jahrelang zu warten, wie<br />

der Absatz seyn werde, weil Sie zu furchtsam waren ja, dann gab ich es<br />

freylich demjenigen, der diese Vorsicht nicht für nöthig erachtete, sondern<br />

gleich zahlte was ich verlangte. Mein Verfahren hiebey war also<br />

rechtlich u. freundschaftlich. Überhaupt ist es nur einmal vorgefallen,<br />

mit dem merckwürdigsten Jahr, u. da ist die Schuld durchaus ganz allein<br />

236 Der Kapellmeister und Komponist Bernhard Ansehn Weber (1766-1821),<br />

der mehrere Werke Kotzebues vertonte, z. B. >Das Gespenst< (unter dem Titel<br />

,DeodataDie kleine Zigeunerin< und ,Hermann und Thusnelda

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