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30.10.2013 Aufrufe

Darstellung der Bibliotherapie Produktion der Patienten Gefühle freizusetzen, die vorher nicht zum Ausdruck gebracht werden konnten. In der Mitte der 60er Jahre wurde die Theorie Iljines durch seinen Schüler Petzold vertieft und fortan ganze Therapiesequenzen mit Hilfe von Poesie gestaltet. Die Poesietherapie in diesem Sinne hat ebenfalls Vorläufer bei der Behandlung psychisch kranker Menschen. So wurde schon im vorigen Jahrhundert in psychiatrische Kliniken mit der sprachlichen Gestaltung gearbeitet. Einen wichtigen Beitrag zu modernen Poesietherapie leistete, so betonen Petzold und Orth, Eli Greifer (1963, zit. ebd.). Er arbeitete mit retardierten Kindern und in Werkstätten in Poesiegruppen. Sein Werk wurde von Jack Leedy fortgesetzt, der Behandlungen mit Hilfe von Poesie in Kliniken durchführte. So gehört die Poesietherapie heute zu den anerkannten „expressive therapies“, es liegen Erfahrungsberichte aus verschiedenen Bereichen vor. Später unterscheiden Petzold und Orth die Ansätze der Poesietherapie in einen rezeptiven und einen produktiven. Der rezeptive Ansatz entspricht dem oben verwendeten Terminus „Bibliotherapie“. Er geht davon aus, daß die Klienten Gedichte lesen oder vorgelesen bekommen. Dabei erzeugt der Text Emotionen, über die sich im anschließenden Gespräch ausgetauscht wird. Die produktive Ansatz ist gleichzusetzen mit dem Begriff „Poesietherapie“ und verfolgt das Ziel, über den schöpferischen Ausdruck mittels eines selbstverfertigten Textes ebenfalls Gefühle hervorzurufen. Diese werden wiederum zur Vermittlung von Einsicht im therapeutischen Gespräch verwendet. Die Autoren entwerfen ferner einen integrativen Ansatz der Poesietherapie, auf den im Kapitel 2.3.4 eingegangen wird. 2.3 Menschenbild - Methoden und Techniken - Anwendungsgebiete Oben wurde dargelegt, daß in der Verwendung der Begrifflichkeit Unterschiede bestehen. An dieser Stelle soll festgelegt werden, daß in dieser Arbeit der Terminus „Bibliotherapie“ für das Rezipieren von Texten verwendet wird. Der Begriff „Poesietherapie“ soll als Ausdruck für den produktiven Ansatz dieser Arbeit zugrunde liegen. Beide haben zum Teil die gleichen theoretischen Grundlagen, was nicht gesondert dargestellt werden soll. Der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen liegt www.foepaed.net 18

Darstellung der Bibliotherapie auf der Bibliotherapie, wobei jedoch, durch die Nähe beider Formen begründet, auch auf die Poesietherapie eingegangen wird. Zunächst sollen anhand der Ausführungen von Petzold und Orth (1985) grundlegende Konzepte des Menschenbildes dargestellt, im Folgenden auf Methoden und Techniken eingegangen und schließlich Anwendungsgebiete betrachtet werden. Den Abschluß bilden kurze Betrachtungen zum Integrativen Ansatz. Es muß betont werden, daß die Grenzen der theoretischen Darstellung der Therapieform darin liegen, daß in der Regel nur Erfahrungsberichte und keine empirisch gesicherten Aussagen vorliegen. Auch finden sich nach Petzold und Orth keine systematisierten Aussagen zum Verfahren, keine Persönlichkeitstheorie oder Neurosenlehre. Im Kapitel 5.2.1 werden einzelne Versuche einer Systematisierung vertiefend dargestellt. 2.3.1 Menschenbild und theoretische Grundlagen Therapie, gleich welcher Art, ist Geschehen zwischen Menschen. Dieses vollzieht sich in einer Gruppe oder zwischen zwei Personen in der Einzeltherapie. Die Frage nach dem Konzept einer Therapie schließt folglich immer die nach den Grundannahmen über menschliches Sein, über das Wesen des Menschen ein. Biblio- und Poesietherapie arbeiten mit einem Medium, der gestalteten Sprache, das zwischen den Klienten und Therapeuten tritt. Dieses Medium wird als Projektionsfläche verwendet, auf der die Befindlichkeit des Patienten erscheint. In der Poesietherapie durch den gestaltet-sprachlichen und damit poetischen Selbstausdruck. Im bibliotherapeutischen Verfahren durch den Ausdruck von Emotionen, die durch gelesene Literatur freigesetzt werden sollen. Beides setzt eine enge Beziehung des Patienten zur Sprache voraus, die Fähigkeit des Verstehens, des Umgangs mit ihr, der Deutung und Verwendung von sprachlichen Bildern, des In-Beziehung-Tretens 12 . Auch erfordert die Gestaltung von Sprache eine Verbildlichung und Verdichtung und damit 12 Dies deshalb, weil das Ich bereit ist, beim Lesen zu dem Autor in Beziehung zu treten. Das Schreiben ist auf die Rezeption durch ein anderes Ich angelegt, und sei es auch „nur“ das eigene Ich, das plötzlich von außen schauen kann. www.foepaed.net 19

Darstellung der Bibliotherapie<br />

Produktion der Patienten Gefühle freizusetzen, die vorher nicht zum Ausdruck gebracht<br />

werden konnten.<br />

In der Mitte der 60er Jahre wurde die Theorie Iljines durch seinen Schüler Petzold<br />

vertieft und fortan ganze Therapiesequenzen mit Hilfe von Poesie gestaltet.<br />

Die Poesietherapie in diesem Sinne hat ebenfalls Vorläufer <strong>bei</strong> der Behandlung<br />

psychisch kranker Menschen. So wurde schon im vorigen Jahrhundert in psychiatrische<br />

Kliniken mit der sprachlichen Gestaltung gear<strong>bei</strong>tet. Einen wichtigen Beitrag zu<br />

modernen Poesietherapie leistete, so betonen Petzold und Orth, Eli Greifer (1963, zit.<br />

ebd.). Er ar<strong>bei</strong>tete mit retardierten Kindern und in Werkstätten in Poesiegruppen. Sein<br />

Werk wurde von Jack Leedy fortgesetzt, der Behandlungen mit Hilfe von Poesie in<br />

Kliniken durchführte. So gehört die Poesietherapie heute zu den anerkannten<br />

„expressive therapies“, es liegen Erfahrungsberichte aus verschiedenen Bereichen vor.<br />

Später unterscheiden Petzold und Orth die Ansätze der Poesietherapie in einen<br />

rezeptiven und einen produktiven. Der rezeptive Ansatz entspricht dem oben<br />

verwendeten Terminus „Bibliotherapie“. Er geht davon aus, daß die Klienten Gedichte<br />

lesen oder vorgelesen bekommen. Da<strong>bei</strong> erzeugt der Text Emotionen, über die sich im<br />

anschließenden Gespräch ausgetauscht wird. Die produktive Ansatz ist gleichzusetzen<br />

mit dem Begriff „Poesietherapie“ und verfolgt das Ziel, über den schöpferischen<br />

Ausdruck mittels eines selbstverfertigten Textes ebenfalls Gefühle hervorzurufen. Diese<br />

werden wiederum zur Vermittlung von Einsicht im therapeutischen Gespräch<br />

verwendet. Die Autoren entwerfen ferner einen integrativen Ansatz der Poesietherapie,<br />

auf den im Kapitel 2.3.4 eingegangen wird.<br />

2.3 Menschenbild - Methoden und Techniken - Anwendungsgebiete<br />

Oben wurde dargelegt, daß in der Verwendung der Begrifflichkeit Unterschiede<br />

bestehen. An dieser Stelle soll festgelegt werden, daß in dieser <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> der Terminus<br />

„Bibliotherapie“ für das Rezipieren von Texten verwendet wird. Der Begriff<br />

„Poesietherapie“ soll als Ausdruck für den produktiven Ansatz dieser <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> zugrunde<br />

liegen. Beide haben zum Teil die gleichen theoretischen Grundlagen, was nicht<br />

gesondert dargestellt werden soll. Der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen liegt<br />

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