Abhängigkeits- und Suchtpotenzial von Computerspielen

Expertenanhörung 

‚Abhängigkeits- und Suchtpotenzial von Computerspielen‘ 

am 8.Juni 2009 

Ausgerichtet vom Niedersächsischen Ministerium für 

Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit 

In Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit, 

Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen 

Auswertung 

Prof. Dr. Beate Schneider 

Prof. Dr. Helmut Scherer 

Dipl.-Medienwiss. Dorothée Hefner 

Hannover, August 2009

Inhaltsverzeichnis 

Teil 1: Auswertung der Fragen 

1. Einleitung ............................................................................................................................................... 5 

1.1 Methode .............................................................................................................................................. 6 

2. Definition Sucht/Computerspielsucht ................................................................................................... 7 

2.1 Was ist Sucht/Abhängigkeit? .............................................................................................................. 7 

2.2 Was ist Sucht/Abhängigkeit/exzessive Nutzung/pathologische Nutzung im Bereich Medien? ......... 7 

2.3 Gesellschaftlicher Diskurs ................................................................................................................. 12 

2.4 Zwischenfazit: Konsens und Dissens ................................................................................................. 13 

3. Diagnosekriterien pathologischer Computerspielnutzung ................................................................. 14 

3.1 Quantitative Kriterien ....................................................................................................................... 14 

3.2 Qualitative Kriterien .......................................................................................................................... 14 

3.3 Prävalenz ........................................................................................................................................... 17 


4. Symptome pathologischer Computerspielnutzung und Eigenschaften der Spieler ........................... 19 

4.1 Eigenschaften der Spieler: Soziodemographie ................................................................................. 19 

4.2 Eigenschaften der Spieler: Persönlichkeit ......................................................................................... 20 

4.3 Spielverhalten und Spielmotivation .................................................................................................. 21 

4.4 Alltagsleben/Lebensführung ............................................................................................................. 22 

4.5 Psychische Symptome: Komorbiditäten ........................................................................................... 23 

4.6 Physische Symptome ........................................................................................................................ 24 

4.7 Symptome des und für das Umfeld .................................................................................................. 24 


5. Ursachen des pathologischen Computerspielens ............................................................................... 27 

5.1 Ursache‐Wirkungsdebatte ................................................................................................................ 27 

5.2 Spielseitige Ursachen: Eigenschaften von Spielen als suchtauslösende Momente .......................... 28 

5.3 Spielegenres ...................................................................................................................................... 30 


6. Maßnahmen ........................................................................................................................................ 35 

6.1 Maßnahmen bei Spielen ................................................................................................................... 35 

2

6.2 Maßnahmen im Umfeld der Spieler .................................................................................................. 36 

6.3 Zuständigkeiten und Möglichkeiten zur Implementierung der Maßnahmen .................................. 39 


7. Fazit und Empfehlungen ...................................................................................................................... 41 

Teil 2: Informationen zu den Experten und Auswertung ihrer Argumentation 

Prof. Dr. Hans Volker Bolay ......................................................................................................................... 43 

Prof. Dr. Uwe Hasebrink .............................................................................................................................. 47 

Prof. Dr. Christoph Klimmt .......................................................................................................................... 49 

Prof. Dr. Dr. Klaus Mathiak .......................................................................................................................... 53 

Prof. Dr. Christian Pfeiffer ........................................................................................................................... 56 

Prof. Dr. Thorsten Quandt ........................................................................................................................... 58 

Dr. Bert Theodor te Wildt ............................................................................................................................ 61 

Prof. Dr. med. Rainer Thomasius ................................................................................................................. 64 

Teil 3: Kurzfassung 

Definition Sucht/Computerspielsucht: Konsens und Dissens ..................................................................... 68 

Diagnosekriterien pathologischer Computerspielnutzung: Konsens und Dissens ...................................... 68 

Symptome pathologischer Computerspielnutzung und Eigenschaften der Spieler: Konsens und Dissens 69 

Ursachen des pathologischen Computerspielens: Konsens und Dissens ................................................... 70 

Maßnahmen: Konsens und Dissens ............................................................................................................ 71 

Fazit und Empfehlungen .............................................................................................................................. 72 

Prof. Bolay: Bewertung der Expertise und Argumentation ......................................................................... 74 

Prof. Hasebrink: Bewertung der Expertise und Argumentation ................................................................. 74 

Prof. Klimmt: Bewertung der Expertise und Argumentation ...................................................................... 74 

Prof. Mathiak: Bewertung der Expertise und Argumentation .................................................................... 75 

Prof. Pfeiffer: Bewertung der Expertise und Argumentation ...................................................................... 75 

Prof. Quandt: Bewertung der Expertise und Argumentation ..................................................................... 76 

Dr. te Wildt: Bewertung der Expertise und Argumentation ....................................................................... 76 

Prof. Thomasius: Bewertung der Expertise und Argumentation ................................................................ 77 

3

Anmerkung: 

Der folgende Bericht ist in zwei Bereiche unterteilt: Auf den Seiten 5 bis 36 werden die an die Experten 

herangetragenen Fragen beantwortet und die Inhalte anhand der inhaltlichen Dimensionen strukturiert. 

Es folgen ab Seite 37 Informationen über die Experten und eine Auswertung ihrer spezifischen Argumen‐ 

tationsweise. Der Bericht schließt ab mit einem allgemeinen Fazit und Empfehlungen. 

Abkürzungen 

pCS = pathologisches Computerspielen 

Kennzeichnung der Zitate 

T = Transkript, Wortprotokoll (bspw. „aus T te Wildt“ = Zitat aus dem Transkript von Dr. te Wildt) 

S = schriftlicher Beitrag 

P = Präsentation 

4

Teil 1: Auswertung der Fragen 

1. Einleitung 

Am 8. Juni 2009 luden das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit 

und das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein‐Westfalen 

zu einer Expertenanhörung ‚Abhängigkeits‐ und Suchtpotenzial von Computerspielen‘ ein. 

Anlass der Veranstalteung war zum einen die zunehmende Diskussion in der Bevölkerung über die große 

Beliebtheit von Computerspielen unter Jugendlichen und Gefahren exzessiver Nutzung. Zum anderen 

legte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) unter der Leitung von Prof. Christian 

Pfeiffer Ergebnisse einer Befragungsstudie vor, die eine hohe Zahl exzessiver, suchtgefährdeter und tat‐ 

sächlich süchtiger jugendlicher Nutzer konstatiert. Auch im Rahmen der Jugendministerkonferenz, die 

am 4. und 5. Juni 2009 in Bremen stattfand, wurden die jüngsten Entwicklungen diskutiert und die Exper‐ 

tenanhörung begrüßt. 

Ziel der Anhörung war, die Diskussion mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Daten anzureichern. 

Zudem erwarteten die Ministerien Vorschläge der Experten für sinnvolle Maßnahmen bzw. eine Ein‐ 

schätzung diskutierter Maßnahmen aus wissenschaftlicher Sicht. Die eingeladenen Experten des Hea‐ 

rings waren Prof. Dr. Hans Volker Bolay, Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Prof. Dr. Christoph Klimmt, Prof. Dr. Dr. 

Klaus Mathiak, Prof. Dr. Thorsten Quandt, Prof. Dr. Christian Pfeiffer und Dr. Theodor te Wildt. 

Fünf Leitfragen wurden an die Experten gerichtet, an denen sich auch die folgende Auswertung orien‐ 

tiert: 

1) Was ist Sucht/Abhängigkeit, insbesondere im Bereich der Medien? 

2) Bei welcher quantitativen und qualitativen Ausprägung kann man von exzessiver Nutzung, Abhängig‐ 

keit und Sucht sprechen? 

3) Wie äußern sich exzessive Nutzung, Abhängigkeit oder Sucht im Alltagsverhalten der Betroffenen, und 

was sind die Parameter, die auf einen problematischen Umgang mit Computerspielen hinweisen? 

4) Welche Abhängigkeit oder suchtauslösende Momente sind in Computerspielen identifizierbar, und ist 

der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit bzw. Sucht und einzelnen Spielen nachweisbar? 

5) Was sollte zukünftig erfolgen, um ggf. exzessiven Gebrauch, Abhängigkeit und Sucht im Kontext der 

Nutzung von Computerspielen zu verhindern? Was sind aus Ihrer Sicht geeignete rechtliche, medienpä‐ 

dagogische, politische Instrumente? 

Das Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung Hannover (IJK) erhielt vom Niedersächsischen 

Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit den Auftrag, das Expertenhearing wissen‐ 

schaftlich auszuwerten. 

5

1.1 Methode 

Als Auswertungsgrundlage lagen dem IJK die Wortprotokolle des Hearings, die schriftlichen Beiträge der 

Experten und fünf Präsentationen der Experten vor (drei Experten hatten keine Präsentationen oder 

stellten diese dem Ministerium nicht zur Verfügung). Das Vorgehen der Auswertung war wie folgt: 

Zunächst wurde das gesamte Material gesichtet und Auswertungsdimensionen erarbeitet, die sich an 

den Leitfragen des Ministeriums orientierten. Das Material wurde dann anhand dieser Dimensionen qua‐ 

litativ vercodet, das heißt, inhaltlich geordnet und systematisiert. Daraus resultiert eine Zusammenfas‐ 

sung als strukturierte Darstellung von Positionen, Argumenten und Bewertungen der Experten, die sich 

wieder an den Leitfragen, die den Experten gestellt wurden, orientiert. Die Vercodung sowie Verdichtung 

des Materials wurde mit dem Atlas.ti durchgeführt, einem speziellen Programm für qualitative Auswer‐ 

tungen. 

Die Informationen über die Experten wurden aus ihren schriftlich eingereichten Lebensläufen und Web‐ 

seiten zusammengefasst, der Arbeitsschwerpunkt aus ihren Publikationen, Forschungsprojekten und 

Lehrangeboten extrahiert. Ausgewählte Publikationen der Experten zum hier relevanten Bereich Compu‐ 

terspiele und Abhängigkeit wurden jeweils aufgelistet. Zudem wurden alle von ihnen genannten Publika‐ 

tionen (im Wortprotokoll, schriftlichen Beitrag oder der Präsentation) erfasst und als Literaturliste darge‐ 

stellt. Beide Listen wurden zur Bewertung ihrer Expertise und Argumentation herangezogen. In diese 

Bewertung flossen zudem die in ihrem Beitrag erkennbaren inhaltlichen Schwerpunkte sowie zentralen 

Argumentationsstränge ein. 

6

2. Definition Sucht/Computerspielsucht 

Leitfrage: Was ist Sucht/Abhängigkeit, insbesondere im Bereich der Medien? 

2.1 Was ist Sucht/Abhängigkeit? 

Der Begriff „Sucht“ wurde früher für substanzgebundene Abhängigkeiten und pathologisches Glücksspiel 

verwendet (Mathiak, Thomasus, te Wildt). Mittlerweile ist es gänzlich aus den internationalen psychiatri‐ 

schen Klassifikationssystemen ICD und DSM entfernt bzw. durch Abhängigkeit ersetzt worden (te Wildt). 

Nach Mathiak und Bolay ist ein konstituierendes Merkmal von Süchten, dass sie psychische und physi‐ 

sche Schäden mit sich bringen. 

Gemäß der Definition der World Health Organization ist Abhängigkeit “eine durch verschiedene Phäno‐ 

mene des Verhaltens, der Kognition und des Körpers gekennzeichnete Störung, die nach wiederholter 

Einnahme von psychotropen Substanzen eintreten kann. Die Störung ist durch ein unüberwindbares 

Bedürfnis oder Verlangen charakterisiert, sich die jeweilige Substanz fortwährend und regelmäßig zuzu‐ 

führen. Körperliche Anzeichen sind Toleranzentwicklung und in manchen Fällen körperliche Entzugs‐ 

symptome.“ (vgl. WHO: http://apps.who.int/classifications/apps/icd/icd10online/ und Übersetzung: 

http://www.gbe‐bund.de/glossar/Abhaengigkeit) 

Diese Definition gilt nach der WHO für spezifische psychoaktive Substanzen wie Tabak, Alkohol oder Opi‐ 

ate. 

2.2 Was ist Sucht/Abhängigkeit/exzessive Nutzung/pathologische Nutzung im Bereich Medien? 

Die Begriffe ‚Sucht‘, ‚Abhängigkeit‘ sowie ‚exzessive‘ und ‚pathologische‘ Nutzung sind in Bezug auf Me‐ 

dien nicht einheitlich definiert. Die Ursache dafür liegt darin, dass die pathologische Computerspielnut‐ 

zung kein eigenständiges Krankheitsbild in den internationalen diagnostischen Standardverzeichnissen 

ICD 10 (WHO) und DSM IV (APA) darstellt. Die Experten verwenden daher die Begriffe größtenteils syno‐ 

nym. Eine Ausnahme bildet der Begriff der exzessiven Nutzung, er bezieht sich oft allein auf die reine 

Dauer der Nutzung. 

Einige Experten neigen allerdings zu bestimmten Begrifflichkeiten: 

• Bolay: „Computerspielsucht“ 

• te Wildt, Hasebrink, Pfeiffer und Quandt: „Computerspielabhängigkeit“ 

• Klimmt, Thomasius: „exzessiver Computerspielegebrauch bzw. exzessive Nutzung“ 

Zwei Experten unterscheiden zwischen verschiedenen Spielergruppen: Pfeiffer grenzt gefährdete von 

süchtigen und diese von exzessiven Nutzern ab. Gefährdung definiert er als eine Vorstufe zur Sucht. Die‐ 

ses wird durch seine Operationalisierung klar: Sobald ein Proband bei 14 Kategorien der KFN‐Skala (Items 

auf einer 1‐4‐Skala) mehr als 35 Punkte erreicht, gilt er als gefährdet; bei mehr als 42 Punkten als abhän‐ 

7

gig. Den Begriff „exzessives Spielverhalten“ verwendet er unabhängig von der Skala ab einer täglichen 

Spielzeit von 4,5 h. 

Nach Bolay lassen sich anhand bestimmter Kriterien (siehe unten) drei Kategorien von Spielertypen defi‐ 

nieren, deren Merkmale die nachfolgende Tabelle zeigt. Er schränkt jedoch ein, dass es hierfür noch kei‐ 

ne stabilen Unterscheidungskriterien gibt. 

Spielertyp Normal Exzessiv Süchtig 

Zeitdauer gering hoch hoch 

Kontrolle über Spielver‐ 

halten 

Interessen (Handlungs‐ 

spielraum) 

Toleranzentwicklung/ 

Habituation 

hoch mittel gering 

hoch zeitweise gering gering 

gering mittel hoch 

Negative Konsequenzen gering mittel hoch 

Entzugserscheinungen gering zeitweise hoch hoch 

Als konsensfähiger Begriff scheint „pathologische Computerspielnutzung“ zu fungieren, da er zum einen 

problematisch‐exzessive Nutzung von unproblematisch‐exzessiver Nutzung unterscheidet und zum ande‐ 

ren nicht determiniert, ob es sich bei einem Verhalten um eine Abhängigkeit bzw. Sucht im Sinne einer 

substanzgebundenen Abhängigkeit handelt. Dieser Begriff wird im Folgenden daher in der Auswertung 

verwendet und als pCS abgekürzt. 

pCS wird (mangels Alternativen) als „andere näher bezeichnete Persönlichkeits‐ und Verhaltensstörun‐ 

gen“ (ICD‐10: F 68.8) oder „abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle“ (ICD‐10: F 63) 

klassifiziert, da bislang nur die Glücksspielsucht als nicht‐stoffgebundene Sucht aufgeführt wird. Die 

meisten Experten äußern sich nicht eindeutig dazu, ob die Computerspielsucht als Verhaltenssucht klas‐ 

sifiziert werden sollte. In der folgenden Tabelle sind die Stellungnahmen zur „Klassifizierung pathologi‐ 

scher Computerspielnutzung“ verdichtet dargestellt: 

8

Eigenständiges Krankheitsbild: 

Bei Neuauflage des Klassifizierungssystems: Öffnung der Kapitel für Abhän‐ 

gigkeitserkrankungen für nicht‐substanzgebundene Abhängigkeiten 

9 

te Wildt 

• Definition durch Klassifizierung wichtig für eine eindeutige Diagnose Hasebrink 

• Auch wenn pCS immer mit Komorbiditäten einhergeht (gilt für stoffge‐ 

bundene Süchte ebenso), muss diese Krankheit ernst genommen wer‐ 

den, weil bspw. aus einer subklinischen Depression erst durch die Com‐ 

puterspielabhängigkeit eine pathologische Störung wird 

• Deutliche Parallelen zu stoffgebundenen Süchten 

• pCS erfüllt Kriterien einer „echten“ Abhängigkeit mit einer sehr subver‐ 

siven Suchtwirkung 

te Wildt 

• Parallelwelt ähnlich zur Parallelwelt durch Drogenkonsum Thomasius 

• Ähnliche neurophysiologische Antwortmuster auf Computerspielreize 

(in Form von Bildern) von exzessiven Spielern wie auf Alkoholreize bei 

Alkoholkranken (Studie Thalemann, Wölfing & Grüsser, 2007) 

Mathiak 

• Deutliche Parallelen zu Glücksspielsucht te Wildt, Pfeiffer 

Kein eigenständiges Krankheitsbild 

• Keine physischen Schäden erkennbar 

• Unterschiede zu stoffgebundenen Süchten 

Es lassen sich keine Analogschlüsse zum Alkoholismus durch neurophysiolo‐ 

gische oder psychologische Verfahren beweisen. 

Pathologisches Spielen basiert evtl. auf anderen Mechanismen als den 

suchttypischen Mechanismen, die mit dem Belohnungssystem gekoppelt 

sind. Es besteht Forschungsbedarf. 

Unterschiede zu Glücksspielsucht: Automatenspielsucht nicht anwendbar 

auf Spiele wie „World of Warcraft“, da sie auf sozialem Miteinander, Bere‐ 

chenbarkeit, Prestigewerten und Selbstwirksamkeitserfahrungen basieren. 

Folgen sind weniger übergreifend (wie bei Drogen oder Alkohol). 

Folgen der Klassifizierung als eigenständiges Krankheitsbild 

+ Bessere Finanzierung medienpädagogischer und anderer präventiver 

Maßnahmen 

+ Aufbau therapeutischer Angebote 

‐ Nichtbehandlung von ggf. bedeutsameren psychischen Erkrankungen, z. B. 

Depression; „Modediagnose bei Jugendlichen“ 

+/‐ Gesellschaftliche Kosten, z. B. verminderte angenommene Steuerungs‐ 

fähigkeit der Spieler und infolge auch verminderte Schuldfähigkeit 

Quandt 

Klimmt 

te Wildt, Pfeiffer 


Mathiak 

Mathiak 

Mathiak

Eine eindeutige Position zur Aufnahme der Computerspielsucht als eigenständige Krankheit in die diag‐ 

nostischen Handbücher beziehen vor allem Experten aus der psychiatrischen Disziplin (te Wildt, Mathiak 

und Thomasius). Dies ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass die Klassifizierungssysteme in ihrem 

Arbeitsalltag eine wesentlich bedeutendere Rolle spielen als im Berufsalltag von Kommunikationswissen‐ 

schaftlern. 

• Te Wildt unterstützt eine Klassifizierung. 

• Mathiak nennt vor allem ihre möglichen negativen Folgen. 

• Thomasius ist prinzipiell gegen eine Klassifizierung. 

Bei Thomasius und Mathiak wird ein Zwiespalt deutlich: Einerseits sehen sie grundsätzliche Parallelen 

zwischen stoffgebundenen Süchten und einer durch Computerspiele induzierte Verhaltenssucht (was 

theoretisch für eine Klassifizierung sprechen müsste). Aufgund unzureichender Datenlage verweisen sie 

allerdings auf intensivere Forschung und Diskussion, bevor sie eine Klassifizierung unterstützen. 

Thomasius‘ Zitat unterstreicht den Zwiespalt (S Thomasius): „Diese Einengung auf das virtuelle Leben ist 

ein Prozess, der für stoffgebundene Abhängigkeit als Einengung auf den Substanzgebrauch beschrieben 

ist. Die Motivation zum Computerspiel ist nicht mehr eine Option unter anderen, sie verdrängt die ande‐ 

ren Bedürfnisse mehr und mehr. So ist dann das exzessive Computerspiel aufgrund dieses Bedürfnisses 

keine wirklich freie Entscheidung mehr (Freiheit braucht Alternativen), und es kontrolliert nicht mehr der 

Spieler das Spiel, sondern mehr und mehr das Spiel den Spieler. Dieses Suchtartige des pathologischen 

Computerspiels hat dazu geführt, dass diese Störung als so genannte „Verhaltenssucht“ beschrieben 

wird. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass die Verhaltenssucht in der psychiatrischen Diagnostik 

noch umstritten ist. Der diagnostische Begriff der Abhängigkeit dagegen sollte auf Störungen durch Alko‐ 

hol, Nikotin und Drogen, also auf substanzbezogene Störungen, beschränkt bleiben.“ 

Auch Prof. Mathiak verweist auf fehlende Eindeutigkeiten. Er beschreibt eine Studie, in der neurophysio‐ 

logische Muster gefunden wurden, die der Alkoholabhängigkeit gleichen (Thalemann, Wölfing & Grüsser, 

2007). Trotzdem resümiert er, dass es vermutlich irreführend wäre, „von Analogieschlüssen durch 

neurophysiologische oder psychologische Verfahren die Existenz einer Spielsucht beweisen zu wollen.“ 

(Zitat aus S Mathiak). Vielmehr ist er der Meinung, dass der Definitionsprozess langfristig und im sozialen 

Miteinander geklärt werden muss: „Die Ontologie, die Nosologie und das Wesen des Alkoholismus ist 

vielmehr aus langjährigen Diskussionsprozessen vieler sozialer Gruppen geklärt.“ (Zitat aus S Mathiak). 

Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass die Symptomatik der Computerspielsucht behandelt werden 

sollte, und zwar auch losgelöst von etwaigen auslösenden Komorbiditäten, beispielsweise einer depres‐ 

siven Erkrankung. 

Das Problem der exzessiven pathologischen Mediennutzung bezieht sich nicht alleine auf Computerspie‐ 

le, sondern kann auch andere Medien betreffen. Die folgende Tabelle fasst die von den Experten ge‐ 

nannten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum (pathologischen) Nutzungsverhalten von Computer‐ 

spielen zu dem anderer Medien zusammen. 

10

Fernsehen 

Die durchschnittliche und extreme Fernsehnutzung 

übersteigt die Computerspielenutzung. Wirft die 

Frage auf, ob die Debatte um „Spielesucht“ nur aus 

gesellschaftlichem Druck entstanden ist. 

Der Leistungseinbruch der Jungen wird vom Computer‐ 

spielen verursacht, nicht vom Fernsehen. 

Zitat T te Wildt: „Das Fernsehen hat niemals so eine 

Abhängigkeit hervorgerufen.“ 

Internet Das Internet als umfassendes Interaktionsmedium sollte 

mehr im Fokus der Aufmerksamkeit stehen als nur der 

Computer bzw. die Computerspiele. Deshalb sollten 

auch andere internetfähige Endgeräte in die Diskussion 

integriert werden. 

Zitat T Thomasius: „Diskussion nicht alleine auf das 

Computerspiel zu beschränken, weil es einfach so nicht 

der Realität entspricht, und deshalb war ich ganz dank‐ 

bar, dass die Ministerin gleich als Auftakt diesen Begriff 

pathologischen Internetgebrauch mit in die Diskussion 

annimmt.“ 

Zitat S Thomasius: „Es ist auch keineswegs nur der Com‐ 

puter, der im Zentrum des Verhaltens stehen muss, son‐ 

dern zunehmend werden auch Handys und internetfähi‐ 

ge Spielkonsolen an Bedeutung gewinnen.“ 

Wenn man pathologisches Nutzungsverhalten von 

Computerspielen betrachtet, sollte man das Nutzungs‐ 

verhalten des Internets mit einbeziehen. Suchtartiges 

Verhalten kann sich – außer auf Spiele – auch auf fol‐ 

gende Internetanwendungen beziehen: 

Chat/Messaging, Pornografie, Online‐Einkäufe, virtuelle 

Kontaktpflege, pathologischer Gebrauch von Download, 

Produktion von Webinhalten, exzessive Informationssu‐ 

che. 

Oft liegt eine Kombination von Internet‐ und Computer‐ 

spielabhängigkeit vor. 

11 

Quandt 

Pfeiffer, te Wildt 

Thomasius, te Wildt 

Thomasius, te Wildt 

te Wildt 

Beim Fernsehen stehen sich zwei Positionen gegenüber: Quandt stellt die (sehr hohen) durchschnittli‐ 

chen Nutzungszeiten des Fernsehens denen des Computerspielens gegenüber, um auf ein von ihm emp‐ 

fundenes Ungleichgewicht in der Diskussion aufmerksam zu machen und die Frage aufzuwerfen, ob die 

Computerspielsucht auch ein gesellschaftlich konstruiertes Phänomen sein könnte. Pfeiffer und te Wildt 

sind dagegen der Meinung, dass eine hohe Computerspielnutzung tatsächlich schwerwiegendere Folgen 

als eine hohe Fernsehnutzung hat, zum Beispiel einen Leistungseinbruch in der Schule (Pfeiffer). te Wildt

etont darüber hinaus, dass es eben doch fundamentale Unterschiede zum Fernsehen gibt. Das Internet 

mit all seinen Handlungsmöglichkeiten bezeichnet er als „kompaktes Konvergenzmedium“ (T te Wildt), 

das sich vor allem durch die Kombination von Interaktivität und Realismus auszeichnet und deshalb nicht 

vergleichbar ist: „Ich glaube schon, dass es insofern ganz wichtig ist, sich da jetzt mit zu beschäftigen, und 

dass es ein paradigmatischer Wandel ist und man das nicht vergleichen kann mit den Vorläufermedien 1 : 

1, wie das bisher häufig in der Diskussion oft geschieht.“ (Zitat T te Wildt) 

Auf das Internet als übergeordnetes Medium für Computerspiele (übergeordnet deshalb, da die meisten 

Spiele, die im Verdacht stehen, pCS hervorzurufen, Online‐Spiele sind) gehen Thomasius und te Wildt 

ein. Sie sind der Meinung, dass eine Diskussion über Computerspielsucht das Medium Internet einbezie‐ 

hen sollte, da deutliche Parallelen zwischen verschiedenen pathologischen Nutzungsmustern bestehen, 

die online ausgeführt werden. 

2.3 Gesellschaftlicher Diskurs 

In der Diskussion ist die Frage aufgekommen, inwiefern die Debatte um Computerspielabhängigkeit nur 

durch gesellschaftlichen Druck entstanden, nicht aber wissenschaftlich belegt ist (Quandt). Sozial uner‐ 

wünschtes Verhalten wird demnach einfach als Sucht deklariert. Die Definition inakzeptablen Verhaltens 

ist kultur‐ und milieuabhängig, deswegen ist eine „objektive“ Abhängigkeit nur schwer von sozialen Kon‐ 

struktionen zu trennen (Bolay, Quandt). Bolay und Quandt belegen ihre Vermutung damit, dass es keine 

vergleichbare Diskussion über eine Fernsehabhängigkeit gab, obwohl weder die Nutzungszeiten geringer 

sind (Quandt) noch der Gewaltanteil (Bolay). 

te Wildt betont vor allem die volkswirtschaftliche Problematik, die eine gesellschaftliche Auseinanderset‐ 

zung erforderlich mache: Die zumeist männlichen Heranwachsenden fallen im Zuge der Abhängigkeits‐ 

entwicklung häufig aus dem Bildungssystem und dem Arbeitsmarkt heraus. Zitat S te Wildt: „Computer‐ 

spielabhängigkeit bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stellt zunehmend eine ernsthafte Heraus‐ 

forderung für die Gesellschaft und ihre Versorgungssysteme dar.“ 

Pfeiffer unterstützt dieses Argument und fügt hinzu, dass – seit Computerspiele in hohem Ausmaß ge‐ 

nutzt werden – die Zahl männlicher Schulabbrecher steigt, während die Zahl männlicher Abiturienten 

sinkt. Zitat T Pfeiffer: „Ein Staat, der einen dramatischen Geburtenrückgang verkraften muss, kann es sich 

nicht leisten, dass wir pro Jahr nur 115.000 männliche Abiturienten, aber 148.000 weibliche haben. Und 

wir können inzwischen aufzeigen durch unsere Studien, dass diese Differenz von 33.000 fehlenden männ‐ 

lichen Abiturienten aber ein Überangebot bei den Schulabbrechern, da sind es 63 % männlich, oder bei 

den Sitzenbleibern 62 % oder bei den Absolventen von Sonderschülern mit 65 %, dass dieses Überangebot 

sich erst in den neunziger Jahren und letzten acht Jahren entwickelt hat, seit es Computerspiele gibt.“ 

12

2.4 Zwischenfazit: Konsens und Dissens 

Konsens 

Die Experten stimmen darin überein, dass die Begrifflichkeiten Computerspielsucht, ‐abhängigkeit und 

pathologisches oder extremes Spielen noch nicht eindeutig festgelegt sind und somit in der Diskussion 

für Unschärfe sorgen. Einzig „exzessives Spielen“ beziehen alle auf die rein zeitliche Nutzungsdauer. 

Dissens 

Die Experten kommen nicht zu einem einheitlichen Urteil darüber, ob und inwiefern pCS als eigenständi‐ 

ges Krankheitsbild als „Verhaltenssucht“ in die internationalen Diagnostikhandbücher ICD und DMS auf‐ 

genommen werden sollte. te Wildt und Pfeiffer bezeichnen es als vergleichbar zum Substanzmissbrauch 

und somit echtes Suchtphänomen. Sie erhoffen sich von einer Klassifizierung darüber hinaus eine besse‐ 

re Finanzierung von Forschung und Therapieangeboten. 

Alle anderen Experten beziehen dazu nicht eindeutig Stellung, sondern greifen nur Teilaspekte auf (zum 

Beispiel bezeichnet Klimmt die Folgen von pCS als weit weniger übergreifend als beispielsweise Alkohol‐ 

missbrauch). Thomasius und Mathiak sind einer Klassifizierung gegenüber eher negativ eingestellt, sehen 

aber auch Parallelen zu substanzbezogenen Süchten. 

Weiterhin wird die Rolle der Gesellschaft unterschiedlich definiert: Während Quandt und Bolay darauf 

hinweisen, dass der gesellschaftlichen Diskurs über pathologisches Computerspielen das Problem teil‐ 

weise mitkonstruiert (und somit auch als Ursache wirkt), stellen te Wildt und Pfeiffer eher den Schaden 

und somit die Folgen von pCS für die Gesellschaft in den Vordergrund der Diskussion. 

13

3. Diagnosekriterien pathologischer Computerspielnutzung 

Leitfrage: Bei welcher quantitativen und qualitativen Ausprägung kann man von exzessiver Nutzung, 

Abhängigkeit und Sucht sprechen? 

3.1 Quantitative Kriterien 

Die Experten sind sich einig, dass pCS nicht auf Grundlage der quantitativen Nutzung klassifiziert werden 

kann. „Die quantitative Ausprägung des Computerspiels ist kein gutes Kriterium für exzessive Nutzung 

und Sucht.“ (Zitat S Thomasius) Höchstens exzessives Spielen kann mit quantitativen Kriterien belegt 

werden. So definiert Quandt Extremnutzung als eine Spielzeit über 50h in der Woche (entspricht über 7h 

täglich). Pfeiffer bezeichnet eine tägliche Spielzeit von mindestens 4,5h als exzessives Spielen. 

Exzessive Nutzung ist keine hinreichende Bedingung für Sucht/Abhängigkeit/ 

pathologische Nutzung 

Zitat S Hasebrink: „In der Diskussion um Computerspielsucht bzw. ‐abhängigkeit wird 

exzessive Nutzung oft als notwendige, nicht jedoch als hinreichende Bedingung für 

das Vorliegen einer Sucht bzw. Abhängigkeit angesehen.“ 

Definition sollte über negative Folgeerscheinungen generiert werden, die mit inten‐ 

sivem Computerspielegebrauch verbunden sind. 

3.2 Qualitative Kriterien 

14 

alle 

Klimmt, Mathiak 

Statt quantitativer Kriterien bieten sich also qualitative Kriterien bzw. zumindest eine Integration beider 

Kriterien an. Diese orientieren sich stark an den Kriterien für stoffgebundene Abhängigkeit bzw. des pa‐ 

thologischen Glücksspiels. Folgende Tabelle listet die verschiedenen Kriterien auf: 

Kontrolle über Spielverhalten 

Interesseneinschränkung und 

massiv reduzierter Hand‐ 

lungsspielraum 

Kann die Spielnutzung kontrolliert werden, d. h. ist eine zeitli‐ 

che/emotionale/finanzielle Eingrenzung erkennbar? 

Inwiefern ist der Spieler auf das Computerspiel fokussiert – d. h. gibt es 

noch andere Interessen außerhalb des Computerspiels? Drastische Än‐ 

derung der Alltagsstrukturen, Okkupation der Vorstellungswelten und 

des Alltags. 

Toleranzentwicklung Zum Beispiel Erhöhung des Anforderungscharakters der Spiele, Steige‐ 

rung der Bereitschaft zu finanziellen Ausgaben; Steigerung der zeitli‐ 

chen Ausdehnung. 

Hinnahme negativer Konse‐ 

quenzen und Verleugnung der 

Spielzeiten 

Spielen wird fortgesetzt, obwohl eindeutig schädliche Folgen erkennbar 

sind, z. B. Vernachlässigung anderer Aktivitäten bis hin zu Hygie‐ 

ne/Nahrungsaufnahme, psychische und physische Schäden.

Entzugserscheinungen Es zeigen sich psychologische oder vegetative Begleiterscheinungen, 

wenn das Medium nicht verfügbar ist, z. B. Nervosität, Unruhe, Schlaf‐ 

störungen. 

Zeitdauer Wie viel Zeit verbringt der Spieler mit dem Medium? 

Starkes Verlangen Ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Internet – Gedanken an 

vorherige Online‐Aktivitäten oder Antizipation zukünftiger Online‐ 

Aktivitäten. 

Erfolgloser Versuch aufzuhö‐ 

ren 

Erfolglose Versuche, den Internetgebrauch zu kontrollieren, einzu‐ 

schränken oder zu stoppen. 

weitere psychische Probleme Zum Beispiel Depression oder Angststörung (vgl. Kapitel 4.5). 

Lüge, um das Ausmaß des 

Spielens zu verbergen 

Belügen von Familienmitgliedern, Therapeuten oder anderen, um das 

Ausmaß und die Verstrickung mit dem Internet zu verbergen. 

In der folgenden Tabelle ist dargestellt, welche der aufgeführten Kriterien von welchen Experten genannt 

wurden bzw. in den Skalen enthalten sind, die die Experten vorschlagen (Mathiak hatte sich nicht explizit 

zu den Diagnosekriterien geäußert): 

Bolay Hase‐ 

brink 

Klimmt Pfeiffer Quandt te Wildt Thoma‐ 

sius 

Kontrollverlust x x x x x x x 

Toleranzentwicklung x x x x x x x 

Entzugserscheinungen x x x x x x x 

Interessenseinschrän‐ 

kung 

x x x x x x 

Negative Konsequenzen x x x x x optio‐ 

nal* 

Zeitliche Dimension x x x x 

Starkes Verlangen x x x 

Erfolgloser Versuch auf‐ 

zuhören 

Weitere Psychische Prob‐ 

leme 

Lüge, um das Ausmaß zu 

verbergen 

15 

x 

optio‐ 

nal* 

optio‐ 

nal* 

* eine dieser Optionen muss zusätzlich zu den anderen Kriterien erfüllt sein, damit Young und Beard (die 

te Wildt zitiert und vorschlägt) das Nutzungsverhalten als pathologisch bezeichnen. 

x 

x

Diese Kriterien haben einige Experten existierenden Skalen entnommen, die pCS messen und als Diagno‐ 

seinstrumente fungieren (könnten). Sie sind in der folgenden Tabelle aufgeführt: 

ISS von Hahn & Jerusalem (2001) te Wildt 

Diagnostische Kriterien für Medienabhängigkeit in Analogie zu DSM‐IV und ICD‐10: 

Young & Beard (USA, 2001) oder Ko et al. (Taiwan, 2005) 

Übersetzung und deutsche Normierung der Compulsive Internet Use Scale (CIUS) 

nach Meerkerk, Van Den Eijnden, Vermulst & Garretsen, 2009 

16 

te Wildt 

Thomasius 

Computerspielabhängigkeitsskala des KFN Pfeiffer, te Wildt 

Game addiction scale for adolescents (2009) Lemmens, Valkenburg & Peter Klimmt 

Thomasius betont die Wichtigkeit der Entwicklung eines validierten deutschsprachigen Instruments: 

„Deshalb steht für mich ganz im Vordergrund, dass eine entsprechende Methode in Deutschland entwi‐ 

ckelt wird. Das kann Ihr [mit Bezug auf Pfeiffer] Instrument sein. Das kann aber auch das von uns favori‐ 

sierte CIUS‐Instrument sein.“ (Zitat T Thomasius) 

Zur Identifizierung von pathologischen Nutzern müssen für diese Kriterien Schwellenwerte festgelegt 

werden, nach denen die einen Nutzer pathologische Muster aufweisen und die anderen nicht. Exzessives 

Spielen kann dabei durch relative, stichprobenabhängige oder absolute Werte erfolgen. Beides verlangt 

allerdings quantitative Werte wie beispielsweise die Spielzeit (Hasebrink). Hasebrink betont allerdings, 

dass die Definition oder Diagnose von pathologischem Spielen dagegen nach einem theoriegeleiteten 

Schwellenwert verlangt. Es ist nicht möglich, die obersten 5 Prozent als pathologisch zu bezeichnen. Dies 

muss theoretisch begründet werden. 

Die Festlegung eines stichprobenabhängigen Schwellenwerts (für exzessives, jedoch nicht süchtiges Spie‐ 

len) schlägt zum Beispiel Bolay vor (aus S Bolay): „Geben 90 % einer relevanten Altersgruppe an, maximal 

4,5 Stunden pro Tag mit Computerspielen zu verbringen, könnten die restlichen 10 %, die länger spielen, 

als ‚exzessive‘ Spieler klassifiziert werden.“ 

Pfeiffer legt in der KFN‐Skala den Schwellenwert theoretisch fest, indem er alle ab einer bestimmten 

Punktzahl auf dieser Skala als gefährdete bzw. süchtige Spieler identifiziert. Thomasius kennt Pfeiffers 

Instrument nicht und stellt fest, dass diese Skala womöglich ein gut funktionierendes Instrument dar‐ 

stellt, kritisiert allerdings auch, dass sie (noch) nicht validiert ist. 

Zur Frage der „Messung“ von pCS merkt Hasebrink im Übrigen allgemein an, dass es fragwürdig ist, ob 

die mit dem exzessiven Umgang mit Computerspielen verbundenen problematischen Verhaltensweisen 

tatsächlich ein einheitliches Syndrom darstellen und somit mit einer eindimensionalen Skala gemessen 

werden können. 

Neben den unterschiedlichen Kriterien, nach denen man pCS identifizieren kann, und den verschiedenen 

Skalen, die diese Kriterien abbilden, lässt sich auch zwischen verschiedenen Erhebungsmethoden unter‐ 

scheiden (nach Quandt):

• Laboruntersuchungen mit oder ohne psychometrische Verfahren 

• Fallstudien der klinischen Praxis 

• Einzelfallbefragungen/Leitfadeninterviews im Feld 

• Bevölkerungsrepräsentative Befragungsstudien und – eher selten – Beobachtungsstudien 

Zu beachten ist, dass es in Abhängigkeit zur gewählten Methode auch zu unterschiedlichen Kenngrößen 

kommen kann. 

3.3 Prävalenz 

Zur Prävalenz von Gefährdung und Abhängigkeit berichtet Pfeiffer aus den KFN‐Studien, dass von den 

Jungen 3 % als computerspielabhängig und 4,7 % als gefährdet einzustufen sind (Gefährdung definiert er 

als eine Vorstufe zur Sucht mit einer Punktezahl auf der KFN‐Skala von mindestens 35; bei mehr als 42 

Punkten wird eine Abhängigkeit konstatiert). Bei den Mädchen seien 0,5% gefährdet und 0,3% abhängig. 

te Wildt bezieht sich bei seiner Einschätzung der Prävalenz auf die KFN‐Studie und fasst zusammen, dass 

5 % der befragten Jugendlichen als computerspielabhängig bzw. als abhängigkeitsgefährdet eingestuft 

worden sind. Zudem stellt er fest, dass sich immer mehr medienabhängige Patienten in der Spezialambu‐ 

lanz der MHH vorstellen. 

Quandt gibt dazu zu bedenken, dass es prozentual gesehen nicht mehr pathologische Spieler gibt, son‐ 

dern vielmehr die Zahl der Spieler insgesamt wächst und damit dann eben auch die Zahl der Extremspie‐ 

ler. 

Klimmt geht von einer niedrigen Prävalenzrate aus. In den Niederlanden wurden in einer repräsentativen 

Umfragestudie „ein bis zwei Prozent“ der Spieler als behandlungsbedürftig im Sinne einer Abhängigkeit 

betrachtet (zitierte Studie: Lemmens, Valkenburg & Peters, 2009). te Wildt fügt dieser Zahl – die zu‐ 

nächst niedrig erscheint – hinzu, dass 1 bis 2 % aus psychiatrischer Sicht epidemiologisch doch eine sehr 

große Zahl ist, die beispielsweise die der an Schizophrenie Erkrankten übersteigt. 

Bolay sieht keine empirischen Belege dafür, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch Computer‐ 

spiele mehr gefährdet sind oder diese häufiger dysfunktional nutzen als andere – das eigene Erfolgser‐ 

lebnis steigernde – Freizeitaktivitäten. 

Thomasius bezieht sich auf seine Patienten und beziffert die Zahl derer, die bei ihm in den letzten 3 Jah‐ 

ren ambulant und stationär behandelt wurden auf 250 bis 300 Personen. Er betont jedoch, dass es an 

einer repräsentativen Untersuchung in Deutschland fehlt, um genaue Prävalenzzahlen vorzulegen 

(Quandt, Thomasius). Zitat T Quandt: „Aber wir wissen tatsächlich nicht, ob es in der Breite wirklich diese 

gesellschaftliche Relevanz hat, die immer unterstellt wird, weil wir hören immer über gefährliche Einzel‐ 

fälle.“ Thomasius hält es für möglich, dass die Studie des KFN diese Forschungslücke nun gefüllt hat. 

Zum Thema Prävalenz bleibt der Kommentar von Bolay zu ergänzen, dass eine Definition von Computer‐ 

spielabhängigkeit nicht von der Prävalenzrate abhängig gemacht werden darf. Eine Abhängigkeit bleibt 

eine Abhängigkeit, auch wenn nur wenige davon befallen sind. 

17


Konsens 


kann. Klimmt und Mathiak merken an, dass eine Definition über die negativen Folgeerscheinungen gene‐ 

riert werden sollte, die mit intensiven Computerspielen verbunden ist. 

Zur Erforschung bieten sich nach Meinung der Experten qualitative Kriterien oder eine Integration von 

quantitativen und qualitativen Kriterien an. Über drei dieser qualitativen Kriterien herrscht Einigkeit: 

Kontrollverlust, Toleranzentwicklung und Entzugserscheinungen. Konsens herrscht darüber, dass zur 

Identifizierung von pathologischen Nutzern Schwellenwerte festgelegt werden müssen. 

Dissens 

Die herangezogenen bzw. vorgeschlagenen Skalen zur Messung von pCS unterscheiden sich in einigen 

Punkten, wobei sich die Kernkriterien ähneln. Beispielsweise enthalten nicht alle Skalen das Kriterium, 

dass weitere psychische Störungen/Erkrankungen vorliegen müssen. 

Die Prävalenzraten für exzessives Spielen werden von zwei Experten als unterschiedlich hoch angegeben: 

Quandt schätzt aufgrund vorliegender Studien die Zahl auf ca. 3 bis 10 % der Spieler, Pfeiffers Messan‐ 

satz dagegen führt in der KFN‐Studie zu einer Prävalenzrate von 4,3 Prozent der Mädchen und 15,8 Pro‐ 

zent der Jungen. 

Die Experten bewerten Gefährdung und Abhängigkeit von Nutzern unterschiedlich: Pfeiffer berichtet aus 

den KFN‐Studien, dass 3 % der Jungen als computerspielabhängig und 4,7 % als gefährdet einzustufen 

sind (Mädchen sind seiner Aussage nach zu 0,5 % gefährdet, und 0,3 % seien abhängig). te Wildt beziffert 

die Gesamtgruppe der gefährdeten und abhängigen Nutzer auf 5 %. Klimmt geht von einer niedrigeren 

Quote aus und bezieht sich auf eine Studie, die „ein bis zwei Prozent“ der Spieler als behandlungsbedürf‐ 

tig ausmacht. Bolay macht keine Aussagen zur Zahl gefährdeter und abhängiger Spieler und sieht keinen 

empirischen Beleg für die Annahme, dass Computerspiele im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten 

häufiger zu Sucht und Abhängigkeit führen. Thomasius macht nur Angaben zu seinen eigenen Patienten 

und beziffert 250 bis 300 Personen, die innerhalb der letzten drei Jahre behandelt wurden. 

18

4. Symptome pathologischer Computerspielnutzung und Eigenschaften der Spieler 

Leitfrage: Wie äußern sich exzessive Nutzung, Abhängigkeit oder Sucht im Alltagsverhalten der Betrof‐ 

fenen, und was sind die Parameter, die auf einen problematischen Umgang mit Computerspielen hin‐ 

weisen? 

In diesem Kapitel werden die pathologischen und nicht‐pathologischen Symptome des Computerspielens 

sowie die Eigenschaften (pathologischer) Computerspielnutzer beschrieben. Die Frage nach Ursache‐ 

und Wirkungszusammenhängen wird zunächst zurückgestellt und erst im folgenden Kapitel beantwortet. 

Alter 

4.1 Eigenschaften der Spieler: Soziodemographie 

Allgemein sind 60 bis 70 % der Computerspielnutzer über 18 und die Hauptnutzerschaft zwischen 20 und 

35 Jahre alt (Quandt). Extremnutzung tritt bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gleichermaßen 

auf (te Wildt, Hasebrink, Quandt, Klimmt). Die Extremnutzung von Online‐Rollenspielen bei Erwachsenen 

ist genauso hoch wie bei jüngeren Spielern (Quandt). 

Nach te Wildt liegt der Höchst‐ und Scheitelpunkt beim Alter pathologischer Nutzer zwischen 16 und 20 

Jahren, mit fallender Tendenz: „Es scheint aber auch so zu sein, dass der Altersgipfel eher sich nach unten 

verschiebt. Je früher die Kinder und Jugendlichen mit diesen Medien groß werden, desto größer erscheint 

das Abhängigkeitspotential.“ (T te Wildt) Hasebrink ist, zumindest was das Computerspielen im Allge‐ 

meinen anbelangt, anderer Meinung: „Auch wenn derzeit vor allem Jugendliche besonders häufig und 

lang spielen, weitet sich die Computerspielnutzung in den letzten Jahren zunehmend auch auf Erwachse‐ 

ne aus.“ (Zitat S Hasebrink) 

Von einigen Experten wird diskutiert, dass es sich bei einem pathologischen Spielverhalten auch um eine 

temporäre Erscheinung der (Jugend‐)Phase handeln kann. Diese könne nach einer gewissen Zeit auch 

wieder vorbei sein. Um dies besser verstehen und nachvollziehen zu können, bedürfe es allerdings 

Längsschnittstudien (Pfeiffer, Thomasius, Klimmt). 

Je früher Kinder mit neuen Medien zu tun haben, desto größer die Gefahr, dass sich auch neurobiolo‐ 

gisch Entwicklungsverzögerungen ergeben können (Mathiak) und desto größer erscheint das Abhängig‐ 

keitspotential (te Wildt, Pfeiffer). 

Geschlecht 

pCS ist ein vorwiegend männliches Phänomen. Jungen und Männer werden in wesentlich höherem Aus‐ 

maß als „abhängig“ diagnostiziert und sind auch wesentlich häufiger in Behandlung (Bolay, te Wildt, Ma‐ 

thiak, Quandt). Dennoch gibt es auch weibliche Patientinnen (Quandt), die sich aber eher durch anderen 

pathologischen Internetgebrauch wie virtuelle Kontaktpflege auszeichnen (Thomasius). 

19

Die Gründe für die differenzielle Computerspielnutzung von Jungen und Mädchen sind noch nicht klar. 

Bolay (bzw. sein Mitarbeiter Krick) führt Ergebnisse an, die darauf hinweisen, dass das (positive) Erleben 

von Erfolgserlebnissen während der Spiele sich hirnphysiologisch nicht zwischen Jungen und Mädchen 

unterscheidet. Dies scheint also nicht der Grund für den unterschiedlichen Umgang mit dem Medium zu 

sein. 

Bildung/soziales Milieu 

Bei te Wildt haben sich vermehrt Betroffene vorgestellt, die mindestens ein durchschnittliches Intelli‐ 

genzniveau haben. te Wildt geht aber davon aus, dass überwiegend Personen mit höherer Bildung eine 

Therapie aufsuchen und es sich deshalb um ein Artefakt handelt. Er glaubt, dass die Problematik der 

exzessiven Computerspielnutzung ebenfalls in bildungsfernen Schichten existiert, was auch Klimmt be‐ 

tont. Klimmt geht davon aus, dass die besondere Betroffenheit von sozial Unterprivilegierten deren hö‐ 

herem Eskapismusbedürfnis entspringt: „Also jemand, der aus dem stark unterprivilegierten Milieu 

stammt, Großstadt, achtspurige Ausfahrtstraße, Scheidungskind, Integrationshintergrund, Bildungsver‐ 

sagen, dass bei dem auch sozusagen bestimmte psychische Dysfunktionalitäten mit einer gewissen Häu‐ 

fung erwartbar sind. Ich will nur darauf hinaus, dass unterhaltsamer Mediengebrauch insgesamt etwas 

ist, was, Sie alle kennen den Begriff Unterschichtenfernsehen, was sozusagen eindeutig sozial geschichtet 

ist hierzulande. Das gilt auch für Computerspiele. Man kann sozusagen aus der Perspektive des mahnen‐ 

den Bildungsbürgers auch sagen, die armen Leute in den unterprivilegierten Schichten sollten nicht so viel 

Geld für Unterhaltungselektronik ausgeben. Aber genau das tun sie, und zwar offensichtlich deswegen, 

weil das Eskapismusbedürfnis so groß ist.“ (Zitat T Klimmt) 

Pfeiffer ist im Gegensatz dazu der Meinung, dass es sich gerade nicht um ein Unterschichtenphänomen 

handelt: „Ein Drittel der 15‐Jährigen, die wir als computerspielabhängig identifizieren mussten, besuchen 

Sonderschule und Hauptschule. Zwei Drittel sind unterwegs zum Realschulabschluss oder zum Abitur. Ein 

großer Schwerpunkt sitzt im Gymnasium […] Das widerspricht nicht dem, dass sie dann später arbeitslos 

sind, wenn sie als 27‐Jährige eine Therapie aufsuchen, weil sie mit dieser Belastung das nicht schaffen.“ 

Dies bestätigt te Wildt aus seiner Praxis, in der er einige Patienten behandelt, die schon seit 1 bis 2 Jah‐ 

ren keiner schulischen oder beruflichen Beschäftigung mehr nachgehen und überhaupt keine Berufsaus‐ 

bildung angefangen haben. 

4.2 Eigenschaften der Spieler: Persönlichkeit 

Wie bereits in den Diagnosekriterien inkludiert, verspüren pathologische Computerspielnutzer oftmals 

einen wiederkehrenden oder anhaltenden aversiven Zustand wie Langeweile, Einsamkeit oder soziale 

Isolation, den sie überwinden möchten (Klimmt, Thomasius). Sie möchten vor ihren Problemen auswei‐ 

chen (te Wildt, Thomasius) oder suchen die Erleichterung von dysphorischen Stimmungen wie Hilflosig‐ 

keit, Schuld, Angst oder Depression (te Wildt). 

In der folgenden Tabelle werden einzelne und als typisch identifizierte Eigenschaften der pathologischen 

Spieler im Überblick dargestellt. 

20

Einsamkeit/Einzelgänger 

• Pathologische CS‐Nutzer sind Einzelgänger 

• Suchen trotzdem oder gerade deshalb soziale Kontakte 

Zitat T Thomasius: „Soziophobische Züge dergestalt, dass es sich schon um Jun‐ 

gen handelt, die immer von früh an auch in der ersten Klasse als Einzelgänger 

auffielen, die in der sozialen Kontaktaufnahme dann ihre Schwierigkeiten ha‐ 

ben, und in einer bindungsorientierten Exploration fällt schon auf, dass sehr 

starke Selbstwertregulationsstörungen im Hintergrund stehen (…)“ 

Eskapismusbedürfnis 

• Bewusste Hinwendung zum Immersionserleben 

Zitat S Klimmt: „Personen mit einem strukturell hohen Bedarf an Ablenkung, 

Zerstreuung und Aktivierung“ 

21 

Thomasius 

Klimmt, Quandt 

Klimmt, Thomasius, te 

Wildt 

Selbstwertproblematik Thomasius, te Wildt 

Identitätsfragen Thomasius 

In Opposition gegen Elternhaus, Gesellschaft und Menschen an sich te Wildt 

te Wildt fasst die Eigenschaften eines typischen „Computerspielsüchtigen“ folgendermaßen zusammen: 

Zitat T te Wildt: „Der typische Computerspielabhängige oder Internetabhängige ist im Moment ein 

„World of Warcraft“ spielender junger Mann zwischen 16 und 26, der meistens bei seinen Eltern lebt, 

meistens wenig Freude hat, keine Partnerschaft hat, keine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz hat, auf die 

elterliche und staatliche Hilfe angewiesen ist und sich ängstlich soziophob und/oder narzisstisch gekränkt 

depressiv zurückgezogen hat aus der konkret realen Welt, die er kränkend erlebt, in der er nicht das Ge‐ 

fühl hat, einen Platz zu haben, […] der diese soziale Umwelt […] irgendwann negiert, um nicht zu sagen 

hasst, sogar seine leidliche Anwesenheit in dieser Welt ablehnt.“ 

Thomasius berichtet zudem von Korrelationen von Internet‐ und Computerspielabhängigkeit mit den 

folgenden Eigenschaften: Aggressivität/Feindseligkeit, geringe emotionale Stabilität, Impulsivität, Nei‐ 

gung zur Lüge, Nervosität und Reizbarkeit. Nach Thomasius gibt es hierzu aber auch Studien, die solche 

Korrelationen nicht finden. 

4.3 Spielverhalten und Spielmotivation 

Das Spiel fungiert als willkommene Abwechslung bzw. Fluchtpunkt. Es kann häufig die aktuellen Bedürf‐ 

nisse befriedigen und zum Flow‐Erlebnis führen (Thomasius). Solange das Ausgangsproblem andauert, 

wird das Spiel immer wieder aufgesucht (Klimmt). Zitat S Thomasius: „Die mediale Illusion ersetzt dabei 

das als mangelhaft erlebte reale Leben.“ Erfahrungen und Fertigkeiten des Spielers steigern das Interesse 

an den Spielen (Bolay, Quandt).

Ein „Ausstieg“ aus dem intensiven Spielgebrauch ist mit hohen subjektiven Kosten verbunden, weil z. B. 

viel Zeit in die Erlangung von Prestige‐Objekten geflossen ist (z. B. virtuelle Items Klimmt, Quandt). 

Ungeklärt ist aber, ob sich Exzessivspieler wirklich besonders stark im Spiel engagieren oder ob sie durch 

die Kommunikationsmöglichkeiten mit anderen zum Spielen motivieren Forschung nötig (Klimmt). 

Einen weiteren Motivationsgrund könnte die feste soziale Ordnung der Online‐Welten darstellen. Die 

‚Online‐Gesellschaft‘ ist klar hierarchisch gegliedert, soziale Orientierung fällt nicht schwer (Quandt). 

Klimmt und Thomasius stellen die Suche nach einer kontrollierten Bedingung für Sozialkontakte als mög‐ 

lichen Motivationsgrund fest. 

Die Spieler wenden sich dem Medium sehr stark zu und tauchen in das Spielerlebnis ein (Immersion) und 

die Entwicklung einer Telepräsenz (Thomasius). Medienfiguren werden u. U. intensiver wahrgenommen 

und idealisiert (Parasoziale Interaktion). Dies kann mit einer einhergehenden Persönlichkeitsstörung 

zusammenhängen (Mathiak). Thomasius zitiert außerdem eine Studie von Schuhler (2008), die von einer 

„narzisstischen Regulierung“ durch das Spielen spricht: „Narzisstische Regulierung gelingt: Egozentrie‐ 

rung, Phantasien von Macht, Stärke und Schönheit, Erfüllung vom Traum von der vollkommenen Liebe.“ 

(Zitat P Thomasius) Die Spieler fühlen sich nur im Spiel frei und heldenhaft. Die Selbstdarstellung erfolgt 

selektiv (Thomasius). 

Zusammenfassung als Tabelle: 

Identifikation mit dem Avatar 

Die Spieler identifizieren sich insbesondere bei Rollenspielen mit ihrem Avatar. 

Damit verbunden: selektive Selbstdarstellung im Spiel 

22 

Thomasius 

Wichtigkeit der klaren sozialen Ordnung im Spiel Klimmt, Quandt 

Starkes immersives Eintauchen in das Spiel, „Präsenzerleben“ Thomasius 

Starke parasoziale Beziehungen Mathiak 

4.4 Alltagsleben/Lebensführung 

Klimmt spricht von einer „Engführung“ von Aktivitäten, die zunächst nur die Freizeitgestaltung betrifft, 

dann aber auch andere Lebensbereiche tangieren kann. Computerspielen kann aber auch die gewöhnli‐ 

chen sozialen Kontakte ersetzen, wenn diese im Spiel gesucht und gefunden werden. (Klimmt: 

„Exzessivspieler neigen dazu, sich auf diese Form des Sozialkontaktes zu beschränken, also ihre Bedürfnis‐ 

se nach Kontakt, Freundschaft und menschlicher Nähe vor allem (oder ausschließlich) mit Hilfe des Spiels 

(beispielsweise ‚World of Warcraft‘) zu befriedigen.“). Es findet nach Klimmt ein Bedeutungsverlust der 

Realwelt statt, je mehr Relevanz die Mitspieler als soziale Bezugsgruppe erlangen. 

Thomasius sieht die individuellen Lebensumstände des Spielers als entscheidend dafür, wie schädlich 

letztendlich das Spiel ist. Quandt weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Personen auffälli‐ 

ger sind, bei denen es keine Sozialkontrolle gibt. So begünstigen hohe zeitliche Ressourcen und wenig 

Alltagsstrukturierung exzessives Nutzungsverhalten (z. B. bei Arbeitslosen oder Studenten). te Wildt er‐

wähnt Extremfälle, bei denen ein reales Leben nicht mehr möglich war. Besonders auffällig sei dies ge‐ 

wesen, sobald das Suchtmittel entzogen wurde. 

4.5 Psychische Symptome: Komorbiditäten 

Wer sich wegen pCS behandeln lässt, leidet fast immer auch unter anderen psychischen Krankheiten, vor 

allem unter Persönlichkeitsstörungen (te Wildt, Quandt, Bolay, Mathiak, Klimmt). Zitat T te Wildt: „Ent‐ 

scheidend aber ist, dass eben 27 von 30 Patienten auch die Kriterien für eine andere psychische Erkran‐ 

kung erfüllten.“ 

Psychische Erkrankungen wurden bereits in der Persönlichkeitsbeschreibung der Spieler erwähnt und 

werden hier explizit als pathologisch definierte Störungen systematisiert. Die Komorbiditäten können 

über die Globalskalen der Symptomcheckliste (SCL‐90R) identifiziert werden (te Wildt; Anmerkung der 

Auswerter: vgl. http://www.scl‐90‐r.de/ ). 

Es kommen folgende Krankheitsbilder vor: 

Depression 

• Depressive Patienten erfüllen zu 20 % die Kriterien der Internetsucht (ISS‐Skala 

von Jerusalem; n=25) (te Wildt) 

• „Internetsüchtige“ erfüllen zu 80 % die Kriterien der Depressivität (te Wildt) 

• Thomasius präsentiert zahlreiche Studien zu Depressivität bei pathologischem 

Internetgebrauch 

Selbstregulationsstörung: wird nach LaRose und Eastin 2004 durch Depressionen 

hervorgerufen 

23 

te Wildt, Klimmt, 

Mathiak, 

Thomasius 

Klimmt 

Angsterkrankungen, insbesondere soziale Phobie te Wildt, 

Thomasius, Ma‐ 

thiak 

Aufmerksamkeitsdefizit‐Syndrom, Hyperaktivität 

16 % der ADHS‐Patienten erfüllen die Kriterien der Internetsucht (ISS‐Werte; n=25) 

(te Wildt) 

Eine um 27 % gesteigerte Hyperaktivität bei Kindergartenkindern, die pro Tag 3 

Stunden „Bildschirmkonsum“ haben (aus T Pfeiffer) 

Ich‐Syntonie 

Zitat T Thomasius: „Die Jugendlichen/jungen Erwachsenen mit einer solchen Compu‐ 

tersucht erleben dieses Computerspiel, das Dranghafte/das Zwanghafte als zu sich 

gehörig.“ 

Keine Substanzabhängigkeit 

Substanzabhängige und internetabhängige sind zwei unterschiedliche Populationen 

mit unterschiedlichen Komorbiditäten 

Thomasius, te 

Wildt, Pfeiffer 

Thomasius 

Thomasius

Dissens herrscht darüber, ob die Komorbiditäten Ursachen der pCS darstellen oder pCS ein eigenständi‐ 

ges Krankheitsbild ist, das auch ohne weitere psychische Erkrankungen entstehen kann. Während Klimmt 

von ersterem ausgeht und pCS als Symptom anderer psychischer Erkrankungen wie beispielsweise einer 

Depression sieht, hält te Wildt es für möglich, dass pCS eine alleinstehende Erkrankung sein kann, die 

allerdings meist von anderen psychischen Erkrankungen begleitet ist. Pfeiffer nimmt diesbezüglich eine 

dritte Position ein und glaubt, dass mit pCS keine weiteren Komorbiditäten einhergehen müssen. Aus‐ 

gangspunkt sei vielmehr eine ungünstige (z. B. familiäre) Situation, in der ein Kind oder Jugendlicher auf 

das Spiel trifft und dann in pathologische Spielmuster abdriftet. 

Bei einer eigenen Untersuchung konnte er keine psychischen Defizite exzessiv spielender Jugendlicher 

finden: „Nein, unter unseren Abhängigen, die wir identifizieren konnten unter den 15.000, waren ganz 

viele, die hatten gerade ihre Pubertätskrise mit knallenden Türen zu Hause und mal auch Misserfolge in 

der Schule. Aber aus dem ganzen Datenmaterial erweckt nicht den Eindruck, dass es sich um psychisch 

Kranke handelte, sondern um Jungen, die eine alterstypische Krise durchleben und das Pech hatten, in 

diesem Augenblick Kontakt zu diesem faszinierenden Spiel zu bekommen und dann nicht mehr aufhören 

zu können.“ (Zitat T Pfeiffer). 

4.6 Physische Symptome 

Durch exzessives, pathologisches Computerspielen kann es zu folgenden körperlichen Schädigungen 

kommen, die auch besonders bei Kindern auftreten können (te Wildt): 

Vernachlässigung von Hygiene Bolay 

Ernährungsprobleme, z. B. Adipositas, Unterernährung Quandt, Mathiak, 

Bolay 

Störungen des Bewegungsapparates Mathiak 

Reduktion der Schlafzeit Pfeiffer, Quandt 

Schädigung der körperliche Entwicklung : Hirnentwicklung, Komplexfunktion 

und interpersonelle Erfahrungen benötigt die körperliche Natur (reale Welt) – 

besonders wichtig bei Kindern/Jugendlichen. 

4.7 Symptome des und für das Umfeld 

24 

te Wildt 

Durch die Änderung der Alltagsstruktur (Quandt) und der Habituation des Computerspielens (Bolay, 

Quandt, Mathiak) entsteht eine Vernachlässigung des Umfelds (te Wildt, Bolay, Mathiak). Dabei wird die 

Gefahr genannt, dass die Vernachlässigung zwischenmenschlicher Beziehungen zu ihrem Bruch führen 

kann: „Die Betroffenen setzen nicht selten familiäre, partnerschaftliche und freundschaftliche Beziehun‐ 

gen aufs Spiel.“ (aus S te Wildt) Andererseits kann es natürlich auch sein, dass die Betroffenen vom Um‐ 

feld gemieden werden, da sie sich nicht konform verhalten: „[…] u. a. wird der Betroffene aufgrund sei‐ 

nes auffälligen Verhaltens oftmals von der Umwelt gemieden und teilweise sozial isoliert.“ (aus S Quandt)

In beiden beschrieben Fällen wäre das Spielen und das Verhalten des Spielers die Ursache für die Ver‐ 

meidung von Kommunikation und Beziehung. Häufig wird allerdings auch genannt, dass die Vernachläs‐ 

sigung vor allem der Eltern zu einem pathologischen Spielverhalten führen kann (Quandt, Thomasius). 

Ein Grund dafür ist fehlende elterliche Kontrolle: „Das Elternhaus war nicht mehr da, das kontrolliert 

hatte. Und die haben diese Zeit dann eben genutzt und da gab es offensichtlich kein Umfeld, was sie dann 

gestoppt hat in ihrem Handeln.“ (aus T Quandt) Für fehlende elterliche Kontrolle nennt Thomasius als 

eine typische Situation die Scheidungsfamilie mit einer alleinerziehenden Mutter, die ihren Funktionen 

nicht mehr nachkommen kann. Pfeiffer nennt zusätzlich die Verfügbarkeit eigener Geräte als Gefähr‐ 

dung. 

Auch ein Mangel an Zuwendung kann zu einer Selbstwertproblematik führen, die dann durch das Spielen 

aufzufangen versucht wird: „(…), dass gerade in den ersten Lebensjahren – wo es um Selbstwerterlan‐ 

gung, um Identitätsfragen geht – ein Mangel an mütterlicher/väterlicher Zuwendung vorhanden gewesen 

ist. Diesen jungen Menschen fehlt die innere Einstellung von Ich‐bin‐etwas‐Wert! Und Ich‐bin‐gewollt!“ 

(aus T Thomasius) Zur mangelnden Zuwendung kann häusliche Gewalt kommen (Klimmt, Pfeiffer). All 

diese Faktoren des Umfeldes können nach Klimmt ein dauerhaftes Eskapismusbedürfnis generieren. 

Auch hinsichtlich des Umfeldes wird somit deutlich, dass die Ursache‐Wirkungsrichtung nicht klar zu 

bestimmen ist bzw. in beide Richtungen denkbar ist (vgl. Kapitel 5.1). Festgehalten werden kann, dass 

Konflikte in Familie und Partnerschaft bis hin zu zerstörten Familienstrukturen sowie die Auflösung von 

Freundschaften eine exzessive, pathologische Computerspielnutzung begleiten (Quandt, Klimmt, 

Thomasius). 

Ein ähnliches Bild ergibt sich für das schulische oder berufliche Umfeld: Zum einen können zeitliche Frei‐ 

räume, bedingt beispielsweise durch Arbeitslosigkeit, die Entstehung pathologischen Nutzungsverhaltens 

begünstigen (Quandt). Auch Misserfolge in Schule und Beruf können exzessives Spielen im Sinne eskapis‐ 

tischer Motive anfeuern (Klimmt). Kinder und Jugendliche mit Misserfolgen im realen Leben, wie z. B. 

sitzen bleiben, sind höher gefährdet als erfolgreiche Schüler (Pfeiffer). 

Zum anderen vernachlässigen exzessive pathologische Computerspieler ihre Verpflichtungen in der Schu‐ 

le (Klimmt, Pfeiffer), in der Ausbildung und im Beruf bis hin zu Arbeitslosigkeit und existentieller Verar‐ 

mung (te Wildt, Bolay, Mathiak, Thomasius). Die Schüler, die länger und häufiger Computerspiele spie‐ 

len, weisen schlechtere Noten auf und fehlen häufiger im Unterricht (Pfeiffer): „Besonders auffällig ist 

das häufige Schulschwänzen und die Tatsache, dass 64 % das Computerspielen als Schwänzmotiv ange‐ 

ben.“ (aus S Pfeiffer) 

Klimmt schlägt vor, solche Symptome aus dem Umfeld des Spielers als Diagnosekriterien zu nutzen: „Ge‐ 

rade die negativen Folgeerscheinungen – Leistungsabfall in der Schule oder im Berufsleben, Vernachlässi‐ 

gung von Freundschafen oder Familie – markieren jedoch den Übergang von intensiv ausgelebtem 

Involvement mit Computerspielen zu problematischen Nutzungsmustern.“ (Zitat S Klimmt) 

25


Konsens 

Extremnutzung tritt in allen Altersklassen gleichermaßen auf, betroffen sind jedoch vor allem die zwi‐ 

schen 16‐ und 35‐Jährigen. Die pathologische Nutzung scheint ein eher männliches Problem zu sein. Bei 

weiblichen Patienten sei häufiger der pathologische Internetgebrauch der Grund für eine Abhängigkeit. 

Es lassen sich bestimmte Eigenschaften der Spieler hinsichtlich ihrer Persönlichkeit festmachen: Klimmt 

und Thomasius nennen Langeweile, Einsamkeit oder soziale Isolation. te Wildt und Thomasius gehen 

davon aus, dass Spieler vor ihren Problemen ausweichen wollen. Außerdem sieht te Wildt das Motiv, 

dass eine Erleichterung von dysphorischen Stimmungen wie Hilflosigkeit, Schuld, Angst oder Depression 

gesucht wird. Die Experten stimmen überein, dass Computerspielen die Funktion von Flucht vor dem 

und/oder Abwechslung zum Alltag einnehmen kann. Probleme mit sozialen Kontakten können als Ursa‐ 

che und/oder Folge von pCS gesehen werden. Nach Thomasius ist lediglich die empirische Evidenz zum 

Zusammenhang mit der Depression eindeutig belegt. 

Depressionen und soziale Angst werden als Komorbiditäten am häufigsten genannt. Pathologische Com‐ 

puterspieler vernachlässigen ihre Verpflichtungen in der Schule, in der Ausbildung und im Beruf bis hin 

zu Arbeitslosigkeit und existenzieller Verarmung. 

Dissens 

te Wildt stellt fest, dass sich bei ihm vermehrt Personen mit einem mindestens durchschnittlichen Intelli‐ 

genzniveau vorgestellt haben. Er hält dies jedoch für ein Artefakt, da diese Personen häufiger Therapien 

aufsuchen. Klimmt geht davon aus, dass Computerspielsucht gehäuft in bildungsfernen Schichten exis‐ 

tiert, da in diesen ein höheres Eskapismusbedürfnis herrscht. Pfeiffer widerspricht dieser Einschätzung. 

Er sieht in pCS kein Unterschichtenphänomen und stellte Abhängigkeit gerade bei Personen mit höherer 

Bildung fest. 

Pfeiffer äußert als einziger, dass es eben nicht die psychisch Kranken sind, sondern ganz normale Jugend‐ 

liche in der Pubertätskrise, die pathologisches Spielverhalten entwickeln. Alle anderen, die sich zum 

Thema Komorbiditäten äußern, sehen starke Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen und 

einem pathologischen Computerspielverhalten. 

26

5. Ursachen des pathologischen Computerspielens 

Leitfrage: Welche Abhängigkeit oder suchtauslösende Momente sind in Computerspielen identifizier‐ 

bar, und ist der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit bzw. Sucht und einzelnen Spielen nachweis‐ 

bar? 

5.1 Ursache‐Wirkungsdebatte 

Abbildung 1 Multifaktorielles Modell – Pathologischer PC‐/Internetgebrauch (P Thomasius) 

Diese Abbildung aus der Präsentation von Thomasius veranschaulicht die Grundproblematik, die im 

Grunde auch Konsens unter den Experten ist: Verhaltensstörungen und ‐abhängigkeiten sind nur durch 

ein komplexes, multikausales, dynamisches Beziehungsgeflecht erklärbar. Dieses Beziehungsgeflecht 

beinhaltet Persönlichkeit und Veranlagungen der Person inklusive schon vorhandener psychischer Stö‐ 

rungen, ihr soziales Umfeld und die Sozialisation und die besonderen Eigenschaften des Mediums Com‐ 

puterspiele/Internet sowie die spezifischen Eigenschaften bestimmter Spiele. Pathologisches Computer‐ 

spielen ist also nicht auf einfache Kausalwirkungen von Computerspielen zurückführbar (Quandt, 

Hasebrink, Klimmt, Thomasius, Mathiak). 

Ein Zitat von te Wildt veranschaulicht die Problematik: „(…) wird jemand depressiv ängstlich gegenüber 

der Welt da draußen, weil er vielleicht viel zu früh, viel zu lange in virtuellen Welten gelebt hat quasi. (…) 

Oder ist es so, dass derjenige vorher ängstlich depressiv war, weil im elterlichen Umfeld etwas nicht in 

Ordnung war, und er hat sich da schon als Kind geflüchtet in eine virtuelle Welt? Das werden wir nicht 

einfach auseinanderdividieren können. Und da helfen hoffentlich longitudinale Studien. Aber das wird 

27

sicherlich auch noch eine Weile brauchen, bis wir da genau etwas sagen können. Ich glaube, diese Frage 

Henne oder Ei wird uns bisweilen noch ziemlich lange beschäftigen.“ (aus T te Wildt) 

Thomasius beispielsweise führte zwei Studien zu der Ursache von Internetsucht durch Depressivität, 

Ängstlichkeit und sozialer Phobie an In der einen stellte sich die psychische Störung als Ursache heraus, 

in der anderen nicht. 

Es gibt persönliche Risiko‐, aber auch Schutzfaktoren, die eine pathologische Nutzung begünstigen bzw. 

davor bewahren (Hasebrink). Bei dem Schutzfaktor kann es sich z. B. um eine intakte Selbstregulation 

handeln (Klimmt). 

Aus neurophysiologischer Forschung ist eine Studie von Bolay erwähnenswert, in der eine kurzfristige 

Veränderung des Striatum mit dem Nucleus accumbens nach einer Woche Umgang mit Computerspielen 

nachgewiesen werden konnte. Dieser Teil des Mittelhirns spielt eine besondere Rolle bei Suchtproble‐ 

matiken. Nach Bolay ist es deswegen denkbar, dass ein exzessiver Gebrauch von Computerspielen die 

Suchtgefahr durch die neuroplastische Veränderung in diesem Bereich ansteigen lässt. Zitat T Bolay: „Ein 

dauerhaft abhängig machender Kreislauf entsteht von der Stimulation des Nucleus accumbens, 

Dopaminausschüttung und Wohlgefühl.“ 

Zu beachten ist auch, dass sich ein Teufelskreis entwickeln kann: Der negative Eigenzustand führt zur 

exzessiven Nutzung, wodurch wiederum der negative Eigenzustand in der ‚realen Welt’ verstärkt wird (z. 

B. durch Leistungsabfall, Konflikt mit den Eltern). 

Zusammenfassend muss man nach Ursachen – oder zumindest begleitenden Phänomenen – bei den 

Spielern selbst (Persönlichkeit, Soziodemographie), ihrem Umfeld und den Spielen suchen. Die Eigen‐ 

schaften und Motive der Spieler sowie das Umfeld wurden im vorausgegangenen Kapitel bereits disku‐ 

tiert. Es folgt daher die Auswertung der Faktoren, die in den Computerspielen selbst zu finden sind. Dies 

beantwortet dann auch die Leitfrage des Kapitels. 

5.2 Spielseitige Ursachen: Eigenschaften von Spielen als suchtauslösende Momente 

„Der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit/Sucht und einzelnen Spielen ist nicht nachweisbar, da für 

das Vorliegen einer pathologischen Spielenutzung eine Kombination von Merkmalen des Spiels, individu‐ 

ellen Merkmalen des Spielers sowie Merkmalen des sozialen und biographischen Kontextes zusammen 

kommen müssen. Anders ausgedrückt: Ein und dasselbe Spiel kann von unterschiedlichen Personen unter‐ 

schiedlich intensiv genutzt werden, und eine und dieselbe Nutzungsintensität ein und desselben Spiels 

kann unterschiedliche Auswirkungen haben, die beispielsweise mit dem verfügbaren Zeitbudget zusam‐ 

menhängen.“ (aus S Hasebrink) 

Diese Meinung wird von den Experten geteilt. Trotzdem werden und wurden von den Experten Faktoren 

in den Spielen genannt und identifiziert, die zumindest die Tätigkeit des Computerspielens attraktiv für 

‚suchtgefährdete‘ Menschen macht: „Computerspiele befähigen den Spieler, was grundsätzlich andere 

Medien und Situationen auch könnten, wenn sie gleich gut und gleich perfekt wären.“ (aus T Bolay) 

28

Einige dieser Spieleigenschaften sind inhärent, die meisten allerdings entstehen erst in der Interaktion 

mit dem Spieler und während des Spielens. In der folgenden Tabelle sind die Faktoren aufgeführt: 

Persistente Spielwelt: Bei Online‐Spielen existiert die Spielwelt weiter, auch 

wenn der Spieler gerade nicht spielt. Dadurch hat auch „Nichthandeln“ dau‐ 

erhafte Folgen; fehlende Pausierbarkeit der Abläufe 

Spielkonzept 

• Räumliche und zeitliche Grenzenlosigkeit (im Gegensatz zur „realen 

Welt“) 

• Variationsbreite und Handlungsvielfalt ermöglichen notwendiges Reizni‐ 

veau, das zum Weiterspielen animiert 

• Herausforderungen an sich Erfolge führen zur Erreichung höherer 

Level 

• Flow: Optimales Verhältnis Herausforderung und Erfolg (Balance ‐> Flow). 

29 

Quandt, Hasebrink, 

Thomasius, Mathiak 

Hasebrink 

Bolay 

Quandt, Thomasius, 

Pfeiffer, Klimmt 

Klimmt, Quandt, 

Thomasius 

• Soziale Ordnung mit klaren Hierarchien Quandt, Klimmt 

Ökonomische Gründe: 

• Kostengünstige Verfügbarkeit 

Vermarktungsmodelle; Browserspiele (kostenlos, mit Item‐Verkauf) ge‐ 

winnen an Bedeutung (Klimmt) 

Thomasius, Mathiak, 

Quandt, Klimmt 

• Spielbindung durch monatlich anfallende Gebühren Thomasius 

• Spielbindung durch schon investierte Zeit Quandt, Pfeiffer, te 

Wildt, Klimmt 

Realitätsnähe Thomasius, te Wildt 

Reiz durch Glücksspielkomponenten 

Contra: nach Quandt ist jedoch vieles berechenbar, vorhersehbar 

Soziale Faktoren: Kommunikation, Interaktion, Teamspeak (entspricht einem 

eigenen Chatraum), Aufbau und die Pflege sozialer Beziehungen, Gemein‐ 

schaften z. B. Gilden, Clans, Allianzen Pflichten entstehen und Verantwor‐ 

tung wird übernommen; Fokussierung der Sozialkontakte auf die Mitspieler 

(Klimmt) 

Mathiak, Pfeiffer 

Quandt 

Hasebrink, Pfeiffer, 

Quandt, Thomasius, te 

Wildt, Klimmt, Mathiak 

Soziale Anerkennung: Prestige‐Attribute und Stufen Quandt, Thomasius, 

Klimmt, Pfeiffer, Bolay 

Rollenspiel, Identifikation, sich ausprobieren Klimmt, Thomasius 

Intermittierende Verstärkung te Wildt, Pfeiffer 

Immersionserleben 

Eintauchen in eine wendungsreiche Geschichte (Klimmt) 

Thomasius, Klimmt, 

Bolay, Quandt 

Stimmungsregulation Klimmt, Quandt

Wettbewerb mit anderen Spielern Klimmt, Quandt, 

Thomasius 

Selbstwertsteigerung 

Zitat P Thomasius: „Die narzisstische Regulierung gelingt aus psychiatrischer 

Sicht, indem Phantasien von Machtstärke, Schönheit, Erfüllung mancher 

Träume, die in der Realität nicht umsetzbar sind, in diesen Spielen erlangt 

werden können.“ 

Belohnungsstruktur des Spiels: Erfolgsmeldungen, Selbstwirksamkeitserfah‐ 

rungen 

30 


Quandt, Thomasius, 

Pfeiffer, Bolay 

Pfeiffer, Quandt, 

Thomasius, Klimmt, te 

Wildt, Bolay, Mathiak 

Klimmt ist der Meinung, dass man gerade nicht einzelne Motivationsquellen in den Spielen festmachen 

kann, sondern dass es vielmehr „von allem etwas“ gibt, also zum Beispiel Wettkampf, Unterhaltung und 

Ablenkung. Gerade die Kombination macht dann den Reiz aus. Diese Faktoren können dann auch unter‐ 

schiedlich zusammenwirken und dadurch unterschiedliche Typen problematischen Verhaltens hervorru‐ 

fen (Hasebrink). 

Ein weiterer Aspekt ist der Neuheitswert der Spiele, der eine exzessive Nutzung (kurzfristig) anheizen 

kann (Bolay, Hasebrink). 

Aus der oben stehenden Tabelle ließe sich ableiten, dass das Belohnungssystem durch erfolgreiche oder 

glückliche Ereignisse im Spiel gespeist wird und damit die Abhängigkeit verstärkt. Aus neurophysiologi‐ 

scher Perspektive gibt es laut Mathiak allerdings bisher keine direkten Befunde für Computerspiele oder 

Internetnutzung, die auf eine Aktivierung des Belohnungssystems nach „Glücksereignissen“ zurückzufüh‐ 

ren sind. Vielmehr entsteht bei Versagen eine Hemmung des Belohnungssystems. Diese Hemmung kann 

zu einem Unmutgefühl führen, das durch weiteres Spielen zu bekämpfen versucht wird. 

5.3 Spielegenres 

Eine Beziehung zwischen Spielegenres und der Abhängigkeit von Spielern konnte nicht nachgewiesen 

werden. „Der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit/Sucht und einzelnen Spielen ist nicht nachweisbar“. 

(aus S Hasebrink) 

Nach Pfeiffer korreliert die Beliebtheit einzelner Spiele nicht mit der Quote der abhängigen Jungen, nach 

Quandt korreliert sie jedoch mit der Spielzeit. Deswegen stellt er die Vermutung auf, dass die erhöhte 

Zahl an Extremnutzern bei den beliebtesten Spielen aufgrund der hohen Nutzerzahlen so hoch ist. 

te Wildt begründet das mit Erfahrungen aus Spezialambulanzen und Beratungsstellen. Besondere Beach‐ 

tung sollte der Kombination aus Computerspiel und Internet geschenkt werden, die ein besonderes Ab‐ 

hängigkeitspotential birgt. Bei diesen Online‐Spielen kommt eine soziale Komponente hinzu. Thomasius, 

Bolay und Mathiak weisen darauf hin, dass außerdem eine ständige Erweiterung möglich sei.

Auch Quandt sieht den Bedarf einer stärkeren Differenzierung der Spiele. Er sieht zum Beispiel bei First‐ 

Person‐Shootern weniger Gefahren für eine Abhängigkeit, da sie anders, nämlich kürzer, genutzt wer‐ 

den. Dem widersprechen te Wildt, Mathiak und Pfeiffer. Sie schreiben zumindest Online‐First‐Person‐ 

Shootern auch ein inhärentes Abhängigkeitspotential zu. 

Quandt verdeutlicht mit folgender Graphik die Nutzung der verschiedenen Genres: 

Abbildung 2 Genrespieler (aus P Quandt) 

Die wichtigsten Ergebnisse der Diskussion über Spielegenres bzw. sehr beliebte Spiele soll folgende Ta‐ 

belle verdeutlichen: 

31

Actionspiele • Weitaus weniger beliebt (Quandt) 

• Bei Männern jedoch genauso beliebt wie Online‐Rollenspiele (Quandt) 

• Aufhören leichter, da meist rundenbasiert und keine persistente Welt 

(Quandt) 

Shooterspiele • Counter Strike: einfaches Spielprinzip und unendliche Konstellationen bein‐ 

halten hohes Reizniveau (Bolay) 

Rollenspiele • Führend im Online‐Bereich und werden insbesondere im Zusammenhang 

mit exzessivem Spielen diskutiert (Hasebrink, Mathiak, te Wildt & Quandt) 

• Von ca. 3 bis 10% der Spieler exzessiv genutzt (Quandt) 

• Sind suchterzeugend (Pfeiffer) 

• Hinweis auf eine Überdramatisierung dieses Spielgenres in den Nachrich‐ 

tenmedien aus gegenwärtiger Befundslage (Klimmt) 

• Keine wissenschaftliche Evidenz, dass alle suchterzeugend sind (Thomasius) 

Spezialfall World of Warcraft (Online‐Rollenspiel): 

• WoW spielt bei 61 % der 2007 vorgestellten pCS‐Patienten eine Rolle (te 

Wildt) 

• Erreichte mit Abstand die höchste Sucht‐Quote in Untersuchung (Pfeiffer) 

• Spiel, mit dem zurzeit die meisten Jugendlichen und Erwachsenen Sucht‐ 

probleme entwickelt haben (Thomasius) 

• Keine wissenschaftliche Evidenz. Hohe Anzahl problematischer Nutzer könn‐ 

te auch auf die hohe Abonnentenzahl zurückzuführen sein (Quandt) 

• Anreizpotential ist mehrdimensional und komplex (Klimmt, Bolay, Pfeiffer) 

und führt zu hohem Reizniveau (Bolay) 

• Uneinigkeit, ob World of Warcraft einem Glückspiel ähnelt (Pro: Pfeiffer, 

Contra: Quandt) 

• Gilt als paradigmatischer Vertreter der Online‐Rollenspiele (Thomasius) 

Sportspiele • Gefahr der Etablierung des E‐Sports, da es Förderfaktor Nr. 1 für suchtarti‐ 

ges Spielen in Südkorea ist (Pfeiffer) 

Abgesehen vom inhaltlichen Spielgenre gewinnt auch die technische Plattform an Bedeutung, da sie 

Spieleeigenschaften ermöglicht, die ‚suchtfördernd‘ wirken können. Besonders diskutiert werden in dem 

Zusammenhang sogenannte Browsergames. Dabei handelt es sich um Spiele, die Web‐Browser als Be‐ 

nutzerschnittstelle benutzen. Wenn das Spielgeschehen dabei auf den Servern der Spieleanbieter liegt, 

können mehrere hundertausend Benutzer gleichzeitig das Spiel spielen. Dadurch entsteht ein sozialer 

Raum, der auch mit Beziehungen und sozialen Verpflichtungen einhergehen kann. Massively Multiplayer 

Online Role‐Playing Games (MMORPG) sind Browsergames, World of Warcraft fällt auch in diese Katego‐ 

32

ie. Wenn durch die Interaktion der Spieler ein sozialer Raum mit klaren Rollen und Aufgaben entsteht, 

begünstigt dies auch die Entstehung eines Pflichtgefühls gegenüber den Mitspielern. Aus kameradschaft‐ 

licher Rücksicht wollen die Spieler ihre Aufgaben erfüllen und nicht als Spielverderber gelten, ähnlich wie 

beispielsweise im Sportverein (Klimmt, Hasebrink, Pfeiffer, Quandt, Thomasius). 

Nach Klimmt gewinnen Browsergames an Bedeutung. Sie werden häufig mit „Computerspielsucht“ in 

Verbindung gebracht (Quandt). Nach Pfeiffer wird die Suchtproblematik von Rollenspielen durch die 

sozialen Verpflichtungen und Beziehungen in einem Browsergame verschärft (Pfeiffer). 

Thomasius weist darauf hin, dass der Begriff „Online‐Rollenspiel“ bislang nicht ausreichend definiert ist, 

um juristisch handhabbar zu werden. 


Konsens 

Verhaltensstörungen und ‐abhängigkeiten sind nach Meinung der Experten nur durch ein komplexes, 

multikausales und dynamisches Beziehungsgeflecht erklärbar, das Persönlichkeit und Veranlagungen der 

Person, ihr soziales Umfeld und die Sozialisation und die besonderen Eigenschaften des Mediums Com‐ 

puterspiele beinhaltet. 

Die Experten teilen die Meinung, dass der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit/Sucht und einzelnen 

Spielen nicht ausreichend nachgewiesen werden kann. Jedoch gibt es spielinhärente Faktoren, die ein 

Abhängigkeitsverhalten fördern. Insbesondere die persistente Spielwelt und das soziale Miteinander in 

online gespielten Spielen bieten diese Faktoren. Die Entstehung eines sozialen Raums in Online‐Spielen 

geht mit sozialen Verpflichtungen und Zwängen einher, die wiederum häufiges und langes Spielen be‐ 

günstigen bzw. erfordern. Dieses Pflichtgefühlt, die anderen „nicht hängen zu lassen“ kann der aus‐ 

schlaggebende Grund sein, weiterzuspielen. Das Spiel „World of Warcraft“ vereint diese Faktoren und 

wird daher von allen Experten als problematisch im Kontext von pathologischem Spielverhalten genannt. 

Pfeiffer und Quandt belegen, dass ihre bisherigen Erkenntnisse das Suchtpotential dieses Spiels bestäti‐ 

gen. 

Dissens 

Hasebrink weist darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit/Sucht und einzelnen Spielen 

nicht nachweisbar ist, jedoch fordert Quandt eine stärkere Differenzierung der Spiele, da seiner Meinung 

nach davon auszugehen sei, dass unterschiedliche Spiele auch unterschiedlich genutzt werden und da‐ 

durch mehr oder weniger Abhängigkeitspotential entfalten können. 

Während te Wildt, Mathiak und Pfeiffer ein inhärentes Abhängigkeitspotential bei First‐Person‐Shooters 

sehen, sieht Quandt aufgrund kürzerer Nutzungszeiten eine eher nachgeordnete Rolle dieser Spiele. 

Hasebrink, Mathiak, te Wildt und Quandt sehen Rollenspiele als führend im Onlinebereich und betrach‐ 

ten diese besonders in Hinsicht auf exzessives Spielen, während Klimmt darauf hinweist, dass aus der 

derzeitigen Befundlage eine Überdramatisierung zu erkennen sei. Anzumerken ist allerdings, dass sich 

33

Klimmt damit vor allem auf die Berichterstattung bezieht. Auch er spricht Online‐Spielen, die sehr häufig 

Rollenspiele sind, ein höheres Abhängigkeitspotential zu. Thomasius bestätigt, dass keine wissenschaftli‐ 

che Evidenz vorliegt, dass alle Online‐Rollenspiele als suchterzeugend anzusehen sind. 

Für das Spiel „World of Warcraft“ herrscht Uneinigkeit darüber, ob es einem Glücksspiel ähnelt. Wäh‐ 

rend Pfeiffer diesen Punkt bestätigt, sieht Quandt deutliche (Anreiz‐)Unterschiede der beiden Spielarten 

(Glücksfaktor, Spannung vs. Soziale Komponenten). 

34

6. Maßnahmen 

Leitfrage: Was sollte zukünftig erfolgen, um ggf. exzessiven Gebrauch, Abhängigkeit und Sucht im Kon‐ 

text der Nutzung von Computerspielen zu verhindern? Was sind aus Ihrer Sicht geeignete rechtliche, 

medienpädagogische, politische Instrumente? 

Eine klare Sortierung in rechtliche, politische oder medienpädagogische Maßnahmen ist nicht möglich, 

da sie häufig in einem Wechselspiel der Institutionen und Unternehmen geleistet werden müssen. Daher 

werden die vorgeschlagenen Maßnahmen zunächst getrennt aufgelistet: Zunächst werden die Änderun‐ 

gen aufgeführt, die man an und in den Spielen selbst durchführen kann. Und anschließend die Maßnah‐ 

men, die in der „realen Welt“ durchgeführt werden und zur Problembewältigung beitragen sollen. An‐ 

schließend werden die genannten Zuständigkeiten und Vorschläge zur Implementierung zusammenge‐ 

fasst dargestellt. 

6.1 Maßnahmen bei Spielen 

Ermüdende Avatare (gibt es tlw. schon bei „World of Warcraft“ und „Lord 

of the Rings Online“) 

Nutzungszeitregeln, die technisch nicht überschritten werden können oder 

z. B. von Eltern eingerichtet werden können; Zeitkonten 

Zitat P te Wildt: „Nutzungsdauer nicht das entscheidende Kriterium für klini‐ 

sche Medienpsychologie, wichtig aber für Medienpädagogik“ 

Hinweise auf die bereits länger andauernde Spielnutzung Vorschlag, Pau‐ 

se zu machen (gibt es bei der Konsole „Nintendo Wii“®) 

35 

Klimmt, Hasebrink 

Klimmt, Bolay, te 

Wildt 

Klimmt 

Jederzeit mögliche Archivierung von Erreichtem im Spiel Klimmt

6.2 Maßnahmen im Umfeld der Spieler 

Kommunikation: Information, Aufklärung und Beratung 

Aufklärungskampagnen über Gefahren 

• auch an Mitspieler gerichtet 

Zitat aus S Klimmt: „Im Sinne eines „peer group“‐Ansatzes wäre es aus mei‐ 

ner Sicht lohnend, Nutzer von Online‐Spielen über die Exzessivitätsproble‐ 

matik sachlich zu informieren und Faustregeln aufzustellen, woran man in‐ 

nerhalb der Spielumgebung mögliche Exzessivnutzung bei anderen Spielern 

(z. B. Freunden, Bekannten, anderen Clan‐Mitgliedern) erkennen kann.“ 

• Beratungsangebote für Eltern 

Zitat P Klimmt: „Schulen und Familienberatung besser für die Thematik 

rüsten – Medienkompetenzkonzepte und Vermittlungskonzepte flächen‐ 

deckend zur Verfügung stellen“ 

• Diskurs mit Spielenden suchen 

Zitat T Hasebrink: „Trotzdem ist es, glaub ich, sehr wichtig, in dieses Netz‐ 

werk von Jugendmedienschutz auch die Spielenden mit einzubeziehen. Und 

einen Diskurs anzuregen, der auch innerhalb der Szene der Spielenden, der‐ 

jenigen, die spielen, Bewusstsein dafür zu entwickeln. Dass Kriterien zu ent‐ 

wickeln, was wir in unserer Kultur für positiv oder für weniger positiv halten, 

nicht einfach eine Sache ist, die Erwachsene gegenüber Kindern und Jugend‐ 

lichen erlassen und ihnen entsprechend das als negativ Erachtete vorenthal‐ 

ten, sondern dass dies auch schon ein gemeinsamer Diskurs ist.“ 

• Aufklärung bzgl. der positiven Seiten von Spielen, „Entkriminalisie‐ 

rung“, Generationenkonflikt begegnen, indem man Eltern spielen lässt 

• Elternbildung wie „Elternmedientrainer“ der niedersächsischen Landes‐ 

stelle Jugendschutz 

36 

Mathiak 

Klimmt, te Wildt, 

Thomasius, Klimmt 

Hasebrink, Bolay 

Bolay, Quandt 

• Bundesweite Kampagne „Keine Bildschirme in Kinderzimmer“ Pfeiffer 

• In diesem Rahmen: Kooperationen mit Medienpartnern schaffen (z. B. 

Süddeutsche Zeitung, jetzt.de etc.) 

• Aufklärung und Kommunikation von Seiten des Anbieters 

Zitat S Klimmt: „Zugleich wäre es wichtig, dass die Anbieter selbst explizit zu 

dieser Problematik Stellung beziehen, denn sie können besonders glaubwür‐ 

dig kommunizieren, dass ein echter Spiele‐Fan nicht derjenige ist, der sein 

ganzes Leben auf das Spiel ausrichtet oder für das Weiterspielen die Schule 

schwänzt.“ 

• Aufklärung für den Anbieter 

Zitat S Hasebrink: „Alle Beteiligten, insbesondere die Anbieter, sollten sensi‐ 

bilisiert sein für die spielimmanenten Merkmale, die dazu angetan sind, dass 

Spielverhalten ausufert und außer Kontrolle gerät.“ 

Klimmt, Thomasius 

Quandt 

Klimmt 

Hasebrink, Quandt, 

Klimmt

Pädagogische Angebote: 

• Medienkompetenz/Medienbildung in Schule unterrichten/stärken 

(zum Beispiel Computerspiele als Vergleichsmedium im Literaturunter‐ 

richt einsetzen) 

Zitat aus S Bolay: „Computerspielen als Kulturfähigkeit verstehen und integ‐ 

rieren.“ 

• Pädagogik, Schulen allgemein: Ganztagsschulen, bessere pädagogische 

Versorgung der Kinder und Jugendlichen soziale und körperliche Ak‐ 

tivitäten 

37 

Klimmt, Thomasius, 

te Wildt, Bolay, Ma‐ 

thiak, Quandt 


• Alternativangebote für die Freizeit, insbesondere für Jungen Pfeiffer, te Wildt 

Weitere Forschung 

• Interdisziplinäre Vernetzung der Forschung 

• wissenschaftliche und medienpädagogische Begleitung von anbietersei‐ 

tigen Umsetzungen wie Begrenzung oder Festlegung von Nutzungszeit‐ 

regeln 

Aufbau einer von der Industrie unabhängigen USK, die in der Lage ist, Öf‐ 

fentlichkeitsarbeit über die Gefahren von Computerspielen zu machen 

Altersbeschränkung 

• Pro: Abhängigkeitspotential als Kriterium für Altersfreigabe von Com‐ 

puterspielen 

• WOW ab 18 

Alle 

Pfeiffer 

te Wildt, Mathiak, 

Pfeiffer 

Pfeiffer 

• Bildung einer USK‐unabhängigen Einrichtung für die Altersfreigabe Pfeiffer, te Wildt 

Contra: 

• Altersbeschränkung Online‐Rollenspiele (ab 18). Gründe: Wissensbe‐ 

stände bisher zu gering, massiver Eingriff in die Freiheit der Bürger, vor 

allem derjenigen, die Spiele „einfach genießen“, Werbepotential 

Zitat S Thomasius: „Zunächst müsste der Begriff „Online‐Rollenspiele“ sehr 

viel genauer als bisher definiert werden, um juristisch handhabbar zu wer‐ 

den. Weiter stellt sich die Frage, wie hoch denn überhaupt die wissenschaft‐ 

liche Evidenz dafür ist, alle Spiele dieses Genres für suchterzeugend zu hal‐ 

ten. Wenn den Softwarehändlern bezüglich bestimmter Spiele oder ganzer 

Genres von Spielen die Käufergruppe der unter 18‐Jährigen verschlossen 

bleiben soll, hat das erhebliche ökonomische Konsequenzen. Ein derartiger 

Eingriff benötigt objektive und evidenzbasierte Kriterien, die am einzelnen 

Spiel nachweisbar sind.“ 


Quandt

Transparenz: Offenlegung der Spieleigenschaften 

• Anbieter sollen Liste erstellen für Jugendschutzprüfung, in der alle ju‐ 

gendgefährdeten Inhalte dargelegt sind 

• Auf der Packung (allerdings nicht mit den Worten „macht süchtig, son‐ 

dern z. B.: „dieses Spiel erfordert lange Spielzeiten“) 

Zitate S Hasebrink: „Sowohl der öffentliche Diskurs als auch gezielte regula‐ 

torische Maßnahmen sollten diesen Sensibilisierungsprozess unterstützen, 

der dahin führen sollte, dass Spielmerkmale, die nach allgemeiner Auffas‐ 

sung und entsprechenden Forschungsergebnissen besonders geeignet sind, 

im Zusammenwirken mit entsprechenden persönlichen Dispositionen und 

sozialen Kontextfaktoren zu abhängigem Verhalten zu führen, explizit aus‐ 

gewiesen werden und durch entsprechende Vorkehrungen relativiert wer‐ 

den.“ 

Abraten von einer Kennzeichnungspflicht als „suchtauslösend“ 

Zitat S Thomasius: „Möglicherweise würde eine suchtbezogene Kennzeich‐ 

nung dazu führen, dass sich die Softwarefirmen erheblich darum bemühen 

würden, dass die für eine derartige Kennzeichnung notwendigen Kriterien 

von möglichst vielen Spielen erfüllt würden, da hier ein neues und zugkräfti‐ 

ges Werbeargument geschaffen würde. Der „Suchtcharakter“, den ein Com‐ 

puterspiel habe, ist bereits seit Fachzeitschriften Computerspiele bewerten 

ein Qualitätsmerkmal und Bestandteil einer nachdrücklichen Kaufempfeh‐ 

lung.“ 

38 

Pfeiffer 

Hasebrink 

Thomasius, Klimmt 

Entwicklung geeigneter Therapieangebote Thomasius 

Besteuerung/Abgabe 

Einbezug von Anbietern in Kosten der Nutzungssteuerung/Jugendschutz im 

Sinne einer Abgabe 

Zitat S Mathiak: „Selbst wenn hier kein direkter Effekt auf das Nutzungsver‐ 

halten auftreten sollte, so ist zumindest eine Entlastung der Gesellschaft in 

fiskalischer Sicht erfolgreich. Jedoch aus Erfahrungen aus anderen Bereichen 

ist Taxierung auch erfolgreich zu Verhaltenssteuerung.“ 

Zitat T Pfeiffer: „Ich würde jedes Computerspiel mit einer Abgabe von zehn 

Cent belasten. Das bringt vier Millionen Euro jährlich. Damit würde ich eine 

starke von der Industrie unabhängigere USK gerne aufbauen wollen und die 

dann in die Lage versetzen, dass sie Öffentlichkeitsarbeit über die Gefahren 

der Computerspiele macht.“ 

Mathiak, Pfeiffer, te 

Wildt

6.3 Zuständigkeiten und Möglichkeiten zur Implementierung der Maßnahmen 

Aufgaben für das politische System hinsichtlich der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen: 

1. Altersbeschränkung: Bildung einer industrieunabhängigen USK, strengere Vorgaben (Mathiak, te 

Wildt, Pfeiffer) 

2. Finanzierung von Maßnahmen wie Forschung und medienpädagogischen Programme (Konsens) 

3. Kultusministerien: Schulkonzepte (Stichwort Ganztagsschulen), pädagogische Konzepte, Lehrpläne 

4. (Gesetzliche) Auflagen für Spieleanbieter (Umsetzung der Maßnahmen innerhalb der Spiele…) 

5. Besteuerung 


Konsens: 

Alle Experten befürworten medienpädagogische Instrumente sowie die Förderung von Medienkompe‐ 

tenz. Dabei sollen neben den Spielern auch die Schulen und Eltern eingebunden werden. Insgesamt soll‐ 

te mehr Aufklärung und Information stattfinden. Konsens ist die Forderung nach mehr Forschung, bei‐ 

spielsweise Längsschnittstudien. 

Niemand spricht sich für ein generelles Verbot von Computerspielen aus. 

Die Experten sind sich einig, dass multiple Zielgruppen angesprochen werden sollen: Schulen, Eltern, 

Spieler, Spielehersteller, Lehrer etc. Als wichtiger Adressat gelten die Anbieter von Computerspielen: Sie 

müssen besser über die Problematik informiert werden und zu präventiven Maßnahmen ermuntert wer‐ 

den. Darüber hinaus sollen sie in die Pflicht genommen werden, ihren Beitrag zur Prävention von pCS zu 

leisten. 

Auch die Spieler selbst werden als relevante Adressaten genannt: Sie sollen in den Diskurs einbezogen 

werden statt „über sie“ zu sprechen. In diesem Zusammenhang bieten sich auch Mitspieler, also Mitglie‐ 

der der virtuellen (und/oder realen) Peergroup an. 

Dissens: 

Dissens herrscht vor allem über die Maßnahme der Altersbeschränkung: Pfeiffer, te Wildt und Mathiak 

sprechen sich dafür aus; Klimmt, Thomasius und Quandt dagegen. 

Darüber hinaus sind die Experten nicht einer Meinung, wie viel Transparenz über die Eigenschaften der 

Spiele konstruktiv ist. Während Hasebrink die Spielinhalte möglichst transparent kommunizieren möch‐ 

te, sprechen sich Klimmt und Thomasius explizit dagegen aus. Sie befürchten, dass das Attribut 

„süchtigmachend“ als Werbeargument dient. Hasebrink stimmt den Bedenken zwar zu, würde aber den‐ 

noch Dinge wie „erfordert lange Spielzeiten“ kommunizieren. 

Bezüglich der Maßnahmen aufseiten der Spielehersteller herrscht Dissens: Während Klimmt und Quandt 

eher dafür plädieren, mit ihnen zu kooperieren, um mit ihnen gemeinsam gegen das Problem vorzuge‐ 

39

hen, schlagen Pfeiffer und Mathiak eine Besteuerung (im Sinne einer Abgabe) der Spiele vor, um die 

Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems finanzieren zu können. 

Wie oben beschrieben, herrscht Konsens darüber, dass viele verschiedene Zielgruppen angesprochen 

werden sollten. Der Fokus auf bestimmte Zielgruppen unterscheidet sich allerdings zwischen den Exper‐ 

ten: Während Klimmt und Hasebrink eher die Spieler selbst ansprechen würden, sehen te Wildt und 

Pfeiffer Lehrer, Schulen und Kindergärten als relevante Ansprechpartner. 

40

7. Fazit und Empfehlungen 

Bezüglich der Experten und ihrer Argumentation lässt sich eine gemeinsame Linie der drei Kommunikati‐ 

onswissenschaftler Hasebrink, Klimmt und Quandt ausmachen: Alle drei verstehen Computerspiele als 

neue Kulturtechnik, die möglicherweise auf anderen Mechanismen, beispielsweise anderen Motivations‐ 

und Gratifikationsprozessen beruht. Diese Prozesse und Eigenschaften von Computerspielen sollten zu‐ 

nächst einmal analysiert und verstanden werden, statt sich nur auf die negativen Seiten des neuen Me‐ 

diums zu konzentrieren. Diese Sichtweise resultiert dann auch folgerichtig im Fokus auf kommunikative 

Maßnahmen, in die die Spieler selbst integriert werden. Diese Ansicht teilt Bolay. 

Unter den Medizinern Mathiak, te Wildt und Thomasius ist keine so klare gemeinsame Argumentations‐ 

linie auszumachen. Alle drei diskutieren zwar ausführlich die Frage, inwiefern pCS als eigenständiges 

Krankheitsbild gilt und klassifiziert werden sollte, kommen allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen. 

Generell zeugen die Aussagen der Experten davon, dass eine eindeutige Einordnung des Phänomens zu 

diesem Zeitpunkt nicht möglich ist. Ambivalenzen sind sowohl zwischen den Experten als auch innerhalb 

eines Beitrags zu finden. Dieses lässt sich vor allem auf zwei Gründe zurückführen: 

1. Die Datenlage ist nicht ausreichend. Beispielsweise lassen bisherige Studien keine gültigen Aus‐ 

sagen zu Prävalenzen und Komorbiditäten zu. Dies ist Konsens unter den Experten. 

2. Zum anderen ähneln Computerspiele anderen Freizeitbeschäftigungen oder Genussmitteln: In 

Maßen genossen haben sie oft positive Seiten für den Nutzer, sorgen für Spaß, Unterhaltung, so‐ 

ziale Beziehungen oder auch positive Lerneffekte. Wird die Nutzung dagegen übertrieben, über‐ 

wiegen schnell die negativen Konsequenzen. 

Deshalb zeigen sich die Experten bezüglich repressiver Maßnahmen sehr zurückhaltend: Ein Verbot wird 

von keinem Experten vorgeschlagen, eine Altersbeschränkung für „süchtigmachende“ Spiele von drei der 

Experten (Pfeiffer, te Wildt, Mathiak). Andere Experten lehnen eine solche Begrenzung bei derzeitiger 

Datenlage ab, nicht zuletzt mit dem Argument, dass ein solch massiver Eingriff in die Freiheit der Bürger 

mit mehr empirischer Evidenz untermauert sein müsse (Quandt, Klimmt, Thomasius). 

Einige Maßnahmen, über deren Sinnhaftigkeit Konsens herrscht, lassen sich jedoch aus den Diskussionen 

der Experten ableiten. Diese können somit als Empfehlungen gelten: 

• Kommunikative Maßnahmen: 

o Aufklärung 

o Information 

o „offenen“ Diskurs führen, keine Kriminalisierung 

o Austausch und Kooperation mit Spieleherstellern 

• Einbezug multipler Zielgruppen: 

o Spieler 

o Eltern 

41

o Lehrer und Schulen 

o Spielehersteller 

• Finanzierung von mehr Forschung 

• Bildungsbereich: Medienpädagogik/alternative Freizeitangebote 

Es ist offensichtlich, dass weiche und vor allem kommunikative Maßnahmen repressiven vorgezogen 

werden. Dies liegt neben der unzureichenden Datenlage und Widersprüchlichkeit der Ergebnisse auch 

daran, dass sie weniger stark in die Freiheit der Bürger eingreifen und mehr Effizienz versprechen. 

42

Teil 2: Information zu den Experten und Auswertung ihrer Argumentation 

Prof. Dr. Hans Volker Bolay 

Position und Werdegang 

Prof. Dr. Hans Volker Bolay ist Kinder‐ und Jugendpsychotherapeut, sowie Lehrmusiktherapeut am 

DGMT/DBVMT (Deutsche Gesellschaft für Musiktherapie, Deutscher Verband für manuelle Therapie). 

Zugleich ist er Professor für Klinische Musiktherapie und Dekan der Fakultät für Musiktherapie an der 

SRH Hochschule Heidelberg (private Fachhochschule). 

Prof. Dr. Hans Volker Bolay studierte Psychologie, Pädagogik und Schulmusik in Heidelberg sowie Berlin 

und war Gaststudent der Musiktherapie in Salzburg und Amersfoort. 1984 promovierte er an der Univer‐ 

sität Duisburg im Bereich Musiktherapie und wurde 1985 Professor für Musiktherapie an der privaten 

SRH Hochschule Heidelberg. 

Arbeitsschwerpunkte und Hinweise auf eigene Forschung 

Die Arbeits‐ und Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Hans Volker Bolay liegen vor allem im Bereich 

Musiktherapie und Psychotherapie. Daneben ist Bolay seit 1999 Mitglied des Forschungsschwerpunktes 

Gerontologie der Universität Heidelberg. In letzter Zeit hat er zu Computerspielen geforscht im Rahmen 

des Forschungsverbundes „Entwicklung von altersspezifischen Bewertungskategorien zur Wirkung von 

Computerspielen“, der von öffentlichen und privaten Drittmittelgebern finanziert wird. In seiner Präsen‐ 

tation wurden Ergebnisse einer Studie des Projekts referiert. 

Anzahl genannter Studien und Literaturhinweise 

Studien 13 

Theoretische Beiträge 2 

Bewertung der Expertise und Argumentation 

Prof. Bolay ist Experte für Musiktherapie. Im Bereich Computerspiele und Computerspielsucht weist er 

bislang wenig Forschungserfahrung und Publikationen auf. Seit 2008 leitet er allerdings einen For‐ 

schungsverbund, der altersspezifische Bewertungskategorien zur Wirkung von Computerspielen entwi‐ 

ckelt. In diesem Projekt geht es um die Wirkung von Computerspielen auf Stress‐, Aggressions‐ und Kon‐ 

zentrationsprozesse. Diese werden neurophysiologisch und psychologisch untersucht. 

(http://www.dzm.fh‐heidelberg.de/v2/downloads/03_forschung/projekte/Zwischenbericht%20USK.pdf) 

43

Prof. Bolay referierte gemeinsam mit zwei Mitarbeitern aus diesem Forschungsverbund: Frau Prof. 

Argstatter und Herrn Dr. Krick. Die Präsentation stützte sich vor allem auf neurophysiologische Befunde 

zu Veränderungen im Gehirn durch Computerspielen. 

Die Argumentation der drei Experten bezieht sich stark auf den gesellschaftlichen Diskurs über Compu‐ 

terspiele. Sie plädieren dabei für eine Entemotionalisierung und Entkriminalisierung von Spielen und 

Spielern. Als Maßnahmen setzen sie auf Dialoge zwischen allen Beteiligten, Aufklärung der Eltern und 

allen nicht‐spielenden Erwachsenen. 

Die verwendete Literatur ist fast ausschließlich neurophysiologisch verankert. Kommunikationswissen‐ 

schaftliche Literatur wurde nicht herangezogen. Die präsentierten Ergebnisse einer eigenen Studie be‐ 

ziehen sich auf neurophysiologische Veränderungen im Zusammenhang mit Computerspielen und be‐ 

treffen nicht speziell Abhängigkeit/exzessives Spielen. 

Wissenschaftliche Mitarbeit: Dr. rer. med Christoph Krick und Prof. Dr. Heike Argstatter 

Dr. Christoph Krick 

Dr. Christoph Krick ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Bildgebende Verlaufsunter‐ 

suchungen an der Klinik für diagnostische und interventionelle Neuroradiologie der Universitätsklinik des 

Saarlandes. Er ist Mediziner und führt neurophysiologische Untersuchungen durch. 

Prof. Dr. Heike Argstatter 

Prof. Dr. Heike Argstatter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Forschungsbereichen psychologische 

Verlaufsuntersuchungen und Elektrophysiologie am deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung 

(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.. Zudem hat sie eine Forschungsprofessur für Musiktherapie an der SRH 

Hochschule Heidelberg inne. Sie studierte Psychologie, Musikwissenschaften und Erziehungswissenschaf‐ 

ten und promovierte an der Fakultät für Medizin der Universität Heidelberg. Ihre Arbeitsschwerpunkte 

sind dabei die Integration von musiktherapeutischen Forschungsansätzen und ‐ergebnissen in die Lehre. 

Ausgewählte Publikationen 

Argstatter, H., Krick, C., Bolay, H.V. (2008). Musiktherapie bei chronisch‐tonalem Tinnitus ‐ Heidelberger 

Modell evidenzbasierter Musiktherapie. HNO, 56, 678‐685 

Argstatter, H., Krick, C., Bolay, H.V. (2009). Musiktherapie bei chronisch‐tonalem Tinnitus – das Heidel‐ 

berger Behandlungsmodell. Psychotherapeut, 54(1), 17‐26. 

Argstatter, H. (2007). Musiktherapie bei chronisch‐tonalem Tinnitus ‐ Manualentwicklung und neurowis‐ 

senschaftlicher Wirkungsnachweis. Inauguraldissertation, Universität Heidelberg. 

Bolay, H.V., Hillecke, T., Berbescu, G., Wormit, A. (1999). Musiktherapie – Eine moderne künstlerische 

und wissenschaftliche Therapiemethode. In Brock F.‐E. (Hrsg.). Handbuch der Naturheilkundlichen 

Medizin. ecomed, Landsberg. 

44

Nickel A., Hillecke, T., Bolay, H.V. (2001). SENEX – Pilotstudie zur Entwicklung und Überprüfung eines 

musiktherapeutischen Behandlungskonzepts für gerontopsychiatrisch erkrankte Altenpflegeheim‐ 

bewohner. Musik‐, Tanz‐ und Kunsttherapie 13(1), 1‐6. 

Wormit, A.F., Hillecke, T., Geberth, S., Bischoff, K., Müller, A., Schneider, P., Bolay, H.V. (2002). Charakte‐ 

risierung der psychosozialen Belastung und der Krankheitsbewältigung von Hämodialysepatienten 

als Vorbereitung für ein Coachingkonzept zur Verbesserung der Behandlungsqualität. Nieren‐ und 

Hochdruckkrankheiten. 31(5), 186‐192. 

Verwendete Literatur 

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Thalemann, R., Wölfling, K. & Grüsser, S. (2007). Specific cue reactivity on computer game‐related cues in 

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45

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the nucleus accumbens in the regulation of locomotion. Can. J. Physiol Pharmacol., 71, 407‐413. 

46

Prof. Dr. Uwe Hasebrink 


Prof. Dr. Uwe Hasebrink ist Professor für „Empirische Kommunikationswissenschaften“ an der Universi‐ 

tät Hamburg und Direktor des Hans‐Bredow‐Instituts. Sein Studium der Psychologie und deutschen Phi‐ 

losophie absolvierte er in Hamburg, wo er nach dem Studium als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig 

war. Für das Hans‐Bredow‐Institut ist er seit 1986 tätig. 


Die Schwerpunkte seiner Forschung liegen in den Bereichen Mediennutzung und Medieninhalte sowie 

Medienpolitik; in den letzten Jahren waren dies vor allem: Individuelle Nutzungsmuster und Medienre‐ 

pertoires, Konvergenz der Medien aus Nutzerperspektive, Folgen der Onlinemedien für die klassischen 

Medien, Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen, Formen der Zuschauerbeteiligung und der Si‐ 

cherung von Nutzerinteressen gegenüber den Medien sowie europäische Medien und europäische 

Publika. Hasebrink ist Mitglied des International Board der Zeitschrift „Journal of Children and Media“. 

Hasebrink forscht im Bereich Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen und fokussiert dabei beson‐ 

ders Online‐Medien. 2007 hat er gemeinsam mit Kollegen des Hans‐Bredow‐Instituts das Jugendmedien‐ 

schutzsystem Deutschlands evaluiert (Jugendschutzgesetz und Jugendmedienschutz‐Staatsvertrag). Im 

konkreten Bereich der Computerspielsucht hat Hasebrink keine eigene Forschungserfahrung. 


Studien 4 



Hasebrink hat keine empirische Forschung zu exzessiver Computernutzung betrieben, verfügt jedoch 

über ausgeprägte Kenntnisse und Forschungserfahrung zu Kinder und Jugendlichen im Zusammenhang 

mit Mediennutzung. In seiner schriftlichen Ausarbeitung beruft sich Hasebrink auf aktuelle (For‐ 

schungs‐)Literatur, ohne allerdings einzelne Studien zu benennen. Da er außerdem keine Präsentation 

eingesetzt hat (die weitere Literaturangaben hätte enthalten können), ist die Liste seiner verwendeten 

Literatur sehr kurz. Seine Argumentation – vor allem zu Definition und Messung von pCS und zu spielim‐ 

manenten Faktoren – sprechen für eine beachtliche Expertise auf diesem Gebiet. 

Hasebrink setzt besonders auf den Einbezug der Spielenden selbst und einen gemeinsamen Diskurs mit 

allen Beteiligten, der auch die positiven Seiten des Spielens inkludiert. Als mögliche regulatorische Maß‐ 

nahme plädiert er für größtmögliche Transparenz, also eine klare Offenlegung der Spielmerkmale. 

47


Hasebrink, U., Livingstone, S.; Haddon, L. (2008). Comparing Children’s Online Opportunities and Risks 

Across Europe: Cross‐National Comparisons for EU Kids Online. London: EU Kids Online (Deliverable 

D3.2). 

Hasebrink, U., Lampert, C. (2009). Online‐Nutzung von Kindern und Jugendlichen in Europa. Ergebnisse 

aus dem europäischen Forschungsverbund EU Kids Online. Diskurs Kindheits‐ und Jugendfor‐ 

schung, 4(1), 27‐40. 

Krotz, F.; Lampert, C.; Hasebrink, U. (2008). Neue Medien. In R. K. Silbereisen, M. Hasselhorn (Hrsg.), 

Enzyklopädie für Psychologie, Serie V (Entwicklung), Band 5: Psychologie des Jugend‐ und frühen 

Erwachsenenalters. Göttingen, S. 331‐359. 

Hasebrink, U. (2008). Zappen, surfen, simsen ‐ Jugendmedienschutz im Mediendschungel. Überlegungen 

aus der Perspektive der Mediennutzungsforschung. In Dörken‐Kucharz, T. (Hrsg.), Medienkompe‐ 

tenz. Zauberwort oder Leerformel des Jugendmedienschutzes. Baden‐Baden, S. 109‐115. 

Hasebrink, U. (2007). Computer Use, International. In J. J. Arnett (Ed.), Encyclopedia of Children, Adoles‐ 

cents and the Media, S. 207‐210. Thousand Oaks. 

Hans‐Bredow‐Institut (Hrsg.). (2007). Analyse des Jugendmedienschutzsystems – Jugendschutzgesetz und 

Jugendmedienschutz‐Staatsvertrag. Endbericht, Oktober 2007. Hamburg. 

Brunn, I.; Dreier, H.; Dreyer, S.; Hasebrink, U.; Held, T.; Lampert, C.; Schulz, W. (2007). Das deutsche Ju‐ 

gendschutzsystem im Bereich der Video‐ und Computerspiele. Hamburg. 

Verwendete Literatur (verwendete eigene Literatur ist unterstrichen) 

Hans‐Bredow‐Institut. (2007). Analyse des Jugendmedienschutzsystems – Jugendschutzgesetz und Ju‐ 

gendmedienschutz‐Staatsvertrag. Endbericht, Oktober 2007. 

Smahel, D. Blinka, L. & Ledabyl, O. (2008). Playing MMORPGs: Connections between addiction and identi‐ 

fying with a character. CyberPsychology & Behaviour, 11(6), 715‐718. 

Wan, C.S., & Chiou, W.B. (2006a). Psychological motives and online games addiction: A test of flow 

theory and humanistic needs theory for Taiwanese adolescents. CyberPsychology & Behavior, 9(3), 

317‐324. 

Wan, C.S., & Chiou, W.B. (2006b). Why Are Adolescents Addicted to Online Gaming? An Interview Study 

in Taiwan. CyberPsychology & Behavior, 9(6), 762‐766. 

48

Prof. Dr. Christoph Klimmt 


Prof. Dr. Christoph Klimmt ist Juniorprofessor für Publizistik mit Schwerpunkt Onlinekommunikation am 

Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg‐Universität Mainz. 

Christoph Klimmt studierte Medienmanagement am Institut für Journalistik und Kommunikationsfor‐ 

schung der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Bis 2006 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter 

und Teamleiter in verschiedenen internationalen Forschungsprojekten des IJK Hannover. Im Mai 2004 

absolvierte er seine Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation „Computerspiele als Handlung: Dimen‐ 

sionen und Determinanten des Erlebens interaktiver Unterhaltungsangebote“. 


Prof. Klimmts Arbeits‐ und Forschungsschwerpunkt liegt explizit im Bereich Computerspiele. Dabei un‐ 

tersucht er Unterhaltungsfaktoren in Spielen (wie Identifikation mit dem Avatar oder Selbstwirksam‐ 

keitsprozesse), Lernprozesse in Spielen (zum Beispiel realisiert durch sogenannte Serious Games), aber 

auch negative Wirkungen wie die Verfestigung von Stereotypen. Mit Computerspielsucht hat er sich im 

Rahmen des EU‐Projekts „FUGA – Fun of Gaming“ beschäftigt. Dabei stand die Frage im Vordergrund, ob 

und wie bestimmte spaßfördernde Spielmerkmale pathologische Spielnutzung begünstigen können. 

Gemeinsam mit dem Experten für Computerspielsucht Dr. Ralf Thalemann hat er eine qualitative Befra‐ 

gungsstudie mit pathologischen Nutzern durchgeführt, auf die er auch in seinem Vortrag verweist. 


Studien 12 



Prof. Klimmt zeigt große Fachkenntnis, sowohl, was das Medium Computerspiele und spielimmanente 

Merkmale anbelangt, als auch, was die psychologisch‐psychiatrische Seite stoffungebundener Abhängig‐ 

keiten betrifft. Er stützt sich auf sehr viele Forschungsarbeiten und theoretische Beiträge zum Thema. 

Die von ihm angeführten Publikationen stammen besonders aus den Disziplinen Kommunikationswissen‐ 

schaft und Medienpsychologie, wobei er auch einige Beiträge aus psychiatrischen und neurowissen‐ 

schaftlichen Zeitschriften aufführt. 

Klimmt banalisiert pathologisches Computerspielen ebenso wenig wie er Computerspiele an sich negativ 

bewertet. Er betont die positiven Seiten und Wirkungen von Computerspielen und sieht deshalb in Be‐ 

49

schränkungen oder Verboten keine adäquate Lösung. Er problematisiert allerdings exzessiven Medien‐ 

gebrauch – auch wenn es nur wenige Prozent der Spieler betrifft. Er schlägt dazu überaus pragmatische 

Maßnahmen vor. Diese beziehen sich einerseits auf die Spiele selbst, wie beispielsweise eine automati‐ 

sche Ermüdung des Avatars, und plädiert dafür für eine Kooperation mit der Industrie. Um dies zu errei‐ 

chen, sei eine Aufklärung der Spieleindustrie vor allem auf Grundlage wissenschaftlicher Forschungser‐ 

gebnisse erforderlich, argumentiert Klimmt. 


Klimmt, C., Hefner, D. & Vorderer, P. (in Druck). The video game experience as ‘true’ identification: A 

theory of enjoyable alterations of players' self‐perception. Communication Theory. 

Klimmt, C. (2009). Key dimensions of contemporary video game literacy: Towards a normative model of 

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Martin Pichlmaier, S. 23‐31). Online: www.eludamos.org. 

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Anwendungsperspektiven. In K. Mitgutsch & H. Rosenstingl (Hrsg.), Faszination Computerspielen: 

Theorie – Kultur – Erleben (S. 7‐17). Wien: Braumüller. 

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Klimmt, C. (2007). Positive Wirkungen von Computerspielen. In M. Frölich, M. Grunewald & U. Taplik 

(Hrsg.), Computerspiele: Faszination und Irritation (S. 55‐68). Frankfurt/M.: Brandes & Apsel. 

Klimmt, C. (2006). Computerspielen als Handlung: Dimensionen und Determinanten des Erlebens interak‐ 

tiver Unterhaltungsangebote. Köln: Halem. 


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50

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Klimmt, C. (2007). Positive Wirkungen von Computerspielen. In M. Frölich, M. Grunewald & U. Taplik 

(Hrsg.), Computerspiele: Faszination und Irritation (S. 55‐68). Frankfurt/M.: Brandes & Apsel. 

Klimmt, C. (2008). Unterhaltungserleben beim Computerspielen – Theorie, Experimente, (pädagogische) 

Anwendungsperspektiven. In K. Mitgutsch & H. Rosenstingl (Hrsg.), Faszination Computerspielen: 

Theorie – Kultur – Erleben (S. 7‐17). Wien: Braumüller. 

Klimmt, C. (2009). Key dimensions of contemporary video game literacy: Towards a normative model of 

the competent digital gamer. Eludamos – The Journal of Computer Game Culture, 3(1) (Special Is‐ 

sue: Selected Presentations from the “Future and Reality of Gaming” Conference 2008, edited by 

Martin Pichlmaier, S. 23‐31). 

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51

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52

Prof. Dr. Dr. Klaus Mathiak 


Prof. Dr. Dr. Klaus Mathiak ist Leiter des Lehr‐ und Forschungsgebietes experimentelle Verhaltenspsycho‐ 

logie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Aachen. 

Er studierte Techno‐Mathematik an der Technischen Universität Berlin und Humanmedizin an der Freien 

Universität Berlin und dann an der Humboldt‐Universität zu Berlin und promovierte 1997 im Fach Medi‐ 

zin. Im Jahr 2003 habilitierte er sich im Bereich Verhaltensneurobiologie an der Universität Tübingen mit 

dem Thema: „Neuroimaging of Cortical Processing of Complex Auditory Stimuli: Speech, Time, and Spa‐ 

ce“. Im Anschluss absolvierte er eine weitere Promotion in den Naturwissenschaften (Dr. rer.‐nat.) an 

der Universität Tübingen mit der Dissertation: „Neuronal Correlates of Time Estimation at the Cerebel‐ 

lum: Improving Functional Magnetic Resonance Imaging of Basal Brain Structures“. 


Zu Prof. Mathiaks Fachgebieten gehören (psychotische) Persönlichkeitsstörungen wie Autismus und 

Schizophrenie und Essstörungen. Er ist Experte für funktionelle Bildgebung des auditorischen Systems, 

multisensorischer Stimuli und virtueller Realität und entwickelt Methoden der funktionellen Bildgebung. 

Mit Computerspielen beschäftigt er sich im Zusammenhang mit Gewaltbereitschaft in neurobiologischen 

Studien. 2003 leitete er das Projekt „Violent Computer Games: The Impact of different Perceptions and 

Modes on Brain Activity”. 


Studien 7 



Prof. Mathiak ist Naturwissenschaftler und Mediziner, der sich seit seiner Promotion vor allem mit neu‐ 

robiologischen Methoden und Verfahren beschäftigt hat. Diese setzt er ein, um die neurobiologischen 

Korrelate verschiedener Störungen und Verhaltensweisen zu untersuchen; eine davon ist gewalthaltiges 

Computerspielen. 

Mathiak zitiert einige neurobiologische Forschungsarbeiten sowie eine psychologische (Young, 2007) und 

eine kommunikationswissenschaftliche Arbeit (Weber et al., 2009). Seine Aussagen orientieren sich sehr 

stark an der Evidenzlage und sind nicht spekulativ. 

53

Als Neurobiologe bezieht sich der Beitrag von Mathiak vor allem auf die Analyse von neurowissenschaft‐ 

lichen Befunden bei der Nutzung moderner Medien im Vergleich zu substanzgebundenen Abhängigkei‐ 

ten und Süchten oder dem pathologischen Glücksspielen. Im Vergleich zu substanzbezogenen Süchten 

kommt er zu dem Schluss, dass exzessives Computerspielen auf anderen Mechanismen zu beruhen 

scheint. Er plädiert dafür, pCS nicht als Verhaltenssucht zu klassifizieren, da aus neurobiologischer Sicht 

bislang nicht genügend Ergebnisse vorliegen, die eine eindeutige Kategorisierung zulassen. Selbst neuro‐ 

biologisch begründete Analogieschlüsse zu substanzbezogenen Süchten reichten nicht aus, um die Exis‐ 

tenz einer Spielsucht zu beweisen. Wie beim Alkoholismus müsste der Suchtcharakter durch langjährige 

soziale Diskussionsprozesse entschieden werden. 

Als Maßnahme plädiert Mathiak für eine Besteuerung von Spielen ähnlich derer anderer Suchtmittel, um 

das Problem wenigstens fiskalisch aufzufangen, und fordert weitere Forschung. 


Mathiak, K. Weber, R. (2006). Towards brain correlates of natural behavior: fMRI during Violent Video 

Games. Hum Brain Mapp 2006, 27, 948‐956. 

Chen, Y.H., Dammers, J., Boers, F., Leiberg, S., Edgar, J.C., Roberts, T.P., Mathiak, K. (2009). The temporal 

dynamics of insula activity to disgust and happy facial expressions: A magnetoencephalography 

study. Neuroimage, 47(4), 1921-8. 

Zvyagintsev, M., Nikolaev, A.R., Thönnessen, H., Sachs, O., Dammers, J., Mathiak, K. (2009). Spatially con‐ 

gruent visual motion modulates activity of the primary auditory cortex. Exp Brain Res. 

Hertrich, I., Mathiak, K., Lutzenberger, W., Ackermann, H. (2009). Time course of early audiovisual inter‐ 

actions during speech and nonspeech central auditory processing: a magnetoencephalography 

study. J Cogn Neurosci, 21, 259‐274. 


Grüsser, S.M., Wrase, J., Klein, S., Diener, C., Hermann, D., Flor, H., Mann, K., Braus, D.F. & Heinz, A. 

(2002). Development of alcohol‐associated cues and cue‐induced brain activation in alcoholics. 

European Psychiatry, 17(5), 287‐291. 

Mathiak, K. & Weber, R. (2006). Towards brain correlates of natural behavior: fMRI during Violent Video 

Games. Hum Brain Mapp 2006, 27, 948‐956. 



Piazza et al. (2006) zitiert, aber nicht gefunden. 

Pietrini P, Guazzelli M, Basso G, Jaffe K, Grafman J. (2000). Neural correlates of imaginal aggressive be‐ 

havior assessed by positron emission tomography in healthy subjects. Am J Psychiatry, 157, 1772– 

81. 

54

Weber, R., Behr, K.‐M., Tamborini, R., Ritterfeld, U. & Mathiak, K. (2009). What Do We Really Know 

About First‐Person‐Shooter Games? An Event‐Related, High‐Resolution Content Analysis. Journal 

of Computer‐Mediated Communication, 14(4), 1016‐1037. 

Young, K.S. (2007). Cognitive Behavior Therapy with Internet Addicts: Treatment Outcomes and Implica‐ 

tions. CyberPsychology & Behavior, 10(5), 671‐679. 

55

Prof. Dr. Christian Pfeiffer 


Prof. Dr. Christian Pfeiffer ist Kriminologe und Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Nieder‐ 

sachsen (KFN). Er studierte Rechtswissenschaften und Sozialpsychologie an der LMU München, sowie an 

der London School of Economics and Political Science. 1984 promovierte er über das Thema „Kriminal‐ 

prävention im Jugendgerichtsverfahren“. Ab 1985 war er stellvertretender Direktor, ab 1988 Direktor des 

KFN. Im Jahre 1985 wurde er zudem auf eine Professur für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvoll‐ 

zug an die Universität Hannover berufen. Von 2000 bis 2003 war Pfeiffer Justizminister des Landes Nie‐ 

dersachsen. 


Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Pfeiffer liegen bei Viktimierungserfahrungen, sozialen Kontroll‐ 

theorien und Medienverwahrlosung. 

Das KFN führt regelmäßig groß angelegte Befragungsstudien von Kindern und Jugendlichen durch, die 

sich mit den Themen Mediennutzung – insbesondere Computerspiele – und Entwicklung, Gewalt, Schul‐ 

versagen beschäftigen. Aktuell legte das KFN einen Forschungsbericht vor, in dem die Ergebnisse einer in 

den Jahren 2007 und 2008 durchgeführten Befragungsstudie veröffentlicht wurden. Diese Studie stützt 

sich auf die Befragung von 15.000 NeunklässlerInnen nach ihren Internet‐ und Computerspielnutzungs‐ 

gewohnheiten. In seiner Präsentation stützt Pfeiffer sich auf diese Ergebnisse. Autoren des Forschungs‐ 

berichts sind die Mitarbeiter des KFN Florian Rehbein, Matthias Kleimann und Thomas Mößle, gefördert 

wurde das Projekt vom Bundesinnenministerium (http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fb108.pdf) 


Studien 1 



Prof. Pfeiffers Arbeitsschwerpunkt sind Jugendgewalt, Gewalt an Schulen, Schulversagen und die Zu‐ 

sammenhänge dieser Probleme mit exzessivem Medienkonsum. Mit dieser speziellen Expertise ist er 

häufig gefragter Fachmann in und für die Medien. Dort tritt Pfeiffer meist mahnend auf und plädiert für 

eine Beschränkung des Medienkonsums bei Jugendlichen. 

Pfeiffers Ausführungen basieren weitgehend auf der oben genannten Studie des KFN zum Thema Com‐ 

puterspielsucht. Andere Studien und Literatur zu dem Thema werden nicht einbezogen. 

56

Prof. Pfeiffer problematisiert exzessive und pathologische Spielnutzung sehr stark und plädiert für eher 

repressive Maßnahmen. So ist er für eine Altersbeschränkung „süchtigmachender“ Spiele ab 18 Jahre 

und würde das Spiel „World of Warcraft“ in diese Kategorie sortieren. Etwas seltener als die anderen 

Experten nennt er medienpädagogische Maßnahmen. Dafür setzt er auf allgemeinpädagogische Maß‐ 

nahmen wie die Schaffung alternativer Freizeitangebote. Prof. Pfeiffer schlägt eine Abgabe für 

Spielehersteller vor, mit der Aufklärungskampagnen finanziert werden sollen. Er betont, dass – im Ge‐ 

gensatz zu anderen problematischen Phänomenen – von der Computerspielsucht vor allem höher gebil‐ 

dete Kinder und Jugendliche betroffen seien. 

Pfeiffer und te Wildt ähneln sich in ihrer Argumentation, da sie wissenschaftlich auf dem Gebiet exzessi‐ 

ven Mediengebrauchs kooperieren. 


Mößle, T., Kleimann, M., Rehbein, F. & Pfeiffer, C. (2008). Mediennutzung, Schulerfolg und die Krise der 

Jungen. In Dessecker, A. & Egg, R. (Hrsg.). Gewalt im privaten Raum: aktuelle Formen und Hand‐ 

lungsmöglichkeiten (S. 201‐232). Wiesbaden: KrimZ. 

Pfeiffer, C., Mößle, T., Kleimann, M. & Rehbein, M. (2007). Die PISA‐Verlierer – Opfer des Medienkonsum: 

Analyse auf Basis verschiedener empirischer Untersuchungen. KFN‐Bericht 2007. 

Mößle, T., Kleimann, M., Rehbein, F. & Pfeiffer, C. (2006). Mediennutzung, Schulerfolg, Jugengewalt und 

die Krise der Jungen. Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, 3. 

Pfeiffer, Ch., Delzer, I., Enzmann, D. & Wetzels, P. (1998). Ausgrenzung, Gewalt und Kriminalität im Leben 

junger Menschen. Kinder und Jugendliche als Täter und Opfer. Sonderdruck zum 24. Deutschen Ju‐ 

gendgerichtstag vom 18. bis 22.9.1998. 

Verwendete Literatur (verwendete eigene Forschung/Literatur ist unterstrichen) 

Rehbein, F., Kleimann, M. & Mössle, T. (2009). Computerspielabhängigkeit im Kindes‐ und Jugendalter: 

Empirische Befunde zu Ursachen, Diagnostik und Komorbiditäten unter besonderer Berücksichti‐ 

gung spielimmanenter Abhängigkeitsmerkmale. KFN – Forschungsbericht 2009 (108). 

57

Prof. Dr. Thorsten Quandt 


Prof. Dr. habil. Thorsten Quandt ist Professor und Lehrstuhlinhaber für Kommunikationswissenschaften 

(insbesondere interaktive Medien‐ und Online‐Kommunikation) an der Universität Hohenheim. 

Prof. Dr. habil. Thorsten Quandt studierte Publizistik‐ und Kommunikationswissenschaften, Filmwissen‐ 

schaften und Psychologie an der Ruhr Universität Bochum. Im Anschluss daran trat er eine Tätigkeit als 

Hörfunkjournalist an, bevor er 1996 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien und Kommu‐ 

nikationswissenschaften der TU Ilmenau wurde. 2004 folgte seine Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit 

„Journalisten im Netz“. 2008 habilitierte er sich an der LMU München mit einer Arbeit zum Thema „Me‐ 

dieninnovation und Konvergenz“. 


Prof. Quandts Arbeitsschwerpunkte sind Online‐Kommunikation, Medieninnovationen, Computerspiele 

und Online‐Journalismus. 

Zum aktuellen Thema weist Quandt insbesondere Forschungsarbeiten über Computerspiele und ihre 

Spieler vor. Ein Fokus liegt dabei auf Online‐Rollenspielen (sogenannten MMORPGs – Massively Multi‐ 

player Online Role‐Playing Games – wie World of Warcraft), auch unter sozialen Aspekten wie der Orga‐ 

nisation von Spielern in Clans und Gilden. 

Speziell zum Thema pathologische Computerspielnutzung hat Prof. Quandt bisher keine Studie publiziert, 

eine Forschungsarbeit zu Extremnutzern (u. a. biographische Interviews mit Extremnutzern) ist in Vorbe‐ 

reitung. 


Studien 5 



Prof. Quandt ist Experte für (Online‐)Computerspiele und das Spielerleben ihrer Nutzer. Als Kommunika‐ 

tionswissenschaftler bezieht er sich vornehmlich auf die Besonderheiten von (süchtigmachenden) Spie‐ 

len und auf die Spielmotivation. Dabei fokussiert er besonders den sozialen Aspekt bei MMORPGs: Er 

verweist darauf, dass gerade das soziale Miteinander einen großen Reiz dieser Spiele ausmacht und des‐ 

halb pathologisches Computerspielen auch nicht mit pathologischer Glücksspielsucht zu vergleichen ist. 

58

Zur psychiatrischen und psychologischen Sicht äußert sich Quandt nicht. Er zitiert überwiegend aus eige‐ 

nen Studien. 

Quandt resümiert wie sein Fachkollege Klimmt, es wäre falsch, Computerspiele per se negativ zu brand‐ 

marken, und betont die positiven Seiten des Spielens (wie beispielsweise Entspannung, Spaß und Kon‐ 

takt zu anderen Spielern). Er thematisiert wie Bolay die Frage, wie sehr das Konstrukt einer Computer‐ 

spielabhängigkeit gesellschaftlich (mit‐)konstruiert ist, und zieht zum Vergleich die (hohen) Zahlen der 

Fernsehnutzung heran. 

Quandt stützt sich auf medienpädagogische Maßnahmen und plädiert für Selbstverpflichtung und 

Selbstkontrolle der Spielehersteller. Die wissenschaftlichen Ergebnisse rechtfertigen aus seiner Sicht 

noch keinen Eingriff in die Freiheit der Bürger. Er fordert repräsentative Bevölkerungsstudien zum The‐ 

ma, initiiert von politischer Seite. 


Quandt, T. (2009). Real Life in Virtual Games. Computerspiele und Jugendkultur. In Hugger, K.‐U. (Hrsg.): 

Digitale Jugendkultur. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften (im Druck). 

Quandt, T., Grüninger, H. & Wimmer, J. (2009). The grey haired gaming generation: Findings from an 

explorative interview study on older computer gamers. Games and Culture, 4(1), 27‐46. 

Quandt, T. & Wimmer, J. (2009). The social impact of online games. In Pantelli, N. (ed.): Virtual social 

networks. Mediated, massive and multiplayer sites (in print). 

Quandt, T., Wimmer, J. & Wolling, J. (Hrsg). (2009). Die Computerspieler. Studien zur Nutzung von 

Computergames (2. Auflage). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. 

Quandt, T. & Wimmer, J. (2008). Online‐Spieler in Deutschland 2007: Befunde einer repräsentativen Be‐ 

fragungsstudie. In T. Quandt, J. Wimmer & J. Wolling (Hrsg.), Die Computerspieler. Studien zur Nut‐ 

zung von Computergames. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 169‐192. 

Wolling, J., Quandt, T. & Wimmer, J. (2008). Warum Computerspieler mit dem Computer spielen. Vor‐ 

schlag eines Analyserahmens für die Nutzungsforschung. In T. Quandt, J. Wimmer & J. Wolling 

(Hrsg.), Die Computerspieler. Studien zur Nutzung von Computergames. Wiesbaden: Verlag für So‐ 

zialwissenschaften, 13‐21. 


Quandt, T. & Wimmer, J. (2008). Online‐Spieler in Deutschland 2007: Befunde einer repräsentativen Be‐ 

fragungsstudie. In T. Quandt, J. Wimmer & J. Wolling (Hrsg.), Die Computerspieler. Studien zur Nut‐ 

zung von Computergames. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 169‐192. 

Quandt, T. & Wimmer, J. (2009). The social impact of online games. In Pantelli, N. (Hrsg.), Virtual social 

networks. Mediated, massive and multiplayer sites (im Druck). 

Quandt, T., Wimmer, J. & Wolling, J. (Hrsg). (2009). Die Computerspieler. Studien zur Nutzung von 

Computergames (2. Auflage). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. 

59

Gesellschaft für Konsumforschung, GfK/AGF (2007): Fernsehforschung 2007. 

Schweiger, W. (2006). Transmedialer Nutzungsstil und Rezipientenpersönlichkeit: Theoretische Überle‐ 

gungen und empirische Hinweise. Publizistik, 51(3), 290‐312. 

60

Dr. Bert Theodor te Wildt 


Dr. med. Bert Theodor te Wildt ist Facharzt für Psychiatrie und oberärztlicher Leiter der Poliklinik der 

Medizinischen Hochschule Hannover in der Abteilung für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychothera‐ 

pie. Er ist Leiter des Arbeitsbereiches „Medien und Glücksspielabhängigkeit“ und stellvertretender Leiter 

des Center for Addiction Research (CARe) an der MHH. 

Sein Studium absolvierte er in Witten/Herdecke im Fach Medizin. Nach seinem Studium beschäftigte er 

sich besonders mit den Wechselwirkungen zwischen Mensch und Medien. Seit 2004 leitet er eine 

Sprechstunde für medienassoziierte Störungen, im Rahmen derer er diverse Forschungsvorhaben durch‐ 

führt. Seine Dissertation trägt den Titel „Magisches Denken bei Menschen mit Multipler Sklerose“. 


Arbeits‐ und Forschungsschwerpunkt von Dr. te Wildt sind psychologische Wirkungen „neuer“ Medien 

(vor allem Internet und Computerspiele). Er leitet aktuell wissenschaftliche Projekte, die klinische Impli‐ 

kationen von Medienabhängigkeit und die Wirkung von Gewaltdarstellungen auf die Empathiefähigkeit 

des Menschen untersuchen. 

In seiner Präsentation bezieht sich te Wildt sowohl auf Ergebnisse aus eigenen als auch aus anderen Stu‐ 

dien. 


Studien 7 



Dr. te Wildts Expertise ist im Zentrum des relevanten Forschungsbereichs. Wie Thomasius zitiert er als 

Facharzt für Psychiatrie vor allem Literatur aus psychiatrischen Zeitschriften. Auf kommunikationswis‐ 

senschaftliche Literatur stützt er sich nicht. 

te Wildt hat Erfahrung mit pathologischen Computerspielnutzern als Forscher und als Therapeut. Er ist 

vertraut mit dem Alltagsverhalten der Spieler und der Charakterisierung pathologischer Spieler. Auf‐ 

grund der täglichen therapeutischen Praxis sieht er pCS als höchst problematisch an – für die Spieler und 

aus volkswirtschaftlicher Sicht. 

61

te Wildt setzt seinen Schwerpunkt auf die Definition von Sucht. Er spricht sich dezidiert für eine (neue) 

Klassifizierung als Verhaltenssucht aus. Er plädiert für strikte Maßnahmen wie eine Altersbeschränkung 

ab 18 für „süchtigmachende“ Spiele. Er fordert die Schaffung alternativer Freizeitangebote für Jungen, 

vorzugsweise im Rahmen von Ganztagsschulen: Kinder und Jugendliche müssten die reale physische 

Welt erleben, um ihre Entwicklungsaufgaben zu erfüllen. 

Dr. te Wildt und Prof. Dr. Pfeiffer planen gemeinsame Forschungsprojekte zum Thema Computerspiel‐ 

sucht. 


te Wildt, B.T., J.E. Schlimme (2008). Suizidforen im Internet als Entscheidungshilfe. Suizidprophylaxe 

2008, 35, 137‐144. 

te Wildt, B.T., Putzig, I., Zedler, M. & Ohlmeier, M.D. (2007). Internetabhängigkeit als ein Symptom de‐ 

pressiver Störungen. Psychiatrische Praxis, 34, 318‐322. 

te Wildt, B.T. & Emmrich, H.M. (2007). Computerspiele und Amoklauf: Die Verzweiflung hinter der Wut. 

Deutsches Ärzteblatt, 104(10), 632‐634. 

te Wildt, B.T. (2004). Psychische Wirkungen der neuen digitalen Medien. Fortschr Neurol Psychiat, 72, 

574‐585. 

te Wildt, B.T. & Schlimme, J. E. (2006). Identität und Interpersonalität im Cyberspace. Handlung Kultur 

Interpretation 2006, 15(2), 376‐397. 

te Wildt, B.T., Ohlmeier, M., Post, M. & Putzig, I. (2006). Untersuchung zur psychopathologischen und 

klinischen Bedeutung des Phänomens der Internet‐ und Computerspielabhängigkeit. Nervenarzt 

2006, 11(2). 


Beard, K.W. & Wolf, E.M. (2001). Modification in the Proposed Diagnostic Criteria for Internet Addiction. 

Cyber Psychology & Behavior, 4(3), 377‐383. 

Hahn, A. & Jerusalem, M. (2001). Internetsucht: Validierung eines Instruments und explorative Hinweise 

auf personale Bedingungen. In Theobald, A., Dreyer, M. & Starsetzki, T. (Hrsg.). Handbuch zur Onli‐ 

ne‐Marktforschung. Beiträge aus Wissenschaft und Praxis. Wiesbaden: Gabler. 

Ko, C., Yen, J., Chen, C., Chen, S. & Yen, C. (2005). Proposed Diagnostic Criteria of Internet Addiction for 

Adolescents. The Journal of Nervous and Mental Disease, 193(11), 728‐733. 

Kratzer, S. (2006). Pathologische Internetnutzung – eine Pilotstudie zum Störungsbild. Lengerich: Pabst 

Verlag. 

Lehrl, S., Merz, J., Burkhard, G. & Fischer, S. (1991). Mehrfach‐Wortschatz‐ Intelligenztest. Göttingen: 

Hogrefe. 

Ratey, John. & Hagermann, E. (2009). Superfaktor Bewegung. Kirchzarten: VAK Verlag. 

62

Rehbein, F., Kleimann, M. & Mössle, T. (2009). Computerspielabhängigkeit im Kindes‐ und Jugendalter: 

Empirische Befunde zu Ursachen, Diagnostik und Komorbiditäten unter besonderer Berücksichti‐ 

gung spielimmanenter Abhängigkeitsmerkmale. KFN – Forschungsbericht 108. 

te Wildt, B.T., Putzig, I., Zedler, M. & Ohlmeier, M.D. (2007). Internetabhängigkeit als ein Symptom de‐ 

pressiver Störungen. Psychiatrische Praxis, 34, 318‐322. 

te Wildt, B.T. (2004). Psychische Wirkungen der neuen digitalen Medien. Fortschr Neurol Psychiat, 72, 

574‐585. 

Young, K.S. (1999). Internet Addiction: Symptoms, Evaluation, and Treatment. Innovations in Clinical 

Practice, 17. 

63

Prof. Dr. med. Rainer Thomasius 


Prof. Dr. med. Rainer Thomasius ist ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes‐ 

und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg‐Eppendorf. Zusätzlich leitet er den Bereich 

Suchtstörung, Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes‐ und Jugendalters und sowie die Drogenambu‐ 

lanz für Jugendliche und junge Erwachsene und die Jugendsuchtstation am Universitätsklinikum Ham‐ 

burg‐Eppendorf. 

Rainer Thomasius absolvierte sein Studium der Medizin in Hamburg. 1994 habilitierte er zum Thema 

Familiendiagnostik bei drogenabhängigen Adoleszenten. 


Zu seinen fachlichen Schwerpunkten zählen der Substanzmissbrauch im Kindes‐, Jugend‐ und jungen 

Erwachsenenalter, nicht stoffgebundene Suchtformen im Kindes‐, Jugend und jungen Erwachsenenalter 

und Komorbiditätsforschung. In seinen Publikationen spiegelt sich vor allem Prof. Thomasius‘ Expertise 

im Bereich der stoffgebundenen Süchte bei Jugendlichen und Therapieansätze wider. 

Sein Forschungsfeld hat er in jüngerer Zeit um Internet‐ und Computersucht erweitert. Drei der 31 For‐ 

schungsvorhaben, die momentan am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes‐ und Jugendalters 

durchgeführt werden, beschäftigten sich mit dem Thema „Computersucht – pathologischer Internetge‐ 

brauch“. 


Studien 19 



Prof. Thomasius ist ausgewiesener Experte für substanzgebundene Süchte im Kindes‐ und Jugendalter. 

Mit dieser Thematik beschäftigt er sich seit Jahren, sowohl in wissenschaftlicher Hinsicht als auch in der 

täglichen therapeutischen Praxis. Sein Fachgebiet erweitert er seit einigen Jahren auf nicht‐ 

substanzgebundene Süchte, hier liegt seine Expertise im Bereich der exzessiv‐pathologischen Internet‐ 

nutzung. Dazu leitet er mit einem Kollegen das Projekt „Beratungs‐ und Behandlungsangebote zum pa‐ 

thologischen Internetgebrauch in Deutschland“, das von 2008 bis 2010 im Auftrag des Bundesministeri‐ 

ums für Gesundheit läuft. Gemeinsam mit vier weiteren Kollegen hat er in diesem Rahmen eine Über‐ 

sicht zum Forschungsstand zum pathologischen Internetgebrauch verfasst. 

64

Im speziellen Bereich Computerspielsucht hat Prof. Thomasius bislang keine eigene Forschungserfah‐ 

rung. Er präsentiert sich jedoch als interdisziplinär arbeitender Experte mit einem sehr guten Einblick in 

das Thema. 

Als Facharzt für Psychiatrie zitiert er insbesondere Literatur aus psychiatrischen Zeitschriften. Seine Lite‐ 

raturliste enthält jedoch auch Arbeiten aus kommunikationswissenschaftlichen Journals. Zudem beweist 

seine Präsentation, dass er sich mit dem Medium Computerspiele und seinen Spezifika eingehend be‐ 

schäftigt hat. Viele seiner Aussagen betreffen die Problematik der Definition pathologischen Computer‐ 

spielverhaltens, zu Komorbiditäten und Symptomen. Ergänzend dazu äußert er sich allerdings auch um‐ 

fassend zu den Spielen an sich. 

Prof. Thomasius problematisiert suchtartigen Mediengebrauch und geht dabei differenziert vor. Gegen‐ 

über repressiven Maßnahmen ist er skeptisch, eine Altersgrenze beispielsweise hält er für einen zu gro‐ 

ßen Eingriff bei zu unklarer Datenlage. Prof. Thomasius setzt eher auf „weiche“ Maßnahmen wie Aufklä‐ 

rung (verschiedener Gruppen) und medienpädagogische Begleitung. 


Thomasius, R., Schulte‐Markwort, M., Küstner, U. J. & Riedesser, P. (Hrsg.) (2009). Suchtstörungen im 

Kindes‐ und Jugendalter. Das Handbuch: Grundlagen und Praxis. Stuttgart: Schattauer. 

Thomasius, R. & Petersen, K. U. (2008). Aktuelle Ergebnisse der Cannabisforschung: Verbreitung des 

Konsums ‐ Wirkstoffgehalte ‐ Gesundheitsrisiken. Konturen: Fachzeitschrift zu Sucht und sozialen 

Fragen, 29(3), 32‐35. 

Thomasius, R. & Stolle, M. (2008). Der Konsum von psychoaktiven Substanzen bei Kindern und Jugendli‐ 

chen. Die spezifischen Behandlungsanforderungen. Konturen, 3, 18‐22. 

Thomasius, R. & Petersen, K. U. (2006). Cannabismissbrauch neuropsychiatrisch beleuchtet. Alleingelas‐ 

sen in früher Jugend. NeuroTransmitter, 7‐8, 46‐60. 

Thomasius, R., Gouzoukis‐Mayfrank, E. & Scherbaum, N. (2006). Drogenabhängigkeit (ICD‐10 F1). In 

Voderholzer, U., Hohagen, F. (Hrsg.), Therapie psychischer Erkrankungen. State of the Art (S. 35‐ 

47). München: Elsevier. 

Thomasius, R., Zapletalova, P., Petersen, K., Buchert, R., Andresen, B., Wartberg, L., Nebeling, B. & 

Schmoldt, A. (2006). Mood, cognition and serotonin transporter availability in current and former 

ecstasy (MDMA) users: the longitudinal perspective. Journal of Psychopharmacology, 20(2), 211‐ 

225. 

Thomasius, R. (2005). Störungen durch psychotrope Substanzen. In Schlottke, P. F., Silbereisen, R. K., 

Schneider, S. & Lauth, G. (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie, Serie II: Klinische Psychologie, Bd. 

5: Störungen im Kindes‐ und Jugendalter (S. 945‐1010). Göttingen: Hogrefe. 

Thomasius, R. & Küstner, U. J. (Hrsg.) (2005). Familie und Sucht. Grundlagen ‐ Therapiepraxis ‐ Präventi‐ 

on. Stuttgart: Schattauer. 

65


Campbell, A. et al. (2006). Internet use by the socially fearful: addiction or therapy? CyberPsychology & 

Behavior, 9(1), 69‐81. 

Cao et al. (2007). The relationship between impulsivity and Internet addiction in a sample of Chinese 

adolescents. European Psychiatry, 22(7), 466‐471. 

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tures. Child: Care, Health & Development, 33(3), 275‐281. 

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Petersen, K.U. Weymann, N. Schelb, Y. Thiel, R. & Thomasius, R. (2009). Pathologischer Internetgebrauch 

– Epidemiologie, Diagnostik, komorbide Störungen und Behandlungsansätze. Fortschr Neurol 

Psychiat, 77, 263‐271. 

Petersen, K. U., Weymann, N., Schelb, Y., Thiel, R. & Thomasius, R. (2009). Computersucht – pathologi‐ 

scher Internetgebrauch. Zwischenbericht an das Bundesministerium für Gesundheit zum Projekt 

„Beratungs‐ und Behandlungsangebote zum pathologischen Internetgebrauch in Deutschland“. 

Zugriff am 22.07.2009 unter http://www.sucht‐waldshut.de/PDF‐ 

Dateien/Zwischenbericht%20Onlinesucht%202009.pdf 

Kratzer, S. & Hegerl, U. (2007). Ist „Internetsucht“ eine eigenständige Erkrankung? Eine Untersuchung 

von Menschen mit exzessiver Internetnutzung. Psychiatrische Praxis, 34, 1‐5. 

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Young, K.S. & Rogers, R.C. (1998). The relationship between depression and Internet addiction. 

CyberPsychology & Behavior, 1(1), 25‐28. 

67

Teil 3: Kurzfassung 

Definition Sucht/Computerspielsucht: Konsens und Dissens 

Leitfrage: Was ist Sucht/Abhängigkeit, insbesondere im Bereich der Medien? 

Konsens 

Die Experten stimmen darin überein, dass die Begrifflichkeiten Computerspielsucht, ‐abhängigkeit und 

pathologisches oder extremes Spielen noch nicht eindeutig festgelegt sind und somit in der Diskussion 

für Unschärfe sorgen. Einzig „exzessives Spielen“ beziehen alle auf die rein zeitliche Nutzungsdauer. 

Dissens 

Die Experten kommen nicht zu einem einheitlichen Urteil darüber, ob und inwiefern pCS als eigenständi‐ 

ges Krankheitsbild als „Verhaltenssucht“ in die internationalen Diagnostikhandbücher ICD und DMS auf‐ 

genommen werden sollte. te Wildt und Pfeiffer bezeichnen es als vergleichbar zum Substanzmissbrauch 

und somit echtes Suchtphänomen. Sie erhoffen sich von einer Klassifizierung darüber hinaus eine besse‐ 

re Finanzierung von Forschung und Therapieangeboten. 

Alle anderen Experten beziehen dazu nicht eindeutig Stellung, sondern greifen nur Teilaspekte auf (zum 

Beispiel bezeichnet Klimmt die Folgen von pCS als weit weniger übergreifend als beispielsweise Alkohol‐ 

missbrauch). Thomasius und Mathiak sind einer Klassifizierung gegenüber eher negativ eingestellt, sehen 

aber auch Parallelen zu substanzbezogenen Süchten. 

Weiterhin wird die Rolle der Gesellschaft unterschiedlich definiert: Während Quandt und Bolay darauf 

hinweisen, dass der gesellschaftlichen Diskurs über pathologisches Computerspielen das Problem teil‐ 

weise mitkonstruiert (und somit auch als Ursache wirkt), stellen te Wildt und Pfeiffer eher den Schaden 

und somit die Folgen von pCS für die Gesellschaft in den Vordergrund der Diskussion. 

Diagnosekriterien pathologischer Computerspielnutzung: Konsens und Dissens 

Leitfrage: Bei welcher quantitativen und qualitativen Ausprägung kann man von exzessiver Nutzung, 

Abhängigkeit und Sucht sprechen? 

Konsens 


kann. Klimmt und Mathiak merken an, dass eine Definition über die negativen Folgeerscheinungen gene‐ 

riert werden sollte, die mit intensiven Computerspielen verbunden ist. 

Zur Erforschung bieten sich nach Meinung der Experten qualitative Kriterien oder eine Integration von 

quantitativen und qualitativen Kriterien an. Über drei dieser qualitativen Kriterien herrscht Einigkeit: 

68

Kontrollverlust, Toleranzentwicklung und Entzugserscheinungen. Konsens herrscht darüber, dass zur 

Identifizierung von pathologischen Nutzern Schwellenwerte festgelegt werden müssen. 

Dissens 

Die herangezogenen bzw. vorgeschlagenen Skalen zur Messung von pCS unterscheiden sich in einigen 

Punkten, wobei sich die Kernkriterien ähneln. Beispielsweise enthalten nicht alle Skalen das Kriterium, 

dass weitere psychische Störungen/Erkrankungen vorliegen müssen. 

Die Prävalenzraten für exzessives Spielen werden von zwei Experten als unterschiedlich hoch angegeben: 

Quandt schätzt aufgrund vorliegender Studien die Zahl auf ca. 3 bis 10 % der Spieler, Pfeiffers Messan‐ 

satz dagegen führt in der KFN‐Studie zu einer Prävalenzrate von 4,3 Prozent der Mädchen und 15,8 Pro‐ 

zent der Jungen. 

Die Experten bewerten Gefährdung und Abhängigkeit von Nutzern unterschiedlich: Pfeiffer berichtet aus 

den KFN‐Studien, dass 3 % der Jungen als computerspielabhängig und 4,7 % als gefährdet einzustufen 

sind (Mädchen sind seiner Aussage nach zu 0,5 % gefährdet, und 0,3 % seien abhängig). te Wildt beziffert 

die Gesamtgruppe der gefährdeten und abhängigen Nutzer auf 5 %. Klimmt geht von einer niedrigeren 

Quote aus und bezieht sich auf eine Studie, die „ein bis zwei Prozent“ der Spieler als behandlungsbedürf‐ 

tig ausmacht. Bolay macht keine Aussagen zur Zahl gefährdeter und abhängiger Spieler und sieht keinen 

empirischen Beleg für die Annahme, dass Computerspiele im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten 

häufiger zu Sucht und Abhängigkeit führen. Thomasius macht nur Angaben zu seinen eigenen Patienten 

und beziffert 250 bis 300 Personen, die innerhalb der letzten drei Jahre behandelt wurden. 

Symptome pathologischer Computerspielnutzung und Eigenschaften der Spieler: Konsens und 

Dissens 

Leitfrage: Wie äußern sich exzessive Nutzung, Abhängigkeit oder Sucht im Alltagsverhalten der Betrof‐ 

fenen, und was sind die Parameter, die auf einen problematischen Umgang mit Computerspielen hin‐ 

weisen? 

Konsens 

Extremnutzung tritt in allen Altersklassen gleichermaßen auf, betroffen sind jedoch vor allem die zwi‐ 

schen 16‐ und 35‐Jährigen. Die pathologische Nutzung scheint ein eher männliches Problem zu sein. Bei 

weiblichen Patienten sei häufiger der pathologische Internetgebrauch der Grund für eine Abhängigkeit. 

Es lassen sich bestimmte Eigenschaften der Spieler hinsichtlich ihrer Persönlichkeit festmachen: Klimmt 

und Thomasius nennen Langeweile, Einsamkeit oder soziale Isolation. te Wildt und Thomasius gehen 

davon aus, dass Spieler vor ihren Problemen ausweichen wollen. Außerdem sieht te Wildt das Motiv, 

dass eine Erleichterung von dysphorischen Stimmungen wie Hilflosigkeit, Schuld, Angst oder Depression 

gesucht wird. Die Experten stimmen überein, dass Computerspielen die Funktion von Flucht vor dem 

und/oder Abwechslung zum Alltag einnehmen kann. Probleme mit sozialen Kontakten können als Ursa‐ 

69

che und/oder Folge von pCS gesehen werden. Nach Thomasius ist lediglich die empirische Evidenz zum 

Zusammenhang mit der Depression eindeutig belegt. 

Depressionen und soziale Angst werden als Komorbiditäten am häufigsten genannt. Pathologische Com‐ 

puterspieler vernachlässigen ihre Verpflichtungen in der Schule, in der Ausbildung und im Beruf bis hin 

zu Arbeitslosigkeit und existenzieller Verarmung. 

Dissens 

te Wildt stellt fest, dass sich bei ihm vermehrt Personen mit einem mindestens durchschnittlichen Intelli‐ 

genzniveau vorgestellt haben. Er hält dies jedoch für ein Artefakt, da diese Personen häufiger Therapien 

aufsuchen. Klimmt geht davon aus, dass Computerspielsucht gehäuft in bildungsfernen Schichten exis‐ 

tiert, da in diesen ein höheres Eskapismusbedürfnis herrscht. Pfeiffer widerspricht dieser Einschätzung. 

Er sieht in pCS kein Unterschichtenphänomen und stellte Abhängigkeit gerade bei Personen mit höherer 

Bildung fest. 

Pfeiffer äußert als einziger, dass es eben nicht die psychisch Kranken sind, sondern ganz normale Jugend‐ 

liche in der Pubertätskrise, die pathologisches Spielverhalten entwickeln. Alle anderen, die sich zum 

Thema Komorbiditäten äußern, sehen starke Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen und 

einem pathologischen Computerspielverhalten. 

Ursachen des pathologischen Computerspielens: Konsens und Dissens 

Leitfrage: Welche Abhängigkeit oder suchtauslösende Momente sind in Computerspielen identifizier‐ 

bar, und ist der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit bzw. Sucht und einzelnen Spielen nachweis‐ 

bar? 

Konsens 

Verhaltensstörungen und ‐abhängigkeiten sind nach Meinung der Experten nur durch ein komplexes, 

multikausales und dynamisches Beziehungsgeflecht erklärbar, das Persönlichkeit und Veranlagungen der 

Person, ihr soziales Umfeld und die Sozialisation und die besonderen Eigenschaften des Mediums Com‐ 

puterspiele beinhaltet. 

Die Experten teilen die Meinung, dass der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit/Sucht und einzelnen 

Spielen nicht ausreichend nachgewiesen werden kann. Jedoch gibt es spielinhärente Faktoren, die ein 

Abhängigkeitsverhalten fördern. Insbesondere die persistente Spielwelt und das soziale Miteinander in 

online gespielten Spielen bieten diese Faktoren. Die Entstehung eines sozialen Raums in Online‐Spielen 

geht mit sozialen Verpflichtungen und Zwängen einher, die wiederum häufiges und langes Spielen be‐ 

günstigen bzw. erfordern. Dieses Pflichtgefühlt, die anderen „nicht hängen zu lassen“ kann der aus‐ 

schlaggebende Grund sein, weiterzuspielen. Das Spiel „World of Warcraft“ vereint diese Faktoren und 

wird daher von allen Experten als problematisch im Kontext von pathologischem Spielverhalten genannt. 

Pfeiffer und Quandt belegen, dass ihre bisherigen Erkenntnisse das Suchtpotential dieses Spiels bestäti‐ 

gen. 

70

Dissens 

Hasebrink weist darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Abhängigkeit/Sucht und einzelnen Spielen 

nicht nachweisbar ist, jedoch fordert Quandt eine stärkere Differenzierung der Spiele, da seiner Meinung 

nach davon auszugehen sei, dass unterschiedliche Spiele auch unterschiedlich genutzt werden und da‐ 

durch mehr oder weniger Abhängigkeitspotential entfalten können. 

Während te Wildt, Mathiak und Pfeiffer ein inhärentes Abhängigkeitspotential bei First‐Person‐Shooters 

sehen, sieht Quandt aufgrund kürzerer Nutzungszeiten eine eher nachgeordnete Rolle dieser Spiele. 

Hasebrink, Mathiak, te Wildt und Quandt sehen Rollenspiele als führend im Onlinebereich und betrach‐ 

ten diese besonders in Hinsicht auf exzessives Spielen, während Klimmt darauf hinweist, dass aus der 

derzeitigen Befundlage eine Überdramatisierung zu erkennen sei. Anzumerken ist allerdings, dass sich 

Klimmt damit vor allem auf die Berichterstattung bezieht. Auch er spricht Online‐Spielen, die sehr häufig 

Rollenspiele sind, ein höheres Abhängigkeitspotential zu. Thomasius bestätigt, dass keine wissenschaftli‐ 

che Evidenz vorliegt, dass alle Online‐Rollenspiele als suchterzeugend anzusehen sind. 

Für das Spiel „World of Warcraft“ herrscht Uneinigkeit darüber, ob es einem Glücksspiel ähnelt. Wäh‐ 

rend Pfeiffer diesen Punkt bestätigt, sieht Quandt deutliche (Anreiz‐)Unterschiede der beiden Spielarten 

(Glücksfaktor, Spannung vs. Soziale Komponenten). 

Maßnahmen: Konsens und Dissens 

Leitfrage: Was sollte zukünftig erfolgen, um ggf. exzessiven Gebrauch, Abhängigkeit und Sucht im Kon‐ 

text der Nutzung von Computerspielen zu verhindern? Was sind aus Ihrer Sicht geeignete rechtliche, 

medienpädagogische, politische Instrumente? 

Konsens: 

Alle Experten befürworten medienpädagogische Instrumente sowie die Förderung von Medienkompe‐ 

tenz. Dabei sollen neben den Spielern auch die Schulen und Eltern eingebunden werden. Insgesamt soll‐ 

te mehr Aufklärung und Information stattfinden. Konsens ist die Forderung nach mehr Forschung, bei‐ 

spielsweise Längsschnittstudien. 

Niemand spricht sich für ein generelles Verbot von Computerspielen aus. 

Die Experten sind sich einig, dass multiple Zielgruppen angesprochen werden sollen: Schulen, Eltern, 

Spieler, Spielehersteller, Lehrer etc. Als wichtiger Adressat gelten die Anbieter von Computerspielen: Sie 

müssen besser über die Problematik informiert werden und zu präventiven Maßnahmen ermuntert wer‐ 

den. Darüber hinaus sollen sie in die Pflicht genommen werden, ihren Beitrag zur Prävention von pCS zu 

leisten. 

Auch die Spieler selbst werden als relevante Adressaten genannt: Sie sollen in den Diskurs einbezogen 

werden statt „über sie“ zu sprechen. In diesem Zusammenhang bieten sich auch Mitspieler, also Mitglie‐ 

der der virtuellen (und/oder realen) Peergroup an. 

71

Dissens: 

Dissens herrscht vor allem über die Maßnahme der Altersbeschränkung: Pfeiffer, te Wildt und Mathiak 

sprechen sich dafür aus; Klimmt, Thomasius und Quandt dagegen. 

Darüber hinaus sind die Experten nicht einer Meinung, wie viel Transparenz über die Eigenschaften der 

Spiele konstruktiv ist. Während Hasebrink die Spielinhalte möglichst transparent kommunizieren möch‐ 

te, sprechen sich Klimmt und Thomasius explizit dagegen aus. Sie befürchten, dass das Attribut 

„süchtigmachend“ als Werbeargument dient. Hasebrink stimmt den Bedenken zwar zu, würde aber den‐ 

noch Dinge wie „erfordert lange Spielzeiten“ kommunizieren. 

Bezüglich der Maßnahmen aufseiten der Spielehersteller herrscht Dissens: Während Klimmt und Quandt 

eher dafür plädieren, mit ihnen zu kooperieren, um mit ihnen gemeinsam gegen das Problem vorzuge‐ 

hen, schlagen Pfeiffer und Mathiak eine Besteuerung (im Sinne einer Abgabe) der Spiele vor, um die 

Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems finanzieren zu können. 

Wie oben beschrieben, herrscht Konsens darüber, dass viele verschiedene Zielgruppen angesprochen 

werden sollten. Der Fokus auf bestimmte Zielgruppen unterscheidet sich allerdings zwischen den Exper‐ 

ten: Während Klimmt und Hasebrink eher die Spieler selbst ansprechen würden, sehen te Wildt und 

Pfeiffer Lehrer, Schulen und Kindergärten als relevante Ansprechpartner. 

Fazit und Empfehlungen 

Bezüglich der Experten und ihrer Argumentation lässt sich eine gemeinsame Linie der drei Kommunikati‐ 

onswissenschaftler Hasebrink, Klimmt und Quandt ausmachen: Alle drei verstehen Computerspiele als 

neue Kulturtechnik, die möglicherweise auf anderen Mechanismen, beispielsweise anderen Motivations‐ 

und Gratifikationsprozessen beruht. Diese Prozesse und Eigenschaften von Computerspielen sollten zu‐ 

nächst einmal analysiert und verstanden werden, statt sich nur auf die negativen Seiten des neuen Me‐ 

diums zu konzentrieren. Diese Sichtweise resultiert dann auch folgerichtig im Fokus auf kommunikative 

Maßnahmen, in die die Spieler selbst integriert werden. Diese Ansicht teilt Bolay. 

Unter den Medizinern Mathiak, te Wildt und Thomasius ist keine so klare gemeinsame Argumentations‐ 

linie auszumachen. Alle drei diskutieren zwar ausführlich die Frage, inwiefern pCS als eigenständiges 

Krankheitsbild gilt und klassifiziert werden sollte, kommen allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen. 

Generell zeugen die Aussagen der Experten davon, dass eine eindeutige Einordnung des Phänomens zu 

diesem Zeitpunkt nicht möglich ist. Ambivalenzen sind sowohl zwischen den Experten als auch innerhalb 

eines Beitrags zu finden. Dieses lässt sich vor allem auf zwei Gründe zurückführen: 

3. Die Datenlage ist nicht ausreichend. Beispielsweise lassen bisherige Studien keine gültigen Aus‐ 

sagen zu Prävalenzen und Komorbiditäten zu. Dies ist Konsens unter den Experten. 

4. Zum anderen ähneln Computerspiele anderen Freizeitbeschäftigungen oder Genussmitteln: In 

Maßen genossen haben sie oft positive Seiten für den Nutzer, sorgen für Spaß, Unterhaltung, so‐ 

72

ziale Beziehungen oder auch positive Lerneffekte. Wird die Nutzung dagegen übertrieben, über‐ 

wiegen schnell die negativen Konsequenzen. 

Deshalb zeigen sich die Experten bezüglich repressiver Maßnahmen sehr zurückhaltend: Ein Verbot wird 

von keinem Experten vorgeschlagen, eine Altersbeschränkung für „süchtigmachende“ Spiele von drei der 

Experten (Pfeiffer, te Wildt, Mathiak). Andere Experten lehnen eine solche Begrenzung bei derzeitiger 

Datenlage ab, nicht zuletzt mit dem Argument, dass ein solch massiver Eingriff in die Freiheit der Bürger 

mit mehr empirischer Evidenz untermauert sein müsse (Quandt, Klimmt, Thomasius). 

Einige Maßnahmen, über deren Sinnhaftigkeit Konsens herrscht, lassen sich jedoch aus den Diskussionen 

der Experten ableiten. Diese können somit als Empfehlungen gelten: 

• Kommunikative Maßnahmen: 

o Aufklärung 

o Information 

o „offenen“ Diskurs führen, keine Kriminalisierung 

o Austausch und Kooperation mit Spieleherstellern 

• Einbezug multipler Zielgruppen: 

o Spieler 

o Eltern 

o Lehrer und Schulen 

o Spielehersteller 

• Finanzierung von mehr Forschung 

• Bildungsbereich: Medienpädagogik/alternative Freizeitangebote 

Es ist offensichtlich, dass weiche und vor allem kommunikative Maßnahmen repressiven vorgezogen 

werden. Dies liegt neben der unzureichenden Datenlage und Widersprüchlichkeit der Ergebnisse auch 

daran, dass sie weniger stark in die Freiheit der Bürger eingreifen und mehr Effizienz versprechen. 

73

Prof. Bolay: Bewertung der Expertise und Argumentation 

Prof. Bolay ist Experte für Musiktherapie. Im Bereich Computerspiele und Computerspielsucht weist er 

bislang wenig Forschungserfahrung und Publikationen auf. Seit 2008 leitet er allerdings einen For‐ 

schungsverbund, der altersspezifische Bewertungskategorien zur Wirkung von Computerspielen entwi‐ 

ckelt. In diesem Projekt geht es um die Wirkung von Computerspielen auf Stress‐, Aggressions‐ und Kon‐ 

zentrationsprozesse. Diese werden neurophysiologisch und psychologisch untersucht. 

(http://www.dzm.fh‐heidelberg.de/v2/downloads/03_forschung/projekte/Zwischenbericht%20USK.pdf) 

Prof. Bolay referierte gemeinsam mit zwei Mitarbeitern aus diesem Forschungsverbund: Frau Prof. 

Argstatter und Herrn Dr. Krick. Die Präsentation stützte sich vor allem auf neurophysiologische Befunde 

zu Veränderungen im Gehirn durch Computerspielen. 

Die Argumentation der drei Experten bezieht sich stark auf den gesellschaftlichen Diskurs über Compu‐ 

terspiele. Sie plädieren dabei für eine Entemotionalisierung und Entkriminalisierung von Spielen und 

Spielern. Als Maßnahmen setzen sie auf Dialoge zwischen allen Beteiligten, Aufklärung der Eltern und 

allen nicht‐spielenden Erwachsenen. 

Die verwendete Literatur ist fast ausschließlich neurophysiologisch verankert. Kommunikationswissen‐ 

schaftliche Literatur wurde nicht herangezogen. Die präsentierten Ergebnisse einer eigenen Studie be‐ 

ziehen sich auf neurophysiologische Veränderungen im Zusammenhang mit Computerspielen und be‐ 

treffen nicht speziell Abhängigkeit/exzessives Spielen. 

Prof. Hasebrink: Bewertung der Expertise und Argumentation 

Hasebrink hat keine empirische Forschung zu exzessiver Computernutzung betrieben, verfügt jedoch 

über ausgeprägte Kenntnisse und Forschungserfahrung zu Kinder und Jugendlichen im Zusammenhang 

mit Mediennutzung. In seiner schriftlichen Ausarbeitung beruft sich Hasebrink auf aktuelle (For‐ 

schungs‐)Literatur, ohne allerdings einzelne Studien zu benennen. Da er außerdem keine Präsentation 

eingesetzt hat (die weitere Literaturangaben hätte enthalten können), ist die Liste seiner verwendeten 

Literatur sehr kurz. Seine Argumentation – vor allem zu Definition und Messung von pCS und zu spielim‐ 

manenten Faktoren – sprechen für eine beachtliche Expertise auf diesem Gebiet. 

Hasebrink setzt besonders auf den Einbezug der Spielenden selbst und einen gemeinsamen Diskurs mit 

allen Beteiligten, der auch die positiven Seiten des Spielens inkludiert. Als mögliche regulatorische Maß‐ 

nahme plädiert er für größtmögliche Transparenz, also eine klare Offenlegung der Spielmerkmale. 

Prof. Klimmt: Bewertung der Expertise und Argumentation 

Prof. Klimmt zeigt große Fachkenntnis, sowohl, was das Medium Computerspiele und spielimmanente 

Merkmale anbelangt, als auch, was die psychologisch‐psychiatrische Seite stoffungebundener Abhängig‐ 

keiten betrifft. Er stützt sich auf sehr viele Forschungsarbeiten und theoretische Beiträge zum Thema. 

Die von ihm angeführten Publikationen stammen besonders aus den Disziplinen Kommunikationswissen‐ 

74

schaft und Medienpsychologie, wobei er auch einige Beiträge aus psychiatrischen und neurowissen‐ 

schaftlichen Zeitschriften aufführt. 

Klimmt banalisiert pathologisches Computerspielen ebenso wenig wie er Computerspiele an sich negativ 

bewertet. Er betont die positiven Seiten und Wirkungen von Computerspielen und sieht deshalb in Be‐ 

schränkungen oder Verboten keine adäquate Lösung. Er problematisiert allerdings exzessiven Medien‐ 

gebrauch – auch wenn es nur wenige Prozent der Spieler betrifft. Er schlägt dazu überaus pragmatische 

Maßnahmen vor. Diese beziehen sich einerseits auf die Spiele selbst, wie beispielsweise eine automati‐ 

sche Ermüdung des Avatars, und plädiert dafür für eine Kooperation mit der Industrie. Um dies zu errei‐ 

chen, sei eine Aufklärung der Spieleindustrie vor allem auf Grundlage wissenschaftlicher Forschungser‐ 

gebnisse erforderlich, argumentiert Klimmt. 

Prof. Mathiak: Bewertung der Expertise und Argumentation 

Prof. Mathiak ist Naturwissenschaftler und Mediziner, der sich seit seiner Promotion vor allem mit neu‐ 

robiologischen Methoden und Verfahren beschäftigt hat. Diese setzt er ein, um die neurobiologischen 

Korrelate verschiedener Störungen und Verhaltensweisen zu untersuchen; eine davon ist gewalthaltiges 

Computerspielen. 

Mathiak zitiert einige neurobiologische Forschungsarbeiten sowie eine psychologische (Young, 2007) und 

eine kommunikationswissenschaftliche Arbeit (Weber et al., 2009). Seine Aussagen orientieren sich sehr 

stark an der Evidenzlage und sind nicht spekulativ. 

Als Neurobiologe bezieht sich der Beitrag von Mathiak vor allem auf die Analyse von neurowissenschaft‐ 

lichen Befunden bei der Nutzung moderner Medien im Vergleich zu substanzgebundenen Abhängigkei‐ 

ten und Süchten oder dem pathologischen Glücksspielen. Im Vergleich zu substanzbezogenen Süchten 

kommt er zu dem Schluss, dass exzessives Computerspielen auf anderen Mechanismen zu beruhen 

scheint. Er plädiert dafür, pCS nicht als Verhaltenssucht zu klassifizieren, da aus neurobiologischer Sicht 

bislang nicht genügend Ergebnisse vorliegen, die eine eindeutige Kategorisierung zulassen. Selbst neuro‐ 

biologisch begründete Analogieschlüsse zu substanzbezogenen Süchten reichten nicht aus, um die Exis‐ 

tenz einer Spielsucht zu beweisen. Wie beim Alkoholismus müsste der Suchtcharakter durch langjährige 

soziale Diskussionsprozesse entschieden werden. 

Als Maßnahme plädiert Mathiak für eine Besteuerung von Spielen ähnlich derer anderer Suchtmittel, um 

das Problem wenigstens fiskalisch aufzufangen, und fordert weitere Forschung. 

Prof. Pfeiffer: Bewertung der Expertise und Argumentation 

Prof. Pfeiffers Arbeitsschwerpunkt sind Jugendgewalt, Gewalt an Schulen, Schulversagen und die Zu‐ 

sammenhänge dieser Probleme mit exzessivem Medienkonsum. Mit dieser speziellen Expertise ist er 

häufig gefragter Fachmann in und für die Medien. Dort tritt Pfeiffer meist mahnend auf und plädiert für 

eine Beschränkung des Medienkonsums bei Jugendlichen. 

75

Pfeiffers Ausführungen basieren weitgehend auf der oben genannten Studie des KFN zum Thema Com‐ 

puterspielsucht. Andere Studien und Literatur zu dem Thema werden nicht einbezogen. 

Prof. Pfeiffer problematisiert exzessive und pathologische Spielnutzung sehr stark und plädiert für eher 

repressive Maßnahmen. So ist er für eine Altersbeschränkung „süchtigmachender“ Spiele ab 18 Jahre 

und würde das Spiel „World of Warcraft“ in diese Kategorie sortieren. Etwas seltener als die anderen 

Experten nennt er medienpädagogische Maßnahmen. Dafür setzt er auf allgemeinpädagogische Maß‐ 

nahmen wie die Schaffung alternativer Freizeitangebote. Prof. Pfeiffer schlägt eine Abgabe für 

Spielehersteller vor, mit der Aufklärungskampagnen finanziert werden sollen. Er betont, dass – im Ge‐ 

gensatz zu anderen problematischen Phänomenen – von der Computerspielsucht vor allem höher gebil‐ 

dete Kinder und Jugendliche betroffen seien. 

Pfeiffer und te Wildt ähneln sich in ihrer Argumentation, da sie wissenschaftlich auf dem Gebiet exzessi‐ 

ven Mediengebrauchs kooperieren. 

Prof. Quandt: Bewertung der Expertise und Argumentation 

Prof. Quandt ist Experte für (Online‐)Computerspiele und das Spielerleben ihrer Nutzer. Als Kommunika‐ 

tionswissenschaftler bezieht er sich vornehmlich auf die Besonderheiten von (süchtigmachenden) Spie‐ 

len und auf die Spielmotivation. Dabei fokussiert er besonders den sozialen Aspekt bei MMORPGs: Er 

verweist darauf, dass gerade das soziale Miteinander einen großen Reiz dieser Spiele ausmacht und des‐ 

halb pathologisches Computerspielen auch nicht mit pathologischer Glücksspielsucht zu vergleichen ist. 

Zur psychiatrischen und psychologischen Sicht äußert sich Quandt nicht. Er zitiert überwiegend aus eige‐ 

nen Studien. 

Quandt resümiert wie sein Fachkollege Klimmt, es wäre falsch, Computerspiele per se negativ zu brand‐ 

marken, und betont die positiven Seiten des Spielens (wie beispielsweise Entspannung, Spaß und Kon‐ 

takt zu anderen Spielern). Er thematisiert wie Bolay die Frage, wie sehr das Konstrukt einer Computer‐ 

spielabhängigkeit gesellschaftlich (mit‐)konstruiert ist, und zieht zum Vergleich die (hohen) Zahlen der 

Fernsehnutzung heran. 

Quandt stützt sich auf medienpädagogische Maßnahmen und plädiert für Selbstverpflichtung und 

Selbstkontrolle der Spielehersteller. Die wissenschaftlichen Ergebnisse rechtfertigen aus seiner Sicht 

noch keinen Eingriff in die Freiheit der Bürger. Er fordert repräsentative Bevölkerungsstudien zum The‐ 

ma, initiiert von politischer Seite. 

Dr. te Wildt: Bewertung der Expertise und Argumentation 

Dr. te Wildts Expertise ist im Zentrum des relevanten Forschungsbereichs. Wie Thomasius zitiert er als 

Facharzt für Psychiatrie vor allem Literatur aus psychiatrischen Zeitschriften. Auf kommunikationswis‐ 

senschaftliche Literatur stützt er sich nicht. 

te Wildt hat Erfahrung mit pathologischen Computerspielnutzern als Forscher und als Therapeut. Er ist 

vertraut mit dem Alltagsverhalten der Spieler und der Charakterisierung pathologischer Spieler. Auf‐ 

76

grund der täglichen therapeutischen Praxis sieht er pCS als höchst problematisch an – für die Spieler und 

aus volkswirtschaftlicher Sicht. 

te Wildt setzt seinen Schwerpunkt auf die Definition von Sucht. Er spricht sich dezidiert für eine (neue) 

Klassifizierung als Verhaltenssucht aus. Er plädiert für strikte Maßnahmen wie eine Altersbeschränkung 

ab 18 für „süchtigmachende“ Spiele. Er fordert die Schaffung alternativer Freizeitangebote für Jungen, 

vorzugsweise im Rahmen von Ganztagsschulen: Kinder und Jugendliche müssten die reale physische 

Welt erleben, um ihre Entwicklungsaufgaben zu erfüllen. 

Dr. te Wildt und Prof. Dr. Pfeiffer planen gemeinsame Forschungsprojekte zum Thema Computerspiel‐ 

sucht. 

Prof. Thomasius: Bewertung der Expertise und Argumentation 

Prof. Thomasius ist ausgewiesener Experte für substanzgebundene Süchte im Kindes‐ und Jugendalter. 

Mit dieser Thematik beschäftigt er sich seit Jahren, sowohl in wissenschaftlicher Hinsicht als auch in der 

täglichen therapeutischen Praxis. Sein Fachgebiet erweitert er seit einigen Jahren auf nicht‐ 

substanzgebundene Süchte, hier liegt seine Expertise im Bereich der exzessiv‐pathologischen Internet‐ 

nutzung. Dazu leitet er mit einem Kollegen das Projekt „Beratungs‐ und Behandlungsangebote zum pa‐ 

thologischen Internetgebrauch in Deutschland“, das von 2008 bis 2010 im Auftrag des Bundesministeri‐ 

ums für Gesundheit läuft. Gemeinsam mit vier weiteren Kollegen hat er in diesem Rahmen eine Über‐ 

sicht zum Forschungsstand zum pathologischen Internetgebrauch verfasst. 

Im speziellen Bereich Computerspielsucht hat Prof. Thomasius bislang keine eigene Forschungserfah‐ 

rung. Er präsentiert sich jedoch als interdisziplinär arbeitender Experte mit einem sehr guten Einblick in 

das Thema. 

Als Facharzt für Psychiatrie zitiert er insbesondere Literatur aus psychiatrischen Zeitschriften. Seine Lite‐ 

raturliste enthält jedoch auch Arbeiten aus kommunikationswissenschaftlichen Journals. Zudem beweist 

seine Präsentation, dass er sich mit dem Medium Computerspiele und seinen Spezifika eingehend be‐ 

schäftigt hat. Viele seiner Aussagen betreffen die Problematik der Definition pathologischen Computer‐ 

spielverhaltens, zu Komorbiditäten und Symptomen. Ergänzend dazu äußert er sich allerdings auch um‐ 

fassend zu den Spielen an sich. 

Prof. Thomasius problematisiert suchtartigen Mediengebrauch und geht dabei differenziert vor. Gegen‐ 

über repressiven Maßnahmen ist er skeptisch, eine Altersgrenze beispielsweise hält er für einen zu gro‐ 

ßen Eingriff bei zu unklarer Datenlage. Prof. Thomasius setzt eher auf „weiche“ Maßnahmen wie Aufklä‐ 

rung (verschiedener Gruppen) und medienpädagogische Begleitung. 

77

Abhängigkeits- und Suchtpotenzial von Computerspielen

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