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Chinesische Pharmakologie I - Verlag Systemische Medizin

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John K. Chen<br />

Tina T. Chen<br />

Autoren<br />

John K. Chen, PhD, PharmD, OMD, LAc<br />

Tina T. Chen, MS, LAc<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

Laraine Crampton, MPW, MATCM, LAc<br />

<strong>Chinesische</strong><br />

<strong>Pharmakologie</strong> I<br />

523 Arzneimonographien<br />

Beitragsautoren<br />

Christian DellaCorte, PhD<br />

Joerg Fritschi, MD<br />

Steve Given, LAc, Dipl Ac<br />

Glenn Grossman, MS, LAc, Dipl Ac & CH<br />

Steve Jarsky, LAc<br />

Jing-Lih Lily Ko, LAc<br />

Anita Chen Marshall, PharmD, MS, Dipl Ac, LAc<br />

Cathy McNease, Dipl CH<br />

Larry Miller, LAc<br />

William R. Morris, DOM, LAc<br />

Daoshing Ni, LAc, DOM, PhD<br />

Ray Rubio, LAc<br />

Copyright © 2012<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Systemische</strong> <strong>Medizin</strong> AG


iv<br />

Peer Review<br />

Subhuti Dharmananda, PhD<br />

Susan Diva, RN<br />

Jake Paul Fratkin, OMD, LAc<br />

Jing-Lih Lily Ko, LAc<br />

David Karaba, LAc<br />

Richard Ko, PharmD, PhD<br />

Cheri Levine, LAc, RN, CEN<br />

Frederick Obey, LAc<br />

Kevin Park, PharmD<br />

Zuschriften, Verbesserungsvorschläge und Kritik<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Systemische</strong> <strong>Medizin</strong> AG<br />

Müllerstraße 7 – 93444 Bad Kötzting<br />

info@verlag-systemische-medizin.de<br />

Titel der Originalausgabe:<br />

Chinese Medical Herbology and Pharmacology<br />

© John K. Chen und Tina T. Chen (2001)<br />

© Art of Medicine Press, Inc. (2004, 2012)<br />

Eric Rhim, PharmD<br />

Marc Ryan, LAc<br />

Tierney Tully, MSOM, Dipl Ac<br />

Roy Upton, Herbalist<br />

Ronda Wimmer, LAc<br />

Wissenschaftliche Mitarbeit<br />

Meng-Chau (Victor) Jang, LAc<br />

Delicia Liu, LAc<br />

Wichtiger Hinweis für den Leser<br />

Durch Forschung und klinische Erfahrungen unterliegen die Erkenntnisse in <strong>Medizin</strong> und Naturwissenschaften einem beständigen Wandel.<br />

Die Autoren haben sorgfältig geprüft, dass die in diesem Werk getroffenen therapierelevanten Aussagen und Angaben dem derzeitigen<br />

Wissensstand entsprechen. Hierdurch wird der Leser dieses Werkes jedoch nicht von der Verpflichtung entbunden, ggf. auch anhand<br />

anderer Werke zu diesem Thema zu prüfen, ob die dort getroffenen Aussagen und Angaben von denen in diesem Werk abweichen. Der<br />

Leser trifft seine Therapieentscheidung in eigener Verantwortung. Ggf. erwähnte Produktnamen sind geschützte Marken oder eingetragene<br />

Markenzeichen der jeweiligen Eigentümer, Unternehmen oder Organisationen, auch wenn sie im Einzelnen nicht ausdrücklich als solche<br />

gekennzeichnet wurden.<br />

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im<br />

Internet über abrufbar.<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

1. Auflage 2012<br />

© der deutschen Ausgabe: <strong>Verlag</strong> <strong>Systemische</strong> <strong>Medizin</strong> AG, Bad Kötzting und München<br />

Das Werk ist, einschließlich aller seiner Teile, urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz<br />

gesetzten Grenzen ist ohne ausdrückliche und schriftliche Zustimmung des <strong>Verlag</strong>es unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für<br />

Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in digitalen On- und Offlinemedien<br />

bzw. -systemen.<br />

Deutsche Übersetzung: Barbara Kirschbaum, Hamburg; Dr. Hartwig Lahrmann, Münster; Regine MacKenzie, Mountlake Terrace; Bärbel<br />

Panholzer, Freiburg/Br.; Elisabeth Pitzenbauer, Regensburg; Dr. Birgitta Rathke, St. Gallen<br />

Lektorat und Projektmanagement: Renate Gütersloh, Bad Kötzting; Lisa Lorz, Bayreuth<br />

Redaktion: Hildegard Gröger, Ravensburg; Mona Hager, Bad Kötzting; Dr. Gabi Schmid, München; Doris Schultze-Naumburg, Übersee;<br />

Isolde Seidel, Nürnberg; Christian Yehoash, Jerusalem<br />

Fotos: John Chen, City of Industry, CA<br />

Grafiken: Stefan Dangl, München<br />

Satz und Herstellung: Mitterweger & Partner, Plankstadt; SZ Publishing Support, München<br />

Druck und Bindung: Appl Druck GmbH, Wemding<br />

Umschlaggestaltung: Mogwitz Schwarz Rusitschka, München, Leipzig<br />

ISBN 978-3-86401-002-6<br />

Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.verlag-systemische-medizin.de<br />

Copyright © 2012<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Systemische</strong> <strong>Medizin</strong> AG


Vorwort vii<br />

Danksagung viii<br />

Zum Gebrauch des Buchs ix<br />

Teil I | Überblick 1<br />

Kapitel 1 | Geschichte der <strong>Chinesische</strong>n Arzneimedizin 3<br />

Kapitel 2 | Nomenklatur der chinesischen Arzneien 7<br />

Kapitel 3 | Klassifikation chinesischer Arzneidrogen 13<br />

Kapitel 4 | Anbau und Ernte chinesischer Arzneipflanzen 17<br />

Kapitel 5 | Vorbereitung und Verarbeitung chinesischer Arzneidrogen 21<br />

Kapitel 6 | Charakteristika der <strong>Chinesische</strong>n Arzneimedizin 25<br />

Kapitel 7 | Klinische Anwendung <strong>Chinesische</strong>r Arzneimedizin 31<br />

Kapitel 8 | Zeitgenössische Verwendung von Arzneimedizin und Pharma zeutika 39<br />

Teil II | Arznei monographien 45<br />

Kapitel 1 | Arzneien zur Entlastung des Äußeren 47<br />

Kapitel 2 | Hitze klärende Arzneien 121<br />

Kapitel 3 | Nach unten ableitende Arzneien 287<br />

Kapitel 4 | Wind-Feuchtigkeit vertreibende Arzneien 323<br />

Kapitel 5 | Aromatische, Feuchtigkeit auflösende Arzneien 383<br />

Kapitel 6 | Wasser regulierende und Feuchtigkeit ausleitende Arzneien 403<br />

Kapitel 7 | Arzneien zur Erwärmung des Inneren 457<br />

Kapitel 8 | Qi regulierende Arzneien 497<br />

Kapitel 9 | Verdauungs fördernde Arzneien 545<br />

Kapitel 10 | Antiparasitär wirkende Arzneien 563<br />

Kapitel 11 | Blutungen stoppende Arzneien 585<br />

Kapitel 12 | Blut belebende und Stase auflösende Arzneien 635<br />

Kapitel 13 | Schleim vumwandelnde sowie Husten und Keuchatmung stillende Arzneien 707<br />

Kapitel 14 | Shen (Geist) besänftigende Arzneien 781<br />

Kapitel 15 | Leber besänftigende und Wind eliminierende Arzneien 807<br />

Kapitel 16 | Arzneien zur Öffnung der Sinne 843<br />

Kapitel 17 | Tonisierende Arzneien 857<br />

Kapitel 18 | Adstringierende Arzneien 1019<br />

Kapitel 19 | Erbrechen auslösende Arzneien 1063<br />

Kapitel 20 | Substanzen für die äußerliche Anwendung 1071<br />

Teil III | Anhang 1113<br />

Kapitel 1 | Arzneiverweise nach TCM-Diagnose 1115<br />

Kapitel 2 | Arzneiverweise nach westlicher Diagnose 1139<br />

Kapitel 3 | Arzneiverweise nach pharma kologischen Wirkungen 1159<br />

Kapitel 4 | Einzelarzneien 1179<br />

Kapitel 5 | Arzneirezepturen 1215<br />

Kapitel 6 | Arzneien, die einen günstigen Einfluss auf die Schwangerschaft haben 1223<br />

Kapitel 7 | Warnhinweise und Kontraindi kationen für die Arzneitherapie während der Schwangerschaft 1225<br />

Kapitel 8 | Dosierungsricht linien 1229<br />

Kapitel 9 | Gewichte und Maßeinheiten 1231<br />

Kapitel 10 | „Washingtoner Artenschutzübereinkommen“ 1233<br />

Kapitel 11 | Bibliographie klassischer Texte 1235<br />

Kapitel 12 | Bibliographie zeitgenössischer Quellen 1239<br />

Kapitel 13 | Glossar 1253<br />

Kapitel 14 | Über die Autoren und Mitarbeiter 1271<br />

Index 1275<br />

Copyright © 2012<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Systemische</strong> <strong>Medizin</strong> AG<br />

v


Vorwort<br />

Als Therapeut der chinesischen Arzneimedizin und Pharmazeut<br />

war es immer mein Ziel, ein Lehrbuch über Arzneitherapie<br />

zu schreiben, das die Konzepte der Traditionellen<br />

<strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> mit den Konzepten der<br />

westlichen <strong>Medizin</strong> vereint. In meiner langjährigen Praxistätigkeit<br />

wurde ich immer wieder gefragt, wie diese beiden<br />

<strong>Medizin</strong>systeme integriert und interpretiert werden können.<br />

Therapeuten der <strong>Chinesische</strong>n Arzneimedizin fragen<br />

häufig, ob angesichts möglicher Wechselwirkungen mit<br />

konventionellen Medikamenten bestimmte Arzneidrogen<br />

für spezielle Patienten verschrieben werden können. Auf<br />

der anderen Seite sind westliche Therapeuten der pharmazeutischen<br />

<strong>Medizin</strong> häufig skeptisch, ob die Behandlung<br />

mit chinesischen Arzneidrogen eine zuverlässige Therapie<br />

ist, da sie keine Kenntnisse darüber besitzen, „ob und wie<br />

die Arzneidrogen tatsächlich wirken“. Weil hilfreiche Antworten<br />

nicht immer sofort zur Verfügung stehen, liegt die<br />

Aufgabe klar und deutlich auf der Hand: Es fehlt dringend<br />

ein Werk, das die beiden <strong>Medizin</strong>systeme vereint.<br />

Es war unser Hauptanliegen, mit der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Pharmakologie</strong><br />

einen informativen und nützlichen Text über<br />

<strong>Chinesische</strong> Arzneimedizin vorzulegen, zu dem alle, die<br />

im Gesundheitswesen tätig sind, einen Zugang finden. Für<br />

Therapeuten der <strong>Chinesische</strong>n Arzneimedizin stellt er umfassende<br />

Informationen über den traditionellen Gebrauch<br />

und die Anwendung der Arzneidrogen zur Verfügung. Für<br />

Angehörige anderer Gesundheitsberufe bietet das Buch eine<br />

detaillierte Erörterung der <strong>Pharmakologie</strong> und klinischen<br />

Anwendung von Arzneidrogen. Wer in einer integrativ<br />

orientierten Einrichtung arbeitet, wird von den<br />

aktuellen Erkenntnissen zu möglichen Wechselwirkungen<br />

zwischen Arzneidrogen und pharmazeutischen Medikamenten<br />

und von den toxikologischen Informationen profitieren.<br />

Dieses Buch ist für Therapeuten und Studierende<br />

geschrieben. Die ideale Voraussetzung für das Textverständnis<br />

sind Basiskenntnisse in Traditioneller <strong>Chinesische</strong>r<br />

<strong>Medizin</strong> und in westlicher <strong>Medizin</strong>.<br />

Die <strong>Chinesische</strong> <strong>Pharmakologie</strong> ist allen gewidmet, die an<br />

die heilende Kraft der Arzneidrogen glauben und fest davon<br />

überzeugt sind, dass das naheliegendste Heilmittel in<br />

der Natur gefunden werden kann.<br />

John K. Chen, Ph.D., Pharm.D., O.M.D, L.Ac.<br />

Tina T. Chen, M.S., L.Ac. June 2003<br />

Das Schreiben eines Lehrbuchs erfordert Engagement und<br />

Selbstaufopferung. Das Schreiben, Übersetzen und Zusammenstellen<br />

eines fachspezifischen und detaillierten<br />

Werks kann nur von sorgfältig ausgewählten Personen<br />

übernommen werden, die viel Energie und ein breites<br />

Wissen haben, und die gewillt sind, viele Stunden disziplinierter<br />

Arbeit und Geduld zu investieren, um unzählige<br />

Details zusammenzutragen und über viele hundert Seiten<br />

hinweg Übereinstimmung zu schaffen und Dutzende von<br />

Vorabdrucken zu verfassen. Um sicherzustellen, dass das<br />

gesamte Material für ein breites Fachpublikum unterschiedlicher<br />

Disziplinen zugänglich und verständlich ist,<br />

wird ein beharrlicher Perfektionismus benötigt, der sogar<br />

noch mehr Geduld erfordert.<br />

Ich war über die Maßen glücklich, als ich eingeladen wurde,<br />

an dem Vollendungsprozess der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Pharmakologie</strong><br />

von John Chen und Tina Chen teilzuhaben. Sie<br />

verfügten nicht nur über die oben erwähnten Qualitäten,<br />

sondern zeigten große Toleranz gegenüber meinem strengen<br />

Vorgehen bei der Bearbeitung des Manuskripts und<br />

stets wohlwollende Offenheit gegenüber meinen Ideen.<br />

Besonders John war überaus nachsichtig, wenn ich beharrlich<br />

Tausende Details besprechen wollte. Ich schließe mich<br />

John und Tina an in der Hoffnung, dass die Veröffentlichung<br />

dieses Buchs, die Jahre, die wir in dieses Werk investiert<br />

haben, ein echter Gewinn für unseren Beruf sein<br />

wird, und dass es dazu beitragen wird, das Gesundheitswesen<br />

ständig zu verbessern, zum Wohl aller Menschen, die<br />

Vitalität und Wohlbefinden zurückerlangen wollen.<br />

Laraine Crampton, MPW, MATCM, L.Ac. Juni 2003<br />

Copyright © 2012<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Systemische</strong> <strong>Medizin</strong> AG<br />

vii


Zum Gebrauch des Buchs<br />

Die <strong>Chinesische</strong> <strong>Pharmakologie</strong> wurde für den Gebrauch in<br />

Klinik und Praxis, im Seminarraum und in der Forschung<br />

konzipiert – und dafür, wertvolle historische Informationen<br />

zu erhalten und vermitteln, die möglicherweise auch<br />

künftig von Bedeutung sein werden. Dieses Buch wurde<br />

geschrieben, damit Therapeuten bessere Kliniker werden<br />

können. Es bietet detaillierte Erörterungen zu folgenden<br />

Themen: traditionelle Anwendung, Dosierung und Zubereitung<br />

von Arzneidrogen, Sicherheitshinweise und/oder<br />

Kontraindikationen, Überdosierung und ihre Behandlung<br />

sowie als zeitgemäße Erweiterung der klinischen Lehre<br />

mögliche Wechselwirkungen von Arzneidrogen und pharmazeutischen<br />

Medikamenten. Diese Informationen sind<br />

auch für Studierende und akademische Fakultäten nützlich.<br />

Wissenschaftler werden chemische Strukturen und<br />

Komponenten finden, In-vitro-Informationen über pharmakologische<br />

Wirkungen und Toxikologie sowie In-vivo-<br />

Informationen aus klinischen Studien. Einige seltene Substanzen<br />

oder Substanzen mit potentiell tödlicher Wirkung,<br />

die heute nicht mehr verwendet werden, sind mit aufgeführt<br />

und werden genau besprochen, um wichtige Konzepte<br />

oder ihren historischen Nutzen in der Traditionellen<br />

<strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> darzustellen. Zu ihnen gehören gefährdete<br />

Arten [z.B. Hu Gu (Tigris Os) und Xi Jiao (Rhinocerotis<br />

Cornu)] und gefährliche Schwermetalle [z.B. Shui<br />

Yin (Hydrargyrum) und Qian Dan (Minium)]. Ihre Erwähnung<br />

bedeutet keinesfalls die Befürwortung einer erneuten<br />

Verwendung oder einer weiteren Vernichtung der<br />

Arten oder Ressourcen.<br />

Obwohl die besprochenen Arzneidrogen in Geschichte,<br />

Praxis und Forschung der <strong>Chinesische</strong>n Arzneimedizin relevant<br />

sind, sind nicht alle Arzneidrogen käuflich, die in<br />

diesem Buch besprochen werden. Einige sind als illegale<br />

Substanzen [z.B. Ying Su Ke (Papaveris Pericarpium)] verboten,<br />

einige haben – wie bereits erwähnt – ein hohes Toxizitätspotential<br />

[z.B. Zhu Sha (Cinnabaris)] oder sind aufgrund<br />

ihres gefährdeten Status nur begrenzt verfügbar [z.B.<br />

Xi Jiao (Rhinocerotis Cornu)]. Diese Substanzen werden in<br />

diesem Buch besprochen, um die bedeutende Geschichte<br />

ihres Gebrauchs in der traditionellen Arzneimedizin genau<br />

aufzuzeigen und um ein Modell für den Gebrauch von wirkungsvollen<br />

Ersatzsubstanzen vorzustellen. Wir ermutigen<br />

die Leser dazu, sich über die Bestimmungen und Vorschriften<br />

zu diesen Substanzen in ihren eigenen Ländern und/<br />

oder Bundesländern zu informieren.<br />

Abbildungen<br />

Da die meisten Leser die Arzeindrogen nicht direkt in der<br />

Natur sammeln werden, haben wir uns entschlossen, Abbildungen<br />

der geernteten und verarbeiteten Substanzen zu<br />

zeigen, so wie die Leser sie beim Kauf und in der Praxis<br />

antreffen.<br />

Nomenklatur<br />

Traditionelle und vereinfachte chinesische Schriftzeichen<br />

tragen dazu bei, dass jede Arzneimonographie den<br />

genauesten chinesischen Namen verwendet und das Verständnis<br />

für die erörterte Arznei erleichtert wird. Vereinfachte<br />

Schriftzeichen dienen als Standard, falls die traditionellen<br />

und die vereinfachten Schriftzeichen identisch sind.<br />

Arzneidrogen und Rezepturen: Unser Ziel ist es, so umfassend<br />

und präzise wie möglich zu sein. Die traditionelle<br />

Nomenklatur der Arzneidrogen ist oft ungenau: Eine Arzneidroge<br />

kann mehrere unterschiedliche Namen haben<br />

und gegen Ersatzpflanzen unterschiedlichen Ursprungs,<br />

unterschiedlicher Arten oder Gattungen ausgetauscht werden.<br />

Daher haben wir im Steckbrief jeder Arzneimonographie<br />

folgende Informationen gebündelt: chinesische<br />

Schriftzeichen, Pinyin-Name, alternative Pinyin-Namen,<br />

wörtliche Übersetzung, gängiger deutscher Name, botanischer<br />

bzw. zoologischer Name und pharmazeutischer<br />

Name . Stammt eine Arzneidroge von mehr als einer natürlichen<br />

Quelle ab, wird sie über den Pinyin-, den pharmazeutischen<br />

und den botanischen Namen identifiziert.<br />

Da Unterschiede in den therapeutischen Wirkungen oft<br />

über die Namen zum Ausdruck kommen, sind diese Unterschiede<br />

besonders verdeutlicht. Beispielsweise wird im<br />

Fall von Sha Shen (Glehniae seu Adenophorae Radix)<br />

möglichst spezifiziert, ob es sich um Nan Sha Shen (Adenophorae<br />

Radix) oder Bei Sha Shen (Glehniae Radix) handelt.<br />

Diese Unterscheidung ist erforderlich aufgrund der<br />

einzigartigen klinischen Anwendung jeder einzelnen Arzneidroge.<br />

Entsprechend wird Mu Tong in Mu Tong (Akebiae<br />

Caulis), Guan Mu Tong (Aristolochiae Manshuriensis<br />

Caulis), San Ye Mu Tong (Akebia Trifoliata Caulis), Wu Ye<br />

Mu Tong (Akebia Quinata Caulis) und Bai Mu Tong (Akebia<br />

Trifoliata Australis Caulis) differenziert, weil diese<br />

Pflanzen nicht nur von unterschiedlichen Gattungen und<br />

Arten stammen, sondern auch unterschiedliche therapeutische<br />

Wirkungen und Sicherheitsaspekte aufweisen.<br />

Im Folgenden sind die Primärquellen aufgführt, auf die<br />

sich die Autoren bei der Nomenklatur der Arzneidrogen<br />

und der Rezepturen bezogen haben:<br />

❚ Zhong Hua Ren Min Gong He Guo Yao Dian (Pharmacopoeia<br />

of People’s Republic of China), 2005. Unser<br />

Standard-Referenzwerk für die Nomenklatur der Pinyin-<br />

und pharmazeutischen Namen. Es bietet die präziseste,<br />

genaueste und aktuellste Information zur Identifikation<br />

chinesischer Arzneidrogen und anderer<br />

medizinischer Substanzen.<br />

❚ Xian Dai Zhong Yao Yao Li Xue (Contemporary Pharmacology<br />

of Chinese Herbs) von Wang Ben-Yang, Tianjing<br />

Science and Technology Press, 1999.<br />

❚ Chinese Herbal Medicine Materia Medica, von Dan<br />

Bensky und Andrew Gamble, Eastland Press, 1993.<br />

Copyright © 2012<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Systemische</strong> <strong>Medizin</strong> AG<br />

ix


x<br />

❚ Chinese Herbal Medicine Formulas & Strategies, von<br />

Dan Bensky und Randall Barolet, Eastland Press, 1990<br />

(deutsche Ausgabe: <strong>Chinesische</strong> Arzneimittelrezepte und<br />

Behandlungsstrategien, <strong>Verlag</strong> für Ganzheitliche <strong>Medizin</strong><br />

Dr. Erich Wühr GmbH, 1996).<br />

❚ A Practical Dictionary of Chinese Medicine, 2 nd Edition,<br />

von Nigel Wiseman und Feng Ye, Paradigm Publications,<br />

1998.<br />

<strong>Chinesische</strong> therapeutische<br />

Wirkungen<br />

❚ Terminologie der Traditionellen <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong><br />

(TCM): Da die Traditionelle <strong>Chinesische</strong> <strong>Medizin</strong><br />

und die westliche <strong>Medizin</strong> auf unterschiedliche kulturelle<br />

und philosophische Traditionen zurückgehen, bedeutet<br />

es eine Herausforderung, bestimmte TCM-Begriffe<br />

und -Konzepte genau in die deutsche oder<br />

allopathische klinische Sprache zu übertragen. Wir haben<br />

ernsthafte Anstrengungen unternommen, um für<br />

die Begriffe und Konzepte übereinstimmende Standards<br />

zu schaffen, um diese Kluft zu überbrücken. Dabei<br />

sind wir folgendermaßen vorgegangen:<br />

–Fachbegriffe, die primär von TCM-Therapeuten verstanden<br />

werden, sind kursiv gesetzt in Pinyin geschrieben,<br />

und wurden übersetzt, z.B. Bi Zheng<br />

(schmerzhaftes Blockade-Syndrom), Xiao Ke (Auszehrung<br />

und Dürsten) oder Lin Zheng (Dysurie-Syndrom).<br />

–Begriffe, die klar erkennbar zur Arzneimedizin gehören,<br />

sind in Groß- und Kleinschreibung und kursiv<br />

gesetzt und ebenfalls übersetzt wie z.B. Ren Shen<br />

(Ginseng Radix et Rhizoma) und Bu Zhong Yi Qi<br />

Tang (Dekokt, das die Mitte tonisiert und das Qi vermehrt).<br />

–Die Übersetzungen der Arzneinamen werden nach<br />

dem ersten vollständigen Gebrauch eines Begriffes in<br />

einer Monographie oder in einem Segment der Monographie<br />

weggelassen, es sei denn, die Wiederholung<br />

ist notwendig für die Klarheit und für die Unterscheidung<br />

von Substanzen.<br />

–Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Arzneidrogen,<br />

die zusätzlich zur Titelarznei einer Monographie<br />

erwähnt werden, jedes Mal mit ihren vollständigen<br />

Pinyin- sowie mit ihrem pharmazeutischen<br />

Namen aufgelistet, es sei denn, sie werden innerhalb<br />

eines Absatzes mehrfach erwähnt.<br />

–In einigen Fällen kamen die Autoren zu dem Schluss,<br />

dass eine detailgenaue Übersetzung eines chinesischen<br />

Begriffs der allgemein gültigen Bedeutung im<br />

Praxisalltag nicht entspricht. In diesen Fällen wurde<br />

im Text der gängige Begriff gewählt, die genaue<br />

Übersetzung des Begriffs ist im Glossar zu finden<br />

(▶ III/Kap. 13).<br />

–Das Glossar bietet zusätzliche Informationen zu bestimmten<br />

Begriffen und Definitionen. Querverweise<br />

auf die englische Terminologie, die Wiseman und Ye<br />

gewählt haben, sind dort ebenfalls aufgelistet.<br />

❚ Rezepturen und Zusammensetzungen: Beispiele für<br />

chinesische Arzneirezepturen werden durchgängig im<br />

ganzen Text aufgeführt, um das Verständnis für die<br />

Qualitäten der jeweiligen Arzneidrogen und ihre Anwendungen<br />

zu schärfen. Eine Liste mit allen erwähnten<br />

Rezepturnamen ist im Anhang zu finden (▶ III/Kap. 5).<br />

Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass die Bestandteile,<br />

die in einigen Beispiel-Rezepturen aufgelistet sind, unter<br />

Umständen leicht von denen der klassischen Standardrezepturen<br />

abweichen. Wir erwähnen die klassischen<br />

Rezepturen, um die beabsichtigte und zugrunde liegende<br />

Strategie der Rezeptur für die klinische Anwendung aufzuzeigen,<br />

nicht aber um die exakte Zusammensetzung der Bestandteile<br />

aufzuzählen. Daher können in einigen Beispiel-<br />

Rezepturen zusätzliche Arzneidrogen (als Modifikation)<br />

genannt sein, um die Behandlung situationsabhängig zu optimieren.<br />

Dosierung<br />

❚ Standarddosierung: Soweit nicht anders vermerkt,<br />

wird in diesem Buch die Standarddosierung einer getrockneten<br />

Arzneidroge verwendet, die für die Zubereitung<br />

als Dekokt für einen durchschnittlichen Erwachsenen<br />

bestimmt ist. Änderungen werden<br />

erforderlich, wenn die Arzneidroge in einer anderen<br />

Form verwendet wird: eine höhere Dosierung (gewöhnlich<br />

das Doppelte), wenn die frische Arzneidroge<br />

verwendet wird, eine niedrigere Dosierung bei Einnahme<br />

in Pulver- oder Pillenform. Der durchschnittliche<br />

Erwachsene ist zwischen 18 und 60 Jahre alt und wiegt<br />

ungefähr 75 kg. Daher muss die Dosierung den individuellen<br />

Merkmalen präzise angepasst werden. Zusätzliche<br />

Informationen und Richtlinien können im Anhang<br />

nachgelesen werden (▶ III/Kap. 8).<br />

❚ Maße und Gewichte: Die Maßeinheiten wurden vom<br />

traditionellen chinesischen System in das metrische<br />

Maßsystem übertragen. Zusätzliche Informationen darüber<br />

sowie Umrechnungstabellen sind im Anhang zu<br />

finden (▶ III/Kap. 9).<br />

❚ Zustand der Arzneidrogen: Die Arzneidrogen werden<br />

in unterschiedlichen Zustandsformen besprochen,<br />

entsprechend ihrem Vorkommen in Handel und<br />

Praxis alltag.<br />

–Frische Arzneidrogen zeichnen sich dadurch aus,<br />

dass sie erst vor Kurzem geerntet wurden. Sie sind<br />

die wirkungsvollsten Substanzen, da die aktiven Be-<br />

Copyright © 2012<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Systemische</strong> <strong>Medizin</strong> AG


standteile vollständig oder zum größten Teil intakt<br />

und verfügbar sind. Paradoxerweise ist die Dosierung<br />

für frische Arzneidrogen gewöhnlich höher, da<br />

sie eine große Menge Wasser enthalten.<br />

–Getrocknete Arzneidrogen werden normalerweise<br />

in der Sonne getrocknet und sind somit von Wasser<br />

befreit. Das Trocknen ist ein wesentlicher Prozess,<br />

der es ermöglicht, die Arzneidrogen über einen längeren<br />

Zeitraum zu lagern, ohne dass sie verderben.<br />

Getrocknete Arzneidrogen werden trotzdem häufig<br />

als „rohe“ Arzneidrogen bezeichnet, damit sie nicht<br />

mit frischen Arzneidrogen verwechselt werden.<br />

–Unverarbeitete Arzneidrogen wurden nicht behandelt,<br />

um ihre Eigenschaften zu verändern. Wenn<br />

nicht anders vermerkt, wird davon ausgegangen, dass<br />

die Arzneidrogen unverarbeitet sind. Der Begriff<br />

„unverarbeitet“ wird in diesem Buch verwendet, um<br />

Funktion und Eigenschaft von „unverarbeiteten“ und<br />

„verarbeiteten“ Arzneidrogen zu unterscheiden.<br />

–Verarbeitete Arzneidrogen wurden behandelt, um<br />

bestimmte Eigenschaften und Funktionen zu verändern<br />

oder zu verstärken. Es gibt viele Möglichkeiten,<br />

eine Arzneidroge zu „verarbeiten“, z.B. Trocken-Braten,<br />

zu Asche Verkohlen, Kalzifizieren, Rösten, Kochen,<br />

Dämpfen, Löschen und Sieden.<br />

–Arzneidrogen werden in der Regel getrocknet und<br />

unverarbeitet gelagert und verkauft. Daher handelt es<br />

sich bei den Arzneidrogen, die in diesem Buch besprochen<br />

werden, um getrocknete und unverarbeitete<br />

Arzneidrogen, sofern es nicht anders angegeben<br />

ist. Handelt es sich um frische Arzneidrogen, ist dies<br />

im Gegensatz zu getrockneten Arzneidrogen ausdrücklich<br />

angegeben. Ist die Rede von verarbeiteten<br />

Arzneidrogen, wird die genaue Art der Verarbeitung<br />

angegeben, um das Produkt von unverarbeiteten<br />

Substanzen zu unterscheiden.<br />

Zubereitung und Verarbeitung von Arzneidrogen: Die<br />

Verarbeitung verstärkt oder verändert die therapeutische<br />

Wirkung der Substanzen und reduziert Nebenwirkungen<br />

und/oder Toxizität. Strategien und Modalitäten für die Zubereitung<br />

und Verarbeitung werden in Teil I (▶ I/Kap. 5)<br />

beschrieben. Die Wirkrichtung und endgültigen Wirkungen<br />

der Zubereitung und Verarbeitung der Arzneidrogen<br />

ist in jeder Monographie im Abschnitt über die Dosierung<br />

aufgeführt.<br />

Sicherheitshinweise, Kontraindikationen<br />

Während es für erfahrene Therapeuten der Traditionellen<br />

<strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> offensichtlich sein mag, werden<br />

Studienanfänger und Forscher oder Beschäftigte, die in<br />

andere n Bereichen des Gesundheitswesens arbeiten, besonders<br />

daran interessiert sein zu erfahren, welche Sicher-<br />

heitshinweise oder Kontraindikationen bei jeder besprochenen<br />

Arzneidroge zu beachten sind (sind keine bekannt,<br />

sind auch keine aufgeführt). In einigen Fällen ist dies auf<br />

die Beobachtungen zurückzuführen, die TCM-Therapeuten<br />

in den vergangenen Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden<br />

gemacht haben. Die sorgfältige und genau e Weitergabe<br />

dieser Informationen von einer Generation von<br />

Arzneiexperten zur nächsten ist einer der Faktoren, der zu<br />

der langen Tradition sicherer und effektiver Praxis <strong>Chinesische</strong>r<br />

Arzneimedizin mit einem Minimum an ungewollten<br />

Nebenwirkungen beigetragen hat.<br />

Überdosierung und Behandlung<br />

Wird die Arzneimedizin von erfahrenen Therapeuten korrekt<br />

angewendet, gilt sie allgemein als sicher und wirkungsvoll.<br />

Zahlreiche Beispiele für Überdosierungen, die<br />

im Buch aufgeführt sind, gehen auf die versehentliche Einnahme<br />

und nicht auf die beabsichtigte Verwendung der<br />

Arzneidrogen durch Therapeuten zurück. Dennoch ist die<br />

Dosierung oft die kritische Trennlinie zwischen „<strong>Medizin</strong>“<br />

und „Gift“. Die Informationen zur Überdosierung und zur<br />

Behandlung einer eventuellen Überdosierung stammen<br />

aus einer Vielzahl zitierter Referenzen. Obwohl die meisten<br />

Fälle von Überdosierungen mit den aufgelisteten traditionellen<br />

Methoden behandelt werden können, ist es<br />

wichtig , daran zu denken, dass in akuten und lebensbedrohlichen<br />

Fällen die Notfallmedizin eingreifen muss, da<br />

die traditionellen Methoden in einigen modernen Kliniken<br />

wegen des Zeitaufwands und/oder der speziellen Methoden,<br />

die für die Zubereitung und Verarbeitung der Mittel<br />

benötigt werden, unzureichend sein können.<br />

Chemische Zusammensetzung<br />

Die chemische Zusammensetzung der Arzneidrogen ist<br />

extrem komplex. Die Autoren haben für die Zusammenstellung<br />

dieses Abschnitts der Monographien auf viele<br />

Quellen zurückgegriffen. Für die gängigen Arzneidrogen<br />

wurden die aktiven Hauptkomponenten ausführlich studiert<br />

und gründlich nachvollzogen. Dennoch ist für das<br />

vollständige „Verstehen“ von Arzneidrogen, die nicht so<br />

häufig verwendet werden, noch viel Forschungsarbeit erforderlich.<br />

Die chemischen Strukturen der Hauptbestandteile sind,<br />

sofern sie relevant und verfügbar sind, in den Arzneimonographien<br />

graphisch dargestellt.<br />

Westliche Forschung<br />

❚ Referenzen: Unsere Absicht war es, möglichst aus Originaltexten<br />

und glaubwürdigen Publikationen zu zitieren.<br />

Die Auswahl der Referenzen wurde auf der Basis<br />

folgender Kriterien getroffen: Relevanz, aussagekräftiger<br />

Studienentwurf, englische Sprache, möglichst Men-<br />

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xi


xii<br />

schen als Probanden, Vorrang von kontrollierten,<br />

randomisierte n Blindstudien gegenüber Beo bachtungsberichten.<br />

Dennoch entsprechen nicht alle Referenzen<br />

unseren Selektionskriterien, da die meisten Studien<br />

über chinesische Arzneidrogen vorwiegend in<br />

China durchgeführt und auf Chinesisch abgefasst wurden.<br />

Anstatt uns und die Leser auf eine begrenzte Informationsmenge<br />

zu beschränken, was durch die Einhaltung<br />

dieser strengen Kriterien gegeben wäre, haben wir<br />

uns dazu entschlossen, nach eingehender Prüfung relevante<br />

Informationen aus glaubwürdigen Quellen in den<br />

Text mit aufzunehmen. Eine weitere Einschränkung,<br />

auf die wir während der Abfassung des Buchs gestoßen<br />

sind, ist die Nichtverfügbarkeit einiger Originalartikel,<br />

Texte und Referenzen: Einige werden nicht mehr gedruckt,<br />

andere sind nicht ausfindig zu machen. Obwohl<br />

die Quellen nicht immer so vollständig, detailliert und<br />

aktuell sind, wie die Autoren es sich wünschen, haben<br />

wir unser Bestes gegeben, um möglichst viele Informationen<br />

aus Originalquellen zu übermitteln. Wir sind zu<br />

dem Schluss gekommen, dass auch eingeschränkte Informationen<br />

wertvoll sind.<br />

❚ Wissenschaftliche und medizinische Terminologie:<br />

Zum Verständnis für die gelegentlich auftauchenden<br />

allopathischen Begriffe im Text empfehlen wir ein<br />

allopathisches medizinisches Standardwerk (s. nächster<br />

Punkt). Da es nicht notwendig ist, diese Begriffe zu<br />

übersetzen oder zu interpretieren, sind wir zu dem<br />

Schluss gekommen, dass es unnötig und hinderlich ist,<br />

diese Begriffe ins Glossar mit aufzunehmen.<br />

❚ <strong>Medizin</strong>ische Abkürzungen und Symbole werden in<br />

Übereinstimmung mit Pschyrembel Klinisches Wörterbuch<br />

(261. Auflage, Walter de Gruyter, 2007) verwendet.<br />

❚ Medikamentennamen: In diesem Buch werden die<br />

Namen von Wirkstoffen genannt.<br />

❚ Pharmakologische Wirkungen: Die meisten pharmakologischen<br />

Studien haben ihren Fokus auf die anatomischen<br />

und physiologischen Wirkungen von Arzneidrogen<br />

gerichtet: 1. auf den Körper oder 2. gegen<br />

Pathogene. Beispielsweise werden bei vielen Arzneidrogen<br />

die antihypertensiven Wirkungen beschrieben, da<br />

die Einnahme der Arzneidrogen unmittelbar zu einer<br />

Senkung des Blutdrucks führt. Bei anderen wird von<br />

antibakteriellen Wirkungen gesprochen, da die Einnahme<br />

der Arzneidroge Bakterien abtötet oder ihre Vermehrung<br />

hemmt. Dennoch sind die exakten Wirkmechanismen<br />

vieler Arzneidrogen bislang noch nicht<br />

genau bekannt.<br />

❚ Klinische Studien und Forschung. <strong>Chinesische</strong> Arzneidrogen<br />

werden in Viel-Arzneien-Rezepturen verwendet.<br />

Daher beinhalten die meisten zitierten klinischen<br />

Studien und die Forschung die Anwendung<br />

vieler Arzneidrogen und nicht nur die einer einzelnen<br />

Substanz. Obwohl dies die Anzahl der Variablen er-<br />

höht, die das Ergebnis beeinflussen, entspricht es der<br />

aktuellen Praxis der <strong>Chinesische</strong>n Arzneimedizin sowie<br />

der Basis, auf der diese <strong>Medizin</strong> über Jahrhunderte verfeinert<br />

wurde.<br />

Wechselwirkungen mit anderen<br />

Medikamenten<br />

Die Interaktion von chinesischen Arzneidrogen und<br />

pharmazeutischen Medikamenten ist ein kritisches,<br />

wichtiges Thema, zu dem es bislang kaum umfangreiche<br />

und maßgebliche Information gibt. Grundkenntnisse zu<br />

diesem Thema werden in Teil 1 (▶ I/Kap. 8) vermittelt. Dokumentierte<br />

und potentielle Wechselwirkungen (basierend<br />

auf unseren Kenntnissen über Arzneidrogen und pharmazeutische<br />

Medikamente) werden je nach Relevanz in jeder<br />

Arzneimonographie erörtert. Arzneimonographien, die<br />

keine Informationen über Wechselwirkungen enthalten,<br />

lassen darauf schließen, dass zur Zeit der Veröffentlichung<br />

keine Informationen über bekannte oder dokumentierte<br />

Wechselwirkungen zur Verfügung standen. Dennoch werden<br />

die Leser dazu ermutigt, auf dem neuesten Stand zu<br />

bleiben, da regelmäßig neue Informationen über Widersprüche<br />

und Ergänzungen zu den Wechselwirkungen zwischen<br />

Arzneidrogen und pharmazeutischen Medikamenten<br />

veröffentlicht werden.<br />

Toxikologie<br />

Berichte über die Toxikologie einzelner Arzneidrogen<br />

oder ihrer Bestandteile basieren auf In-vitro-Studien. Die<br />

Leser werden dazu aufgefordert, Kontext, Ausmaß und klinische<br />

Anwendung mit derselbe Aufmerksamkeit zu prüfen<br />

und nachzuvollziehen wie bei anderen Toxikologie-<br />

und In-vitro-Studien, die mit irgendeinem Medikament<br />

oder Zusatzstoff durchgeführt wurden.<br />

Ergänzung<br />

Häufig haben ergänzende Arzneidrogen Namen und/oder<br />

Funktionen, die der Primärsubstanz, die in einer Monographie<br />

besprochen wird, ähnlich sind. Dies wird in dem<br />

Abschnitt über Ergänzungen besprochen, besonders wenn<br />

sie als Ersatzmittel eingesetzt werden können oder ungeeignete<br />

Ersatzmittel sind. Viele Arzneidrogen, die in diesem<br />

Abschnitt besprochen werden, haben denselben botanischen<br />

Ursprung wie die Hauptarznei der Monographie<br />

und werden besprochen, um sie auf einen Blick vergleichen<br />

zu können.<br />

Kommentar der Autoren<br />

Im Kommentar der Autoren werden weiterführende Informationen<br />

besprochen, die für die Praxis relevant sind, jedoch<br />

nicht in eine andere Kategorie fallen. Außerdem er-<br />

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wähnen die Autoren an dieser Stelle vertiefende<br />

Erkenntnisse über eine spezielle Arznei, deren Anwendung<br />

oder ein verwandtes Thema. Oder sie geben abschließend<br />

klinische Erfahrungen weiter, die ihre Lehrer<br />

von sich aus zur Verfügung gestellt haben.<br />

Referenzen<br />

Die Referenzen sind im Text als Fußnoten in jeder Monographie<br />

vermerkt, sodass ein leichter Zugang möglich ist.<br />

Die Schlüsselinformationen aller Fußnoten wurden sorgfältig<br />

in zwei umfassenden bibliographischen Kapiteln in<br />

Teil III zusammengefasst (▶ III/Kap. 11, III/Kap. 12). Die<br />

vollständigen Namen der Klassiker (Pinyin-Namen, deutsche<br />

Übersetzung und chinesische Schriftzeichen) sind in<br />

Kapitel 11 zu finden. Die vollständigen Namen der zeitgenössischen<br />

Zeitschriften, Artikel und Bücher (Pinyin-Namen,<br />

englische Übersetzung) sind in Kapitel 12 aufgelistet.<br />

Anhang<br />

Im Falle eines Werks wie der <strong>Chinesische</strong>n <strong>Pharmakologie</strong>,<br />

für das unzählige Informationen zusammengetragen wurden,<br />

ist es unvermeidbar, dass der Leser auf irgendeiner<br />

Seite Informationen findet, die seine Neugier für spezielle<br />

Details wecken, die in dieser bestimmten Monographie<br />

nicht aufgeführt sind. Die Autoren möchten so viele Informationen<br />

wie möglich zur Verfügung stellen, aber auch<br />

vermeiden, dass Studierende und Therapeuten von häufigen<br />

Wiederholungen oder zu starker Komplexität erdrückt<br />

werden. Dies lässt die Schlüsselkonzepte undeutlich werden<br />

und beeinträchtigt das Vorankommen im Haupttext.<br />

Aus diesem Grund findet der Leser in Teil III einen Anhang<br />

mit 13 Abschnitten zu speziellen Themen, die ihm<br />

dort kompakt zur Verfügung gestellt werden. Abgerundet<br />

wird das Buch durch die beiden bereits erwähnten Bibliographien<br />

(▶ III/Kap. 11, III/Kap. 12) und ein umfassendes<br />

Glossar (▶ Teil III, Kap. 13). Jeder Teil ist auch für sich genommen<br />

unmittelbar verständlich.<br />

Die Autoren sind stolz und dankbar, dass sie ein derart exzellentes<br />

Team von kompetenten und erfahrenen Fachleuten<br />

zur Seite hatten, die Beiträge zu diesem Buch geliefert<br />

und den Inhalt weiterentwickelt haben. Wir laden die Leser<br />

dazu ein, den Reichtum an Wissen und Erfahrung zu<br />

schätzen, den dieses Team bei der Arbeit an der <strong>Chinesische</strong>n<br />

<strong>Pharmakologie</strong> eingebracht hat (▶ Teil III/„Über<br />

die Autoren“).<br />

Den Schlusspunkt des Buchs setzt am Ende von Teil III ein<br />

umfangreicher Index, der unterteilt ist in ein Stichwortverzeichnis,<br />

ein Arzneidrogenverzeichnis nach Pinyin-Namen,<br />

ein Arzneidrogenverzeichnis nach pharmazeutischen<br />

Namen und ein Rezepturverzeichnis.<br />

Wir hoffen, dass die beschriebene Struktur des Anhangs<br />

dieses Werk bestmöglich zugänglich macht und zur optimalen<br />

Zweckmäßigkeit beiträgt.<br />

Es ist unsere Absicht, den Text kontinuierlich zu aktualisieren<br />

und zu verbessern, um seine Nützlickeit zu bewahren<br />

und zu steigern. Wir freuen uns über Ihre Kommentare<br />

und Vorschläge und möchten Sie ausdrücklich dazu<br />

ermutigen, uns Ihre Anregungen zukommen zu lassen.<br />

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xiii


1<br />

Abschnitt 1: Wind-Kälte vertreibend<br />

66 Kapitel 1 Arzneien zur Entlastung des Äußeren<br />

❚ Akkumulation von Schleim mit Völlegefühl in der<br />

Brust und im Hypochondrium, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen<br />

und Herzklopfen: Kombination mit<br />

Fu Ling (Poria), Bai Zhu (Atractylodis Macrocephalae<br />

Rhizoma) und Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et Rhizoma),<br />

um Yang zu kräftigen und eine Stagnation von<br />

Schleim aufzulösen. Beispiel-Rezeptur: Ling Gui Zhu<br />

Gan Tang (Poria, Cinnamomi Ramulus, Atractylodis<br />

Macrocephalae Rhizoma und Glycyrrhizeae Radix Dekokt).<br />

Wärmt Yang in der Brust<br />

Xiong Bi (schmerzhafte Blockade in der Brust): Gui<br />

Zhi wärmt Yang-Qi in der Brust und eliminiert Stagnation<br />

von Kälte oder Schleim. Kälte und Schleim können bei<br />

Yang-Mangel in die Brust eindringen und folgende Symptome<br />

verursachen: Xiong Bi, Husten, Brustschmerzen, die<br />

bis zur Schulter ausstrahlen können, Kurzatmigkeit und<br />

ähnliche Beschwerden. Gui Zhi wird heutzutage oft eingesetzt,<br />

um einen Herzinfarkt, eine Angina pectoris und<br />

Herzschwäche aufgrund eines Yang-Mangels ohne gleichzeitige<br />

Hitze-Zeichen zu behandeln.<br />

❚ Xiong Bi aufgrund eines Yang-Mangels: Kombination<br />

mit Gua Lou (Trichosanthis Fructus) und Xie Bai (Allii<br />

Macrostemi Bulbus), um das Yang in der Brust zu wärmen,<br />

die Zirkulation von Qi zu aktivieren und Stagnation<br />

zu beseitigen.<br />

❚ Herzklopfen und intermittierender Puls aufgrund eines<br />

Herz-Yin- und Yang-Mangels: mit Zhi Gan Cao (Glycyrrhizae<br />

Radix et Rhizoma Praeparata cum Melle),<br />

Ren Shen (Ginseng Radix et Rhizoma) und E Jiao (Asini<br />

Corii Colla) kombinieren, um Herz-Yin und -Yang<br />

zu stärken und einen normalen Puls wiederherzustellen.<br />

Beispiel-Rezeptur: Zhi Gan Cao Tang (In Honig<br />

gebratene Glycyrrhizae Radix Dekokt).<br />

Wärmt Yang im Chong Mai (Durch dringungsgefäß)<br />

und Ren Mai (Konzeptionsgefäß) zur<br />

Wiederherstellung einer normalen Menstruation<br />

In der Traditionellen <strong>Chinesische</strong>n <strong>Medizin</strong> wird der<br />

Chong Mai (Durchdringungsgefäß) als See des Blutes bezeichnet,<br />

der Ren Mai (Konzeptionsgefäß) herrscht über<br />

den Uterus. Ein Yang-Mangel der Chong- und Ren-Gefäße<br />

in Kombination mit einer Qi-Stagnation verursacht einen<br />

anormalen Blutfluss mit folgenden Manifestationen: unregelmäßige<br />

Menstruation, Dysmenorrhö, Amenorrhö und<br />

andere gynäkologische Störungen. Gui Zhi wärmt den<br />

Chong Mai (Durchdringungsgefäß) und Ren Mai (Konzeptionsgefäß)<br />

und zerstreut Stagnation, indem es die Blutzirkulation<br />

in den Gefäßen ermöglicht.<br />

❚ Unregelmäßige Menstruation aufgrund eines Yang-<br />

Mangels und Stagnation von Kälte: mit Dang Gui (An-<br />

gelicae Sinensis Radix) und Chuan Xiong (Chuanxiong<br />

Rhizoma) kombinieren, um die Kanäle zu wärmen, Stagnation<br />

durch Kälte zu eliminieren und das Blut zu<br />

nähren. Beispiel-Rezeptur: Wen Jing Tang (Wärme die<br />

Menses Dekokt).<br />

❚ Blut-Stase und Schwellung im unteren Abdomen: zusammen<br />

mit Mu Dan Pi (Moutan Cortex) und Tao Ren<br />

(Persicae Semen), um Blut-Stase zu zerstreuen. Beispiel-Rezeptur:<br />

Gui Zhi Fu Ling Wan (Cinnamomi Ramulus<br />

und Poria Pille).<br />

Dosierung<br />

5–10 g. Die Höchstdosis für Gui Zhi beträgt 30 g. Es kann<br />

in Dekokten sowie in Pillen- oder Tablettenform verwendet<br />

werden.<br />

Sicherheitshinweise,<br />

Kontraindikationen<br />

❚ Gui Zhi sollte bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko,<br />

bei Schwangeren oder bei Frauen, die an einer Hypermenorrhö<br />

leiden, mit Vorsicht angewendet werden,<br />

weil es die Blutzirkulation anregt.<br />

❚ Gui Zhi ist scharf und warm und kann daher bei unsachgemäßer<br />

Anwendung das Yin schädigen. Deshalb<br />

ist diese Arznei bei Patienten mit fieberhaften Erkrankungen,<br />

Yang-Fülle in Verbindung mit einem Yin-Mangel,<br />

Hitze im Blut oder anderen, durch Hitze dominierten<br />

Störungen kontraindiziert.<br />

Chemische Zusammensetzung<br />

Ätherische Öle 0,43-1,35% (Cinnamaldehyd, Benzylbenzoat,<br />

Cinnamylacetat, Calamenen, β-Cadinen, Terpinon-<br />

4-ol), trans-Zimtsäure, Cumarin, Protocatechusäure. 1<br />

Pharmakologische Wirkungen<br />

❚ Antibiotisch: Gui Zhi wirkt sowohl antibakteriell als<br />

auch antiviral. Es hemmt Staphylococcus aureus, Salmonella<br />

typhi, einigen Dermatophyten sowie Influenzaviren.<br />

2<br />

❚ Diuretisch: Das ätherische Öl von Gui Zhi hat eine<br />

milde diuretische Wirkung und reduziert Ödeme. 3<br />

❚ Diaphoretisch und fiebersenkend: Das ätherische Öl<br />

von Gui Zhi leitet Schwitzen ein und senkt die Körpertemperatur<br />

durch die Erweiterung der Blutgefäße in<br />

den peripheren Körperregionen. 4<br />

❚ Schmerzlindernd: Es übt eine schmerzlindernde<br />

Funktion aus. 5<br />

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❚ Zirkulatorisch: Gui Zhi erweitert die Blutgefäße und<br />

fördert die Blutzirkulation in Richtung Uterus. 6<br />

❚ Weitere Wirkungen: Gui Zhi hat eine herzstärkende,<br />

beruhigende und hypnotische sowie eine hustenlindernde<br />

Wirkung. 7<br />

Klinische und wissenschaftliche<br />

Studien<br />

❚ Frostbeulen: Einem Bericht zufolge wurden sechs Patienten<br />

mit Frostbeulen mit einem Dekokt behandelt.<br />

Es wurde zweimal täglich über einen Zeitraum von fünf<br />

bis zehn Tagen mit zufriedenstellenden Resultaten verabreicht.<br />

Die Rezeptur enthielt Gui Zhi, Chi Shao (Paeoniae<br />

Radix Rubra), Dang Gui (Angelicae Sinensis Radix),<br />

Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et Rhizoma), Sheng<br />

Jiang (Zingiberis Rhizoma Recens) und Da Zao (Jujubae<br />

Fructus). 8 Im Rahmen einer anderen Studie wurde<br />

Gui Zhi äußerlich auf die Frostbeule mit sehr guten Erfolgen<br />

aufgetragen. Das Dekokt wurde wie folgt zubereitet:<br />

60 g Gui Zhi wurden für zehn Minuten in<br />

1000 ml Wasser gekocht. Das Dekokt wurde zweimal<br />

täglich für 10 bis 15 Minuten auf die betroffene Region<br />

aufgebracht. Die Behandlungsdauer variierte zwischen<br />

einer einmaligen und sechs lokalen Anwendungen. 9<br />

❚ Taubheitsgefühl des Gesichts: 30 Patienten, die an<br />

einem Taubheitsgefühl des Gesichts litten, wurden mit<br />

einer lokalen Arzneianwendung behandelt. Die Studie<br />

berichtet von der vollständigen Genesung von 26 Patienten<br />

und einer moderaten Besserung bei drei Patienten.<br />

Ein Patient reagierte nicht auf die Behandlung. Die<br />

Behandlungsdauer lag zwischen 6 und 15 Tagen. Die<br />

Rezeptur enthielt Gui Zhi 30 g, Fang Feng (Saposhnikoviae<br />

Radix) 20 g und Chi Shao (Paeoniae Radix Rubra)<br />

15 g. Das Behandlungsprotokoll sah vor, die Arzneidrogen<br />

zu dekoktieren und das Dekokt zweimal täglich für<br />

ca. 20 Minuten in die betroffene Region einzumassieren.<br />

Nach jeder Behandlung sollte sich ein Gefühl von<br />

milder Wärme und Rötung in der behandelten Region<br />

einstellen. 10<br />

❚ Hypotonie: Eine Studie berichtet von 117 Patienten<br />

mit niedrigem Blutdruck, die mit einem Dekokt behandelt<br />

wurden. Bei allen Patienten stellte sich innerhalb<br />

von zwei bis drei Tagen eine spürbare Wirkung ein. Die<br />

Rezeptur bestand aus Gui Zhi 40 g, Rou Gui (Cinnamomi<br />

Cortex) 40 g und Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et<br />

Rhizoma) 20 g. Die Arzneidrogen wurden als Dekokt<br />

zubereitet und zu drei gleichen Teilen täglich verabreicht.<br />

11<br />

❚ Arthritis: Eine Studie berichtet von der Verwendung<br />

von Arzneirezepturen bei der Behandlung von 30 Patienten<br />

mit Arthritis. 15 Patienten wurden vollständig<br />

gesund, bei sechs Patienten stellte sich eine deutliche<br />

Besserung ein, bei fünf Probanden konnte eine moderate<br />

Wirkung und bei vier Patienten keine Besserung<br />

<br />

festgestellt werden. Den Patienten wurde das Dekokt<br />

einmal täglich verabreicht. Die Behandlungsdauer wurde<br />

nicht angegeben. Die Rezeptur enthielt Gui Zhi 15 g,<br />

Bai Shao (Paeoniae Radix Alba) 15 g, Gan Cao (Glycyrrhizae<br />

Radix et Rhizoma) 6 g, Ma Huang (Ephedrae<br />

Herba) 6 g, Bai Zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhizoma)<br />

12 g, Zhi Mu (Anemarrhenae Rhizoma) 10 g,<br />

Fang Feng (Saposhnikoviae Radix) 10 g, Fu Zi (Aconiti<br />

Radix Lateralis Praeparata) 30 bis 60 g und Sheng Jiang<br />

(Zingiberis Rhizoma Recens) 5 g. Patienten, die an<br />

chronischer und hartnäckiger Arthritis litten, wurde<br />

zusätzlich Quan Xie (Scorpio) 10 g, Wu Gong (Scolopendra)<br />

10 g, Wu Shao She (Zaocys) 10 g und Chuan<br />

Shan Jia (Manitis Squama) 10 g verschrieben. 12<br />

Wechselwirkung mit anderen<br />

Medikamenten<br />

Diuretika: Gui Zhi hat eine milde diuretische Wirkung.<br />

Obwohl von potentiellen Wechselwirkungen noch nicht<br />

berichtet wurde, kann die gleichzeitige Anwendung von<br />

Diuretika zu einer erhöhten Ausscheidung von Wasser<br />

und/oder Elektrolyten führen. 13 (Hinweis: Beispiele für Diuretika<br />

sind Chlorothiazid, Hydrochlorothiazid, Furosemid,<br />

Bumetanid und Torasemid.)<br />

Toxikologie<br />

Die LD 50 für Zimtaldehyd betrug bei Mäusen bei intravenöser<br />

Injektion 132 mg/kg, 610 mg/kg bei intraperitonealer<br />

Injektion und 2,225 mg/kg bei oraler Einnahme. Interessanterweise<br />

kam es tagsüber häufiger zu toxischen<br />

Reaktionen und Todesfällen als nachts. 14<br />

Referenzen<br />

1. Xian Dai Zhong Yao Yao Li Xue (Contemporary Pharmacology<br />

of Chinese Herbs), 1997; 46<br />

2. Zhong Yao Xue (Chinese Herbology), 1998; 65:67<br />

3. Ibid.<br />

4. Ibid.<br />

5. Ibid.<br />

6. Ibid.<br />

7. Ibid.<br />

8. Zhong Hua Yi Xue Za Zhi (Chinese Journal of Medicine), 1956;<br />

10:978<br />

9. Xin Zhong Yi (New Chinese Medicine), 1980; 16<br />

10. Hu Nan Zhong Yi Za Zhi (Hunan Journal of Chinese Medicine),<br />

1987; 8(2):4<br />

11. Zhong Guo Nong Cun Yi Xue (Chinese Agricultural Medicine),<br />

1985; (5):11<br />

12. Shi Zhen Guo Yao Yan Jiu (Research of Shizhen Herbs), 1991;<br />

5(4):36<br />

13. Chen, J. Recognition and prevention of herb-drug interactions,<br />

Medical Acupuncture, Fall/Winter 1998/1999; 10(2); 9–13<br />

14. Chang Yong Zhong Yao Xian Dai Yan Jiu Yu Lin Chuang (Recent<br />

Study and Clinical Application of Common Traditional Chinese<br />

Medicine), 1995; 6:8<br />

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Abschnitt 1: Wind-Kälte vertreibend

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