GRENZERFAHRUNG - Gut.Magazin - und Giroverband
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Text: Sara Mously | Fotos: Kathrin Harms<br />
<strong>Gut</strong>. GEMISCHT 19<br />
Tägliches Training für sein großes Ziel 2012: olympisches Gold.<br />
Laserstrahl durch eine mit Polyamidpulver gefüllte Box geleitet. In<br />
Zehntelmillimeterschritten schmilzt er das Material nach der Computervorgabe<br />
zusammen.<br />
Im Vergleich zu seinen älteren Modellen aus Karbon sitzen die<br />
neuen Kunststoffschuhe noch fester, vor allem aber sind sie leichter<br />
<strong>und</strong> windschnittiger geformt. „Irrsinnig elegant“, schwärmt Teuber.<br />
Besonders hat es ihm der Verschluss angetan – wie Puzzleteile fügen<br />
sich die Fersenabdeckung <strong>und</strong> der vordere Teil des Schuhs zusammen,<br />
weder Schnalle noch Gurt stören den Luftstrom. Dadurch gewinnt er<br />
noch mal eine Sek<strong>und</strong>e auf 1.000 Meter. „Das kann den Unterschied<br />
zwischen Silber <strong>und</strong> Gold bedeuten.“<br />
Technische Hilfsmittel sind immer wieder Gegenstand hitziger Diskussionen<br />
im Behindertensport. Weniger jedoch bei den Radfahrern,<br />
bei denen es vor allem auf Festigkeit <strong>und</strong> ein geringes Gewicht der Orthesen<br />
<strong>und</strong> Prothesen ankommt, als in den Leichtathletik- Disziplinen.<br />
Ein komplexes Regelwerk legt fest, wie lang künstliche Beine sein<br />
dürfen, damit Läufer nicht auf überlangen Stelzen davonsprinten, <strong>und</strong><br />
wie viel Prozent eines Rennrollstuhls verkleidet sein dürfen, damit<br />
seine aerodynamischen Eigenschaften nicht als unfairer Vorteil gelten.<br />
In den Bein- oder Fußprothesen der Läufer sind Federungen ebenso<br />
tabu wie in den Rückenlehnen der Rollstuhl-Kugelstoßer.<br />
Seine Frau <strong>und</strong> seine Tochter sind seine größten Fans.<br />
Das Optimieren der Orthesen gehört für Teuber genauso zum Beruf<br />
wie das Testen immer neuer Reifen, Räder <strong>und</strong> Rahmen. Trotzdem<br />
steht für ihn das Training an erster Stelle. „Es liegt nicht am Material,<br />
ob jemand ein guter Sportler ist. Sondern vor allem an seinem Talent,<br />
seinem Fleiß <strong>und</strong> Durchhaltevermögen.“<br />
Deshalb freut sich Teuber über Gelegenheiten, bei denen er beweisen<br />
kann, dass er auch für Nichtbehinderte ein harter Gegner ist, zum<br />
Beispiel als Teilnehmer bei der Deutschlandtour des internationalen<br />
Radsportverbandes UCI. Sein berühmtester Konkurrent: Jan Ullrich.<br />
Der ehemalige Tour-de-France-Sieger bewältigte eine 31-Kilometer-<br />
Etappe mit knapp 37 Minuten <strong>und</strong> einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 50 Kilometern pro St<strong>und</strong>e, Teuber schaffte es immerhin in<br />
unter 50 Minuten <strong>und</strong> einem Schnitt von 37,5 St<strong>und</strong>enkilometern.<br />
In zwei Jahren, nach den Paralympics in London 2012, soll Schluss<br />
sein mit den Wettkämpfen, sagt der Radprofi . „Dann kann ich mich endlich<br />
um Ziele kümmern, die ich mir schon so lange gesteckt habe.“ Zum<br />
Beispiel will er Klettern lernen, eine Sportart, für die eigentlich Sensibilität<br />
<strong>und</strong> Kraft in den Füßen gefordert sind. „Aber ich habe da von<br />
einem Jungen gehört, im Rollstuhl, der hat es auch geschafft.“ Teubers<br />
blaue Augen leuchten, als er das sagt. „Das heißt, es ist machbar.“