30.10.2013 Aufrufe

Kompaktes Skript zur allgemeinen Pharmakologie - echsi.de

Kompaktes Skript zur allgemeinen Pharmakologie - echsi.de

Kompaktes Skript zur allgemeinen Pharmakologie - echsi.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ALLGEMEINE PHARMAKOLOGIE<br />

Zusammengefasste Handouts <strong>de</strong>r <strong>Pharmakologie</strong>-Vorlesung von Prof. Michels<br />

Stellenwert <strong>de</strong>r Arzneimitteltherapie<br />

Ca. 800 Millionen Rezepte/Jahr im Wert von mehr als 30 Mrd. DM allein im GKV-Bereich. 80% <strong>de</strong>r<br />

Arztbesuche en<strong>de</strong>n mit Rezept. Wichtigste Indikationsgruppen: Schmerzen, Husten,<br />

Bluthochdruck, Magen-Darm, Depressionen, Infektionen, Hautkrankheiten, Augenkrankheiten,<br />

Bronchiallei<strong>de</strong>n und Schnupfen. Weiteres Wachstum durch Alterung <strong>de</strong>r Bevölkerung und<br />

Innovation. Neue Mittel können Kosten sparen (Impfstoffe gegen Kin<strong>de</strong>rlähmung, Mittel gegen<br />

Schizophrenie). Neue Mittel können Therapie grundlegend än<strong>de</strong>rn, z.B. Ersatz operativer durch<br />

medikamentöse Therapieverfahren (H2-Antagonisten vs. 2/3 Resektion <strong>de</strong>s Magens, a1-Blocker vs.<br />

Prostataresektion).<br />

Definitionen<br />

<strong>Pharmakologie</strong>: Wissenschaft, die die Wirkungen von Arzneimitteln am gesun<strong>de</strong>n und kranken<br />

Organismus untersucht (enge Defition). Wissenschaft, die die Wirkung von Stoffen auf Organismen<br />

und biologische Systeme untersucht (weite Definition).<br />

Arzneistoff: Stoff, <strong>de</strong>r <strong>zur</strong> Vorbeugung, Lin<strong>de</strong>rung, Heilung o<strong>de</strong>r Erkennung von Krankheiten<br />

eingesetzt wird. "Drug": angloamerikanischer Begriff, <strong>de</strong>r sowohl Arzneistoff als auch Suchtstoffe,<br />

Nahrungszusätze und Kosmetika meinen kann.<br />

Pharmakodynamik: Was bewirkt eine Substanz im Organismus? Pharmakokinetik: Was macht<br />

<strong>de</strong>r Organismus mit einer Substanz (Aufnahme, Verteilung, Metabolismus, Ausscheidung).<br />

Geschichte<br />

In alten Kulturen Heilkun<strong>de</strong> mit Religion eng verbun<strong>de</strong>n. Erste schriftliche Erwähnung von<br />

Arzneimitteln in Papyrus 1600 v.Chr., erste Impfung in Indien 550 v. Chr. Hippokrates (460-377<br />

v.Chr.). Galen (130-201 n.Chr.). Paracelsus (1493-1541): Erkennung <strong>de</strong>s chemischen Ursprungs,<br />

Erkennung <strong>de</strong>r Dosisabhängigkeit, Warnung vor komplexen Mixturen. Weitere Fortschritte<br />

bestimmt von Entwicklungen <strong>de</strong>r Chemie, Botanik und Physiologie. Sertürner (1783-1841) isoliert<br />

1805 das erste chemische reine Arzneimittel (Morphin). Dreser synthetisiert 1899<br />

Acetylsalicylsäure. Ehrlich (1854-1915) entwickelt Konzept <strong>de</strong>r antiinfektiven Chemotherapie.<br />

Domagk ent<strong>de</strong>ckt 1935 Prontosil (ein Sulfonamid), das erste Antibiotikum. Black (ab 1960)<br />

entwickelt neue Arzneistoffe gezielt durch chemische Imitation endogener Stoffe (Propranolol,<br />

Cimetidin)<br />

Einteilung von Arzneimitteln<br />

Ein Arzneimittel kann bekannt sein unter seinem chemischen Namen, seinem Freinamen<br />

(generischer Name) und seinen Han<strong>de</strong>lsnamen (multipel).


Die Einteilung von Arzneimitteln kann erfolgen nach chemischer Struktur, Herkunft, molekularem<br />

Angriffspunkt, funktionell und/o<strong>de</strong>r therapeutisch. Die International Union of Pharmacology und die<br />

World Health Organisation bemühen sich um die Entwicklung einer konsistente Nomenklatur und<br />

Einteilung.<br />

Arzneimitteleinteilung nach therapeutischem Einsatz inkonsistent und unpräzise: mehrere<br />

Mechanismen führen zu ähnlicher klinischer Wirkung, ein Mechanismus kann mehrere klinische<br />

Wirkungen hervorrufen.<br />

Arzneimitteleinteilung nach pharmakologischer Wirkung: Betrachtung nach Wirkung auf Ebene von<br />

Organismus insgesamt, Organsystem, Gewebe, Zelle o<strong>de</strong>r Molekül. Weitere Einteilungen nach<br />

botanischer o<strong>de</strong>r zoologischer Herkunft, chemischer Struktur o<strong>de</strong>r generischem Namen.<br />

ARZNEIMITTELWIRKUNGEN<br />

Die Wirkung eines Arzneimittels kann betrachtet wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s Organsystems, eines<br />

Gewebes, einer Zelle o<strong>de</strong>r eines Moleküls. Stimulation auf einer dieser Ebenen kann sich auf einer<br />

an<strong>de</strong>ren Ebene als Hemmung manifestieren. Molekulare Angriffspunkte von Arzneimitteln<br />

beinhalten Rezeptoren, Ionenkanäle, Transportmoleküle, Enzyme, Nukleinsäuren und sonstige<br />

(Metallionen, Surfactant, Magen-Darm-Inhalt).<br />

Ionenkanäle<br />

Multimere Proteinkomplexe mit jeweils mehreren Membran-durchqueren<strong>de</strong>n Domänen, die <strong>de</strong>n<br />

raschen Durchtritt von Ionendurch Membranen ermöglichen. Zustandsformen: ruhend, aktiv o<strong>de</strong>r<br />

inaktiv abhängig von Membranpotential und/o<strong>de</strong>r Ligand.<br />

Transporter<br />

Energie-abhängige Transporter (Pumpen) können gegen Konzentrationsgradienten arbeiten.<br />

Energie-unabhängige Transporter arbeiten entlang eines Konzentrationsgradienten. Transporter<br />

i.e.S. (ein Molekül) vs. Antiporter (Austausch von zwei Molekülen) vs. Symporter (zwei Moleküle in<br />

gleicher Richtung). Manche Transporter balanzieren intrazelluläre Ionenverän<strong>de</strong>rungen durch<br />

Kanäle.<br />

Rezeptoren<br />

Hauptformen von Rezeptoren: Ligan<strong>de</strong>n-gesteuerte Ionenkanäle, G-Protein-gekoppelte<br />

Rezeptoren, Rezeptoren mit Enzymaktivität und Ligan<strong>de</strong>n-gesteuerte Transkriptionsfaktoren.<br />

Wirkung auf Rezeptoren kann sein Agonismus, partielle Agonismus, Antagonismus o<strong>de</strong>r inverser<br />

Agonismus. Antagonismus kann sein reversibel/irreversibel und kompetitiv, nicht-kompetitiv o<strong>de</strong>r<br />

unkompetitiv.


Ligan<strong>de</strong>n-gesteuerte Ionenkanäle: Agonist kann Zellmembran nicht durchdringen. Rezeptor<br />

besteht aus 5 Untereinheiten mit je 4 transmembranären Domänen. Ligan<strong>de</strong>nbindung an a-<br />

Untereinheit, Arzneimittel wirken oft allosterisch. Nikotinischer Acetylcholinrezeptor ist Na +-Kanal,<br />

GABAA-Rezeptor ist Cl - -Kanal.<br />

Rezeptoren mit Enzymaktivität: Agonist kann Zellmembran nicht durchdringen. Extrazelluäre<br />

Ligan<strong>de</strong>nbindungsdomäne. Intrazelluläre Enzymdomäne, häufig mit Adaptorfunktion, mit<br />

Guanylylzyklase- o<strong>de</strong>r Tyrosinkinaseaktivität. Mono- o<strong>de</strong>r Dimere möglich.<br />

Ligan<strong>de</strong>n-gesteuerte Transkriptionsfaktoren: Agonist kann Zellmembran durchdringen. Freier<br />

Rezeptor häufig im Cytoplasma und an Inhibitor gebun<strong>de</strong>n. Agonisten-besetzter Rezeptor<br />

transloziert in Zellkern und bin<strong>de</strong>t an spezifische DNA-Segmente, wo er Aktivierung o<strong>de</strong>r<br />

Inaktivierung von Genen bewirken kann.<br />

G-Protein-gekoppelte Rezeptoren: Agonist kann Zellmembran nicht durchdringen. Rezeptor hat<br />

7 helikale, transmembranäre Domänen. Komplex aus Rezeptor, heterotrimerem G-Protein,<br />

Effektorprotein. Sowohl a- als auch ßg-Untereinheiten <strong>de</strong>s G-Proteins können Signal weiterleiten.<br />

Zustand <strong>de</strong>s G-Proteins abhängig von GTP/GDP-Bindung. Effektorproteine beinhalten<br />

A<strong>de</strong>nylylzyklase, Phospholipasen, Ionenkanäle. A<strong>de</strong>nylylzyklase durch stimulatorisches (Gs) und<br />

inhibitorisches G-Protein (Gi) reguliert, was Proteinkinase A reguliert. Phospholipasen steigern<br />

indirekt intrazelluläres Ca 2+ und aktivieren Proteinkinase C.<br />

BEURTEILUNG VON ARZNEIMITTELN<br />

Qualtitativ und/o<strong>de</strong>r quantitativ unterschiedliche Wirkung beim individuellen Patienten:<br />

Unterschie<strong>de</strong> in Rezeptoransprechbarkeit und endogenem Tonus. Komplette Diagnose selten zu<br />

stellen. Ein Krankheitsbild kann verschie<strong>de</strong>ne Ursachen haben. Individueller Krankheitsverlauf<br />

nicht vorhersehbar. Subjektive Wahrnehmung durch Patienten und Arzt. Plazeboeffekt. Deshalb:<br />

große Doppelblindstudien notwendig, aber nicht immer möglich. Viele Extrapolationen, u.a. aus<br />

Tiermo<strong>de</strong>llen.<br />

Zentraler Beurteilungsparameter ist Verhältnis aus Wirksamkeit und Verträglichkeit (unerwünschte<br />

Wirkungen, Nebenwirkungen). Oft durch Surrogatparameter (Selektivität, Tierversuch, kurzfristige<br />

Parameter, "weiche" Endpunkte) o<strong>de</strong>r Theorie (Blutdrucksenkung verlängert Leben; Homöopathie)<br />

ersetzt. Ersatz nicht völlig vermeidbar, aber <strong>de</strong>ssen bewußt bleiben.<br />

"natürliche" vs. chemische Arzneimittel: intrinsische Eigenschaften <strong>de</strong>r Herkunft? Probleme <strong>de</strong>r<br />

Standardisierung und Substanzmischung (Unterschie<strong>de</strong> in Nutzen/Risiko Profil und<br />

Pharmakokinetik).<br />

Dosis- und Konzentrations-Wirkungs-Kurven<br />

Arzneimittelwirkungen wer<strong>de</strong>n quantitifziert relativ <strong>zur</strong> verabreichten Dosis (in vivo) o<strong>de</strong>r<br />

Konzentration (in vitro). Wirkung wird quantitativ beschrieben durch Dosis, die halbmaximale<br />

Wirkung hervorruft (ED50), und maximale Wirkung. Verwandte Begriffe <strong>zur</strong> ED50 sind Affinität und<br />

Potenz. Der Anteil <strong>de</strong>r Rezeptoren, die für Maximalwirkung aktiviert wer<strong>de</strong>n müssen, schwankt


zwischen Geweben (Rezeptorreserve). Das wirkt sich auf volle und partielle Agonisten<br />

unterschiedlich aus. Therapeutische Breite bezeichnet <strong>de</strong>n Abstand zwischen Dosis bei <strong>de</strong>r<br />

erwünschte und unerwünschte Wirkungen auftreten.<br />

Arzneimittelwirkung beeinflußt durch Rezeptorregulation (Alter, Krankheit, Therapie [Agonisten,<br />

Antagonisten, transkriptionsaktive Hormone]), Arzneimittelinteraktionen, Arzneimittelallergien,<br />

Pharmakogenetik und Pharmakokinetik<br />

PHARMAKOKINETIK<br />

Pharmakokinetik unterschei<strong>de</strong>t sich von an<strong>de</strong>ren Gebieten <strong>de</strong>r <strong>Pharmakologie</strong> dadurch, dab hier<br />

nicht vorwiegend nach <strong>de</strong>m "WAS" son<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>m "WIEVIEL, WANN, WO" gefragt wird. Diese<br />

Fragen sind wichtig bei <strong>de</strong>r Entwicklung neuer Arzneimittel, um Dosierungsempfehlungen geben<br />

zu können. Sind diese erstellt, kann sich <strong>de</strong>r Arzt meistens daran halten. Pharmakokinetik ist für<br />

<strong>de</strong>n praktisch tätigen Arzt wichtig bei Arzneimitteln mit geringer therapeutischer Breite, da hier<br />

geringe pharmakokinetische Einflüsse (inter- und intraindividuelle Schwankung,<br />

Arzneimittelinteraktion) <strong>de</strong>m Patienten Scha<strong>de</strong>n zufügen können (Unterdosierung = Patient lei<strong>de</strong>t<br />

weiter an Krankheit; Überdosierung = Patient lei<strong>de</strong>t an toxischen Effekten <strong>de</strong>r Behandlung).<br />

Arzneimittel mit geringer therapeutischer Breite sind z.B. Herzglykosi<strong>de</strong>, Antidiabetika, manche<br />

Antiepileptika, manche Antibiotika und Zytostatika.<br />

Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n pharmakokinetischen Prozesse sind Resorption, Verteilung, Metabolisierung<br />

und Ausscheidung. Diese können quantitativ bestimmt wer<strong>de</strong>n und können abhängig von Genetik,<br />

Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Nieren- und Leberfunktion, Ernährung und gleichzeitiger<br />

Einnahme an<strong>de</strong>rer Stoffe für ein Arzneimittel zwischen Patienten variieren.<br />

Resorption beinhaltet immer Überwindung einer Lipidmembran. Stark hydrophile Stoffe gehen<br />

nicht rein, stark lipophile kommen nicht wie<strong>de</strong>r raus; <strong>de</strong>shalb sind die meisten Pharmaka schwache<br />

Säuren o<strong>de</strong>r Basen (amphiphil). D.h. Resorption ist meist pH-abhängig (Hen<strong>de</strong>rson-Hasselbach-<br />

Gleichung). Abhängig von Darreichungsform (Tropfen, Tablette, Kapsel, Zäpfchen) und<br />

Applikationsort (oral, parenteral, lokal)<br />

Verteilung: Initial abhängig von Durchblutung (Niere>Leber³ZNS>>Haut»Skelettmuskell>><br />

Fettgewebe). Verteilungsbarrieren sind die Gefäbwand (abhängig vom Gewebe z.B. Blut-Hirn- und<br />

Plazentaschranke) und die Zellmembran. Physisch <strong>de</strong>finierte Verteilungsräume sind<br />

Intravasalraum, Interstitium und Intrazellulärraum; einige Pharmaka können sich auch in<br />

bestimmten Kompartimenten anreichern. "Verteilungsvolumen" ist virtuelle Größe (V= M/C); aus<br />

bekanntem Verteilungsraum und gewünschtem Plasmaspiegel kann die nötige Dosis errechnet<br />

wer<strong>de</strong>n.. Plasmaeiweibbindung moduliert Verteilung (Verzögerung <strong>de</strong>s Gleichgewichts),<br />

Metabolismus und Ausscheidung.<br />

Metabolismus: Kann Aktivierung o<strong>de</strong>r Inaktivierung sein, bei vielen (v.a. lipophilen) Pharmaka<br />

Bedingung für spätere Ausscheidung. Erfolgt vorwiegend in Leber und Darmwand. Primärer<br />

Metabolismus (Oxidation, Reduktion, Hydrolyse) zu Phase I Metaboliten vorwiegend durch<br />

Cytochrom P450 Komplex. Sekundärer Metabolismus (Glucoronidierung, Sulfatierung, Amidierung,<br />

Methylierung, Konjugation mit Glutathion) zu Phase II Metaboliten. First-pass Metabolismus.


Enterohepatischer Kreislauf. Metabolismus kann gehemmt o<strong>de</strong>r induziert wer<strong>de</strong>n. Cmax: maximaler<br />

Plasmaspiegel; tmax: Zeit zum Erreichen von Cmax; "area un<strong>de</strong>r the curve" (AUC): Integral <strong>de</strong>r<br />

Plasmaspiegel über die Zeit. Resorption und first-pass Metabolismus ergeben Bioverfügbarkeit<br />

(AUC oral vs. i.v.), Bioäquivalenz liegt aber nur vor, wenn auber Bioverfügbarkeit auch max.<br />

Plasmakonzentration und Zeit zum Erreichen dieser übereinstimmen.<br />

Ausscheidung: Hauptwege sind Niere und Galle; Lunge, Speichel und Schweib spielen für die<br />

meisten Pharmaka nur eine geringe Rolle. Clearance ist i<strong>de</strong>elle Gröbe (errechnet als<br />

Harnvolumen*Harnkonzentration/Plasmakonzentration). Renale Ausscheidung beeinhaltet<br />

glomeruläre Filtration, tubuläre Sekretion und tubuläre Rückresorption. Elimination 0. Ordnung:<br />

konstante Menge/Zeiteinheit. Elimination 1. Ordnung: konstante Fraktion/Zeiteinheit.<br />

Plasmaspiegel ist Summenfunktion aus Invasion, Verteilung und Elimination. Dosis und<br />

Dosierungsintervall müssen aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt sein.<br />

Arzneimittelinterkationen: Bei gleichzeitiger Einnahme mehrer Arzneimittel kann eine Interaktion<br />

stattfin<strong>de</strong>n. Pharmakodynamische Interaktion: Stoff A beeinflußt qualitativ die Wirkung von Stoff B.<br />

Pharmakokinetische Interaktion: Stoff verän<strong>de</strong>rt Kinetik von Stoff B durch Interaktion auf Ebene<br />

von Resorption (Nahrung, pH, Chelatbildung, Motilität), Verteilung (Konkurrenz um<br />

Plasmaeiweißbindung), Metaboliserung (Konkurrenz um und Induktion von metabolisieren<strong>de</strong>n<br />

Enzymen einschließlich Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s "first pass" Effektes) und Ausscheidung (Konkurrenz um<br />

tubulären Transport, Ionenfalle im Tubulus).<br />

Drug-Monitoring: Da pharmakokinetische Parameter von Patient zu Patient schwanken, müssen<br />

Arzneimittel mit geringer therapeutischer Breite individuell dosiert wer<strong>de</strong>n. Dies wür<strong>de</strong> sich am<br />

besten nach <strong>de</strong>m Therapieeffekt richten, <strong>de</strong>r aber nur in wenigen Fällen schnell und ein<strong>de</strong>utig<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n kann (Antikoagulantien). Statt <strong>de</strong>ssen wer<strong>de</strong>n meist Plasmaspiegel bestimmt<br />

(trough level = Plasmaspiegel am En<strong>de</strong> eines Dosierungsintervalls). Dies ist nur sinnvoll, wenn a)<br />

Therapieeffekt nicht selber bestimmbar, b) Resorption, Verteilung, Metabolisierung und<br />

Ausscheidung erheblich variieren (ansonsten Standarddosis), c) geringe therapeutische Breite<br />

(sonst Standarddosis), d) Plasmaspiegel mit biologischem Effekt korreliert, e) bei geplanter<br />

längerer Anwendung, f) empfindliche, spezifische, schnelle und preiswerte Messung möglich, g)<br />

wirksame und toxische Plasmaspiegel bekannt.<br />

Generelle Regel: Niemand kann die pharmakokinetischen Daten aller Arzneimittel kennen.<br />

Deshalb: Verwen<strong>de</strong> wenige Arzneimittel, über die Du gut informiert bist!<br />

SYMPATHISCHES NERVENSYSTEM<br />

Anatomie Erstes Neuron mit Perikaryon im thorakalen und lumbalen Rückenmark und Synapse in<br />

Grenzstrang, Ggl. coeliacum o<strong>de</strong>r mesentericum o<strong>de</strong>r NNM; dort ist ACh <strong>de</strong>r Transmitter. Zweites<br />

Neuron aus Grenzstrang innerviert Herz, Gefäbe, Augen, Speicheldrüsen, Trachea, Bronchien,<br />

Fettgewebe, Leber, Gallenblase, Darm, Niere, Ureteren, Harnblase und Genitalien; dort ist NA <strong>de</strong>r<br />

Transmitter (A im NNM; Ko-Transmitter wie ATP, NPY o.ä. möglich). Funktioneller Antagonismus<br />

zwischen PS und Symp in <strong>de</strong>n meisten Geweben.


Katecholaminbiosynthese und Freisetzung Neuronale Aufnahme von Tyrosin, Tyrosinhydroxylase<br />

als geschwindigkeitsbestimmen<strong>de</strong>r Schritt, Decarboxylierung, Aufnahme in Speichervesikel<br />

(Reserpin hemmbar!), ß-Hydroxylierung zu Noradrenalin, evt. Methylierung zu Adrenalin.<br />

Freisetzung nach neuronaler Erregung vermittelt durch intrazellulären Ca 2+ Anstieg.<br />

Katecholamininaktivierung Zu 90% neuronale Wie<strong>de</strong>raufnahme (uptake1), nicht-neuronale<br />

Aufnahme (uptake2), Diffusion, Metabolisierung durch MAO, COMT und hepatische Sulfatierung.<br />

MAO-A (Präferenz für NA und 5-HT, dominant im GI Trakt, Clorgilin selektiver Hemmstoff). r <strong>de</strong>r<br />

Katecholaminfreisetzung.<br />

Therapeutische Anwendung: Direkte Mimetika vorwiegend periphere Anwendung, meist nur<br />

kurzfristig (Desensibilisierung). Indirekte Mimetika vorwiegend zentrale Anwendung, oft auch<br />

langfristig (Anti<strong>de</strong>pressiva, Appetitzügler, Suchtmittel).<br />

Wirkungen von Adrenalin und NoradrenalinNoradrenalin: vor allem a- und ß1-Adrenozeptoren,<br />

Anstieg von Psyst und Pdiast (Vasokonstriktion), negativ chronotrop (Baroreflex), geringe Wirkungen<br />

auf Bronchial- und Darmmuskulatur, geringe Wirkung auf Blutzucker. Adrenalin: alle<br />

Adrenozeptoren, Anstieg Psyst und Abfall Pdiast (erweiterte Pulsamplitu<strong>de</strong>, Blutumverteilung), positiv<br />

chronotrop und inotrop, Erschlaffung von Bronchial- und Darmmuskulatur, Glykogenolyse,<br />

Lipolyse, Blutzuckeranstieg, Kaliumabfall.<br />

a-Adrenozeptoragonisten Oxymetazolin, Xylometazolin, Naphazolin, Tetryzolin: partielle a-<br />

Agonisten, lokal zum Abschwellen von Schleimhäuten bei Schnupfen o<strong>de</strong>r Konjunktivitis<br />

eingesetzt; cave chronischer Gebrauch (Nasenschleimhaut), Hypertonie, Hyperthyreose.<br />

Phenylephrin, Norfenefrin, Etilefrin, Synephrin, Pholedrin: a1-Agonisten , systemisch <strong>zur</strong><br />

Blutdrucksteigerung bei Hypotonie; UAW Herzklopfen, ventrikuläre Rhythmusstörungen,<br />

pektanginöse Beschwer<strong>de</strong>n, Miktionsstörungen; Kontraindikationen Hyperthyreose,<br />

Phäochromocytom, Prostatavergrößerung mit Restharnbildung.<br />

ß-Adrenozeptoragonisten Isoprenalin (historisch), Orciprenalin: ß1- und ß2-Agonismus, positiv<br />

chronotrop, inotrop, dromotrop, bathmotrop; Anwendung bei akuter Herzinsuffizienz, Schock,<br />

akuten bradykar<strong>de</strong>n Rhythmusstörungen; UAW Rhythmusstörugen, Angina pectoris, Übelkeit,<br />

Schwächegefühl, übermäßige Schweißproduktion; Kontraindikationen Hypertonie, koronare<br />

Herzkrankheit, tachykar<strong>de</strong> Rhythmusstörungen, Hyperthyreose, Narkose mit halogenhaltigen<br />

Inhalationsnarkotika. Adrenalin: Mittel <strong>de</strong>r Wahl beim allergischen Schock, Zusatz zu<br />

Lokalanästhetika<br />

ß2-AdrenozeptoragonistenTerbutalin, Salbutamol, Fenoterol, Clenbuterol (Doping!):<br />

Erschlaffung glatter Muskeln, antiinflammatorisch? Anwendung bei Asthma bronchiale und<br />

Tokolyse, bei peripheren Durchblutungsstörungen umstritten; UAW: Tachykardie (weniger als bei<br />

nicht-selektiven), Hypokaliämie, Tremor, vermin<strong>de</strong>rt durch lokale (inhalative) Gabe;<br />

Kontraindikationen: Hypertonie, koronare Herzkrankheit, tachykar<strong>de</strong> Rhythmusstörungen,<br />

Hyperthyreose, Narkose mit halogenhaltigen Inhalationsnarkotika; Cave Desensibilisierung;<br />

Chronisch erhöhte Mortalität?


Indirekte Sympathomimetika (Verstärker <strong>de</strong>r Katecholaminfreisetzung): Schnelle Tachyphylaxie,<br />

nach Reserpin unwirksam. Tyramin: kein therapeutischer Einsatz aber in vielen Nahrungsmitteln<br />

enthalten; kann Arzneimittelinteraktionen verursachen. Amphetamin, Methamphetamin,<br />

Fenetyllin (Btm!), Methylphenidat (Btm!): bei nicht Ermü<strong>de</strong>ten Euphorie, erhöhtes<br />

Selbstvertrauen, gesteigerte Aktivität; bei Ermü<strong>de</strong>ten Reduktion <strong>de</strong>r Müdigkeit, Steigerung <strong>de</strong>r<br />

geistigen Leistungsfähigkeit für mehrere Stun<strong>de</strong>n; Suchtpotential; Doping. Ephedrin,<br />

Phenylethylamin: lokal und systemisch zum Abschwellen <strong>de</strong>r Nasenschleimhäute. Dopamin<br />

SYMPATHOLYTIKA<br />

Direkt und indirekt. Indirekte greifen an an Speicherung (Reserpin), Freisetzung (Guanethidin) o<strong>de</strong>r<br />

zentral (Clonidin, a-Methyldopa). Direkte sind Antagonisten.<br />

Zentrale Sympatholytika: Clonidin, Moxonidin, Guanabenz, Guanfacin und a-Methyldopa.<br />

Mechanismus: zentraler a2-Agonismus hemmt Vasomotorenzentrum, periphe, präsynaptische<br />

Hemmung <strong>de</strong>r Noradrenalinfreisetzung (a2); zusätzlich: Clonidin und Moxonidin: Hemmung <strong>de</strong>s<br />

zentralens Vasomotorenzentrums über "Imidazolin-Rezeptoren"(?), Clonidin nur partieller a2-<br />

Agonist, a-Methyldopa: hemmt DOPA-Decarboxylase, wird aber zu a-Methylnoradrenalin<br />

<strong>de</strong>carboxyliert ("falscher" Transmitter). Wirkungen: Senkung von Blutdruck, Herzfrequenz und<br />

Renin, Sedation, Müdigkeit, Hemmung <strong>de</strong>r Speichelsekretion (Mundtrockenheit), Obstipation,<br />

Libidoverlust, Impotenz. Therapeutische Anwendungen: Hypertonie, Anästhesie, Schmerztherapie<br />

(Clonidin), Migräneprophylaxe, Suchtmittelentzug. Bei abruptem Absetzen<br />

Clonidinentzugssyndrom.<br />

Reserpin: irreversible Schädigung <strong>de</strong>r Katecholamin Speichergranula. Wirkeintritt nach 2-3 h aber<br />

lange anhaltend. Abnahme von Blutdruck, Puls und HZV; verstopfte Nase. Müdigkeit, Sedation,<br />

Alpträume. Depression (Suizidgefahr!), Parkinsonismus. Gesteigerte GI Motilität, GI Krämpfe,<br />

Diarrhö.<br />

Guanethidin: Substrat von uptake1, schwache lokalanästhetische Wirkung, in Kombination mit<br />

Anreicherung in peripheren adrenergen Neuronen (nicht ZNS gängig!) Hemmung <strong>de</strong>r<br />

Katecholaminfreisetzung. Erweiterung <strong>de</strong>r Kapazitätsgefäße; orthostatische Hypotonie, Natrium-<br />

und Wasserretention. Periphere Wirkungen sonst ähnlich Reserpin. Einsatz als Reservemittel bei<br />

schwerer Hypertonie<br />

a-Adrenozeptorantagonisten:Ergotalkaloi<strong>de</strong> (historisch): Gruppe von Substanzen mit<br />

agonistischen und antagonistischen Wirkungen auf viele Neurotransmittersysteme.<br />

Phenoxybenzamin: irreversibeler Antagonismus von a1 und a2 aber auch Muskarin-R, Histamin-R,<br />

5-HT-R und uptake1; Einsatz nur selten bei Phäochromozytom und neurogenen Blasenlei<strong>de</strong>n; im<br />

Tierversuch kanzerogen. Phentolamin (historisch) und Tolazolin: a1 und a2-Antagonist,<br />

Phäochromozytomkrise, als sonstiges Antihypertensivum ungeeignet (orthostatische Störungen).<br />

Selektive a1-Adrenozeptorantagonisten:Prazosin, Doxazosin, Terazosin, Trimazosin, Indoramin,<br />

Urapidil (auch zentral wirkend über 5-HT1A Agonismus), Alfuzosin, Tamsulosin: Unterschie<strong>de</strong><br />

wesentlich in Kinetik (außer Alfuzosin und Tamsulosin); arterielle und venöse Vasodilatation<br />

(weniger bei Alfuzosin und Tamsulosin); Relaxation <strong>de</strong>s glatten Muskels in <strong>de</strong>r Prostata; günstiger


Effekt auf Lipi<strong>de</strong>; Orthostase, beson<strong>de</strong>rs bei Therapiebeginn (weniger bei Alfuzosin und<br />

Tamsulosin); Na + und H2O Retention; verstopfte Nase; Ejakulationsstörung; Angina pectoris<br />

Gefahr bei KHK; Therapie <strong>de</strong>r Hypertonie, evt. periphere Durchblutungsstörungen;<br />

symptomatische Therapie bei benigner Prostatahyperplasie.<br />

Selektive a2-Adrenozeptorantagonisten: Yohimbin a2-selektiv; Wirksamkeit bei erektiler Dysfunktion<br />

unklar (lokale Wirkung in Corpus cavernosum? zentrale Wirkung)<br />

b-Adrenozeptorantagonisten: Unterscheidungsmerkmale: Subtyp-Selektivität (ß1 vs. ß2), partieller<br />

Agonismus (ISA), Membran-stabilisieren<strong>de</strong> Eigenschaften, Kinetik; Substanzen (über 30!):<br />

unselektiv, keine ISA: Propranolol, Sotalol (auch Klasse III Antiarrhythmikum), Nadolol; ß1selektiv,<br />

keine ISA: Atenolol, Metoprolol, Bisoprolol; mit ISA: Pindolol, Acebutolol, Celiprolol;<br />

gleichzeitig a-antagonistisch: Carvedilol, Labetalol. Wirkungen: negativ inotrop und chronotrop,<br />

Senkung <strong>de</strong>s myokardialen O2-Verbrauchs, eingeschränkte Exercise-Fähigkeit, ß-Blocker sind<br />

Klasse II Antiarrhythmika, Gefäbwi<strong>de</strong>rstand (akut Anstieg, chronisch Abnahme), Senkung von<br />

Renin, Lipidprofil verschlechtert (nicht selektive ohne ISA), Maskierung einer Hypoglykämie,<br />

Auslösung eines Asthmaanfalls, Senkung <strong>de</strong>s Augeninnedrucks, bei hohen Dosen: Na + und H2O<br />

Retention, Hyperkaliämie, Schlaflosigkeit, Alpträume, Erregungszustän<strong>de</strong>, Depression.<br />

Kontraindikationen: AV-Block, Herzinsuffizienz, Asthma, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie.<br />

Therapeutische Anwendungen: Hypertonie, KHK, supraventrikuläre Rhythmusstörungen,<br />

Hyperthyreose, Lampenfieber, Glaukom (lokal: Timolol), Herzinsuffizienz (Carvedilol senkt<br />

Mortalität). Auswahlkriterien: Lange vs. kurze HWZ, Ausscheidung (biliär vs. renal), b1-Selektivität<br />

(bei Diabetes, AVK) , ISA (besser auf Lipi<strong>de</strong>) , aber v.a. Erfahrung! Bei abruptem Absetzen<br />

Entzugssyndrom.<br />

DOPAMIN<br />

Nicht ZNS-gängig; direkte Vasodilatation via D1; indirekte Vasodilatation (präsynaptische<br />

Hemmung <strong>de</strong>r Noradrenalinfreisetzung) via D2; indirekt sympathomimetisch am Herzen<br />

(gesteigerte Noradrenalinfreisetzung); in höheren Dosen a- und ß-Adrenozeptoragonismus;<br />

klinisch: Vasokonstriktion in Haut- und Muskulatur, Vasodilatation in Niere und Mesenterialbereich,<br />

positiv inotrop mit nur geringer Frequenzsteigerung, Brechreiz (Area postrema); Desensibilisierung<br />

nach längerer Infusion. Dobutamin ähnlich wie Dopamin aber stärkere Inotropie und weniger<br />

Vasokonstriktion<br />

Levodopa (L-Dopa): ZNS-gängige Dopaminvorstufe; Besserung <strong>de</strong>s funktionellen<br />

Dopaminmangels bei Parkinsonsyndrom; Vitamin B6 steigert Decarboxylaseaktivität und reduziert<br />

Wirksamkeit; UAW: motorische Symptome (on-off, Hyperkinesien), vegetative Störungen (Magen-<br />

Darm), Tachyarhythmien, Orthostase, psychische Verän<strong>de</strong>rungen (Schlaflosigkeit, Unruhe,<br />

Agitiertheit, Halluzinationen); Kontraindikationen: <strong>de</strong>kompensierte endokrine, renale, hepatische<br />

und kardiale Erkrankungen, schizophrene Psychosen; oft kombiniert mit peripher wirksamen<br />

Decarboxylasehemmer (Benserazid, Carbodopa).<br />

Selegelin (L-Deprenil) hemmt vorwiegend MAO-B und Dopaminuptake; steigert<br />

Dopaminverfügbarkeit im synaptischen Spalt; Einsatz in Parkinsonbehandlung.


Bromocriptin: direkter Dopaminrezeptoragonist; großer first-pass Effekt; UAW: motorische<br />

Störungen seltener als bei L-Dopa, psychische Störungen, v.a. Halluzinationen, und Orthostase<br />

häufiger; Einsatz bei fortgeschrittenem Parkinsonismus und zum Abstillen.<br />

SEROTONIN (5-Hydroxytryptamin, 5-HT)<br />

Biosynthese aus essentieller Aminosäure Tryptophan analog zu Katecholaminsynthese. Abbau<br />

ebenfalls analog über MAO. Hauptvorkommen in enterochromaffinen Zellen <strong>de</strong>s<br />

Gastrointestinaltrakts (90%), Thrombozyten und ZNS (Raphe-Kerne).<br />

Wirkung auf G-Protein-gekoppelte Rezeptoren: mehr als 12 Subtypen bekannt; Kopplung an Gs-,<br />

Gi/o- und Gq möglich (je nach Subtyp). Wirkung auf Ligan<strong>de</strong>n-gesteuerten Ionenkanal (5-HT3-<br />

Rezeptor): intrinsischer Kationenkanal, nur neuronal exprimiert, vermittelt schnelle Depolarisation,<br />

an Erbrechen beteiligt.<br />

Direkte und indirekte (Reflex-vermittelte Wirkungen). Arterien (v.a. in Niere, GI-Trakt und Lunge)<br />

und Venen vorwiegend Kontraktion, aber Arterien in Skelettmuskulatur Dilatation möglich. Herz<br />

vorwiegend positiv chronotrop und inotrop (indirekt via Noradrenalinfreisetzung). Erregung von<br />

Baro- und Chemorezeptoren sowie vagalen Nervenendigungen. Blutdruckwirkung insgesamt<br />

dreiphasig: sofort Senkung (Bezold-Jarisch-Reflex), dann Steigerung (direkte Vasokonstriktion),<br />

nach 2 min Senkung (Vasodilatation Skelettmuskulatur). Thrombozyten: Aggregation. Dünndarm:<br />

gesteigerte Motilität; an<strong>de</strong>re Darmabschnitte: Hemmung? Lunge: Bronchokonstriktion meist nur bei<br />

Asthmatiker nachweisbar. ZNS: Aktivierung o<strong>de</strong>r Hemmung von Neuronen möglich; beteiligt an<br />

Regulation von Blutdruck, Körpertemperatur, Appetit, Schlaf-Wach-Rhythmus, Erbrechen,<br />

Schmerzperzeption, emotionales Verhalten.<br />

Pathophysiologie von Serotonin Karzinoid: Neoplasma enterochromaffiner Zellen, phasenweise<br />

massive Serotoninausschüttung, schwere Diarrhoen, Asthma-ähnliche Anfälle, vasomotorische<br />

Reaktion (flush). Migräne. Postoperatives Dumping (Kollapsneigung nach Magenresektion)?<br />

Pharmakologische Angriffspunkte Synthese (gesteigert durch 5-Hydroxytryptophan), Freisetzung<br />

(gehemmt durch Reserpin), Inaktivierung (uptake-Hemmer, MAO-Hemmer), Rezeptoren.<br />

Rezeptoragonisten Buspiron: 5-HT1A-Agonist, anxiolytische Eigenschaften, als "minor tranquilizer"<br />

eingesetzt. Urapidil: a1-Adrenozeptorantagonist und 5-HT1A-Agonist, zentrale Komponente <strong>de</strong>r Blutdrucksenkung, für parenterale<br />

Anwendung auch als Notfallpräparat verfügbar. Cisaprid: partieller 5-HT4 Agonist, För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Magen-Darm-Motilität. Sumatriptan: 5-HT1D-<br />

Agonist, Vasokonstriktion zerebraler Gefäße und Hemmung neurogener Entzündung, gute akute Wirksamkeit bei Migräneanfall aber hohe<br />

Rezidirate, Bioverfügbarkeit 15%, Halbwertszeit 2 h.<br />

5-HT2-Rezeptorantagonisten Lysergsäurediethylamid (LSD): zentral wirksam, agonistische und antagonistische Wirkungen, halluzinogen, nur als<br />

Suchtstoff eingesetzt. Methysergid: weniger zentrale Wirkung als LSD, glattmuskulärer 5-HT-Antagonismus, Prophylaxe von Migräneanfällen,<br />

symptomatische Therapie bei Karzinoid, UAW Diarrhoe, Magen-Darm-Krämpfe, Erbrechen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Erregung, selten fibrotische<br />

Verän<strong>de</strong>rungen von Blutgefäßen. Pizotifen: 5-HT- und Histaminantagonismus, Prophylaxe von Migräneanfällen, Appetitsteigerung, UAW wie<br />

Methysergid, zusätzlich Gewichtszunahme, Sedierung via Histamin. Cyproheptadin ist ähnlich.


5-HT3-Rezeptorenantagonisten Ondansetron, Granisetron, Tropisetron: Wirkung auf Brechzentrum in Area postrema und/o<strong>de</strong>r Darm; Hemmung auf<br />

Erbrechen nach Zytostatika o<strong>de</strong>r Strahlentherapie (frühe aber nicht späte Phase), keine Wirkung auf Kinetose-assoziiertes Erbrechen;<br />

Bioverfügbarkeit 60%, hepatischer Metabolismus (HWZ 4 h für Ondansetron und Granisetron, schnelle und langsame Metabolisierer für Tropisetron<br />

[HWZ 8 vs. 30-42 h]); allgemein gut verträglich, Kopfschmerzen, Diarrhoe, Obstipation und Angina pectoris möglich.<br />

ANTIHYPERTENSIVA<br />

Nicht-medikamentöse Optionen für die Behandlung <strong>de</strong>r essentiellen Hypertonie beinhalten (soweit<br />

anwendbar) Gewichtsreduktion, Kochsalzrestriktion (5-6 g/Tag), vermehrte körperliche Aktivität<br />

(Ausdauertraining) und vermin<strong>de</strong>rten Alkoholkonsum (


Nierendurchblutung zu, so dass GFR unverän<strong>de</strong>rt bleibt. Pharmakokinetik hoher first-pass Effekt<br />

durch Acetylierung (cave: schnelle und langsame Acetylierer), HWZ 1-2 h, Wirkdauer 6-8 h. UAW<br />

Reflexaktivierung von Sympathikus und Renin/Angiotensin-System, Steigerung von Herzfrequenz<br />

und Schlagvolumen, Natrium- und Wasserretention, Kopfschmerz, Schwin<strong>de</strong>l, Schwächegefühl,<br />

Magen-Darm-Beschwer<strong>de</strong>n, Diarrhoe.<br />

Minoxidil Aktivierung in Leber zu Minoxidilsulfat. Öffnung ATP-abhängiger Kaliumkanäle.<br />

Blutdrucksenkung stärker und länger anhaltend als bei Dihydralazin. Pharmakokinetik: fast<br />

vollständige Resorption, HWZ 4, Wirkdauer 24 h. UAW wie Dihydralazin, außer<strong>de</strong>m Natrium- und<br />

Wasserretention so ausgeprägt, dass ohne Zusatzmedikation Blutdrucksenkung wegen<br />

Kompensation nicht sichtbar; v.a. bei reduzierter Nierenfunktion Perikar<strong>de</strong>rgüsse (3%);<br />

Hypertrichose (kann bei lokaler Gabe auch positiv genutzt wer<strong>de</strong>n).<br />

Diazoxid Öffnung ATP-abhängiger Kaliumkanäle, klinisch ähnlich an<strong>de</strong>ren direkten<br />

Vasodilatatoren. Nur für i.v. Gabe verfügbar. Hemmt Insulinsekretion, steigert<br />

Katecholaminfreisetzung è gesteigerte Glukosespiegel. Muss rasch injiziert wer<strong>de</strong>n, da bei<br />

langsamer Injektion wegen hoher Plasmaeiweißbindung keine hinreichen<strong>de</strong>n Wirkkonzentrationen<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Nitroprussid-Natrium Rasche NO Freisetzung. Nur i.v. im Perfusor zu verabreichen. Einsatz nur auf<br />

Intensivstation bzw. intraoperativ.<br />

SCHMERZEN<br />

Schmerzphysiologie: Von außen o<strong>de</strong>r innen wirken<strong>de</strong> Noxe (mechanisch, thermisch, chemisch)<br />

führt zu Bildung und/o<strong>de</strong>r Freisetzung algogener Substanzen (pH, K + , Kinine, Histamin, Serotonin,<br />

Substanz P), die Nozizeptoren erregen. Parallel gebil<strong>de</strong>tes Prostaglandin E2 sensibilisiert<br />

Nozizeptoren. Reizleitung über Ad und C Fasern zum Rückenmarkshinterhorn. Dort Auslösung<br />

nozizeptiver Reflexe. Im Hirnstamm Verschaltung mit vegetativen Zentren (dort auch Ursprung<br />

absteigend hemmen<strong>de</strong>r Bahnen). Weiterleitung zu Hypothalamus, Thalamus und Striatum (dort<br />

Aktivierung <strong>de</strong>r Somatomotorik und Schmerzbewertung). Weiterleitung zu Limbik und Cortex<br />

(emotionale Bewertung und ich-Bezug)<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Schmerzbeeinflussung: Nozizeptor: Lokalanästhetika, nicht-opioi<strong>de</strong> Analgetika.<br />

Afferentes Neuron: Leitungsanästhetika,nicht-opioi<strong>de</strong> Analgetika. Rückenmark: Opoi<strong>de</strong>, nichtopioi<strong>de</strong><br />

Analgetika. ZNS: Opioi<strong>de</strong>, Narkotika (Psychopharmaka, Carbamazepin).<br />

OPIOIDANALGETIKA<br />

Geschichte: Opiumwirkungen seit Jahrtausen<strong>de</strong>n bekannt. 1806 Morphin isoliert, 20 weitere<br />

Alkaloi<strong>de</strong> kurz danach. 1973 Opioidrezeptoren ent<strong>de</strong>ckt. 1975 endogene Opioi<strong>de</strong> ent<strong>de</strong>ckt.<br />

Endogene Opioi<strong>de</strong>: Drei Precursor Pepti<strong>de</strong>: Pro-Opiomelanocortin, Proenkephalin A, Prodynorphin<br />

(Proenkephalin B), aus <strong>de</strong>nen Endorphine, Enkephaline und Dynorphine gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Opioi<strong>de</strong><br />

zeichnen sich durch Tyr-Gly-Gly-Phe-Met(Leu) Struktur aus.


Opioidrezeptoren: Beson<strong>de</strong>rs hohe Konzentrationen im ZNS in Rückenmarkshinterhorn, Medulla<br />

oblongata, Thalamus, Striatum, Limbik und Hypotalamus. In Peripherie in glatter Muskulatur<br />

(wahrscheinlich präsynaptisch) von Darm u.a. Subtypen m, k und d. m Rezeptor knock-out Mäuse:<br />

keine Analgesie, keine Toleranz, keine Suchtinduktion Alle Subtypen hemmen die A<strong>de</strong>nylatzyklase<br />

und Ca 2+ -Kanäle und aktivieren K + -Kanäle. Histaminfreisetzung wahrscheinlich physikochemisch.<br />

Einige Opiate (z.B. Pentazocin) bin<strong>de</strong>n zusätzlich an weitere Erkennungsstellen, was evt. Teil <strong>de</strong>r<br />

UAW vermittelt.<br />

Klinische Wirkungen: im ZNS Analgesie (Aktivierung absteigen<strong>de</strong>r, schmerzhemmen<strong>de</strong>r Bahnen,<br />

Nozizeptionsunterdrückung im Rückenmark, verän<strong>de</strong>rte Schmerzbewertung im limbischen<br />

System), Sedierung, Tranquilisierung, Euphorie, teils Dysphorie, Hemmung von Atmung und<br />

Husten, initial Übelkeit dann Hemmung <strong>de</strong>s Brechzentrums, Miosis, Antidurese (Freisetzung von<br />

ADH), Hemmung <strong>de</strong>r Freisetzung von GnRH und CRF, Toleranzentwicklung. In <strong>de</strong>r Peripherie<br />

erhöht Morphin <strong>de</strong>n Muskeltonus von Pylorus (verzögerte Magenentleerung), Darm (gleichzeitig<br />

reduzierte Motilität Þ spastische Obstipation), Gallenwegssphinkter, Detrusor und Schließmuskel<br />

<strong>de</strong>r Harnblase (gleichzeitig zentrale Hemmung <strong>de</strong>s Miktionsreflexes Þ Harnverhalt); verringerter<br />

Gefäßtonus, rezeptorunabhängige Freisetzung von Histamin (Bronchokonstriktion, Vasodilatation,<br />

Rötung, Schweib, Juckreiz).<br />

Indikationen: akute starke Schmerzen; chronische Schmerzen, wenn nicht-Opiate nicht ausreichen<br />

(Stufenschema <strong>de</strong>r WHO); Neuroleptanalgesie (Fentanyl + Droperidol); unter Indikation Schmerz<br />

verabreichte Opiate stellen fast nie ein Suchtproblem dar. Methadon-Programme.<br />

Haupt UAW: Atem<strong>de</strong>pression, Blutdruckabfall, spastische Obstipation, Harnverhalt.<br />

Kontraindikationen: Schwangerschaft, Geburt, akutes Abdomen, Kopfverletzung und bestehen<strong>de</strong><br />

Atem<strong>de</strong>pression, hepatische Porphyrie; relative Kontraindikation bei Hypothyreose, Colitis ulcerosa<br />

und Pankreatitis; bei Urämie erhöhte Empfindlichkeit<br />

Substanzen: Klinisches Bild für einzelne Opiate bestimmt durch intrinsische Aktivität, Kinetik und<br />

Selektivität für Rezeptorsubtypen. Co<strong>de</strong>in: Antitussivum, Zusatz zu nicht-opioi<strong>de</strong>n Analgetika, kann<br />

zu Morphin metabolisiert wer<strong>de</strong>n. Schwache Opiate: Dihydroco<strong>de</strong>in und Dextropropoxyphen für<br />

chronische Schmerzen, Tramadol, Pethidin, Pentazocin und Tilidin für akute Schmerzen; starke<br />

Opiate: Morphin, Buprenorphin, Methadon für chronische Schmerzen. Außer Tramadol,<br />

Dihydroco<strong>de</strong>in und Dextropropoxyphen unterliegen die Opioi<strong>de</strong> <strong>de</strong>r BtmVV. Naloxon ist reiner<br />

Antagonist <strong>zur</strong> Ausleitung <strong>de</strong>r Neuroleptanalgesie, bei akuter Intoxikation und <strong>zur</strong> Entgiftung. Alle<br />

Opiate sind Basen mit 30-96% Proteinbindung. Lipophilie bestimmt kinetisches Verhalten.<br />

Wirkdauer bei Einmalgabe korreliert mit Verteilungs-HWZ, bei chronischer Gabe mit Eliminations-<br />

HWZ; hepatische Metabolisierung, teilweise zusätzlich renale Ausscheidung.<br />

Nefopam<br />

Zentral wirken<strong>de</strong>s Analgetikum (Wirksamkeit ähnlich <strong>de</strong>n schwachen Opioi<strong>de</strong>n, keine Bindung an<br />

Opiatrezeptoren, kein Antagonismus durch Naloxon). Anticholinerge Wirkung. Abhängigkeit und<br />

Toleranzentwicklung bisher nicht beobachtet. UAW: Atem<strong>de</strong>pression, anticholinerg,


Blutdruckabfall. Kontraindikationen: Anfallslei<strong>de</strong>n; keine Gabe zusammen mit Paracetamol<br />

(verstärkte Lebertoxizität).<br />

Flupirtin<br />

Zentral wirken<strong>de</strong>s Analgetikum (Rückenmark? Wirksamkeit ähnlich <strong>de</strong>n schwachen Opioi<strong>de</strong>n,<br />

keine Bindung an Opiatrezeptoren, kein Antagonismus durch Naloxon). Nur für kurzfristige<br />

Anwendung (bis 8 Tage) zugelassen. UAW weitgehend unspezifisch. Kontraindikationen:<br />

hepatische Enzephalopathie, Cholestase, Myasthenia gravis<br />

EICOSANOIDE<br />

Geschichte: 1930 Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r relaxieren<strong>de</strong>n Wirkung menschlichen Samens auf Streifen aus<br />

menschlichem Myometrium. I<strong>de</strong>ntifizierung: PGE und PGFa (1962), TXA2 (1975), Prostazyklin<br />

(1976), Leukotriene (1983). Vane et al. ent<strong>de</strong>cken 1971, dab ASS PG Synthese hemmt.<br />

Arachidonsäure (AA) Metabolismus: Phospholipase A2 bil<strong>de</strong>t Arachidonsäure aus Phospholipi<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Plasmamembran: AA wird durch Zyklooxygenase zu Prostaglandinen, durch Lipoxygenase zu<br />

Leukotrienen o<strong>de</strong>r durch Cytochrom P450 zu Epoxi<strong>de</strong>n metabolisiert. Metaboliten-spektrum<br />

abhängig vom Gewebe (Thromboxan-Synthase in Thrombozyten, Prostacyclin-Synthase im<br />

Endothel). Arachidonsäurebildung limitierend. AA auch Angriffspunkt von antiinflammatorischen<br />

Wirkungen <strong>de</strong>r Glukokortikoi<strong>de</strong> (via Lipokortin Hemmung von PLA2). COX-1 konstitutiv (z.B.<br />

Magen, Niere), COX-2 induzierbar (z.B. Gelenke).<br />

Physiologische Effekte <strong>de</strong>r Eicosanoi<strong>de</strong>: Nozizeptoren: Sensibilisierung durch Prostaglandin E2;<br />

Leukozyten: Leukotriene stimulieren Chemotaxis und erhöhen Kapillarpermeabilität,<br />

Prostaglandine hemmen; Körpertemperatur: Sollwertverstellung im Hypothalamus; Herz-Kreislauf:<br />

Vasokonstriktion durch Thromboxan, Vasodilatation durch Prostaglandine, Prostacyclin und<br />

Leukotriene; Thrombozytenaggregation: Stimulation durch Thromboxan, Hemmung durch<br />

Prostacyclin; Diurese und Natriurese: Stimulation durch Prostaglandine und Prostacyclin,<br />

Hemmung durch Thromboxan; Bronchialmuskulatur: Kontraktion durch durch F- und D-<br />

Prostaglandine und Thromboxan, Relaxation durch E-Prostaglandine und Prostacyclin; nichtgravi<strong>de</strong>r<br />

Uterus: Kontraktion durch F- und Relaxation durch E-Prostaglandine; gravi<strong>de</strong>r Uterus:<br />

Kontraktion durch F-Prostaglandine und Relaxation durch Prostacyclin, E-Prostaglandine erst<br />

kontrahierend dann relaxierend; Magen-Darm-Passagezeit: Verkürzung in Dünn- und Dickdarm;<br />

Gallereflux; Magen: Reduktion <strong>de</strong>r Säuresekretion und Vermehrung von Schleimsekretion und<br />

Durchblutung<br />

Gruppen nicht-opioi<strong>de</strong>r Analgetika<br />

1. Saure antiphlogistische und antipyretische Analgetika (NSAID) 2. Nichtsaure antipyretische<br />

Analgetika (Paracetamol) 3. Pyrazolone (auch antiphlogistisch wirksam)<br />

Saure antipyretische Analgetika (NSAID)


Weltweit mehr als 30 Substanzen im Han<strong>de</strong>l z.B. Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Ibuprofen,<br />

Naproxen, Indometacin, Piroxicam, Meloxicam.<br />

Eigenschaften: Analgetisch, antipyretisch (wenn entzündungsbedingt), antiphlogistisch. Gute<br />

Resorption aber teilweise <strong>de</strong>utlicher "first-pass" Effekt, renale Ausscheidung, kleine<br />

Verteilungsvolumina. Unterschie<strong>de</strong> in Plasmaeiweißbindung, benötigter Dosis, HWZ. Unterschie<strong>de</strong><br />

in Wirkspektrum und NW umstritten. Antiphlogistische Dosis höher als analgetische.<br />

Wirkmechanismus: Hemmung <strong>de</strong>r Cyclooxygenase vermin<strong>de</strong>rt Prostaglandinbildung. Fast alle<br />

unselektiv o<strong>de</strong>r selektiv für COX-1, lediglich Meloxicam leicht selektiv für COX-2.<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten: Große interindividuelle Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wirksamkeit. "ceiling effect"<br />

UAW: Gastrointestinale Ulzera, Thrombozytenaggregationshemmung durch ASS, Obstipation,<br />

Nieren- und Leberschä<strong>de</strong>n bei Langzeitanwendung, Wehenreduktion, Verschluß <strong>de</strong>s Ductus<br />

Botalli, Schwin<strong>de</strong>l, Benommenheit, Kopfschmerz, Psychose, Allergien; Reye-Syndrom bei Kin<strong>de</strong>rn;<br />

"Salizylatasthma", Harnsäureretention (Konkurrenz um Säuretransporter), bei hohen Dosen<br />

urikosurisch.<br />

Nicht-saure Analgetika (Anilin<strong>de</strong>rivate)<br />

Paracetamol (Acetaminophen), früher Phenacetin<br />

Eigenschaften: Antipyretisch und analgetisch, aber nicht antiphlogistisch. Wirkmechanismus unklar<br />

(schwache COX-Hemmung?). Schnelle und weitgehen<strong>de</strong> Resorption vorwiegend aus <strong>de</strong>m<br />

Dünndarm, renale Ausscheidung.<br />

UAW: Deutlich weniger gastrointestinale Störungen als bei NSAID, renale ("Phenacetinniere") und<br />

hepatische Störungen eher häufiger (Lebernekrosen bei akuter Intoxikation).<br />

Pyrazolone<br />

Metamizol, Propyphenazon, Phenazon<br />

Eigenschaften: Analgetisch, antipyretisch, antiphlogistisch; Pyrazolone etwas stärker analgetisch<br />

als NSAID und zusätzlich spasmolytisch, Wirkung auch bei viszeralen Schmerzen.<br />

Wirkmechanismus: zentrale Wirkung (Rückenmark?)<br />

UAW: Gastrointestinal, hepatisch und renal besser verträglich als an<strong>de</strong>re nicht-Opioid Analgetika,<br />

Agranulozytose (1:1.000.000?) u.a. allergische Reaktionen möglich, v.a. bei i.v. Gabe<br />

Konsequenzen für die Verschreibung<br />

Anagetika ersetzen keine Kausaltherapie (somatisch & psychisch)


Strenge Kriterien für die Langzeitmedikation, wenn notwendig regelmäbige entsprechen<strong>de</strong><br />

Kontrollen (Niere, Blutbild)<br />

Zu lange HWZ machen Dosierung unübersichtlich. Keine Mischpräparate, insbeson<strong>de</strong>re kein<br />

Zusatz von psychotropen Substanzen (Coffein, Hypnotika)<br />

Für die einfache analgetische und/o<strong>de</strong>r antifebrile Therapie reichen im Allgemeinen ASS,<br />

Paracetamol evt. ergänzt durch Ibuprofen und Ketoprofen. An<strong>de</strong>re Substanzen haben keine<br />

erwiesenen Vorteile, aber die therapeutische Erfahrung mit Ihnen ist geringer. In <strong>de</strong>r<br />

antirheumatischen Therapie kommen dann Substanzen wie Indomethacin o<strong>de</strong>r Diclofenac hinzu.<br />

Acetylsalicylsäure <strong>zur</strong> Herzinfarktprophylaxe<br />

Durch hohen first-pass Metabolismus und irreversible Cyclooxygenasehemmung bringen niedrige<br />

Dosen hohe Spiegel im Portalblut aber (fast) keine im systemischen Kreislauf. Thrombozyten<br />

(Lebenszeit 4 Tage!) inaktiviert, systemische Nebenwirkungen jedoch weitgehend verhin<strong>de</strong>rt.<br />

Sinnvoll in Prophylaxe von thrombembolischen Erkrankungen wie Herzinfarkt (v.a. Re-Infarkt).<br />

ANTI-DIABETIKA<br />

Insulinwirkungen molekular Autophosphorylierung, Tyrosinphosphorylierung von Phospholipase Cß<br />

und an<strong>de</strong>ren Substraten, Translokation von Glucosetransportern in die Plasmamembran; zellulär<br />

steigert zelluläre Glucoseaufnahme (zusammen mit K +) und Fettsynthese aus Glucose, hemmt<br />

Gluconeogenese aus Proteinen, stimuliert Fettsäureaufnahme <strong>de</strong>r Adipozyten.<br />

Diabetes mellitus Typ 1: primäre Störung <strong>de</strong>r ß-Zellen <strong>de</strong>s Pankreas, meist absoluter<br />

Insulinmangel, meist Beginn in Jugend; Typ 2a: normal bis untergewichtig, verringerte<br />

Insulinsekretion, Typ 2b: übergewichtig, Mangel an Insulinrezeptoren, initial erhöhte<br />

Insulinsekretion. Ziele <strong>de</strong>r Diabetesbehandlung: Reduktion <strong>de</strong>r Symptome (Hyperglykämien),<br />

Vermeidung von Hypoglykämien, Vermeidung von Spätschä<strong>de</strong>n (Neuropathie, Nephropathie,<br />

Retinopathie, Makroangiopathie).<br />

Optionen <strong>de</strong>r Diabetesbehandlung: Gewichtsreduktion (v.a. Typ 2b), Diätumstellung,<br />

Insulinsubstitution, Sulfonylharnstoff<strong>de</strong>rivate, Biguani<strong>de</strong> (Metformin), Acarbose, "Insulinsensitizer"<br />

(noch in Erprobung).<br />

Insulinbehandlung Ursprung Schwein, Rind, Mensch (gentechnisch), keine Unterschie<strong>de</strong> in<br />

Wirksamkeit aber in Allergisierung, unterschiedliche Zubereitungen (schnell, mittelschnell und<br />

langsam freisetzend); unterschiedliche Freisetzung ist dominieren<strong>de</strong>r Aspekt bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>s<br />

Insulins.<br />

Sulfonylharnstoff<strong>de</strong>rivate molekulare Wirkung Hemmung <strong>de</strong>s ATP-abhängigen K + -Kanals <strong>de</strong>r ß-<br />

Zelle; zelluläre Wirkung Steigerung <strong>de</strong>r Insulinsekretion; Wirkung auf Organismus Normalisierung<br />

von Blutglucose (falls endogen noch Insulin produziert wer<strong>de</strong>n kann). Alle verfügbaren<br />

Sulfonylharnstoff<strong>de</strong>rivate wirken qualitativ gleich. Gute Bioverfügbarkeit (Ausnahme Glibenclamid:<br />

stark abhängig von pharmazeutischer Zubereitung), hohe Plasmaeiweißbindung


(Arzneimittelinteraktionen!). Substanzen unterschei<strong>de</strong>n sich in HWZ aber wenig klinische<br />

Relevanz. UAW <strong>de</strong>r Sulfonylharnstoff<strong>de</strong>rivate: Magen-Darm Beschwer<strong>de</strong>n, Allergie (bis zu<br />

Thrombozytopenie und Lymphopenie), schwere Hypoglykämien (v.a. bei Alkoholabusus und<br />

Niereninsuffizienz), Appetitsteigerung durch freigesetztes Insulin. Kontraindikationen: Typ 1-<br />

Diabetes, starke Acetonurie, diabetisches Präkoma und Koma, bei schweren Infektionen o<strong>de</strong>r<br />

Operationen, Schwangerschaft und Stillzeit. Interaktionen mit Sulfonylharnstoff<strong>de</strong>rivaten: verstärkte<br />

Wirkung bei gleichzeitiger Behandlung mit Cumarin<strong>de</strong>rivate, ß-Adrenozeptorantagonisten,<br />

Chloramphenicol, Zytostatika vom Cyclophosphamidtyp, Phenylbutazon, Salizylate, Sulfonami<strong>de</strong><br />

und Tetracyclinen; vermin<strong>de</strong>rte Wirkung bei gleichzeitiger Behandlung mit Glucocorticoi<strong>de</strong>n,<br />

Saluretika, Schilddrüsenhormonen und Sympathomimetika.<br />

Biguani<strong>de</strong> (Metformin) molekularer Mechanismus unklar aber wahrscheinlich distal <strong>zur</strong> Insulin-<br />

Rezeptor-Interaktion; Wirkung im Organismus keine vermehrte Insulinfreisetzung (geringes<br />

Hypoglykämierisiko), anorexigener Effekt, verstärkte Glucoseutilisation v.a. in Darmwand<br />

(vermehrter anaerober Abbau) è Gefahr <strong>de</strong>r Laktatazidose. Kann einzeln o<strong>de</strong>r zusammen mit<br />

Sulfonylharnstoffen eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Reduzierte Alkoholintoleranz. Hufige Magen-<br />

Darmbeschwer<strong>de</strong>n. Kontraindikationen und Interaktionen im wesentlichen wie<br />

Sulfonylharnstoff<strong>de</strong>rivate.<br />

Acarbose Pseudotetrasaccharid hemmt kompetitiv intestinale a-Glucosidasen è verlangsamte<br />

Glucoseresorption è Senkung postprandialer Blutglucose mit wenig Wirkung auf Ruheglucose. Nur<br />

sehr geringe Resorption (< 2%). Indiziert bei allen Diabetesformen (inkl. Typ 1). UAW: Blähungen<br />

und Diarrhö (durch bakteriellen Abbau im distalen Darm) è einschleichend dosieren<br />

Kontraindikation: chronische Darmerkrankungen. Cave: bei Hypoglykämie muß Glucose gegeben<br />

wer<strong>de</strong>n, da auch Saccharose nicht mehr gespalten wer<strong>de</strong>n kann!<br />

LIPIDSTOFFWECHSEL<br />

Warum Hyperlipidämie behan<strong>de</strong>ln? Hyperlipidämie steigert Risiko für Arteriosklerose und<br />

Folgeereignisse wie Myokardinfarkt. Potenzierung von an<strong>de</strong>ren Risikofaktoren wie Hypertonie,<br />

Rauchen und familiärer Belastung.<br />

Physiologie: Triglyceri<strong>de</strong> (TG) und Cholesterin (CHOL) können mit Nahrung aufgenommen<br />

und/o<strong>de</strong>r endogen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Sie sind nicht wasserlöslich und wer<strong>de</strong>n daher im Blut an<br />

Lipoproteine gekoppelt transportiert (Chylomikrone, VLDL, LDL, HDL). Chylomikrone und VLDL<br />

transportieren TG vom Darm <strong>zur</strong> Leber, LDL CHOL von <strong>de</strong>r Leber in die Peripherie, HDL CHOL<br />

aus <strong>de</strong>r Peripherie <strong>zur</strong>ück <strong>zur</strong> Leber. Enterohepatischer Kreislauf. CHOL ist physiologisch wichtiger<br />

Baustein und Risikofaktor. Dyslipoproteinämien können primär (erblich, selten) o<strong>de</strong>r sekundär<br />

(häufig) sein. Wichtige Ursachen sekundärer Hyperlipoproteinämien sind Diabetes mellitus,<br />

Alkoholabusus, Hypothyreose, Niereninsuffizienz, Leberzirrhose und orale Kontrazeptiva.<br />

Basistherapie: kausale Behandlung sekundärer Formen, hypokalirische, lipidsenken<strong>de</strong> Diät,<br />

Ausschaltung beeinflußbarer Risikofaktoren (Rauch, Alkohol, Hypertonie), körperliche Aktivität.


Medikamentöse Therapie: Indikation hängt vom Ausmaß <strong>de</strong>r Störung und <strong>de</strong>m Vorliegen weiterer<br />

Risikofaktoren ab. Optionen sind HMG-CoA-Reduktasehemmstoffe, Fibrate, Nikotinsäure,<br />

Sitosterin und Probucol.<br />

HMG-CoA-Reduktase-Hemmer: Lovastatin, Simvastatin, Pravastatin, Fluvastatin. Hemmen<br />

wesentlichen Schritt <strong>de</strong>r CHOL-Synthese, was <strong>zur</strong> vermehrten LDL-Rezeptorexpression führt.<br />

CHOL Abfall max. 20-40% bei geringerem Abfall <strong>de</strong>r TG (-15%). NW: Insgesamt gut verträglich<br />

aber Muskelschmerzen mit CK Anstieg (10%) bis zu Rhabdomyolyse o<strong>de</strong>r Nierenversagen<br />

(beson<strong>de</strong>rs in Kombination mit an<strong>de</strong>ren Medikamenten), Transaminasenerhöhung (2%),<br />

unspezifische Bauchbeschwer<strong>de</strong>n (6<br />

g/d!), mäßige Maximalwirkung auf CHOL.<br />

Probucol: senkt HDL > LDL-Cholesterin über unklaren Mechanismus, zusätzlich Antioxidans.<br />

ZYTOSTATIKA<br />

Je<strong>de</strong>r 4. erkrankt bei uns an Malignom, davon wird nur je<strong>de</strong>r 4. durch "Stahl und Strahl" geheilt.<br />

»10% <strong>de</strong>r Chemotherapierten wer<strong>de</strong>n geheilt, sonst geht es "nur" um Lebensverlängerung. Die 5-<br />

Jahres Überlebensrate aller Malignome zusammen liegt seit langem konstant bei ca. 40%;<br />

Verbesserung nicht absehbar (ist 5-Jahres Rate falscher Parameter?<br />

Charakteristika von malignen Zellen: gesteigerte Proliferation, vermin<strong>de</strong>rte Apoptose, Verlust<br />

regulatorischer Proteine, genomische Instabilität, Immortalisierung.<br />

Prinzipien <strong>de</strong>r Zytostatikabehandlung: Zytostatika töten eine konstante Fraktion, nicht eine<br />

konstante Zahl von Zellen. Innerhalb <strong>de</strong>s Zellzyklus existieren für einzelne Zytostatika spezifische


vulnerable Phasen. Zytostatika hemmen <strong>de</strong>n Fortschritt im Zellzyklus. Die Toxizität von Zytostatike<br />

ist nicht primär selektiv für Tumorzellen, sie ist proportional <strong>zur</strong> Zytostatikaexposition.<br />

Allgemeine UAW von Zytostatika: Schädigung an<strong>de</strong>rer Wechselgewebe (Knochenmark,<br />

Darmepithel, Haarfollikel), Leberschä<strong>de</strong>n, Infektionsgefahr, Hyperurikämie. Induktion von<br />

Zweittumoren, Keimbahnschä<strong>de</strong>n.<br />

Zytostatische Kombinationsbehandlung: Eingesetzte Zytostatika haben unterschiedliche<br />

Angriffspunkte und möglichst gering überlappen<strong>de</strong> UAW è optimierte Tumortoxizität und<br />

Verträglichkeit; Abtötung heterogener Populationen innerhalb eines Tumors; vermin<strong>de</strong>rt die<br />

Resistenzentwicklung. Nicht-zelluläre Ursachen von Zytostatikaresistenz: ungeeignetes<br />

Applikationsschema, un<strong>zur</strong>eichen<strong>de</strong> Konzentration am Wirkort (schlechte Durchblutung),<br />

Kombination von Zytostatika, die sich gegenseitig abschwächen, Bildung inaktivieren<strong>de</strong>r<br />

Antikörper. Zelluläre Ursachen von Zytostatikaresistenz: Selektion primär resistenter Zellen,<br />

Mutation von Tumorzellen unter Therapie, Abnahme von aktiver Aufnahme (Cytarabin, Melphalan,<br />

Methotrexat), Zunahme aktiver Ausschleusung, enzymatischer Abbau (Alkylantien, Bleomycin,<br />

Cytarabin), quantitative und/o<strong>de</strong>r qualitative Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zielstrukturen (Fluorouracil,<br />

Methotrexat, Vinca-Alkaloi<strong>de</strong>), Auftreten an<strong>de</strong>rer Biosynthesewege, verstärkte DNA-Reparatur<br />

(Alkylantien).<br />

Gruppen von Zytostatika: Mitosehemmstoffe, Alkylantien, Antimetaboliten, zytostatisch wirken<strong>de</strong><br />

Antibiotika, Hormone und Hormonantagonisten, Hemmstoffe <strong>de</strong>r Vaskularisierung.<br />

Mitosehemmstoffe: Vinca-Alkaloi<strong>de</strong> (Vincristin, Vinblastin, Vin<strong>de</strong>sin) hemmen Aufbau <strong>de</strong>r<br />

Kernspinel. Bei Vincristin nicht Knochenmarkscha<strong>de</strong>n son<strong>de</strong>rn Neurotoxizität dosisbegrenzend.<br />

Taxane (Taxol) hemmen Abbau <strong>de</strong>r Kernspin<strong>de</strong>l.<br />

Alkylantien: Alkylierung <strong>de</strong>r DNA, weitgehend Phasen-unabhängig, Sekundärtumoren häufig.<br />

Stickstofflost<strong>de</strong>rivate, Ethylenimin<strong>de</strong>rivate, Busulfan, N-Nitrosoharnstoff<strong>de</strong>rivate, Platin-Komplexe,<br />

Procarbazin, Dacarbazin. Stickstofflost<strong>de</strong>rivate (Cyclophosphamid, Trofosfamid, Ifosfamid)<br />

Prodrugs, bei Giftung in Leber entsteht urotoxisches Beiprodukt (hämorrhagische Zystitis), Gabe<br />

von Natrium-2-mercaptoethansulfonat komplexiert dies zu einem renal ausscheidbaren Produkt.<br />

P450-Enzyminduktoren verstärken, Enzymhemmer vermin<strong>de</strong>rn Wirkung. Platin-Komplexe<br />

(Cisplatin, Carboplatin) Wirkeintritt: Cisplatin > Carboplatin, Wirkdauer: Carboplatin > Cisplatin,<br />

schwere Nierenschä<strong>de</strong>n, Ototoxizität, starkes Erbrechen: Cisplatin > Carboplatin,<br />

Knochenmarks<strong>de</strong>pression: Carboplatin > Cisplatin.<br />

Antimetabolite: vorwiegen<strong>de</strong> Wirkung auf DNA-Synthese. Folsäureantagonisten (Methotrexat)<br />

gestörte Nukleinsäuresynthese, geringe Selektivität für Tumorzellen, Hochdosistherapie hemmt<br />

auch nie<strong>de</strong>r-affine Dihydrofolsäurereduktase (vermin<strong>de</strong>rte Resistenzentwicklung). Antagonisten<br />

von Purin- und Pyrimidinbasen (Mercaptopurin, Pentostatin, Fluouracil, Cytarabin) Bei<br />

Mercaptopurin cave Interaktion mit Allopurinol.<br />

Zytostatisch wirken<strong>de</strong> Antibiotika: Anthracycline (Daunorubicin, Idarubicin, Doxorubicin,<br />

Epirubicin) Interkalation in DNA hemmt Nukleinsäuresynthese, Hemmung Topoisomerase II und<br />

Biotransformation zu freien Radikalen induzieren Strangbrüche, Bindung an Zellmembran erhöht


Membranpermeabilität. Oft irreversible Kardiotoxizität meist dosislimitierend. Mitoxantron,<br />

Amsacrin ähnliche Wirkung wie Anthracycline aber weniger kardiotoxisch. Bleomycin ähnliche<br />

Wirkung wie Antracycline. Wenig Toxizität auf Knochenmark, Immunsystem und Herz aber<br />

Sklero<strong>de</strong>rmie und Lungenfibrose als UAW.<br />

Malignome haben keinen "spezifischen" Angriffspunkt, die höhere Teilungsrate ist nur relativ<br />

(an<strong>de</strong>re Gewebe mit hoher Teilungsrate: Knochenmark, Darmepithel, Haarfollikel, Keimzellen);<br />

zwischen Tumoren und innerhalb eines Tumors kann die Teilungsrate unterschiedlich sein.<br />

Zellzyklus-spezifische Zytostatika (Antimetabolite, Bleomycin, Interkalieren<strong>de</strong>, Spin<strong>de</strong>lgifte) wirken<br />

nur auf <strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> im Zyklus befindlichen Anteil (d.h. wirken nur schlecht bei Malignomen mit<br />

niedriger Teilungsrate); nach Strahl geht oft höherer Anteil <strong>de</strong>r verbleiben<strong>de</strong>n in Teilung; nicht<br />

Zellzyklus-spezifische (Alkylieren<strong>de</strong>) wirken auch bei niedriger Teilungsrate haben aber daher auch<br />

mehr NW (Knochenmarks<strong>de</strong>pression, Magen-Darm-Störungen, Haarausfall; evt. Hyperurikämie bei<br />

Erfolg).<br />

SCHILDDRÜSE<br />

L- Thyroxin = Levothyroxin = T4; Trijodthyronin = Liothyronin = T3 (Wirkform).<br />

Funktionen von Schilddrüsenhormon: fötale Entwicklung, gesteigerter Energieumsatz und<br />

oxidativer Stoffwechsel, Wirkverstärkung von Insulin und Katecholaminen, erhöhte<br />

Körpertemperatur, Chronotropie und Inotropie, periphere Vasodilatation, Erythrozytenmenge und<br />

zirkulieren<strong>de</strong>s Blutvolumen, Atemantrieb, periphere Nerven (Reflexe), hepatischer Metabolismus,<br />

Knochenumsatz.<br />

Synthese von Schilddrüsenhormon: Jodidaufnahme (Jodination), Oxidation zu elementarem Jod<br />

durch Peroxidase (Jodisation), Jo<strong>de</strong>inbau in Tyrosinreste von Protein, Speicherung von<br />

Thyreoglobulin. Freisetzung von Schilddrüsenhormon: lysosomaler Abbau von Thyreoglobulin,<br />

Freisetzung von T4 (90 mg/Tag) und T3 (8 mg/Tag), zirkulieren<strong>de</strong>s T3 entsteht wesentlich durch<br />

periphere Dejodierung von T4 (Thyroxin<strong>de</strong>halogenase in Leber).<br />

Hypothyreoidismus: Symptome Lethargie, Gewichtszunahme, Kälteintoleranz, trockene Haut,<br />

geistige Verlangsamung bis hin zu Koma bei Myxö<strong>de</strong>m; beim Neugeborenen lebenslange geistige<br />

Störung und abnorme Skelettentwicklung ("Kretinismus"). UrsachenPrimär chronisch lymphatische<br />

Thyreoiditis (Hashimoto-Typ), subakute Thyreoiditis, postpartale Thyreoiditis, Zufuhr von<br />

radioaktivem Jod, Jodmangel o<strong>de</strong>r -überschuss, kongenitale Fehler <strong>de</strong>r Hormonsynthese;<br />

sekundär Hypophysenerkrankungen; Zielgewebe Schilddrüsenhormonresistenz.<br />

Thyroxin (T4) wird zu T3 metabolisiert, HWZ 6 Tage wegen hoher Plasmaeiweißbindung (99,95%;<br />

davon 60% an Thyroxin-bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Globulin (TBG), 30% an Thyroxin-bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Präalbumin und<br />

10% an Albumin; Östrogene erhöhen TBG, Androgene und NNR-Hormone erniedrigen TBG);<br />

gleichmäßige Plasmaspiegel; Wirkbeurteilung erst nach 5 Wochen.<br />

L-Trijodothyronin (T3): geringere Plasmaeiweißbindung (99,5%); HWZ 1 Tag; schnellerer<br />

Wirkeintritt; größere Schwankungen <strong>de</strong>r Plasmaspiegel; enterohepatischer Kreislauf.


Indikationen für Schilddrüsenhormon: Substitution bei allen Arten <strong>de</strong>s Hypothyreoidismus,<br />

Unterdrückung <strong>de</strong>r Thyrotropinwirkung bei euthyreoter Struma, zusammen mit Thyreostatika by<br />

Hyperthyreosen <strong>zur</strong> Vermeidung iatrogener Hypothyreosen.<br />

UAW von Schilddrüsenhormon: bei korrekter Dosierung selten; sonst Symptome <strong>de</strong>s<br />

Hyperthyreoidismus.<br />

Kontraindikationen für Schilddrüsenhormon: Angina pectoris, Myokardinfarkt, Myokarditis,<br />

tachykardie Rhythmusstörungen.<br />

Arzneimittelinterkationen mit Schilddrüsenhormonen: Colestyramin vermin<strong>de</strong>rt Resorption.<br />

Schilddrüsenhormon steigert Wirksamkeit von oralen Antikoagulantien (Cumarintyp) und<br />

blutzuckersenken<strong>de</strong>n Effekt von Antidiabetika.<br />

Hyperthyreoidismus: Symptome Tremor, Tachykardie, erhöhte Pulsamplitu<strong>de</strong>, beschleunigte<br />

Reflexe, Diarrhö, Nervosität, Schlaflosigkeit; Exophtalmus bei M. Basedow. Ursachen nichtimmunogene<br />

Formen: autonomes A<strong>de</strong>nom, multiple "heiße" Knoten, entzündlich, neoplastisch,<br />

verstärkte TSH-Freisetzung, zu hohe Zufuhr von Jod o<strong>de</strong>r Schilddrüsenhormon; immunogene<br />

Formen: M. Basedow.<br />

Angriffspunkte <strong>zur</strong> Behandlung <strong>de</strong>s Hyperthyreoidismus: Schilddrüsenhormonsynthese mit<br />

Jodinationshemmung (Perchlorate) o<strong>de</strong>r Jodisations- und Peroxidasehemmung (Thioharnstoffe).<br />

Schilddrüsenhormonfreisetzung (Jodid). Gewebseffekte <strong>de</strong>s Schilddrüsenhormons (ß-<br />

Adrenozeptorantagonisten).<br />

Perchlorate: kompetitive Hemmung <strong>de</strong>r Jodidaufnahme (Jodination). Nachteil: lange Wirkung<br />

(mehrere Wochen) èEinschränkung von präoperativer Jodidbehandlung und Radiojodtherapie.<br />

UAW: Magen-Darm-Störungen häufig, selten: Agranulozytosen, aplastische Anämie,<br />

nephrotisches Syndrom.<br />

Thioharnstoffe: Propylthiouracil, Carbimazol (aktiver Metabolit: Thiamazol) Molekulare Wirkung<br />

Hemmung <strong>de</strong>r Jodisation (Hemmung <strong>de</strong>r Peroxidasen), Propylthiouracil hemmt auch periphere T3-<br />

Bildung, immunsuppressive Wirkung bei M. Basedow wird diskutiert. Klinische Wirkung<br />

Wirkeintritt nach 1-2 Wochen, keine Wirkung auf Exophtalmus. UAW vermehrte<br />

Thyreotropinausschüttung è Strumagefahr, Übelkeit, Geruchsstörungen, Knochenmarksschä<strong>de</strong>n.<br />

Kontraindikationen Schwangerschaft (plazentargängig!), retrosternale Struma<br />

(Luftröhrenkompression), starker Exophtalmus.<br />

Jodidionen: Molekulare Wirkung vorübergehend reduzierte Aktivität <strong>de</strong>s proteolytischen Enzyms,<br />

das Schilddrüsenhormon aus Thyreoglobulin freisetzt. Klinische Wirkung kurzfristig<br />

thyreostatisch, Kolloidspeicherung erhöht è hyperthyreote Struma verkleinert und weniger<br />

durchblutet è besser operabel. Warnhinweise vorher Euthyreose durch Thioharnstoffe notwendig<br />

("Plummern"). UAW Haut- und Schleimhautreizungen, allergische Reaktionen.<br />

Kontraindikationen Tuberkulose (Aktivierung möglich).<br />

LOKALANÄSTHETIKA


Geschichte: erste Blocka<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Reizleitung mit Extrakt von Erythroxylon; als aktiver Bestandteil<br />

1860 das Kokain dargestellt; erste Spinalanästhesie mit Kokain 1898 von Bier; Procain 1904 von<br />

Einhorn eingeführt<br />

Pathophysiologie <strong>de</strong>r Reizleitung: Reizleitung durch das Axon entlang wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s<br />

Aktionspotential; Reizleitungsgeschwindigkeit hängt ab von Faserdicke und Myelinisierung;<br />

Schmerz- und Temperaturwahrnehmung durch Ad- und C-Fasern beson<strong>de</strong>rs dünn ® beson<strong>de</strong>rs<br />

empfindlich, dann Berührungs- und Druckempfindung, zum Schlub Motorfunktion; Na + -Einstrom<br />

vermittelt Depolarisation, K +-Ausstrom Repolarisation; LA hemmen v.a. Na +-Einstrom ® LA<br />

reduzieren Höhe <strong>de</strong>s Aktionspotentials, Aufstrichgeschwindigkeit und Aktivierungsschwelle. Da bei<br />

13 Na-Kanälen/100 µm 2 10 6 LA Moleküle gebraucht wer<strong>de</strong>n, Mechanismus nicht völlig klar. Z.Zt.<br />

favorisiert: Membran-Expansions-Theorie mit Wirkung auf Na +-Kanäle und unterschiedlicher<br />

Empfindlichkeit verschie<strong>de</strong>ner Neurone.<br />

Stoffeigenschaften: gemeinsame Grundstruktur lipophiler Rest (Aromat) - Zwischenkette -<br />

hydrophiler Rest (Aminogruppe). Ungela<strong>de</strong>ne Aminform dringt in Membran ein, Amin kann dann<br />

Ladung erhalten und so hemmen. Je lipophiler <strong>de</strong>sto längere Wirkdauer und gröbere Potenz und<br />

Plasmaeiweibbindung aber <strong>de</strong>sto kleinerer Verteilungsradius (Oberflächen- vs.<br />

Infiltrationsanästhesie: Lidocain ® Infiltrations, Bupivacain ® Leitungsanästhesie). Wirkdauer hängt<br />

auch wesentlich von Ausverdünnung durch Blutstrom ab; <strong>de</strong>shalb wird oft Vasokonstriktor<br />

(Adrenalin, Phenylephrin) zugesetzt, um Wirkdauer zu verlängern. Cave: Ischämiegefahr an<br />

Extremitäten. Bei intrathekaler Anwendung hyperbare Lösung. Bei Intoxikation<br />

Erregungssteigerung mit Re<strong>de</strong>drang, Euphorie, Unruhe, Muskelzuckung bis klonische Krämpfe;<br />

schlieblich Koma mit Atemlähmung. Peripher Vasodilatation bis Kreislaufkollaps, AV-Block<br />

Anwendung: Oberflächenanästhesie, Infiltrationsanästhesie, Leitungs-, Epidural-, Lumbal- und<br />

Sakralanästhesie; antiarrhythmische Wirkung<br />

NARKOTIKA<br />

Narkoseziele: Analgesie, Hypnose (Bewubtlosigkeit), Muskelrelaxation und Reflexdämpfung.<br />

Kombinationsnarkose hat weniger NW, wird individuell zusammengestellt.<br />

Narkosestadien: Analgesie (Reflexe erhalten!), Exzitation (Erbrechen möglich!), Toleranz<br />

(Unterstadien nach graduellem Ausfall <strong>de</strong>r Reflexe), Asphyxie (Aussetzen <strong>de</strong>r Atmung bis<br />

Kreislaufstillstand, Medulla oblongata am unempfindlichsten).<br />

Theorien: unspezifische mit Wirkung auf Na + -Kanäle wie Lokalanästhetika (Membran-Expansions-<br />

Theorie). Allosterische Wirkung auf GABAA Rezeptoren ähnlich wie bei Benzodiazepinen, Alkohol<br />

und Barbituraten?<br />

Inhalationsnarkotika: sollten haben a) hohe narkotische Wirksamkeit (genügen<strong>de</strong>r Sauerstoffzusatz<br />

möglich), b) grobe therapeutische Breite, c) gut steuerbar, d) Analgesie, Muskelrelaxation,<br />

Reflexdämpfung, e) nicht explodierbar, f) chemisch stabil und bezahlbar. Aufnahme ins ZNS hängt<br />

ab von a) Konzentration bei Inhalation, b) Atemfrequenz und -tiefe, c) Alveolarpermeabilität, d)


Blutlöslichkeit, e) Hirndurchblutung, f) Verteilungskoeffizient zwischen Blut und ZNS. Je höher<br />

Lipid-löslich <strong>de</strong>sto langsamer An- und Abfluten. Fettgewebe als Speicher bei Narkoseausleitung.<br />

Lachgas (N2O): Chemisch inert im Organismus, stark analgetisch aber nur schwach narkotisch, ®<br />

Toleranzstadium kann selbst bei 80% nicht erreicht wer<strong>de</strong>n. Beste Steuerbarkeit unter allen<br />

Inhalationtsnarkotika. 50% teilweise in Zahnheilkun<strong>de</strong> und Geburtshilfe, sonst nur in<br />

Kombinationsnarkose z.B. mit Halothan und Barbituraten. Da N2O im Blut besser löslich als N2,<br />

verdrängt viel N2O wenig N2 ® Drucksteigerung in vorgegebenen Hohlräumen.<br />

Äther: Gut narkotisch wirksam, Muskelrelaxation, lange An- und Abflutung, explosiv.<br />

Halothan: Gute narkotische Wirksamkeit, keine Analgesie, geringe Muskelrelaxation. Rasche An-<br />

und Abflutung, gute Steuerbarkeit. Geringe therapeutische Breite (Hemmung <strong>de</strong>r<br />

Myokardkontraktilität und parallel Katecholamin-Sensibilisierung ® Tachyarrhythmie;<br />

Atem<strong>de</strong>pression). Selten: maligne Hyperpyrexie o<strong>de</strong>r "Halothan-Hepatitis". Metabolisierung (15-<br />

20%) setzt Bromidionen frei. Halothannarkose sollte nicht innerhalb von 3 Monaten wie<strong>de</strong>rholt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Enfluran: Im Vergleich zu Halothan geringere narkotische Potenz aber auch NW, stärkere<br />

Muskelrelaxation. RR-Abfall unter b-Blocker verstärk. Geringe Metabolisierung (2-5%) setzt<br />

Fluoridionen frei, aber meist unter Nieren-toxischer Schwelle.<br />

Isofluran: Gute narkotische Eigenschaft, gute Muskelrelaxation. Geringe Metabolisierung (0,2%).<br />

Ggeringer RR-Abfall aber Steal-Phänomen durch Koronardilatation, keine<br />

Katecholaminsensibilisierung.<br />

Injektionsnarkotika: Klassische Injektionsnarkotika sind lipophil è initiale Wirkdauer von<br />

Verteilungs-HWZ bestimmt. Injektionsnarkotika verschieben Gleichgewicht zwischen erregen<strong>de</strong>m<br />

NMDA und sedieren<strong>de</strong>m GABAA System.<br />

Barbiturate: Thiopental, Methohexital. Allosterische Modulation <strong>de</strong>s GABAA Rezeptors. Nicht<br />

analgetisch son<strong>de</strong>rn manchmal sogar hyperalgisch, geringe Muskelrelaxation. Atem<strong>de</strong>pression,<br />

negativ inotrop (vorübergehen<strong>de</strong>r RR-Abfall) und reflektorisch positiv chronotrop. Kurze Wirkdauer<br />

(30 min) durch Umverteilung, Vorsicht bei Zweitinjektion. Thiopental schlecht gewebsverträglich.<br />

Etomidat: Allosterische Modulation <strong>de</strong>s GABAA Rezeptors. Nicht analgetisch. Grobe<br />

therapeutische Breite (30!). Kurze Wirkdauer durch Umverteilung. Thrombose v.a. an<br />

Injektionsstelle möglich.<br />

Propofol: Allosterische Modulation <strong>de</strong>s GABAA Rezeptors. Nicht analgetisch. Bei Infusion wird<br />

Wirkdauer durch rasche hepatische Metabolisierung bestimt. Kann durch Infusion auch <strong>zur</strong><br />

Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Narkose und <strong>zur</strong> längerfristigen Sedierung auf <strong>de</strong>r Intensivstation verwandt<br />

wer<strong>de</strong>n. Verbesserte Herzdurchblutung. RR-Abfall, Übelkeit und Erbrechen in Aufwachphase<br />

Ketamin: Antagonist an NMDA Rezeptor. Erzeugt Immobilität und Amnesie; starke Analgesie, die<br />

länger anhält als Bewubtlosigkeit. Zu Beginn RR-Anstieg und Katecholaminfreisetzung.


Kontraindikation bei Hypertonie, CHF, Arteriosklerose und psychiatrischen Erkrankungen. Störung<br />

in Aufwachphase führt zu "bad dreams".<br />

Neuroleptanalgesie: "Neuroleptanalgesie": Neuroleptikum + Analgetikum (Opiat); Patient ist bei<br />

Bewubtsein). "Neuroleptanästhesie": + Lachgas. Als Neuroleptikum meist Droperidol, als<br />

Analgetikum meist Fentanyl. Nicht bei M. Parkinson o<strong>de</strong>r während Geburt (Atemlähmung beim<br />

Föten!). Vorsicht vor Atemlähmung.<br />

ANTIEPILEPTIKA<br />

Epilepsie: Inzi<strong>de</strong>nz » 0.6% p.a., 5% insgesamt. Familie unterschiedlicher Krankheiten mit<br />

plötzlicher, massiver und synchroner Entladung von Neuronengruppen. Abnorme Bewegungen,<br />

Wahrnehmungen und Bewubtseinsstörungen. Ort <strong>de</strong>r Entladung bestimmt klinisches Bild.<br />

Optimale Therapie kann das Auftreten von Anfällen bei 50% komplett und bei weiteren 25%<br />

<strong>de</strong>utlich unterdrücken. Sekundäre Formen: Tumor, Kopfverletzung, Hypoglykämie,<br />

Meningealinfektion, Suchtmittelentzug. Primäre Formen: Alle übrigen. Antiepileptika unterdrücken<br />

elektrische Entladung bzw. ihre Ausbreitung, wirken aber rein symptomatisch. Dissoziation<br />

zwischen zentral dämpfen<strong>de</strong>n und antiepileptischen Wirkungen: Inhalationsnarkotika wirken nicht<br />

epileptisch, sedieren<strong>de</strong> Neuroleptika erhöhen Krampfbereitschaft; Phenytoin zentral erregend. Fast<br />

alle Antiepileptika haben geringe therapeutische Breite; Therapie unter Kontrolle <strong>de</strong>r Serumspiegel.<br />

Auswahl <strong>de</strong>s Antiepileptikums empirisch nach Krampfform.<br />

Phenytoin (Diphenylhydantoin): Hemmt Na + und Ca 2+ Ströme (membranstabilisieren<strong>de</strong>r Effekt?).<br />

Stark antikonvulsiv, nur schwach sedierend; auch als Antiarrhythmikum eingesetzt. UAW:<br />

Zahnfleischwucherung, Hypertrichose, megaloblastische Anämie (gestörte Vitamin B12<br />

Resorption), Nystagmus, Ataxie, Verwirrtheit, Halluzinationen; teratogen. Langsame Resorption,<br />

95% Plasmaeiweibbindung, renale Ausscheidung nach hepatischer Metabolisierung durch P450<br />

(kann sättigen ® unterschiedliche HWZ für kleine und grobe Dosen!); Metabolismus unterliegt<br />

grober genetischer Variabilität. Phenytoin induziert P450 System (rascherer Abbau z.B. von<br />

an<strong>de</strong>ren Antiepileptika, Antikoagulantien, Kontrazeptiva, Cyclosporin).<br />

Carbamazepin: Trizyklischen Anti<strong>de</strong>pressiva strukturell ähnlich, leichter anti<strong>de</strong>pressiver Effekt.<br />

UAW: Benommenheit, Schwin<strong>de</strong>l, Ataxie, verschwommenes Sehen, Übelkeit, Erbrechen. Seltener:<br />

aplastische Anämie, Agranulozytose, Thrombozytopenie, Leberschä<strong>de</strong>n (® regelmäbige<br />

Leberfunktionstests). Langsame Resorption. Durch Induktion <strong>de</strong>s P450 Systems nimmt bei<br />

chronischer Gabe die HWZ ab. An<strong>de</strong>re Stoffe auch schneller abgebaut.<br />

Phenobarbital: Allosterische Modulation <strong>de</strong>s GABAA Rezeptors. Antiepileptische Dosen geringer<br />

als hypnotische. UAW: Sedation, Ataxie, Nystagmus, Schwin<strong>de</strong>l. Langsame aber vollständige<br />

Resorption, hepatische Metabolisierung, Rest unverän<strong>de</strong>rt renal ausgeschie<strong>de</strong>n. Starke P450<br />

Induktion. Beson<strong>de</strong>res Rebound Risiko bei abruptem Absetzen.<br />

Primidon: Wird zu Phenobarbital metabolisiert aber klinisch an<strong>de</strong>res Wirkspektrum. UAW:<br />

Rauscheffekt bei Therapiebeginn, Schwin<strong>de</strong>l, Übelkeit, Erbrechen; sonst wie Barbiturate. Gute<br />

Resorption, geringe Plasmaeiweibbindung.


Benzodiazepine: Allosterische Modulation <strong>de</strong>s GABAA Rezeptors. Vorwiegend Clonazepam und<br />

Nitrazepam für die chronische Therapie und Diazepam für <strong>de</strong>n Status epilepticus verwen<strong>de</strong>t.<br />

Wirkverlust bei Dauertherapie möglich. NW ärmsten unter allen Antiepileptika. i.v. Gabe kann<br />

Atem- und Kardio<strong>de</strong>pression machen.<br />

Ethosuximid: Hemmung von Ca 2+-Kanälen vom T-Typ. UAW: Benommenheit, Lethargie,<br />

Konzentrationsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, allergische Reaktion. Gute Resorption, geringe<br />

Plasmaeiweibbindung; 25% unverän<strong>de</strong>rt renal ausgeschie<strong>de</strong>n, Rest durch P450 metabolisiert aber<br />

keine Induktion.<br />

Valproinsäure: Verzögert Erholung Spannungs-abhängiger Na + -Kanäle und hemmt T-Typ Ca 2+<br />

Kanäle. Hemmt GABA Abbau. UAW: Gastrointestinal, Haarausfall, Gerinnungsstörungen,<br />

Leberschä<strong>de</strong>n. Gute Resorption mit variabler tmax, 90% Plasmaeiweibbindung, hepatische<br />

Metabolisierung durch P450 (teilweise aktive Metaboliten). Hemmt Barbiturat Metabolismus, keine<br />

Enzyminduktion.<br />

Vigabatrin (g-Vinyl-GABA): Hemmt GABA Transaminase. z.Zt. nur zusätzlich zu bereits<br />

bestehen<strong>de</strong>r Therapie. Unverän<strong>de</strong>rt renal ausgeschie<strong>de</strong>n. UAW: Müdigkeit, seltener Kopfschmerz,<br />

Schwin<strong>de</strong>l, Agitiertheit, aggressives Verhalten, Magen-Darm-Beschwer<strong>de</strong>n. Vorsicht bei<br />

eingeschränkter Nierenfunktion o<strong>de</strong>r bekannter Psychose, Hyperkinesie o<strong>de</strong>r Endokrinopathie<br />

Lamotrigin: Hemmt Na + -Kanäle. z.Zt. nur zusätzlich zu bereits bestehen<strong>de</strong>r Therapie. Vollständige<br />

Resorption, Glucoronidierung, renale Ausscheidung. UAW: Schwin<strong>de</strong>l, Schläfrigkeit,<br />

Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwer<strong>de</strong>n, Exantheme. Kontraindiziert bei Leber- o<strong>de</strong>r<br />

Niereninsuffizienz. Abbau durch Phenobarbital, Phenytoin und Primidon beschleunigt, durch<br />

Valproinsäure gehemmt<br />

Therapierichtlinien: Initiale Auswahl richtet sich nach Art <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns. Einstellung <strong>de</strong>r<br />

Dauertherapie nur durch Fachmann. Plasmaspiegel <strong>zur</strong> Überwachung. Nie abruptes Absetzen<br />

(rebound Anfälle!). Arzneimittelinteraktionen!!!<br />

ANTIPARKINSONTHERAPEUTIKA<br />

Untergang dopaminerger Neurone in Substantia nigra zerstört dopaminerge Terminale im Striatum.<br />

Vermehrte Aktivität glutamaterger Neurone (NMDA-Rezeptoren) è Akinese, Überwiegen<br />

cholinerger Erregungen è Rigor und Tremor. Vegetative Störungen (Speichelfluß, Blasen- und<br />

Darmstörungen), psychische Störungen (Depression, Verlangsamung, Demenz). Ursachen:<br />

endogen (70%), atherosklerotisch (15-20%), postenzephalitisch, posttraumatisch (Boxer), toxisch,<br />

tumorbedingt, medikamentös (Neuroleptika).<br />

L-Dopa: ZNS-gängige Dopamin-Vorstufe. Wirksam gegen alle Symptome, langsamer Wirkeintritt<br />

(Wochen). UAW: motorische Symptome (Hyper- und Dyskinesien, on-off-Phänomene), vegetative<br />

Störungen (Magen-Darm), kardiovaskuläre Störungen (Tachyarrhythmien, Orthostase), psychische<br />

Verän<strong>de</strong>rungen (Schlaflosigkeit, Agitation, Halluzination). Kombination mit DOPA-Dekarboxylase-<br />

Blocker (Benserazid, Carbidopa) reduziert periphere Metabolisierung und UAW aber mehr<br />

Dyskinesien.


Selegilin: Hemmt Dopamin-bevorzugen<strong>de</strong> MAO-B. Meist als Zusatz zu L-DOPA. UAW: Übelkeit,<br />

Blutdruckabfall, Verstärkung <strong>de</strong>r L-DOPA UAW aber verbesserte on-off-Symptome.<br />

Bromocriptin, Lisurid, Pergolid: Dopaminagonisten. Wirkung auch beim fortgeschrittenen<br />

Parkinson. Gute Wirkung auf on-off-Symptome. Oft zusammen mit L-DOPA. UAW: Motorisch<br />

seltener, psychisch und orthostatisch häufiger.<br />

Amantadin: Ursprünglich antiviral; Anti-Parkinson-Wirkung durch nicht-kompetitive NMDA-<br />

Rezeptorhemmung. Vor allem bei akinetischer Krise. UAW: Magen-Darm-Beschwer<strong>de</strong>n, selten<br />

Verwirrtheit.<br />

Anticholinergika: z.B. Biperi<strong>de</strong>n, Benzatropin, Procyclidin, Metixen. ZNS-gängige<br />

Muskarinrezeptorantagonisten. Wirksam vorwiegend gegen Rigor, Hyperhidrosis und<br />

Hypersalivation, weniger gegen Tremor o<strong>de</strong>r Akinesie. Kein Einsatz bei bereits <strong>de</strong>utlichen<br />

psychoorganischen Störungen, da Verstärkung möglich.<br />

PSYCHOPHARMAKA<br />

Gruppen <strong>de</strong>r Psychopharmaka: Anxiolytika ("minor tranquilizers", Benzodiazepine), Anti<strong>de</strong>pressiva<br />

(Thymoleptika), Antipsychotika ("major tranquilizers", Neuroleptika), Psychostimulantien (kein<br />

therapeutischer Einsatz). 1995: 43 Millionen verordneter Packungen Psychopharmaka im GKV-<br />

Markt. Grundsätzliche Überlegungen: Was ist "krank" (behandlungsbedürftig), was ist<br />

"Normvariante"? Psychopharmaka sind symptomatische Beeinflussung seelischer Abläufe, keine<br />

Kausaltherapie.<br />

ANXIOLYTIKA<br />

Molekulare Wirkungen: Allosterische Modulation <strong>de</strong>r a-Untereinheit <strong>de</strong>s GABAA Rezeptors ®<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r GABA Affinität ® verstärkter Cl - Einstrom ® Hyperpolarisation ® neuronale<br />

Hemmung.<br />

Klinische Wirkungen: angstlösend, sedierend, hypnotisch, antikonvulsiv, zentral muskelrelaxierend;<br />

keine antipsychotische Wirkung. Unterschie<strong>de</strong> zwischen Substanzen hauptsächlich in<br />

Pharmakokinetik.<br />

Indikationen: nicht-psychotische Angstzustän<strong>de</strong> (können auch somatisch manifestieren, DD:<br />

sekundär zu organischen Lei<strong>de</strong>n), Schlafstörungen auf emotionaler Grundlage, Krampflei<strong>de</strong>n,<br />

Narkose.<br />

Antidot bei Anxiolytikaintoxikation Flumazenil: bin<strong>de</strong>t an Benzodiazepinbindungsstelle, keine<br />

wesentliche intrinsische Aktivität, verdrängt Benzodiazepine. Einsatz bei Intoxikation ,<br />

Narkoseausleitung.<br />

Pharmakokinetik <strong>de</strong>r Benzodiazepine: schnelle Resorption mit hoher Bioverfügbarkeit,<br />

überwiegend hohe Plasmaeiweibbinding, hepatische Metabolisierung, altersabhängig, teilweise<br />

aktive Metaboliten mit langer HWZ (z.B. Desmethyldiazepam).


Einteilung <strong>de</strong>r Benzodiazepine: kurz wirken<strong>de</strong> (z.B. Triazolam, Oxazepam; Indikation: z.B.<br />

Einschlafhilfe); mittellang wirken<strong>de</strong> (z.B. Lorazepam, Temazepam; Indikation: z.B.<br />

Durchschlafhilfe); lang wirken<strong>de</strong> (z.B. Diazepam, Flurazepam; Indikation: z.B. Anxiolyse,<br />

antiepileptische Therapie); parenterales Diazepam auch <strong>zur</strong> Unterbrechung epileptischer Anfälle.<br />

UAW <strong>de</strong>r Benzodiazepine: Sedation, Tagesmüdigkeit, anterogra<strong>de</strong> Amnesie, bei hohen Dosen<br />

Ataxie u.a. neurologische Symptome, sehr sicher bei akuter Intoxikation aber Wirkverstärkung mit<br />

an<strong>de</strong>ren zentral dämpfen<strong>de</strong>n Pharmaka (Alkohol!).<br />

Benzodiazepinwirkungen bei speziellen Patientengruppen: paradoxe Effekte v.a. bei Alten; bei<br />

<strong>de</strong>pressiv bedingten Schlafstörungen kann Depression verstärkt wer<strong>de</strong>n; Gewohnheitsbildung und<br />

Entzugserscheinungen bei Absetzen möglich v.a. bei kurz wirksamen. Missbrauch häufig.<br />

Kontraindikationen <strong>de</strong>r Benzodiazepine: Myasthenia gravis, schwere obstruktive<br />

Ventilationsstörungen, Intoxikationen mit an<strong>de</strong>ren Sedativa, Suchterkrankungen (v.a.<br />

Sedativagruppe).<br />

ANTIDEPRESSIVA<br />

Molekulare Wirkungen: akut Hemmung <strong>de</strong>r raschen Inaktivierung von Amintransmittern<br />

(Noradrenalin, Dopamin, Serotonin), d.h. Hemmung <strong>de</strong>r neuronalen Wie<strong>de</strong>raufnahme (uptake)<br />

o<strong>de</strong>r Hemmung <strong>de</strong>s Abbaus durch Monoaminoxidase (MAO); chronisch Reduktion <strong>de</strong>r<br />

Rezeptoranzahl im synaptischen Spalt (down-regulation). Viele Anti<strong>de</strong>pressiva sind zusätzlich<br />

Antagonisten an autonomen Rezeptoren, v.a. muskarinerg.<br />

Klinische Wirkungen : Stimmungsaufhellend, angstlösend, antriebssteigernd (teilweise); Antrieb<br />

kommt teilweise schneller <strong>zur</strong>ück als Stimmung (Suizidgefahr!). Keine Toleranz, keine<br />

Stimmungsverän<strong>de</strong>rungen beim Gesun<strong>de</strong>n, d.h. kein Suchtpotential.<br />

Einteilung <strong>de</strong>r Anti<strong>de</strong>pressiva: chemische Einteilung hat geringen klinischen Wert; klinische<br />

Einteilung: Amitriptylin-Typ (psychomotorisch dämpfend), Desipramin-Typ (auch MAO-Hemmer;<br />

psychomotorisch aktivierend), Imipramin-Typ (vorwiegend stimmungsaufhellend). Viele<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva wirken zentral anticholinerg und/o<strong>de</strong>r haben zahlreiche an<strong>de</strong>re unspezifische<br />

autonome Wirkungen.<br />

UAW: (quantitative Ausprägung substanzspezifisch) anticholinerg: Mundrockenheit, Obstipation,<br />

Harnverhaltung, Akkomodationsstörung, Tachykardie; peripher a-antagonistisch: Hypotonie,<br />

Müdigkeit; Leukopenie; Chinidin-artige Verlangsamung <strong>de</strong>r kardialer Reizleitung; <strong>de</strong>lirante<br />

Zustän<strong>de</strong> bei alten Patienten; erhöhte Fehlgeburtsrate; bei neuen 5-HT selektiven die meisten<br />

UAW weniger ausgeprägt.<br />

Indikationen: endogene Depression, evt. reaktive Depression, Phobien, Enuresis (?); oft ohne klare<br />

Indikation verschrieben.<br />

Kontraindikationen: uptake-Hemmer und MAO-Hemmer nicht kombinieren! cave: MAO-Hemmer<br />

und Tyramin-haltige Speisen.


Amitriptylintyp: Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin, Maprotilin, Mianserin<br />

Imipramintyp: Imipramin, Clomipramin<br />

Desipramintyp: Desipramin, Nortriptylin, Fluvoxamin, Fluoxetin; MAO-Hemmer Tranylcypromin<br />

(irreversibel) und Moclobemid (reversibel, selektiv für MAO-A).<br />

Pharmakokinetik: gute Resorption, lipophil mit hohem Verteilungsvolumen, hepatische<br />

Metabolisierung mit groben interindividuellen Schwankungen, teilweise first-pass Effekt , teilweise<br />

langlebige Metaboliten. Individuelle Dosis-Anpassung erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

LITHIUM<br />

Molekulare Wirkung: Eingriff in Inositolphosphat Stoffwechsel;verdrängt Natrium, z.B. Na +/H +-<br />

Antiporter in Niere.<br />

Klinische Wirkung und Indikation: Prophylaxe rezidivieren<strong>de</strong>r manisch-<strong>de</strong>pressiver Phasen, evt. als<br />

Zusatz zu trizyklischen Anti<strong>de</strong>pressiva.<br />

Pharmakokinetik: gute Bioverfügbarkeit, Gleichgewicht zwischen Kompartimenten erst nach 1<br />

Woche, Nierenfunktion beeinflußt Wirkspiegel, cave: Dehydration, Natriummangel,<br />

Diuretikabehandlung.<br />

UAW: geringe therapeutische Breite, zu Beginn Tremor, gastrointestinale Störungen,<br />

Muskelschwäche, Polyurie, Durst; Polyurie und Durst auch chronisch; chronisch Ö<strong>de</strong>me,<br />

euthyreote Struma, Gewichtszunahme. Akute Lithiumvergiftung bis Koma, Krampfanfälle.<br />

Lithiumbehandlung nur durch Spezialisten unter Kontrolle <strong>de</strong>r Plasmaspiegel.<br />

ANTIPSYCHOTIKA (NEUROLEPTIKA "MAJOR TRANQUILIZER")<br />

Schizophrinie: Endogene (funktionelle) Psychose, episodisch auftreten<strong>de</strong> akute Psychose,<br />

chronische Störungsmuster mit persistieren<strong>de</strong>n psychotischen Symptomen. Verschie<strong>de</strong>ne Formen<br />

existieren, Definition nach ICD-10. Wahnvorstellung, oft bizarr. Halluzinationen, oft akustisch.<br />

Inkohärentes und unlogisches Denken, inadäquate Affektivität, teils gewalttätig, teils kataton.<br />

MolekulareWirkungen: Dopaminrezeptorantagonismus (D2-Subtyp), diskutiert wer<strong>de</strong>n<br />

Dopaminrezeptorantagonismus (D3-Subtyp) und Serotoninrezeptorantagonismus (5-HT2-Subtyp).<br />

Neuroleptika "hochpotente" Neuroleptika: hohe Affinität und Selektivität für Dopamin- vs. Histamin-,<br />

a1- und Muskarinrezeptoren; "nie<strong>de</strong>rpotente" Neuroleptika: niedrige Affinität für<br />

Dopaminrezeptoren, die ähnlich <strong>de</strong>r für Histamin-, a1- und/o<strong>de</strong>r Muskarinrezeptoren ist; "atypische"<br />

Neuroleptika: klinisch: geringere extrapyramidale Wirkungen.<br />

Klinische Wirkungen: antipsychotischer Effekt (Reduktion von Halluzinationen, Wahn und an<strong>de</strong>ren<br />

produktiven Symptomen; aber: Negativsymptome wer<strong>de</strong>n durch typische Neuroleptika nur schlecht


ehan<strong>de</strong>lt, evt. sogar verstärkt), Vermin<strong>de</strong>rung von innerer Unruhe und Angst; Sedierung;<br />

Antiemesis; keine Suchtpotenz.<br />

UAW: Extrapyramidalmotorische Störungen(nach Stun<strong>de</strong>n: Zungen-Schlund-Syndrom,<br />

Blickkrämpfe, Dyskinesien <strong>de</strong>r Hals- und Nackenmusulatur; nach Tagen: Parkinson-Syndrom,<br />

Akathisie; nach längerer Behandlung: Spätdyskinesien, teilweise irreversibel, teilweise<br />

symptomatisch durch Anticholinergika zu behan<strong>de</strong>ln z.B. mit Biperi<strong>de</strong>n); Hyperprolaktinämie<br />

(Ovulationshemmung, Galaktorrhö, Amenorrhö); vegetative Wirkungen (a-adrenolytisch:<br />

Blutdrucksenkung, Trockenheit <strong>de</strong>r Nasenschleimhaut, Ejakulationsstörungen; anti-muskarinerg:<br />

Mundtrockenheit, Akkomodiationsstörungen, Obstipation, Miktionsstörungen); Reaktionen <strong>de</strong>r Haut<br />

(Hautpigmentierungen, allergische Reaktionen); Leberfunktionsstörungen (Transaminasenanstieg,<br />

selten Ikterus); Blutbildverän<strong>de</strong>rungen (toxisch-allergische Reaktionen wie Leukopenie und<br />

Agranulozytose); Gewichtszunahme (bis zu 10% <strong>de</strong>s Körpergewichts!); Senkung <strong>de</strong>r<br />

Krampfschwelle; malignes Neuroleptika-Syndrom: Hyperthermie und generalisierter Rigor, selten<br />

aber 20% Mortalität, unabhängig von Therapiedauer, sofortiges Absetzen <strong>de</strong>s Neuroleptikums<br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Therapie <strong>de</strong>r Schizophrenie: Neuroleptikatherapie, beson<strong>de</strong>rs die Ersteinstellung, gehört in<br />

fachärztliche Hand; Substanzauswahl in Abstimmung mit Zielsymptom (bei vorwiegen<strong>de</strong>r<br />

Negativsymptomatik höhere Priorität für atypische Präparate); Akutbehandlung meist mit<br />

hochpotenten Neuroleptika, teilweise adjuvante Therapie (z.B. Benzodiazepine), niedrigdosierte<br />

Erhaltungstherapie; atypische Neuroleptika bei vorwiegen<strong>de</strong>n Negativsymptomen o<strong>de</strong>r starken<br />

EPS, Einsatz in BRD durch Preis limitiert; Depotpräparate bei Complianceproblemen.<br />

(Relative) Kontraindikationen: (je nach Substanzgruppe mit unterschiedlicher Gewichtung) akute<br />

Intoxikation mit zentral wirksamen Substanzen, hirnorganische Erkrankungen, Epilepsie,<br />

anamnestisch: malignes neuroleptisches Syndrom, EPS-Schädigungen und prolaktinabhängige<br />

Tumoren (Dopaminantagonismus), Engwinkelglaukom, Pylorusstenose, Prostatahyperplasie bei<br />

anti-cholinerger Komponente; schwere Hypotonie bei a-adrenolytischer Komponente; kardiale<br />

Vorschä<strong>de</strong>n; Leber- und Nierenschä<strong>de</strong>n; Leukopenie.<br />

Clozapin: wirkt oft auch bei Patienten, die auf an<strong>de</strong>re Neuroleptika un<strong>zur</strong>eichend ansprechen;<br />

unter allen Neuroleptika beste Wirkung auf Negativsymptome; wenig EPS; Agranulozytosen in 1-<br />

2%; Einsatz nur "second line" bei Therapieversagen o<strong>de</strong>r zu starken EPS; Verschreibung nur<br />

durch dafür registrierte Ärzte.<br />

Haloperidol: hochpotentes Neuroleptikum; geringe sedative Wirkung; Einsatz <strong>zur</strong> Sedierung<br />

"problematischer" Patienten im Nachtdienst, insbeson<strong>de</strong>re bei Abgabe durch nicht-ärztliches<br />

Personal, ist abzulehnen.<br />

BEGRIFFSDEFINITIONEN<br />

Viele Begriffe aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Suchterkrankungen sind nicht ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>finiert. Definitionen<br />

teilweise (historisch, mangeln<strong>de</strong> Kenntnisse, bewußt?) unklar ® i<strong>de</strong>ologische Instrumentalisierung<br />

leichter.


Droge: Schwammiger Begriff, stark von Kontext abhängig. Das englische "drug" bezeichnet<br />

gleichermaßen Arzneimittel und "Droge" ("illegal drug").<br />

Drogenmibbrauch: Von in jeweiliger Kultur sozial akzeptierter Nutzung (inkl. Medizin) abweichen<strong>de</strong><br />

Menge, Häufigkeit und/o<strong>de</strong>r Situation von Arzneimitteleinnahme. Unterschei<strong>de</strong> juristische,<br />

medizinische und soziale Definition.<br />

Abhängigkeit: relativer Begriff; Zustand <strong>de</strong>utlich erhöhter Priorität für Substanzzufuhr; physische<br />

Abhängigkeit: bei Aussetzen Entzugssyndrom. Abhängigkeit ist nur schädlich, wenn sie<br />

persönlichen (Toxizität, Preis) o<strong>de</strong>r gesellschaftlichen (Arbeitsausfall, Beschaffungskriminalität)<br />

Scha<strong>de</strong>n hervorruft.<br />

Toleranz: gleichbleiben<strong>de</strong> Dosis ergibt weniger Effekt (pharmakokinetisch, pharmakodynamisch);<br />

oft die Abhängigkeit begleitend.<br />

Sensibilisierung: Gegenteil von Toleranz.<br />

SUCHTPHYSIOLOGIE<br />

Übergänge: Abstinenz - experimenteller Gebrauch - Gelegenheitsnutzung - regelmäbiger<br />

Gebrauch.<br />

Präexistieren<strong>de</strong> Psychopathologie nicht notwendig (Tierversuche!).<br />

Zusammenspiel von Genetik, Substanzeigenschaften, Umwelt (z.B. Akzeptanz, peer groups,<br />

Erhältlichkeit, soziale Situation, Gesetze, Moralvorstellung aber auch Dosis, Dosisintervall,<br />

Zufuhrweg).<br />

Genetische Komponenten: In Versuchstieren (v.a. Mäusen) lassen sich Stämme züchten, die auf<br />

bestimmte Suchtstoffgruppen beson<strong>de</strong>rs empfindlich reagieren aber nicht auf an<strong>de</strong>re. Es gibt also<br />

keine generellen "Suchtgene".<br />

Entzugs- vs. Verstärkertheorie.<br />

Positiver Verstärker: Beteiligung dopaminerger Neurone aus ventralem Tegment, die zum Nucl.<br />

accumbens projezieren und von dort direkt o<strong>de</strong>r indirekt zum Kortex und limbischen System.<br />

Einzelne Substanzen benutzen zusätzliche Wege, die möglicherweise das Suchtprofil<br />

beeinflussen. Toleranz und Entzugsvermeidung als sekundäre Verstärker, aber: nicht je<strong>de</strong><br />

Toleranz o<strong>de</strong>r Entzug (b-Blocker, Ca 2+ Antagonisten, Antiepileptika) wirkt als Verstärker und führt<br />

zu Suchtverhalten. Toleranz und Entzugssyndrom können getrennt sein (z.B. ß-Agonisten, b-<br />

Blocker).<br />

Diskriminativer Stimulus: Reiz, <strong>de</strong>r Situationen anzeigt, die verstärkte Antwort bringen (kann<br />

sekundärer Verstärker sein). Soziale Gruppe kann diskriminativer Stimulus sein.


Aversiver Effekt: Gleichzeitige unangenehme Eigenschaften vermin<strong>de</strong>rn die Suchtpotenz eines<br />

positiven Verstärkers.<br />

NIKOTIN UND TABAK<br />

Tabakrauch enthält auber Nikotin ca. 4000 Stoffe incl. CO, CO2, NOx, Ammoniak, HCN,<br />

Formal<strong>de</strong>hyd, Nitrile, Nitrosamine, polyzyklische Kohlenwasserstoffe.<br />

Akute Wirkungen: Anstieg von Blutdruck und Frequenz, vermin<strong>de</strong>rte Aggresion, vermin<strong>de</strong>rter<br />

Appetit und vermehrter Kalorienverbrauch, verbesserte Informationsaufnahme, Hormonfreisetzung<br />

(z.B. Katecholamine), Übelkeit, Erbrechen, Tremor.<br />

Kinetik: Bei Zigaretten nach Inhalation fast sofortige Resorption, initial rasches Abklingen<br />

(multieponentiell) aber Gesamt HWZ » 2 h; langsameres An- und Abfluten nach Schnupf- und<br />

Kautabak o<strong>de</strong>r Nikotin-Kaugummi.<br />

Nikotin hat spezifisches Suchtprofil, kann nicht durch an<strong>de</strong>re Stoffe substituiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Toleranzentwicklung (z.B. für Übelkeit und Erbrechen), keine Toleranzentwicklung (z.B. für<br />

Blutdruck und Frequenzanstiege, Tremor, reduzierte Hauttemperatur, erhöhte<br />

Hormonplasmaspiegel).<br />

Entzugssyndrom mit groben interindividuellen Schwankungen (reduziertes Kurzzeitgedächtnis,<br />

Konzentrationsstörungen, Appetitsteigerung, reduzierte Herzfrequenz und Blutdruck). Nikotin-<br />

Kaugummis reduzieren die Erfolgsaussichten eines Entzuges.<br />

ALLGEMEINE THERAPIEPRINZIPIEN<br />

Behandlungsindikation abhängig von Sucht<strong>de</strong>finition! Akutbehandlung <strong>de</strong>s Entzuges einfach,<br />

Erhaltung <strong>de</strong>r Abstinenz schwierig.<br />

Grundkrankheiten (chronische Schmerzen, Angina pectoris, Lungenkrankheiten?). Abschätzung<br />

<strong>de</strong>s Abhängigkeitsgra<strong>de</strong>s schwierig, da Anamnese oft unzuverlässig (Über- und Untertreibung) und<br />

oft mehrere Suchtstoffe gleichzeitig genutzt wer<strong>de</strong>n. Ambulanter vs. stationärer Entzug?<br />

Verhaltens-modifizieren<strong>de</strong> Therapie: Wichtig!!! Verschie<strong>de</strong>ne Formen können einan<strong>de</strong>r ergänzen,<br />

vergleichen<strong>de</strong> Abwägung <strong>de</strong>r Wirksamkeit schwierig. Psychotherapie; Selbsthilfegruppen<br />

(Anonyme Alkoholiker).<br />

Opiatentzug: Selbst bei langsamstem Ausschleichen Entzugssymptome. Vorteile <strong>de</strong>s Methadon<br />

(Pharmakokinetik, soziale Stabilisierung). Clonidin dämpft v.a. vegetative Symptome (Übelkeit,<br />

Erbrechen, Diarrhoe), hat analgetische Komponente (spinale Ebene?).<br />

Entzug von ZNS Depressiva (Barbiturate, Benzodiazepine, Alkohol): Vollständiger Akutentzug<br />

kann bei stark süchtigen tödlich sein. Langwirksame Substanz vor Entzugsbeginn substituieren<br />

(z.B. Phenobarbital, Pentobarbital) bis <strong>zur</strong> Schwelle geringer Intoxikation. Bei Alkoholentzug wird


oft mit langwirken<strong>de</strong>n Benzodiazepinen substituiert (z.B. Diazepam), Vitamin B Substitution und<br />

allgemein stärken<strong>de</strong> Mabnahmen oft notwendig.<br />

Entzug von Nikotin und Psychostimulantien: Medikamentöse Therapie meist nicht medizinisch<br />

nötig, Anti<strong>de</strong>pressiva o<strong>de</strong>r Nikotin-Kaugummi können helfen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!