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schaufenster / Kultur.Region / November 2012

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Filmszenen aus „Verkaufte Heimat“ …<br />

… aus den Jahren 1989 bis 1994 …<br />

Am Tag des Waffenstillstands, dem 3. <strong>November</strong><br />

1918, besetzten italienische Truppen<br />

das deutschsprachige Territorium des heutigen<br />

Südtirol. Die deutschsprachigen kaisertreuen<br />

Tiroler sahen sich ab diesem Zeitpunkt<br />

einer neuen, fremdsprachigen nationalen<br />

Herrschaft ausgesetzt, die sich sehr<br />

bald – vor allem ab dem Zeitpunkt, ab dem<br />

die Faschisten zu regieren begannen – als<br />

wenig pfleglich im Umgang entwickelte.<br />

Herrschaft und Symbol<br />

Mit Mussolinis Marsch auf Rom im Jahre<br />

1922 und der damit verbundenen Entmachtung<br />

des italienischen Königs brach über die<br />

sich als österreichisch fühlenden Südtiroler<br />

eine Welle der Unterdrückung herein. Den<br />

Tirolern wurde verboten, die eigene Muttersprache<br />

zu sprechen, ihre Trachten zu tragen<br />

und ihre Feiertage so zu gestalten, wie sie es<br />

gewohnt waren. Deutsche Bücher zu besitzen<br />

war in den Augen der neuen Herrschaft<br />

ebenso ungern gesehen, wie deutsche Namen<br />

zu tragen.<br />

Haus der <strong>Region</strong>en / 9<br />

… von den Regisseuren Karin Brandauer und Gernot Friedel. Fotos: ORF.<br />

Bozen, schon seit dem ausgehenden Mittelalter<br />

als wichtige Handelsstadt bekannt,<br />

wurde in Windeseile italianisiert. Faschistische<br />

Herrschaftsarchitektur überzog das<br />

beschauliche Städtchen und eine beträchtliche<br />

Anzahl von Süditalienern wurde in<br />

Südtirol angesiedelt. Die Assimilierungspolitik<br />

gipfelte im so genannten Siegesdenkmal,<br />

das die Faschisten auf dem Siegesplatz errichteten<br />

und das den Einheimischen vermitteln<br />

sollte, sie würden nunmehr von ihrer barbarisch<br />

germanischen Unterlegenheit zur<br />

römisch zivilisierten Vollkommenheit geführt<br />

werden. Noch heute geben rechte italienische<br />

Politiker sich an diesem Platz ein<br />

Stelldichein.<br />

Während sich also nördlich des Brenners eine<br />

Erstarkung des Deutschen ihren Weg bahnte,<br />

durfte man in Südtirol nicht einmal mehr in<br />

Tracht zur Prozession gehen. Nicht ohne Einfluss<br />

und Hoffnung blickte man daher nach<br />

Hitlerdeutschland, ganz besonders, nachdem<br />

die Annexion Österreichs so reibungslos von-<br />

stattenging.<br />

<strong>schaufenster</strong> / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong><br />

Doch alle Hoffnungen sollten sich recht<br />

schnell zerschlagen, denn Hitler und Mussolini<br />

unterzeichneten im Jahr 1939 einen Pakt,<br />

der das Territorium Südtirols unangetastet<br />

lassen sollte – es den Südtirolern jedoch möglich<br />

machte, nach Nazideutschland auszuwandern.<br />

Als so genannte „Option“ ging das<br />

Projekt in die Geschichte ein. Es hat bei<br />

nüchterner Betrachtung keinem der Beteiligten<br />

Erfolg beschert. Südtirols Gesellschaft<br />

spaltete sich in Dableiber und Optanten, je<br />

nach Blickwinkel war man ein Verräter: entweder<br />

an der deutschen Sache oder am eigenen<br />

Land. Bis auf heutige Tage überzieht<br />

dieses Thema Südtirol wie ein Schleier, der<br />

nur ab und an gelüftet wird und so manchen<br />

Historiker noch zu beschäftigen weiß.<br />

<strong>Kultur</strong> & Politik als rechtsform<br />

Die kulturelle Vielfalt und Selbstsicherheit<br />

Südtirols jedenfalls wurde zu allen Zeiten<br />

ganz bewusst zu einem Instrumentarium des<br />

Widerstandes genutzt. Die Hoffnung, nach<br />

einer erneuten Neustrukturierung Europas

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