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Einleitung<br />
Einnahme einer anderen Perspektive regt die Reflexion über die eigene Befindlichkeit<br />
an. Insofern erlangt der Leser Einsicht 2 , vorausgesetzt der Text berührt ihn.<br />
Noch nicht genannt ist da<strong>bei</strong> die horizontvergrößernde und entlastende Funktion von<br />
Literatur. Eigene Leseerfahrungen liefern oft ein beredtes Zeugnis davon, wie tief man<br />
in einen Lesestoff versinken und wie bedingungslos da<strong>bei</strong> einen tristgrauen Sonntag<br />
oder andere Widrigkeiten vergessen kann. Wie oft ist man als Kind in solchen<br />
Situationen mit den Helden Karl Mays durch den Wilden Westen geritten.<br />
Macht man sich diese Potenzen von Literatur bewußt, so ist es um so naheliegender, sie<br />
im pädagogischen Feld hinsichtlich des Gebietes zu betrachten, in dem Kinder und<br />
Jugendliche mit Texten in Berührung kommen. Dies ist im Literaturunterricht der Fall,<br />
der leider oft der einzige Bereich ist, in dem dies geschieht.<br />
In dieser <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> soll der Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung Bibliotherapie<br />
für den Literaturunterricht haben kann. Da Unterricht und Psychotherapie nicht<br />
gegeneinander austauschbar sind, soll das Augenmerk auf der Frage liegen, inwieweit es<br />
möglich ist, bibliotherapeutisches Denken in den Unterricht einzubeziehen und nutzbar<br />
zu machen.<br />
Die Ausführungen sollen außerdem den Literaturunterricht an Schulen für<br />
Erziehungshilfe berücksichtigen. Die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen<br />
bibliotherapeutischer <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> wird ebenso hinsichtlich der Pädagogik <strong>bei</strong><br />
Verhaltensstörungen betrachtet. Grundlage dafür bildet die Vermutung, daß<br />
bibliotherapeutisch motivierte <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> im Literaturunterricht dort dazu <strong>bei</strong>trägt, der<br />
Individualität der Schüler in einem noch größeren Maße gerecht zu werden und so den<br />
Abbau von Verhaltensstörungen zu unterstützen.<br />
Zunächst werden Bibliotherapie, Literaturunterricht und Pädagogik <strong>bei</strong><br />
Verhaltensstörungen ausführlich dargestellt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass eine<br />
Zusammenschau der Ziele und Inhalte dieser drei Gebiete, wie sie in Kapitel 5 erfolgen<br />
soll, dadurch plastischer wird. Es erfolgt der Versuch alle drei Bereiche miteinander zu<br />
verknüpfen. Da<strong>bei</strong> werden zunächst Erfahrungen in der bibliotherapeutischen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> mit<br />
2 Eine Heilung durch Einsicht bezeich<strong>net</strong> im psychologischen Sinne die „Entdeckung von<br />
Zusammenhängen zwischen aktuellen Symptomen und deren vergangenen Ursprüngen“ (Zimbardo<br />
1995, 660).<br />
www.foepaed.<strong>net</strong><br />
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