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Darstellung der Bibliotherapie<br />
Im Rückgriff auf die anthropologischen Grundlinien der Biblio- und Poesietherapie<br />
formulieren Petzold und Orth folgende theoretische Grundlagen.<br />
Der Poesie wohnt eine besondere Kraft inne. Gestaltete Sprache ist einerseits dem<br />
Wesen des Menschen entwicklungsgesetzlich verbunden und damit andererseits in der<br />
Lage, Emotionen als zentrale Bestandteile menschlichen Seins zu erzeugen. Dieser<br />
Prozeß wird mit dem kathartischen Effekt in der griechischen Tragödie verglichen, der<br />
über das Hervorrufen von Emotionen wie Mitleid, Jammer oder Schauder Reinigung<br />
von diesen Leidenschaften bzw. Läuterung erzielt. Da Poesie also am Innersten des<br />
Menschen zu rühren vermag, liegt die Annahme nahe, daß auch unbewußte Anteile ins<br />
Schwingen gebracht und zutage gefördert werden können. Nach Petzold und Orth geht<br />
damit der Gewinn von Sinn einher, dessen Verlust sowohl zu Entfremdung von der<br />
Umwelt und sich selbst, als auch zur Desintegration führt.<br />
Die Möglichkeit der Projektion, d.h. hier der Übertragung von unbewußten Anteilen in<br />
sprachliche Bilder, scheint <strong>bei</strong> der Poesietherapie größer zu sein. Doch liegen <strong>bei</strong>m<br />
Prozeß der Rezeption von Texten in der Bibliotherapie durch die Teilnahme an<br />
Erkenntnis- und Problemlöseprozessen des Autors bzw. Protagonisten die Potenzen in<br />
der Einsicht in relevante und ggf. unbewußte Themen des eigenen Lebens. Ein<br />
Wiedererleben kann stattfinden und die damit verbundenen Emotionen können befreit<br />
und ausgedrückt werden.<br />
Als weiteren Aspekt führen die Autoren die Vermittlung von Einsicht an: durch<br />
sprachlichen Ausdruck und kathartischen Effekt wird die Wahrnehmungsfähigkeit<br />
verstärkt, der Leser ist in der Lage, für sich bedeutungsvolle Aussagen herauszugreifen<br />
und so emotionale Erfahrung mit Erkenntnissen zu verbinden. Durch das Phänomen des<br />
Angesprochenseins durch den Text wird die Deutung nicht durch den Therapeuten<br />
angeboten, sondern vom Klienten selbst vorgenommen. Weiterhin verhindert die<br />
Symbolsprache im Text, daß die Widerstände des Klienten übergangen werden, denn<br />
dieser sucht sich das ihm entsprechende, für ihn geltende Symbol heraus und wird nicht<br />
gezwungen, einen Sinn zu erkennen. Um so mehr wird es in der Poesietherapie<br />
bedeutsam für den Therapeuten, mit dem Klienten in wirkliche Kommunikation zu<br />
treten.<br />
www.foepaed.<strong>net</strong><br />
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