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Darstellung der Bibliotherapie<br />
nicht nur den Glauben, sondern ebenfalls den Leser stärken und trösten (vgl. Wilpert<br />
1989).<br />
Die meisten Versuche des Einsatzes von Literatur zur Heilung finden sich in der <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong><br />
mit psychisch kranken Menschen und in Krankenhäusern überhaupt. Rubin erwähnt<br />
zunächst die Griechen und Römer, die ihre Bibliotheken „als Arsenale der<br />
`Seelenmedizin´“ (1985, 107) betrachteten bzw. das Lesen großer Reden für<br />
gesundheitsfördernd hielten. Das älteste Zeugnis einer bibliotherapeutischen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong><br />
stammt aus dem Al-Mansur Hospital in Kairo, dessen medizinische Behandlungen<br />
schon 1272 durch Lesungen des Korans unterstützt wurden. Auch in Bibliotheken von<br />
Gefängnissen und Psychiatrien war religiöse Literatur deren Hauptbestandteil, es sollten<br />
religiöse Inhalte vermittelt werden (vgl. Rubin 1985, Engelhardt 1987). Offenbar sprach<br />
man dieser eine läuternde Funktion zu. Wie Engelhardt feststellt, wurde „<strong>bei</strong><br />
Operationen [...] während des Mittelalters und noch nach Beginn der Neuzeit aus den<br />
Evangelien oder Märtyrerlegenden vorgelesen. In Badekuren, <strong>bei</strong> Aderlässen und der<br />
Behandlung psychischer Erkrankungen werden literarische Werke von Ärzten zur<br />
Unterstützung herangezogen“ (1987, 10). Diese anästhesierende Wirkung tritt mit<br />
zunehmendem medizinischen Fortschritt in den Hintergrund.<br />
Ein bedeutender Schritt für Biblio- und Poesietherapie war die Humanisierung der<br />
Behandlung von psychisch kranken Menschen, die in Europa gegen Ende des 18.<br />
Jahrhunderts mit der Bewegung der Philanthropen einsetzte (vgl. Rubin 1985). Mit<br />
dieser wurde neben anderen rekreativen Maßnahmen auch das Lesen in Anstalten<br />
eingeführt. Wenig später setzten sich diese Reformen auch in Amerika durch. Dort<br />
empfahl Benjamin Rush als erster das Lesen und das eigene Schreiben zur Heilung von<br />
körperlich und seelisch Kranken (vgl. ebd.). Schon 1853 veröffentlichte der Amerikaner<br />
John Minson Galt <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>en über die heilende und unterstützende Wirkung von Literatur.<br />
Darin werden nicht nur unterschiedliche Patiententypen betrachtet, sondern ebenfalls<br />
verschiedene Textarten. Als Funktionen der Literatur hält er fest: „Ablenkung von<br />
krankhaften Gedanken, Zeitvertreib und Aufheiterung, Information, Demonstration des<br />
Anstaltsinteresses am Wohlergehen des Patienten, Verbesserung der<br />
Therapiebereitschaft“ (Galt 1853, zit. in Engelhardt 1987, 17).<br />
www.foepaed.<strong>net</strong><br />
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