Global Listening Ein Test mit vielen Facetten - Osteopathic Research
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oder weniger von kontinuierlicher Bewegung abhängig. Dies kann beobachtet<br />
werden bei Faszienschichten wie dem Peritoneum oder der Pleura, die <strong>mit</strong>einander<br />
verkleben, sobald die Bewegung der beteiligten Strukturen und Organe fehlt“ (Van<br />
den Wal 2010/1:27). Hingegen stellen Faszien, welche „feste Verbindungen“ herstellen<br />
einen Bindungsmechanismus dar. Das kann zur Ausbildung eines Bindemediums<br />
wie z.B. Membranen, Ligamente, Syndesmosen in den Schädelnähten, oder<br />
Knorpelgewebe führen (vgl. Van den Wal 2010). Das Bindegewebe, d.h. die Faszien<br />
passen sich so<strong>mit</strong> ständig den funktionellen Belastungen des Alltages an. Das kann<br />
als Plastizität des Bindegewebes, d.h. des Fasziensystems verstanden werden. Die<br />
hier angeführten Faktoren können als Erklärung für die Entstehung somatischer<br />
Dysfunktionen gesehen werden, welche sich auf das Gesamtsystem der Faszien<br />
auswirken. Als weitere Aufgabe des Fasziensystems, auf welche bisher noch kaum<br />
eingegangen wurde, kann die Funktion als „Sinnesorgan“ gesehen werden. So sind<br />
die Faszien reichlich <strong>mit</strong> freien Nervenendigungen versehen, welche auf mechanische<br />
Druck- und Zugbelastungen reagieren. Sie dienen ebenso wie die Mechanorezeptoren<br />
der Muskeln, der Propriozeption und sind wesentlich für die Koordinierung<br />
der Aktivitäten des Zentralen Nervensystems (vgl. Scheiterbauer 2010, Schleip 2004,<br />
Schwind 2003, Van den Wal 2010). Um eine neuere wissenschaftliche Erkenntnis<br />
handelt es sich bei dem Aspekt, dass innerhalb der Faszien kontraktile Zellen histologisch<br />
nachwiesen werden konnten, welche sich wie glatte Muskelzellen verhalten<br />
und <strong>mit</strong> dem sympathischen Nervensystem in Verbindung stehen (vgl. Scheiterbauer<br />
2010, Schleip 2004, Schwind 2003). Das Vegetative Nervensystem erhält einerseits<br />
über die freien Nervenendigungen Informationen aus der Peripherie und andererseits<br />
kann es über das Vorhandensein von kontraktilen Zellen innerhalb der Faszien,<br />
welche sich wie glatte Muskelzellen verhalten, selbst <strong>Ein</strong>fluss auf die Spannung des<br />
Fasziensystems nehmen. Diese anatomischen Grundkenntnisse erscheinen insofern<br />
von Bedeutung, da es beim „<strong>Global</strong> <strong>Listening</strong>“ darum geht, Änderungen der Körperfaszienspannung<br />
wahrzunehmen. Da wie eben beschrieben eine Verbindung zum<br />
autonomen (vegetativen) Nervensystem besteht wäre es denkbar, <strong>mit</strong> Hilfe des<br />
„<strong>Global</strong> <strong>Listening</strong>s“ Aussagen über den Zustand dieses treffen zu können (siehe<br />
Kapitel 6.5.1.3). Wenn dieser Gedankengang weiter verfolgt wird, dann sollte es<br />
möglich sein, so wie dies vereinzelt in der osteopathischen Literatur und von einigen<br />
Interviewpartnern beschrieben wird, <strong>mit</strong> Hilfe des „<strong>Global</strong> <strong>Listening</strong>“ Auskunft über<br />
das psychische Befinden des Patienten zu erhalten (siehe Kapitel 6.5.1.4). Fossum<br />
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