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30.10.2013 Aufrufe

Möglichkeiten und Grenzen bibliotherapeutischer Arbeit im pädagogischen Feld 5.2.1 Bibliotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Die Untersuchungen zur bibliotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensstörungen beschreiben zumeist ein Therapiesetting oder die Situation im Einzelunterricht, wobei das Vorgehen im Einzelnen nicht detailliert dargestellt wird. Vom Lesen der Texte geht für die Rezipienten oft eine Motivation aus, eigene Gedichte oder Erzählungen zu verfassen. Die Ergebnisse sind überraschend. So berichtet Viola Kantrowitz (1967) von ihrer Arbeit in Schulen für emotional gestörte, delinquente und schizophrene Kinder. Sie geht von der Frage aus, welche Formen von Literatur eine besondere Bedeutung für lernschwache Kinder haben. In der Einzelarbeit stellt sie fest, daß Texte, die die individuellen Bedürfnisse eines Kindes berücksichtigen bzw. dessen spezielle Fragen aufgreifen, die größten Veränderungen bewirken. Ihre drei Fallstudien zeigen erstaunliche Ergebnisse. Neben der Verbesserung der sprachlichen Kompetenz, verstärkter Energie und emotionalen Ausdrucksfähigkeit, der größeren Tendenz zum Lächeln und zum sorgfältigeren Umgang mit sich selbst, findet sich auch die stärkere Motivation zum handwerklichen Tun und damit die Verbesserung der handwerklichen Fertigkeiten. Das Lesen von Gedichten und Texten regte die Jugendlichen zumeist zum eigenen Schreiben an. Dennoch ist Kantrowitz nicht zu optimistisch in bezug auf die Langzeitwirkung dieser therapeutischen Einflußnahme und schreibt: www.foepaed.net „... it can be seen that using carefully selected materials to motivate emotionally and socially deprived children can present rewarding results. But, although they may be reached temporarily, there is no way of telling whether life circumstances or their inner turmoil may become so overwhelming to them that books may play only a small role in their later lives.“ (ebd., 212) Morrison (1969) legt Fälle aus seiner Arbeit mit psychosozial gestörten Jugendlichen als Haus- bzw. Krankenhauslehrer in New York dar. Durch die Rezeption von ausgewählten Gedichten im Einzelunterricht, die wiederum die besondere Problematik des Schülers aufgriffen, konnten seine Schüler lernen, sich selbst zu akzeptieren. In der Auseinandersetzung mit den Texten entstanden persönliche Gedichte, die eine deutliche Entwicklung zeigen. Die Jugendlichen waren in der Lage, Emotionen zu äußern, sich über ihre Wünsche klar zu werden und sich und ihre Beziehung zur Umwelt 56

Möglichkeiten und Grenzen bibliotherapeutischer Arbeit im pädagogischen Feld realistischer einzuschätzen. Krankheit, Behinderung und andere negative Erlebnisse konnten in das Selbstkonzept integriert werden. Dorothy Kobak (1969) schildert poesietherapeutische Arbeit mit sozial und emotional auffälligen Schülern. Dabei bilden die von den Schülern selbst verfaßten Gedichte den Ausgangspunkt für Diskussionen, die das Sprechen über die eigene Befindlichkeit erleichtern bzw. überhaupt ermöglichen. Sie beschreibt diesen Prozeß als „emotionale Ansteckung“: www.foepaed.net „The therapeutic effect of these talk sessions following the writing lay in the fact that one boy`s ability to express his feelings overtly often would free another boy to discuss a sensitive area that had previously been too threatening for him to discuss. This form of „derivative insight and spectator therapy“ had therefore more than a small element of emotional contagion. It led to a lessening of resistance towards self-revelation and to decreased feelings of isolation.“ (ebd., 183) Auf dem Weg zur Wiederherstellung seelischer Gesundheit schätzt sie den kreativen Prozeß als wichtige Ergänzung einer Therapie ein. Weiterhin zitieren die empirische Untersuchung von Altmann und Nielson (1974), die die Wirkung von Bibliotherapie für den Aufbau von Selbstwertgefühlen bei gestörten Kindern nachweisen. Gleichzeitig warnen sie vor unzureichend ausgebildeten Bibliotherapeuten, die u.U. einen negativen Effekt bewirken können. Petzold und Orth (1985) verweisen weiterhin auf Art Berger (1973), der in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zur Stimulieren des Schreibens von Gedichten leise Bluesmusik einsetzt. Der Lehrer sollte der Entfaltung von Spontaneität und des freien Ausdrucks Raum geben. Um es gestörten Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, über das Ausdrücken unterdrückter Gefühle, Träume und Phantasien Identität finden. Die Beispiele zeigen, daß ausgewählte Literatur für die Persönlichkeitsentwicklung gestörter Kinder und Jugendlicher einen bedeutsamen Anstoß geben kann. Deutlich wird ebenfalls die enge Verbindung des rezeptiven und produktiven Ansatzes. Allerdings sind sämtliche Untersuchungen inzwischen schon sehr bejahrt und treffen keine empirischen Aussagen. Auch klingen sie z.T. sehr pathetisch, Mißerfolge finden keine Erwähnung. So bleibt zu hoffen, daß ihnen in absehbarer Zeit aktuelle Untersuchungen gegenübergestellt werden können. 57

Möglichkeiten und Grenzen bibliotherapeutischer <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> im pädagogischen Feld<br />

5.2.1 Bibliotherapeutische <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> mit Kindern und Jugendlichen<br />

Die Untersuchungen zur bibliotherapeutischen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> mit Kindern und Jugendlichen mit<br />

Verhaltensstörungen beschreiben zumeist ein Therapiesetting oder die Situation im<br />

Einzelunterricht, wo<strong>bei</strong> das Vorgehen im Einzelnen nicht detailliert dargestellt wird.<br />

Vom Lesen der Texte geht für die Rezipienten oft eine Motivation aus, eigene Gedichte<br />

oder Erzählungen zu verfassen. Die Ergebnisse sind überraschend. So berichtet Viola<br />

Kantrowitz (1967) von ihrer <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> in Schulen für emotional gestörte, delinquente und<br />

schizophrene Kinder. Sie geht von der Frage aus, welche Formen von Literatur eine<br />

besondere Bedeutung für lernschwache Kinder haben. In der Einzelar<strong>bei</strong>t stellt sie fest,<br />

daß Texte, die die individuellen Bedürfnisse eines Kindes berücksichtigen bzw. dessen<br />

spezielle Fragen aufgreifen, die größten Veränderungen bewirken. Ihre drei Fallstudien<br />

zeigen erstaunliche Ergebnisse. Neben der Verbesserung der sprachlichen Kompetenz,<br />

verstärkter Energie und emotionalen Ausdrucksfähigkeit, der größeren Tendenz zum<br />

Lächeln und zum sorgfältigeren Umgang mit sich selbst, findet sich auch die stärkere<br />

Motivation zum handwerklichen Tun und damit die Verbesserung der handwerklichen<br />

Fertigkeiten. Das Lesen von Gedichten und Texten regte die Jugendlichen zumeist zum<br />

eigenen Schreiben an. Dennoch ist Kantrowitz nicht zu optimistisch in bezug auf die<br />

Langzeitwirkung dieser therapeutischen Einflußnahme und schreibt:<br />

www.foepaed.<strong>net</strong><br />

„... it can be seen that using carefully selected materials to motivate emotionally and socially<br />

deprived children can present rewarding results. But, although they may be reached<br />

temporarily, there is no way of telling whether life circumstances or their inner turmoil may<br />

become so overwhelming to them that books may play only a small role in their later lives.“<br />

(ebd., 212)<br />

Morrison (1969) legt Fälle aus seiner <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> mit psychosozial gestörten Jugendlichen als<br />

Haus- bzw. Krankenhauslehrer in New York dar. Durch die Rezeption von<br />

ausgewählten Gedichten im Einzelunterricht, die wiederum die besondere Problematik<br />

des Schülers aufgriffen, konnten seine Schüler lernen, sich selbst zu akzeptieren. In der<br />

Auseinandersetzung mit den Texten entstanden persönliche Gedichte, die eine deutliche<br />

Entwicklung zeigen. Die Jugendlichen waren in der Lage, Emotionen zu äußern, sich<br />

über ihre Wünsche klar zu werden und sich und ihre Beziehung zur Umwelt<br />

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