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30.10.2013 Aufrufe

Darstellung der Bibliotherapie verstanden-Fühlen ist also erster Anlaß zur Auseinandersetzung mit dem Text. Dieser sollte jedoch nicht so gewählt werden, daß er in negativer Grundstimmung verbleibt, sondern Auswege zeige und ggf. Hoffnungen wecke, da sich sonst destruktive Tendenzen verstärken. Reaktionen von Patienten auf Texte sind dennoch unterschiedlich und offenbar von ihrem Krankheitsbild abhängig ist. Auch wird z.T. eine Selbstauswahl der Literatur durch die Patienten in Betracht gezogen, wie sie beispielsweise in Krankenhausbibliotheken ohnehin stattfindet. In der Literatur finden sich Werke, die versuchen, Geschichten bestimmten Problemkreisen, wie Krankheit, Tod und Sterben, Alleinsein etc. zuzuordnen. Während Kittler und Munzel (1989 u. 1994) und Elisabeth Lukas (1996) Geschichten für Erwachsene zusammenstellen, schreibt Gerlinde Ortner (1995 u. 1996) bibliotherapeutisch orientierte Kindergeschichten. Den in verschiedenen Werken dargelegten Fallbeispielen war zu entnehmen, daß sich sowohl in der Einzel- als auch in der Gruppentherapie an das Lesen der Texte, das zu Hause oder während der Therapiesitzung geschehen kann, das therapeutische Gespräch anschließt. In diesem werden die emotionalen Reaktionen der Teilnehmenden auf den Text besprochen. Abhängend vom Ansatz und der Kreativität des Therapeuten werden verschiedene Methoden und Techniken eingesetzt, die in der Literatur nicht näher dargelegt sind. In einer psychoanalytisch orientierten Therapie wird so der Augenmerk auf Beziehungen zum Unbewußten liegen, in der Gestalttherapie auf der zwischen `Hier und Jetzt` und `Dort und Damals` usw. . Literarische Texte und besonders Gedichte werden nicht nur als eine Möglichkeit gesehen, die Gefühle zu erinnern bzw. auszuleben, sie zu „überdenken“ und zu objektivieren und so zu einer Katharsis zu gelangen. Sie regen ebenfalls zu einem Gespräch an, welches in der Gruppentherapie den Zusammenhalt fördert und ermöglichen es dem Einzelnen „im Schutz des Gedichtes“ (Petzold und Orth 1985, 38) über sich selbst zu sprechen. Die durch Literatur in Bewegung gebrachten heilenden Prozesse fassen Ehrenberger und Sedlak (1987) wie folgt zusammen: www.foepaed.net 24

Darstellung der Bibliotherapie Durch Arbeit mit schriftlichen Medien wird ein größerer Abstand von der eigenen emotionalen Betroffenheit erreicht. Die Autoren bezeichnen dies als Distanzierung und Objektivierung. Die Ratsuchenden werden in die Lage versetzt, über die sie belastenden Erlebnisse und ihre Probleme zu sprechen. Dies geschieht über die Identifikation der Klienten mit den Handlungsträgern und Ereignissen der Lektüre, die oft als Vorbild wirken und damit eine Fähigkeit zur Bewältigung vermitteln bzw. Anstoß zur Suche nach eigenen Lösungsmöglichkeiten bilden. So findet eine Kompetenzvermittlung statt. Nicht zu unterschätzen wäre dabei auch die Erfahrung, daß sich andere Menschen in ähnlichen Situationen befinden, was eine Entlastung bewirke und somit Ventilfunktion habe. Insgesamt stelle dies eine Rückbesinnung auf sich selbst dar und trüge dadurch einen dynamisierenden Charakter: „Zugang zu eigenen Ressourcen (zu) finden erfordert, daß man sich selber in den Blick bekommt, Abgedrängtes und Abgekapseltes wieder ansieht“. Schließlich soll die Therapie über das Bewußtwerden zum Engagement, d.h. zur konkreten Handlungskonsequenz führen. Weiterhin wird beschrieben (vgl. Petzold / Orth 1985), daß das Auswendiglernen von kleinen Gedichten wie das Gebet eine mutmachende und angstlösende Funktion haben kann. So finden sich auch bei der Beschreibung des rezeptiven Ansatzes vielfältige Möglichkeiten des Umgangs mit dem Material, beispielsweise das gemeinsame Rezitieren von Gedichten oder das Schreiben eines Antwortgedichtes auf ein gelesenes Gedicht etc. Grundlegend für Umgang mit selbstgeschriebenen Texten ist, daß sich sowohl Therapeut, als auch die Gruppenmitglieder einer ästhetischen Wertung oder moralischen Einschätzung enthalten. Dies liegt darin begründet, daß es sich nicht um eine literaturwissenschaftliche Betrachtung von Texten handelt, sondern der persönliche Zugang zu ihnen therapeutisch genutzt wird. Als Vorteile des Schreibens von Gedichten oder Texten wie Tagebüchern, Briefen, Erinnerungen wird betont, daß diese einen Dialog mit sich selbst ermöglichen, die Patienten lernen, sich mit dem Schreiben zu entlasten und dies auch außerhalb der Therapie zu nutzen. Weiterhin ist das Schreiben ein schöpferischer Akt, der Gestaltungskraft als positives Erlebnis vermittelt, was besonders für länger hospitalisierte Patienten von Bedeutung ist. www.foepaed.net 25

Darstellung der Bibliotherapie<br />

Durch <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> mit schriftlichen Medien wird ein größerer Abstand von der eigenen<br />

emotionalen Betroffenheit erreicht. Die Autoren bezeichnen dies als Distanzierung und<br />

Objektivierung. Die Ratsuchenden werden in die Lage versetzt, über die sie belastenden<br />

Erlebnisse und ihre Probleme zu sprechen. Dies geschieht über die Identifikation der<br />

Klienten mit den Handlungsträgern und Ereignissen der Lektüre, die oft als Vorbild<br />

wirken und damit eine Fähigkeit zur Bewältigung vermitteln bzw. Anstoß zur Suche<br />

nach eigenen Lösungsmöglichkeiten bilden. So findet eine Kompetenzvermittlung statt.<br />

Nicht zu unterschätzen wäre da<strong>bei</strong> auch die Erfahrung, daß sich andere Menschen in<br />

ähnlichen Situationen befinden, was eine Entlastung bewirke und somit Ventilfunktion<br />

habe. Insgesamt stelle dies eine Rückbesinnung auf sich selbst dar und trüge dadurch<br />

einen dynamisierenden Charakter: „Zugang zu eigenen Ressourcen (zu) finden<br />

erfordert, daß man sich selber in den Blick bekommt, Abgedrängtes und Abgekapseltes<br />

wieder ansieht“. Schließlich soll die Therapie über das Bewußtwerden zum<br />

Engagement, d.h. zur konkreten Handlungskonsequenz führen.<br />

Weiterhin wird beschrieben (vgl. Petzold / Orth 1985), daß das Auswendiglernen von<br />

kleinen Gedichten wie das Gebet eine mutmachende und angstlösende Funktion haben<br />

kann. So finden sich auch <strong>bei</strong> der Beschreibung des rezeptiven Ansatzes vielfältige<br />

Möglichkeiten des Umgangs mit dem Material, <strong>bei</strong>spielsweise das gemeinsame<br />

Rezitieren von Gedichten oder das Schreiben eines Antwortgedichtes auf ein gelesenes<br />

Gedicht etc.<br />

Grundlegend für Umgang mit selbstgeschriebenen Texten ist, daß sich sowohl<br />

Therapeut, als auch die Gruppenmitglieder einer ästhetischen Wertung oder moralischen<br />

Einschätzung enthalten. Dies liegt darin begründet, daß es sich nicht um eine<br />

literaturwissenschaftliche Betrachtung von Texten handelt, sondern der persönliche<br />

Zugang zu ihnen therapeutisch genutzt wird.<br />

Als Vorteile des Schreibens von Gedichten oder Texten wie Tagebüchern, Briefen,<br />

Erinnerungen wird betont, daß diese einen Dialog mit sich selbst ermöglichen, die<br />

Patienten lernen, sich mit dem Schreiben zu entlasten und dies auch außerhalb der<br />

Therapie zu nutzen. Weiterhin ist das Schreiben ein schöpferischer Akt, der<br />

Gestaltungskraft als positives Erlebnis vermittelt, was besonders für länger<br />

hospitalisierte Patienten von Bedeutung ist.<br />

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