herzwärts - a3kultur

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25.10.2012 Aufrufe

REPORTAGE TIM Bereits zwei Jahre nach seiner Gründung hat sich das Textil- und Industriemuseum (tim) in Augsburg zum beliebtesten staatlichen Museum in Schwaben gemausert. Was viele nicht wissen: Ohne den Förderverein des tim würde es das Museum heute gar nicht geben. Zusammengesetzt aus ehemaligen Arbeitern und Gewerkschaftern der Textilbranche machte sich der Verein auf, das Erbe der Textilindustrie zu bewahren. Ende 1996 wurde die Idee eines Museums geboren. Mit der Rettung von 550 wertvollen Musterbüchern der Neuen Augsburger Kattunfabrik, die um ein Haar nach Asien verkauft worden wären, war ein wertvoller Teil der Grundlage bewahrt, auf der das tim aufgebaut ist. Der andere Teil besteht aus den Textilmaschinen, die von den Vereinsmitgliedern in jahrelanger Arbeit instand gehalten wurden, um sie in einem Museum nicht nur präsentieren, sondern auch in Betrieb nehmen zu können. Aufgrund dieser ehrenamtlichen Tätigkeit weben und spinnen die historischen Gerätschaften dieser untergegangenen Industriekultur nach wie vor für die Besucher. Heute führen die Mitglieder des Vereins durch das Museum, organisieren den Museumsshop und fertigen zum Beispiel mit den begehrten tim- Schlossertüchern die beliebtesten Souvenirs aus dem tim. Neben einem immensen Zeiteinsatz – bis zur Eröffnung des Museums leisteten die ehrenamtlichen Mitarbeiter ca. 18.000 Stunden, hauptsächlich bei der Renovierung der Maschinen – unterstützen die aktuell 377 Mitglieder ihr Museum auch mit beachtlichen Spenden. Von 2002 bis 2012 konnte der Förder- und Freundeskreis tim e.V. dem Museum für verschiedene Projekte Geld- und Sachspenden in Höhe von über 410.000 Euro zukommen lassen. w w w . a 3 k u l t u r. d e Im Dienste der Kultur Fördervereine arbeiten hinter den Kulissen erfolgreich an unserer lebendigen Kulturregion. Hier einige Beispiele in einer Reportage von Andrea Reichart »Austausch ist wichtig und der Treibstoff für das Museum«, so Museumsleiter Karl Borromäus Murr bei einer Begegnung des Förder- und Freundeskreises tim e.V. mit rund 50 Kollegen aus Chemnitz. Diese waren im Frühjahr von Sachsen nach Augsburg gereist, um das tim zu besichtigen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Werner Heidler, 1. Vorsitzender des Förder- und Freundeskreis tim e.V., war sehr erfreut über den Besuch der Chemnitzer Fördervereinsmitglieder. Durch eine gute Vernetzung mit den Kollegen aus ganz Deutschland könne man viel von den anderen lernen, nicht nur auf professioneller, sondern auch auf persönlicher Ebene. Auch der Förder- und Freundeskreis tim e.V. unternimmt Reisen, um Museen und deren Fördervereine in anderen Städten zu besuchen. Das schweißt zusammen und festigt das Vertrauen im eigenen Verein, so Heidler. Die beruflichen Hintergründe der Vereinsmitglieder reichen vom Vorstandssprecher bis zum Weber oder zur Spinnerin. Auch begeisterte Besucher des tim haben sich dem Verein mittlerweile angeschlossen. Ein Problem gibt es jedoch: Seine Mitglieder werden immer älter. Es müssen daher jüngere Helfer geworben werden, die den Freundeskreis auch in Zukunft unterstützen. Denn solch ein Förderverein, der in der Vergangenheit so viel für das kulturelle Erbe Augsburgs geleistet hat und auch in der Gegenwart noch immer leistet, darf auf keinen Fall aussterben. Förder- und Freundeskreis tim e.V. www.timbayern.de UNSCHAETZBAR Der Freundeskreis der Bayerischen Kammerphilharmonie nennt sich »unschaetzbar«, in Anlehnung an die »un-er-hört«-Konzertreihe des Ensembles, die ihren Startschuss genau wie der Freundeskreis im Jahr 2004 hatte. Das persönliche Engagement von Liebhabern der klassischen Musik, wie sie die Kammerphilharmonie darbietet, ist eben »unschaetzbar« wertvoll. Im Februar begrüßte der Freundeskreis sein 100. Mitglied. Keine schlechte Bilanz. Nicht nur finanziell, sondern auch durch persönlichen Einsatz, wie das Verteilen von Programmen, den Verkauf von Karten und CDs und die Organisation von Empfängen im Anschluss an Konzerte, zeigen die Mitglieder ihre Wertschätzung des Orchesters und seiner musikalischen Arbeit. Weil sie wissen, dass die Unterstützung durch öffentliche Gelder immer knapper wird, beweisen sie Eigeninitiative, um diesen Kulturträger zu erhalten. Und das ist gerade nach dem aktuellen Vorhaben des Kulturausschusses der Stadt, die jährliche Bezuschussung der »un-er-hört«- Reihe zu kürzen, von Bedeutung. Nach dem Gründungsmitglied Delia Willburger machen den Verein das »persönliche Sichkennen und -schätzen, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Zusammenarbeit über alle Altersgrenzen und beruflichen Hintergründe hinweg« aus. Ein weiteres Gründungsmitglied, Helga Post, beschreibt den Verein wie eine Familie. Mit seinen über 100 Mitgliedern hat er sich inzwischen zur Großfamilie gemausert. Das Entscheidende bringt der Verein auf seiner Homepage mit einem Zitat auf den Punkt: »Ein bisschen Freundschaft ist mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.« 18. Juni bis 01. Juli 2012 04 Ohne sie wäre unsere Stadt ärmer: Fördervereine sind so vielfältig wie die Kulturlandschaft selbst und leisten in den Bereichen der bildenden Kunst, des Theaters, der klassischen Musik und vielen anderen Facetten unserer kulturellen Umwelt unschätzbare Arbeit. Es liegt ein ganz besonderes Selbstverständnis in diesen unterschiedlichen ehrenamtlichen Zusammenschlüssen, die für den Erhalt und die Entwicklung unserer Kultur kämpfen oder sie vielfach erst möglich machen. Die meisten Protagonisten dieses gelebten bürgerschaftlichen Engagements stehen mit Vorliebe in zweiter Reihe. Vielleicht sind gerade deshalb ihre Dienste von unschätzbarem Wert. Denn nicht nur in Zeiten wie diesen, in denen der Rotstift als letztes Instrument kommunaler Kulturpolitik dient, ist die persönliche Initiative unumgänglich, um das Kulturleben einer Region zu erhalten und zu pflegen. Das gilt nicht zuletzt auch für Augsburg, wo einige wunderbare Gattungen dieser philanthropischen Gewächse gedeihen. Es ist an der Zeit, in a3kultur unseren Lesern eine kleine Auswahl dieser Fördervereine vorzustellen. Manche davon kennen unsere Leser wohl, von anderen haben sie vielleicht noch nie gehört. Gemeinsam ist allen, dass sie für ihre Arbeit immer auf der Suche nach Gleichgesinnten und Mitstreitern sind, die mit am gemeinsamen Vereinsziel, der Förderung der Kultur, arbeiten wollen. Warum nicht es den vielen Hundert anderen Mitbürgern gleichtun und ehrenamtliches Engagement für Kunst und Kultur zeigen? Hier einige Beispiele. Die nächste Möglichkeit, sich von der Musik der Bayerischen Kammerphilharmonie anstecken zu lassen, bietet die »Russische Serenade«, die am 6. Juli im Schlosshof in Friedberg und am 7. Juli im Kleinen Goldenen Saal aufgeführt wird. unschaetzbar www.kammerphilharmonie.de/unschaetzbar Foto: Josep Molina Betrachtet man an dieser Stelle die Mittel, die der städtischen Kulturförderung zur Verfügung stehen, zeigt sich die Wichtigkeit des Bürgerengagements. Der Gesamtetat des Augsburger Kulturreferats für das laufende Jahr beträgt 27,5 Millionen Euro. In den kommenden Jahren stehen massive Einsparungen bevor. Bereits jetzt fließt die Hälfte des Geldes ausschließlich an das Stadttheater. Hält man sich außerdem vor Augen, dass der Projektfördertopf des Augsburger Kulturamts von 80.000 Euro im Jahr 2008 bis heute auf weniger als ein Viertel geschrumpft ist, wird die Notwendigkeit, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, noch deutlicher. Auch Thomas Weitzel, Chef des Augsburger Kulturamts und Präsident der Deutschen Mozart-Gesellschaft, bestätigt daher die wachsende Bedeutung dieser Form der privaten Kulturförderung: »Es gibt drei Bausteine zur Finanzierung einer Institution: deren Eigenmittel, den Zuschuss der Stadt, der durchaus nicht immer gegeben ist, und natürlich den Förderverein. Damit müssen die Institutionen auskommen.«

05 18. Juni bis 01. Juli 2012 REPORTAGE Die Geschichte der Augsburger Fördervereine reicht zurück bis in die Zeit der freien Reichsstadt und ist damit weit über 200 Jahre alt. Diese Vereine waren und sind wichtig, gerade auch weil sie autark operieren können, also unabhängig von den Launen der Politik. Es ist gerade diese Form bürgerschaftlichen Engagements, die dazu beiträgt, kulturelle Einrichtungen auch dann zu bewahren, wenn die Zuwendungen der öffentlichen Hand auf der Kippe oder gar vor dem Aus stehen. SENSEMBLE THEATER Ein Beispiel: Begeisterte Theaterbesucher haben sich vor sechs Jahren zum Freundeskreis des Sensemble Theaters e.V. zusammengeschlossen. In Zeiten, in denen es mit der städtischen Unterstützung kritisch aussah, fragte Theaterleiter Sebastian Seidel Klaus Hopp 2006, ob er nicht einen Förderverein gründen wolle. Die städtische Bezuschussung des Sensemble Theaters wurde 2009 zwar von 15.000 Euro auf 35.000 Euro erhöht, doch der Gesamtetat ist immer noch bescheiden. Der Freundeskreis agiert mit 24 Mitgliedern, die unter anderem als Vertreter der Hochschule und ehemalige Stadträte ein Netzwerk aus den Bereichen Bildung, Politik und Wirtschaft formen. Jährlich organisiert er ein Sommerfest und sammelt Geld für Produktionen. Außerdem finden auf Initiative des Freundeskreises Publikumsgespräche statt. Das beliebte Sommerfest wird dieses Jahr übrigens am 26. Juli gefeiert. Der Grill wird angeworfen, es gibt Livemusik und Theaterfans können bei einer Auktion Requisiten aus ihren Lieblingsproduktionen ersteigern. Freundeskreis des Sensemble Theaters www.freunde-sensemble.de KUNSTVEREIN AUGSBURG Der älteste der hier vorgestellten Vereine ist kein Förderverein im klassischen Sinn. Er unterstützt keine bestimmte Kultureinrichtung, sondern stellt diese quasi selbst dar: der Kunstverein Augs burg e.V. Seit mehr als 175 Jahren protegiert er zeitgenössische Kunst in Augsburg, wobei nicht nur anerkannter moderner Kunst, sondern auch neuen, nicht etablierten Künstlern nationaler und internationaler Herkunft eine Plattform geboten werden soll. In seinen eigenen Räumen im Holbeinhaus zeigt der Verein vier bis fünf Ausstellungen jährlich. Für die 518 Mitglieder stehen dabei nicht nur die aktive Mitarbeit und Unterstützung, sondern auch die Nutzung der Angebote und der Austausch über die Kunst im Mittelpunkt. Mit einem Jahresbudget von 25.000 Euro kann das Programm des Vereins nur durch die ehrenamtliche Arbeit des Vorstands und engagierter Mitglieder verwirklicht werden. 1833 gegründet, kann der Verein mit seinem aktuellen Vorsitzenden Christian Thöner auf eine lange Geschichte und eine beachtliche Anzahl von ausgestellten Künstlern zurückblicken. Sein erster Vorsitzender war Anton Anselm Fürst Fugger-Babenhausen, der dem Verein Platz in der Fuggerresidenz einräumte. Durch eine gute Zusammenarbeit mit anderen Kunstvereinen aus ganz Deutschland und den Bezug eines eigenen Geländes in der Hallstraße 1904/05 stieg nicht nur die Mitgliederanzahl, sondern auch die Mittel, die dem Verein zur Verfügung standen. Dies änderte sich zu den Kriegszeiten, während des Zweiten Weltkriegs stellte der Verein seine Tätigkeiten ganz ein. Neu gegründet wurde IMPRESSUM – a3kultur Chefredakteur: Jürgen Kannler (kaj) (V.i.S.d.P.) Titelvorlage: studio a Grafik: Andreas Holzmann Volontariat Redaktion: Andrea Reichart (ran) Redaktionelle Mitarbeit in dieser Ausgabe: Florian Pittroff, Verena Simon, Arno Löb, Martin Vodalbra Fotos: S. 1: Theater Augsburg, 8/9: Sisi Schloss, Wilhelm Eger, Roll and Walk, Bahnpark Augsburg, Sebastian Lübeck, Ecke Galerie, Markus Mehr, Kulturamt Bobingen, S. 10: Theater Augsburg, bluespots productions, S. 11: Rena Schwarz Schlussredaktion: Christiane Kühn (S. 1/3/4/5/7/12) Gastbeitrag: Katharina John Verlag: studio a ug (haftungsbeschränkt), Austraße 27, 86153 Augsburg, www.a3kultur.de Tel.: 0821 – 508 14 57, Fax: 0821 – 349 91 37 er 1963 unter anderem von Stefan Vogel, der über 20 Jahre Vorsitzender des Vereins war und zu dessen Ehren eine Sammlung mit inzwischen über 200 Exponaten eingerichtet wurde. Auch das Stadtbild wurde durch den Verein verändert, seit 1992 ziert die vom Kunstverein gestiftete Plastik »Ostern« des Künstlerpaares Matschinsky-Denninghoff den Platz vor dem Augsburger Theater. Der Verein bietet zudem Künstlergespräche, Führungen und eine bis zwei längere Kunstreisen und mehrere Tagesreisen im Jahr an. So können Kunstliebhaber mit Gleichgesinnten im Juli zur 13. documenta in Kassel und im Oktober nach Mailand und Turin fahren. Aktuell zeigt der Kunstverein im Holbeinhaus die Ausstellung »Sequenzen« von Kaspar Toggenburger. Sie ist noch bis zum 8. Juli zu sehen. Kunstverein Augsburg e.V. www.kunstverein-augsburg.de PHILHARMONISCHE GESELLSCHAFT AUGSBURG Nach dem ältesten folgt der wahrscheinlich jüngste Verein, der von Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Augsburg in diesem Jahr aus der Taufe gehoben wurde: die Philharmonische Gesellschaft. Nach nur wenigen Wochen Vereinsgeschichte können bereits 30 Mitglieder verzeichnet werden. Da die meisten auf eine langjährige Zusammenarbeit im Philharmonischen Orchester zurückblicken können, fußt der Verein auf einer bereits bestehenden Vertrauensbasis. Zur Rettung der großen Steinmeyer- Orgel im frisch sanierten Kongress am Park organisierte er das Projekt »Zarathustra«, da an dem Instrument selbst wegen fehlender Gelder keine Arbeiten durchgeführt werden konnten. Der Einsatz der Philharmonischen Gesellschaft soll das nun ändern. Mit sechs Benefizkonzerten und Spendengeldern fiel der Startschuss zur Rettungsaktion der Orgel. Die Einnahmen werden jedoch noch lange nicht ausreichen, um die Renovierung, die mit ca. 300.000 bis 400.000 Euro veranschlagt ist, bewerkstelligen zu können. Die Konzerte sollen daher eine Signalwirkung haben und die Öffentlichkeit auf die Bemühungen des Fördervereins aufmerksam machen. Außerdem kann eine symbolische Patenschaft für eine Orgelpfeife übernommen werden, die daraus resultierenden Gelder und weitere Spenden sollen das Projekt »Zarathustra« zusätzlich ein Stück weiterbringen. Mit 110 Patenschaften wurden bereits 10.000 Euro eingenommen. Die Begeisterung bei den Konzerten kann schon auch einmal so groß sein, dass eine Dame anschließend eine Pfeife für 250 Euro kauft. Da ist natürlich die Freude im Verein groß. Der 1. Vorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft, Jakob Janeschitz-Kriegl, formulierte das Wunschziel der Vereinsmitglieder: zum 150-jährigen Jubiläum des Philharmonischen Orchesters 2015 im großen Konzertsaal endlich wieder ein richtiges Orgelkonzert spielen zu können. Manche Dinge sind es eben wert, dafür zu kämpfen. Philharmonische Gesellschaft Augsburg e.V. www.philharmonische-gesellschaft.info So unterschiedlich die vorgestellten Vereine auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Sie tragen dazu bei, die kulturelle Vielfalt in unserer Region in all ihren Ausprägungen und ihrem Reichtum zu erhalten und zu mehren. Damit sind sie sowohl die Partner der Kreativen als auch derer, die sich an der Arbeit dieser Kulturträger erfreuen und sich davon inspirieren lassen – und ein Vorbild, dem man folgen sollte. Druck: Mayer & Söhne Oberbernbacher Weg 7, 86551 Aichach Anzeigen & Kontakt: jk@a3kultur.de studio a übernimmt für unverlangt eingesendete Unterlagen und Daten keine Haftung. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Beiträge, Abbildungen, Anzeigen etc. ist unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt boesner_Studio_a_140x205mm_Layout 1 28.03.11 14:17 Seite 1 Nichts bietet mehr Freiheiten als die Kunst. • Mehr als 26.000 Artikel aus allen künstlerischen Bereichen zu dauerhaft günstigen Preisen • Bestellservice im Online-Shop unter www.boesner.com • Über 1.500 Seiten starker Katalog • Workshops, Seminare und Veranstaltungen Forstinning Römerstraße 5 85661 Forstinning Tel.: 08121-93 04-0 Augsburg Proviantbachstraße 30 86153 Augsburg Tel.: 0821-56 75 93-0 Derrick, Öl auf Leinwand, 2005, 135 x 200 cm Andere Stimmen, andere Räume Gemälde und Collagen von Bertram Schilling 25. Mai – 8. Juli Bad Reichenhall Alte Saline 14 83435 Bad Reichenhall Tel.: 08651-965 93-0 (aus D) Tel.: 0043-(0)662-24 60 00 (aus A) Nürnberg Sprottauer Straße 37 90475 Nürnberg Tel.: 0911-9 88 62-0 Öffnungszeiten: Mo. –Sa. 9.30 bis 18.00 Uhr • Mi. 9.30 bis 20.00 Uhr TREFF P U N K T KUNST www.bezirk-schwaben.de www.boesner.com | www.boesner.tv KÜNSTLERMATERIAL + EINRAHMUNG + BÜCHER Schwäbische Galerie im Volkskundemuseum Oberschönenfeld Oberschönenfeld 4, 86459 Gessertshausen Tel. (0 82 38) 30 01-0 svo@bezirk-schwaben.de täglich außer Montag 10 – 17 Uhr www.schwaebisches-volkskundemuseum.de w w w . a 3 k u l t u r. d e

REPORTAGE<br />

TIM<br />

Bereits zwei Jahre nach seiner Gründung hat sich<br />

das Textil- und Industriemuseum (tim) in Augsburg<br />

zum beliebtesten staatlichen Museum in<br />

Schwaben gemausert. Was viele nicht wissen:<br />

Ohne den Förderverein des tim würde es das Museum<br />

heute gar nicht geben. Zusammengesetzt<br />

aus ehemaligen Arbeitern und Gewerkschaftern<br />

der Textilbranche machte sich der Verein auf, das<br />

Erbe der Textilindustrie zu bewahren. Ende 1996<br />

wurde die Idee eines Museums geboren. Mit der<br />

Rettung von 550 wertvollen Musterbüchern der<br />

Neuen Augsburger Kattunfabrik, die um ein Haar<br />

nach Asien verkauft worden wären, war ein wertvoller<br />

Teil der Grundlage bewahrt, auf der das<br />

tim aufgebaut ist. Der andere Teil besteht aus den<br />

Textilmaschinen, die von den Vereinsmitgliedern<br />

in jahrelanger Arbeit instand gehalten wurden,<br />

um sie in einem Museum nicht nur präsentieren,<br />

sondern auch in Betrieb nehmen zu können.<br />

Aufgrund dieser ehrenamtlichen Tätigkeit weben<br />

und spinnen die historischen Gerätschaften dieser<br />

untergegangenen Industriekultur nach wie<br />

vor für die Besucher.<br />

Heute führen die Mitglieder des Vereins durch<br />

das Museum, organisieren den Museumsshop<br />

und fertigen zum Beispiel mit den begehrten tim-<br />

Schlossertüchern die beliebtesten Souvenirs aus<br />

dem tim. Neben einem immensen Zeiteinsatz –<br />

bis zur Eröffnung des Museums leisteten die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter ca. 18.000 Stunden,<br />

hauptsächlich bei der Renovierung der Maschinen<br />

– unterstützen die aktuell 377 Mitglieder ihr<br />

Museum auch mit beachtlichen Spenden. Von<br />

2002 bis 2012 konnte der Förder- und Freundeskreis<br />

tim e.V. dem Museum für verschiedene Projekte<br />

Geld- und Sachspenden in Höhe von über<br />

410.000 Euro zukommen lassen.<br />

w w w . a 3 k u l t u r. d e<br />

Im Dienste der Kultur<br />

Fördervereine arbeiten hinter den Kulissen erfolgreich an unserer lebendigen Kulturregion.<br />

Hier einige Beispiele in einer Reportage von Andrea Reichart<br />

»Austausch ist wichtig und der Treibstoff für das<br />

Museum«, so Museumsleiter Karl Borromäus<br />

Murr bei einer Begegnung des Förder- und Freundeskreises<br />

tim e.V. mit rund 50 Kollegen aus<br />

Chemnitz. Diese waren im Frühjahr von Sachsen<br />

nach Augsburg gereist, um das tim zu besichtigen<br />

und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.<br />

Werner Heidler, 1. Vorsitzender des<br />

Förder- und Freundeskreis tim e.V., war sehr erfreut<br />

über den Besuch der Chemnitzer Fördervereinsmitglieder.<br />

Durch eine gute Vernetzung mit<br />

den Kollegen aus ganz Deutschland könne man<br />

viel von den anderen lernen, nicht nur auf professioneller,<br />

sondern auch auf persönlicher<br />

Ebene. Auch der Förder- und Freundeskreis tim<br />

e.V. unternimmt Reisen, um Museen und deren<br />

Fördervereine in anderen Städten zu besuchen.<br />

Das schweißt zusammen und festigt das Vertrauen<br />

im eigenen Verein, so Heidler.<br />

Die beruflichen Hintergründe der Vereinsmitglieder<br />

reichen vom Vorstandssprecher bis zum<br />

Weber oder zur Spinnerin. Auch begeisterte Besucher<br />

des tim haben sich dem Verein mittlerweile<br />

angeschlossen. Ein Problem gibt es jedoch: Seine<br />

Mitglieder werden immer älter. Es müssen daher<br />

jüngere Helfer geworben werden, die den Freundeskreis<br />

auch in Zukunft unterstützen. Denn<br />

solch ein Förderverein, der in der Vergangenheit<br />

so viel für das kulturelle Erbe Augsburgs geleistet<br />

hat und auch in der Gegenwart noch immer leistet,<br />

darf auf keinen Fall aussterben.<br />

Förder- und Freundeskreis tim e.V.<br />

www.timbayern.de<br />

UNSCHAETZBAR<br />

Der Freundeskreis der Bayerischen Kammerphilharmonie<br />

nennt sich »unschaetzbar«, in Anlehnung<br />

an die »un-er-hört«-Konzertreihe des<br />

Ensembles, die ihren Startschuss genau wie der<br />

Freundeskreis im Jahr 2004 hatte. Das persönliche<br />

Engagement von Liebhabern der klassischen<br />

Musik, wie sie die Kammerphilharmonie<br />

darbietet, ist eben »unschaetzbar« wertvoll. Im<br />

Februar begrüßte der Freundeskreis sein 100.<br />

Mitglied. Keine schlechte Bilanz. Nicht nur finanziell,<br />

sondern auch durch persönlichen Einsatz,<br />

wie das Verteilen von Programmen, den<br />

Verkauf von Karten und CDs und die Organisation<br />

von Empfängen im Anschluss an Konzerte,<br />

zeigen die Mitglieder ihre Wertschätzung des<br />

Orchesters und seiner musikalischen Arbeit.<br />

Weil sie wissen, dass die Unterstützung durch<br />

öffentliche Gelder immer knapper wird, beweisen<br />

sie Eigeninitiative, um diesen Kulturträger<br />

zu erhalten. Und das ist gerade nach dem aktuellen<br />

Vorhaben des Kulturausschusses der Stadt,<br />

die jährliche Bezuschussung der »un-er-hört«-<br />

Reihe zu kürzen, von Bedeutung.<br />

Nach dem Gründungsmitglied Delia Willburger<br />

machen den Verein das »persönliche Sichkennen<br />

und -schätzen, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit<br />

und Zusammenarbeit über alle Altersgrenzen<br />

und beruflichen Hintergründe hinweg« aus. Ein<br />

weiteres Gründungsmitglied, Helga Post, beschreibt<br />

den Verein wie eine Familie. Mit seinen<br />

über 100 Mitgliedern hat er sich inzwischen zur<br />

Großfamilie gemausert. Das Entscheidende<br />

bringt der Verein auf seiner Homepage mit<br />

einem Zitat auf den Punkt: »Ein bisschen Freundschaft<br />

ist mehr wert als die Bewunderung der<br />

ganzen Welt.«<br />

18. Juni bis 01. Juli 2012<br />

04<br />

Ohne sie wäre unsere Stadt ärmer: Fördervereine sind so vielfältig wie die Kulturlandschaft selbst und leisten in den Bereichen der bildenden Kunst, des Theaters, der klassischen<br />

Musik und vielen anderen Facetten unserer kulturellen Umwelt unschätzbare Arbeit. Es liegt ein ganz besonderes Selbstverständnis in diesen unterschiedlichen ehrenamtlichen<br />

Zusammenschlüssen, die für den Erhalt und die Entwicklung unserer Kultur kämpfen oder sie vielfach erst möglich machen. Die meisten Protagonisten dieses<br />

gelebten bürgerschaftlichen Engagements stehen mit Vorliebe in zweiter Reihe. Vielleicht sind gerade deshalb ihre Dienste von unschätzbarem Wert. Denn nicht nur in Zeiten<br />

wie diesen, in denen der Rotstift als letztes Instrument kommunaler Kulturpolitik dient, ist die persönliche Initiative unumgänglich, um das Kulturleben einer Region zu erhalten<br />

und zu pflegen. Das gilt nicht zuletzt auch für Augsburg, wo einige wunderbare Gattungen dieser philanthropischen Gewächse gedeihen. Es ist an der Zeit, in <strong>a3kultur</strong><br />

unseren Lesern eine kleine Auswahl dieser Fördervereine vorzustellen. Manche davon kennen unsere Leser wohl, von anderen haben sie vielleicht noch nie gehört. Gemeinsam<br />

ist allen, dass sie für ihre Arbeit immer auf der Suche nach Gleichgesinnten und Mitstreitern sind, die mit am gemeinsamen Vereinsziel, der Förderung der Kultur, arbeiten<br />

wollen. Warum nicht es den vielen Hundert anderen Mitbürgern gleichtun und ehrenamtliches Engagement für Kunst und Kultur zeigen? Hier einige Beispiele.<br />

Die nächste Möglichkeit, sich von der Musik der<br />

Bayerischen Kammerphilharmonie anstecken zu<br />

lassen, bietet die »Russische Serenade«, die am 6.<br />

Juli im Schlosshof in Friedberg und am 7. Juli im<br />

Kleinen Goldenen Saal aufgeführt wird.<br />

unschaetzbar<br />

www.kammerphilharmonie.de/unschaetzbar<br />

Foto: Josep Molina<br />

Betrachtet man an dieser Stelle die Mittel,<br />

die der städtischen Kulturförderung zur<br />

Verfügung stehen, zeigt sich die Wichtigkeit<br />

des Bürgerengagements. Der Gesamtetat des<br />

Augsburger Kulturreferats für das laufende<br />

Jahr beträgt 27,5 Millionen Euro. In den<br />

kommenden Jahren stehen massive Einsparungen<br />

bevor. Bereits jetzt fließt die Hälfte<br />

des Geldes ausschließlich an das Stadttheater.<br />

Hält man sich außerdem vor Augen, dass<br />

der Projektfördertopf des Augsburger Kulturamts<br />

von 80.000 Euro im Jahr 2008 bis<br />

heute auf weniger als ein Viertel geschrumpft<br />

ist, wird die Notwendigkeit,<br />

Dinge selbst in die Hand zu nehmen, noch<br />

deutlicher. Auch Thomas Weitzel, Chef des<br />

Augsburger Kulturamts und Präsident der<br />

Deutschen Mozart-Gesellschaft, bestätigt<br />

daher die wachsende Bedeutung dieser<br />

Form der privaten Kulturförderung:<br />

»Es gibt drei Bausteine zur Finanzierung<br />

einer Institution: deren Eigenmittel, den<br />

Zuschuss der Stadt, der durchaus nicht<br />

immer gegeben ist, und natürlich den Förderverein.<br />

Damit müssen die Institutionen<br />

auskommen.«

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