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30.10.2013 Aufrufe

Möglichkeiten und Grenzen bibliotherapeutischer Arbeit im pädagogischen Feld * In die Arbeit innerhalb von Förder- bzw. Sonderstunden mit Kindern mit Verhaltensstörungen sollte bibliotherapeutisches Denken Eingang finden und als potentielle Möglichkeit der Therapie betrachtet werden. 5.4.2 Grenzen Grenzen bibliotherapeutischer Arbeit für den Unterricht ergeben sich überall dort, wo Unterricht und Therapie differieren. Dies wurde z.T. schon in Kapitel 3. beschrieben und soll hier noch einmal Erwähnung finden. Psychotherapie bedient sich bestimmter Techniken, um Unbewußtes bewußt zu machen, Verhalten zu ändern, Ängste abzubauen. Dabei ist die Beziehung zwischen Therapeuten und Klienten sehr tief und basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Damit der Klient sich dem Therapeuten öffnet und ggf. auch schmerzliche Erfahrungen während einer Therapie aushalten kann, muß gewährleistet sein, daß er während des gesamten Prozesses professionelle Hilfe erfährt. Diese Hilfe ist im Unterricht nicht gewährleistet, da eine psychotherapeutische Ausbildung nicht in das Berufsbild des Lehrer gehört. Darüber hinaus kann er meist nicht seine ganze Aufmerksamkeit auf einen Schüler lenken. Insofern lassen sich Elemente der Psychotherapie auch nicht bedingungslos auf Unterricht übertragen, jedoch können Methoden - gerade von kreativen Therapien - zur Freisetzung von Gedanken und Gefühlen angewendet werden. Dabei sollte sich der Lehrer seiner Grenzen bewußt sein und seine Kompetenzen nicht überschreiten. Insofern muß auf Widerstände der Schüler bei der Äußerung persönlicher Befindlichkeit sensibel geachtet und diese zugelassen werden. Das Ansprechen von evtl. unbewußten, verdrängten Anteilen sollte nur äußerst vorsichtig und nicht in der direkten Konfrontation geschehen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit kann betroffenen Schülern adäquate Hilfe zuteil werden lassen. Da Verhaltensstörungen meist multifaktoriell bedingt sind, scheint ein zu großer Optimismus hinsichtlich einer dauerhaften Verhaltensänderung aufgrund bibliotherapeutischer Arbeit nicht angeraten zu sein (s. die Ausführungen von www.foepaed.net 70

Möglichkeiten und Grenzen bibliotherapeutischer Arbeit im pädagogischen Feld Kantrowitz). Letztlich ist auch bibliotherapeutisch orientierte Arbeit im Unterricht kein Ersatz für begleitende Interventionsstrategien, die eine Verbesserung der Lebensbedingungen zum Ziel haben (z.B. Betreutes Wohnen). Bibliotherapeutisch orientierte Arbeit im Literaturunterricht erfährt darüber hinaus dort seine Grenzen, wo Lesefertigkeiten fehlen, wobei jedoch auch das Vorlesen als Methode genannt wird. Auch ist sie abhängig von der sprachlichen Kompetenz der Schüler. Fehlt das Verstehen sprachlicher Bilder, ist die Sprachkompetenz oder Konzentrationsspanne sehr gering, so liegt es nahe, daß in diesen Gebieten eine erste Förderung geschehen muß. 5.5 Ein Beispiel bibliotherapeutisch ausgerichteter Arbeit im Literatur- bzw. Leseunterricht anhand der Geschichte „Kannst du nicht schlafen, kleiner Bär?“ Im Folgenden wird versucht, bibliotherapeutisches Denken innerhalb von Literaturunterricht kurz darzustellen. Dem Rahmen dieser Arbeit geschuldet soll nur ein kurzer Text besprochen werden, die sich für den Einsatz im Grundschulbereich eignet. Der genaue Wortlaut der Geschichte „Kannst du nicht schlafen, kleiner Bär?“ von Waddell und Firth (1997) findet sich im Anhang. Entsprechend der Vorgehensweise lassen sich Anregungen für die vertiefende Behandlung von Literatur in der Sekundarstufe I finden. Die Ausführungen stellen keine detaillierte Unterrichtsplanung dar, vielmehr liegt der Schwerpunkt auf der Verbindung von Bibliotherapie und Unterricht. Zunächst werden literarische Potenzen der Geschichte und bibliotherapeutische Implikationen vorgestellt. Anschließend wird auf mögliche Verfahrensweisen und Techniken eingegangen. www.foepaed.net 71

Möglichkeiten und Grenzen bibliotherapeutischer <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> im pädagogischen Feld<br />

* In die <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> innerhalb von Förder- bzw. Sonderstunden mit Kindern mit<br />

Verhaltensstörungen sollte bibliotherapeutisches Denken Eingang finden und als<br />

potentielle Möglichkeit der Therapie betrachtet werden.<br />

5.4.2 Grenzen<br />

Grenzen bibliotherapeutischer <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> für den Unterricht ergeben sich überall dort, wo<br />

Unterricht und Therapie differieren. Dies wurde z.T. schon in Kapitel 3. beschrieben<br />

und soll hier noch einmal Erwähnung finden.<br />

Psychotherapie bedient sich bestimmter Techniken, um Unbewußtes bewußt zu machen,<br />

Verhalten zu ändern, Ängste abzubauen. Da<strong>bei</strong> ist die Beziehung zwischen Therapeuten<br />

und Klienten sehr tief und basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Damit der Klient sich<br />

dem Therapeuten öff<strong>net</strong> und ggf. auch schmerzliche Erfahrungen während einer<br />

Therapie aushalten kann, muß gewährleistet sein, daß er während des <strong>gesamte</strong>n<br />

Prozesses professionelle Hilfe erfährt.<br />

Diese Hilfe ist im Unterricht nicht gewährleistet, da eine psychotherapeutische<br />

Ausbildung nicht in das Berufsbild des Lehrer gehört. Darüber hinaus kann er meist<br />

nicht seine ganze Aufmerksamkeit auf einen Schüler lenken. Insofern lassen sich<br />

Elemente der Psychotherapie auch nicht bedingungslos auf Unterricht übertragen,<br />

jedoch können Methoden - gerade von kreativen Therapien - zur Freisetzung von<br />

Gedanken und Gefühlen angewendet werden. Da<strong>bei</strong> sollte sich der Lehrer seiner<br />

Grenzen bewußt sein und seine Kompetenzen nicht überschreiten. Insofern muß auf<br />

Widerstände der Schüler <strong>bei</strong> der Äußerung persönlicher Befindlichkeit sensibel geachtet<br />

und diese zugelassen werden. Das Ansprechen von evtl. unbewußten, verdrängten<br />

Anteilen sollte nur äußerst vorsichtig und nicht in der direkten Konfrontation geschehen.<br />

Eine interdisziplinäre Zusammenar<strong>bei</strong>t kann betroffenen Schülern adäquate Hilfe zuteil<br />

werden lassen.<br />

Da Verhaltensstörungen meist multifaktoriell bedingt sind, scheint ein zu großer<br />

Optimismus hinsichtlich einer dauerhaften Verhaltensänderung aufgrund<br />

bibliotherapeutischer <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> nicht angeraten zu sein (s. die Ausführungen von<br />

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