Die Kanäle zur Übertragung von Informationen

Die Kanäle zur Übertragung von Informationen Die Kanäle zur Übertragung von Informationen

training.telekom.de
von training.telekom.de Mehr von diesem Publisher
30.10.2013 Aufrufe

Netzwerktechnik > Übertragungskanal WissenHeute Jg. 63 6/2010 Die Kanäle zur Übertragung von Informationen Das Internet muss monatlich 10 Milliarden Gigabyte Daten transportieren. Für die Übertragung der Daten wird ein Kanal benötigt, der in der Lage ist, die Signale möglichst schnell zu transportieren und dabei die übertragenen Nachrichten so wenig wie möglich beeinfl usst. Für die Übertragung lassen sich drei grundsätzliche Kanäle nutzen: das Kabel, die Glasfaser und der drahtlose Mehrwegekanal. Trotz einiger Unterschiede sind die wesentlichen Größen, die zur Beschreibung der Übertragung in diesen Kanälen benötigt werden, lediglich das Rauschen und die Bandbreite. Dieser Beitrag beschreibt die Eigenschaften der drei Kanäle sowie die physikalischen Hintergründe des Rauschens und der Bandbreite. 4 Der Autor Prof. Dr. rer. nat. Thomas Schneider ist Hochschullehrer für Hochfrequenztechnik und Mobilfunk an der Hochschule für Telekommunikation in Leipzig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die nichtlineare Optik sowie die Beschleunigung und Verlangsamung von Licht. Das Thema im Überblick Zur Übertragung von Sprach- oder Videosignalen werden Kanäle benötigt, die viele Informationen schnell transportieren können. Bei der Abfrage einer internationalen Suchmaschine z.B. werden die Daten zunächst über Glasfasern von einem Kontinent zum anderen und bis in die Stadt transportiert, in der sich der Nutzer aufhält. Auf den letzten Metern werden sie über Kupferkabel oder das Funknetz übertragen. Diese unterschiedlichen Transportwege haben eine Reihe von Gemeinsamkeiten, auf die in diesem Artikel eingegangen wird. Einführung In den heutigen Kommunikationssystemen besteht die Information, die ein Kanal zu transportieren hat, aus digitalen Signalen. Dies bedeutet, der Kanal muss eine möglichst große Datenrate transportieren, dementsprechend muss er eine große Datenmenge möglichst schnell übertragen. Sender und Empfänger einer transportierten Nachricht können z.B. Telefone, Radio- und Fernsehgeräte oder sogenannte Smartphones, Computer in einem Netzwerk oder einzelne Prozessoren innerhalb eines Computers sein. Als Medien für die Übertragung der Datenmengen kommen nur drei Möglichkeiten in Betracht: das Kabel die nichtlineare Glasfaser der mobile drahtlose Mehrwegekanal Obwohl die Übertragung einer Information bei den drei Übertragungskanälen auf zum Teil sehr unterschiedlichen Technologien beruht, weisen sie große Gemeinsamkeiten auf. So werden z.B. grundsätzlich elektromagnetische Wellen benutzt, die denselben physikalischen Gesetzmäßigkeiten folgen, und es ist für den Kanal völlig unerheblich,

Netzwerktechnik > <strong>Übertragung</strong>skanal WissenHeute Jg. 63 6/2010<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kanäle</strong> <strong>zur</strong> <strong>Übertragung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Informationen</strong><br />

Das Internet muss monatlich 10 Milliarden Gigabyte Daten transportieren. Für die <strong>Übertragung</strong> der Daten wird ein Kanal benötigt, der in<br />

der Lage ist, die Signale möglichst schnell zu transportieren und dabei die übertragenen Nachrichten so wenig wie möglich beeinfl usst.<br />

Für die <strong>Übertragung</strong> lassen sich drei grundsätzliche <strong>Kanäle</strong> nutzen: das Kabel, die Glasfaser und der drahtlose Mehrwegekanal. Trotz<br />

einiger Unterschiede sind die wesentlichen Größen, die <strong>zur</strong> Beschreibung der <strong>Übertragung</strong> in diesen <strong>Kanäle</strong>n benötigt werden, lediglich<br />

das Rauschen und die Bandbreite. <strong>Die</strong>ser Beitrag beschreibt die Eigenschaften der drei <strong>Kanäle</strong> sowie die physikalischen Hintergründe<br />

des Rauschens und der Bandbreite.<br />

4<br />

Der Autor<br />

Prof. Dr. rer. nat.<br />

Thomas Schneider<br />

ist Hochschullehrer<br />

für Hochfrequenztechnik<br />

und<br />

Mobilfunk an der<br />

Hochschule für<br />

Telekommunikation<br />

in Leipzig. Seine<br />

Forschungsschwerpunkte<br />

sind die<br />

nichtlineare Optik<br />

sowie die Beschleunigung<br />

und Verlangsamung<br />

<strong>von</strong> Licht.<br />

Das Thema im Überblick<br />

Zur <strong>Übertragung</strong> <strong>von</strong> Sprach- oder Videosignalen werden <strong>Kanäle</strong> benötigt, die viele<br />

<strong>Informationen</strong> schnell transportieren können. Bei der Abfrage einer internationalen<br />

Suchmaschine z.B. werden die Daten zunächst über Glasfasern <strong>von</strong> einem Kontinent<br />

zum anderen und bis in die Stadt transportiert, in der sich der Nutzer aufhält. Auf den<br />

letzten Metern werden sie über Kupferkabel oder das Funknetz übertragen. <strong>Die</strong>se<br />

unterschiedlichen Transportwege haben eine Reihe <strong>von</strong> Gemeinsamkeiten, auf die in<br />

diesem Artikel eingegangen wird.<br />

Einführung<br />

In den heutigen Kommunikationssystemen<br />

besteht die Information, die ein Kanal zu<br />

transportieren hat, aus digitalen Signalen.<br />

<strong>Die</strong>s bedeutet, der Kanal muss eine möglichst<br />

große Datenrate transportieren, dementsprechend<br />

muss er eine große Datenmenge<br />

möglichst schnell übertragen. Sender<br />

und Empfänger einer transportierten Nachricht<br />

können z.B. Telefone, Radio- und<br />

Fernsehgeräte oder sogenannte Smartphones,<br />

Computer in einem Netzwerk oder einzelne<br />

Prozessoren innerhalb eines Computers<br />

sein. Als Medien für die <strong>Übertragung</strong><br />

der Datenmengen kommen nur drei Möglichkeiten<br />

in Betracht:<br />

das Kabel<br />

die nichtlineare Glasfaser<br />

der mobile drahtlose Mehrwegekanal<br />

Obwohl die <strong>Übertragung</strong> einer Information<br />

bei den drei <strong>Übertragung</strong>skanälen auf zum<br />

Teil sehr unterschiedlichen Technologien<br />

beruht, weisen sie große Gemeinsamkeiten<br />

auf. So werden z.B. grundsätzlich elektromagnetische<br />

Wellen benutzt, die denselben<br />

physikalischen Gesetzmäßigkeiten folgen,<br />

und es ist für den Kanal völlig unerheblich,


ob paketorientierte Daten, leitungsorientierte<br />

Sprache oder Videos übertragen werden.<br />

Aber auch <strong>von</strong> der Informationstheorie aus<br />

betrachtet unterliegen alle drei <strong>Kanäle</strong> unter<br />

bestimmten Voraussetzungen denselben<br />

Bedingungen. In allen drei <strong>Kanäle</strong>n sind<br />

die begrenzenden Größen für die <strong>Übertragung</strong><br />

<strong>von</strong> Daten z.B. einzig das Rauschen<br />

und die Bandbreite.<br />

Das Kabel (AWGN-Kanal)<br />

Mit dem Begriff „Kabel“ ist hier eine beliebig<br />

geartete Verbindung zwischen einem<br />

feststehenden Sender und einem feststehenden<br />

Empfänger gemeint, die zumindest<br />

für eine gewisse Zeit besteht (wenigstens<br />

eine Paketlänge) und lineare Eigenschaften<br />

besitzt. Linear ist ein <strong>Übertragung</strong>smedium<br />

dann, wenn es zu keiner gegenseitigen Beeinfl<br />

ussung zwischen den einzelnen in ihm<br />

transportierten Frequenzen führt. Nach dieser<br />

Defi nition lassen sich unter dem Begriff<br />

Kabel die verdrillte Zweidrahtleitung (Twisted<br />

Pair), Koaxialkabel und auch Hohlleiter<br />

zusammenfassen. Für Multimode-, Gradientenindex-<br />

und Plastikfasern gilt ebenfalls<br />

meist die Linearität. Daher werden diese<br />

<strong>Übertragung</strong>smedien hier ebenfalls <strong>zur</strong> Gruppe<br />

der „Kabel“ gezählt. Damit kommen<br />

„Kabel“ z.B. für Telefone, IP-Fernsehen,<br />

DSL, Computernetze und die Hausverkabelung<br />

zum Einsatz. <strong>Die</strong>se Anwendungen zeichnen<br />

sich meist durch geringe Bitraten (Mbit/s<br />

bis zu wenigen Gbit/s) aus, die zu übertragen<br />

sind.<br />

Für Kabel gilt, dass das Rauschen (s. Abs.<br />

„Rauschen“) unabhängig vom Signal ist<br />

und sich diesem einfach aufaddiert. Das<br />

Rauschen weist eine konstante Leistungsverteilung<br />

über sein Spektrum auf. Weil keine<br />

Frequenz innerhalb des Spektrums bevorzugt<br />

wird, wird das Rauschen – in Anlehnung<br />

an weißes Licht, das dieselbe spektrale<br />

Eigenschaft hat – weißes Rauschen genannt.<br />

<strong>Die</strong> zu einem bestimmten Zeitpunkt auftretende<br />

Leistung des Rauschens hat einen<br />

bestimmten Erwartungswert. Um diesen<br />

Erwartungswert herum schwankt die tatsächliche<br />

Rauschleistung zeitlich, wobei eine<br />

Bild 1<br />

AWGN-Kanal<br />

AWGN Additive White Gaussian Noise<br />

geringere Momentanleistung1 genauso wahrscheinlich<br />

ist wie eine höhere. <strong>Die</strong>s bedeutet,<br />

dass die Zeitfunktion der Rauschleistung<br />

einer Gaußschen Normalverteilung folgt.<br />

Wenn es keine anderen zusätzlichen Einfl<br />

üsse auf das Signal gibt und die Kanalbandbreite<br />

verglichen mit der Signalbandbreite<br />

groß ist, wird ein Nachrichtenkanal,<br />

der die oben genannten Bedingungen erfüllt,<br />

als AWGN-Kanal (Bild 1) bezeichnet.<br />

Neben den oben benannten Leitungen kann<br />

auch in Funksystemen <strong>von</strong> einem AWGN-<br />

Kanal ausgegangen werden, wenn es eine<br />

direkte Sichtverbindung zwischen Sender<br />

und Empfänger gibt und sich weder Sender<br />

noch Empfänger bewegen. <strong>Die</strong>s ist z.B. bei<br />

einer Richtfunkstrecke der Fall.<br />

Nichtlinearer Kanal (Glasfaser)<br />

Mit „Glasfaser“ sind hier alle Wellenleiter<br />

gemeint, die nur eine einzelne Mode der<br />

elektromagnetischen Welle übertragen. Dazu<br />

zählen die sogenannten Standard-Einmodenfasern,<br />

dispersionsverschobene und -kompensierende<br />

Fasern, Fasern mit Unterdrückung<br />

der OH - -Absorption (AllWave und<br />

TrueWave) und auch Wellenleiter, die auf<br />

dem Effekt der photonischen Kristalle beruhen<br />

(Photonic Crystal Fiber). Gemeinsam<br />

ist allen diesen Einmodenfasern, dass sie –<br />

im Gegensatz zu Kabeln – nichtlineare<br />

<strong>Übertragung</strong>skanäle darstellen. Einmoden-<br />

A Pfadverlust<br />

u(t)<br />

y(t)<br />

Modulator Demodulator<br />

n(t)<br />

Spektrum Leistung<br />

Rauschquelle<br />

WissenHeute Jg. 63 6/2010<br />

glasfasern fi nden sich immer dann, wenn es<br />

um eine Datenübertragung mit sehr hohen<br />

Bitraten geht (viele Gbit/s bis zu mehreren<br />

Tbit/s). Glasfasern kommen vor allem im<br />

Backbone der Kommunikationsnetze als<br />

Verbindung zwischen großen Städten, Ländern<br />

und Kontinenten zum Einsatz.<br />

Nichtlineare Effekte sind <strong>von</strong> der Intensität<br />

der elektromagnetischen Wellen abhängig.<br />

<strong>Die</strong> Intensität ist defi niert als Leistung pro<br />

Fläche. Einmodenglasfasern, wie sie heute<br />

fast ausschließlich für die <strong>Übertragung</strong><br />

über weite Strecken eingesetzt werden, leiten<br />

die elektromagnetische Welle (das infrarote<br />

Licht) in einem sehr kleinen Kernbereich<br />

<strong>von</strong> rund 80 µm2 . In einer Glasfaser<br />

ergeben sich daher auch für geringe Leistungen<br />

<strong>von</strong> wenigen Milliwatt hohe Intensitäten.<br />

Gleichzeitig gibt es durch die geringe<br />

Dämpfung in modernen Glasfasern extrem<br />

große Wechselwirkungslängen. Beides hat<br />

<strong>zur</strong> Folge, dass in Glasfasern nichtlineare<br />

Effekte auftreten.<br />

Eine Glasfaser wird durch das sogenannte<br />

WDM-Verfahren in Unterkanäle aufgeteilt.<br />

Wie bei Radiosendern unterscheiden sich<br />

die einzelnen Unterkanäle durch ihre jeweilige<br />

Trägerfrequenz. Da eine Glasfaser nichtlinear<br />

ist, führt allerdings die Erhöhung der<br />

1 Momentanleistung: Augenblicklicher Wert der Leistung.<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!