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Verankerung großformatiger Betonfertigteilfassaden<br />
Von Dipl.-Ing. Jens Gilbert Geffert, Langenfeld (Rheinland)<br />
Zur Verbindung bzw. Verankerung der äußeren Schicht der Fassade mit der<br />
tragenden Unterkonstruktion kommt eine Vielzahl unterschiedlichster Anker<br />
zum Einsatz, die in Deutschland fast ausschließlich aus nichtrostenden<br />
Stählen hergestellt werden. Der Artikel bietet einen Überblick über die<br />
marktüblichen Systeme, deren Komponenten und Einsatzmöglichkeiten.<br />
Die Fassade ist das Gesicht des<br />
Gebäudes und erfährt damit als<br />
Visitenkarte des Architekten<br />
besondere öffentliche<br />
Aufmerksamkeit. Der Baustoff Beton<br />
bietet hier die größte Vielfältigkeit in<br />
Form und Farbe. Industriell<br />
vorgefertigte Stahlbetonelemente<br />
werden zudem höchsten<br />
Qualitätsansprüchen gerecht und<br />
können äußerst wirtschaftlich in<br />
Erstellung und Unterhalt sein.<br />
Dipl.-Ing. Jens G. Geffert<br />
geboren 1972 in Olpe,<br />
Studium an der TU Braunschweig,<br />
ab 2000 Ingenieurbüro Sprysch und Partner in Braunschweig,<br />
seit 2004 HALFEN-DEHA Vertriebsgesellschaft mbH,<br />
Vertriebsingenieur des KompetenzCenter Technik im Bereich<br />
Zentraleuropa für alle Verankerungsprodukte der Stahlbetonfertigteilfassaden<br />
MST.factory, HTP Husemann,<br />
Timmermann und Partner, Braunschweig<br />
In Planung, Konstruktion und Ausführung erfordern die Fassaden allerdings von allen<br />
Beteiligten ein Höchstmaß an Präzision und Erfahrung. Neben der Form ist hierbei auch<br />
die Funktion als äußere Gebäudehülle zu beachten. So tragen die Fertigteile die<br />
Windkräfte und das oftmals erhebliche Eigengewicht ab. Sie sind dabei den durch<br />
Bewitterung und klimatischen Temperaturdifferenzen resultierenden Zwängungen<br />
unterworfen.<br />
Zwei verschiedene Konstruktionsprinzipien kommen im Allgemeinen zur Anwendung:<br />
• die Sandwichfassade als wirtschaftlichste Art der Ausbildung, allerdings mit einem<br />
von der Elementierung der Unterkonstruktion abhängigen Fugenbild,<br />
• die nachträglich vorgehängte Fassade aus großformatigen Elementen mit einer<br />
großen Gestaltungsvielfalt und vom Tragwerk weitgehend freien Fugeneinteilung.
Das Sandwichelement, die mehrschichtige komplett vorgefertigte Wandtafel<br />
Die Herstellung der Elemente erfolgt fast ausschließlich liegend im Fertigteilwerk. Je<br />
nach Reihenfolge der Fertigung unterscheidet man zwischen zwei Verfahren:<br />
Negativ-Verfahren,<br />
Vorsatzschicht unten<br />
Die Regel<br />
Aufbau von oben nach unten:<br />
Tragschicht<br />
Wärmedämmung<br />
Vorsatzschicht<br />
Positiv-Verfahren,<br />
Vorsatzschicht oben<br />
Die Ausnahme<br />
Aufbau von oben nach unten:<br />
Vorsatzschicht<br />
Wärmedämmung<br />
Tragschicht<br />
Die die Wärmedämmung überbrückende Verbindung der Betonschichten erfolgt mittels<br />
speziell für diese Anwendung ausgelegte Anker, die in Europa überwiegend aus Edelstahl<br />
hergestellt sind. In Amerika und Asien stark verbreitet, konnten sich bis heute in Europa<br />
Verankerungselemente aus glasfaserverstärktem Kunststoff nicht flächendeckend<br />
durchsetzen. Bis zur bauaufsichtlichen Zulassung in Deutschland schaffte es einzig das<br />
System CSM aus den USA, das unter anderem von DEHA als TM-System vertrieben<br />
wurde.<br />
Der Verbundanker wird flächig verteilt ca. alle 30 – 50 cm durch die vorgebohrte<br />
Dämmung in den noch frischen Beton gedrückt. Die Dämmung hat zusätzlich zur<br />
Bauphysikalischen auch eine tragende Funktion und muss daher besonderen<br />
Anforderungen genügen. So ist lediglich ein extrudierter Polystyrol- Hartschaum mit<br />
geschlossener, glatter Oberfläche zugelassen. Des Weiteren sind in der Zulassung<br />
regelmäßige Auszugversuche in der laufenden Produktion gefordert.
Bei den typengeprüfter Ankern aus Edelstahl wird zwischen den Funktionen Tragen<br />
und Halten unterschieden. Die Traganker sind für das Eigengewicht der Vorsatzschicht<br />
ausgelegt, während die Halteanker die horizontalen Belastungen aus Wind,<br />
Temperaturverwölbung und Schalungshaftung in die Tragschicht rückverankern. Die<br />
Wärmedämmung hat keine tragende Funktion.<br />
SPA-B SPA-N<br />
Verschiedene Halteanker<br />
SPA-A SPA-AA<br />
SPA-2<br />
Verschiedene Traganker<br />
MVA FA<br />
SPA-1<br />
Generell gelten bei der Anordnung folgende<br />
Mindestanforderungen unter Beachtung der jeweiligen Typenprüfungen:<br />
• Jede Vorsatzschicht sollte mindestens drei Anker enthalten. Die Ausnahme besteht<br />
bei Verwendung eines Manschettenverbundankers, hier reichen zwei.<br />
• Jede Platte besitzt zwei rechtwinklig zueinander stehende Tragrichtungen (1) u. (2)<br />
• Die Traganker sollen in jeder Tragrichtung symmetrisch zur Schwerachse liegen<br />
• Die Anker jeder Tragrichtung müssen auf einer Achse liegen<br />
• Das Verankerungsraster darf ein Achsmaß bis maximal 1200 mm haben<br />
• Der Randabstand der Verbundnadeln oder –bügel (3) sollte 100 - 300 mm betragen
max.1200mm<br />
max.1200mm<br />
100-300mm<br />
100-<br />
300mm<br />
Bei der Bemessung von Sandwichplatten-Verankerungen sind folgende Einflüsse zu<br />
berücksichtigen:<br />
• Eigengewicht der Vorsatzschicht unter Berücksichtigung der jeweiligen<br />
•<br />
Lasteinflussbreite bzw. Ausmittigkeiten<br />
Windlast<br />
• Temperaturgefälle innerhalb der Vorsatzschicht führt dort zu Verwölbungskräften<br />
DT<br />
höhere Temperatur<br />
DT<br />
niedrigere Temperatur<br />
• Änderung der Mitteltemperatur der Vorsatzschicht<br />
• Schalungshaftung<br />
• Transport- und Montagezustände, eventuelle Drehungen um 90°<br />
• Maximale Abstände der Trag- und Halteanker zum Verankerungsfestpunkt (=<br />
Schnittpunkt der Ankerquerachsen)<br />
Frei erhältliche Bemessungssoftware erleichtert hier die Bemessung, indem sie<br />
automatisch Vorschläge zur Ankerverteilung generiert und die Ankergrößen entsprechend<br />
der Belastung auswählt.<br />
Allgemein gilt, dass aufgrund der unterschiedlichen Verformungen von Vorsatz- und<br />
Tragschicht die in ihrer Längsachse steifen Traganker zueinander möglichst<br />
F
zwängungsfrei anzuordnen sind (s.o.). Die flächig verteilten Halteanker (Verbundbügel<br />
oder –nadeln) dürfen die Längenänderung der Vorsatzschicht nur minimal behindern,<br />
indem sie sich dauerhaft elastisch in der Wärmedämmung verformen, ohne dabei ihre<br />
statische Funktion einzubüßen. Die heutzutage überwiegend geforderte schalungsglatte<br />
Sichtbetonoberfläche in Verbindung mit einem fugenarmen Erscheinungsbild stellt<br />
hinsichtlich der Rissfreiheit hier eine besondere Herausforderung dar. Kleine<br />
Vorsatzschichtdicken von 7 – 8 cm, große Wärmedämmschichtdicken ≥ 8 cm und<br />
ausreichend große Leibungsbreite um die Öffnungen herum bieten gute<br />
Vorraussetzungen, auch große Sandwichtafeln ohne diesbezügliche optische Mängel<br />
herzustellen.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass bei Platten, die länger als 6 m sind, die Gefahr der Rissbildung<br />
zunimmt. Aus diesem Grund sollte die Länge der Vorsatzschicht in Abhängigkeit der<br />
Fläche und der Dämmstärke auf 6 m beschränkt werden. Sind aus architektonischen oder<br />
konstruktiven Gründen längere Elemente nicht zu vermeiden, so empfiehlt es sich, die<br />
Vorsatzschicht zu trennen; die Tragschicht kann allerdings in einem Stück hergestellt<br />
werden. Von dieser empfohlenen Ausführung kann unter Beachtung besonderer<br />
Maßnahmen abgewichen werden.<br />
Günstig wirken sich aus:<br />
• die Wärmedämmschicht in zwei Lagen mit versetzten Stößen einbauen.<br />
• Zwischen Vorsatzschicht und Wärmedämmschicht und/oder zwischen den zwei<br />
Dämmschichtlagen sollte eine Gleitfolie vorgesehen werden<br />
• die Verwendung von hellen Vorsatzschichten<br />
• eine Verstärkung der Tragschicht<br />
• ein geringer W/Z- Faktor bei der Betonherstellung und eine fachgerechte Lagerung<br />
der Fertigteile, um ein schnelles Schwinden des Betons zu vermeiden<br />
• Minimierung der Schalungshaftung unter Beachtung einer ausreichenden<br />
Ausschalfrist, um Verformungen der nicht unmittelbar vernadelten Betonfelder beim<br />
Herausheben aus der Schalung zu verhindern.<br />
Leider kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auch bei kleinen Abmessungen<br />
manchmal zu oberflächlich gerissenen Vorsatzschichten. Die Ursachen hierfür im<br />
Nachhinein ausfindig zu machen, gestaltet sich oftmals schwierig, da sich - angefangen<br />
bei den Zuschlägen über den Einbau bis hin zur Nachbehandlung - viele Fehlerquellen<br />
bieten. Zudem werden z.B. kleinste Schwindrisse erst nach Jahren der Bewitterung<br />
optisch augenfällig.<br />
Da Sandwichplatten in der Regel lastabtragend in das Tragwerk eingebunden sind, erfolgt<br />
bei der Montage lediglich ein horizontaler Anschluss. Diese Verbindung an die tragenden<br />
Stützen eines Skelettbaus über einbetonierte Ankerschienen herzustellen, ist hier Stand<br />
der Technik. Für die Ausbildung des Verbindungsmittels ist die Lage der Stütze zur Ebene<br />
der Tagschicht maßgebend:<br />
• verläuft die Tragschicht vor der Stütze, bieten sich Winkel an<br />
• steht die Stütze in der Ebene der Tragschicht, kann der Anschluss über spezielle<br />
Laschen seitlich erfolgen, z. B. mit der HALFEN HVL-Lasche.<br />
Entgegen aller anderen in diesem Artikel erwähnten Verbindungsmittel bestehen bei<br />
diesen Anschlüssen meist keine erhöhten Korrosionsschutzanforderungen, da sie nicht in
überwiegend der Außenluft zugänglichen Bereichen eingebaut werden. Daher kommen<br />
hier lediglich verzinkte Stähle zum Einsatz.<br />
HALFEN HVL-Lasche<br />
anzuschließende<br />
Tragschicht der<br />
Sanwichplatte<br />
Nicht typisierter Anschluß<br />
über Winkel und<br />
Ankerschienen<br />
Tragende Stütze zwischen<br />
den Tragschichten der<br />
Sandwichplatten
Großformatige nachträglich vorgehängte Fassadentafeln<br />
Die nachträglich vorgehängte Fassade<br />
aus großformatigen Elementen erfreut<br />
sich in den letzten zwei Jahren<br />
wachsender Beliebtheit. Mit der vom<br />
Tragwerk weitgehend unabhängigen<br />
und damit freien Gestaltungsvielfalt und<br />
der plastischen Ausbildungsmöglichkeit<br />
erlaubt sie ein ganzheitliches<br />
Erscheinungsbild des Baukörpers. Die<br />
einschichtigen Elemente werden im<br />
Fertigteilwerk meist aus Stahlbeton<br />
hoher Betongüten (größer C 30/37) in<br />
Stärken zwischen 8 und 12 cm<br />
ausgebildet und einlagig bewehrt.<br />
Vor Ort erfolgt die statisch bestimmte Befestigung am Rohbau über jeweils zwei Anker.<br />
Idealerweise handelt es sich um Hängezuganker, die in Verbindung mit meist vier<br />
Abstandsschrauben über die Dämmung hinweg eine zwängungsfreie und dreidimensional<br />
justierbare Befestigung gewährleisten.<br />
Durch die frühzeitige Abstimmung zwischen der Werkplanung und der<br />
Ausführungsplanung des Tragwerksplaners können Befestigungselemente im Rohbau<br />
integriert werden. Dies schafft die Vorraussetzung für eine wirtschaftliche und zügige<br />
Montage. Auf eine lagegenaue Positionierung aller Einbauteile ist besonders zu achten, da<br />
Ungenauigkeiten nur im Rahmen der zulässigen Toleranzen von den Ankersystemen<br />
aufgenommen werden können.<br />
Bei den üblichen Hängezugankern unterscheidet man zwischen zwei Ausführungsarten,<br />
hier am Beispiel des HALFEN Fassadenplattenankers FPA:<br />
FPA-3 im<br />
eingebauten Zustand<br />
FPA-5 im<br />
eingebauten Zustand
Bei der Ausführung FPA-3 erfolgt die Befestigung am Rohbau über Einbauteile, bei der<br />
Ausführung FPA-5 wahlweise über Dübeln oder Ankerschienen.<br />
Für den Typ 3 mit einbetonierten Rohbauteilen sprechen die schnelle Montage, die gute<br />
Erreichbarkeit und die geringen Materialkosten. Zudem ermöglicht die optimierte<br />
Lasteinleitung minimale Rohbauanforderungen in Bezug auf Betongüte und<br />
Bauteilabmessungen sowie den Verzicht auf eine gesonderte Bewehrungsführung.<br />
Verankerungen besonders großer und schwerer Platten sind bis zur Belastungsgrenze der<br />
Anker von 56 kN einfach realisierbar. Nachteilig sind die maximal aufnehmbaren<br />
horizontalen Toleranzen von 3,5 cm, welche in der Praxis immer häufiger nicht<br />
eingehalten werden können.<br />
Die Verwendung des Ankers FPA-5, befestigt mit nachträglich gebohrten Dübeln,<br />
verspricht den geringsten Planungsaufwand und eine weitgehend flexible Montage für<br />
Platten mit bis zu 7,5 t Eigengewicht. Das Bohren in den meist dichtbewehrten Rohbau<br />
gestaltet sich allerdings oftmals schwierig. Zusammen mit den Aushärtzeiten der meist<br />
chemischen Schwerlastbefestigungen führt dies zu langen Montagezeiten. Zudem werden<br />
die geometrischen Anforderungen der Dübel bezüglich der Randabstände und<br />
Bauteildicken im Vorfeld meist unterschätzt. Auf eine frühzeitige Koordination der Gewerke<br />
kann also auch hier, entgegen der weitläufigen Meinung, nicht verzichtet werden.<br />
Die beste Kombination von schneller Montage und großem Toleranzausgleich stellt die<br />
Verwendung des Ankers FPA-5 zusammen mit einbetonierten Ankerscheinen dar. Hier<br />
können die Verbindungsschrauben längs der liegend eingebauten Schiene an beliebiger<br />
Stelle befestigt werden. Die Lastabtragung in alle Richtungen ist gewährleistet.<br />
Hotel Meridien Hamburg,<br />
Für beide Systeme des HALFEN Fassadenplattenankers gilt, dass der Ausgleich der<br />
vertikalen Toleranzen über die Höhenjustierung erfolgt. Diese bewegt sich in<br />
Größenordungen von ± 2,5 cm und erfolgt über die Gewindeschrauben am Ende der
Zugbänder. Sollte ein Ausgleich darüber hinaus über die Löcher des Bandes notwendig<br />
sein, ist zu beachten, dass dies über die Änderung des Zugwinkels einen Eingriff in die<br />
Statik darstellt, welcher zu überprüfen ist.<br />
FPA - 5A<br />
Attikaausführung<br />
Laststufen : 5 - 34 kN<br />
FPA – S<br />
für kleine Lasten<br />
Laststufen : 3 - 6 kN<br />
FPA – 5S<br />
für die seitl. Befestigung<br />
Laststufen : 5 - 56 kN<br />
Für den HALFEN Fassadenplattenanker FPA-5 gibt es entsprechend der gebräuchlichsten<br />
Anwendungen angepasste Ausführungsvarianten, dazu einige Beispiele:<br />
Für die zwängungfreie, statisch bestimmte horizontale Lagerung benötigt man, neben<br />
den obligatorischen zwei Druckschrauben in unmittelbarer Nähe zum Hängezuganker,<br />
zwei weitere horizontale Anker. Je nach statischer Notwendigkeit, geometrischer Zwänge<br />
und Montierbarkeit kommen hier unterschiedlichste Ausführungen zum Einsatz.<br />
Erstes Kriterium für die Auswahl der horizontalen<br />
Verankerung ist die Notwendigkeit einer Sicherung gegen<br />
Windsogkräfte. Hierzu ist eine statische Überprüfung<br />
der Fassadenplatte unter Berücksichtigung der<br />
Überlagerung aller äußeren und inneren Einwirkungen<br />
notwendig.
Kostenlos erhältliche Bemessungssoftware erleichtert auch hier die Arbeit des Planers.<br />
Zudem ermittelt die Software anhand der Geometrie das Eigengewicht der Platte und<br />
bemisst unter Berücksichtigung der gewählten Anordnung sowohl die Druckschrauben als<br />
auch die Hängezuganker.<br />
Bei zueinander orthogonalen Flächen, z.B. bei der Verbindung zwischen Fassadenplatte<br />
und Geschossdecke, kommen Zuglaschen zum Einsatz. Zum Anschluss der Laschen ist<br />
zumindest eine Ankerschiene auf der Rückseite der Fassadenplatte notwendig. Zur<br />
Druckübertragung sind verstärkt ausgeführte Laschen erhältlich.<br />
Sollen Fassadenplatten an parallele Flächen des Rohbaus wie z.B. Wände<br />
angeschlossen werden, ist bei der Auswahl der Anker die Erreichbarkeit während der<br />
Montage von entscheidender Rolle. Sind die Anker im Fassadenzwischenraum von der<br />
Seite aus erreichbar, stehen zwei Verankerungen zu Auswahl:<br />
• Der Luftspaltdrehanker, der die Druckschraube am Rohbau zugfest festhält,<br />
• Der Spannverbinder, der zugleich Druck- als auch Zugkräfte überträgt.<br />
Ist der Zwischenraum nicht erreichbar, was oftmals bei mehreren Plattenreihen<br />
übereinander am unteren Plattenrand der Fall ist, werden Idealerweise Verstiftungen zur<br />
darunter hängenden Platte angeordnet. Alternativ können Windverankerungen eingeplant<br />
werden, die durch die Platten montiert werden. Ein großer Nachteil ist hier neben der<br />
Beeinträchtigung der Oberfläche durch die Aussparungen auch die Problematik der<br />
Bohrlochherstellung im dichtbewehrten Rohbau.<br />
Erreichbare parallele Flächen<br />
Druckschraube für reine<br />
Druckbeanspruchung<br />
Luftspaltdehanker + Druckschraube<br />
für Zug- und Druckbeanspruchung<br />
Spannverbindung SPV<br />
für Druck- und Zugbeanspruchung
Erreichbare orthogonale Flächen<br />
Nicht erreichbare Fassadenzwischenräume<br />
HKZ-Lasche<br />
als reine Zuglasche oder für kombinierte<br />
Zug- und Druckbeanspruchung<br />
Windanker Typ HALFEN WDI-7,0<br />
Für Zug- und Druckbeanspruchung<br />
Montage von außen
Diverse Hülsen als Oberteile<br />
Edelstahldorn<br />
Diverse Hülsen als Unterteile<br />
Verstiftungen<br />
für die zug- und druckfeste Halterung nicht<br />
zugänglicher unterer Plattenränder an<br />
darunterliegenden Platten<br />
Für spezielle Bauteile, bei denen die Verwendung von Hängezugankern nicht möglich ist,<br />
gibt es entsprechende anderweitige Anker. Umschließt die Platte den oberen<br />
Rohbauabschluss winkelförmig, ist der Fassadenzwischenraum zur Montage der<br />
Fassadenplattenanker von oben nicht mehr zugänglich. Hier werden zur Auflagerung der<br />
Platten je zwei Winkelplattenanker benutzt. Zur zwängungsfreien Lagerung ist ein Anker<br />
mit einer elastischen Umhüllung einzubauen.
Winkelplattenanker Typ WPA<br />
Elastische Umhüllung<br />
Steht zur Befestigung z.B von Brüstungsplatten nur eine Decke und keine Wand zur<br />
Verfügung, erfolgt die Auflagerung der Platten mit Brüstungsankern.<br />
Die Brüstungsanker sind über die Anschlussbewehrung biegesteif in der Fassadenplatte<br />
eingespannt. Daher kann auf zusätzliche Horizontalanker verzichtet werden. Die Auswahl<br />
der benötigten Profilgröße erfolgt über das Kragmoment am vorderen Deckenauflager des<br />
gekanteten Profils. Im Rahmen des statischen Nachweises werden weitere Profilwerte der<br />
Typenprüfung nachgewiesen. Hiefür steht dem Planer ebenfalls eine kostenlose Software<br />
zur Verfügung.<br />
Trotz der Vielzahl der vorgestellten Verankerungssysteme kann dieser Artikel lediglich<br />
einen exemplarischen Auszug der Ausführungsvarianten und Einsatzmöglichkeiten<br />
darstellen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass eine detaillierte Planung im
Vorfeld unumgänglich ist. Der Fassadenplaner bzw. das Fertigteilwerk sollten dem<br />
Architekten schon frühzeitig, d.h. bereits im Entwurfsprozess, beratend zur Seite stehen.<br />
Bei der Planung ist vom Ingenieur ein hohes Maß an Erfahrung und Kreativität gefragt, um<br />
aus den angebotenen Systemkomponenten die jeweils wirtschaftlichste und<br />
montagefreundlichste Lösung auszuwählen. In dieser Planungsphase ist die detaillierte<br />
und maßstabsgerechte Zeichnung der Verankerungspunkte unumgänglich. Dadurch wird<br />
die vor allen Dingen bei geringen Bauteilabmessungen notwendige geometrische Kontrolle<br />
der Einbaupositionen gewährleistet, außerdem bietet sich an dieser Stelle eine letzte<br />
Abstimmungsmöglichkeit mit der Rohbauplanung. Die CAD-Dateien der Einbauteile<br />
werden dem Planer vom Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />
Ein Aufmaß des Rohbaus sollte frühestmöglich erfolgen, um Abweichungen bei der<br />
Planung der Verbindungsmittel berücksichtigen zu können. Spätestens vor der Montage<br />
der Fertigteile ist ein Aufmaß des Rohbaus und der dort verbauten Verbindungselemente<br />
durch die Arbeitsvorbereitung zwingend erforderlich. Nur so kann wenn nötig die<br />
Verankerung noch kurzfristig modifiziert werden. Teure Verzögerungen bei der Montage<br />
durch vor Ort nicht mehr kompensierbare Planabweichungen können so vermieden<br />
werden.<br />
Um Fehler bei Planung und Ausführung zu vermeiden, sollte der Beratungsservice der<br />
Ankersystemhersteller frühzeitig genutzt werden. Wird dieser erst bei Problemen während<br />
der laufenden Montage herangezogen, sind dessen Möglichkeiten der Einflussnahme<br />
begrenzt.<br />
Sind sich alle Beteiligten des Anspruchs bewusst, den die Verankerung von<br />
großformatigen vorgefertigten Stahlbetonelementen an die Planung stellt, steht der<br />
einsetzenden Wiederbelebung der Betonfertigteilfassade in der aktuellen Architektur nichts<br />
mehr im Wege.