schaufenster / Kultur.Region / November 2012
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im Zuge der Aufteilung während des Jahres<br />
1945, hatte sich für die Südtiroler recht<br />
schnell zerschlagen. Erneut verhandelte man<br />
in Paris, wiederum verblieb Südtirol bei Italien.<br />
Österreichs Außenminister Karl Gruber<br />
und Italiens Ministerpräsident Alcide De<br />
Gaspari unterzeichneten schließlich den nach<br />
ihnen benannten Vertrag (Gruber-De-Gaspari-Abkommen),<br />
der allerdings diesmal den<br />
besonderen Schutz der deutschsprachigen<br />
Bevölkerung berücksichtigte. Dieser Vertrag<br />
sicherte u. a. den Südtirolern das Recht auf<br />
Schulunterricht in der Muttersprache, den<br />
Schutz der kulturellen Vielfalt, die Gleichstellung<br />
mit den Italienern vor öffentlichen<br />
Ämtern (Gericht), die Eigennamen in der<br />
Muttersprache führen zu dürfen und Ortsbezeichnungen<br />
in deutsch führen zu können.<br />
Obwohl der Vertrag umfangreich war, ging<br />
die Ratifizierung recht schleppend voran.<br />
Nicht zuletzt durch die Zusammenlegung der<br />
Provinzen Trentino und Südtirol und den<br />
Fortgang der Zuzugspolitik durch die Italiener.<br />
Dies führte zur Radikalisierung einer<br />
Gruppe von Südtirolern, die sich im BAS<br />
(Befreiungsausschuss Südtirol) zusammenfanden<br />
und im Juni 1961 in einer in die<br />
Annalen als Feuernacht eingegangenen Bombennacht<br />
ganz Europa aufschreckten. In der<br />
Folge gab es auf beiden Seiten Tote – auch<br />
dieser Teil der Geschichte Südtirols wird heftig<br />
debattiert, sorgt noch immer für Unruhe<br />
unter Historikern, Politikern und den Südtirolern.<br />
Noch vor diesen Ereignissen sah sich Österreich<br />
aufgrund der schleppenden Umsetzung<br />
der Vertragspunkte des Gruber-De-Gaspari-<br />
Abkommens gezwungen, das Problem zu<br />
internationalisieren. Der damals noch junge<br />
Außenminister und Sozialdemokrat Bruno<br />
Kreisky nahm sich der von den Südtirolern<br />
vorgebrachten Probleme an und brachte das<br />
Völkerrechtsproblem vor die UNO. Damit<br />
fand eine kleine Gruppe selbstbewusster<br />
Menschen in den abgeschiedenen Tälern der<br />
Alpen international Gehör. Hand in Hand<br />
fanden laufend Verhandlungen zwischen<br />
Österreich unter Einbeziehung von Vertretern<br />
Südtirols und Italien statt.<br />
Dieses beispiellose Vertragswerk zum Schutz<br />
einer Minderheit ist nunmehr nahezu vollendet.<br />
Im Jahr 1992, als Europa in einem fortgeschrittenen<br />
Stadium der Vergemeinschaftung<br />
Haus der <strong>Region</strong>en / 10<br />
Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll überreicht dem Südtiroler Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder das<br />
„Goldene Komturkreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“.<br />
Bei ihrem Arbeitstreffen sprachen sie über die Stärkung der <strong>Region</strong>en in der EU, innovative Projekte für<br />
Tourismus und Handwerk sowie alternative Energien. Foto: NLK/Filzwieser.<br />
vorangeschritten war, teilte die italienische<br />
Regierung dem Staat Österreich als Schutzmacht<br />
der Südtiroler mit, sie hätte die Vertragspunkte<br />
ratifiziert. Dies führte zur so<br />
genannten Streitbeilegungserklärung von<br />
Seiten Österreichs, dernach man einen bereits<br />
im Jahr 1919 getroffenen Vertrag zum<br />
Schutze einer kleinen Gruppe über viele<br />
wechselvolle Jahre zum Erfolg geführt hatte.<br />
„geheimnisse“ des erfolgs<br />
Zwischen diesen politisch-völkerrechtlichen<br />
Jurisdiktionen fand parallel eine ungebrochene<br />
Pflege kultureller Verwandtschaft zwischen<br />
Österreich und Südtirol statt. Der<br />
überwiegende Teil der Südtiroler besuchte<br />
Österreichs Universitäten – sie bildeten Südtirols<br />
zukünftige Eliten aus.<br />
Die kulturelle Förderung Südtirols fand nicht<br />
zuletzt mit Hilfe finanzieller Unterstützung<br />
Österreichs statt. Lebenslange Freundschaften<br />
und Partnerschaften, darunter die zwischen<br />
den derzeitigen Landeshauptleuten<br />
Niederösterreichs und Südtirols, wurden<br />
noch während Studententagen geknüpft.<br />
Daran hat sich bis heute nicht viel geändert,<br />
mit dem kleinen Unterschied, dass Südtirol<br />
und seine Bewohner durch ihre mehrsprachliche<br />
Kompetenz (dt.-ital.) im Ausland beein-<br />
<strong>schaufenster</strong> / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong><br />
drucken, diese ein gelungenes Beispiel für<br />
eine formvollendete Minderheitenpolitik<br />
darstellen. /<br />
Text: Elsbeth Wallnöfer<br />
südTIROL<br />
IM haus dER REgIONEN<br />
———————————————————<br />
Do, 8. 11. <strong>2012</strong><br />
Teil 1: 17.00 Uhr, Teil 2: 20.15 Uhr<br />
Verkaufte Heimat<br />
Regie: Karin Brandauer; beide Filme<br />
werden einleitend vom Drehbuchautor<br />
Felix Mitterer kommentiert.<br />
Eintritt frei!<br />
Sa, 10. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr<br />
Südtiroler Huangart<br />
Als Huangart werden in Südtirol<br />
Musikantenstammtische bezeichnet.<br />
Im Haus der <strong>Region</strong>en zu Gast:<br />
Teiser Tanzlmusig, Latzfonser Viergesang<br />
Kat. I: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00<br />
Kat. II: VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />
Tel. 02732 85015<br />
www.volkskultureuropa.org