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Fragekatalog Apel Lösungen 3

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<strong>Fragekatalog</strong> <strong>Apel</strong><br />

Kapitel 3 – Wasser und die Lebenstauglichkeit der Umwelt<br />

1. Bestimmen sie die Molarität von 2l Wasser (Molgewicht M von Wasser = 18g/mol)<br />

Anzahl Teilchen n = Masse m : Molgewicht M ( n = m : M )<br />

2l = 2000g (Dichte von H2O = 1kg/m 3 oder 1kg/l)<br />

n = m : M = 2000g : 18g/mol = 111,11 mol in 2l (d.h. 55.56 mol/l)<br />

2. Wie viele Mol Wasser befinden sich in 5l Wasser?<br />

5l = 5000g 5000g : 18g/mol = 277.78 mol<br />

3. Bestimmen sie die molare Konzentration von Protonen in einer wässrigen Lösung mit dem<br />

pH 1. Wie hoch ist die Hydroxidionenkonzentration in der gleichen Lösung?<br />

pH = -log[H+] [H + ] = 10 -pH = 10 -1 = 0.1 mol<br />

pOH = 14 – pH [OH - ] = 10 -pOH = 10 -[14 – pH] = 10 -13 = 0.0000000000001 mol<br />

4. Durch eine Membran werden zwei zelluläre Kompartimente getrennt, die einen pH von 7<br />

bzw. 4 besitzen. Wie hoch ist der Unterschied der Protonenkonzentration zwischen beiden<br />

Kompartimenten?<br />

pH = 7 [H + ] = 10 -7 = 0.0000001<br />

pH = 4 [H + ] = 10 -4 = 0.0001<br />

10 -4 : 10 -7 = 10 3 = 1000 mol/l<br />

Das heisst: 1000 mal mehr H + Ionen bei pH 4 im Vergleich zu pH 7.<br />

Quiz Fragen 3 (S. 61)<br />

7. Es besteht kein Zweifel darüber, dass ein Mol Zucker und ein Mol Vitamin C<br />

übereinstimmen in<br />

a) ihrem Molekulargewicht.<br />

b) ihrem Gewicht in Gramm.<br />

c) der Anzahl ihrer Moleküle.<br />

d) der Anzahl ihrer Atome.<br />

e) ihrem Volumen<br />

c. der Anzahl Moleküle, da ein Mol Substanz immer die gleiche Anzahl Teilchen hat (~ 6·10 23 ).<br />

1/55


8. Wie viel Gramm Essigsäure (C2H4O2) muss man nehmen um zehn Liter einer 0.1 mol/l<br />

wässrigen Essigsäurelösung herzustellen? (Beachten sie: Das Atomgewicht beträgt für<br />

Kohlenstoff etwa 12, für Wasser 1 und für Sauerstoff 16.)<br />

a) 10g<br />

b) 0.1 g<br />

c) 6 g<br />

d) 60 g<br />

e) 0.6 g<br />

d. 60 g<br />

Molgewicht der Essigsäure M [C2H4O2] = 2·12 + 4·1 + 2·16 = 60g/mol<br />

mit n = c·V und n = m : M<br />

m = c·V·M = 0.1 mol/l · 10l · 60g/mol = 60g<br />

9. Durch sauren Niederschlag ist der pH-Wert eines bestimmten Sees auf 4.0 abgesunken.<br />

Wie hoch ist die Protonenkonzentration des Sees?<br />

a) 4.0 mol/l<br />

b) 10 -10 mol/l<br />

c) 10 -4 mol/l<br />

d) 10 -14 mol/l<br />

e) 4%<br />

c. 10 -4 mol/l, da [H + ] = 10 -pH<br />

10. Wie hoch ist die Hydroxidionenkonzentration des in Frage 9 erwähnten Sees?<br />

a) 10 -7 mol/l<br />

b) 10 -4 mol/l<br />

c) 10 -10 mol/l<br />

d) 10 -14 mol/l<br />

e) 10 mol/l<br />

c. 10 -10 mol/l, da [OH - -[14 – pH]<br />

] = 10<br />

Kapitel 7 – Ein Rundgang durch die Zelle<br />

1. Nenne Unterschiede zwischen prokaryotischen und eukaryotischen Zellen.<br />

Prokaryoten Eukaryoten<br />

Typisch für Organismen der Domänen Archaea<br />

und Bacteria<br />

2/55<br />

Typisch für Vertreter der Domäne Eukarya<br />

(Protisten, Pflanzen, Pilze und Tiere)<br />

Klein (Ø 0.1-10 μm Durchmesser) Gross (Ø 10-100 μm Durchmesser)<br />

Einfacher Aufbau (selten Vielzellig) Komplexer Aufbau (häufig Vielzellig)<br />

Kein Zellkern, DNA liegt im Nucleoid<br />

(Kernäquivalent: Bereich ohne abschliessende<br />

Membran, in dem sich das genetische Material<br />

konzentriert) → bestimmte Strukturen fehlen:<br />

- Kein Spindelapparat<br />

- Keine Nucleoli<br />

- Keine Zellkernteilung (Mitose/Meiose)<br />

Zellkern, der durch eine Membran (Kernhülle)<br />

vom Rest der Zelle abgeschlossen ist und die<br />

Chromosomen beinhaltet<br />

- Spindelapparat für die Zellkernteilung<br />

- Nucleoli (Kernkörperchen: Bildung von rRNA)<br />

- Mitose/Meiose


Die meisten Organellen der eukaryotischen<br />

Zelle kommen nicht vor (inneres<br />

Membransystem fehlt)<br />

Ausserdem gibt es keine membranumhüllten<br />

Organellen<br />

Besitzen meist nur ein einzelnes grosses,<br />

zirkuläres „Chromosom“<br />

(Bakterienchromosom)<br />

Fehlen von Histonen (Proteine zur<br />

„Komprimierung“ der DNA)<br />

Häufiges Vorhandensein kleinerer vom<br />

Chromosom unabhängiger DNA-Ringe (so<br />

genannte Plasmide, die einige, wenige Gene<br />

beinhalten)<br />

Kleinere 70 S-Ribosomen 80 S-Ribosomen<br />

3/55<br />

Endomembransystem bestehend aus<br />

Plasmamembran, Kernhülle, ER, Golgi-Apparat,<br />

Lysosomen, Vakuolen und Vesikel<br />

Membranumhüllte Organellen mit spezialisierter<br />

Form und Funktion (z.B Mitochondrien,<br />

Chloroplasten etc.)<br />

Mehrere Chromosomen vorhanden (lineare<br />

Doppelhelix)<br />

Anlagerung der chromosomalen DNA an<br />

Histone (geringerer Platzverbrauch)<br />

Nur in ganz wenigen Fällen kommen Plasmide<br />

bei Eukaryoten vor<br />

Keine Kompartimentierung Kompartimentierung der Zelle, sodass<br />

verschiedene Reaktionen, die sich ansonsten<br />

nicht vertragen, gleichzeitig ablaufen können<br />

Praktisch kein Membranfluss (Transport<br />

zwischen den einzelnen Organellen über<br />

Vesikel)<br />

Kein Cytoskelett (besitzen wahrscheinlich<br />

jedoch eine ähnliche Struktur)<br />

Die verschiedenen Kompartimente stehen über<br />

Vesikel miteinander in Verbindung<br />

Cytoskelett, verantwortlich für die<br />

Cytoplasmaströmung (pflanzliche Zellen)<br />

Ungeschlechtliche Vermehrung (asexuell) Geschlechtliche oder ungeschlechtliche<br />

Fortpflanzung (je nach Art)<br />

2. Warum sind Zellen mikroskopisch klein?<br />

Die Oberfläche muss im Verhältnis zum Volumen genügend gross sein, um den<br />

Stoffaustausch (Atemgase, Nährstoffe und Abfallstoffe) über die Plasmamembran zu<br />

bewerkstelligen. Ein zu grosses Volumen würde Stoffmengen zum Austausch bereitstellen, die<br />

von der kleinen Oberfläche nicht schnell genug ausgetauscht werden könnten. Deshalb besitzen<br />

grössere Organismenarten in der Regel keine grösseren, sondern mehr Zellen als kleinere<br />

Lebewesen.<br />

Anmerkung: Das Volumen bei kugelförmigen Objekten nimmt im Vergleich zur Oberfläche<br />

viel schneller zu. Dies liegt daran, dass bei einem Wachstum (eine Vergrösserung des<br />

Durchmessers und somit des Radius) die Oberfläche quadratisch zunimmt (O = 4πr 2 ), während<br />

hingegen das Volumen mit der dritten Potenz ansteigt (V = 4 /3πr 3 ) → das Verhältnis ist besser<br />

umso kleiner die Objekte sind.<br />

3. Beschreibe den Aufbau und die Funktion der Plasmamembran.<br />

Die Plasmamembran besteht aus einer Phospholipiddoppelschicht, in die eine Vielfalt von<br />

Proteinen ein- oder angelagert ist. Die Doppelschicht entsteht, weil Phospholipide<br />

amphipathisch sind, d.h. sie bestehen aus einem hydrophoben Teil (den vom Wasser<br />

abgewandten Phospholipidschwänzen) und einem hydrophilen Teil (den Köpfen der


Phospholipide und Proteinen), der dem Wasser zugewandt ist. An der Aussenseite der Membran<br />

sind zusätzlich Kohlenhydrate angeheftet, die eine wichtige Rolle in der Zell-Zell-Erkennung<br />

spielen.<br />

Die Membran ist nicht starr, denn die Proteine und Lipide sind ständig in Bewegung (Drehung<br />

um die eigene Achse oder Seitwärtsdrift). Je höher die Temperatur, desto beweglicher ist die<br />

Membran.<br />

Die Plasmamembran grenzt die Zelle gegen Aussen ab (hält inneres Milieu aufrecht) und lässt<br />

nur bestimmte Stoffe passieren - selektive Barriere (Permeabilität). Sie steuert somit den<br />

Stoffaustausch zwischen Zelle und Umgebung. Welche Funktionen die Plasmamembran erfüllt<br />

hängt von der Art ihrer Phospholipide, Proteine und Kohlenhydrate ab.<br />

4. Nenne die Zusammensetzung und Funktion des Endomembransystems.<br />

Das Endomembransystem besteht aus den folgenden verschiedenen Membranen:<br />

− Kernhülle<br />

− endoplasmatisches Retikulum (glattes/raues ER)<br />

− Golgi-Apparat<br />

− Lysosomen<br />

− verschiedenartigen Vakuolen<br />

− Vesikel<br />

− Plasmamembran (keine eigentliche innere Membran, aber über Vesikel in Verbindung<br />

stehend mit ER und anderen Membranen)<br />

Diese sind entweder unmittelbar miteinander verbunden oder es erfolgt ein Austausch via<br />

Vesikel (winzige membranumhüllte Bläschen). Die verschiedenen inneren Membranen gleichen<br />

sich jedoch trotz Vernetzung nicht in Form und Funktion. Beispielsweise sind Dicke,<br />

molekulare Zusammensetzung, sowie Stoffwechselfunktion einer Membran nicht festgelegt,<br />

sondern können sich im Laufe ihrer Existenz mehrfach ändern. Dies macht das innere<br />

Membransystem zu einem komplexen, dynamischen Bestandteil der Kompartimentierung.<br />

Glattes ER: Wirkt bei vielfältigen Stoffwechselvorgängen mit, unter anderem beim<br />

Kohlenhydratstoffwechsel und bei der Beseitigung von Giften und Arzneimitteln. Einige seiner<br />

Enzyme sind wichtig für die Synthese von Fettsäuren, Phospholipiden, Steroiden (wie den<br />

Geschlechtshormonen) und anderen Lipiden. Das glatte ER steuert ausserdem die<br />

Kalziumioneneinlagerung bei Muskelzellen.<br />

Raues ER: Zu den Funktionen des rauen ERs gehört die Proteinsynthese (durch die an ihm<br />

haftenden Ribosomen) und die Membranproduktion.<br />

Golgi-Apparat: Hier werden die Produkte des ER abgewandelt, gespeichert und dann zu<br />

anderen Bestimmungsorten weiterbefördert (Fertigungs-, Lager, Sortierungs- und<br />

Versandzentrale). Einige Makromoleküle werden hier aber auch selber erzeugt (unter anderem<br />

viele der von der Zelle ausgeschiedenen Polysaccharide). Cis-Seite = Empfang (konvex), trans-<br />

Seite = Versand (konkav).<br />

Lysosomen: Dienen zur intrazellulären Verdauung von Makromolekülen (Magen und Mülleimer<br />

der Zelle). Beinhalten Enzyme für die Hydrolyse von Proteinen, Polysacchariden, Fetten und<br />

Nucleinsäuren (findet in saurem Milieu bei ungefähr pH 5 statt).<br />

Vakuolen: Entsprechen Vesikeln, sind jedoch um einiges grösser.<br />

Nahrungsvakuolen entstehen durch Phagozytose (umschliessen von Substratteilchen und<br />

verschmelzen mit einem Lysosom zur Verdauung).<br />

4/55


Kontraktile Vakuolen haben die Aufgabe überschüssiges Wasser aus der Zelle zu pumpen.<br />

Zentrale Vakuolen (oder Zellsaftvakuolen) kommen in Pflanzen vor und dienen der<br />

Speicherung von organischen Verbindungen, als Reservoir für anorganische Ionen, als<br />

Ablagerungsort schädlicher Stoffwechselprodukte und haben zusätzlich die<br />

Verdauungsfunktion wie die Lysosomen bei Tieren. Sie können auch Pigmente an lagern und<br />

so Tiere zur Bestäubung anlocken oder giftige und ungeniessbare Stoffe zum Schutz vor<br />

Tierfrass beinhalten.<br />

Vesikel: Verteilen Produkte des ER, Transport zwischen den Zisternen des Golgi-Apparats und<br />

Abtransport vom selben weg.<br />

5. Was sind cis- und trans-Zisternen des Golgi-Apparats, welche Rolle spielen sie?<br />

Der Golgi-Apparat besitzt eine eindeutige Polarität, d.h. seine Zisternen an der konvexen und<br />

konkaven Seite unterscheiden sich deutlich in Struktur und Funktion.<br />

Die cis-Seite ist konvex, die trans-Seite konkav. In der Regel ist die cis-Seite dem ER und<br />

Zellkern zugewandt. Sie nimmt die Substanzen auf (Transportvesikel verschmelzen mit der<br />

Membran des Golgi-Apparats), welche dann den Golgi-Apparat an der zur Plasmamembran<br />

zeigenden trans-Seite wieder verlassen (schnürt Transportvesikel ab und kennzeichnet sie für<br />

die verschiedenen Bestimmungsorte in der Zelle).<br />

Die Substanzen werden auf dem Weg von der cis- zur trans-Seite oft chemisch abgewandelt und<br />

gespeichert bevor sie wieder in Vesikel verpackt ins Cytosol (Zellplasma) gelangen. Diese<br />

Abwandlung verläuft in mehreren Stufen in den verschiedenen Zisternen, die unterschiedliche<br />

Enzymgemische enthalten. Die Zisternen verbinden also den Golgi-Apparat mit dem restlichen<br />

Endomembransystem und erlauben so den Stoffaustausch zwischen Organellen der Zelle.<br />

6. Nenne Aufgabe und Besonderheiten des Lysosoms.<br />

Lysosomen sind Membransäcke, die hydrolytische Enzyme zur Verdauung von<br />

Makromolekülen wie Proteinen, Säuren und Polysacchariden enthalten.<br />

Für diese Verdauung pumpen die H + -Membranpumpen der Lysosomen H + -Ionen ins Innere und<br />

schaffen so einen pH-Wert von 5 (Enzyme arbeiten am effizientesten, bei pH 7 im Cytosol<br />

wären sie praktisch wirkungslos). Die noch inaktiven Enzyme der Lysosomen werden vom<br />

rauen ER gebildet und in Transportvesikel zum Golgi-Apparat geschickt, wo sie aktiviert<br />

werden bevor sie ihre Arbeit in den Lysosomen verrichten können.<br />

Wird ein einzelnes Lysosom beschädigt und gibt seinen Inhalt ins Cytoplasma entsteht somit<br />

kein grösserer Schaden für die Zelle, den hydrolytische Enzyme in der Regel anrichten würden.<br />

5/55


Die vielfältigen Wirkungsweisen der Lysosomen sind:<br />

− Phagozytose: kleine Organismen oder Esspartikel werden umschlossen, die entstehende<br />

Vakuole fusioniert mit einem primären Lysosom (beinhaltet die Verdauungsenzyme) → es<br />

entsteht ein so genanntes sekundäres Lysosom. Die Verdauungsprodukte wandern als<br />

Nährstoffe für die Zelle ins Cytosol.<br />

− Autophagie: zelleigenes organisches Material (z.B. Organell) wird vom Lysosom<br />

umschlossen, in Monomere zerlegt und anschliessend ins Cytosol zum Recyceln<br />

zurückgegeben. Dieser Vorgang dient der Erneuerung der Zelle.<br />

− Apoptose: Programmierter Zelltod, die Zelle wird von Lysosomen selbst verdaut (Abbau<br />

von beispielsweise unnötigem Gewebe).<br />

Das Fehlen solcher Lysosomen führt zu seltenen, schweren Krankheiten. Dabei werden in der<br />

Zelle unverdaute Substanzen angehäuft, die schliesslich andere Zellfunktionen in<br />

Mitleidenschaft ziehen und schwerwiegende Schäden zur Folge haben können.<br />

7. Die Wichtigkeit der zellulären Kompartimentierung. Nenne Beispiele.<br />

Zu den Hauptaufgaben der zellulären Kompartimentierung gehört die Arbeitsteilung, der<br />

Zellschutz und die örtliche und zeitliche Trennung verschiedener unkompatibler Reaktionen.<br />

− Lysosomen arbeiten nur bei pH 5, der Rest der Zelle braucht aber pH 7 → Abgrenzung<br />

nötig, sodass Enzymeigenschaften effektiv genutzt werden können (ermöglicht verschiedene<br />

pH-Milieus innerhalb einer Zelle).<br />

− Nucleus hält Erbmaterial zusammen → erleichtert die Zellteilung, schützt die Gene durch<br />

Abtrennung vor Schädigung und Mutationen.<br />

− Mitochondrien besitzen eine Oberflächenvergrösserung im Innern, die ihnen einen<br />

Energieumsetzung im grossen Stil ohne Verluste an die Umgebung erlaubt.<br />

− Ribosomen schwimmen nicht einfach im Cytosol herum, sondern sind dort konzentriert, wo<br />

sie gebraucht werden (z.B. raues ER).<br />

− Zentralvakuole (Pflanzen): Tonoplast ist selektiv in der Durchlässigkeit/Transport von<br />

löslichen Stoffen. Dies ermöglicht eine andere Zusammensetzung der Flüssigkeit (cell sap)<br />

im Innern als ausserhalb (Cytosol). Ein Beispiel ist das Aufbewahren von giftigen<br />

Nebenprodukten, die der Zelle schaden würden, falls sie sich im Cytosol anhäuften.<br />

− Peroxisomen spalten von verschiedenen organischen Schadstoffen Wasserstoff ab. Das<br />

entstehende Wasserstoffperoxid (H2O2) ist extrem giftig, wird jedoch durch in den<br />

Peroxisomen enthaltene Enzyme in Wasser und Sauerstoff umgewandelt → Abschirmung<br />

und Einschränkung auf kleinsten Raum zur Beseitigung von schädlichen<br />

Stoffwechselprodukten.<br />

8. Welche Arten von Vakuolen gibt es? Nenne Beispiele, Gemeinsamkeiten und<br />

Unterschiede.<br />

Gemeinsamkeit: Membranumhüllte Bläschen mit verschiedenen Funktionen.<br />

− Nahrungsvakuole: durch Phagozytose gebildet, Zwischenspeicherung der Nahrung<br />

− Kontraktile Vakuole: pumpt überschüssiges Wasser entgegen der Osmose aus der Zelle (in<br />

vielen Süsswasserprotisten zum Schutz vor dem Platzen)<br />

− Zentralvakuole: entsteht durch Verschmelzen mehrere Vakuolen, durch eine Membran<br />

(Tonoplast) abgeschlossen und nur in Pflanzen vorkommend. Speichert Nährstoffe,<br />

übernimmt die Abfallentsorgung (Funktion der Lysosomen bei Tieren), schützt vor Tierfrass<br />

durch Einlagerung ungeniessbarer und giftiger Stoffe (Alkaloide, Duftstoffe) und ist für das<br />

6/55


Wachstum verantwortlich (Aufnahme von Wasser und Bildung eines Binnendruckes, damit<br />

die Zelle wächst). Zusätzlich kann sie Pigmente zum Anlocken von Tieren für die<br />

Bestäubung enthalten.<br />

9. Welche membranösen Organellen gibt es, die nicht (warum nicht?) zum<br />

Endomembransystem gezählt werden? Gebe Beispiele an und nenne deren funktionelle<br />

Besonderheiten.<br />

Nicht zum Endomembransystem gehören die Mitochondrien, Chloroplasten und Peroxisomen.<br />

Der Grund dafür ist bei den Mitochondrien und Chloroplasten, dass die Membranproteine nicht<br />

vom ER, sondern von freien Ribosomen im Cytosol und zusätzlich von eigenen, in ihnen<br />

enthaltenen Ribosomen gebildet werden (sie besitzen eine Doppelmembran → keine<br />

Verbindung zum inneren Membransystem). Sie enthalten aber nicht nur eigene Ribosomen,<br />

sondern auch kurze, ringförmige DNA. Des weiteren sind sie semiautonom, sprich sie wachsen<br />

und vermehren sich unabhängig von äusseren Faktoren (vgl. Endosymbiontentheorie).<br />

Die Peroxisomen dagegen schnüren sich nicht wie die Lysosomen vom Endomembransystem<br />

ab, sondern wachsen, indem sie Proteine und Lipide (im Cytosol hergestellt) aufnehmen. Ihre<br />

Vermehrung erfolgt durch Teilung, sobald sie eine bestimmte Grösse erreicht haben.<br />

Mitochondrien: Ort der Zellatmung, dem Prozess, der mit Hilfe von Sauerstoff aus Zucker,<br />

Fetten und anderen Energielieferanten ATP herstellt. Von zwei Membranen umschlossen, eine<br />

äussere, glatte und eine innere, stark gefaltete, die so genannte Christae. Dadurch entstehen<br />

zwei Innenbereiche, der Intermembranraum und die von der Christae umgebene Matrix (enthält<br />

die Ribosomen sowie die mitochondriale DNA). Ein Teil der Zellatmung findet hier in der<br />

Matrix statt, die für die ATP-Synthese nötigen Proteine jedoch sind in die Innenmembran<br />

eingelagert (grosse Oberfläche → effiziente Zellatmung).<br />

Chloroplasten (fast nur bei Pflanzen): Ort der Photosynthese, bei der aus Wasser und<br />

Kohlendioxid mit Hilfe von Sonnenenergie Zucker (Glucose) und Sauerstoff hergestellt wird.<br />

Enthalten das Pigment Chlorophyll und bestimmte Enzyme und Moleküle, die zur<br />

Photosynthese benötigt werden.<br />

Wie die Mitochondrien sind Chloroplasten ebenfalls von zwei Membranen umschlossen (bilden<br />

einen schmalen Intermembranraum). Ganz im Inneren befinden sich scheibenförmig<br />

abgeflachte Vesikel (sog. Thylakoide), welche gestapelt Grana genannt werden. Den<br />

Raum um die Thylakoide herum nennt man Stroma, den Innenraum der<br />

Thylakoidmembransäckchen wird als Thylakoidlumen bezeichnet.<br />

Peroxisomen: Sind nur von einer Membran umschlossen, spezialisierte Vesikel. Sie enthalten<br />

Enzyme zur Abspaltung von Wasserstoff (der auf molekularen Sauerstoff übertragen wird →<br />

Bildung von H2O2) von verschiedenen Substraten. Einige bauen Fettsäuren zu kleineren<br />

Molekülen, die danach in den Mitochondrien als Brennstoff zur Zellatmung dienen, ab.<br />

Peroxisomen in der Leber entgiften auf diese Art und Weise auch Alkohol und andere<br />

organische Schadstoffe. Das entstehende extrem toxische Wasserstoffperoxid wird durch<br />

weitere, in den Peroxisomen enthaltene Enzyme neutralisiert (Umwandlung in Wasser und<br />

Sauerstoff).<br />

10. Beschreibe Struktur und Funktion der Bestandteile des Cytoskeletts.<br />

Das Cytoskelett ist ein aus Proteinen aufgebautes Netzwerk im Cytoplasma jeder Zelle. Es<br />

besteht aus dynamisch auf und abbaubaren, dünnen, fadenförmigen Zellstrukturen (Filamenten).<br />

7/55


Mikrotubuli: Sind lange, röhrenförmige aus Tubulinproteinen bestehende Stäbe im Cytoplasma<br />

aller Eukaryoten. Die Mikrotubuli sind verantwortlich für die Form und Stabilisation der Zelle,<br />

dienen aber auch als „Schienen“, auf welchen Organellen, die mit Motorproteinen ausgestattet<br />

sind, entlang gleiten können. Während der Zellteilung sind sie ausserdem an der Trennung der<br />

Chromosomen beteiligt.<br />

In den meisten Zellen gehen die Mikrotubuli von einem zentralen Bereich (Centrosom) aus und<br />

bilden somit eine Art druckresistenten „Tragbalken“. Bei Tierzellen und niederen<br />

Pflanzenzellen liegt zusätzlich ein Paar von Centriolen (Bündel aus 9-ringförmig angeordneten<br />

Mikrotubulitripletts) im Centrosom, welche bei der Stabilisierung mithelfen.<br />

Eine weitere Anwendung finden Mikrotubuli bei Eukaryoten in den Cilien und Geisseln, wo sie<br />

für den Schlag der Geisseln (Flagellen) und Cilien (Wimpern) sorgen. So können sich viele<br />

Einzeller mit Hilfe von Cilien oder Geisseln durchs Wasser bewegen und auch Spermien<br />

vielzelliger Tiere und mancher Pflanzen sind mit solchen Geisseln ausgestattet.<br />

Auch unsere Luftröhre ist mit Flimmerhäarchen (Cilien) ausgekleidet, sodass Schleim und<br />

hängen gebliebene Schmutzteilchen aus dem Atemtrakt befördern werden können.<br />

Mikrofilamente: Sind widerstandsfähige „Schnüre“ aus Actinproteinen (zwei in einander<br />

verdrehte Aktinketten) im Cytoplasma eukaryotischer Zellen. Im Gegensatz zur<br />

Druckentlastung durch Mikrotubuli haben Mikrofilamente die Aufgabe Zug aufzufangen. Sie<br />

bilden häufig mit anderen Proteinen knapp unterhalb der Plasmamembran ein kompliziertes<br />

Geflecht, das der Zellrinde (Aussenschicht des Cytoplasmas) eine gelartige Konsistenz verleiht<br />

→ Aufrechterhaltung der Zellform.<br />

Mikrofilamentbündel bilden den Kern von Mikrovilli (zarte Fortsätze, die für eine grössere<br />

Oberfläche sorgen → z.B. Nährstoffaufnahme im Darm) und verstärken sie so. Auch für die<br />

Zellbewegung spielen diese Filamente in Zusammenarbeit mit dem Protein Myosin eine<br />

wichtige Rolle (Kontraktion von Muskelzellen, Teilung einer Zelle in zwei Tochterzellen durch<br />

Einschnürung, amöboides Wandern einer Zellen durch das Ausstrecken von Pseudopodien).<br />

Diese Actin-Myosin-Wechselwirkung und der Konsistenzunterschied (Sol/Gel) tragen auch zur<br />

Cytoplasmaströmung (Kreisbewegung des Cytoplasmas) in Pflanzenzellen bei und sorgen<br />

dadurch für eine schnellere Verteilung der Substanzen in der Zelle.<br />

Für die Zellmobilität durch Mikrotubuli und Mikrofilamente sind Interaktionen mit<br />

Motorproteinen unter ATP-Verbrauch nötig.<br />

Intermediärfilamente: Liegen in der Grössenordnung zwischen den „grossen“ Mikrotubuli und<br />

den „kleinen“ Mikrofilamenten (daher Intermediärfilamente). Es gibt eine Vielzahl an<br />

verschiedenen Intermediärfilamenttypen, die aus unterschiedlichen Proteinuntereinheiten (meist<br />

Keratine) aufgebaut sind. Je nach Zelltyp ändert sich deshalb ihre Zusammensetzung im<br />

Gegensatz zu den einheitlich vorkommenden Mikrotubuli und Mikrofilamenten.<br />

Sie sind ein stabiler Bestandteil der Zelle, der häufig an verschiedenen Orten auf- und abgebaut<br />

wird und übernehmen den Hauptanteil der Fixierung der Zellgestalt (zugresistentes Grundgerüst<br />

der Zelle). Des weiteren sind sie auch für die Befestigung bestimmter Organellen verantwortlich<br />

unter anderem halten sie den Zellkern an seinem Platz (bilden die innere Auskleidung der<br />

Kernhülle).<br />

Zellen deren Funktionen sich direkt von ihren Form herleitet werden fast immer durch<br />

Intermediärfilamente stabilisiert (langen Fortsätze von Axonen, Hornhaut und Haare,<br />

Epidermis).<br />

8/55


11. Wie schliessen Pflanzen und Tiere ihre Zelloberflächen ab, wie bleiben benachbarte Zellen<br />

in Kontakt?<br />

Tierzelle:<br />

An die Plasmamembran ist eine hoch entwickelte extrazelluläre Matrix geknüpft, die aus<br />

Glykoproteinen (vor allem Kollagen, das kräftige Fasern bildet) besteht. Diese Glykoproteine<br />

sind über Fibronectine mit den Integrinen - in die Plasmamembran eingelagerte<br />

Rezeptormoleküle – verbunden. Eine weitere Verbindung besteht nun zwischen den Integrinen<br />

und den Mikrofilamenten des Cytoskeletts, sodass Veränderungen in der extrazellulären Matrix<br />

an die Zelle weitergeleitet werden können und umgekehrt (mechanische Signalübertragung).<br />

Wahrscheinlich kann die Zelle über diesen und andere Vorgänge alle Zellen in einem Gewebe<br />

koordinieren.<br />

Dies ist jedoch nicht die einzige Verbindung zwischen benachbarten Zellen. Tiere besitzen<br />

zusätzlich drei Haupttypen von direkten Zellverbindungen:<br />

Tight Junctions: Verbindungen zwischen zwei Membranen benachbarter Zellen. Bilden<br />

Gürtel/Bänder rund um die Zellen und regulieren dadurch den Transport von Molekülen über<br />

Epithelgewebe (Diffusionsbarriere). Ausserdem haben sie eine so genannte „Zaun-Funktion“,<br />

d.h. sie verhindern die freie Bewegung von Membrankomponenten (beispielsweise sollen<br />

Mikrovilli nur auf einer Membranseite vorkommen).<br />

Desmosomen: Haftkontakte (wie Nieten), die die Zellen über ihre Intermediärfilamente zu<br />

widerstandsfähigen Gewebeschichten verbinden (z.B. Schutz vor Schwerkraft). Über die<br />

Desmosomen ist auch das Cytoskelett an der Plasmamembran verankert → verleiht zusätzliche<br />

Stabilität.<br />

Gap Junctions: Sind winzige wassergefüllte Cytoplasmakanäle (Poren), durch die Salzionen,<br />

Zucker, Aminosäuren und andere kleine Moleküle ausgetauscht werden können. Sie dienen<br />

deshalb der chemischen Kommunikation zwischen den Zellen. Wird eine Zelle geschädigt,<br />

können die Poren geschlossen werden, die Zelle wird von ihren Nachbarn abgekoppelt →<br />

Stoffe gehen nicht verloren.<br />

Pflanzenzelle:<br />

Die Abgrenzung erfolgt durch die im Vergleich zur Plasmamembran viel dickere Zellwand,<br />

welche die Zelle schützt, ihr die feste Form verleiht und übermässige Wasseraufnahme<br />

verhindert. Sie besteht bei allen Pflanzen aus Zellulose hergestellten Mikrofibrillen, welche in<br />

eine Grundsubstanz (Matrix) aus anderen Polysacchariden und Proteinen eingelagert ist. Je nach<br />

Zelltyp unterscheidet sich jedoch die chemische Zusammensetzung.<br />

Junge Pflanzen bilden zuerst dünne, biegsame primäre Zellwände, welche über eine dünne<br />

Schicht (Mittellamelle), die reich an klebrigen Pektinen ist, zusammengehalten werden. Reift<br />

die Zelle heran und stellt schliesslich das Wachstum ein wird die Zellwand verstärkt, indem<br />

entweder härtere Substanzen darin eingelagert werden oder eine weitere sekundäre Zellwand<br />

ausgebildet wird (Holz besteht überwiegend aus sekundären Zellwänden).<br />

Plasmodesmen: Die Zellwände sind von Kanälen durchzogen, so genannte Plasmodesmen,<br />

durch welche sich das Cytosol austauschen kann. Somit verbinden diese Kanäle den lebende<br />

Inhalt benachbarter Zellen miteinander, Wasser und kleine gelöste Moleküle können<br />

ungehindert passieren (unter geeigneten Bedingungen sogar bestimmte Proteine und RNA-<br />

Moleküle). Makromoleküle, die in Nachbarzellen transportiert werden müssen, gelangen an<br />

Cytoskelettfasern zu den Plasmodesmen.<br />

9/55


Quiz Fragen 7 (S. 159-160)<br />

2. Welche der folgenden Aussagen ist eine zutreffende Beschreibung gebundener<br />

Ribosomen?<br />

a) Gebundene Ribosomen sind in einer eigenen Membran eingehüllt.<br />

b) Gebundene Ribosomen unterscheiden sich in ihrer Struktur von freien Ribosomen.<br />

c) Gebundene Ribosomen synthetisieren in der Regel Membranproteine und sekretorische<br />

Proteine.<br />

d) Am häufigsten befinden sich gebundene Ribosomen an der Cytoplasmaseite der<br />

Plasmamembran.<br />

e) Gebundene Ribosomen liegen gehäuft im Innenraum des rauen ER.<br />

c. Gebundene Ribosomen synthetisieren in der Regel Membranproteine und sekretorische<br />

Proteine.<br />

3. Welches der folgenden Organellen ist am schwächsten mit dem inneren Membransystem<br />

assoziiert?<br />

a) die Kernhülle<br />

b) die Chloroplasten<br />

c) der Golgi-Apparat<br />

d) die Plasmamembran<br />

e) das ER<br />

b. die Chloroplasten. Zum Endomembransystem gehören die Kernhülle, ER, Golgi-Apparat,<br />

Lysosomen, Vesikel, Vakuolen und die Plasmamembran.<br />

4. Pankreaszellen bauen radioaktiv markierte Aminosäuren in Proteine ein. Anhand dieser<br />

Markierung neu synthetisierter Proteine kann man ihren weiteren Weg in der Zelle<br />

verfolgen. In diesem Fall geht es um ein Enzym, das am Ende aus den Pankreaszellen<br />

ausgeschieden wird. Welchen der folgenden Wege wird das Protein in der Zelle mit der<br />

grössten Wahrscheinlichkeit einschlagen?<br />

a) ER → Golgi-Apparat → Zellkern<br />

b) Golgi-Apparat → ER → Lysosom<br />

c) Zellkern → ER → Golgi-Apparat<br />

d) ER → Golgi-Apparat → Vesikel, die mit der Plasmamembran verschmelzen<br />

e) ER → Lysosom → Vesikel, die mit der Plasmamembran verschmelzen<br />

d. ER → Golgi-Apparat → Vesikel, die mit der Plasmamembran verschmelzen. Im ER werden<br />

die Proteine hergestellt, im Golgi-Apparat modifiziert und über Vesikel an die Plasmamembran<br />

zur Ausscheidung aus der Zelle transportiert.<br />

5. Welches der folgenden Organellen kommt sowohl in Pflanzen- als auch Tierzellen vor?<br />

a) Chloroplasten<br />

b) Wand aus Cellulose<br />

c) Tonoplast<br />

d) Mitochondrien<br />

e) Centriolen<br />

d. Mitochondrien. Chloroplasten, Wand aus Cellulose und Tonoplasten kommen nur in<br />

Pflanzen, Centriolen hingegen nur in Tieren vor.<br />

10/55


6. Welcher der folgenden Bestandteile ist in Prokaryotenzellen vorhanden?<br />

a) Mitochondrien<br />

b) Ribosomen<br />

c) Kernhülle<br />

d) Chloroplasten<br />

e) ER<br />

b. Ribosomen. Mitochondrien und Chloroplasten waren früher nach der Endosymbiontentheorie<br />

Prokaryotenzellen (also nicht nur Bestandteile), Kernhülle und ER kommen nur in<br />

eukaryotischen Zellen vor.<br />

7. Welcher Zelltyp bietet wahrscheinlich die besten Voraussetzungen zur Untersuchung von<br />

Lysosomen? Begründen sie ihre Antwort.<br />

a) Muskelzellen<br />

b) Nervenzellen<br />

c) phagocytierende weisse Blutzellen<br />

d) Blattzellen einer Pflanze<br />

e) Bakterienzelle<br />

c. phagocytierende weisse Blutzellen, da eine ihrer Hauptfunktionen das Verdauen von<br />

Fremdmaterial und Krankheitserregern ist (beinhalten dazu besonders viele Lysosomen).<br />

8. Welche der folgenden Aussagen trifft eine richtige Unterscheidung zwischen Pro- und<br />

Eukaryotenzellen, die ihre Ursache im Fehlen eines Cytoskeletts bei den Prokaryoten hat?<br />

a) Kompartimentierte Organellen kommen nur in Eukaryotenzellen vor.<br />

b) Bei Prokaryoten beobachtet man keine Cytoplasmaströmung.<br />

c) Nur Eukaryotenzellen können sich bewegen.<br />

d) Prokaryotenzellen haben in der Regel einen Durchmesser von 10 μm oder weniger.<br />

e) Nur in Eukaryotenzellen liegt das genetische Material gehäuft in einem Bereich, der von der<br />

übrigen Zelle getrennt ist.<br />

b. Bei Prokaryoten beobachtet man keine Cytoplasmaströmung. Das bei Prokaryoten fehlende<br />

Cytoskelett ist bei Eukaryotenzellen zuständig für die Plasmaströmung.<br />

9. Welches der folgenden Paare von Struktur und Funktion passt nicht zusammen?<br />

a) Nucleolus; Ribosomenproduktion<br />

b) Lysosom; Verdauung im Zellinneren<br />

c) Ribosom; Proteinsynthese<br />

d) Golgi-Apparat; Ausscheidung von Zellprodukten<br />

e) Mikrotubuli; Muskelkontraktion<br />

e. Mikrotubuli; Muskelkontraktion. Mikrofilamente und nicht Mikrotubuli sind für die Zell-/<br />

Muskelkontraktionen verantwortlich.<br />

10. Cyanid bindet an die Moleküle mindestens einer Substanz, die an der ATP-Produktion<br />

mitwirkt. Wo wird man den grössten Teil des Cyanids finden, wenn eine Zelle damit in<br />

Kontakt gekommen ist?<br />

a) in den Mitochondrien<br />

b) in den Ribosomen<br />

c) in den Peroxisomen<br />

d) in den Lysosomen<br />

e) im endoplasmatischen Retikulum<br />

11/55


a. in den Mitochondrien, mögliche Erklärung → da diese im Vergleich zu den anderen grössere<br />

Mengen an Eisen (Metallkomplexbildung mit Cyanid) enthalten.<br />

Kapitel 8 – Membranstruktur und Funktion<br />

1. Welche Beobachtungen/Experimente führten zum Modell einer Membranstruktur?<br />

Die ersten Modelle des molekularen Aufbaus von Biomembranen entwickelte man schon<br />

Jahrzehnte bevor man diese Gebilde in den Fünfzigerjahren erstmals am Elektronenmikroskop<br />

sehen konnte. Bereits 1895 vermutete C. Overton, Membranen müssten aus Lipiden bestehen.<br />

Dies schloss er aus seinen Beobachtungen, dass fettlösliche (lipophile) Substanzen viel<br />

einfacher in Zellen eindringen können als solche, die sich nicht in Fett lösen (lipophobe).<br />

Zwanzig Jahre später analysierte man dann Membranen roter Blutzellen und stellte fest, dass<br />

diese aus Lipiden und Proteinen zusammengesetzt sind.<br />

Anmerkung: Nur die hydrophilen Köpfe der Phospholipide tauchen ins Wasser ein → ein<br />

weiterer Beweis, dass Membranen amphipathisch sind.<br />

Unter dem Elektronenmikroskop erkennt man zwei Dunkelstreifen mit einem hellen Streifen<br />

dazwischen → hydrophile Phosphatköpfchen und Proteine umgeben Fettsäuren (hydrophobe<br />

Schwänze).<br />

2. Welche Beobachtungen/Experimente unterstützen das „Fluid mosaic“-Modell einer<br />

Membran?<br />

„Fluid mosaic“-Modell: Membranen werden als Mosaiken aus Proteinmolekülen, die in einer<br />

flüssigen Doppelschicht aus Phospholipiden liegen, angesehen.<br />

1917 → Herstellung von künstlichen Membranen durch I. Langmuir. Dafür löste er<br />

Phospholipide in Benzol und gab das Gemisch anschliessend in Wasser. Nachdem Verdunsten<br />

des Benzols fand er als Rückstand einen dünnen Film aus Phospholipiden auf der<br />

Wasseroberfläche. Er beobachtete dabei, dass nur die hydrophilen Köpfchen der Phospholipide<br />

ins Wasser eingetaucht waren.<br />

1925 → E. Gorter und F. Grendel meinen erkannt zu haben, dass Zellmembranen in der Tat<br />

Lipiddoppelschichten seien, deren Dicke zwei Moleküle betrage. Eine solche Doppelschicht<br />

könnte eine stabile Abgrenzung zwischen zwei wässrigen Kompartimenten bilden, weil die<br />

hydrophoben Schwänze der Phospholipide – durch die Molekülanordnung – gegen das Wasser<br />

abgeschirmt sind, während die hydrophilen Köpfe damit in Kontakt kommen.<br />

Das Experiment: Gorter und Grendel massen den Phospholipidgehalt der aus den roten<br />

Blutzellen isolierten Membran und stellten fest, dass er gerade ausreichte, um die Zelle mit zwei<br />

Molekülschichten zu umgeben.<br />

1935 → Davson-Danielli-Modell: Die Membran ist wie ein Sandwich aufgebaut, mit einer<br />

Lipiddoppelschicht zwischen zwei Schichten globulärer Proteine.<br />

In den 50er Jahren konnte man Membranen zum ersten Mal unter dem Elektronenmikroskop<br />

erkennen (zwei Dunkelstreifen umgeben einen helleren Streifen) → Hypothese über den<br />

„Sandwichaufbau“ wird scheinbar bestätigt.<br />

Das Davson-Danielli-Modell besitzt jedoch zwei Schwachpunkte:<br />

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1. Man zweifelte, dass alle Membranen der Zelle gleich aufgebaut sind (im<br />

Elektronenmikroskop sehen die verschiedenen Membranen keineswegs einheitlich aus).<br />

2. Die Lage der Proteine im Sandwichmodell bereitete Kopfzerbrechen. Membranproteine sind<br />

nämlich ebenfalls amphipathisch. Wenn sie als durchgehende Schicht auf der Membran<br />

lägen, kämen auch ihre hydrophoben Bereiche mit Wasser in Berührung.<br />

1972 → S. J. Singer und G. Nicolson schlagen ein verändertes Membranmodell vor. Die<br />

Phospholipiddoppelschicht ist in diesem Modell nicht von festen Proteinschichten bedeckt,<br />

sondern die Membranproteine sind einzeln in die Doppelschicht eingelagert und ragen nur mit<br />

ihren hydrophilen Bereichen in das umgebende Wasser. Diese Molekülanordnung würde den<br />

hydrophilen Regionen von Phospholipiden und Proteinen den grösstmöglichen Kontakt mit dem<br />

Wasser gestatten und ihren hydrophoben Bereichen gleichzeitig eine nichtwässrige, lipophile<br />

Umgebung bieten.<br />

Überzeugende Belege für die Einlagerung von Proteinen in die Phospholipiddoppelschicht<br />

lieferte schliesslich das Verfahren des so genannten Gefrier-ätzens. Dabei wird die Membran<br />

zwischen den beiden Phospholipidschichten gespalten und unter dem Elektronenmikroskop<br />

betrachtet → innere und äussere Membran sehen nicht gleich aus (man erkennt kieselartige<br />

Strukturen im inneren der Membran).<br />

3. Wie lässt sich die Beweglichkeit von Proteinen innerhalb der Membran experimentell<br />

nachweisen?<br />

Fusioniert man im Labor eine menschliche Zelle<br />

mit einer Mauszelle, sind die Proteine der beiden<br />

Arten in der Membran der Hybridzelle nach kaum<br />

einer Stunde völlig vermischt.<br />

4. Erkläre die folgenden Begriffe: Turgor, Osmose, semipermeable Membran,<br />

Osmoregulation, Plasmolyse.<br />

Turgor: Bei Lebewesen mit Zellwänden besteht häufig ein Druck durch den Protoplasten (der<br />

gesamte Inhalt einer Zelle ohne Zellwand, von Plasmamembran abgeschlossen) gegen die aus<br />

Zellulose bestehende Zellwand (entgegen dem Wanddruck, d.h. die Zellwand ist nur bis zu<br />

einem gewissen Betrag dehnbar). Für diesen Druck, der Turgor oder Turgordruck genannt wird,<br />

sind osmotische Vorgänge verantwortlich. Pflanzenzellen besitzen beispielsweise oft einen<br />

hypertonischen Zellsaft, sodass durch Osmose Wasser aufgenommen wird → Protoplast<br />

schwellt an, bis die Zellwand einer weiteren Ausdehnung entgegenwirkt.<br />

Turgeszent nennt man solche Zellen, deren Turgor gross ist. Von deturgeszenten Zellen spricht<br />

man dagegen, wenn durch Wasserabwanderung nach Aussen der Turgor kleiner wird. Für die<br />

meisten Pflanzenzellen ist der turgeszente Zustand normal (gesund) → turgeszente Zellen<br />

übernehmen eine Stützfunktion. Ist die Umgebung isotonisch oder hypertonisch werden die<br />

Zellen schlaff, sprich die Pflanze welkt.<br />

Osmose: Ist eine Form der Diffusion. Dabei diffundiert ein Lösungsmittel (z.B. Wasser) durch<br />

eine semipermeable Membran zwischen einer hypotonischen und hypertonischen Lösung in<br />

dem Bestreben, die hypertonische so zu Verdünnen, dass schlussendlich beide <strong>Lösungen</strong> gleich<br />

konzentriert sind (dahinter steht das Prinzip der Thermodynamik: möglichst hohe Entropie).<br />

Diese Diffusion von Wasser durch eine selektiv permeable Membran ist ein Sonderfall des<br />

passiven Transports.<br />

13/55


Semipermeable Membran: Membran, die für bestimmte Teilchen - meist kleine Moleküle oder<br />

Ionen - durchlässig ist für andere, meist grössere, jedoch nicht oder die Stoffe nur in eine<br />

bestimmte Richtung passieren lässt.<br />

Osmoregulation: Dies ist die Steuerung des Salz- und Wasserhaushalts bei Lebewesen (Tiere<br />

ohne starre Zellwände, die einem hyper- oder hypotonischen Milieu ausgesetzt sind haben<br />

besondere Anpassungen entwickelt → Pantoffeltierchen besitzen für Wasser ungewöhnlich<br />

schwer durchlässige Membranen und kontraktile Vakuolen zum Schutz vor dem Platzen).<br />

Plasmolyse: Die Membran einer Zelle kann als semipermeable Membran, die osmotisch<br />

wirksam ist, aufgefasst werden. Legt man Pflanzenzellen in eine Lösung, deren Konzentration<br />

höher ist als die des Vakuolensafts (hypertonische Umgebung), beginnt Wasser aus der Vakuole<br />

nach Aussen zu diffundieren. Dadurch nimmt der Turgor ab und der Protoplast beginnt sich von<br />

der Zellwand abzulösen. Den Beginn dieses Vorganges nennt man Grenzplasmolyse, alles in<br />

allem Plasmolyse (für Pflanzen normalerweise tödlich). Bis zu einem bestimmten Grad (solange<br />

kein übermässiger Schaden entstand) ist dieser Vorgang reversibel.<br />

5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Transportproteinen und Enzymen.<br />

Gemeinsamkeiten:<br />

− Beides sind Proteine.<br />

− Wie Enzyme können auch Transportproteine abgesättigt werden. Von jedem Typ eines<br />

Transportproteins gibt es nur eine begrenzten Anzahl Kopien in der Plasmamembran. Falls<br />

nun alle diese Moleküle ihre Fracht mit der maximal möglichen Geschwindigkeit binden<br />

und durch die Membran schleusen, verläuft der Transport mit Maximalgeschwindigkeit<br />

(volle Auslastung).<br />

− Wie Enzyme können auch Transportproteine durch Moleküle gehemmt werden, die dem<br />

normalen Substratmolekül ähneln. In solchen Fällen konkurriert der Hemmstoff (Inhibitor)<br />

mit dem Substrat um die Bindung am Protein.<br />

− Wie ein Enzym, das für ein Substrat (chemische Verbindung) spezifisch ist, so ist auch ein<br />

Transportprotein auf eine gelöste Substanz spezialisiert und besitzt eine Bindungsstelle, die<br />

dem aktiven Zentrum des Enzyms entspricht (Schlüssel-Schloss-Prinzip).<br />

Unterschiede:<br />

− Anders als Enzyme katalysieren Transportproteine in der Regel keine chemischen<br />

Reaktionen – die gebundenen Moleküle werden in ihrer chemischen Zusammensetzung<br />

nicht verändert - , sondern ihre Aufgabe besteht darin physikalische Vorgänge zu<br />

beschleunigen. Nämlich die Diffusion von Molekülen durch eine Membran, die für die<br />

betreffende Substanz ansonsten nahezu undurchlässig wäre.<br />

− Enzyme können sich zu Multienzymkomplexen zusammen lagern (steigert ihre Effizienz),<br />

was bei Transportproteinen nicht vorkommen.<br />

6. Erkläre den Unterschied zwischen erleichterter Diffusion (facilitated diffusion) und<br />

aktivem Transport (active transport).<br />

Erleichterte Diffusion: Polare Moleküle und Ionen, die von der Lipiddoppelschicht gestoppt<br />

würden, diffundieren mit Hilfe kanalbildender Transportproteine durch die Membran. Dies ist<br />

eine Form des passiven Transports (gelöste Substanzen diffundieren nur in die Richtung des<br />

elektrochemischen Gradienten, es ist dazu keine Energie erforderlich). Manche Kanalproteine<br />

auch bilden gesteuerte Kanäle, d.h. sie öffnen oder schliessen sich auf einen äusseren Reiz hin.<br />

14/55


Aktiver Transport: Im Gegensatz zur erleichterten Diffusion können gelöste Stoffe von manchen<br />

Transportproteinen entgegen ihrem Konzentrationsgefälle durch die Plasmamembran befördert<br />

werden. Dieser Transport verläuft somit „bergauf“, gegen das Bestreben der Diffusion<br />

(Entropie) und erfordert deshalb Energie in Form von ATP. Um Substanzen gegen deren<br />

Konzentrationsgradienten durch eine Membran zu pumpen, muss die Zelle Energie aus ihrem<br />

Stoffwechsel aufwenden, deshalb wird diese Art des Stoffaustausches auch als aktiver Transport<br />

bezeichnet.<br />

7. Beschreibe Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einer Natrium/Kalium-Pumpe<br />

und einer Proton-Pumpe.<br />

Natrium/Kalium-Pumpe Protonen-Pumpe<br />

Ist das wichtigste Membranprotein in tierischen<br />

Zellen, das aktiv Ionen transportiert und dadurch<br />

ein Membranpotenzial (elektrische Spannung<br />

zwischen Aussen- und Innenseite der Membran)<br />

erzeugt.<br />

Transportiert Natrium- und Kaliumionen im<br />

Verhältnis 3:2 (für jeweils drei Natriumionen,<br />

die aus der Zelle befördert werden, transportiert<br />

die Pumpe zwei Kaliumionen hinein).<br />

ATP phosphoryliert das Transportprotein und<br />

treibt dadurch die Konformationsänderung an.<br />

15/55<br />

Ist die bedeutendste elektrogene Pumpe der<br />

Pflanzen, Bakterien und Pilze.<br />

Sie befördert aktiv Protonen (H + ) aus der Zelle<br />

in das umgebende Milieu, aber nichts rein.<br />

Gemeinsamkeiten:<br />

− Indem diese elektrogenen Pumpen eine Spannung an ihrer Membran aufbauen, speichern sie<br />

Energie, die für die Aktivität der Zelle nutzbar gemacht werden kann.<br />

− Bei beiden Pumpen wird insgesamt pro „Umdrehung“ eine positive Ladung nach Aussen<br />

verschoben.<br />

− Spalten ATP (Hydrolyse) um die Energie für den Transport zu gewinnen (aktiver Transport<br />

entgegen dem Konzentrationsgradienten).<br />

Quiz Fragen 8 (S. 180)<br />

1. In welchen Punkten gibt es Unterschiede zwischen den Membranen der Eukaryoten?<br />

a) Phospholipide kommen nur in manchen Membranen vor.<br />

b) Manche Proteine kommen ausschliesslich in bestimmten Membranen vor.<br />

c) Nur bestimmte Membranen der Zelle sind selektiv permeable.<br />

d) Nur ganz bestimmte Membranen sind aus amphipathischen Molekülen aufgebaut.<br />

e) Manche Membranen haben eine hydrophobe, dem Cytosol zugewandte Oberfläche, bei<br />

anderen ist eine hydrophile Oberfläche dem Cytosol zugewandt.<br />

b. Manche Proteine kommen ausschliesslich in bestimmten Membranen vor. Jede Membran hat<br />

eine für sie charakteristische Proteinausstattung, die vor allem durch die Funktion der Zelle<br />

bestimmt wird. Ausserdem haben Zellen die Fähigkeit Nachbarzellen anhand der Moleküle<br />

(verzweigte Oligosaccharide) auf deren Oberfläche zu erkennen und zu unterscheiden<br />

(Oligosaccharide haben je nach Typ oder Zelle unterschiedliche Struktur und Position auf der<br />

Zelloberfläche und dienen daher gut als Unterscheidungsmerkmale).


2. Nach dem Flüssig-Mosaic-Modell der Membranstruktur sind die Proteine der Membran<br />

vorwiegend<br />

a) als ununterbrochenen Schicht über die innere und äussere Oberfläche der Membran<br />

ausgebreitet.<br />

b) auf das hydrophobe Innere der Membran beschränkt.<br />

c) in eine Lipiddoppelschicht eingebettet.<br />

d) zufällig in der Membran verteilt, ohne dass es eine feste Innen-Aussen-Polarität gäbe.<br />

e) in der Lage, sich ungehindert von der Membran zu entfernen und sich in der Umgebenden<br />

Lösung zu verteilen.<br />

c. in eine Lipiddoppelschicht eingebettet. Die meisten Proteine driften innerhalb der Membran<br />

umher (wie Eisberge im Wasser) und drehen sich dabei um die Längsachse. Da aber auch<br />

Proteine wie Phospholipide amphipathisch sind, ist die Einbettung in die Lipiddoppelschicht<br />

die beste Variante ihre hydrophoben Bereiche vor dem Wasser zu schützen.<br />

Integrale Membranproteine sind in die Lipiddoppelschicht eingelagert, während periphere<br />

Membranproteine an die Oberfläche gebunden sind.<br />

3. Welcher der folgenden Einflüsse würde die Fluidität der Membran verstärken?<br />

a) ein höherer Anteil an ungesättigten Phospholipiden<br />

b) eine niedrigere Temperatur<br />

c) ein relativ hoher Proteingehalt der Membran<br />

d) ein grösserer Anteil relativ grosser Glykolipide im Vergleich zu Lipiden mit geringerem<br />

Molekulargewicht<br />

e) ein hohes Membranpotenzial<br />

a. ein höherer Anteil an ungesättigten Phospholipiden. Bei niedriger Temperatur verfestigt sich<br />

die Membran gelartig, ein hoher Anteil an Phospholipiden mit ungesättigten Fettsäuren wirkt<br />

diesem Verhalten jedoch entgegen (Festigungspunkt wird erst bei noch niedrigeren<br />

Temperaturen erreicht). Dies liegt daran, dass ungesättigte Fettsäuren einen Knick in ihren<br />

Kohlenwasserstoffschwänzen besitzen, was sie am dichten Zusammenrücken hindert → erhöhte<br />

Fluidität.<br />

Ein weiterer Faktor, der die Fluidität der Membran verändert ist Cholesterol, ein Steroid, das<br />

zwischen den Phospholipidmolekülen der Membran eingelagert wird → trägt zur<br />

Stabilisierung der Membranfluidität bei.<br />

4. Welcher der folgenden Vorgänge schliesst alle anderen ein?<br />

a) Osmose<br />

b) Diffusion einer gelösten Substanz durch eine Membran<br />

c) erleichterte Diffusion<br />

d) passiver Transport<br />

e) Transport von Ionen entlang ihres elektrochemischen Gradienten<br />

d. passiver Transport. Passiver Transport fasst folgende Vorgänge zusammen: Diffusion (z.B.<br />

Austausch von O2 und CO2 in der Lunge), erleichterte Diffusion (mit Hilfe von<br />

Carriermolekülen z.B. Transport von Glucose in die Zelle), Osmose (z.B Austausch in den<br />

Kapillaren), Filtration (z.B Harnentstehung in den Nieren) und Ionentransporte entlang<br />

elektrischer Gradienten (z.B. Ruhepotential → Kaliumionenkanäle offen).<br />

16/55


5. Wir gehen von dem Modell für die Saccharoseaufnahme in Abb. 8.18 aus. Welche der<br />

folgenden Massnahmen hätte im Experiment eine stärkere Saccharoseaufnahme zur<br />

Folge?<br />

a) Senkung der Saccharosekonzentration ausserhalb der Zellen<br />

b) Senkung des pH-Werts ausserhalb der Zellen<br />

c) Senkung des pH-Werts im Cytoplasma<br />

d) Zusetzen eines Hemmstoffes, der die Regeneration von ATP verhindert<br />

e) Zusetzen einer Substanz, welche die Membran durchlässiger für Protonen macht<br />

b. Senkung des pH-Werts ausserhalb der Zellen. Das Membranprotein Saccharose-<br />

Wasserstoffionen-Cotransporter kann Saccharose nur gegen einen Konzentrationsgradienten<br />

transportieren, wenn das Saccharose-Moleküle zusammen mit einem Wasserstoffion auftritt.<br />

Ein tieferer extrazellulärer pH (mehr H + -Ionen) fördert somit den Saccharosetransport in die<br />

Zelle (Beispiel eines Symports).<br />

6. Warum haben Phospholipide in wässrigem Milieu das Bestreben, sich in einer<br />

Doppelschicht anzuordnen?<br />

Diese Struktur schützt die hydrophoben Schwänze der Phospholipide vor dem Wasser, während<br />

die hydrophilen Köpfe dem Wasser zugewandt sind (daher kommt der spezifische<br />

Membranaufbau).<br />

7. Die Kohlenhydrate, die an manche Proteine und Lipide der Plasmamembran gebunden<br />

sind, werden während der Fertigstellung der Membran im Golgi-Apparat angefügt. Die<br />

neue Membran bildet dann Transportvesikel, die an die Zelloberfläche wandern. Auf<br />

welcher Seite der Vesikelmembran finden sich die Kohlenhydrate?<br />

Sie liegen auf der Membraninnenseite des Transportvesikels, denn die Vesikel entstehen durch<br />

Einschnürung der Membran. Moleküle, die sich zuvor also auf der Aussenseite der Membran<br />

befanden, sind dann neu auf der Innenseite des Vesikels (siehe dazu S. 178 Abb. 8.19).<br />

8. Das Hormon Adrenalin kann eine Leberzelle veranlassen gespeichertes Glykogen zu<br />

hydrolysieren und Zucker auszuschütten. Das Hormon gelangt aber niemals ins<br />

Zellinnere. Erklären sie.<br />

Adrenalin (auch Epinephrin genannt) bindet an einen Rezeptor auf der Oberfläche der<br />

Leberzellen und aktiviert einen Signalübertragungsweg im Zellinneren, an dessen Ende die<br />

Freisetzung des Zuckers steht.<br />

9. Wie kann man mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik die Diffusion einer<br />

Substanz durch eine Membran erklären?<br />

Der zweite Hauptsatz besagt, dass bei der Reaktionsrichtung eine Tendenz zur<br />

Unordnung/Zufälligkeit (Entropie) besteht. Gleiche Konzentrationen einer Substanz auf beiden<br />

Seiten einer Membran sind eine zufälligere Verteilung als unterschiedliche Konzentrationen<br />

(dies würde einer willkürlichen Ordnung in zwei unterschiedliche „Gruppen“ entsprechen).<br />

Durch die Diffusion einer Substanz in einen anderen Bereich, in dem sie anfangs weniger<br />

konzentriert war, nimmt die Entropie zu, wie es nach dem zweiten Hauptsatz verlangt wird.<br />

10. Warum reicht es nicht aus, eine Lösung einfach als „hypotonisch“ zu bezeichnen?<br />

„Hypertonisch“ und „hypotonisch“ sind relative Begriffe (griech. hypo = unter, hyper = über).<br />

Eine Lösung, die hypertonisch zu Leitungswasser ist, kann zu Meerwasser hypotonisch sein.<br />

Man muss also immer angeben, womit man die Lösung vergleicht.<br />

17/55


Kapitel 12 – Der Zellzyklus<br />

1. Beschreibe den Ablauf eines Zellzyklus, nenne die wichtigsten Schritte vor, während und<br />

nach der Mitose. Nenne Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei tierischen und<br />

pflanzlichen Zellen.<br />

Anmerkung: Zur Vollständigkeit empfiehlt sich das Nachlesen des Zellzyklus im Campbell.<br />

Der Zellzyklus besteht häufig zu ungefähr 90% aus der Interphase (Wachstumsperiode),<br />

während die Mitosephase (M-Phase zusammengesetzt aus der Mitose und Cytokinese) nur den<br />

im Vergleich dazu relativ kurzen restlichen Zeitraum umfasst. Die Interphase lässt sich in drei<br />

Abschnitte einteilen:<br />

Interphase:<br />

G1-Phase: Zelle wächst durch Nährstoffaufnahme, Produktion von Proteinen und<br />

cytoplasmatischen Organellen (G kommt von „gap“, also Lücke/Abstand).<br />

S-Phase: Zelle wächst wie in der G1-Phase, zusätzlich werden aber die Chromosomen<br />

verdoppelt/kopiert (S steht für die Synthese der DNA).<br />

G2-Phase: Zelle wächst wie in den anderen zwei Phasen und schliesst schlussendlich die<br />

Vorbereitungen für die Zellteilung ab.<br />

Auf die Interphase folgt die Mitosephase (die Teilung der Zelle), die in der Regel zur<br />

vereinfachten Beschreibung in weitere fünf Phasen (bilden zusammen die Mitose) plus die<br />

Cytokinese unterteilt wird.<br />

Mitotische Phase:<br />

Prophase:<br />

Im Zellkern:<br />

− DNA in Form von Chromatinfasern windet sich spiralförmig auf und kondensieren (erst<br />

jetzt unter dem Lichtmikroskop als Chromosomen erkennbar)<br />

− Jedes verdoppelte Chromosom bildet dabei ein X (ein Paar verbundener<br />

Schwesterchromatiden, man spricht auch von 2-Chromatiden-Chromosome)<br />

− Nucleoli (Kernkörperchen) verschwinden<br />

Im Cytoplasma:<br />

− Mitosespindel bildet sich (besteht aus Mikrotubuli, die von den beiden Centrosomen<br />

ausgehen)<br />

− Centrosomen verschieben sich in entgegengesetzte Richtung auseinander (angetrieben durch<br />

die länger werdenden Pol-Mikrotubuli)<br />

Prometaphase:<br />

− Die Kernhülle zerfällt und die Spindelfasern (Mikrotubuli der Spindel) können nun mit den<br />

noch weiter kondensierten Chromosomen in Wechselwirkung treten<br />

− Die Mikrotubuli binden an die Kinetochoren – das sind spezielle Strukturen im<br />

Centromerbereich der Chromosomen, die als Ansatzstellen für die Spindelfasern dienen –<br />

und veranlassen die Chromosomen zu ruckartigen Bewegungen.<br />

− Die nicht an den Kinetochoren verankerten Mikrotubuli (sog. Pol-Mikrotubuli) agieren mit<br />

solchen vom gegenüberliegenden Zellpol<br />

18/55


Metaphase:<br />

− Die Centrosomen befinden sich nun an den Zellpolen<br />

− Chromosomen ordnen sich in der Äquatorialebene zur so genannten Metaphaseplatte an,<br />

sodass alle Centromere in einer Ebene liegen (geschieht mechanisch über Zug an den<br />

Kinetochoren)<br />

Anaphase:<br />

− Chromosomen trennen sich → es entstehen zwei identische 1-Chromatiden-Chromosomen,<br />

die durch Verkürzen des Kinetochor-Mikrotubulis zu den den Zellpolen gezogen werden.<br />

− Die Pol-Mikrotubuli werden hingegen gleichzeitig länger und drängen die Pole noch weiter<br />

auseinander.<br />

− Das Ende der Anaphase ist erreicht, sobald sich an jedem Zellpol der gleiche, vollständige<br />

Chromosomensatz befindet.<br />

Telophase:<br />

− Pol-Mikrotubuli verlängern sich weiter (Abstand zwischen Zellpolen wird noch grösser)<br />

− An den Zellpolen bilden sich aus den Fragmenten des ursprünglichen Zellkerns und anderen<br />

Teilen des Endomembransystems zwei neue Tochterzellkerne<br />

− Die Chromatinfasern der Chromosomen entspiralisieren sich<br />

− Der Spindelapparat bildet sich zurück, damit ist die Mitose (Zellkernteilung) abgeschlossen<br />

In der Regel hat mittlerweile auch die Cytokinese (Teilung des Cytoplasmas) bereits begonnen<br />

(oftmals in der späten Ana- oder Telophase), sodass kurz nach der Mitose die ursprüngliche<br />

Zelle in zwei Tochterzellen geteilt ist.<br />

Unterschiede:<br />

− Tiere besitzen 2 Centrosomen mit 2 Centriolen-Paaren. Die Mikrotubuli erstrecken sich<br />

kreisförmig von den Centrosomen aus, jedes Centrosom besteht dabei aus zwei Centriolen<br />

− Pflanzen hingegen haben 2 Centrosomen jedoch keine Centriolen<br />

− Die Teilung der Zelle erfolgt bei Tieren durch die Bildung einer Furche (sog.<br />

Teilungsfurche: Ring aus Mikrofilamenten). Dies geschieht durch Kontraktionen dieses<br />

Mikrofilamentringes (Wechselwirkung von Actin und Myosin) → Teilung durch<br />

Abschnüren<br />

− Pflanzen transportieren Zellwandmaterial in Vesikeln vom Golgi-Apparat zur<br />

Äquatorialebene, die dann zusammen die Zellplatte bilden. Die Zellplatte wächst mit<br />

fortschreitendem Einbau von Zellwandmaterial bis sie sich an der Aussengrenze der Zelle<br />

mit der Plasmamebran verbindet → Zellmembran und Zellwand entstehen<br />

2. Welche experimentellen Befunde sprechen für ein Zell-Zyklus-Kontrollsystem?<br />

Anfang der siebziger Jahre legten verschiedene Experimente die Vermutungen nahe, dass der<br />

Zell-Zyklus von spezifischen chemischen Signalen vorangetrieben wird. Eines der ersten<br />

Indizien dafür lieferten Experimente mit kultivierten Säugetierzellen. Man fusionierte dabei<br />

zwei Zellen, die sich in unterschiedlichen Phasen des Zellzyklus befanden und erhielt so eine<br />

einzelne Zelle mit zwei Zellkernen. Befand sich eine der Ausgangszellen in der S-, die andere<br />

aber in der G1-Phase, trat der G1-Zellkern sofort in die S-Phase über, als wäre er durch<br />

Substanzen aus dem Cytoplasma der anderen Zelle dazu angeregt worden. Auch wenn eine<br />

Zelle in der M-Phase mit einer anderen Zelle in irgendeinem der Interphase-Stadium<br />

verschmolzen wurde, begann der Zellkern der Interphase sofort mit der Mitose (falls sich die<br />

zweite Zelle in der G1-Phase befindet, d.h. die Chromosomen wurden noch nicht verdoppelt,<br />

entstehen 1-Chromatiden-Chromosomen).<br />

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3. G1, G2, G0, S, M: Nenne Unterschiede und Bedeutung dieser Begriffe für den Ablauf des<br />

Zellzyklus.<br />

G1: Wichtigster Kontrollpunkt, auch als Restriktionspunkt bei Säugetieren bezeichnet. Erhält<br />

die Zelle an diesem Punkt ein Auslösesignal durchläuft sie normalerweise den ganzen<br />

Zellzyklus und teilt sich. Fehlt ein solches Signal verlässt die Zelle den Zellzyklus und tritt in<br />

die G0-Phase. Während dieser Phase wächst die Zelle und bereitet sich auf die S-Phase vor.<br />

S: Wachstum und Verdoppelung der DNA, sehr wichtig (ohne S-Phase hätten die Tochterzellen<br />

nur die Hälfte der Chromosomen nach der Mitose). Fehler in dieser Phase sind fatal!<br />

G2: Kontrollpunkt, Verhindert Mitose im Falle eines Fehlers (z.B. wenn S-Phase nicht<br />

funktioniert hat). Die Zelle wächst und schliesst die Vorbereitungen für die Zellteilung ab.<br />

G0: Wenn die Zelle kein „grünes Licht“ vom G1-Kontrollpunkt erhalten hat, endet hier der<br />

Zyklus und wechselt in den sich nicht teilenden Zustand. Die meisten Zellen des<br />

menschlichen Körpers befinden sich in dieser Phase (stark spezialisierte Nerven- und<br />

Muskelzellen teilen sich nie), einige Zellen können jedoch durch bestimmte äussere Reize in<br />

den Zellzyklus zurückkehren → Leber kann sich repariert, indem nach einer Verletzung<br />

Wachstumsfaktoren ausgeschüttet werden.<br />

M: Teilung der Chromosomen und des Zellkerns, Kontrollpunkt: Die Trennung der<br />

Chromatiden in der Anaphase wird so lange unterbunden, bis alle Kinetochore mit<br />

Spindelfasern verbunden sind und alle Chromosomen in der Metaphaseplatte angeordnet sind<br />

→ versichert, dass bei der Mitose jede Tochterzelle den gleichen Zellkerninhalt aufweist.<br />

4. Was sind Wachstumsfaktoren (Growth factors) und welche physiologische Bedeutung<br />

haben sie?<br />

Die meisten Säugetierzellen teilen sich nur, wenn das Nährmedium Wachstumsfaktoren<br />

enthält. Wachstumsfaktoren sind demnach allgemein gesagt Proteine, die von bestimmten<br />

Zellen im Organismus abgegeben werden und andere Zellen zur Teilung anregen. Im Falle des<br />

Zellzyklus sind sie externe Signale, die helfen den Zellzyklus zu regulieren.<br />

Ein typisches Beispiel für einen Wachstumsfaktor sind Platelet-derived growth factors (PDGF).<br />

Sie werden von Blutplättchen produziert und sind verantwortlich für die Teilung von<br />

Fibroblasten (Bindegewebszellen). Dies spielt eine wichtige Rolle beim Wundverschluss. Nach<br />

einer Verletzung geben nämlich Blutplättchen PDGF ab und regen so die Fibroblasten zur<br />

Vermehrung an, welche wiederum zur Wundheilung bei tragen.<br />

Wachstumsfaktoren verhelfen zu einer dichteabhängigen Hemmung, d.h. in einer zu dichten<br />

Kultur stellen Zellen ihre Vermehrung ein, weil nicht genügend Nährstoffe und<br />

Wachstumsfaktoren vorhanden sind (siehe S. 267 Abb. 12.16).<br />

5. Wodurch unterscheiden sich Krebszellen von normalen Zellen?<br />

− Krebszellen sind nicht an das Kontrollsystem des Zellzyklus gebunden.<br />

− Kennen keine dichteabhängige Hemmung, sprich sie hören nicht auf sich zu teilen, wenn<br />

nicht mehr genügend Wachstumsfaktoren vorhanden sind und bilden somit anstelle der<br />

Einzelzellschichten dicke Klumpen. Die Ursache dafür ist, dass Krebszellen selber<br />

Wachstumsfaktoren herstellen können oder diese gar nicht brauchen.<br />

− Normale Zellen teilen sich nur wenn sie an einer Unterlage angeheftet sind (z.B.<br />

extrazelluläre Matrix). Bei Krebszellen ist diese Teilungseinschränkung nicht vorhanden.<br />

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− Falls sie ihre Teilung überhaupt einmal einstellen, geschieht dies an zufällig ausgewählten<br />

Stellen im Zellzyklus und nicht an den normalen Kontrollpunkten → Krebszellen teilen<br />

sich viel öfters und somit schneller als andere Zellen.<br />

− Können sich unendlich oft teilen solange genügend Nährstoffe vorhanden sind. Normale<br />

Zellen altern und sterben nach 20-50 Teilungen, Krebszellen werden darum auch als<br />

potenziell unsterblich oder immortalisiert bezeichnet.<br />

− Besitzen häufig eine abnormale Chromosomenzahl, ihr Stoffwechsel ist aus dem<br />

Gleichgewicht und sie erfüllen ihre nützliche Funktion nicht mehr.<br />

− Durch Zelloberflächenveränderung verlieren sie den Kontakt zu Nachbarzellen → wandern<br />

in benachbartes Gewebe.<br />

− Können Metastasen (weit entfernte Ableger vom Tumor) bilden indem sie sich über die<br />

Lymph- und Blutgefässe verteilen.<br />

Das Problem beginnt, indem eine Zelle die Transformation (Vorgang bei dem eine normale<br />

Zelle zur Krebszelle wird) durchmacht. Erkennt das Immunsystem die transformierte Zelle nicht<br />

als gefährlich (was im Normalfall passiert) kann sie sich unter Umständen vermehren und<br />

einen Tumor bilden (Masse abnormaler Zellen in gesundem Gewebe). Bleibt der Tumor wo er<br />

ist spricht man von einem gutartigen Tumor, der meist keine gesundheitlichen Probleme bereitet<br />

und sich chirurgisch vollständig entfernen lässt. Bösartige Tumore befallen dagegen andere<br />

Zellen und beeinträchtigen so die dazugehörigen Organe → Krebs.<br />

Quiz Fragen 12 (S. 270)<br />

1. Der Anstieg der Enzymaktivität von Proteinkinasen im Laufe des Zellzyklus ist<br />

zurückzuführen auf<br />

a) Synthese von Kinasen an den Ribosomen.<br />

b) Aktivierung inaktiver Kinasen durch Bindung an Cyclin.<br />

c) Umwandlung des inaktiven Cyclins in eine aktive Kinase durch Phosphorylierung.<br />

d) Spaltung der inaktiven Kinasemoleküle durch Proteasen im Cytoplasma.<br />

e) Rückgang der Konzentration äusserer Wachstumsfaktoren auf einen Wert unterhalb der<br />

Hemmschwelle.<br />

b. Aktivierung inaktiver Kinasen durch Bindung an Cyclin. Normalerweise liegen die<br />

Proteinkinasen in einer wachsenden Zelle in gleich bleibender Konzentration vor, sie sind<br />

jedoch die meiste Zeit inaktiv. Durch Binden an Cyclin werden die Kinasen aktiviert, die<br />

Cyclinkonzentration ist jedoch relativ grossen Schwankungen unterworfen, d.h. umso mehr<br />

Cyclin vorhanden ist desto höher ist auch die Enzymaktivität.<br />

2. Sie sehen im Mikroskop, wie sich in der Mitte einer Zelle eine Zellplatte bildet; gleichzeitig<br />

entstehen an den Polen der Zelle neue Zellkerne. Bei dieser Zelle handelt es sich<br />

vermutlich um<br />

a) eine Tierzelle während der Cytokinese.<br />

b) eine Pflanzenzelle während der Cytokinese.<br />

c) eine Tierzelle in der S-Phase des Zellzyklus.<br />

d) einen Bakterienzelle während der Teilung.<br />

e) eine Pflanzenzelle in der Metaphase.<br />

b. eine Pflanzenzelle während der Cytokinese. Nur Pflanzen teilen ihre Zelle mit Hilfe der<br />

Zellplatte (Ausbildung während der Cytokinese) von den neuen Zellkerne kann man auf das<br />

Ende der Telophase und somit auf den Beginn der Cytokinese schliessen.<br />

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3. Vinblastin ist ein Wirkstoff, der häufig in der Chemotherapie von Krebserkrankungen<br />

eingesetzt wird. Es stört den Aufbau der Mikrotubuli; seine Wirkung liegt also daran, dass<br />

a) die Bildung der Mitosespindel verhindert wird.<br />

b) die Phosphorylierung von regulatorischen Proteinen verhindert wird.<br />

c) die Cyclinproduktion unterdrückt wird.<br />

d) Myosin denaturiert wird, sodass die Teilungsfurche sich nicht ausbilden kann.<br />

e) die DNA-Synthese gehemmt wird.<br />

a. die Bildung der Mitosespindel verhindert wird. Die Spindelfasern der Mitosespindel setzen<br />

sich aus Mikrotubuli zusammen → ohne Spindelapparat ist keine Zellteilung möglich.<br />

4. In einem Gewebe, in dem viele Mitosen ablaufen, enthält eine bestimmte Zelle nur halb so<br />

viel DNA wie einige andere Zellen. Die fragliche Zelle befindet sich wahrscheinlich in der<br />

a) G1-Phase<br />

b) G2-Phase<br />

c) Prophase<br />

d) Metaphase<br />

e) Anaphase<br />

a. G1-Phase. In der G1-Phase wurde die DNA noch nicht verdoppelt. Dies geschieht erst in der<br />

nachfolgenden S-Phase und die doppelte Ausführung der DNA hält danach an bis die<br />

Cytokinese abgeschlossen ist (worauf wieder die G1-Phase oder G0-Phase eintritt).<br />

5. Ein Unterschied zwischen einer Krebszelle und einer normalen Zelle besteht darin, dass<br />

a) die Krebszelle keine DNA synthetisieren kann.<br />

b) der Zellzyklus der Krebszelle in der S-Phase verharrt.<br />

c) Krebszellen sich auch dann weiterhin teilen, wenn sie dicht bei dicht liegen.<br />

d) Krebszellen nicht richtig funktionieren, weil sie der dichteabhängigen Hemmung unterliegen.<br />

e) Krebszellen sich ständig in der M-Phase des Zellzyklus befinden.<br />

c. Krebszellen sich auch dann weiterhin teilen, wenn sie dicht bei dicht liegen. Krebszellen<br />

unterliegen nämlich nicht der dichteabhängigen Hemmung.<br />

6. Die Abnahme der MPF-Menge am Ende der Mitose wird verursacht durch<br />

a) den Abbau der Proteinkinase (Cdk).<br />

b) den Rückgang der Cyclinsynthese.<br />

c) die enzymatische Zerstörung von Cyclin.<br />

d) die DNA-Synthese.<br />

e) die Zunahme des Zellvolumens im Verhältnis zum Genom.<br />

c. die enzymatische Zerstörung von Cyclin. Der Mitose-Promotor-Faktor, kurz MPF, trägt<br />

während der M-Phase zu seiner eigenen Inaktivierung bei, indem er einen Prozess in Gang setzt,<br />

der zur Zerstörung des Cyclins führt.<br />

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7. Eine rote Blutzelle hat eine Lebensdauer von 120 Tagen. Ein Erwachsener besitzt fünf<br />

Liter Blut, und jeder Kubikmillimeter davon enthält 5 Millionen rote Blutzellen. Wie viele<br />

neue Zellen müssen in jeder Sekunde produziert werden, damit die gesamte Population<br />

ersetzt werden kann?<br />

a) 30'000<br />

b) 2'400<br />

c) 2'400'000<br />

d) 18'000<br />

e) 30'000'000<br />

c. 2'400'000. 1 Liter entspricht einem Kubikdezimeter (1dm 3 ), umgerechnet auf Kubikmilimeter<br />

ergibt dies → 1dm 3 = 100mm · 100mm · 10 mm = 1'000'000mm 3 .<br />

Jetzt besitzt ein Erwachsener jedoch nicht 1 Liter sondern 5 Liter Blut, wobei jeder<br />

Kubikmilimeter 5 Mio. Blutzellen enthält:<br />

5l · 5'000'000 Blutzellen · 1000000mm 3 = 25'000'000'000'000 Blutzellen.<br />

Innerhalb der 120 Tage Lebensdauer muss der Körper diese riesige Anzahl an Blutzellen<br />

ersetzen, er hat also 120d · 24h · 60min · 60s = 10'368'000 Sekunden Zeit dafür. Pro Sekunde<br />

ergibt das eine Produktion von etwas mehr als 2'400'000 Blutzellen.<br />

8. Die Struktur bei Pflanzenzellen, die in ihrer Funktion der Teilungsfurche der Tierzelle<br />

entspricht, ist<br />

a) das Chromosom<br />

b) die Zellplatte<br />

c) der Zellkern<br />

d) das Centrosom<br />

e) der Spindelapparat<br />

b. die Zellplatte<br />

9. Bei manchen Lebewesen läuft die Mitose ohne nachgeschaltete Cytokinese ab. Dies führt<br />

zu<br />

a) Zellen mit mehreren Zellkernen.<br />

b) ungewöhnlich kleinen Zellen.<br />

c) Zellen ohne Zellkerne.<br />

d) Zerstörung der Chromosomen.<br />

e) Zellzyklen ohne S-Phase.<br />

a. Zellen mit mehreren Zellkernen. Die Cytokinese ist die Teilung des Cytoplasmas, sodass zwei<br />

Tochterzellen mit gleicher Ausstattung entstehen.<br />

10. Welcher der folgenden Vorgänge läuft in der Mitose nicht ab?<br />

a) Verpackung der Chromosomen<br />

b) Replikation der DNA<br />

c) Trennung der Schwesterchromatiden<br />

d) Ausbildung der Spindel<br />

e) Trennung der Centrosomen<br />

b. Replikation der DNA. Diese findet in der S-Phase der Interphase statt, erst nach der<br />

Interphase folgt die Mitose während der M-Phase.<br />

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11. Die lichtmikroskopische Aufnahme zeigt Zellen an der Spitze einer Zwiebelwurzel, die<br />

sich gerade teilen. Bezeichnen sie jeweils eine Zelle, die sich in den folgenden Stadien<br />

befindet: Interphase, Prophase, Metaphase, Anaphase. Beschreiben sie die wichtigsten<br />

Ereignisse, die sich in jeder dieser Phasen abspielen.<br />

Siehe Seite 18 für den Ablauf der einzelnen Phasen.<br />

Kapitel 13 – Meiose und sexuelle Entwicklungszyklen<br />

1. Beschreibe die Lebenszyklen eines Haplonten, Diplonten, Haplodiplonten (alternativer<br />

Generationswechsel).<br />

Der Wechsel zwischen Meiose und Befruchtung findet bei allen sich sexuell fortpflanzenden<br />

Organismen statt, er unterscheidet sich aber im Zeitablauf der Ereignisse von Art zu Art.<br />

Anmerkung: Fortpflanzung Meiose 2n → 1n (kann nicht bei 1n stattfinden), Mitose 1n → 1n<br />

Entwicklungszyklus eines Diplonten:<br />

Dieser Zyklus ist für Menschen, die meisten Tiere und auch für manche niedere Pflanzen und<br />

Protisten charakteristisch.<br />

Bei Diplonten sind die Gameten die einzigen<br />

haploiden Zellen. Die Meiose findet während der<br />

Bildung der Gameten statt (genauer gesagt führt sie<br />

zur Bildung der Gameten), die sich dann bis<br />

Befruchtung nicht mehr teilen. Die nach der<br />

Befruchtung entstandene diploide Zygote teilt sich<br />

mitotisch und entwickelt sich zu einem vielzelligen<br />

diploiden Organismus (Diplont).<br />

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Entwicklungszyklus eines Haplonten:<br />

Für viele Pilze, niedrigere Pflanzen sowie einige tierähnliche Protisten (z.B. Malariaerreger<br />

Plasmodium) ist der haplontische Entwicklungszyklus charakteristisch.<br />

Nach der Fusion der Gameten (Befruchtung) bildet<br />

sich eine diploide Zygote und es findet sofort eine<br />

Meiose statt. Dies führt zu haploide Zellen, die sich<br />

mitotisch teilen und einen vielzelligen haploiden<br />

Organismus bilden oder als haploide Einzeller leben<br />

(Haplonten). Dieser Haplont bildet seine Gameten<br />

durch Mitose und nicht etwa durch Meiose (!). Die<br />

Zygote ist somit das einzige diploide Stadium beim<br />

Haplonten.<br />

Die Entwicklungszyklen der Diplonten und der Haplonten nennt man einfache<br />

Generationsfolgen. Viele Pflanzenarten durchlaufen jedoch einen dritten Typen von<br />

Entwicklungszyklus, der als Generationswechsel oder genauer als diplohaploider<br />

Generationswechsel bezeichnet wird.<br />

Entwicklungszyklus eines Haplodiplonten:<br />

In diesem Entwicklungszyklus gibt es sowohl diploide als auch haploide vielzellige Stadien.<br />

Das diploide vielzellige Stadium nennt man Sporophyt (2n).<br />

Im Sporophyt entstehen durch Meiose haploide<br />

Zellen, die Sporen. Im Gegensatz zu Gameten<br />

entwickelt sich eine Spore zu einem vielzelligen<br />

Individuum ohne dass sie vorher mit einer anderen<br />

Zelle fusioniert. Die Spore teilt sich mitotisch und<br />

bildet ein vielzelliges haploides Stadium, den<br />

Gametophyten (n).<br />

Im Gametophyten entstehen durch Mitose Gameten.<br />

Das Ergebnis der Befruchtung ist eine diploide<br />

Zygote, die sich dann durch Mitosen zum<br />

Sporophyten der nächsten Generation entwickelt.<br />

Bei diesem Zyklus geht der Sporophyt aus dem<br />

Gametophyt und der Gametophyt aus dem<br />

Sporophyten hervor → der Organismus ist ein<br />

Haplodiplont.<br />

Sporophyt 2n → Meiose → Sporen 1n → Mitose → Gametophyt 1n → Mitose → Gameten 1n<br />

→ Befruchtung → Zygote 2n → Mitose → Sporophyt 2n<br />

2. Karyotyp, homologe Chromosomen, Autosomen, Sexchromosomen: Definiere diese<br />

Begriffe und grenze sie gegeneinander ab.<br />

Karyotyp: Jede menschliche, somatische Zelle (das sind alle Zellen ausser Spermien und Eier)<br />

besitzt 46 Chromosomen. Diese Chromosomen unterscheiden sich anhand ihrer Grösse und der<br />

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Lage ihrer Centromere. Nach Behandlung mit bestimmten Farbstoffen zeigt jedes Chromosom<br />

ein typisches Bandenmuster. Nun liegen die menschlichen Chromosomen paarweise vor. Ordnet<br />

man sie also nach Grösse und Gestalt zu Paaren an, bekommt man eine Darstellung, die<br />

Karyotyp genannt wird.<br />

Homologe Chromosomen: Chromosomen, die ein Paar bilden - also dieselbe Länge, dieselbe<br />

Centromerposition und dasselbe Bandenmuster besitzen - nennt man homologe Chromosomen.<br />

Diese zwei Chromosomen eines Paares tragen Gene für dieselben Erbmerkmale (z.B. das Gen<br />

für die Augenfarbe liegt auf beiden Chromosomen am gleichen Ort, eines vererbt durch den<br />

Vater, das andere durch die Mutter).<br />

Autosomen: Bezeichnet alle Chromosomen ausser die Geschlechtschromosomen X und Y.<br />

Sexchromosomen/Geschlechtschromosomen: Es gibt eine Ausnahme der Regel der homologen<br />

Chromosomen bei menschlichen Somazellen: Die X und Y Chromosomen. Frauen besitzen<br />

zwei X-Chromosomen (XX), Männer ein Y und ein X Chromosom (XY). Da diese<br />

Chromosomen geschlechtsbestimmend sind, nennt man X und Y Chromosomen auch<br />

Geschlechtschromosomen (alle anderen Chromosomen nennt man Autosomen).<br />

3. Beschreibe die Unterschiede zwischen einer mitotischen und einer meiotischen Teilung. Zu<br />

welchen unterschiedlichen Resultaten führen die beiden Teilungswege?<br />

− Die Mitose unterscheidet sich als erstes in der Zahl der Zellteilungen von der Meiose. In der<br />

Mitose gibt es eine Zellteilung, die aus Prophase, Metaphase, Anaphase und Telophase<br />

besteht. Die Meiose besteht aus zwei Zellteilungen, die ebenfalls aus Prophase, Metaphase,<br />

Anaphase und Telophase bestehen (sie werden jedoch zweimal durchlaufen).<br />

− In der Prophase I der Meiose beginnen sich die Chromosomen zu verdichten und die<br />

homologen Chromosomenpaare finden sich zu Paaren zusammen (Synapsis). Jedes<br />

Chromosomenpaar ist als Tetrade angeordnet, die aus vier parallel angeordneten<br />

Chromatiden besteht. An mehreren Stellen (Chiasmata) haben sich die Chromatiden<br />

homologer Chromosomen gekreuzt. Das Crossing-over findet statt. Diesen Vorgang findet<br />

man nur in der Meiose.<br />

− Das Produkt der Meiose sind vier Tochterzellen. Jede besitzt halb so viele Chromosomen<br />

(n) wie die Mutterzelle. Die Tochterzellen sind genetisch weder mit der Mutterzelle noch<br />

untereinander identisch (weil sich in der Anaphase I homologe Chromosomen trennen und<br />

in der Anaphase II dann die Schwesterchromatide).<br />

Die Bedeutung der Mitose ist die Entwicklung eines vielzelligen Organismus aus einer Zygote,<br />

die Produktion der Zellen für das Wachstum und die Gewebeheilung.<br />

Die Bedeutung der Meiose ist die Produktion der Gameten, die Reduktion der<br />

Chromosomenzahl auf die Hälfte und das Sorgen für genetische Variabilität der Gameten.<br />

4. Welche drei Faktoren tragen zur genetischen Variabilität bei der geschlechtlichen<br />

Fortpflanzung bei?<br />

Freie Rekombination der Chromosomen:<br />

In der Metaphase der Meiose I liegen die Chromosomen gepaart in der Metaphaseplatte. Die<br />

Orientierung in Bezug auf die Pole ist zufällig, es bestehen für jedes Paar zwei Möglichkeiten.<br />

Für die Tochterzelle gibt es also eine Chance von 50% das mütterliche oder väterliche<br />

Chromosom eines homologen Chromosomenpaares zu bekommen.<br />

Jeder Gamet repräsentiert eine von allen möglichen Rekombinationen. Die Zahl der möglichen<br />

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Chromosomenkombinationen in den Gameten durch freie Kombination ist 2 n , wobei n die<br />

haploide Chromosomenzahl darstellt. Die Anzahl möglicher Rekombinationen mütterlicher und<br />

väterlicher Chromosomen in den Gameten beim Menschen (n=23) beträgt 2 23 , also ungefähr 8<br />

Millionen!<br />

Der Mensch besitzt 23 Chromosomenpaare, diese sind vergleichbar mit Münzen, die entweder<br />

Kopf oder Zahl anzeigen können. Wirft man nun diese 23 Münzen, jede einzelne mit 2<br />

möglichen Ausgängen, erhält man 2·2·2...·2 (23x) = 2 23 mögliche Kombinationen.<br />

Crossing-over:<br />

Aufgrund der freien Rekombination der Chromosomen bei der Meiose produziert jeder von uns<br />

Gameten mit unterschiedlichen Kombinationen von Chromosomen beider Eltern.<br />

Bis jetzt haben wir angenommen, dass jedes einzelne Chromosom eines Gameten nur<br />

mütterliches oder väterliches Genmaterial enthält. Dem ist aber nicht so. In den Chromosomen<br />

sind Gene mütterlichen und väterlichen Ursprungs kombiniert. Dies geschieht durch Crossingovers,<br />

welche in der Prophase der Meiose I stattfindet.<br />

Hier paaren sich homologe Chromosomen (Synapsis). Diese Paarung ist sehr präzise, homologe<br />

Gene liegen genau Seite an Seite. Das Crossing-over findet statt, wenn sich homologe<br />

Anschnitte zweier NICHT-Schwesterchromatiden berühren (Chiasmata = Stellen, wo sich<br />

Chromatiden aneinander binden und Genmaterial austauschen). Beim Menschen findet dieser<br />

Vorgang im Durchschnitt 2-3 Mal pro Chromosomenpaar statt.<br />

Zufälligkeit der Befruchtung:<br />

Ein weibliches Ei enthält eine von 2 23 möglichen Kombinationen von Chromosomen und wird<br />

von einem Spermium befruchtet, das ebenfalls eine von 2 23 möglichen Kombinationen von<br />

Chromosomen enthält. Es entsteht also eine Zygote, die eine von 2 23 x 2 23 (64 Billionen)<br />

möglichen diploiden Rekombinationen darstellt (noch ohne den Einbezug von Crossing-overs).<br />

Quiz Fragen 13 (S. 290)<br />

1. Eine menschliche Zelle, die 22 Autosomen und ein Y-Chromosom enthält ist<br />

a) eine Somazelle eines Mannes.<br />

b) eine Zygote.<br />

c) eine Somazelle einer Frau.<br />

d) ein Spermium.<br />

e) ein Ei.<br />

d. ein Spermium. Somazellen und Zygote sind diploid, während das Ei kein Y-Chromosom<br />

enthalten kann.<br />

2. Homologe Chromosomen bewegen sich zu den entgegengesetzten Zellpolen einer sich<br />

teilenden Zelle während der<br />

a) Mitose.<br />

b) Meiose I.<br />

c) Meiose II.<br />

d) Befruchtung.<br />

e) binären Spaltung.<br />

b. Meiose I.<br />

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3. Die Meiose II ist einer Mitose ähnlich, weil<br />

a) homologe Chromosomen eine Tetrade ausbilden.<br />

b) vor der Zellteilung DNA-Replikation stattfindet.<br />

c) die Tochterzellen diploid sind.<br />

d) sich die Schwesterchromatiden während der Anaphase trennen.<br />

e) die Chromosomenzahl reduziert wird.<br />

d. sich die Schwesterchromatiden während der Anaphase trennen.<br />

4. Der DNA-Gehalt einer diploiden Zelle in der G1-Phase des Zellzyklus wird bestimmt<br />

(siehe Kapitel 12). Wenn der DNA-Gehalt x beträgt, dann ist der DNA-Gehalt derselben<br />

Zelle in der Metaphase der Meiose I<br />

a) 0.25x.<br />

b) 0.5x.<br />

c) x.<br />

d) 2x.<br />

e) 4x.<br />

d. 2x. Die DNA wird in der S-Phase (gleich nach der G1-Phase) verdoppelt und erst in der<br />

Anaphase der Meiose I (auf die Metaphase folgend) wieder reduziert → 2x.<br />

5. Wenn wir das Schicksal der Zell-Linie aus Frage 4 weiterverfolgen, so ist der DNA-Gehalt<br />

in der Metaphase der Meiose II<br />

a) 0.25x.<br />

b) 0.5x.<br />

c) x.<br />

d) 2x.<br />

e) 4x.<br />

c. x. Die DNA wurde nach der Verdoppelung bisher einmal reduziert. Die nächste Reduktion<br />

erfolgt erst in der Anaphase der Meiose II, deshalb → x.<br />

6. Wie viele verschiedene Kombinationen mütterlicher und väterlicher Chromosomen<br />

können in Gameten von Organismen mit einer diploiden Chromosomenzahl von 8 (2n = 8)<br />

auftreten?<br />

a) 2<br />

b) 4<br />

c) 8<br />

d) 16<br />

e) 32<br />

d. 16. Da 2n = 8 folgt n = 4 → 2 n = 2 4 = 16.<br />

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7. Das direkte Meioseprodukt einer Pflanze ist<br />

a) eine Spore.<br />

b) ein Gamet.<br />

c) eine Zygote.<br />

d) ein Sporophyt.<br />

e) ein Gametophyt.<br />

a. eine Spore. Der Sporophyt (2n) bildet durch Meiose die Sporen (1n). Gameten (1n) werden<br />

vom Gametophyt (1n) durch Mitose gebildet und die Zygote ist kein Zellteilungsprodukt<br />

sondern die Verschmelzung zweier Gameten (Befruchtung).<br />

8. Vielzellige haploide Organismen<br />

a) werden als Sporophyten bezeichnet.<br />

b) erzeugen neue Zellen für das Wachstum durch eine Meiose.<br />

c) produzieren Gameten durch eine Mitose.<br />

d) werden nur in aquatischen Habitaten gefunden.<br />

e) sind das direkte Ergebnis der Syngamie.<br />

c. produzieren Gameten durch die Mitose. Sporophyten sind diploid, neue Zellen für das<br />

Wachstum werden durch Mitose erzeugt und das Ergebnis der Syngamie (Verschmelzung<br />

zweier Gameten) ist eine diploide Zygote.<br />

9. Crossing-over trägt zur genetischen Variabilität bei, da es zum Austausch von<br />

Chromosomenbereichen führt zwischen<br />

a) Schwesterchromatiden eines Chromosoms.<br />

b) Chromatiden nicht-homologer Chromosomen.<br />

c) Nicht-Schwesterchromatiden homologer Chromosomen.<br />

d) nicht-homologen Loci des Genoms.<br />

e) Autosomen und Geschlechtschromosomen.<br />

c. Nicht-Schwesterchromatiden homologer Chromosomen.<br />

10. Im Entwicklungszyklus von Pflanzen findet man ein bestimmtes Stadium, das es bei<br />

Tieren nicht gibt, nämlich<br />

a) Gameten.<br />

b) Zygote.<br />

c) vielzellige Diploide.<br />

d) vielzellige Haploide.<br />

d. vielzellige Haploide.<br />

Kapitel 14 – Mendel und der Genbegriff<br />

1. Warum eigneten sich Erbsen besonders gut für Mendels Erbversuche?<br />

Erbsen sind in vielen Variationen erhältlich: Violette/weisse Blüten, grüne/gelbe Bohnen usw.,<br />

des weiteren ist es einfach sicher zu stellen, dass nur die Individuen miteinander gekreuzt<br />

werden, die man selber kreuzen will (Erbsen sind Selbstbestäuber, dass heisst sie sind zwittrig<br />

und geben ihre Pollen auf die eigene Narbe). Mendel entfernte deshalb die Staubblätter der<br />

Erbsen bevor sie Pollen produzieren konnten und bestäubte danach diese Narben mit Pollen<br />

einer anderen Pflanze (Fremdbefruchtung). Weitere Vorteile von Erbsen sind:<br />

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− die Generationszeit ist relativ kurz<br />

− es entstehen viele Nachkommen<br />

− es lassen sich mit geringem Aufwand grosse Mengen an Versuchspflanzen züchten<br />

− mit Erbsen kann man gezielte Kreuzungsexperimente machen<br />

Mendel verliess sich bei seinen Experimenten immer nur auf eindeutige Merkmale (entweder<br />

oder) und begann seine Züchtungsexperimente immer mit reinerbigen Erbsenrassen. Ein<br />

bisschen Glück war natürlich auch dabei, hätte er nicht Merkmale genommen die<br />

dominant/rezessiv sind, sondern intermediär, hätte er die Gesetze wohl nie gefunden.<br />

2. Die vier Mendelschen Aussagen zur Wirkungsweise eines Gens.<br />

1. Alternative Zustandsformen (Allele) eines Gens bedingen die genetische Variabilität bei<br />

Erbmerkmalen.<br />

Beispielsweise traten zwei Versionen von Blütenfarben auf, eine violette und eine weisse.<br />

Solche alternativen Versionen eines Gens werden als Allele bezeichnet. Mit dem heutigen<br />

Wissen können wir dieses Konzept mit den Chromosomen und der DNA in Verbindung<br />

bringen.<br />

Jedes Gen befindet sich an einem definierten Ort auf einem bestimmten Chromosom. Die DNA-<br />

Sequenz dieses Ortes kann jedoch etwas variieren und somit auch der Informationsgehalt des<br />

Gens. D.h. die beiden Allele, die entweder purpurfarbene oder weisse Blüten bedingen,<br />

stellen zwei DNA-Varianten des Locus für die Blütenfarbe auf einem Erbsenchromosom dar.<br />

2. Für jedes Merkmal besitzt ein Organismus zwei Allele, je eines von jedem Elternteil.<br />

Ein diploider Organismus besitzt homologe Chromosomenpaare, wobei jeweils eines vom Vater<br />

und eines von der Mutter stammt → jeder Genlocus ist zweimal vorhanden. Diese homologen<br />

Loci können nun identische Allele tragen (homozygot: bei reinerbigen Erbsen der Fall) oder<br />

sich unterscheiden (heterozygot).<br />

3. Wenn die beiden Allele unterschiedlich sind, dann wird eines, und zwar das dominante Allel<br />

voll exprimiert. Das andere, das rezessive Allel, zeigt keinerlei Ausprägung.<br />

Deshalb hatten Mendels F1-Pflanzen alle purpurfarbene Blütten, weil das Allel für diese<br />

Variante dominant und das Allel für die weisse Blütenfarbe rezessiv war → dominant-rezessiver<br />

Erbgang.<br />

4. Die beiden Allele für jedes Merkmal segregieren (trennen sich) bei der Gametenbildung.<br />

Eine Eizelle oder eine Spermazelle erhält nur eines der beiden Allele, die in den Somazellen des<br />

betreffenden Organismus noch gemeinsam vorliegen. Auf die Chromosomen bezogen entspricht<br />

diese Trennung oder Segregation der Reduktion der Chromosomenzahl vom diploiden zum<br />

haploiden Satz während der Meiose.<br />

3. Beschreibe die drei Mendelschen Erbregeln. Welche experimentellen Voraussetzungen<br />

waren notwendig, um diese Regeln zu finden? Welche dieser drei Regeln musste<br />

nachfolgend korrigiert werden?<br />

1. Mendel’sche Regel (Uniformitätsregel, Reziprozitätsregel):<br />

In seinen ersten Experimenten kreuzte Mendel reinerbige Erbsenlinien, die sich in einem<br />

Merkmal unterschieden, z. B. große und zwergwüchsige Linien. Als Nachkommen erhielt er<br />

Hybride, die keine Mischung beider Eigenschaften aufwiesen, sondern äußerlich dem<br />

großwüchsigen Elternteil entsprachen. Als Erklärung postulierte er Erbeinheiten, die wir heute<br />

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Gene nennen und die häufig in unterschiedlichen Zustandsformen (Allelen) auftreten. Man<br />

unterscheidet dominante (A) und rezessive (a) Zustandsformen eines Gens, wobei das<br />

dominante Allel die Wirkung des rezessiven Allels unterdrückt und äußerlich in Erscheinung<br />

tritt. Mendel erkannte, dass Gene in normalen Körperzellen gewöhnlich paarweise vorkommen,<br />

sich aber bei der Entstehung der Geschlechtszellen (Ei- und Samenzellen) aufteilen. Jedes Gen<br />

aus einem solchen Paar gelangt dabei in eine andere Geschlechtszelle. Bei der Vereinigung von<br />

Ei- und Samenzelle entsteht wieder ein Genpaar, in dem das dominante Allel (in dem genannten<br />

Fall für die Großwüchsigkeit) die Wirkung des rezessiven (für Zwergwuchs) überdeckt. Diese<br />

Ergebnisse liefern die Grundlage für die 1. Mendel’sche Regel, nach der eine Kreuzung zweier<br />

reinerbiger Eltern, die sich in einem oder mehreren Merkmalen unterscheiden, eine<br />

gleichförmige (uniforme), mischerbige (Aa) Tochtergeneration hervorbringt. Die Uniformität<br />

der Tochtergeneration wird nicht beeinflusst, wenn der jeweils andere Elternteil das betreffende<br />

Merkmal aufweist (reziproke Kreuzung).<br />

2. Mendel’sche Regel (Spaltungsregel, Dominanzregel):<br />

Um zu beweisen, dass es solche Erbeinheiten gibt, kreuzte Mendel die erste Generation der<br />

großwüchsigen Hybriderbsen (Aa×Aa) untereinander. Wie sich dabei herausstellte, tauchten in<br />

der ersten Tochtergeneration wieder kleinwüchsige Erbsenpflanzen (aa) auf, und zwar<br />

kleinwüchsige und großwüchsige im Verhältnis eins zu drei. Daraus zog er den Schluss, dass<br />

sich die Gene zu den Paaren AA, Aa und aa zusammengefunden hatten. Wie er bei weiteren<br />

Kreuzungsexperimenten feststellte, gingen aus den reinerbigen AA-Pflanzen bei<br />

Selbstbestäubung nur große Nachkommen hervor, und die Nachkommen der aa-Exemplare<br />

waren stets klein. Bei der Kreuzung der Aa-Hybride fand sich unter den Nachkommen wieder<br />

das gleiche Zahlenverhältnis von 3 : 1. Aufgrund dieser Versuchsergebnisse beschrieb Mendel<br />

die 2. Mendel’sche Regel, nach der die Nachkommen einer Kreuzung mischerbiger Individuen<br />

nicht mehr gleichförmig sind, sondern ihr äußeres Erscheinungsbild in einem bestimmten<br />

Zahlenverhältnis aufspalten. Dieses Zahlenverhältnis wird sowohl durch die Anzahl der<br />

Merkmale (Genorte), in denen sich die Eltern unterscheiden, als auch durch den Erbgang<br />

beeinflusst. Man unterscheidet einen dominant-rezessiven Erbgang (das dominante Allel<br />

unterdrückt die Wirkung des rezessiven) von einem intermediären Erbgang (die Wirkung beider<br />

Allele ist erkennbar; ein mischerbiges Individuum nimmt eine mittlere Erscheinungsform an).<br />

Bei einem dominant-rezessiven Erbgang spaltet sich das äußere Erscheinungsbild der<br />

Tochtergeneration im Verhältnis 3 : 1 auf falls nur ein Merkmal betrachtet wird. Bei<br />

einem intermediären Erbgang ist das Verhältnis 1 : 2 : 1.<br />

3. Mendel’sche Regel (Regel von der unabhängigen Aufspaltung der Allelenpaare):<br />

Wie weitere Kreuzungsexperimente mit Elterngenerationen zeigten, die sich in zwei oder<br />

mehreren Merkmalen unterschieden, werden die einzelnen Genorte und damit die<br />

Merkmalsausprägungen unabhängig voneinander weitergegeben und sind frei miteinander<br />

kombinierbar. Allerdings gilt die 3. Mendel’sche Regel nur für Gene, die auf verschiedenen<br />

Chromosomen liegen. Zufälligerweise waren die sieben Merkmale der Erbsenpflanzen, die<br />

Mendel untersuchte, auf verschiedenen Chromosomen lokalisiert. Ansonsten hätte er keine<br />

statistische Verteilung der Merkmalskombinationen erhalten.<br />

Voraussetzungen um diese Regeln zu finden:<br />

− Experimente mit reinerbigen Rassen beginnen<br />

− sich nur auf eindeutige Merkmale verlassen (entweder oder)<br />

− Vererbung einer Merkmalsform über drei aufeinanderfolgende Generationen untersuchen:<br />

P-, F1- und F2-Generation (hätte Mendel seine Experimente nach der F1-Generation<br />

abgebrochen, wären ihm die grundlegenden Gesetzesmässigkeiten verborgen geblieben.).<br />

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Die letzte der drei Regeln musste nachfolgend korrigiert werden. Sie gilt nur für Merkmale<br />

welche auf verschiedenen Chromosomen liegen, das hat Mendel noch nicht gewusst.<br />

4. Was ist ein dominantes Allel (Dominanz, Codominanz, Intermediär)? Erkläre am Beispiel<br />

der Blutgruppen 0, A, B, AB.<br />

Dominantes Allel: Allel, dessen Merkmal ausgeprägt wird, wenn ein zweites anderes Allel<br />

vorhanden ist. (Ein rezessives Allel wird nicht ausgeprägt, wenn ein dominantes Allel<br />

vorhanden ist, sondern nur wenn zwei rezessive Allele aufeinander treffen.)<br />

Codominanz: Zwei Merkmale werden nebeneinander auf dem selben Organismus vollständig<br />

ausgeprägt.<br />

Intermediärer Erbgang: Die F 1 -Hybriden zeigen ein gemischtes Erscheinungsbild, das zwischen<br />

den beiden elterlichen Phänotypen liegt (eine Pflanze mit Erbinformationen für rote und weisse<br />

Blüten hätte demnach rosa Blüten).<br />

AB0-Blutgruppensystem:<br />

Die meisten Gene kommen in mehr als zwei allelen Formen vor. Das AB0-Blutgruppensystem<br />

des Menschen ist ein Beispiel für solche multiplen Allele eines einzigen Gens.<br />

Die vier Blutgruppen A, B, AB und 0 beruhen auf verschiedenen Kombinationen der drei Allele<br />

I A , I B und i. I A und I B sind für die Ausbildung eines bestimmten Kohlenhydrates (entweder<br />

Kohlenhydrat A oder B) zuständig, während i zu keinem der beiden Kohlenhydrate führt. Weil<br />

jedes Individuum zwei Allele trägt, gibt es demzufolge sechs verschiedene Genotypen. Dabei<br />

sind sowohl I A als auch I B dominant über das Allel i → vier Phänotypen:<br />

Individuen mit I A I A oder I A i besitzen somit Blutgruppe A, Individuen mit den Allelen I B I B oder<br />

I B i hingegen Blutgruppe B. Rezessiv Homozygote, ii, haben Blutgruppe 0, da sie weder das<br />

Molekül A noch das Molekül B produzieren. Die Allele I A und I B sind codominant, d.h. in<br />

einem heterozygoten Individuum mit Genotyp I A I B werden beide Allele vollständig exprimiert,<br />

was zur Ausbildung der Blutgruppe AB führt.<br />

Beim AB0-Blutgruppensystem gibt es keine intermediären Typen (keine Mischformen<br />

zwischen A,B oder 0).<br />

5. Durch welche Besonderheiten zeichnet sich ein quantitatives Merkmal aus? Wie lässt sich<br />

der Einfluss der Gene nachweisen? Beschreibe den Erbgang.<br />

Ein quantitatives Merkmal zeichnet sich dadurch aus, dass eine Entweder-Oder-Klassifizierung<br />

nicht möglich ist, weil das Merkmal innerhalb einer Population ein Kontinuum bildet (z.B. die<br />

Körpergrösse → lässt sich durch eine Glockenkurve darstellen, siehe Abb. 14.12). Diese<br />

Variabilität in der Quantität deutet in der Regel auf polygene Vererbung hin, d.h. zwei oder<br />

mehr Gene wirken zusammen um einen Phänotyp hervorzubringen (Gegenteil von Pleiotropie:<br />

eine Reihe von phänotypischen Erscheinungen werden durch ein einzelnes Gen beeinflusst).<br />

Ein solches Beispiel ist die menschliche Hautfarbe. Sie wird (der Einfachheit halber) von drei<br />

Genen beeinflusst. Allele A, B und C stehen dabei für eine dunkle Hautfarbe, a, b und c für eine<br />

helle (A,B und C sind vollständig dominant über a,b und c). Ein Mensch mit Genotyp AABBCC<br />

hätte also sehr dunkle Hautfarbe, während einer mit Genotyp aabbcc sehr helle Hautfarbe hat.<br />

Weil die Allele eine kumulative Wirkung haben würden die beiden Genotypen AaBbCc und<br />

AABbcc gleichermassen (3x dominant) zur Bräunung der Haut beitragen (usw.).<br />

Der Einfluss der Gene lässt sich durch Kreuzungsexperimente nachweisen. Beim Menschen<br />

verwendet man Stammbaumanalysen, da keine Kreuzngsexperimente durchgeführt werden<br />

können. (Beschreibe den Erbgang ?!)<br />

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Quiz Fragen 14 (S. 315-317)<br />

1. Ein Hahn mit grauen Federn paart sich mit einer Henne desselben Phänotyps. Unter<br />

ihrem Nachwuchs sind 15 graue, 6 schwarze und 8 weisse Küken. Was ist die einfachste<br />

Erklärung für die Vererbung des Federkleides bei den Küken? Welche Zusammensetzung<br />

der Nachkommenschaft würden sie aus der Paarung eines grauen Hans mit einer<br />

schwarzen Henne erwarten?<br />

Unvollständige Dominanz (intermediärer Erbgang), dabei sind Heterozygote (Ss) grau. Die<br />

Paarung eines grauen Hahns mit einer schwarzen Henne sollte ungefähr die gleiche Anzahl<br />

grauer und schwarzer Nachkommen erbringen. Ss x Ss → SS : 2 Ss : ss (1 schwarz : 2 grau : 1<br />

weiss)<br />

2. Bei einigen Pflanzen erhält man nach Kreuzung einer reinerbigen, rotblütigen Pflanze mit<br />

einer ebenso reinerbigen weissblütigen Pflanze ausschliesslich Nachkommen mit<br />

rosafarbenen Blüten: RR (rot) x rr (weiss) -> Rr (rosa). Falls die Blütenstellung (axial oder<br />

terminal) genauso vererbt wird wie bei der Erbse (siehe Tabelle 14.1 S. 296), wie ist das<br />

Verhältnis der Genotypen und Phänotypen in der F1-Generation der folgenden Kreuzung:<br />

axial – rot (reinerbig) x terminal – weiss? Wie sind die Ergebnisse der F2-Generation?<br />

Anmerkung: Axial ist die dominante, terminal die rezessive Merkmalsform.<br />

Parental-Kreuzung ist AARR x aarr. Genotyp der F1 ist AaRr, Phänotyp ist ausschliesslich axialrosa.<br />

Genotyp der F2 sind 4 AaRr : 2 AaRR : 2 Aarr : 2 AARr : 2 aaRr : 1 AARR : 1 aaRR :<br />

1 AArr : 1 aarr. Phänotypen sind 6 axial-rosa : 3 axial-rot : 3 axial-weiss : 2 terminal-rosa :<br />

1 terminal-weiss : 1 terminal-rot.<br />

3. Blütenstellung, Stiellänge und Samenform sind drei Merkmale, die Mendel untersucht hat.<br />

Jedes wird von einem unabhängig segregierenden Gen codiert, wobei die Verhältnisse von<br />

Dominanz und Rezessivität wie folgt sind:<br />

Merkmal dominant rezessiv<br />

Blütenstellung axial (A) terminal (a)<br />

Stiellänge lang (L) kurz (l)<br />

Samenform rund (R) runzelig (r)<br />

Man lässt bei einer Pflanze, die heterozygot für alle drei Merkmale ist, Selbsbestäubung<br />

zu. Welches der folgenden Ergebnisse würden sie bei der Nachkommenschaft erwarten?<br />

(Hinweis: Es geht schneller, die Statistikregeln anzuwenden als ein riesiges Punnettsches<br />

Quadrat zu erstellen.)<br />

a) homozygot für die drei dominanten Merkmale<br />

b) homozygot für die drei rezessiven Merkmale<br />

c) heterozygot<br />

d) homozygot für axial und lang, heterozygot für Samenform<br />

a) 1 /64, die Wahrscheinlichkeit für ein Gamet mit nur dominanten Allelen ist 1 /8 (AaLlRr → ½<br />

für A · ½ für L · ½ für R). Zwei solche Gameten verschmelzen nun also mit der<br />

Wahrscheinlichkeit 1 /8 · 1 /8 = 1 /64.<br />

b) 1 /64, gleich wie a).<br />

c) 1 /8, es gibt 8 verschiedene Gametenpaare, die zu heterozygoten Tochterpflanzen führen. Jedes<br />

Gametenpaar hat 1 /64 Wahrscheinlichkeit zu verschmelzen, bei 8 Gametenpaaren ergibt dies<br />

eine gesamte Wahrscheinlichkeit von 8 · 1 /64 = 1 /8.<br />

d) 1 /32, es gibt nur 2 verschiedene Gametenpaare (ALR x ALr und ALr x ALR) → 2 · 1 /64 = 1 /32.<br />

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4. Ein schwarzes Meerschweinchen wird mit einem Albino verpaart. Der Wurf besteht aus<br />

12 schwarzen Jungen. Kreuzt man den Albino mit einem zweiten schwarzen<br />

Meerschweinchen, entstehen 7 schwarze und 5 albinoide Junge. Wie kann man dieses<br />

Ergebnis erklären? Schreiben sie die Genotypen der Eltern, der Gameten und der<br />

Nachkommen auf.<br />

Albino ist ein rezessives Merkmal; schwarz ist dominant. Erste Kreuzung: Eltern BB x bb,<br />

Gameten B und b; Nachkommen alle Bb. Zweite Kreuzung: Eltern Bb x bb; Gameten 1 /2 B, 1 /2 b<br />

und b; Nachkommen 1 /2 Bb (schwarz), 1 /2 bb (albino).<br />

5. Bei der Sesampflanze ist das Allel für die Entstehung einer einzigen Fruchtkapsel (P)<br />

dominant über das Allel für drei Kapseln (p), das Allel für normale Blätter (L) ist<br />

dominant über das für runzlige Blätter (l). Kapselzahl und Blattform werden unabhängig<br />

voneinander vererbt. Bestimmen sie die Genotypen der beiden Elternpflanzen für alle<br />

unten angegebenen Kreuzungsergebnisse:<br />

a) 318 einkapselig/normal, 98 einkapselig/runzlig<br />

b) 323 dreikapselig/normal, 106 dreikapselig/runzlig<br />

c) 410 einkapselig/normal<br />

d) 150 einkapselig/normal, 147 einkapselig/runzlig, 51 dreikapselig/normal, 48<br />

dreikapselig/runzlig<br />

e) 223 einkapselig/normal, 72 einkapselig/runzlig, 76 dreikapselig/normal, 27<br />

dreikapselig/runzlig<br />

a) PPLl x PPLl, PpLl oder ppLl<br />

b) ppLl x ppLl<br />

c) PPLL x jeder der 9 möglichen Genotypen oder Ppll x ppLL<br />

d) PpLl x Ppll<br />

e) PpLl x PpLl<br />

6. Ein Mann mit Blutgruppe A heiratet eine Frau mit Blutgruppe B. Ihr Kind hat<br />

Blutgruppe 0. Wie ist der Genotyp dieser Individuen? Welche anderen Genotypen, und<br />

mit welcher Häufigkeit, erwarten sie bei Kindern dieser Ehe?<br />

Mann I A i; Frau I B i; Kind ii. Andere Genotypen für Kinder sind ¼ I A I B , ¼ I A i, ¼ I B i.<br />

7. Die Gefiederfarben einer Entenart werden durch ein Gen mit drei Allelen bestimmt. Die<br />

Allele H und I sind codominant, das Allel i ist gegenüber den beiden anderen Allelen<br />

rezessiv. Wie viele Phänotypen sind bei den Nachkommen einer Entenschar möglich, die<br />

alle denkbaren Kombinationen dieser drei Allele beherbergen?<br />

Vier.<br />

8. Phenylketonurie (PKU) ist eine rezessive Erbkrankheit. Welche Wahrscheinlichkeit haben<br />

folgende Ereignisse, wenn Vater und Mutter Träger sind?<br />

a) Alle drei Kinder haben normalen Phänotyp.<br />

b) Eines oder zwei Kinder sind PKU-krank.<br />

c) Alle drei Kinder sind PKU-krank.<br />

d) Mindestens ein Kind ist phänotypisch normal. (Beachten sie, dass die Summe der<br />

Wahrscheinlichkeiten 1 ergeben muss.)<br />

a) ¾ x ¾ x ¾ = 27 /64<br />

b) 1 – 27 /64 = 37 /64<br />

c) ¼ x ¼ x ¼ = 1 /64<br />

d) 1 – 1 /64 = 63 /64<br />

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9. Der Genotyp eines F1-Individuums aus einer tetrahybriden Kreuzung lautet AaBbCcDd.<br />

Mit welcher Wahrscheinlichkeit treten in der F2 folgende Genotypen auf, wenn man eine<br />

freie Kombination dieser vier Gene annimmt?<br />

a) aabbccdd<br />

b) AaBbCcDd<br />

c) AABBCCDD<br />

d) AaBBccDd<br />

e) AaBBCCdd<br />

a) 1 /256<br />

b) 1 /16<br />

c) 1 /256<br />

d) 1 /64<br />

e) 1 /128<br />

10. Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird jedes der folgenden Elternpaare den unten<br />

aufgeführten Nachwuchs erhalten (unter der Annahme der freien Segregation der<br />

Allelpaare)?<br />

a) AABBCC x aabbcc → AaBbCc<br />

b) AABbCc x AaBbCc → AAbbCC<br />

c) AaBbCc x AaBbCc → AaBbCc<br />

d) aaBbCC x AABbcc → AaBbCc<br />

a) 1<br />

b) 1 /32<br />

c) 1 /8<br />

d) 1 /2<br />

11. Sowohl Karin als auch Stefan haben ein Geschwister, das unter Sichelzellanämie leidet.<br />

Weder Karin noch Stefan noch einer ihrer Eltern hat diese Krankheit, und keiner von<br />

ihnen wurde jemals auf das heterozygote Merkmal untersucht. Benutzen sie dies<br />

Informationen, um die Wahrscheinlichkeit zu errechnen, mit der ein Kind dieses Paares<br />

Sichelzellanämie bekommen wird.<br />

1 /9<br />

12. Im Jahre 1981 adoptierte eine Familie in Kalifornien eine verirrte Katze mit rundlichen,<br />

nach hinten gebogenen Ohren. Seither wurden Hunderte von Nachkommen dieser Katze<br />

geboren, und Katzenzüchter hofften, diesen Katzentyp reinerbig zu züchten. Nehmen sie<br />

an, sie besässen die erste derartige Katze und wollten daraus eine reinerbige Rasse<br />

entwickeln. Wie würden sie prüfen, ob das Allel für gebogene Ohren dominant oder<br />

rezessiv ist? Wie würden sie reinerbige Katzen selektieren? Wie könnten sie sicher sein,<br />

dass sie reinerbig sind?<br />

Falls das Allel für gebogene Ohren dominant ist, dann ergibt die Kreuzung zwischen der<br />

Original-Mutante mit geraden Ohren Nachkommen sowohl mit gebogenen als auch geraden<br />

Ohren. Falls die Mutation rezessiv ist, dann entstehen aus der Kreuzung gebogen x gebogen<br />

ausschliesslich Katzen mit gebogenen Ohren. Sie wissen, dass die Katzen reinerbig sind, wenn<br />

Paarungen von „Gebogenen“ nur „gebogenen“ Nachwuchs haben. Eine reinerbige Katze mit<br />

gebogenen Ohren ist homozygot (für das dominante Allel, welches zu gebogenen Ohren führt).<br />

35/55


13. Nehmen sie an, eine neu entdeckte, rezessive vererbte Krankheit träte nur bei Menschen<br />

der Blutgruppe 0 auf, obwohl die Krankheit und die Blutgruppe unabhängig voneinander<br />

vererbt werden. Ein gesunder Mann mit der Blutgruppe A und eine gesunde Frau mit der<br />

Blutgruppe B haben ein Kind mit dieser Krankheit. Die Frau ist nun wieder schwanger.<br />

Welche Wahrscheinlichkeit besteht für das zweite Kind, diese Krankheit zu erben?<br />

Nehmen sie an, beide Eltern seien heterozygot für das „krankmachende“ Gen.<br />

1 /16<br />

14. Bei Tigern ist ein rezessives Allel für das Fehlen der Fellpigmente und für das Schielen<br />

verantwortlich. Welcher Prozentsatz der Nachkommenschaft aus der Paarung zweier<br />

normaler Tiger, die heterozygot für dieses Allel sind, wird schielen? Welcher Prozentsatz<br />

wird Albino (ein „weisser“ Tiger) sein?<br />

25% werden schielen; alle schielenden Nachkommen werden auch weiss sein.<br />

15. Beim Mais hemmt das dominante Allel I die Färbung der Körner, während sich in<br />

Pflanzen mit dem homozygot rezessiven Allel i die Körner färben. An einem anderen<br />

Genort führt das dominante Allel P zu purpurnen Körnern, während der rezessive<br />

Genotyp pp zu roten Körnern führt. Welche phänotypische Aufspaltung erwarten sie in<br />

der F1-Generation bei einer Kreuzung zweier Pflanzen, die heterozygot für beide Allele<br />

sind?<br />

Das dominante Allel I ist epistatisch über den P/p-Genort, und daher wird die F1-Generation 9<br />

I_p_ (farblos) : 3 I_pp (farblos) : 3 iiP_ (purpurfarben) : 1 iipp (rot). Insgesamt, 12 farblos : 3<br />

purpurn : 1 rot.<br />

16. Der unten abgebildete Stammbaum zeigt das Auftreten von Alkaptonurie, einer<br />

Erbkrankheit mit biochemischer Grundlage. Die Kranken, in der Abbildung mit dunklen<br />

Kreisen oder Vierecken markiert, sind nicht in der Lage, eine Substanz namens Alkapton<br />

abzubauen, welche den Urin und das Gewebe dunkel färbt. Ist Alkaptonurie auf ein<br />

dominantes oder ein rezessives Allel zurückzuführen? Tragen sie alle Genotypen ein, die<br />

sie mit Sicherheit ableiten können. Welche Genotypen sind für die übrigen Individuen<br />

möglich?<br />

Rezessiv; Georg = Aa, Lena = aa, Sandra = AA oder Aa, Thomas = aa, Hans = Aa, Wilma = aa,<br />

Anna = Aa, Michael = Aa, Daniel/Albert = Aa, Tina = AA oder Aa, Carla = aa, Christoph = AA<br />

oder Aa<br />

17. Ein Mann hat sechs Finger an jeder Hand und sechs Zehen an jedem Fuss. Seine Frau und<br />

seine Tochter haben die normale Zahl von Fingern und Zehen. Überzählige Glieder stellen<br />

ein dominantes Merkmal dar. Wie viele der Kinder dieses Paares würden von der Statistik<br />

her überzählige Finger und Zehen zeigen?<br />

1 /2, der Mann muss heterozygot sein (ansonsten würden alle Kinder überzählige Glieder<br />

besitzen). Aa x aa → ½ Aa, ½ aa<br />

36/55


Kapitel 15 – Die chromosomale Grundlage der Vererbung<br />

1. Was sind die Grundlagen für die Chromosomentheorie der Vererbung? Wie verhält sich<br />

diese Theorie zu den von Mendel gefundenen Erbgesetzen? Welche Beobachtungen gibt<br />

es, die nicht mit den Mendelschen Erbgesetzen erklärt werden können?<br />

Die Grundlagen der Chromosomentheorie sind einerseits die Entdeckung/Beobachtung der<br />

Mitose und Meiose, die man mit verbesserten Mikroskopen Ende des 19.Jh langsam zu<br />

verstehen begann, und andererseits die Gesetze von Mendel.<br />

Die Chromosomentheorie entstand und wurde weiterentwickelt als die Biologen die<br />

Übereinstimmungen zwischen dem Verhalten der Chromosomen und Mendels Erbfaktoren (also<br />

den Gene) erkannten und diese dann miteinander kombinierten.<br />

Chromosomen und Gene kommen in diploiden Zellen beide paarweise vor, homologe<br />

Chromosomen und Allele trennen sich während der Meiose und die Befruchtung führt wieder<br />

zu gepaarten Chromosomen und Genen → Erkenntnis: Gene haben bestimmte Genorte (Loci)<br />

auf den Chromosomen und es sind diese Chromosomen, welche getrennt und unabhängig<br />

verteilt werden.<br />

Geschlechtsgebundene Gene (das sind Gene auf den Geschlechtschromosomen X oder Y) und<br />

gekoppelte Gene (liegen auf demselben Chromosom und werden deshalb meist gemeinsam<br />

vererbt) können mit den Mendelschen Gesetzen nicht erklärt werden. Dies zeigten die<br />

Ergebnisse von Morgans Versuchen.<br />

Morgan kreuzte einen weiblichen Wildtyp der Fruchtfliege Drosophila (rote Augen) mit einer<br />

männlichen Mutante (rezessives Allel für weisse Augen). In der F2-Generation beobachtete er<br />

zwar die klassische 3 : 1 Aufspaltung der Phänotypen, das Merkmal für weisse Augen fand sich<br />

jedoch nur bei den Männchen → das Allel für weisse Augen ist ausschliesslich auf dem X-<br />

Chromosom lokalisiert. Weil Weibchen (XX) zwei Genkopien für dieses Merkmal tragen,<br />

während Männchen (XY) nur eine Genkopie besitzen, kommen in der F2-Generation keine<br />

weissaugigen Weibchen vor (sie müssten das rezessive Allel auf beiden X-Chromosomen<br />

tragen, das ist jedoch in der zweiten Tochtergeneration nicht möglich).<br />

Bei einem weiteren Versuch von Morgan führte eine Drosophila-Rückkreuzung (verschiedene<br />

Körperfarbe und Flügelgestalt) nicht wie erwartet zu vier phänotypischen Klassen (1:1:1:1),<br />

sondern hauptsächlich zu den zwei Phänotypen der Eltern → gekoppelte Gene, die auf dem<br />

gleichen Chromosom liegen und daher gemeinsam vererbt werden. Die anderen zwei<br />

„gemischten“ Phänotypen kamen dennoch in geringer Anzahl vor → die Koppelung ist nicht<br />

absolut, Crossing-over ermöglicht die Rekombination der Gene.<br />

Ausserdem lassen sich auch plasmatische Erbfaktoren (extrachromosomale Gene) nicht mit<br />

Mendels Aussagen erklären. In den Mitochondrien sind extrachromosomale Gene auf kleine<br />

ringförmige DNA-Moleküle (Plasmide) vorhanden und bei Pflanzen zusätzlich auch in den<br />

Plastiden (einschliesslich Chloroplasten). Diese cytoplasmatischen Gene werden nicht nach<br />

denselben Regeln auf die Gameten verteilt wie die Chromosomen in der Meiose.<br />

2. Zwei genetische Loci haben auf einer Koppelungsgruppe einen Abstand von 110<br />

Centimorgan. Wie kann man beweisen, dass diese Gene auf einem und nicht auf zwei<br />

Chromosomen lokalisiert sind?<br />

2 Loci, die 50 Centimorgan entfernt sind, haben eine Wahrscheinlichkeit von 50%, dass<br />

zwischen ihnen eine ungerade Zahl an Crossing-overs stattfindet. Das ist derselbe Wert, wie<br />

wenn sie auf zwei verschiedenen Chromosomen wären. Somit kann nicht direkt gesagt werden,<br />

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ob Loci, die 50 oder mehr Centimorgan voneinander entfernt sind, auf demselben Chromosom<br />

liegen.<br />

Erstellt man aber mit Hilfe von Rekombinationsdaten mit anderen Genen eine Kopplungskarte,<br />

kann man beweisen, dass die Loci auf dem gleichen Chromosom liegen. Die 110 Centiomorgan<br />

ergeben sich dann durch Addieren der einzelnen Centimorganabstände (zwischen Genen, die<br />

weniger als 50cM voneinander entfernt und somit auf dem gleichen Chromosom liegen). Der<br />

Beweis erfolgt also schrittweise, liegen sowohl A und B als auch B und C auf dem gleichen<br />

Chromosom, dann liegen auch die Gene A und C auf dem gleichen Chromosom.<br />

3. Wie unterscheidet sich der Erbgang eines Gens, das auf einem Geschlechtschromosom<br />

liegt (XY-Chromosom), von dem eines normalen Gens?<br />

− Die Gene auf dem Y-Chromosom können nur von Vater zu Sohn weitergegeben werden.<br />

− Die Gene auf dem X-Chromosom werden vom Vater nur an die Tochter, von der Mutter an<br />

Tochter und Sohn weitergegeben.<br />

− Bei XY-Chromosomen ist nur teilweise ein Crossing-over möglich.<br />

− Bei rezessiven Allelen (auf dem X-Chromosom) hat eine Frau nur den entsprechenden<br />

Phänotyp, wenn sie homozygot ist.<br />

− Bei einem Mann spricht man nicht von homo- oder heterozygot, sondern hemizygot, bei ihm<br />

wird jedes rezessive Allel (X-Chromosom), das er von seiner Mutter erbt, exprimiert.<br />

Deshalb sind bei Männern geschlechtsgebundene Krankheiten viel häufiger als bei Frauen.<br />

4. Wie lassen sich plasmatische Erbfaktoren von „mendelnden“ Genen unterscheiden?<br />

Plasmatische Erbfaktoren gibt es, da Mitochondrien und bei den Pflanzen zusätzlich Plastide,<br />

wie z.B. Chloroplasten, eigene Gene ausserhalb des Zellkerns besitzen (extrachromosomale<br />

Gene). Diese plasmatische Erbfaktoren weisen eine sogenannte maternale Vererbung auf, sprich<br />

sie werden nicht nach den Regeln der Meiose vererbt und lassen sich dadurch von den<br />

„mendelnden“ Genen unterscheiden. D.h die Zygote bekommt alle diese Mitochondrien<br />

beziehungsweise Plastide vom Cytoplasma der Eizelle → alle plasmatischen Erbfaktoren<br />

werden von der Mutter vererbt.<br />

Quiz Fragen 15 (S. 337)<br />

1. Ein Bluter (Hämophilie ist eine rezessiv und X-chromosomal vererbte Krankheit) hat eine<br />

gesunde Tochter. Diese heiratet einen Mann, der das normale Allel trägt. Wie gross ist die<br />

Wahrscheinlichkeit für eine Tochter oder einen Sohn aus dieser Ehe, Bluterin (Bluter) zu<br />

sein? Welche Wahrscheinlichkeit besteht, dass alle vier Söhne dieses Paares an<br />

Bluterkrankheit leiden?<br />

0; ½, 1 /16<br />

2. Pseudohypertophe Muskeldystrophie ist eine Krankheit, bei der die Muskeln allmählich<br />

schwinden. Sie tritt nur bei Knaben offensichtlich gesunder Eltern auf und führt schon<br />

im Jugendalter zum Tode. Wird diese Krankheit durch ein dominantes oder rezessives<br />

Allel verursacht? Ist das Vererbungsmuster X-chromosomal oder autosomal? Wie kann<br />

man dies nachweisen? Erklären sie, warum diese Krankheit nur bei Knaben und nicht bei<br />

Mädchen ausbricht.<br />

Rezessiv. Falls die Krankheit dominant vererbt würde, so würde sie zumindest einen Elternteil<br />

des Kindes betreffen, das mit dieser Krankheit geboren wurde. Geht man von der Annahme aus,<br />

dass das Vererbungsmuster X-chromosomal ist müsste ein Mädchen um diese Krankheit<br />

auszubilden die rezessiven Allele beider Eltern geerbt haben. Dies würde ausserordentlich<br />

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selten auftreten, insbesondere weil männliche Individuen mit diesem Allel im Alter eines<br />

Teenagers sterben. → rezessiv / X-chromosomal<br />

3. Rot-Grün-Blindheit wird durch ein X-chromosomales rezessives Allel verursacht. Ein rotgrün-blinder<br />

Mann heiratet eine Frau mit normalem Sehvermögen. Wie gross ist die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass beide eine rot-grün-blinde Tochter bekommen? Wie gross ist die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass ihr erster Sohn rot-grün-blind ist? (Beachten sie die etwas<br />

unterschiedliche Formulierung der beiden Fragen).<br />

¼ für jede Tochter (Chance ½, dass das Kind weiblich ist x ½ Chance für einen homozygot<br />

rezessiven Genotyp); ½ für den ersten Sohn.<br />

4. Eine Wildtyp-Fruchtfliege (heterozygot für graue Körperfarbe und normale Flügel) wird<br />

mit einer schwarzen Fliege mit Stummelflügel gekreuzt. Die Verteilung der Phänotypen<br />

unter den Nachkommen ist folgende: Wildtyp, 778; schwarz-stummelflügelig, 785;<br />

schwarz-normalflügelig, 158; grau-stummelflügelig, 162. Wie gross ist die<br />

Rekombinationsfrequenz der Gene für Körperfarbe und Flügelgestalt?<br />

17% → Rekombinationen : Total (320 : 1883 = 16.99%)<br />

5. Welches Vererbungsmuster eines erblichen Stoffwechseldefekts könnte einen Genetiker<br />

zur Annahme bringen, dass es sich um die Wirkung eines defekten mitochondrialen Gens<br />

handelt?<br />

Die Krankheit würde immer von der Mutter vererbt werden.<br />

6. Ein aneuploides Individuum ist phänotypisch eine Frau, aber ihre Zellen zeigen zwei<br />

Barr-Körperchen. Wie steht die Zusammensetzung der Geschlechtschromosomen dieses<br />

Individuums aus?<br />

XXX. Normalerweise wird eines der beiden X-Chromosomen bei der normalen Zellteilung<br />

(z.B. Wachstum) inaktiviert und liegt dann als Barr-Körperchen in der Zelle vor. Der Grund<br />

dafür ist, dass, falls beide X-Chromosomen aktiv wären, sie doppelt so häufig wie nötig<br />

transkribiert würden. Bei der Eizellenbildung wird das Barr-Körperchen wieder reaktiviert.<br />

7. Bestimmen sie die Reihenfolge der Gene auf einem Chromosom anhand der folgenden<br />

Rekombinationsfrequenzen: A-B, 8 Karteneinheiten; A-C, 28 Karteneinheiten; A-D, 25<br />

Karteneinheiten; B-C, 20 Karteneinheiten; B-D, 33 Karteneinheiten.<br />

D-A-B-C<br />

8. Ungefähr fünf Prozent der Individuen mit Down-Syndrom tragen eine chromosomale<br />

Translokation. In den meisten Fällen ist eine Kopie des Chromosoms 21 an das<br />

Chromosom 14 angefügt. Wie kommt es durch diese Translokation zu Kindern mit Down-<br />

Syndrom?<br />

Das kombinierte 14-21 Chromosom wird sich bei der Meiose wie ein einzelnes Chromosom<br />

verhalten. Wenn ein Gamet das kombinierte 14-21 Chromosom plus eine normale Kopie des<br />

Chromosoms 21 trägt, so wird es zu Trisomie 21 kommen, wenn sich dieser Gamet mit einem<br />

normalen Gameten vereinigt.<br />

9. Häufiger als vollständig polyploide Tiere sind Mosaike, die mit Ausnahme einiger Areale<br />

polyploider Zellen diploid sind. Wie könnte man sich vorstellen, dass diese Individuen mit<br />

einem Mosaik aus polyploiden und diploiden Zellen durch einen Fehler bei der Mitose<br />

entstehen?<br />

An einem bestimmten Punkt der Entwicklung könnte eine Zelle des Embryos nach der<br />

Duplikation seiner Chromosomen keine Mitose mehr durchlaufen. Darauf folgende normale<br />

Zellzyklen würden genetische Kopien dieser tetraploiden Zelle hervorbringen.<br />

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10. Nehmen sie an, die Gene A und B wären gekoppelt und ihre Abstand betrüge 50<br />

Karteneinheiten. Ein für beide Loci heterozygotes Individuum wird mit einem Individuum<br />

gekreuzt, das für beide Loci homozygot rezessiv ist. Wie viel Prozent der<br />

Nachkommenschaft zeigen Phänotypen, die durch Crossing-over-Ereignisse entstehen?<br />

Wie würden sie das Ergebnis interpretieren, wenn sein nicht gewusst hätten, dass A und B<br />

gekoppelt sind?<br />

50% der Nachkommenschaft würde Phänotypen zeigen, die durch Crossing-over bedingt sind.<br />

Das Ergebnis würde das Gleiche sein, wenn in einer Kreuzung A und B nicht gekoppelt wären.<br />

Weitere Kreuzungen mit anderen Genen auf demselben Chromosom würden eine Kopplung der<br />

Gene zeigen, die sich in Karteneinheiten ausdrücken liesse.<br />

11. Bei Drosophila befinden sich die Allele für weisse Augen und für behaarte Flügel (hairy)<br />

auf demselben Chromosom und sind 1.5 Centimorgan voneinander entfernt. Ein<br />

Genetiker stellt in einer bestimmten Fliegenpopulation eine unabhängige Segregation<br />

dieser Gene fest; dass heisst, sie verhalten sich so, als lägen sie auf unterschiedlichen<br />

Chromosomen. Welche Erklärungsmöglichkeiten bieten sich für diese Beobachtung?<br />

Eine Hypothese wäre, dass durch Translokation eines der Gene an ein anderes Chromosom<br />

verlagert wurde.<br />

12. In einer anderen Kreuzung wird eine Wildtyp-Fruchtfliege (heterozygot für graue<br />

Körperfarbe und rote Augen) mit einer schwarzen Fruchtfliege mit purpurfarbenen<br />

Augen gekreuzt. Die Nachkommenschaft zeigt folgende phänotypische Aufspaltung:<br />

Wildtyp, 721; schwarz-purpur, 751; grau-purpur, 49; schwarz-rot, 45. Wie gross ist die<br />

Rekombinationsfrequenz der Gene für Körper- und Augenfarbe? Bei der Beantwortung<br />

dieser und der Frage 4 sollten sie auch das folgende Problem lösen: Welche<br />

Fliegenmutanten (Genotypen und Phänotypen) würden sie miteinander kreuzen, wenn sie<br />

die Reihenfolge der Gene für Körperfarbe, Flügelform und Augenfarbe auf dem<br />

Chromosom bestimmen wollten?<br />

6%. Wildtyp (heterozygot für normale Flügel und rote Augen) x Mutant (rezessiv homozygot<br />

für Stummflügel und purpurne Augen).<br />

13. Eine Raumsonde entdeckt einen Planeten, der von Individuen bewohnt wird, die sich nach<br />

demselben Muster wie die Menschen vermehren. Drei phänotypische Merkmale sind<br />

Körpergrösse (G = gross, g = Zwergenwuchs), Fühler am Kopf (F = mit, f = ohne) und<br />

Schnauzenform (S = gerade, s = hängend). Da diese Kreaturen keine Intelligenz besitzen,<br />

machten die Wissenschaftler von der Erde einige kontrollierte Kreuzungsexperimente,<br />

indem sie verschiedene heterozygote Individuen in Rückkreuzungen untersuchten. Bei<br />

einem grossen Heterozygoten mit Fühlern setzt sich die Nachkommenschaft wie folgt<br />

zusammen: Gross mit Fühlern, 46; Zwergenwuchs mit Fühlern, 7; Zwergenwuchs ohne<br />

Fühler, 42; gross und keine Fühler, 5. Bei einem Heterozygoten mit Fühlern und gerader<br />

Schnauze setzt sich die Nachkommenschaft wie folgt zusammen: Fühler und gerade<br />

Schnauze, 47; Fühler und Hängeschnauze, 2; keine Fühler und Hängeschnauze, 48; keine<br />

Fühler und gerade Schnauze, 3. Bestimmen sie die Rekombinationsfrequenzen für beide<br />

Experimente.<br />

Zwischen G und F, 12%; zwischen F und S, 5%.<br />

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14. Bezugnehmend auf die Information der Aufgabe 13 wurde eine weitere Rückkreuzung mit<br />

einem Heterozygoten für Körpergrösse und Schnauzenform durchgeführt. Die<br />

Nachkommen sind: gross und gerade Schnauze, 40; Zwergenwuchs und gerade Schnauze,<br />

9; Zwergenwuchs und Hängeschnauze, 42; gross und Hängeschnauze, 9. Errechnen sie die<br />

Rekombinationsfrequenzen aufgrund dieser Daten. Benutzen sie die Antwort auf die<br />

Frage 13, um die korrekte Reihenfolge der drei gekoppelten Gene zu bestimmen.<br />

Zwischen G und S, 18%. Die Reihenfolge der Gene ist G-F-S.<br />

Kapitel 16 – Die molekulare Grundlage der Vererbung<br />

1. Mit welchen Experimenten liess sich die stoffliche Identität von Genen aufklären?<br />

Da man nun wusste, dass Gene auf Chromosomen liegen, kamen nur die beiden chemischen<br />

Komponenten der Chromosomen – DNA und Proteine – als genetisches Material in Frage.<br />

Anfänglich favorisierte man noch Proteine, weil zuwenig über die Nukleinsäuren bekannt war,<br />

doch Experimente mit Mikroorganismen (Bakterien und Bakterienviren, sogenannten Phagen)<br />

führten schlussendlich zum Durchbruch für die DNA als Erbmaterial:<br />

− Frederick Griffith machte Experimente mit Streptococcus pneumoniae, einem<br />

Lungenenzündung hervorrufenden Bakterium. Beim mischen eines durch Hitze abgetöteten<br />

pathogenen (d.h. die Krankheit verursachend) Stammes des Bakteriums mit einem lebenden<br />

harmlosen Stamm wandelten sich einige der harmlosen Zellen in die pathogene Form um<br />

(Transformation: genotypische und phänotypische Veränderung durch Aufnahme von<br />

externer DNA). Diese Eigenschaft des Erbmaterials lieferte die Basis für weitere Versuche.<br />

− Oswald Avevery reinigte verschiedene Chemikalien aus den durch Hitze abgetöteten<br />

pathogenen Bakterien und versuchte damit lebende harmlose Bakterien zu transformieren.<br />

Dies gelang jedoch nur mit DNA, dennoch blieb die Fachwelt skeptisch.<br />

− Alfred Hershey und Martha Chase führten darauf Experimente mit einer T2-Phage, einem<br />

Virus der E. coli befällt, durch. Man wusste, dass der Phage T2 wie auch andere Viren sehr<br />

einfach aufgebaut ist (Viren bestehen fast nur aus DNA oder manchmal RNA und einer<br />

schützenden Proteinhülle). Die Frage die sich nun stellte war, welche virale Komponente ist<br />

für die Umprogrammierung der Bakterienzelle verantwortlich?<br />

Sowohl Protein als auch DNA wurden deshalb mit verschiedenen radioaktiven Isotopen<br />

(Sulfat kommt nur in Proteinen vor und Phosphor praktisch nur in der DNA) markiert und<br />

dann E. coli von diesen Phagen infiziert. Durch Zentrifugation trennten sich die Phagen<br />

wieder vom Bakterium und es entstanden zwei Phasen: ein aus freien Phagen bestehende<br />

Überstand und ein Zentrifugat aus E. coli-Zellen. Bei den proteinmarkierten Phagen fand<br />

sich die meiste Radioaktivität im Überstand → das Protein war nicht in die Wirtszelle<br />

gedrungen. Bei den Phagen mit markierter DNA war hingegen das Zentrifugat radioaktiver<br />

→ DNA ist ins Bakterium eingedrungen. Dies war ein äusserst starker Beweis für die DNA<br />

als Erbsubstanz.<br />

− Einen zusätzlichen Beweis lieferte Erwin Chargaff. Er analysierte die<br />

Basenzusammensetzung verschiedener Organismen und fand heraus, dass jede Art ein<br />

unterschiedliches Mengenverhältnis der vier nitrogenen Basen besitzt → molekulare<br />

Diversität des genetischen Materials. Die Anzahl von Adenin und Thymin entspricht sich<br />

jedoch sowie die von Guanin und Cytosin.<br />

Watson und Crick entdeckten schlussendlich anhand von Röntgenbeugungsdaten die<br />

Doppelhelix als DNA-Struktur. Das Watson-Crick Modell erklärte Chargaffs Regel der<br />

Basenpaarung. Dies und auch die Korrelation des DNA-Gehalts einer Zelle vor und nach der<br />

Mitose sprach für die Rolle der DNA als Ermaterial.<br />

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2. Der experimentelle Nachweis der semikonservativen DNA-Replikation (Meselson-Stahl-<br />

Experiment).<br />

Das Meselson- Strahl-Experiment testete drei Modelle von DNA Replikation. Das konservative<br />

Modell, bei dem die ursprünglichen Stränge intakt bleiben und die Neuen ganz aus neu<br />

synthetisiertem Material bestehen. Im Gegensatz dazu steht das semikonservative Modell, bei<br />

dem die beiden Tochtermoleküle je aus einem ursprünglichen und einem neuen Strang bestehen<br />

und beim dispersiven Modell sind alle vier DNA-Stränge aus „alter“ und „neuer“ DNA<br />

aufgebaut.<br />

Meselson und Stahl züchteten E . coli Bakterien während mehreren Generationen in einem<br />

Medium mit dem schweren Stickstoffisotop 15 N. Die Bakterien bauten diesen Stickstoff in ihre<br />

Nukleotide und dadurch in ihre DNA ein. Danach wurden die Bakterien dann in ein Medium<br />

mit dem üblichen, leichteren Stickstoffisotop 14 N transferiert. Jede neue DNA, die in den<br />

Bakterien synthetisiert wurde, sollte dadurch spezifisch leichter sein als die “alte” DNA, welche<br />

im 15 N Medium synthetisiert wurde. Somit konnten Meselson und Stahl nach einer<br />

Zentrifugation der DNA Extrakte die DNA an der unterschiedlichen Dichte unterscheiden. Die<br />

erste Replikation im 14 N Medium produzierte eine Bande von Hybrid ( 15 N - 14 N) DNA. Dieses<br />

Ergebnis eliminierte das konservative Model (danach hätten ja zwei Banden mit 15 N-DNA und<br />

14 N-DNA entstehen sollen.). Eine zweite Replikation produzierte beides, eine leichtere Bande<br />

und die Hybrid-Bande aus der ersten Replikation. → dispersives Modell eliminiert, es müsste<br />

immer nur eine Bande entstehen. Das schon von Watson und Crick vorgeschlagene<br />

semikonservative Modell hatte sich also als richtig erwiesen.<br />

3. Beschreibe den Prozess der DNA-Replikation: Welche Rolle spielen DNA-Polymerase,<br />

Ligase, Primase, Helicase, Single-strand binding proteins, Okazaki-Fragmente?<br />

Die DNA-Replikation beginnt an einem bestimmten Ort, dem „Origin of replication“<br />

(spezifische DNA-Sequenz). Das bakterielle Chromosom besitzt einen einzigen solchen<br />

Ursprungsort (da ringförmig), eukaryotische Chromosomen hingegen über Hunderte oder<br />

Tausende (die Replikation beginnt hier gleichzeitig an vielen Stellen). Proteine, welche die<br />

Replikation einleiten, erkennen diese Sequenz und binden an dieser Stelle an die DNA. Die<br />

zwei Elternstränge werden dort voneinander getrennt und es entsteht eine Replikationsblase mit<br />

zwei Replikationsgabeln (Y-förmige Region an jedem Ende der Replikationsblase).<br />

Die Helicase ist dabei das Enzym, dass die Doppelhelix an der Replikationsgabel aufdreht<br />

(trennt die gepaarten Basen, wodurch die DNA-Einzelstränge erst entstehen). Dann heften sich<br />

sofort Kopien des single-strand binding protein (SSB-Protein) an und verhindern damit, dass<br />

die beiden Stränge sich gleich wieder verbinden. Die Blässchen dehnen sich während der<br />

Replikation solange seitlich in beide Richtungen aus, bis sie fusionieren und so zwei<br />

unabhängige Tochterstränge entstehen.<br />

Die Verlängerung („Elongation“) des neuen DNA-Strangs an der Replikationsgabel wird durch<br />

Enzyme, die DNA-Polymerasen, katalysiert. Einzelne Nukleotide binden an die<br />

komplementären Nukleotide des DNA-Strangs und werden dann durch die DNA-Polymerase<br />

Nukleotide für Nukleotid zu einem neuen Strang verknüpft. Diese Polymerisation verbrauch<br />

jedoch Energie die von den zu verknüpfenden Nukleotiden (eigentlich Nukleosid-Triphosphate,<br />

dazu zählt auch ATP) zur Verfügung gestellt wird. Bindet ein solches Monomer an das Ende<br />

eines wachsenden DNA-Stranges, verliert es zwei seiner drei Phosphatgruppen als<br />

Pyrophosphat. Die darauf folgende Hydrolyse von Pyrophosphat zu anorganischem Phosphat<br />

liefert die benötigte Energie.<br />

Die DNA-Polymerase ist jedoch nur im Stande dem freien 3’-Ende (eines wachsenden DNA-<br />

Stranges) Nukleotide hinzuzufügen. D.h. nur einer der neuen DNA–Stränge kann kontinuierlich<br />

von der 5’ in die 3’-Richtung verlängert werden → „leading strand“/Leitstrang genannt. Der<br />

zweite Strang muss von der Replikationsgabel weg synthetisiert werden (auch 5’ → 3’, da die<br />

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ursprünglichen Stränge antiparalelle sind) → „lagging strand“/Folgestrang. Im Gegensatz zum<br />

leading strand kann der lagging strand nur über viele kurze Sequenzen verlängert werden. Diese<br />

Sequenzen, Okazaki-Fragmente genannt, sind bei Eukaryoten etwa 100 bis 200 Nukleotide<br />

lang. Damit daraus ein intakter DNA-Strang entsteht benötigt es ein weiteres Enzym, die DNA-<br />

Ligase, die schliesslich die Okazaki-Fragmente verbindet.<br />

Eine weitere Besonderheit der DNA-Polymerase ist, dass sie ein neues Nukleotid nur an ein<br />

bereits existierendes Nukleotid anheften kann. Damit nun die DNA-Synthese überhaupt starten<br />

kann benötigt es demnach ein kurzes Segment, welches bereits an den Einzelstrang gebunden<br />

ist. Ein solcher Primer (ca. 10 Nukleotide lang) ist ein kurzes RNA-Segment, welches durch das<br />

Enzym Primase synthetisiert wird (die Primase kann solche RNA-Ketten wie alle RNA-<br />

Polymerasen ohne Primer beginnen). → DNA-Polymerase fügt dem Primer Nukleotide hinzu<br />

und die Primer werden dann später von einer anderen DNA-Polymerase mit DNA ersetzt, bevor<br />

die Ligase die Fragmente verbindet. Beim leading strand braucht es nur einen Primer, beim<br />

lagging strand hingegen für jedes Okazaki-Fragment einen eigenen.<br />

4. Welche Aufgabe haben Telomere?<br />

Da die DNA-Polymerase auch einen Primer nur ersetzen kann, falls vor dem Primer bereits<br />

Nukleotide existieren entsteht beim leading strand ganz am Anfang eine Lücke. Die Folge<br />

wären immer kürzer werdende DNA-Stränge. Prokaryoten haben dieses Problem nicht, weil sie<br />

kreisförmige DNA besitzen, aber was machen Eukaryoten? Die chromosomale DNA von<br />

Eukaryoten hat spezielle Nukleotidsequenzen, sogenannte Telomere, an ihren Enden. Telomere<br />

enthalten keine Gene, stattdessen viele Wiederholungen einer kurzen Nukleotidsequenz<br />

(zwischen 100 und 1000 Wiederholungen) → so werden bei der Verkürzung keine Gene<br />

abgeschnitten. Beim Menschen ist diese Sequenz normalerweise TTAGGG.<br />

Zusätzlich schützt die Telomer-DNA und spezielle mit ihr assoziierte Proteine die freien Enden<br />

vor einem „Verkleben“ mit anderer DNA und verhindert, dass die Zelle den kontrollierten<br />

Zelltod, die Aptose, auslöst → ein freier Doppelstrang am Ende eines DNA-Moleküls würde als<br />

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Doppelstrangbruch gemeldet.<br />

Auf längere Zeit gesehen braucht es dennoch eine möglichkeit die verkürzten Telomere zu<br />

regenerieren. Dies wird durch die Telomerase bewerkstelligt. Sie ist eine reverse Transkriptase,<br />

d.h. sie kann eine DNA-Sequenz anhand einer RNA-Matrize synthetisieren. Dafür trägt sie eine<br />

kurze RNA-Sequenz in ihrem Protein, die als Vorlage für neue Telomersegmente am 3’-Ende<br />

des Telomers dient → der komplementäre Strang wird durch Primase, DNA-Polymerase und<br />

Ligase aufgefüllt. Die Telomerase ist in den meisten Zellen jedoch nicht vorhanden, sondern nur<br />

in den Keimbahnzellen (aus welchen die Gameten hervorgehen). Telomere sind deshalb bei<br />

älteren Individuen kürzer als bei jungen, was eventuell die limitierende Faktoren für unsere<br />

natürliche Lebensspanne sein könnte.<br />

Quiz Fragen 16 (S. 355)<br />

1. Bei seinen Arbeiten mit dem Erreger der Lungenentzündung bei Mäusen fand Griffith,<br />

dass<br />

a) die Proteinhülle pathogener Zellen nichtpathogene Zellen transformieren kann.<br />

b) durch Hitze abgetötete pathogene Zellen Lungenentzündung hervorrufen.<br />

c) ein Stoff aus den pathogenen Zellen in nichtpathogene Zellen übertragen wird und diese<br />

dadurch pathogen werden.<br />

d) die Polysaccaridhülle der Bakterien Lungenentzündung hervorruft.<br />

e) Bakteriophagen ihre DNA in Bakterien injiziert hatten.<br />

c. ein Stoff aus den pathogenen Zellen in nichtpathogene Zellen übertragen wird und diese<br />

dadurch pathogen werden.<br />

2. E. Coli-Zellen werden in 15 N-Medium kultiviert und dann in 14 N-Medium übertragen. Sie<br />

wachsen in diesem Medium zwei Generationen (zwei Zellteilungen), dann wird DNA aus<br />

den Zellen extrahiert und zentrifugiert. Welche Dichteverteilung der DNA würden sie in<br />

diesem Experiment erwarten? Begründen sie ihre Antwort.<br />

a) eine Bande hoher Dichte und eine Bande niedriger Dichte<br />

b) eine Bande mittlerer Dichte<br />

c) eine Bande hoher Dichte und eine Bande mittlerer Dichte<br />

d) eine Bande niedriger dichte und eine Bande mittlerer Dichte<br />

e) eine Bande niedriger Dichte<br />

d. eine Bande niedriger dichte und eine Bande mittlerer Dichte<br />

3. Eine Biochemikerin hatte Moleküle isoliert und gereinigt, die an der DNA-Replikation<br />

beteiligt sind. Wenn sie diese zu DNA gab, so fand DNA-Replikation statt, aber die<br />

gebildeten DNA-Moleküle trugen Defekte. Jedes Molekül bestand aus einem normalen<br />

DNA-Einzelstrang, der mit zahlreichen kurzen Fragmenten von einigen hundert<br />

Nucleotiden gepaart war. Was fehlte offensichtlich in diesem Proteingemisch? Begründen<br />

sie ihre Antwort.<br />

a) DNA-Polymerase<br />

b) DNA-Ligase<br />

c) Nucleotide<br />

d) Okazaki-Fragmente<br />

e) Primer<br />

b. DNA-Ligase<br />

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4. Warum ist die DNA-Synthese des Leit- und des Folgestrangs unterschiedlich?<br />

a) Nur am 5'-Ende eines DNA-Moleküls befindet sich ein Replikationsursprung.<br />

b) Helikasen und einzelstragbindende Proteine greifen am 5'-Ende an.<br />

c) Die DNA-Polymerase kann neue Nucleotide nur an das 3'-Ende eines wachsenden DNA-<br />

Strangs anknüpfen.<br />

d) Die DNA-Ligase arbeitet nur in 3'->5'-Richtung.<br />

e) Die DNA-Polymerase kann nur einen Strang auf einmal replizieren.<br />

c. Die DNA-Polymerase kann neue Nucleotide nur an das 3'-Ende eines wachsenden DNA-<br />

Strangs anknüpfen.<br />

5. Jemand analysiert die Anzahl unterschiedlicher Basen in einem DNA-Stück. Welches<br />

Ergebnis wäre mit den Basenpaarungs-Regeln vereinbar? Begründen sie ihre Antwort.<br />

a) A = G<br />

b) A + G = C + T<br />

c) A + T = G + T<br />

d) A = C<br />

e) G = T<br />

b. A + G = C + T, da A und T sowie G und C in gleichem Masse vorkommen.<br />

6. Der Primer, der zur Initiation eines neuen DNA-Strangs benötigt wird, besteht aus<br />

a) RNA.<br />

b) DNA.<br />

c) einem Okazaki-Fragment.<br />

d) einem Strukturprotein.<br />

e) einem Thymin-Dimer.<br />

a. RNA.<br />

7. Eine eukaryotische Zelle ohne Telomerase würde<br />

a) unfähig sein, DNA aus der umgebenden Lösung aufzunehmen.<br />

b) unfähig sein, fehlgepaarte Nucleotide in den DNA-Tochertersträngen zu identifizieren und zu<br />

korrigieren.<br />

c) bei jeder Replikationsrunde eine schrittweise Verkürzung der Chromosomen erfahren.<br />

d) eine grössere Wahrscheinlichkeit besitzen, in eine Krebszelle umgewandelt zu werden.<br />

e) für jedes angefügte Okazaki-Fragment ein fremdes Nucleotid einbauen.<br />

c. bei jeder Replikationsrunde eine schrittweise Verkürzung der Chromosomen erfahren.<br />

8. Die Elongation (Verlängerung) des Leitstrangs bei der DNA-Synthese<br />

a) verläuft der Replikation entgegengesetzt.<br />

b) läuft in 3'->5'-Richtung.<br />

c) führt zu Okazaki-Fragmenten.<br />

d) ist von der DNA-Polymerase abhängig.<br />

e) braucht keinen Matrizen-Strang.<br />

d. ist von der DNA-Polymerase abhängig.<br />

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9. Der spontane Verlust von Aminogruppen aus dem Adenin führt zu Hypoxanthin, einer<br />

unnatürlichen Base, die gegenüber einem Thymin eingebaut wird. Welche Kombination<br />

von Molekülen könnte die Zelle verwenden, um solch einen Schaden zu reparieren?<br />

a) Nuclease, DNA-Polymerase, DNA-Ligase<br />

b) Telomerase, Primase, DNA-Polymerase<br />

c) Telomerase, Helikase, einzelstrangbindende Proteine<br />

d) DNA-Ligase, Proteine der Replikationsgabel, Adenase<br />

e) Nuclease, Telomerase, Primase<br />

a. Nuclease, DNA-Polymerase, DNA-Ligase (Nucleasen schneiden beschädigte DNA-Segmente<br />

aus dem Strang heraus)<br />

10. Aus der Beobachtung, dass Defekte in den Enzymen der DNA-Reparatur mit an der<br />

Entstehung von Krebs beteiligt sind, lässt sich schliessen, dass<br />

a) Krebs erblich ist.<br />

b) unkorrigierte Veränderungen in der DNA Krebs erzeugen können.<br />

c) Krebs nicht entstehen kann, wenn die Reparaturenzyme korrekt arbeiten.<br />

d) Mutationen gewöhnlich zu Krebs führen.<br />

e) Krebs durch Umweltfaktoren entsteht, welche die DNA-Reparaturenzyme schädigen.<br />

b. unkorrigierte Veränderungen in der DNA Krebs erzeugen können.<br />

Kapitel 17 – Vom Gen zum Protein<br />

1. Beschreibe Experimente, mit denen die „Ein Gen – ein Enzym“-Hypothese von Beadle<br />

und Tatum unterstützt wurde.<br />

In den 30er Jahren untersuchten Beadle und Ephrussi verschiedene Mutationen welche einen<br />

Einfluss auf die Augenfarbe der Drosophila haben. Sie stellten dann die Spekulation auf, dass<br />

verschiedene Mutationen die Pigmentsynthese störten, indem sie die Produktion von Enzymen<br />

verhinderten, welche bei der Pignmentsynthese beteiligt sind.<br />

Beadle und Tatum experimentierten mit verschiedenen Stoffwechselmutanten des<br />

Brotschimmels Neurospora crassa. Der Wildtypstamm benötigt zum Wachsen auf einem<br />

Agarmedium nur Saccharose, anorganischen Salzen und das Vitamin Biotin. Aus diesen<br />

Komponenten dieses „Minimalsmediums“ ist der Schimmel in der Lage alle anderen benötigten<br />

Moleküle selber herzustellen. Im Gegensatz dazu fanden sie auxotrophe Mutanten, welche<br />

unfähig sind sich mittels der Minimalernährung zu entwickeln → können gewisse essentielle<br />

Moleküle nicht aus den Komponenten des Minimalmediums synthetisieren. Die meisten dieser<br />

Auxotrophen überleben jedoch auf einem „Vollmedium“, das alle 20 Aminosäuren und noch<br />

andere wichtige Nährstoffe enthält.<br />

Um den Stoffwechseldefekt in den Auxotrophen zu ermitteln nahmen Beadle und Tatum<br />

wachsende Mutanten und verteilten sie auf verschiedenen Minimalmedien, welche je einen<br />

zusätzlichen Nährstoff enthielten. Dadurch entdeckten sie, dass es drei verschiedene Klassen<br />

von Mutanten gab, die nur mit Hilfe der Aminosäure Arginin wachsen konnten → defekter<br />

Stoffwechselweg für die Synthese von Arginin, wobei jede Klasse ein anderes defektes Gen hat.<br />

Beadle und Tatum vermuteten, dass Arginin in drei Schritten synthetisiert wird. Eine<br />

Vorläufersubstanz wird in Ornithin umgewandelt, dies wiederum zu Citrullin umgesetzt und das<br />

wird schliesslich zu Arginin. Einer der drei Mutantenklassen benötigte Arginin, eine andere<br />

entweder Arginin oder Citrullin und die letzte konnte nach Zugabe von einer der drei<br />

Substanzen – Arginin, Citrullin oder Ornithin – wachsen. Beadle und Tatum schlossen daraus,<br />

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dass jedes der mutierten Gene normalerweise die Produktion eines bestimmten Enzyms bewirkt,<br />

welches für eine dieser drei Argininsynthesestufen notwendig ist und dass die Mutationen der<br />

betroffenen Gene zum Ausfall des entsprechenden Enzyms führen → „Ein Gen-ein-Enzym-<br />

Hypothese“: die Rolle eines Gens besteht darin, die Produktion eines spezifischen Enzyms zu<br />

bewirken.<br />

Diese Hypothese wurde später modifiziert. Nicht alle Proteine sind Enzyme, trotzdem sind<br />

solche Proteine (wie Keratin oder Insulin) Genprodukte. Zudem sind viele Proteine aus zwei<br />

oder mehr verschiedenen Polypeptidketten aufgebaut und jede dieser Untereinheiten wird durch<br />

ein eigenes Gen codiert. → „Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese“.<br />

2. Beschreibe Experimente, mit denen der genetische Code entschlüsselt wurde.<br />

Das erste Codon (Basentriplett) wurde 1961 durch Marshall Nierenberg entschlüsselt. Er<br />

synthetisierte dafür eine künstliche mRNA, indem er lauter Uracilstickstoffbasen<br />

aneinanderhängte → besitzt nur ein einziges Codon UUU, egal wo auch immer die Translation<br />

anfängt. Diese Poly(U)-RNA gab er zusammen mit einer Mischung von Aminosäuren,<br />

Ribosomen und anderen für die Proteinsynthese nötigen Komponenten in ein Reagenzglas.<br />

Dadurch wurde Poly(U) in ein Polypeptid translatiert, das nur eine einzige Sorte von<br />

Aminosäure enthielt, nämlich Phenylalanin. Das Triplett UUU codiert demnach die Aminosäure<br />

Phenylalanin (Phe).<br />

Die Decodierung der Codons AAA, GGG und CCC erfolgten ganz analog dazu, für gemischte<br />

Tripletts (z.B. AUA, CGA) hingegen mussten kompliziertere Techniken eingesetzt werden.<br />

3. Beschreibe die wichtigsten Schritte der Translation. Welche RNA-Typen sind beteiligt und<br />

wie unterscheiden sie sich?<br />

Die Translation ist die eigentliche Proteinsynthese, bei der die Basensequenz (Tripletts) der<br />

mRNA in Aminosäuren übersetzt werden. Sie lässt sich in 3 Abschnitte gliedern:<br />

Initiation: Die mRNA, eine tRNA mit der ersten Aminosäure des zu synthetisierenden<br />

Polypeptids sowie die beiden ribosomalen Untereinheiten werden zusammengebracht. Dann<br />

bindet die kleine ribosomale Untereinheit an eine spezifische Basensequenz am 5’-Ende der<br />

mRNA. Unmittelbar danach folgt das Initiationscodon, AUG, an dem die Translation beginnt.<br />

Die Initiator-tRNA (trägt stets Met) bindet darauf am Initiationscodon. Ist dies geschehen tritt<br />

die grosse Untereinheit des Ribosoms hinzu → es entsteht ein funktionsfähiges Ribosom. Um<br />

diesen Translations-Initiationskomplex zu bilden benötigt die Zelle zusätzlich Energie in Form<br />

eines GTP-Moleküls (Guanosin-Triphosphat).<br />

Elongation: Nun werden eine Aminosäure nach der anderen entsprechend der Basensequenz an<br />

die Start-Aminosäure angehängt. Dies erfolgt, indem das mRNA-Codon an der A-Stelle des<br />

Ribosoms Wasserstoffbrücken zum Anticodon einer tRNA, die die passende Aminosäure trägt,<br />

ausbildet. Dann wird die tRNA durch einen Elongationsfaktor unter Energieverbrauch zur A-<br />

Stelle geschoben. Die grosse ribosomale Untereinheit katalysiert jetzt die Bildung der<br />

Peptidbindung zwischen dem Polypeptid, das an der P-Stelle hängt (anfänglich nur Met), und<br />

der gerade eingetroffenen Aminosäure an der A-Stelle. Dabei trennt sich das Polypeptid von der<br />

P-Stelle gebundenen tRNA. Die tRNA in der A-Stelle wird zusammen mit dem gebundenen<br />

Polypeptid zur P-Stelle verlagert → durch die Wasserstoffbrückenbindung mit der mRNA wird<br />

auch diese um ein Triplett mitverschoben, das nächste Codon rückt somit an die A-Stelle. In der<br />

Zwischenzeit hat sich die „hinterste“ tRNA zur E-Stelle verlagert und verlässt das Ribosom.<br />

Auch dieser Schritt, die sogenannte Translokation, verbraucht Energie.<br />

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Termination: Das letzte Stadium ist erreicht, sobald ein Terminationscodon zur A-Stelle des<br />

Ribosom kommt (UAA, UAG oder UGA). Ein als Release-Faktor bezeichnetes Protein besetzt<br />

das Terminationscodon der mRNA und spaltet das fertige Polypeptid unter Addition eines<br />

Wassermoleküls von der letzten tRNA ab. Das Ribosom gibt die Polypeptidkette und die<br />

mRNA frei und zerfällt anschliessend wieder in seine grosse und kleine Untereinheit.<br />

mRNA: Auch Messenger-RNA genannt, ist die Abschrift der DNA-Vorlage und dadurch die<br />

Anleitung, die den Bauplan des Proteins enthält. Sie transportiert die genetische Botschaft von<br />

der DNA (bei Eukaryoten also aus dem Zellkern) zur Proteinsynthese-Maschinerie (Ribosom).<br />

tRNA: Die Transfer-RNA ist vereinfacht gesagt der Übersetzer des Triplettcodes in die<br />

„Aminosäurensprache“. Ihre Aufgabe ist es Aminosäuren aus dem Cytoplasma zum Ribosom zu<br />

transportieren. Jede tRNA bindet dabei eine spezifische Aminosäuren zu seinem Anticodon,<br />

dennoch gibt es nur 45 tRNAs und nicht 64 wie Codons → einige tRNAs besitzen Anticodons,<br />

die mehr als ein Codon erkennen. Dies liegt daran, dass die Basenpaarung zwischen der dritten<br />

Base des Codons und der entsprechenden Base des tRNA-Anticodons nicht exakt erfolgt<br />

(Wobble-Hypothese). Die tRNA besteht im Gegensatz zur mRNA aus nur etwa 80 Nukleotiden<br />

(mRNA aus mehreren hundert) und faltet sich selbst in eine 3D-Struktur (l-förmig) mit vier<br />

eigenen Basenpaarungsregionen (Wasserstoffbrücken) und drei Schlaufen → Kleeblattstruktur.<br />

rRNA: Die ribosomale RNA bildet zusammen mit Proteinen die Untereinheiten des Ribosoms<br />

(60%). Da die meisten Zellen tausende von Ribosomen enthalten ist sie der häufigste RNA-Typ<br />

in der Zelle.<br />

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4. Erkläre den Unterschied zwischen „missense“, „nonsense“ und „frame shift“ Mutationen.<br />

Auf welche Weise können bei diesen Mutationen Merkmalsänderungen ausgelöst werden?<br />

Punktmutationen, bei denen ein Basenpaar vertausch wurde, sind gewöhnlich „missense“-<br />

Mutationen, d.h. das veränderte Triplett codiert immer noch eine Aminosäure und ist damit ein<br />

sinvolles Codon, allerdings nicht zwingenderweise mit dem „richtigen Sinn“. Es ist eine<br />

stumme Mutation falls sie nicht im codierenden Bereich eines Gens (Intron) erfolgt oder falls<br />

zwar ein verändertes Codon entsteht, dies jedoch in die gleiche Aminosäure übersetzt wird (ist<br />

vorallem dann der Fall, wenn die dritte Base eines Codons betroffen ist). Und auch wenn eine<br />

einzelne falsche Aminosäure in die Polypeptidkette eingebaut wurde, bleibt dies meist ohne<br />

grosse Folgen für das Protein.<br />

Falls sich durch vertauschen eines Basenpaares das Codon jedoch in ein Stoppcodon ändert,<br />

spricht man von einer „nonsense“-Mutation. Die Translation endet somit verfrüht und das<br />

resultierende Polypeptid wird daher kleiner sein als das vom normalen Gen codierte. Nahezu<br />

alle „nonsense“-Mutationen führen zu einem untauglichen Proteine.<br />

Im Gegensatz zu den Punktmutationen gibt es auch noch sogenannte Insertionen oder<br />

Deletionen. Sie entstehen in einem Gen durch Einfügung oder Verlust eines oder mehrerer<br />

Nukleotidpaare und haben für das entstehende Protein oftmals schwerer wiegende<br />

Auswirkungen als die Punktmutationen. Diese Insertionen und Deletionen verändern den<br />

Leseraster der Basentripletts, falls die Anzahl eingefügter oder deletierter Nukleotide kein<br />

Vielfaches von drei ist → „frame shift“-Mutationen. Früher oder später führt diese<br />

Leserasterverschiebung zu einem Nonsense-Triplett, sprich zu einem frühzeitgen Abbruch der<br />

Translation. Liegt das veränderte Basensegment nicht sehr nahe am Ende des Gens, entsteht mit<br />

grosser Sicherheit ein nichtfunktionelles Protein.<br />

Proteine sind direkt für den Phänotyp eines Organismus verantwortlich (z.B. Augenfarbe bei<br />

Drosophila), d.h. falls durch eine Mutation ein Protein nicht mehr richtig hergestellt wird, kann<br />

die Mutation im weniger schlimmen Fall indirekt „nur“ zu einer Merkmalsänderung führen (im<br />

schlimmsten Fall ist die Mutation lethal).<br />

5. Beschreibe den Ames-Test.<br />

Der Ames-Test ist ein Testverfahren, um vorallem chemische Mutagene – Stoffe, die<br />

Mutationen auslösen – auf ihre Wirkungsweise zu untersuchen. Dazu werden Auxotrophen<br />

(Bakterien, die durch Mutationen in einem Gen nicht mehr in der Lage sind, eine bestimmte<br />

Aminosäure zu synthetisieren) auf einem Nährboden aufgebracht, der die für diese Mutanten<br />

überlebensnotwendigen Nährstoffe (Aminosäuren) nicht enthält. Damit nun die Bakterien<br />

überleben können müssen sie eine Rückmutation durchmachen, welche ihnen erlaubt die<br />

benötigte Aminosäure selbst herzustellen.<br />

Man setzt diese Bakterien also dem potentiellen Mutagen aus, indem man beispielsweise ein<br />

damit getränktes Filterpapier auf den Nährboden auflegt. Zum Vergleich wird zusätzlich eine<br />

weitere, das Mutagen nicht enthaltende Kultur angelegt. Bilden sich nach dem anschliessenden<br />

Bebrüten Bakterienkolonien, so sind einzelne Bakterien gewachsen und haben also die<br />

Fähigkeit zur Synthese der entsprechenden Aminosäure zurückerlang (diese Rückmutation tritt<br />

in der Regel auch spontan von selbst auf, jedoch in viel geringerem Masse). Durch Auszählen<br />

der Kolonien rückmutierter Bakterien kann dadurch die mutagene Wirkung des zu testenden<br />

Stoffes ermittelt werden<br />

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Quiz Fragen 17 (S. 382-383)<br />

1. Basenpaar-Substitutionen, welche die dritte Base des Codons betreffen, führen<br />

höchstwahrscheinlich nicht zu Fehlern im Polypeptid. Dies ist der Fall, weil<br />

a) Basenpaar-Substitutionen korrigiert werden, bevor die Transkription beginnt.<br />

b) Basenpaar-Substitutionen auf Introns beschränkt sind und diese Regionen später aus der<br />

mRNA entfernt werden.<br />

c) die meisten tRNAs nur an die ersten zwei Basen des Anticodons stark binden.<br />

d) ein Signalerkennungs-Partikel den Fehler korrigiert, bevor die mRNA das Ribosom erreicht.<br />

e) transkribierte Fehler snRNPs anziehen, die dann Spleissen und Korrektur stimulieren.<br />

c. die meisten tRNAs nur an die ersten zwei Basen des Anticodons stark binden.<br />

2. In eukaryotischen Zellen kann die Transkription beginnen, wenn<br />

a) die zwei DNA-Stränge sich vollständig getrennt haben und der Promotor exponiert ist.<br />

b) die entsprechenden Transkriptionsfaktoren an den Promotor gebunden haben.<br />

c) die 5'-Cap der mRNA entfernt wurde.<br />

d) die Introns von der Prä-mRNA entfernt wurden.<br />

e) DNA-Nucleasen eine Transkriptionseinheit aus der nicht-codierenden DNA<br />

herausgeschnitten haben.<br />

b. die entsprechenden Transkriptionsfaktoren an den Promotor gebunden haben.<br />

3. Welche der folgenden Aussagen über ein Codon ist falsch?<br />

a) Es besteht aus drei Nucleotiden.<br />

b) Es kann zusammen mit anderen Codons für dieselbe Aminosäure codieren.<br />

c) Es codiert nie mehr als eine Aminosäure.<br />

d) Es ist ein Fortsatz am Ende eines tRNA-Moleküls.<br />

e) Es ist die Grundeinheit des genetischen Codes.<br />

d. Es ist ein Fortsatz am Ende eines tRNA-Moleküls.<br />

4. Beadle und Tatum entdeckten verschiedene Klassen von Neurospora-Mutanten, die in der<br />

Lage waren, auf Minimalmedium mit Arginin zu wachsen. Klasse I-Mutanten waren auch<br />

fähig, auf Medium mit entweder Ornithin oder Citrulin zu wachsen, während Klasse II-<br />

Mutanten auf Citrulinmedium wachsen konnten, nicht aber auf Ornithinmedium. Der<br />

Weg der Argininsynthese ist wie folgt:<br />

Vorläufer A → Ornithin B → Citrulin C → Arginin<br />

Aus dem Verhalten ihrer Mutanten konnten Beadle und Tatum schliessen, dass<br />

a) ein Gen für den ganzen Stoffwechselweg codiert.<br />

b) der genetische Code der DNA ein Triplett-Code ist.<br />

c) Klasse-I-Mutanten die Mutationsorte weiter hinten in der Nucleotidkette haben als Klasse-II-<br />

Mutanten und deshalb mehr funktionale Enzyme besitzen.<br />

d) Klasse-I-Mutanten ein defektes Enzym für den Schritt A, Klasse-II-Mutanten ein defektes<br />

Enzym für den Schritt B besitzen.<br />

e) Klasse-I-Mutanten ein defektes Enzym für den Schritt B und Klasse-II-Mutanten ein defektes<br />

für den Schritt C haben.<br />

d. Klasse-I-Mutanten ein defektes Enzym für den Schritt A, Klasse-II-Mutanten ein defektes<br />

Enzym für den Schritt B besitzen.<br />

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5. Ein Anticodon eines bestimmten tRNA-Moleküls ist<br />

a) komplementär zu dem korrespondierenden mRNA-Codon.<br />

b) komplementär zu dem entsprechenden Triplett in der rRNA.<br />

c) der Teil der tRNA, der an eine spezifische Aminosäure bindet.<br />

d) austauschbar. Dies ist abhängig von der Aminosäure, die an die tRNA bindet.<br />

e) katalytisch, wobei die tRNA zu den Ribozymen zu rechnen ist.<br />

a. komplementär zu dem korrespondierenden mRNA-Codon.<br />

6. Welche der folgenden Aussagen stimmt für die Prozessierung der RNA nicht?<br />

a) Exons werden herausgeschnitten und hydrolysiert, bevor die mRNA aus dem Zellkern<br />

austritt.<br />

b) Die Anwesenheit von Introns könnte die Crossing-over-Häufigkeit zwischen Abschnitten<br />

eines Gens, die für Polypeptid-Domänen codieren, erhöhen.<br />

c) Ribozyme sind an dem RNA-Spleissen beteiligt.<br />

d) RNA-Spleissen wird durch Spleissosomen katalysiert.<br />

e) Ein Primärtranskript ist oft viel länger als die reife RNA, die den Kern verlässt.<br />

a. Exons werden herausgeschnitten und hydrolysiert, bevor die mRNA aus dem Zellkern<br />

austritt.<br />

7. Welche der folgenden Aussagen gilt für die Translation sowohl in Pro- als auch in<br />

Eukaryoten?<br />

a) Translation findet gleichzeitig mit der Transkription statt.<br />

b) Das Produkt der Transkription wird sofort translatiert.<br />

c)Das Codon UUU codiert für Phenylalanin.<br />

d) Ribosomen werden durch Streptomycin gehemmt.<br />

e) Das Signalerkennungs-Partikel (SRP) bindet an die ersten 20 Aminosäuren eines bestimmten<br />

Proteins.<br />

c.Das Codon UUU codiert für Phenylalanin.<br />

8. Identifizieren sie unter Benutzung des genetischen Codes in Abbildung 17.4 eine mögliche<br />

5' → 3'-Sequenz von Nucleotiden auf dem DNA-Matrizenstrang, die für eine mRNA<br />

codiert, welche in die Aminosäuresequenz Phe-Pro-Lys übersetzt werden kann.<br />

a) UUU-GGG-AAA<br />

b) GAA-CCC-CTT<br />

c) AAA-ACC-TTT<br />

d) CTT-CGG-GAA<br />

e) AAA-CCC-UUU<br />

d. CTT-CGG-GAA, → Phe = UUU oder UUC. Pro = CCU, CCC, CCA oder CCG. Lys = AAA<br />

oder AAG, die mRNA wäre also von 5’ → 3’ für dieses Beispiel UUC CCG AAG. Der DNA-<br />

Matrizenstrang von 5’ → 3’dazu ist einfach die komplementären Basen (A für U) von rechts<br />

nach links aneinander gereiht (da antiparallel).<br />

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9. Welche der folgenden Mutationen könnte am wahrscheinlichsten eine schädigende<br />

Wirkung auf einen Organismus ausüben? Erklären sie ihre Antwort.<br />

a) eine Basenpaar-Substitution<br />

b) eine Deletion von drei Basen etwa in der Mitte des Gens<br />

c) der Austausch einer einzelnen Base etwa in der Mitte eines Introns<br />

d) der Austausch einer einzelnen Base am Ende der codierenden Sequenz<br />

e) die Insertion einer einzelnen Base dicht hinter dem Startpunkt der codierenden Sequenz<br />

e. die Insertion einer einzelnen Base dicht hinter dem Startpunkt der codierenden Sequenz.<br />

Dadurch wird der Leseraster um eine Einheit (Base) verschoben, wodurch jedes Codon<br />

abgeändert wird.<br />

10. Welche Komponente ist nicht direkt am Vorgang der Translation beteiligt?<br />

a) mRNA<br />

b) DNA<br />

c) tRNA<br />

d) Ribosom<br />

e) GTP<br />

b. DNA<br />

Kapitel 20 – Gentechnik und Genomics<br />

1. Erkläre die DNA-Sequenzierung nach der „dideoxy-Methode“.<br />

Die DNA-Sequenzierung nach der dideoxy-Methode ist eine Kombination verschiedener<br />

Techniken, wie der DNA-Synthese, der DNA-Markierung und einer hochauflösenden<br />

Gelelektrophorese. Zur Sequenzierung eines einzelsträngigen DNA-Fragments wird ein<br />

Reaktionsgemisch mit all den Substanzen zur Synthese der komplementären Stränge hergestellt.<br />

Dazu gehören ein radioaktivmarkierter Primer (der zum 3’-Ende des zu sequenzierenden<br />

Matrizenstrangs passt), DNA-Polymerase und die vier Desoxyribonukleotid-Triphosphate<br />

(dATP, dCTP, dTTP, dGTP). Zusätzlich enthält das Reaktionsgemisch diese vier Nukleotide in<br />

modifizierter Form, nämlich als Didesoxyribonukleotid-Triphosphat (ddATP usw.). → den<br />

ddNTPs fehlt am 3’-C-Atom die Hydroxygruppe, d.h. beim Einbau eines solchen Nukleotids<br />

kann die Kette nicht fortgesetzt werden → Kettenabbruch.<br />

Die Synthese der neuen Stränge startet am Primer und setzt sich solange fort, bis ein Didesoxy-<br />

Nukleotid eingebaut wird. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist der Einbau beider<br />

Nukleotidvarianten gleich häufig → es entstehen alle möglichen DNA-Segmentlängen.<br />

Nun werden die neuen DNA-Stränge durch eine besonders lange<br />

Polyacrylamidgelelektrophorese (kann Stränge auftrennen, welche sich nur um ein Nukleotid<br />

unterscheiden) getrennt. → die Didesoxy-Nukleotide sind mit je einer bestimmten Farbe<br />

fluoreszenzmarkiert und es entsteht ein kontinuierliches Bandenmuster. Von diesem<br />

Bandenmuster lässt sich nun leicht die Reihenfolge der Basen des zu sequenzierenden Strangs<br />

an Hand der unterschiedlich Färbung der Reihe nach ablesen (geschieht heutzutage meist<br />

automatisiert).<br />

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2. Was sind Restriktionsenzyme und welche Rolle spielen sie bei der DNA-Technologie?<br />

Restriktionsenzyme sind Enzyme, welche DNA-Moleküle an spezifischen Stellen schneiden.<br />

Von Natur aus schützen sie Bakterien vor fremder DNA (z.B. von Viren oder anderen<br />

Bakterienzellen), indem sie die fremde DNA in einem Vorgang, der sich Restriktion nennt,<br />

zerschneiden. Die meisten dieser Enzyme wirken sehr spezifisch, sprich sie schneiden nur ganz<br />

bestimmte kurze Nukleotidsequenzen an bestimmten Stellen innerhalb dieser Sequenz (eine<br />

solche Erkennungssequenz nennt sich Restriktions-Schnittstelle). Die eigene DNA schützt das<br />

Bakterium vor dem „Restriktionsverdau“ durch Anheftung einer Methylgruppe an Adenin und<br />

Cytosin in den Erkennungssequenzen der Restriktionsenzyme. Beim Schneiden des DNA-<br />

Moleküls entstehen oftmals überstehende Einzelstränge, sogenannte „sticky ends“. Diese kurzen<br />

Fortsätze können Wasserstoffbrücken zwischen komplementären einzelsträngigen Abschnitten<br />

anderer DNA-Moleküle ausbilden, die beispielsweise vom selben Enzym geschnitten wurden.<br />

Restriktionsenzyme kommen vorallem bei der Klonierung zum Einsatz. Denn erst sie<br />

ermöglichen das Einfügen von zu klonierender DNA in einen Plasmidring.<br />

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Restriktionsfragment-Analyse. Dabei wird ein<br />

längeres DNA-Molekül zuerst mit Restriktionsenzymen geschnitten. Die verschieden langen<br />

Fragmente werden danach gelelektrophoretisch aufgetrennt → man erhält ein Bandenmuster,<br />

das charakteristisch für das Ausgangsmolekül und die eingesetzten Restriktionsenzyme ist. So<br />

lassen sich in der Tat viele kleinere DNA-Moleküle von Viren und Plasmiden durch ihr Muster<br />

identifizieren. Oder man vergleicht damit zwei unterschiedliche DNA-Moleküle, die z.B.<br />

verschiedene Allele eines Gens tragen.<br />

3. Was sind Plasmide und wie können sie in der DNA-Technologie eingesetzt werden?<br />

Plasmide sind kleine von den Chromosomen unabhängige DNA-Ringe, die vorallem in<br />

Bakterien vorkommen und relativ wenige Gene, maximal rund zwei Dutzend, tragen. Es gibt<br />

jedoch auch bestimmte Plasmide, die sich reversibel in das Chromosom einer Zelle einbauen<br />

können. Die Replikation eines solchen Plasmiden geschieht normalerweise frei im Cytoplasma<br />

(oder falls in einer Wirtszelle als integraler Bestandteil des Chromosoms). Die Plasmidgene<br />

werden unter normalen Bedingungen nicht für das Überleben oder die Reproduktion des<br />

Bakteriums benötigt. Sie können hingegen von Vorteil sein, wenn Bakterien in ungünstige<br />

Umweltbedingungen geraten, da sie die Rekombination mit anderen verwandten Bakterien<br />

ermöglichen → z.B. Austausch von Resistenzgenen.<br />

Plasmide sind unter anderem ein wichtiger Bestandteil unserer Klonierungsmethoden. Das<br />

ursprüngliche Plasmid wird Klonierungsvektor genannt, d.h. es ist ein DNA-Molekül, das<br />

fremde DNA in eine Zelle einschleusen und sie dort zur Vermehrung bringen kann. Das Plasmid<br />

und das einzubauende Gen oder DNA-Stück werden dazu mit demselben Restriktionsenzym<br />

geschnitten → es entstehen kompatible überstehende Enden, wodurch das geöffnete Plasmid mit<br />

der zu klonenden DNA verklebt. Mit einer Ligase verbindet man diese DNA-Fusion dauerhaft<br />

→ rekombinantes Plasmid. Dies kann nun relativ einfach in ein Bakterium zurückgegeben<br />

werden. Reproduziert sich das Bakterium, repliziert sich auch das rekombinante Plasmid in der<br />

Zelle und auch die auf ihm enthaltenen Gene.<br />

Ausserdem verwendet man Plasmide zur Speicherung der klonierten Gene. Der vollständige<br />

Satz von Tausenden rekominanten Plasmid-Klone, von denen jeder Kopien eines bestimmten<br />

Segments des ursprünglichen Genoms enthält, bezeichnet man als genomische Bibliothek<br />

(„genomic library“).<br />

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4. Wurzelhalsgallentumore entstehen auch dann, wenn unmittelbar nach Kontaktaufnahme<br />

Agrobakterien wieder von der Verwundungsstelle der Pflanze entfernt werden. Bitte<br />

erklären.<br />

Das Bodenbakterium Agrobacterium tumefaciens (und alle Agrobakterien) verfügt über die<br />

Fähigkeit andere Pflanzen zu infizieren, indem es einen Abschnitt seiner eigenen DNA mit Hilfe<br />

eines Plasmids (Ti-Plasmid) in die chromosomale DNA der Wirtspflanze einbaut (das spezielle<br />

darin ist, dass die übertragenen Gene, obwohl sie von einem Bakterium stammen, typisch<br />

eukaryotische Struktur besitzen und so auch in die Pflanzen-DNA eingebaut werden können).<br />

Auch nach dem Entfernen des Bakteriums teilt sich die infizierte Pflanzenzelle um zu Wachsen,<br />

deshalb enthält jede neu daraus entstehende Tochtergeneration die Krankheit hervorrufende<br />

DNA → es bilden sich Wurzelhalsgallentumore.<br />

5. Welchen Vorteil haben Agrobakterien durch das Auslösen eines pflanzlichen Tumors?<br />

Die in die Pflanze eingeschleusten Gene veranlassen die infizierten Pflanzenzellen Opine – das<br />

sind stickstoffreiche organische Verbindungen – zu produzieren. Der Pflanze selber ist es nicht<br />

möglich diese Opine zu verwerten, den in den Pflanzen lebenden Bakterien dienen sie jedoch als<br />

Stickstoff-, Kohlenstoff- und Energiequelle. Jeder Agrobakteriumstamm induziert und verwertet<br />

dabei seine eigenen spezifischen Opine.<br />

6. Wie kann die Fähigkeit der Agrobakterien Tumore auszulösen für eine genetische<br />

Transformation von Pflanzen ausgenützt werden?<br />

Fremde Gene können gentechnisch in eine nicht pathogene Version des Ti-Plasmid eingebaut<br />

und mit dem rekombinanten Plasmid eine Pflanze infiziert werden. Die gewünschten Gene<br />

werden dann in die Chromosomen der Pflanzezellen eingebaut. Der Vorteil dabei ist, dass bei<br />

vielen Pflanzenarten aus einer einzelnen Gewebezelle in Kultur eine vollständige Pflanze<br />

regeneriert werden kann. So ist es möglich Pflanzen herzustellen, die das fremde Gen enthalten,<br />

exprimieren und an die Nachkommen weitergeben ohne dabei Tumore auszubilden. →<br />

gentechnisch veränderte Pflanzen mit beispielsweise Resistenzen gegen Krankheiten und<br />

Verderb.<br />

Quiz Fragen 20 (S. 468)<br />

1. Welches der folgenden Werkzeuge der Gentechnik ist mit einer falschen Anwendung<br />

verknüpft?<br />

a) Restriktionsenzyme – Herstellung von RFLPs<br />

b) DNA-Ligase – ein Enzym, das DNA schneidet und Restriktionsfragmente mit klebrigen<br />

Enden erzeugt<br />

c) DNA-Polymerase – wird bei der Polymerase-Kettenreaktion zur Vermehrung von DNA-<br />

Abschnitten eingesetzt<br />

d) reverse Transkriptase – Herstellung von cDNA aus mRNA<br />

e) Gelelektrophorese - DNA-Sequenzierung<br />

b. DNA-Ligase – ein Enzym, das DNA schneidet und Restriktionsfragmente mit klebrigen<br />

Enden erzeugt<br />

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2. Welche der folgenden Aussagen trifft auf cDNA aus menschlichem Hirngewebe als<br />

Ausgangsmaterial nicht zu?<br />

a) Sie könnte durch die Polymerase-Kettenreaktion vervielfacht werden.<br />

b) Sie könnte dazu benutzt werden, um eine vollständige Genombibliothek anzulegen.<br />

c) Sie wird mithilfe der reversen Transkriptase aus mRNA hergestellt.<br />

d) Sie könnte als Sonde verwendet werden, um Gene von Interesse zu lokalisieren.<br />

e) Ihr fehlen die Introns der menschlichen Gene und daher könnte man diese Gene<br />

wahrscheinlich in Phagen-Vektoren einbauen.<br />

b. Sie könnte dazu benutzt werden, um eine vollständige Genombibliothek anzulegen.<br />

3. Pflanzen lassen sich leichter genetisch manipulieren als Tiere, weil<br />

a) Pflanzengene keine Introns enthalten.<br />

b) mehr Vektoren vorhanden sind, um rekombinante DNA in Pflanzenzellen einzuschleusen.<br />

c) eine somatische Pflanzenzelle sich zu einer vollständigen Pflanze entwickeln kann.<br />

d) rekombinante Gene durch Mikroinjektion in die Pflanze eingebracht werden können.<br />

e) Pflanzenzellen grössere Zellkerne besitzen.<br />

c. eine somatische Pflanzenzelle sich zu einer vollständigen Pflanze entwickeln kann.<br />

8. Welche der folgenden Sequenzen auf einem doppelsträngigen DNA-Molekül könnte als<br />

Schnittstelle für ein bestimmtes Restriktionsenzym dienen?<br />

a) A A G G<br />

T T C C<br />

b) A G T C<br />

T C A G<br />

c) G G C C<br />

C C G G<br />

d) A C C A<br />

T G G T<br />

e) A A A A<br />

T T T T<br />

c. G G C C<br />

C C G G<br />

9. In der Terminologie der Gentechnik bezeichnet der Begriff Vektor<br />

a) ein Enzym, das DNA in Restriktionsfragmente zerlegt.<br />

b) die klebrigen Enden eines DNA-Fragments.<br />

c) einen RFLP-Marker.<br />

d) ein Plasmid, mit dem man DNA in eine lebende Zelle einführen kann.<br />

e) eine DNA-Sonde, um bestimmte Gene zu identifizieren.<br />

d. ein Plasmid, mit dem man DNA in eine lebende Zelle einführen kann.<br />

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