GRENZERFAHRUNG - Gut.Magazin - und Giroverband

Gut. GEMISCHT 23
ALS
CHANCE
Haben Sie derzeit solche Fälle in
Bremerhaven?
Brüggemann: Es kommen natürlich mehr
Unternehmen mit fi nanziellen Schwierigkeiten
zu uns als vor der Finanzkrise. Wir führen
dann intensive Gespräche, wenn möglich vor
Ort in der Firma, nicht in der Sparkasse. Denn
wir wollen sehen, wie der Kunde mit seinen
Mitarbeitern umgeht, wie er sich auf dem
Markt aufgestellt hat, ob er Einsatz zeigt. Meistens
fi nden wir gemeinsam mit dem Unternehmen
eine Lösung. Es kommt aber auch vor,
dass wir erkennen: Das reicht einfach nicht. Da
leidet man dann als Banker mit. Aber in einzelnen
Fällen kann es besser sein, eher früher als
zu spät zu einem ehrlichen Wort zu kommen.
Der Begriff Krise ist ja allgegenwärtig.
Was verstehen Sie darunter?
Muth: Für mich ist eine Krise, wenn die Aufgaben,
die ich zu lösen habe, nicht mehr erfüllbar
erscheinen. So stand mein Unternehmen
seit dem Start-up vor zwölf Jahren schon
mehrmals vor dem Aus.
Wie haben Sie es abgewendet?
Muth: Wenn man eine Lösung sucht – nicht
nur wünscht, sondern mit Willen verfolgt –,
dann kommt man auch zu einer Lösung. Ich
tue Dinge in schwierigen Zeiten, vor denen ich
mich vielleicht lieber gedrückt hätte. Greife
zum Telefonhörer und rufe mögliche Kunden
an, fahre hin zu ihnen. Denke über neue Wege
nach. Dieser Überlebenswille kommt sicherlich
auch daher, dass ich zu Hause drei Kinder
und eine Frau habe und persönlich für mein
Unternehmen hafte. Erst mit dem Rücken zur
Wand habe ich gelernt zu kämpfen.
„ Wir alle erkennen, dass wir uns auf
tragfähige Werte besinnen müssen.
Fleiß, Einsatz, Verlässlichkeit.“
Claus Brüggemann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bremerhaven