herzwärts - a3kultur

herzwärts - a3kultur herzwärts - a3kultur

25.10.2012 Aufrufe

KOLUMNE/SERIE »Große Männer machen Geschichte« – das war für eine lange Zeit das Motto der Geschichtsschreibung. Die a3kultur-Autorin Verena Simon fragt sich, wie Frauen diese männergemachte Geschichte (üb)erlebt haben und begibt sich auf Spurensuche in unterschiedlichste Epochen. Dabei entdeckt sie allerlei Kurioses, was längst in Vergessenheit geraten ist. Oder besser gesagt: Was man sich heute einfach nicht mehr vorstellen kann. Der Versuch, eine ganz eigene Frauengeschichte zu schreiben. Teil 4 By a lady In seinem Werk »Über den Umgang mit dem Menschen« äußerte Freiherr Adolph Knigge gegen Ende des 18. Jahrhunderts genaueste Vorstellungen zur zwischenmenschlichen Höflichkeit. Ebenso deutlich fiel sein Urteil zum Umgang der Frau mit der Schriftstellerei aus. Nämlich, dass sie gar keinen haben soll! Ihr solle der Zutritt zu diesem Gewerbe verwehrt bleiben, das jahrhundertelang von Männern dominiert wurde. Wovon sie keine Ahnung haben könne, da solle sie auch nicht mitreden dürfen! Dass Frauen über sehr lange Zeit nur wenig lesen und noch weniger schreiben konnten ist nicht unbekannt, doch den Grund dafür lassen wir jetzt einmal außer Acht. Im Klartext: Das ganze (meist männliche) BlaBla von wegen Frauen hätten von Natur aus kein Recht auf Bildung. Denn Fakt ist: Es gab Frauen, die sich als Schriftstellerinnen versucht haben und das bereits vor der kniggerischen Zeit. Das Problem: Viele Verleger lehnten ein Manuskript ungelesen ab, wenn bekannt war, dass es von einer Frau stammte. Ohne Verleger gab es keine Veröffentlichung, ohne Veröffentlichung kein Geld und ohne Geld keine selbstständige Existenz. Fazit: Finanzielle Abhängigkeit vom Mann. Die Notlösung? Ein männliches Pseudonym! w w w . a 3 k u l t u r. d e von Verena Simon �Heutzutage ist es keine Seltenheit, dass Autoren Ihre Werke mit einem Künstler- oder Decknamen versehen. Allerdings existiert dabei dieser eine feine Unterschied im Vergleich zu früheren Jahrhunderten: Das Geschlecht, welches sich hinter dem Pseudonym versteckt(e). Die Verschleierung der Weiblichkeit als unliebsames Hintertürchen zur freien beruflichen Entfaltung! Das erinnert doch ein wenig an die Möglichkeit der anonymen Bewerbung von heute. Die Frauenrechtlerin Louise Otto- Peters publizierte zum Beispiel jahrelang erfolgreich unter dem, an ihren Nachnamen angelehntes, Pseudonym Otto Stern. �Viele Frauen nutzen aber auch den Namen männlicher Familienmitglieder. Richtig demütigend muss es allerdings erst gewesen sein, wenn der eigene Ehemann wie selbstverständlich den Ruhm für das literarische Werk einheimste. Auch das kam tatsächlich vor! Wie muss man sich das vorstellen? Die Frau saß daheim im stillen Kämmerchen und brachte ihre Kreativität zu Papier, die Öffentlichkeit war begeistert und der Mann erhielt das Lob? Nicht ganz. Frauen verfügten über keinen Raum, der eigens für das Schreiben gedacht war. Was wäre das auch für eine Anmaßung gewesen! Nein, die Schreiberei erfolgte nebenher, mitten im Geschehen des Haushaltes. Aber kein Problem – bekannlicherweise sind wir Frauen ja Multiple– Choice– Talente. Für die Herren der Schöpfung war es aber selbstverständlich, dass sie ihr Autorendasein als Beruf(ung) verstanden, dazu gehörte natürlich auch eine eigene Schreibstube. Und es stand außer Frage, dass auf dem Buchdeckel ein anderer, als der eigene Name abgedruckt wurde. Warum dann nicht einfach auch das Gedankengut der eigenen Gattin für das eigene ausgeben? Fällt doch nicht auf! Glaubt doch eh keiner, dass eine Frau ein derartig gutes Werk zu Stande bringen könnte. Kann sie doch! Ein Beweis? Jane Austen. Und die versah ihre Werke wenigstens mit dem Vermerk »by a lady«. Mit Stolz gegen das Vorurteil! ������������������������� ����������������� �������������������� � �������������� ������������������������������� ������������������������������������������ ������������������������� ��������� ������������������������ ����������������������������������������������� �������������������������������������������� ���������������������������������������������� � �������������������������������� Anzeige: �������������������� ��������������� � � ����������������� ����������������� ���������������������������������� ���������������������� ��������� ������������������������ ��������������������������������������� ���������������������� ����������������� ���������������������� ������������������� 18. Juni bis 01. Juli 2012 studio a hat Plätze frei! Wir suchen zum nächstmöglichen Termin eine nette Kollegin oder einen netten Kollegen zur Betreuung unserer Kunden Infos unter www.a3kultur.de studio a vermarktet a3kultur, CityCards, CitySampler, CityNews, Netbox und berät Kunden aus der Wirtschaft bei ihrem Kulturengagement Grenzenlos, mittendrin! 06 Das Mediencamp, ein Projekt für Jugendliche zur Vermittlung von Medienkompetenz, berichtete vier Tage live vom Festivalgelände am Gaskessel Wenn die Sonne will dann wollen auch die Augsburger. Das haben wir auf dem Grenzenlos Festival erlebt, denn bei gutem Wetter strömten die Besucher auf das Gelände am Gaskessel. Und wir mittendrin. Ein Wohnwagen, ein Banner, ein wenig Equipment und fertig war das Mediencamp, ein Gemeinschaftsprojekt von a3kultur, dem Jungen Theater Augsburg und dem Kulturpark West. Vom Eröffnungstag des Festivals bis zum ersten Samstag richteten wir uns in einem Wohnwagen eine mobile Redaktion ein, von der aus wir das Geschehen auf dem Gelände dokumentierten. Hautnah mit Text, Fotos und einem Videoclip machten wir uns unser ganz eigenes Bild des Festivals. Wir? Die meiste Arbeit leisteten dabei die beiden Mediencamp-Workshopteilnehmerinnen Lena Wiedenmann und Nina Hirsekorn. Hier ein Ausschnitt aus ihrer Berichterstattung vom zweiten Festivaltag: »Während sich das Gelände immer mehr füllt, wird das Festival durch akustische Musik von Mo Highways begleitet. Neben dem musikalischen Programm gibt es auch einiges an Kunst zu entdecken; zwei Ausstellungsräume bieten verschiedenartige künstlerische Objekte. Von Skulpturen über Fotografien bis hin zu Schnitzereien in Plakatwänden. Die meisten Künstler sind auch anwesend und freuen sich über Feedback von Besuchern oder ein nettes Gespräch. Es bietet sich außerdem die Möglichkeit, im Rahmen das Festivals ein gemeinsames Kunstwerk zu schaffen, das anschließend für einen guten Zweck versteigert wird. An einer großen Collage im Ofenhaus darf sich jeder beteiligen und seiner Kreativität freien Lauf lassen. Noch gibt es weiße Stellen auf der Wand, die darauf warten, gefüllt zu werden!« Nach einem leider ziemlich verregneten dritten Tag gab es ein weiteres Fazit: »Heute mit Tom Foto: Nina Hirsekorn Videoclips produziert. Ist recht schwer, bei schlechtem Wetter Material zu finden, vor allem wenn das Festival noch nicht geöffnet hat...!« Der Regen konnte uns aber (meistens) nicht aufhalten. Nette Gespräche hatten wir nicht nur mit den ausstellenden Künstlern, sondern auch mit den Clowns ohne Grenzen. Die ehrenamtliche Verbindung von Spaßmachern reist regelmäßig durch die ganze Welt um Menschen in Krisengebieten, vor allem Kinder, zum Lachen zu bringen. Kein einfacher Job, den die Clowns trotz allem mit Hingabe machen, um ihren Beitrag für eine bessere und lustigere Welt zu leisten. Bis zum Ende des Festivals können sich die Besucher an einem Stand über die Clowns informieren, außerdem gibt es einige Aufführungen mit Musik, Zauberei, Jonglage und vielem mehr. Ein Besuch loht sich also. Dann war auch schon der letzte Tag unserer Berichterstattung erreicht, an dem das Künstlerische im Vordergrund stand: »Heute ist wieder Kreativsein angesagt; zum Abschluss des Mediencamps hieß es: Streetart. Also Schrift oder Bild entwerfen und als Schablone schneiden. Zusammenfassend war das Mediencamp sehr interessant und vielseitig. Wir verabschieden uns für dieses Jahr vom Grenzenlos Augsburg und freuen uns auf 2013.« Auch wenn das Wetter nicht immer mitspielen wollte, haben wir doch einiges erlebt und gelernt. Wir wünschen allen Festivalbesuchern noch eine schöne Zeit auf dem Grenzenlos und wer weiß, vielleicht sehen wir und ja nächstes Jahr wieder. �www.a3kultur.de, www.grenzenlos-festival.de

07 18. Juni bis 01. Juli 2012 GASTBEITRAG Erlösung unter freiem Himmel Von Katharina John in dieser Zeit einem archaischen Lebensstil, den er schon lange überwunden glaubte. Wenn sich die Eckpfeiler, die den eigenen Arbeitsalltag gliedern, in solch eklatanter Weise verändern, entsteht eine neue Perspektive, die einem als Theatermacher die Idee von Theater als einem religiösen Ritual unter freiem Himmel wieder Die Erfahrung, den Naturgewalten ausgeliefert zu plausibel werden lässt. Naturgewalten, Weite, sein, ist eine, die sich dem modernen mitteleuro- Unkalkulierbarkeit sind nicht die schlechtesten päischen Menschen in seinem urbanen Lebens- Erfahrungen in der Beschäftigung mit Wagners raum – zumindest in Augsburg – beinahe völlig »Fliegendem Holländer«, der in diesem Jahr am 23. entzieht. Er bewegt sich in der Regel in gut klima- Juni die Freilichtbühnensaison eröffnet. tisierten Räumlichkeiten. Zwischen Sommer und Wagners persönliche Schreckenseindrücke bei Winter ist nur ein Minimum an klimatischer An- einer stürmischen Überfahrt – er musste mit seipassung durch wärmere oder luftigere Kleidungsner Frau Minna und Neufundländer Robber von stücke nötig. Arbeitet man darüber hinaus zum Riga aus nach London fliehen – vermischten sich Beispiel an einem Theater und überwiegend in mit literarischen Reminiszenzen, der Sage vom einem durch künstliches Licht erhellten Bühnen- Fliegenden Holländer, wie er sie in Heinrich raum, verliert man leicht nicht nur Temperaturun- Heines Erzählung »Aus den Memoiren des Herrn terschiede, sondern auch die sich durch einen von Schnabelewopski« gelesen hatte, mit dem bestimmten Helligkeitsgrad dokumentierenden Rauschen der stürmischen See und den Liedern Tageszeiten aus den Augen. der Matrosen zu einer eigenen Vision, die er 1841 Einmal im Jahr verändert sich diese Lebenssituati- in seiner fünften Oper zu Papier brachte. Die on: Wenn sich in das unbeständige Wetter zuneh- Musik des »Holländers« entstand in atemberaumend kurze Phasen mit tropischen Temperaturen bender Geschwindigkeit in einem Zeitraum von unter die zahlreichen Regengüsse mischen, be- nur sieben Wochen. Der 28-jährige Wagner verginnen in Augsburg die Vorbereitungen für die fasste das Werk in Paris, der legendären »Haupt- Freilichtbühnensaison. Ans Tageslicht gezerrt stadt des 19. Jahrhunderts«, in der er sich nicht werden Künstler und Techniker, die übers Jahr nur eine berufliche Zukunft erhoffte, sondern eine grottenolmähnliche Färbung angenommen auch mit besonderer Drastik Bekanntschaft haben. Von einem Tag auf den anderen müssen machte mit den Folgen von Industrialisierung sie Wind und Wetter trotzen und verzweifeln und modernem Kapitalismus. Er ist den politisch- nicht selten daran, dass der Gott der Witterung sozialen und philosophischen Ideen von Theoreti- ihnen einen Strich durch ihre dichte und wohlkern wie Gutzkow, Proudhon und Feuerbach kalkulierte Zeitplanung macht. Irgendwann be- gegenüber aufgeschlossen und träumt von einer ginnen sie Freude und Ehrfurcht angesichts der Revolution, an deren Ende der freie Mensch ste- Tatsache zu empfinden, dass die gesellschaftlich hen soll. All diese Einflüsse schlugen sich im »Flie- überall propagierte »Machbarkeit« auch irgendwo genden Holländer« nieder und formten den Stoff ihre Grenzen findet. Nach sich wiederholenden, zu einem zeitlosen Mythos. aber völlig vergeblichen Versuchen, die Natur Im Mittelpunkt des »Holländers« steht ein Paar, durch Beschwörung fester Probenzeiten in die das sich in seinen Sehnsüchten und Projektionen Knie zu zwingen, überlässt man sich früher oder optimal ergänzt. Eine persönliche oder gar Liebes- später der Macht der Naturgewalten. Die Kleibeziehung kann man das Verhältnis von Senta dung wird pragmatisch, die Seele gelassener, in zum Holländer nicht nennen, denn die beiden Probenpausen rottet man sich zusammen und nehmen einander ausschließlich über die jeweilige frönt einer schlichten, aber ebenso leckeren Funktion wahr, die einer für den anderen erfüllen Küche, deren Hauptbestandteil aus gebratenen kann. Der Tauschhandel heißt: Erlösung durch Würstchen besteht. Kurz: Der Mensch nähert sich Treue gegen Erlösung durch die Ermöglichung a3K-Anzeige-Juni12:Layout 1 30.05.12 13:02 Seite 1 Am 23. Juni startet die Saison auf der Freilichtbühne Einmal im Jahr verändert sich diese Lebenssituation: Wenn sich in das unbeständige Wetter zunehmend kurze Phasen mit tropischen Temperaturen unter die zahlreichen Regengüsse mischen, beginnen in Augsburg die Vorbereitungen für die Freilichtbühnensaison. Augsburger Zauberberg-Vorträge Uwe Timm Ironie und Begehren. Überlegungen nach Wiederlesen des Romans Der Zauberberg 19. Juni 2012, 18.00 Uhr Rokokosaal der Regierung von Schwaben, Fronhof 10, 86152 Augsburg Es lädt ein: Die Zauberberg-Stiftung in Verbindung mit dem Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und der Universitätsbibliothek Augsburg Eintritt frei einer Tat, die Senta aus ihrem Mikrokosmos heraushebt und zur Heldin eines bestehenden, unabgeschlossenen Mythos werden lässt. Hier finden zwei, die hoffnungslos verloren sind, das optimale Gegenstück. Der Holländer ist eine Sagengestalt, durch seine Geschichte der Zeit enthoben und der unerträglichen Unendlichkeit anheimgegeben. Als das Kap der Guten Hoffnung noch als unumschiffbar galt und damit als gleichsam gottgegebene Landmarkierung gegen die Unterwerfung der Welt durch den Menschen, wollte er diese Grenze nicht akzeptieren. Ihm gelangt die Umsegelung um den Preis seiner Verdammung zur ewigen Rastlosigkeit auf den Weltmeeren. Der Tod ist ihm verwehrt, denn die Bedingung, unter der er ihn erreichen könnte, scheinbar unerfüllbar: Alle sieben Jahre hat er die Chance, an Land zu gehen und durch die Treue einer Frau sterblich und damit von seinem Schicksal befreit zu werden. In Senta, der Tochter Dalands, trifft er auf eine starke, eigenwillige junge Frau, die fremd in ihrer Umgebung von einer träumerischen Mission erfüllt ist. Senta ist gefangen in einer Welt der Produktion. Sie erfüllt, was andere von ihr verlangen, spürt gleichzeitig den existenziellen Mangel in ihrem kleinen Kosmos und rebelliert. Ihre Sehnsucht kristallisiert an einer Sage, die offenbar schon das Gefäß der Fantasien Marys, ihrer mütterlichen Gouvernante, gewesen ist. In einem genialen Kunstgriff hat Wagner die Grundkonstellation seiner Oper in Sentas »Ballade vom Fliegenden Holländer« vorgeprägt. Aus ihr leitet die Tochter Dalands eine Handlungsanweisung ab, die ihrer Sehnsucht nach Größe, nach einer Tat von Relevanz, angemessen erscheint. Sentas Eindruck von Sinnlosigkeit und die Ignoranz ihrer Umgebung, die nicht bereit ist, sie in ihrer Individualität positiv wahrzunehmen, lassen sie aus ihrer Fantasie eine Gestalt und einen Kontext gebären, innerhalb dessen sie mit einer existenziellen und pathetischen Tat Größe beweisen und ihrem Leben Sinn verleihen kann. Sie vollendet die Ballade, indem sie selbst zur übergroßen Akteurin des Untergangs wird. So wie Senta die Geister aus ihrem eigenen Innern gebiert, wird auch die Freilichtbühne zum Schauplatz der Legende vom »Fliegenden Holländer«. Christian Sedelmayer, gleichzeitig Regisseur und Bühnenbildner der Augsburger Produktion und jüngst für seine Inszenierung von Prokofjews »Feurigem Engel« am Nationaltheater Weimar für die beste Opernregie 2010 nominiert, setzt auf die Fantasie des Zuschauers. Anstelle eines romantischen oder die Spielorte realistisch markierenden Bühnenbilds regen einzelne, wuchtige Versatzstücke dazu an, die mythischen Situationen lebendig werden zu lassen, die immer aus der Psyche der Figuren wahrnehmbar werden. Die Bühne wird zum Meer, zur Spinnstube; die Stoffe der Kostüme stammen aus der Fabrikation des Textilmuseums und schlagen einen Bogen von der Spinnstube über die Entstehungszeit der Oper zu den Anfängen der Augsburger Textilindustrie. »Der fliegende Holländer« mit Sally du Randt, Kerstin Descher/Stephanie Hampl, Christopher Busietta, Guido Jentjens, Ji-Woon Kim, Stephen Owen, dem Opernchor und Orchester des Theaters Augsburg vom 23. Juni bis 28. Juli auf der Freilichtbühne. Musikalische Leitung: Rune Bergmann Katharina John wurde 1970 in Heidelberg geboren. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Politischen Wissenschaften bekam sie ihr erstes Engagement als Regieassistentin an den Bühnen der Landeshauptstadt Kiel. Seit 16 Jahren ist sie Musiktheaterdramaturgin für Oper, Konzert und Ballett, unter anderem am Saarländischen Staatstheater und an der Deutschen Oper Berlin. Sie arbeitete mit Regisseuren wie Joachim Schlömer, Christoph Schlingensief, Jürgen Gosch, Philipp Stölzl, Andreas Kriegenburg, David Pountney, Alexander von Pfeil, Lorenzo Fioroni und Roland Schwab sowie den Choreografen Christian Spuck, Stephan Thoss, Mario Schröder und Marguerite Donlon zusammen. Seit Januar 2011 ist Katharina John Chefdramaturgin am Theater Augsburg und hat zugleich die Geschäftsführung für die Sparte Musiktheater übernommen. © Inge Zimmermann w w w . a 3 k u l t u r. d e

KOLUMNE/SERIE<br />

»Große Männer machen Geschichte« –<br />

das war für eine lange Zeit das Motto der<br />

Geschichtsschreibung. Die <strong>a3kultur</strong>-Autorin<br />

Verena Simon fragt sich, wie<br />

Frauen diese männergemachte Geschichte<br />

(üb)erlebt haben und begibt sich auf<br />

Spurensuche in unterschiedlichste Epochen.<br />

Dabei entdeckt sie allerlei Kurioses,<br />

was längst in Vergessenheit geraten<br />

ist. Oder besser gesagt: Was man sich<br />

heute einfach nicht mehr vorstellen<br />

kann. Der Versuch, eine ganz eigene<br />

Frauengeschichte zu schreiben. Teil 4<br />

By a lady<br />

In seinem Werk Ȇber den Umgang mit dem<br />

Menschen« äußerte Freiherr Adolph Knigge<br />

gegen Ende des 18. Jahrhunderts genaueste Vorstellungen<br />

zur zwischenmenschlichen Höflichkeit.<br />

Ebenso deutlich fiel sein Urteil zum<br />

Umgang der Frau mit der Schriftstellerei aus.<br />

Nämlich, dass sie gar keinen haben soll! Ihr<br />

solle der Zutritt zu diesem Gewerbe verwehrt<br />

bleiben, das jahrhundertelang von Männern<br />

dominiert wurde. Wovon sie keine Ahnung<br />

haben könne, da solle sie auch nicht mitreden<br />

dürfen! Dass Frauen über sehr lange Zeit nur<br />

wenig lesen und noch weniger schreiben konnten<br />

ist nicht unbekannt, doch den<br />

Grund dafür lassen wir jetzt einmal<br />

außer Acht. Im Klartext: Das<br />

ganze (meist männliche) BlaBla<br />

von wegen Frauen hätten von<br />

Natur aus kein Recht auf Bildung.<br />

Denn Fakt ist: Es gab Frauen, die<br />

sich als Schriftstellerinnen versucht<br />

haben und das bereits vor<br />

der kniggerischen Zeit. Das Problem:<br />

Viele Verleger lehnten ein<br />

Manuskript ungelesen ab, wenn<br />

bekannt war, dass es von einer<br />

Frau stammte. Ohne Verleger gab<br />

es keine Veröffentlichung, ohne<br />

Veröffentlichung kein Geld und<br />

ohne Geld keine selbstständige Existenz.<br />

Fazit: Finanzielle Abhängigkeit<br />

vom Mann. Die Notlösung?<br />

Ein männliches Pseudonym!<br />

w w w . a 3 k u l t u r. d e<br />

von Verena Simon<br />

�Heutzutage ist es keine Seltenheit,<br />

dass Autoren Ihre Werke mit<br />

einem Künstler- oder Decknamen<br />

versehen. Allerdings existiert<br />

dabei dieser eine feine Unterschied<br />

im Vergleich zu früheren Jahrhunderten:<br />

Das Geschlecht, welches<br />

sich hinter dem Pseudonym<br />

versteckt(e). Die Verschleierung<br />

der Weiblichkeit als unliebsames<br />

Hintertürchen zur freien beruflichen Entfaltung!<br />

Das erinnert doch ein wenig an die Möglichkeit<br />

der anonymen Bewerbung von heute.<br />

Die Frauenrechtlerin Louise Otto- Peters publizierte<br />

zum Beispiel jahrelang erfolgreich unter<br />

dem, an ihren Nachnamen angelehntes, Pseudonym<br />

Otto Stern.<br />

�Viele Frauen nutzen aber auch den Namen<br />

männlicher Familienmitglieder. Richtig demütigend<br />

muss es allerdings erst gewesen sein,<br />

wenn der eigene Ehemann wie selbstverständlich<br />

den Ruhm für das literarische Werk einheimste.<br />

Auch das kam tatsächlich vor! Wie<br />

muss man sich das vorstellen? Die Frau saß daheim<br />

im stillen Kämmerchen und brachte ihre<br />

Kreativität zu Papier, die Öffentlichkeit war begeistert<br />

und der Mann erhielt das Lob? Nicht<br />

ganz. Frauen verfügten über keinen Raum, der<br />

eigens für das Schreiben gedacht war. Was wäre<br />

das auch für eine Anmaßung gewesen! Nein, die<br />

Schreiberei erfolgte nebenher, mitten im Geschehen<br />

des Haushaltes. Aber kein Problem – bekannlicherweise<br />

sind wir Frauen ja<br />

Multiple– Choice– Talente. Für die Herren der<br />

Schöpfung war es aber selbstverständlich, dass<br />

sie ihr Autorendasein als Beruf(ung) verstanden,<br />

dazu gehörte natürlich auch eine eigene<br />

Schreibstube. Und es stand außer Frage, dass<br />

auf dem Buchdeckel ein anderer, als der eigene<br />

Name abgedruckt wurde. Warum dann nicht<br />

einfach auch das Gedankengut der eigenen Gattin<br />

für das eigene ausgeben? Fällt doch nicht<br />

auf! Glaubt doch eh keiner, dass eine Frau ein<br />

derartig gutes Werk zu Stande bringen könnte.<br />

Kann sie doch! Ein Beweis? Jane Austen. Und die<br />

versah ihre Werke wenigstens mit dem Vermerk<br />

»by a lady«. Mit Stolz gegen das Vorurteil!<br />

�������������������������<br />

�����������������<br />

��������������������<br />

�<br />

��������������<br />

�������������������������������<br />

������������������������������������������<br />

�������������������������<br />

���������<br />

������������������������<br />

�����������������������������������������������<br />

��������������������������������������������<br />

����������������������������������������������<br />

�<br />

��������������������������������<br />

Anzeige:<br />

��������������������<br />

���������������<br />

�<br />

�<br />

�����������������<br />

�����������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������<br />

���������<br />

������������������������<br />

���������������������������������������<br />

���������������������� �����������������<br />

���������������������� �������������������<br />

18. Juni bis 01. Juli 2012<br />

studio a hat Plätze frei!<br />

Wir suchen zum nächstmöglichen Termin eine nette Kollegin oder einen netten Kollegen zur Betreuung unserer Kunden<br />

Infos unter www.<strong>a3kultur</strong>.de<br />

studio a vermarktet <strong>a3kultur</strong>, CityCards, CitySampler, CityNews, Netbox und berät Kunden aus der Wirtschaft bei ihrem Kulturengagement<br />

Grenzenlos, mittendrin!<br />

06<br />

Das Mediencamp, ein Projekt für Jugendliche zur Vermittlung von Medienkompetenz,<br />

berichtete vier Tage live vom Festivalgelände am Gaskessel<br />

Wenn die Sonne will dann wollen auch die Augsburger.<br />

Das haben wir auf dem Grenzenlos Festival<br />

erlebt, denn bei gutem Wetter strömten<br />

die Besucher auf das Gelände am Gaskessel. Und<br />

wir mittendrin. Ein Wohnwagen, ein Banner,<br />

ein wenig Equipment und fertig war das Mediencamp,<br />

ein Gemeinschaftsprojekt von <strong>a3kultur</strong>,<br />

dem Jungen Theater Augsburg und dem<br />

Kulturpark West. Vom Eröffnungstag des Festivals<br />

bis zum ersten Samstag richteten wir uns in<br />

einem Wohnwagen eine mobile Redaktion ein,<br />

von der aus wir das Geschehen auf dem Gelände<br />

dokumentierten. Hautnah mit Text, Fotos und<br />

einem Videoclip machten wir uns unser ganz<br />

eigenes Bild des Festivals. Wir? Die meiste Arbeit<br />

leisteten dabei die beiden Mediencamp-Workshopteilnehmerinnen<br />

Lena Wiedenmann und<br />

Nina Hirsekorn. Hier ein Ausschnitt aus ihrer<br />

Berichterstattung vom zweiten Festivaltag:<br />

»Während sich das Gelände immer mehr füllt,<br />

wird das Festival durch akustische Musik von<br />

Mo Highways begleitet. Neben dem musikalischen<br />

Programm gibt es auch einiges an Kunst<br />

zu entdecken; zwei Ausstellungsräume bieten<br />

verschiedenartige künstlerische Objekte. Von<br />

Skulpturen über Fotografien bis hin zu Schnitzereien<br />

in Plakatwänden.<br />

Die meisten Künstler sind auch anwesend und<br />

freuen sich über Feedback von Besuchern oder<br />

ein nettes Gespräch.<br />

Es bietet sich außerdem die Möglichkeit, im<br />

Rahmen das Festivals ein gemeinsames Kunstwerk<br />

zu schaffen, das anschließend für einen<br />

guten Zweck versteigert wird. An einer großen<br />

Collage im Ofenhaus darf sich jeder beteiligen<br />

und seiner Kreativität freien Lauf lassen. Noch<br />

gibt es weiße Stellen auf der Wand, die darauf<br />

warten, gefüllt zu werden!«<br />

Nach einem leider ziemlich verregneten dritten<br />

Tag gab es ein weiteres Fazit: »Heute mit Tom<br />

Foto: Nina Hirsekorn<br />

Videoclips produziert. Ist recht schwer, bei<br />

schlechtem Wetter Material zu finden, vor allem<br />

wenn das Festival noch nicht geöffnet hat...!«<br />

Der Regen konnte uns aber (meistens) nicht aufhalten.<br />

Nette Gespräche hatten wir nicht nur<br />

mit den ausstellenden Künstlern, sondern auch<br />

mit den Clowns ohne Grenzen. Die ehrenamtliche<br />

Verbindung von Spaßmachern reist regelmäßig<br />

durch die ganze Welt um Menschen in<br />

Krisengebieten, vor allem Kinder, zum Lachen<br />

zu bringen. Kein einfacher Job, den die Clowns<br />

trotz allem mit Hingabe machen, um ihren Beitrag<br />

für eine bessere und lustigere Welt zu leisten.<br />

Bis zum Ende des Festivals können sich die<br />

Besucher an einem Stand über die Clowns informieren,<br />

außerdem gibt es einige Aufführungen<br />

mit Musik, Zauberei, Jonglage und vielem mehr.<br />

Ein Besuch loht sich also.<br />

Dann war auch schon der letzte Tag unserer Berichterstattung<br />

erreicht, an dem das Künstlerische<br />

im Vordergrund stand: »Heute ist wieder<br />

Kreativsein angesagt; zum Abschluss des Mediencamps<br />

hieß es: Streetart. Also Schrift oder<br />

Bild entwerfen und als Schablone schneiden.<br />

Zusammenfassend war das Mediencamp sehr<br />

interessant und vielseitig. Wir verabschieden<br />

uns für dieses Jahr vom Grenzenlos Augsburg<br />

und freuen uns auf 2013.«<br />

Auch wenn das Wetter nicht immer mitspielen<br />

wollte, haben wir doch einiges erlebt und gelernt.<br />

Wir wünschen allen Festivalbesuchern<br />

noch eine schöne Zeit auf dem Grenzenlos und<br />

wer weiß, vielleicht sehen wir und ja nächstes<br />

Jahr wieder.<br />

�www.<strong>a3kultur</strong>.de, www.grenzenlos-festival.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!