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30.10.2013 Aufrufe

Verhaltensstörungen und die besonderen Erfordernisse im pädagogischen Umgang mit ihnen der Vielfalt ihrer Erscheinungsform zu vermitteln und ihn zur Auseinandersetzung mit möglichst allen diesen Erscheinungsformen zu befähigen. Der Sinn des Lesens konstituiert sich nur von der Literatur selbst und ihrer Bedeutung für den Menschen. Allen Texten ist die sprachliche Fassung von Denkergebnissen und Wirklichkeitserfahrungen, dem gemeinsamen Niederschlag von Erfahrenem und Erdachtem gemeinsam. Zweck des Verfassens von Texten ist eine Mitteilung und Aufbewahrung. In synchronischer Sicht, auf gleicher Zeitebene, ist Literatur ein Mittel der intra- und interpersonalen Kommunikation, während auf der diachronischen Ebene, der historischen Sicht, Lesen als die Voraussetzung für das Weitertragen kultureller Erfahrungen und Einsichten zu werten ist. Das Lesen ist demnach Teilhabe an dem, was andere Menschen erfahren, empfunden und erdacht haben und bietet damit die Möglichkeit, sich über eigene Grenzen und die jeweilige intellektuelle, emotionale und apperzeptive Kapazität hinwegzusetzen. So erhält man nicht nur Informationen, die der eigenen Erfahrung entzogen sind, sondern kann ebenfalls fremde Perspektiven spielerisch erproben. Über die Wirkung, die das Gelesene beim Rezipienten erzielt, ist damit jedoch noch keine Aussage getroffen. Ziel eines jeden Lesenlehrens in der Schule müßte es also sein, die Schüler zur Teilnahme an jeder menschlichen Kommunikation zu befähigen, die sich mit Hilfe literarischer Texte vollzieht und damit die Voraussetzung für die Erweiterung und Differenzierung der Erfahrungs-, Denk- und Empfindungsmöglichkeiten zu schaffen. Dies schließt allerdings eine kritische Betrachtung literarischen Materials ein. Die Schüler müssen die Relativität des Textverstehens erkennen und sowohl kritisches als auch selbstkritisches Lesen erlernen. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß reflektiertes Lesen die folgenden Funktionen haben kann: die passive und wahrscheinlich auch die aktive Sprachkompetenz wird erhöht, die Bedeutung literarischer Strukturen für die Realisierung von unterschiedlichen Aussageabsichten kann erkannt werden, die Erfahrungs-, Denk- und Empfindungsmöglichkeiten können erweitert werden. Darüber hinaus kann Lesen Einsicht in die Beziehung zwischen Autor und Text geben, historische Bedingtheiten von Literatur und von Intentionalität literarischer Aussagen erfahrbar machen und damit www.foepaed.net 36

Verhaltensstörungen und die besonderen Erfordernisse im pädagogischen Umgang mit ihnen Manipulationsabsichten durchsichtig werden lassen. Schließlich kann es Anlaß zur Reflexion von Leseprozessen und deren Ergebnissen sein. Baumgärtner (1990) betont, daß diese Funktionen des Lesens literarischer Texte nicht bei unreflektiertem Umgang mit Texten wirksam werden. So trügen Sammeln, Ordnen und Ergänzen von Sprachmaterial, die Verwendung in neuen Zusammenhängen, syntaktische Operationen und das Nach- und Umgestalten von Texten bzw. das Wiederherstellen der richtigen Textordnung aus einzelnen Sätzen auf der Basis gelesener literarischer Texte zur Erweiterung der Sprachkompetenz bei. Durch das Entwerfen von Parallel- oder Kontrasttexten würden die kognitiven Möglichkeiten erweitert. Beides ziele auf die Verbesserung des Tetxverständnisses ab und sei Teilschritt auf dem Weg zur Interpretation. Die literarische Kompetenz der Schüler ergebe sich durch das Herausarbeiten von Strukturen des Textes, „durch die Klärung von Inhalt-Struktur-Beziehungen, von Textsortenspezifika und ihrer Funktion sowie von Autorenintentionen, durch eine Klärung der Beziehungen zwischen Texten und den historischen Gegebenheiten ihrer Entstehungszeit, ihrer Stellung innerhalb bestimmter Traditionen oder ihrer Prägung durch die Bedingungen des Mediums ihrer Verbreitung“ (ebd. 483). Die Autoren stellen weiterhin fest, daß die Reflexion des Lesens ebenfalls Ziel des Unterrichts geworden ist, da man sich dadurch eine Differenzierung und Veränderung des Leseverhaltens und einen höheren Grad der Bewußtheit beim Leser erhofft. Die fördere die Einsicht in die Relativität des Textverständnisses und der Textaussage und erzeuge Selbstkritik und Toleranz. Die genannten Ziele sind jedoch nicht mit der Behandlung jedes Textes gleichermaßen zu erreichen, sondern vielmehr abhängig von Zeit, Lesemotivation, Unterrichtsansätzen und Methoden. Baumgärtner mißt darüber hinaus dem „einfache (n) Lesen eines Textes“ (ebd. 484) und dem freien Gespräch darüber, besonders für die Hinführung zum Lesen überhaupt, große Bedeutung zu. Das kann jedoch nicht die Gesamtheit des Unterrichts bilden. 3.7 Abgrenzung des Unterrichts von Therapie www.foepaed.net 37

Verhaltensstörungen und die besonderen Erfordernisse im pädagogischen Umgang mit ihnen<br />

der Vielfalt ihrer Erscheinungsform zu vermitteln und ihn zur Auseinandersetzung mit<br />

möglichst allen diesen Erscheinungsformen zu befähigen.<br />

Der Sinn des Lesens konstituiert sich nur von der Literatur selbst und ihrer Bedeutung<br />

für den Menschen. Allen Texten ist die sprachliche Fassung von Denkergebnissen und<br />

Wirklichkeitserfahrungen, dem gemeinsamen Niederschlag von Erfahrenem und<br />

Erdachtem gemeinsam. Zweck des Verfassens von Texten ist eine Mitteilung und<br />

Aufbewahrung. In synchronischer Sicht, auf gleicher Zeitebene, ist Literatur ein Mittel<br />

der intra- und interpersonalen Kommunikation, während auf der diachronischen Ebene,<br />

der historischen Sicht, Lesen als die Voraussetzung für das Weitertragen kultureller<br />

Erfahrungen und Einsichten zu werten ist. Das Lesen ist demnach Teilhabe an dem, was<br />

andere Menschen erfahren, empfunden und erdacht haben und bietet damit die<br />

Möglichkeit, sich über eigene Grenzen und die jeweilige intellektuelle, emotionale und<br />

apperzeptive Kapazität hinwegzusetzen.<br />

So erhält man nicht nur Informationen, die der eigenen Erfahrung entzogen sind,<br />

sondern kann ebenfalls fremde Perspektiven spielerisch erproben. Über die Wirkung,<br />

die das Gelesene <strong>bei</strong>m Rezipienten erzielt, ist damit jedoch noch keine Aussage<br />

getroffen.<br />

Ziel eines jeden Lesenlehrens in der Schule müßte es also sein, die Schüler zur<br />

Teilnahme an jeder menschlichen Kommunikation zu befähigen, die sich mit Hilfe<br />

literarischer Texte vollzieht und damit die Voraussetzung für die Erweiterung und<br />

Differenzierung der Erfahrungs-, Denk- und Empfindungsmöglichkeiten zu schaffen.<br />

Dies schließt allerdings eine kritische Betrachtung literarischen Materials ein. Die<br />

Schüler müssen die Relativität des Textverstehens erkennen und sowohl kritisches als<br />

auch selbstkritisches Lesen erlernen.<br />

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß reflektiertes Lesen die folgenden Funktionen<br />

haben kann: die passive und wahrscheinlich auch die aktive Sprachkompetenz wird<br />

erhöht, die Bedeutung literarischer Strukturen für die Realisierung von<br />

unterschiedlichen Aussageabsichten kann erkannt werden, die Erfahrungs-, Denk- und<br />

Empfindungsmöglichkeiten können erweitert werden. Darüber hinaus kann Lesen<br />

Einsicht in die Beziehung zwischen Autor und Text geben, historische Bedingtheiten<br />

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