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Einleitung
1 Einleitung
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Wenn sie ein Buch beginnt,
betritt sie durch Säuleneingänge große Innenhöfe.
Michael Ondaatje
Ondaatjes sprachliches Bild im Zitat beschreibt zwei wesentliche Prozesse, die mit uns
geschehen, wenn wir zu lesen beginnen. Sie sind unsere Intention, das bewußte oder
unbewußte Ziel beim Aufschlagen eines (freilich nicht Sach-) Buches. Dennoch bleibt
dieses Ziel manchmal nur ein Wunsch.
Die Heldin „betritt“ einen Ort, indem sie ein Buch aufschlägt. Dieses Betreten steht als
Metapher für eine geistige Bewegung. Nicht im geographischen Sinne findet eine
Positionsänderung statt. Ein Mensch wird geistig aktiv.
Warum geschieht dies? Auch eine Antwort auf diese Frage findet sich.
Der Ort, an den sich die Leserin durch ein Buch verführen läßt, ist für sie neu. Ondaatje
spricht von „große(n) Innenhöfe(n)“ und deutet damit eine Vielzahl an. Es ist nicht
immer der gleiche Ort, an den sich die Leserin begibt. Er ist so verschieden, wie große
Innenhöfe mit Säuleneingängen verschieden sein können. Doch gemein haben sie alle
eine Differenz zum bisherigen Standort(-punkt). Der neue Ort ist zugleich ein weiter,
unbekannter Raum und dennoch nur ein Ausschnitt. Begrenzt durch die Hofmauer und
relativiert durch die vielen anderen Höfe, die es noch zu sehen gäbe.
Der Raum ist ebenso charakterisiert durch ein Geheimnis: Vor dem Säuleneingang
stehend, weiß man nicht, was einem nach dem ersten Schritt erwartet. Langsam nur
erschließt er sich dem Betrachter. 1
Die Differenz der Orte erzeugt Aktivität. In erster Linie wird dies ein Vergleich sein:
Wo gefällt es mir besser? Da, wo ich wirklich bin? Oder da, wo ich im Geiste sein
kann? Das Geheimnis aber ist die Motivation für den Schritt hinein. Für den Schritt
durch den Säuleneingang auf die erste Seite hinter dem Buchdeckel.
Quelle des Eingangszitates: Michael Ondaatje (1997, 105)
1 Mit Rücksicht auf die Lesbarkeit des Textes wird im folgenden für Personenbezeichnungen die
männliche Form gewählt. Sie gelten für Frauen / Mädchen in weiblicher Form.
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