Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...
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EDITORIAL<br />
Dr. med. Martin Adler<br />
Vorstandsmitglied des ZÄN<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Weiterbildungskommission<br />
des ZÄN<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Wo bleibt unser Kampfgeist?<br />
Sehr verehrte Kolleginnen<br />
und Kollegen,<br />
am Ende eines Jahres lässt einen das<br />
Erlebte geläutert und nachdenklich zugleich<br />
viele Dinge am geistigen Auge<br />
vorbeigleiten.<br />
Wir <strong>Ärzte</strong> sind in den letzten zwei Jahren<br />
berufspolitisch und auch wirtschaftlich<br />
stark gebeutelt worden und in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit wird dauerhaft an unserem<br />
guten Image gekratzt.<br />
Die Vorstandmitglie<strong>der</strong> des ZÄN haben<br />
mit Erfolg eine positive Meinungsbildung<br />
sowohl im Ministerium <strong>für</strong><br />
Gesundheit, als auch bei den entsprechenden<br />
Berufsverbänden durchgeführt.<br />
Trotz Hinweis auf die Bedeutung <strong>der</strong><br />
Naturheilverfahren <strong>für</strong> fast jeden Arzt –<br />
egal welcher Fachrichtung – ist die Bedeutung<br />
dieser wirtschaftlichen Methode<br />
vielerorts nicht erkannt und entsprechend<br />
gewürdigt worden.<br />
Für das neue Jahrtausend – denn es beginnt<br />
ja nun erst – möchten wir uns gemeinsam<br />
mit Ihnen gegen diesen Druck<br />
<strong>der</strong> Nichtanerkennung sowohl von <strong>der</strong><br />
EU als auch von nationalen Verbanden<br />
stellen.<br />
Das bedeutet, dass wir auf Ihre Mitarbeit<br />
angewiesen sind und dieses dürfte im<br />
Rahmen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Medien mit E-<br />
Mail, Internet etc. nicht so problematisch<br />
sein wie bei <strong>der</strong> Gründung des ZÄN vor<br />
50 Jahren.<br />
Hier möchte man aber glauben, dass <strong>der</strong><br />
Geist zur Kooperation vor 50 Jahren<br />
unsere ehrwürdigen Kollegen zu mehr<br />
Engagement geführt hat als im Zeitalter<br />
<strong>der</strong> Direktübertragung. Wo bleibt unser<br />
Kampfgeist?<br />
791<br />
Ein Katalysator soll unser 100. Kongress<br />
im März 2001 sein, zu dem ich Sie heute<br />
schon recht herzlich einladen möchte.<br />
Ich persönlich wünsche Ihnen eine besinnliche<br />
Adventszeit, eine gesegnete<br />
und friedvolle Weihnacht und beruflich<br />
viel Erfolg <strong>für</strong> das Jahr 2001.<br />
In herzlicher Verbundenheit<br />
Ihr<br />
Dr. med. Martin Adler
812<br />
Rationale Phytotherapie<br />
Die Anwendung von Pflanzen zur Behandlung von<br />
Krankheitszuständen kann auf eine Jahrtausende alte<br />
Geschichte zurückblicken. Der therapeutische Nutzen<br />
vieler pflanzlicher Drogen bzw. Präparate wurde<br />
allerdings nur empirisch dokumentiert und von<br />
Generation zu Generation überlliefert. In Abgrenzung<br />
hierzu werden all jene Arzneipflanzen, <strong>für</strong> <strong>der</strong>en<br />
Wirksamkeitsnachweis es umfangreiches wissenschaftliches<br />
Erkenntnismaterial gibt, rationale Phytopharmaka<br />
genannt. In seiner Arbeit über die Anwendung<br />
rationaler Phytopharmaka in <strong>der</strong> Praxis geht<br />
Prof. Dr. D. Loew ausführlich auf die Behandlung von<br />
Herzinsuffizienz mit Crataegus und <strong>der</strong> Demenz mit<br />
Extrakten aus Ginkgo biloba ein.<br />
822<br />
Störfeld Tonsillen<br />
Der über viele Jahre umstrittene Begriff des Störfeldes<br />
(nach Huneke) hat mittlerweile einen festen<br />
Platz in <strong>der</strong> naturheilkundlichen Praxis gefunden.<br />
Störfel<strong>der</strong> finden sich im gynäkologischen Raum, in<br />
Zusammenhang mit OP- o<strong>der</strong> Verletzungsnarben, im<br />
Zahn-Kiefer-Bereich und im Bereich <strong>der</strong> Tonsillen.<br />
Ihre Auswirkungen – über vegetative Nervenfasern –<br />
auf z.T. weit entfernte Regionen des Körpers können<br />
fatal sein. In ihrer Arbeit geht Frau Dr. U. Aldag auf die<br />
beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> Injektion an die Mandelpole<br />
z.B. im Zusammenhang mit Schulterschmerzen<br />
ein.<br />
Inhalt<br />
Praxis<br />
Ganzheitliches Praxismanagement 797<br />
Gentechnisch verän<strong>der</strong>te Lebensmittel 798<br />
Originalarbeiten<br />
STUDIEN<br />
F. Kohl: Die Progressive Muskelentspannung nach<br />
E. Jacobson – ein „natürliches Entspannungsverfahren“<br />
800<br />
Kommentar von O. Kuhnke zum Artikel 810<br />
D. Loew: Anwendung rationaler Phytopharmaka<br />
in <strong>der</strong> täglichen Praxis 812<br />
U. Aldag: Die Injektion an die Tonsillenpole –<br />
eine anatomische Betrachtung 822<br />
Kommentar von O. Kuhnke zum Artikel 830<br />
Aus dem ZÄN<br />
Nachruf auf Dr. med. Norbert Breidenbach 832<br />
Serie<br />
ERNÄHRUNGSTHERAPIE<br />
Ernährung bei Kolondivertikulose 834<br />
Kongressberichte<br />
Mehr Mut zur Subjektivität 836<br />
Aryuveda und Schulmedizin 837<br />
Varia<br />
Buchmesse Frankfurt 846<br />
Olympia – ein ganz beson<strong>der</strong>es Erlebnis 847<br />
KLEINANZEIGEN 825<br />
IMPRESSUM 840<br />
792<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Kongress-Programm<br />
Allgemeines<br />
Anmeldung zum Kongress 856<br />
Gebühren 857<br />
Programmübersicht chronologisch 866<br />
Veranstaltungen nach Themen<br />
Medizin <strong>der</strong> Zukunft – Festveranstaltungen 870<br />
Regulationsmedizin 872<br />
HNO- und Kin<strong>der</strong>heilkunde 874<br />
Ganzheitliche Zahnmedizin 875<br />
Vortrags- und Industrieveranstaltungen 876<br />
Fortbildungsseminare 886<br />
Weiterbildung Zusatzbezeichnung<br />
Naturheilverfahren 892<br />
Weiterbildung Homöopathie 896<br />
Weiterbildung Psychotherapie / Hypnose /<br />
Hypnotherapie / Progressive Muskelentspannung<br />
899<br />
Weiterbildung Chirotherapie 901<br />
Weiterbildung Osteopathie 902<br />
Fortbildung Akupunktur 903<br />
Fortbildung Tibetische Medizin 907<br />
Fortbildung Ayurveda 908<br />
Fortbildung Elektroakupunktur nach Voll 909<br />
Fortbildung Neuraltherapie nach Huneke 910<br />
Fortbildung Applied Kinesiology 912<br />
Fortbildung Brain Gym 913<br />
Fortbildung Qigong / Yoga 914<br />
Biologische Tiermedizin 915<br />
Begleitprogramm 917<br />
Abendprogramm 920<br />
Ausstellung <strong>der</strong> biologisch-pharmazeutischen<br />
Industrie 922<br />
Referentenverzeichnis 924<br />
Das ist <strong>der</strong> ZÄN 929<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Inhalt<br />
793<br />
851<br />
Jubiläum: 50 Jahre ZÄN und<br />
100. ZÄN Kongress in Freudenstadt<br />
Seit nunmehr 50 Jahren ist <strong>der</strong> <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren eine führende Kraft in <strong>der</strong><br />
ärztlichen Fort- und Weiterbildung und eine politische<br />
Interessenvertretung <strong>der</strong> verschiedenen naturheilkundlichen<br />
und komplementären Therapieverfahren.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Jahre haben mehr als 40.000 <strong>Ärzte</strong> aller<br />
Fachrichtungen die ZÄN-Kongresse in Freudenstadt<br />
besucht – viele kamen mehrfach und einige sind<br />
ständige Teilnehmer unserer Kongresse geworden.<br />
Auf dem Kongress im März 2001 werden gleich zwei<br />
Jubiläen gefeiert: 50 Jahre ZÄN und <strong>der</strong> 100. Kongress<br />
in Freudenstadt. Dementsprechend umfangreich<br />
ist das Fest- und Begleitprogramm. Aber auch<br />
das wissenschaftliche Programm hat wie<strong>der</strong> zahlreiche<br />
Highlights zu bieten. Feiern Sie mit uns. Wir<br />
freuen uns auf Ihr Kommen!<br />
Genaue Angaben zu den Vorträgen und Kursen entnehmen<br />
Sie bitte dem Kursprogramm – in diesem<br />
Heft. Auf den Seiten 851 bis 928 werden alle Termine,<br />
Gebühren und Ziffern <strong>der</strong> im Frühjahr in Freudenstadt<br />
angebotenen Veranstaltungen nach Themen geglie<strong>der</strong>t<br />
und übersichtlich dargestellt. Wie schon in<br />
den vorangegangenen Jahren werden alle Kurse und<br />
Seminare einzeln vorgestellt und beschrieben.<br />
Sollten Sie weitere Fragen zum Kongress haben,<br />
wenden Sie sich bitte an die<br />
Geschäftsstelle des ZÄN<br />
Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Tel.: 07441 / 91 858 0<br />
Der ZÄN vertritt die Methoden <strong>der</strong> Naturheilverfahren und<br />
die Verfahren seiner angeschlossenen Gesellschaften. In<br />
<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren stellt er darüber<br />
hinaus neue Verfahren vor bzw. Anschauungen und<br />
Meinungen zur Diskussion.
LESERSERVICE<br />
An die<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />
Landsberger Straße 495<br />
81241 München<br />
Meine Frage lautet:<br />
Fax:<br />
089<br />
83964255<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
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794<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Ein Arzneimittel kann nur dann<br />
wirken, wenn es vom Patienten auch<br />
eingenommen wird. Das gilt im<br />
übertragenen Sinne auch <strong>für</strong> eine<br />
Zeitschrift: Eine Zeitschrift kann nur<br />
dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie<br />
gelesen wird. Aber ob die Zeitschrift<br />
gelesen wird beziehungsweise wie sie<br />
gelesen wird, erfahren wir nur durch<br />
ein entsprechendes „Feed-back“.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten: Wir freuen<br />
uns über jeden Leserbrief! Bitte<br />
schreiben Sie uns, was Ihnen an <strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
gefällt, und natürlich auch, was<br />
Ihnen nicht gefällt. Machen Sie Vorschläge<br />
zu Themen, die Sie interessieren.<br />
Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen.<br />
Zudem möchten wir Ihnen einen<br />
neuen Service anbieten:<br />
Sollten Sie Fragen zu naturheilkundlichen<br />
Themen haben, bitte<br />
schreiben Sie uns (Seite heraustrennen,<br />
beschreiben, faxen!). Wir werden<br />
Ihre Frage an einen Experten <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Fachrichtung beziehungsweise<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Naturheilmethode<br />
weiterleiten und Ihnen umgehend<br />
eine Antwort zusenden.<br />
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!<br />
Ihre Redaktion <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />
<strong>für</strong> Naturheilverfahren.<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Name<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Straße<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
PLZ/Ort<br />
Praxisstempel<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Leserbrief<br />
Entgegnung von<br />
Dirk Weickmann<br />
Siehe dazu <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong><br />
Naturheilverfahren 11/2000 bzw.<br />
Weickmanns Originalarbeit in <strong>der</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> 3/2000.<br />
Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,<br />
in <strong>der</strong> ÄN 11/2000 haben Sie den Brief<br />
von Herrn Nentwig abgedruckt, zu dem<br />
ich gerne Stellung nehmen möchte.<br />
Weshalb Herr Nentwig so, wie er es tut<br />
und mit aller Macht, reagiert, ist <strong>für</strong> mich<br />
nicht nachzuvollziehen. Ob ich als Tierquäler<br />
durchgehe, wird letztlich wohl<br />
gerichtlich entschieden werden müssen.<br />
Betrüger bin ich ganz gewiss nicht. Ich<br />
selbst sehe we<strong>der</strong> das eine noch das an<strong>der</strong>e<br />
als gegeben an. Vielmehr erschreckt mich,<br />
mit welchen profanen Lügen und Anschuldigungen<br />
ich konfrontiert werde,<br />
ohne je eine <strong>der</strong> involvierten Personen<br />
direkt angegriffen zu haben. Zunehmend<br />
drängt sich <strong>der</strong> Verdacht auf, dass wir mit<br />
unseren Forschungsansätzen Interessen<br />
an<strong>der</strong>er stark tangiert haben. Sinnigerweise<br />
sollte ich an dieser Stelle vielleicht<br />
darauf hinweisen, dass ich nicht alleine<br />
arbeite und darüber hinaus, dass Herr<br />
Nentwig auch mit Spinnengiften arbeitet.<br />
Außerdem habe ich in Deisenhofen mit<br />
an<strong>der</strong>en Dingen geforscht. Zwei Brutschränke<br />
wurden bei <strong>der</strong> Behördenaktion<br />
gegen mich zerstört, ebenso mehrere Finnpipetten,<br />
ein Vortex, mein Computer und<br />
zwei Elektrophorese-Apparaturen.<br />
In meiner Originalarbeit (ÄN 3/2000), auf<br />
die sich Herr Nentwig bezieht, wird an<br />
keiner Stelle behauptet, dass wir Krebs<br />
heilen können. Darüber hinaus sind wir<br />
<strong>der</strong> Meinung, dass man von <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Vorstellung, man „könne Krebs<br />
heilen“, wegkommen muss. Vielmehr<br />
muss man die einzelnen Tumorformen<br />
versuchen schematisch und statistisch<br />
noch genauer zu differenzieren, um dann<br />
einzelne Formen gezielt bekämpfen zu<br />
können. Dies geschieht schon vielerorts –<br />
lei<strong>der</strong> nicht in <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Therapeutika –<br />
und wir stießen nochmals darauf, als wir<br />
sahen, dass einzelne Gifte unterschiedlich<br />
auf menschliche Zellen reagieren. So<br />
stellen wir vielmehr unsere Forschungs-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
795<br />
Müller/<br />
Göppingen
ansätze zur Diskussion, was in einer aufgeschlossenen<br />
Gesellschaft eigentlich eine<br />
Selbstverständlichkeit sein sollte! Traurig,<br />
dass Herr Nentwig – auch hier ohne wirkliche<br />
Kenntnis <strong>der</strong> Materie – noch versucht,<br />
wissenschaftlich auf den Bericht zu<br />
reagieren.<br />
Obwohl ich nicht mag, kann ich doch<br />
nicht umhin und muss schon um <strong>der</strong> Sache<br />
willen einiges korrigieren. Beginnen werde<br />
ich mit dem Ende des Leserbriefes. Der<br />
Gesamtgiftcocktail von Sicarius ist sehr<br />
wohl potenziell pathogen, was ja auch im<br />
Bericht selbst steht: „Der Gesamtgiftcocktail<br />
ist <strong>für</strong> alle ausgetesteten Zelllinien<br />
100 % letal.“ Doch was eine gezielt krebszell-<br />
bzw. zellzerstörende Wirkung hat,<br />
sind einzelne Substanzen bzw. <strong>der</strong>en<br />
Kombinationen. Allein schon um den<br />
Giftcocktail von Sicarius in seine Bestandteile<br />
zu zerlegen, bedarf es einiger physikalisch-chemischer<br />
Erfahrung, um das<br />
richtige Trennverfahren zu finden. Eine<br />
weitere wichtige Passage in <strong>der</strong> Tiergiftforschung<br />
ist die Art <strong>der</strong> Giftgewinnung.<br />
Im Gegensatz zu Herrn Nentwig, <strong>der</strong> unseres<br />
Wissens nach vor allem durch elektrische<br />
Stimulation seine Gifte gewinnt,<br />
melken wir unsere Spinnen rein mechanisch,<br />
was eine Ausbeute letztendlich<br />
effektiviert. Nebenbei erwähnt erfuhren<br />
wir mittlerweile von M. Ziegler/ Berlin<br />
(ehem. Leiten<strong>der</strong> Angestellter des PTI)<br />
und von Dr. Miles/Johannesburg, dass<br />
man mit noch feineren Analysemethoden<br />
knapp 50 <strong>der</strong> höhermolekularen Substanzen<br />
im Gesamtgiftcocktail von Sicarius<br />
finden kann. An dieser Stelle passt eine<br />
weitere Rüge auf Herrn Nentwig, <strong>der</strong><br />
scheinbar auch im biochemischen Bereich<br />
seine Hausaufgaben hätte sorgfältiger erledigen<br />
müssen. Er schreibt von den Peptidtoxinen,<br />
die Proteine genannt werden<br />
müssten, doch verhält es sich so, dass die<br />
Gifte höherkettige Enzyme mit toxischem<br />
Peptidcharakter o<strong>der</strong> gleich Peptidtoxine<br />
sind. Vgl. hierzu auch: Suarez et al.: Effect<br />
Extracts of the venom. Gland of the Recluse<br />
Spi<strong>der</strong>, Loxosceleslaeta, on human<br />
cells in Culture. Toxicon 1976 Vol. 14.<br />
Leserbrief<br />
Eine Charakterisierung <strong>der</strong> Toxine erfolgte<br />
bislang ebensowenig wie eine Charakterisierung<br />
<strong>der</strong> Enzyme. Allerdings konnte<br />
eine Verwandtschaftsbeziehung sowie eine<br />
Grundcharakterisierung mittels <strong>der</strong> genannten<br />
Methoden und einiger nicht beschriebener<br />
elektrophoretischer und an<strong>der</strong>er<br />
chemisch-physikalischer Vorversuche<br />
neben <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Literatur klar erkannt werden. Statistisch<br />
genauere Daten und Fakten hätten Herr<br />
Nentwig und, wie wir wissen, auch einige<br />
an<strong>der</strong>e Personen wohl gerne; doch dies ist<br />
nicht möglich, da es sich bei <strong>der</strong> vorgestellten<br />
Arbeit ja um eine noch im Patentverfahren<br />
befindliche Erfindung handelt.<br />
So muss man manchmal allgemein formulieren.<br />
Um etwas Näheres über die allgemeinen<br />
Enzymwirkungen zu erfahren,<br />
empfehle ich aber die Lektüre von H.<br />
Zollner Handbook of Enzym Inhibitors,<br />
Part A & B und H. Bisswanger Enzymkinetik<br />
neben F. Lottspeich/H. Zorbas Bioanalytik.<br />
Ob Zitate aus Fachzeitschriften<br />
wirklich so wichtig gewesen wären, kann<br />
ich <strong>für</strong> unsere Arbeit auch nicht bejahen,<br />
da es sich dann um mehr patentrechtliche<br />
Aussagen handeln würde, wodurch unsere<br />
Erfindung schon Stand <strong>der</strong> Technik und<br />
damit nicht mehr patentierfähig wäre!? So<br />
bewegen wir uns auch hierbei mit den<br />
Pseudoangriffen von Herrn Nentwig im<br />
Kreise; zumindest solange, bis das Patentverfahren<br />
abgeschlossen ist und wir noch<br />
offener publizieren können.<br />
Was Herr Nentwig gegen meine Person<br />
hat, weiß ich nach wie vor nicht, doch<br />
muss ich ihm auch hier bei <strong>der</strong>en Einstufung<br />
wi<strong>der</strong>sprechen. Laborant bin ich<br />
schon mal gar nicht. Da<strong>für</strong> pharmazeutisch-<br />
und chemisch-technischer Assistent,<br />
Toxinologe (Toxinologie ist die Lehre <strong>der</strong><br />
biogenen Gifte, die ich studierte und bei<br />
meiner Arbeit immer noch studiere! Tier-,<br />
Pflanzen-, Pilz- und Bakteriengigte) und<br />
Sanitäter!! Eine Promotion habe ich 1994<br />
mit PD Dr. F. Parsche über Drogen in<br />
Mumien angefangen, lei<strong>der</strong> ist Dr. Parsche<br />
dann unter tragischen Umständen verstorben.<br />
Vorlesungen und Praktika habe<br />
796<br />
ich oft als Gasthörer besucht; darüber gibt<br />
es auch Unterlagen. Eingeschrieben war<br />
ich nie an einer Universität, was ich jedoch<br />
so auch nie behauptete – immer nur Gasto<strong>der</strong><br />
Nebenhörer!! Der Grund da<strong>für</strong> ist,<br />
dass meine Eltern geschieden sind, mein<br />
Vater nie zum Zahlen „überredet“ werden<br />
konnte und ich so eigentlich schneller ins<br />
Berufsleben hätte eintreten sollen. Doch<br />
war meine Neugier auf viele wissenschaftliche<br />
Fragen zu groß, so dass ich es alleine<br />
versuchte. Da ich viele Forschungen frei<br />
(nicht an Universitäten o<strong>der</strong> Firmen gebunden)<br />
machte, hatte ich schon immer<br />
Nei<strong>der</strong> und Missgönner. Arbeitgeber<br />
wechselte ich natürlich des Öfteren, um<br />
mir auch neue Horizonte zu erschließen,<br />
letztendlich möchte ich mich ja auch<br />
selbstständig machen. Übrigens ist die<br />
Arachnologische Gesellschaft nicht die<br />
einzige Gesellschaft von Spinnenfachleuten<br />
in Deutschland. Es gibt da noch die<br />
DeArGe (Deutsche Arachnologische Gesellschaft)<br />
und meine Giftspinnen-AG, die<br />
beide unabhängig von <strong>der</strong> Arach. Ges.<br />
arbeiten. Mehrere Gesellschaften, weil die<br />
Spinnenleute sich oft spinnefein<strong>der</strong> sind<br />
als die Spinnen selbst (traurig, aber wahr),<br />
wie Sie ja im Moment selbst erleben müssen.<br />
Das erhaltene Biopsiematerial bekam ich<br />
legal zur Verfügung gestellt. Blut- und<br />
Hautzellen hatte ich von mir selbst. Was<br />
nun mein damaliges Alter mit <strong>der</strong> Sache zu<br />
tun haben soll, kann ich nur erahnen.<br />
Auf Grund <strong>der</strong> Umstände ist <strong>der</strong> Bericht<br />
also schlechtestenfalls – so man ihm Böses<br />
will – zu oberflächlich, sicher aber nicht<br />
unseriös. Fehlbeobachtungen bin ich<br />
sicherlich nicht aufgesessen. Ob man<br />
früher o<strong>der</strong> später an Patienten anwenden,<br />
kann hängt von weiteren Forschungen und<br />
von <strong>der</strong> Stärke und Überzeugungskraft<br />
unserer Gegner ab.<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe zu kürzen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Ganzheitliches<br />
Praxismanagement<br />
Auszug aus einem Beratungsgespräch<br />
Uns <strong>Ärzte</strong>n wird von einer Vielzahl selbst ernannter<br />
Berater guter Rat angeboten, aufgedrängt und verkauft.<br />
Von <strong>der</strong> praktischen Tätigkeit des Arztes haben<br />
diese Verkäufer oft überhaupt keine Ahnung. An<strong>der</strong>erseits<br />
fehlen betriebswirtschaftliche Inhalte im Medizinstudium<br />
fast völlig.<br />
Der Verfasser hat sich zur Aufgabe gemacht, diese<br />
Lücke mit seiner Erfahrung aus 15 Jahren naturheilkundlicher<br />
Praxistätigkeit zu füllen. Sie lesen im Folgenden<br />
den Auszug aus einem Beratungsgespräch mit Frau Dr. R.<br />
aus P., die seit einigen Quartalen eine naturheilkundlich<br />
orientierte Allgemeinpraxis aufbaut.<br />
Dr. R: Ich möchte ein Institut zusätzlich zur Praxis<br />
gründen. Was muss ich dabei beachten, darf ich es in den<br />
Praxisräumen betreiben?<br />
Dr. M: Wozu soll das Institut Ihnen vor allem dienen:<br />
Umsatzsteigerung, Zeitersparnis durch Delegation o<strong>der</strong><br />
Werbemöglichkeiten?<br />
Dr. R: Natürlich alles, aber wenn ich’s mir genau<br />
überlege, brauche ich vor allem Umsatz außerhalb <strong>der</strong><br />
Kassenbeschränkungen. Ich habe bisher erst eine<br />
Arzthelferin und die Praxis ist noch zu klein zum Delegieren<br />
in größerem Umfang. Zuerst möchte ich die<br />
Patienten an meine Person binden.<br />
Dr. M: Als einzige Ärztin im Einzugsgebiet haben Sie<br />
sicher eine beson<strong>der</strong>e Klientel. Da genügen vorerst die üblichen<br />
Werbemöglichkeiten einer Praxis.<br />
Dr. R: Zu mir kommen jetzt schon viele Kin<strong>der</strong>, da <strong>der</strong><br />
einzige Kin<strong>der</strong>arzt bei uns eher ruppig und sehr<br />
chemiefreudig ist. Meine Praxis liegt außerdem neben<br />
dem regionalen Einkaufszentrum, das ständig viele Menschen<br />
aus den Nachbarorten anzieht.<br />
Dr. M: Wenn Sie weiteres Personal suchen, geben Sie in<br />
<strong>der</strong> Anzeige gleich die volle Praxisadresse an und im hoch<br />
gesteckten Anfor<strong>der</strong>ungsprofil Hinweise auf Ihre Tätigkeit,<br />
z.B.: „freundlicher Umgang mit Kin<strong>der</strong>n, sehr gepflegte<br />
Umgangsformen“. Das erweckt bei potenziellen<br />
Patienten die richtigen Erwartungen. Wenn Sie über das<br />
Übliche hinausgehende Werbung machen würden, provozieren<br />
Sie Feinde und Nei<strong>der</strong>.<br />
Dr. R: Ich führe Vitamininfusionen und Akupunktur durch.<br />
Viele Frauen um die 40 fragen mich nach kosmetisch<br />
wirksamen Aufbautherapien. Ich denke daran, eine<br />
Kosmetikerin im Institut anzustellen.<br />
Dr. M: Akupunktur und solche Infusionen sind normale<br />
Arztleistungen außerhalb des Kassenspektrums, da<strong>für</strong><br />
brauchen Sie kein Institut. Schließen Sie mit jedem<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
797<br />
Dr. Klein
Patienten eine schriftliche Honorarvereinbarung<br />
ab?<br />
Dr. R: Muss ich das?<br />
Dr. M: Das Kassenrecht verlangt das,<br />
außerdem könnte <strong>der</strong> Patient sonst<br />
später die Zahlung verweigern – nach<br />
dem Motto: „Hab ich nicht gewusst,<br />
dass das was kostet, ich bin doch<br />
Kassenpatient.“ Wir besprechen noch<br />
die beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>für</strong><br />
diese Honorarvereinbarung und die<br />
faire, umsatzsteigernde Gesprächstaktik<br />
<strong>für</strong> diese Son<strong>der</strong>therapien. Das<br />
mit <strong>der</strong> Kosmetikerin ist eine super<br />
Idee, weil Sie persönlich das überzeugend<br />
rüberbringen und eine Kosmetikerin<br />
auch nebenher Produkte<br />
verkaufen kann. Der private Verbrauch<br />
<strong>der</strong> Arztfamilie lässt sich dann<br />
auch günstiger beziehen . . . Die Kosmetikerin<br />
brauchte einen eigenen ge-<br />
Ein erheblicher Anteil unserer Lebensmittel<br />
trägt genetisch verän<strong>der</strong>tes<br />
Material in sich. Das ist das<br />
Ergebnis einer aktuellen Untersuchung<br />
<strong>der</strong> Stiftung Warentest in<br />
Berlin. Wie die Stiftung mitteilte,<br />
wurden 81 Produkte aus Supermärkten<br />
– allesamt Markenartikel –<br />
auf verän<strong>der</strong>te Erbsubstanz hin untersucht.<br />
Praxis<br />
trennten Eingang, wäre juristisch gesehen<br />
besser selbstständig als angestellt<br />
und könnte dann auch Werbung<br />
machen, zunächst besser ohne Hinweis<br />
auf ärztliche Leistungen. Sie<br />
müsste aber wirklich überdurchschnittlich<br />
gut sein und Ihre ganzheitliche<br />
Philosophie teilen.<br />
Dr. R: Vielen Dank, da habe ich nun<br />
einiges vor mir. Diese Mitarbeiterin<br />
muss ich jetzt finden.<br />
Dr. med. Roman Machens<br />
Allgemeinarzt – Naturheilverfahren<br />
Wir weisen auf die Referate von<br />
Dr. Machens hin, die er auf dem<br />
100. ZÄN-Kongress halten wird.<br />
Kurs-Nr. 54, 87, 93, vgl. Text im<br />
Programmteil.<br />
Genetisch verän<strong>der</strong>te Lebensmittel<br />
sind Realität<br />
Untersuchung <strong>der</strong> Stiftung Warentest bringt es an den Tag<br />
Die Analyse <strong>der</strong> Stiftung Warentest<br />
umfasste drei Stufen. In einem<br />
ersten Schritt untersuchten Wissenschaftler<br />
die stichprobenhaft ausgewählten<br />
Lebensmittel auf „Marker-<br />
Gene“. Mit diesem Testsystem konnten<br />
sie feststellen, ob überhaupt gentechnische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen stattgefunden<br />
hatten. In einem zweiten Schritt<br />
machten die Forscher dann die beteiligten<br />
gentechnisch verän<strong>der</strong>ten Sorten<br />
dingfest, um schließlich in einer<br />
dritten Stufe den Anteil an genetisch<br />
verän<strong>der</strong>tem Material zu erfassen.<br />
Über ein Drittel <strong>der</strong> Proben<br />
positiv<br />
Das Ergebnis war geradezu nie<strong>der</strong>schmetternd:<br />
Bei immerhin 31 <strong>der</strong><br />
Proben – also bei mehr als einem<br />
Drittel – wurden die Wissenschaftler<br />
fündig. Beson<strong>der</strong>s „anfällig“ <strong>für</strong> gene-<br />
798<br />
tische Verän<strong>der</strong>ungen waren demnach<br />
Produkte, die Soja o<strong>der</strong> Mais enthielten.<br />
In den 31 positiven Proben wurden<br />
sechs in <strong>der</strong> EU zugelassene<br />
transgene Sorten, aber auch eine nicht<br />
zugelassene Sorte gefunden. Die gentechnisch<br />
verän<strong>der</strong>ten Lebensmittel<br />
enthielten überwiegend sehr geringe<br />
(0,1 Prozent und weniger) o<strong>der</strong><br />
geringe (0,2 bis ein Prozent) Anteile<br />
transgener Soja- o<strong>der</strong> Maisanteile,<br />
aber in drei Proben lag <strong>der</strong> Anteil bei<br />
20 Prozent. Keines <strong>der</strong> geprüften<br />
Lebensmittel war gekennzeichnet.<br />
Hintergrund <strong>der</strong> Untersuchung ist<br />
eine seit April dieses Jahres gültige<br />
EU-Verordnung, wonach transgene<br />
Anteile in Lebensmitteln bis zu einer<br />
Größenordnung von einem Prozent<br />
toleriert werden – vorausgesetzt sie<br />
beruhen auf einer zufälligen Kontamination.<br />
Aufgrund ihres Untersuchungsergebnisses<br />
setzt sich die<br />
Stiftung Warentest jetzt <strong>für</strong> einen<br />
behutsameren Umgang mit genetisch<br />
verän<strong>der</strong>ten Lebensmitteln ein. Im<br />
Detail for<strong>der</strong>t die Stiftung eine strikte<br />
Kennzeichnungspflicht <strong>für</strong> gentechnisch<br />
verän<strong>der</strong>te Ware – und zwar<br />
vom Saatgut bis zur Rohware – sowie<br />
eine Absenkung des Schwellenwertes<br />
<strong>für</strong> den tolerierbaren Anteil an genetisch<br />
verän<strong>der</strong>tem Material in Lebensmitteln<br />
auf 0,5 Prozent. CS<br />
Gentechnik in Lebensmitteln. Stiftung Warentest<br />
(2000) 8, 79-84<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Originalarbeit<br />
Die Progressive Muskelentspannung<br />
nach E. Jacobson – ein „natürliches<br />
Entspannungsverfahren“<br />
F. Kohl<br />
Die Progressive Muskelentspannung (= PME) ist als „natürliches Entspannungsverfahren“<br />
weltweit anerkannt und in ihrer therapeutischen Effizienz an einem<br />
breiten indikativen Spektrum vielfältig belegt. Die Methode wurde nach etlichen<br />
vorbereitenden Arbeiten in den 1920er Jahren vom amerikanischen Arzt und<br />
Physiologen Edmund Jacobson entwickelt. Der Artikel zeichnet den Entwicklungsgang<br />
des Verfahrens sowie die dabei leitenden Konzepte Jacobsons nach<br />
und schil<strong>der</strong>t die Modifikationen seit den 1970er Jahren; abschließend werden die<br />
Grundlagen <strong>der</strong> heutigen Standard-Methode – die auf Forschungen von Bernstein<br />
und Borkovec zurückgeht – skizziert. Eine Charakterisierung <strong>der</strong> aktuellen Anwendungspraxis<br />
und ihrer Prinzipien grenzt das Verfahren gegenüber an<strong>der</strong>en<br />
Entspannungsmethoden ab.<br />
Schlüsselwörter: Progressive Muskelentspannung (= PME); „natürliches Entspannungsverfahren“;<br />
Edmund Jacobson; Standard-Methode von Bernstein und<br />
Borkovec<br />
As a „natural“ relaxation method, the progressive muscle relaxation technique<br />
(= PMR) of E. Jacobson has gained worldwide acceptance and the therapeutic<br />
efficiency of the technique has been documented on a broad spectrum of<br />
indications. This contribution describes the development of the procedure over<br />
time with an emphasis on the un<strong>der</strong>lying concepts and modifications incorporated<br />
since the 1970s, and concludes with an outline of the basic principles guiding the<br />
current standard method. The description of the current practical application of the<br />
method and its guiding principles is used to contrast Jacobson’s technique to<br />
other relaxation methods.<br />
Key words: Progressive Muscle Relaxation, PMR, Edmund Jacobson, Standard<br />
method of Bernstein and Borkovec<br />
La relajación muscular progresiva según E. Jacobson (= PME) goza de reconocimiento<br />
universal, siendo ampliamente documentada su eficiencia terapéutica<br />
como un „proceso de relajación natural“ en un amplio espectro indicativo. El<br />
artículo presenta el desenvolvimiento progresivo del procedimiento así como los<br />
conceptos rectores de Jacobsen y describe las modificaciones verificadas desde<br />
los años setenta. Finalmente se esbozan los fundamentos del método estándar<br />
actual. Una caracterización de la práctica de aplicación actual y sus principios<br />
delimitan el procedimiento otras técnicas de relajación.<br />
Términos claves: Relajación muscular progresiva, PME, Edmund Jacobson,<br />
método estándar de Bernstein y Borkovec<br />
800<br />
Einleitung<br />
Das Bedürfnis nach Beruhigung, Sedierung,<br />
Entspannung und „Stressbewältigung“<br />
spielt keineswegs nur<br />
bei den so genannten „Befindlichkeitsstörungen“,<br />
son<strong>der</strong>n auch bei<br />
einer breiten Palette von somatischen,<br />
psychosomatischen und psychischen<br />
Störungen eine erhebliche Rolle; die<br />
Bedeutung dieses Aspekts dürfte in<br />
<strong>der</strong> ärztlichen Praxis in den nächsten<br />
Jahrzehnten eher noch zunehmen.<br />
Angesichts dieser Entwicklungen<br />
finden Entspannungsverfahren seit<br />
längerem wie<strong>der</strong> verstärktes Interesse,<br />
wobei neben <strong>der</strong> heterosuggestiven<br />
Hypnose und dem autosuggestiven<br />
Autogenen Training nach J. H.<br />
SCHULTZ (11; 15) gerade <strong>der</strong> Progressiven<br />
Muskelentspannung als übendautoinstruktivem<br />
Verfahren mit breitem<br />
Indikationsspektrum eine zunehmende<br />
Bedeutung zukommt, nicht<br />
zuletzt wegen seiner guten Integrierbarkeit<br />
auch in übergeordnete Therapiekonzepte.<br />
Die Progressive Muskelentspannung<br />
nach E. JACOBSON (im Folgenden<br />
als PME abgekürzt) hat in den<br />
letzten beiden Jahrzehnten auch in den<br />
deutschsprachigen Län<strong>der</strong>n zunehmende<br />
Akzeptanz und Verbreitung gefunden.<br />
Seit 1987 ist das Verfahren<br />
kassenrechtlich nicht nur im stationären,<br />
son<strong>der</strong>n auch im ambulanten<br />
Behandlungsbereich voll anerkannt.<br />
Aus historischen Gründen bestand anfangs<br />
eine beson<strong>der</strong>s enge Verbindung<br />
zwischen <strong>der</strong> Progressiven Muskelentspannung<br />
und den verhaltenstherapeutischen<br />
Verfahren; inzwischen haben<br />
aber auch zahlreiche psychodyna-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
misch ausgerichtete <strong>Ärzte</strong> und Therapeuten<br />
die Progressive Muskelentspannung<br />
in ihr Methodenrepertoire<br />
aufgenommen und tragen maßgeblich<br />
zur weiteren Verbreitung dieses Verfahrens<br />
bei (2; 3; 4).<br />
Im folgenden Beitrag soll zunächst<br />
versucht werden, einen kompakten<br />
Überblick zur Entstehung, zur konzeptionellen<br />
Entwicklung und zum<br />
gegenwärtigen Stand und Standard<br />
dieses Verfahrens zu geben. Neben <strong>der</strong><br />
Prophylaxe und <strong>der</strong> Rehabilitation<br />
kann die PME auch bei einer Anzahl<br />
definierter medizinischer Störungsbil<strong>der</strong><br />
als Behandlungselement eingesetzt<br />
werden. Die Progressive Muskelentspannung<br />
hat somit grundsätzlich<br />
ein ausgeprochen breites Indikationsfeld,<br />
wobei ihrer Anwendung bei<br />
Angsterkrankungen wie diejenige bei<br />
Schmerzsyndromen eine quantitativ<br />
beson<strong>der</strong>s hohe Bedeutung zukommt.<br />
Es versteht sich von selbst, dass<br />
auf dem zur Verfügung stehenden<br />
begrenzten Raum keine vollständige<br />
und alle Details erfassende Beschreibung<br />
geboten werden kann. Ebenfalls<br />
kann in diesem Rahmen keine bis ins<br />
Detail manualisierte Anleitung <strong>für</strong> die<br />
praktische Anwendung mit ihren<br />
spezifischen Varianten, Indikationen<br />
und Differentialindikationen gegeben<br />
werden. Hierzu kann aber <strong>der</strong> speziell<br />
Interessierte auf die inzwischen in<br />
größerer Zahl vorliegenden Handbücher,<br />
Fibeln und sonstigen Darstellungen<br />
zur Progressiven Muskelentspannung<br />
verwiesen werden (1; 4; 6;<br />
18).<br />
Jacobson, <strong>der</strong> Inaugurator<br />
<strong>der</strong> Progressiven Muskelentspannung<br />
(= PME)<br />
Das in Deutschland vorwiegend als<br />
Progressive Muskelentspannung (auch<br />
progressive Muskelrelaxation o<strong>der</strong><br />
Tiefenmuskel-Entspannung genannt)<br />
bezeichnete Entspannungsverfahren<br />
geht hinsichtlich gedanklicher Konzeption<br />
und methodischer Entwick-<br />
Originalarbeit<br />
lung auf das Wirken des amerikanischen<br />
Arztes, Physiologen und Psychologen<br />
EDMUND JACOBSON (1885-<br />
1976) zurück. Obwohl annähernd<br />
zeitgleich mit JOHANNES HEINRICH<br />
SCHULTZ (1884-1970) lebend und<br />
tätig, sind Leben und Werk JACOBSONs<br />
namentlich in Deutschland nach wie<br />
vor so wenig bekannt, dass eine kurze<br />
Skizze seines Schaffens gerechtfertigt<br />
scheint. Dabei wird sich zeigen, dass<br />
nicht wenige Parallelen zu dem deutschen<br />
Nervenarzt SCHULTZ in Jena und<br />
später Berlin bestehen, die insbeson<strong>der</strong>e<br />
in den 1920er Jahren frappierende<br />
Perspektiven andeuten (6; 10; 15).<br />
JACOBSON entstammt einer wohlhabenden<br />
Familie im Bereich <strong>der</strong><br />
Oberen Seen (USA), er studierte<br />
zunächst Psychologie an <strong>der</strong> Harvard<br />
Universität in Boston/Massachusetts.<br />
Aufgrund persönlicher Erfahrungen<br />
interessierten ihn schon früh die<br />
Wechselwirkungen zwischen muskulärer<br />
Anspannung und seelischem<br />
Wohlbefinden. Seine ersten akademischen<br />
Arbeiten galten unter dem Einfluss<br />
<strong>der</strong> damals in <strong>der</strong> nordamerika-<br />
802<br />
nischen Psychologie dominierenden<br />
Lehrer wie WILLIAM JAMES (1842-<br />
1910) und EDWARD TITCHENER (1867-<br />
1927) zunächst allgemein-psychologischen<br />
Fragen sowie <strong>der</strong> Leib-Seele-<br />
Problematik. Früh schon wandte er<br />
sich <strong>der</strong> Experimental-Psychologie<br />
zu, hier wurde <strong>der</strong> aus Deutschland<br />
emigrierte und <strong>der</strong> WUNDTschen<br />
Schule zugehörende HUGO MÜNSTER-<br />
BERG (1863-1916) sein wichtigster<br />
Lehrer. Ab 1909 beschäftigte sich<br />
JACOBSON mit den Vorarbeiten zu seinen<br />
später wegweisenden experimental-psychologischen<br />
und experimental-physiologischen<br />
Studien zur Entspannungsreaktion.<br />
Nach seinem Studienabschluss in<br />
Psychologie (1912) schloss sich eine<br />
medizinische und im Weiteren insbeson<strong>der</strong>s<br />
eine physiologische Ausbildung<br />
an. Auf diesem Gebiet wurde <strong>der</strong><br />
große amerikanische Physiologe<br />
WALTER B. CANNON (1871-1945) sein<br />
wichtigster akademischer Lehrer.<br />
JACOBSON wirkte eine Zeitlang an <strong>der</strong><br />
Cornell University/New York und<br />
ging dann nach Chicago, wo er zunächst<br />
überwiegend klinisch arbeitete<br />
und ab 1936 – weitgehend aus eigenen<br />
Mitteln finanziert – ein eigenes Labor<br />
eröffnen konnte. Die nachfolgenden<br />
vier Lebensjahrzehnte waren ganz <strong>der</strong><br />
weiteren Ausarbeitung, <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Fundierung und <strong>der</strong> klinischen<br />
Anwendungsüberprüfung <strong>der</strong><br />
Progressiven Muskelrelaxation gewidmet.<br />
Nach zahlreichen wegweisenden<br />
Vorarbeiten erschien die Bezeichnung<br />
„progressive muscle relaxation“ erstmals<br />
im Jahre 1925 in einem eigenständigen<br />
Zeitschriftenaufsatz. Einige<br />
Jahre später (1929) legte JACOBSON<br />
ein umfassend dokumentiertes und auf<br />
<strong>der</strong> europäischen und nordamerikanischen<br />
Experimentalphysiologie und<br />
–psychologie begründetes Kompendium<br />
zu dieser Thematik vor (7), das<br />
1938 in einer nochmals verbesserten<br />
zweiten Auflage erschien. Dem Bedürfnis<br />
nach einer sehr populären Darstellung<br />
folgend, erschien im Jahre<br />
1934 unter dem Titel „You must re-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
lax“ (8) eine an das allgemeine Publikum gerichtete<br />
Fassung, die bis in die 1970er Jahre wie<strong>der</strong>holt neu aufgelegt<br />
wurde und seit 1990 auch in deutscher Sprache<br />
vorliegt (9). Parallel erschienen seit den 1920er Jahren<br />
mehrere Dutzend Aufsätze von JACOBSON und seinen Mitarbeitern<br />
zu verschiedenen experimentellen und anwendungspraktischen<br />
Fragestellungen seiner „progressive<br />
muscle relaxation“.<br />
Die gemeinsamen Grundlagen <strong>der</strong><br />
Entspannungsverfahren<br />
Naturgemäß kann kein Entspannungsverfahren – auch<br />
nicht dasjenige nach JACOBSON – eine Entspannung erzwingen<br />
o<strong>der</strong> einen neuen, biophysiologisch nicht<br />
vorgesehenen Körperzustand herstellen. Vielmehr gehört<br />
die grundsätzliche Fähigkeit zur Entspannung zur<br />
anthropologischen Grundausstattung des Menschen. Seit<br />
urdenklichen Zeiten haben Menschen nach Entspannung<br />
gesucht und verschiedene Mittel gefunden, diese herzustellen.<br />
In den industrialisierten und zivilisierten<br />
Nationen ist seit dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die mechanisierte<br />
und hochgradig strukturierte Arbeit zur quantitativ<br />
bedeutsamsten Anstrengung und Anspannung geworden;<br />
daher kann es kaum verwun<strong>der</strong>n, dass kompensatorisch<br />
auch das Bedürfnis nach Entspannung entstand, wobei<br />
diese nicht selten in eher konsumptiven Prozessen (Essen,<br />
Trinken, Rauchen, Kaufen usw.) gesucht wurde denn in<br />
einer Rückbesinnung auf die dem Menschen in seiner<br />
natürlichen Konstitution gegebenen Grundmechanismen.<br />
Bezeichnen<strong>der</strong>weise tritt zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
dann annähernd parallel in Europa und in Nordamerika<br />
die Suche nach formalisierten und standardisierbaren<br />
Entspannungstechniken in medizinisch-psychologischen<br />
Kontexten in Erscheinung. Parallel entstand in verschiedenen<br />
Bereichen <strong>der</strong> Gesellschaft die Tendenz zur<br />
„neuen Natürlichkeit“, im Weiteren auch zu „Naturheilverfahren“.<br />
Auch wenn <strong>der</strong> Begriff „Entspannungsverfahren“<br />
vornehmlich solche aus dem medizinischen und psychologischen<br />
Bereich bezeichnet, ist doch hervorzuheben,<br />
dass die damit intendierte Entspannungsreaktion keineswegs<br />
ausschließlich über diese Techniken erreicht werden<br />
kann, son<strong>der</strong>n ein geradezu ubiquitäres Phänomen ist,<br />
dass auch durch Alltagserfahrungen und „freudvolle Betätigungen“<br />
erreichbar ist. Die medizinisch etablierten Entspannungsverfahren<br />
zeichnen sich demgegenüber durch<br />
einen höheren Grad an Formalisierung, Standardisierung<br />
und eine dadurch gegebene effiziente Lehr- und Lernbarkeit<br />
aus. Für die kassenrechtlich anerkannten Entspannungsverfahren<br />
kommt hinzu, dass sie – mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong><br />
gut – auch wissenschaftlich fundiert untersucht und in<br />
ihrer therapeutischen Anwendung validiert und „qualitäts-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Originalarbeit<br />
803<br />
Cefak-1
gesichert“ durchführbar sind. Die<br />
Aufrechterhaltung und fortlaufende<br />
Verbesserung von wissenschaftlicher<br />
Evidenz und Qualitätssicherung des<br />
Verfahrens ist dabei anhaltendes<br />
Postulat ihrer Anwen<strong>der</strong> (3; 14; 20).<br />
Entsprechend <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Nutzung psychophysiologischer<br />
Basismechanismen des menschlichen<br />
Organismus (2; 4; 21) weisen die anerkannten<br />
Entspannungsverfahren<br />
auch etliche Gemeinsamkeiten auf,<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Wirkungsinduktion<br />
über eine so genannte psychophysische<br />
Entspannungsreaktion. Diese ist<br />
definiert als ein Prozess, <strong>der</strong> sich auf<br />
einem Kontinuum von Aktiviertheit<br />
und Desaktivierung bewegt, psychophysische<br />
Elemente mit einbezieht<br />
und durch Gefühle des Wohlbefindens,<br />
<strong>der</strong> Ruhe und <strong>der</strong> Gelöstheit<br />
gekennzeichnet ist. Es handelt sich<br />
dabei um ein biologisch determiniertes<br />
Reaktionsmuster, das jedem Menschen<br />
prinzipiell zur Verfügung steht<br />
und zur „natürlichen Verhaltensausstattung“<br />
und dem organismischen<br />
Repertoire des Menschen gehört. Der<br />
Entspannungsreaktion entgegengesetzt<br />
sind die ebenfalls psychophysiologisch<br />
determinierten Prozesse <strong>der</strong><br />
Alarm- und Stressreaktion, die namentlich<br />
bei Angst- und Schmerzzuständen<br />
nahezu regelmäßig zu beobachten<br />
sind.<br />
Merke<br />
Entspannung ist ein ubiquitäres<br />
Bedürfnis; die Methoden<br />
zu ihrer Erreichung sind vielfältig<br />
und nutzen gemeinsame<br />
biophysiologische Basismechanismen<br />
des menschlichen<br />
Körpers. Dies erklärt die zahlreichen<br />
Gemeinsamkeiten und<br />
Parallelen <strong>der</strong> gängigen Entspannungsverfahren<br />
(und die<br />
indikative Eignung <strong>der</strong> PME <strong>für</strong><br />
ein breites Einsatzgebiet).<br />
Originalarbeit<br />
Die spezifische Jacobson-<br />
Methodik zur Erreichung <strong>der</strong><br />
Entspannungsreaktion<br />
Die Entspannungsreaktion wird durch<br />
bestimmte und <strong>für</strong> das jeweilige Verfahren<br />
spezifische Induktionsmethoden<br />
in Gang gesetzt, also durch eine<br />
spezifische Induktionstechnik, einen<br />
„Zugangsweg“, mit dem die biologisch<br />
präformierte Entspannungsreaktion<br />
eingeleitet bzw. ausgelöst<br />
wird. Im Hinblick auf diese charakteristische<br />
Induktionsmethodik wird <strong>der</strong><br />
Ablauf <strong>der</strong> einzelnen Übungen auch<br />
bei <strong>der</strong> Progressiven Muskelentspannung<br />
immer wie<strong>der</strong> in gleicher Form<br />
durchgeführt; mit Ausklingen <strong>der</strong><br />
Übung wird <strong>der</strong> Entspannungszustand<br />
durch eine definierte „Rücknahmeprozedur“<br />
ordnungsgemäß beendet.<br />
Im Weiteren kann es durch regelmäßiges<br />
Üben einem Großteil <strong>der</strong> Menschen<br />
gelingen, Entspannungsreaktionen<br />
zunehmend rascher zu erreichen<br />
und länger zu stabilisieren, sodass sie<br />
effektiver und in verschiedenen äußeren<br />
Bedingungskonstellationen hervorgerufen<br />
werden können. Dadurch<br />
entwickeln die Übenden eine innere<br />
Ruhe und Gelassenheit, verbesserte<br />
Schlaf- und Erholungsfähigkeit sowie<br />
Fähigkeiten zur Stress- und Angstbewältigung.<br />
Zusätzlich zur Induktion<br />
<strong>der</strong> Entspannungsreaktion bewirkt das<br />
regelmäßige Üben auch das subjektiv<br />
zumeist angenehm konnotierte Erleben<br />
von Selbststeuerung und Selbstkontrolle.<br />
Für die Progressive Muskelentspannung<br />
ist – wie auch <strong>für</strong> die übrigen<br />
Entspannungsverfahren – charakteristisch,<br />
dass ihre Wirksamkeit erst<br />
nach einer mehr o<strong>der</strong> weniger langen<br />
Übungszeit entfaltet werden kann. Für<br />
die Dauer dieser Zeit sind die Charakteristika<br />
des jeweiligen Entspannungsverfahrens,<br />
aber auch Patienten- und<br />
Therapeuten-Variablen maßgeblich.<br />
Durch die verbesserte Selbstkontrolle<br />
kann etwa <strong>der</strong> Angstpatient einen<br />
günstigen Einfluss auf zukünftige<br />
paroxysmale Angstmanifestationen<br />
(Angstattacken) ausüben.<br />
804<br />
Während die älteren Entspannungsverfahren<br />
(Hypnose, Suggestion)<br />
vorwiegend heterosuggestiv ausgelegt<br />
waren und das Autogene Training<br />
(ab ca. 1920) versuchte, einen<br />
autosuggestiven bzw. autoinstruktiven<br />
Modus <strong>der</strong> Entspannungsinduktion zu<br />
etablieren, versuchte E. JACOBSON<br />
zeitlebens zu betonen, dass die Progressive<br />
Muskelentspannung nicht<br />
primär aus dieser Tradition entstand<br />
und dass sie nicht primär auf fremdo<strong>der</strong><br />
autosuggestiven Prozessen beruht.<br />
Die Progressive Muskelentspannung<br />
stellt in <strong>der</strong> Konzeption JACOB-<br />
SONs vielmehr ein übendes, auf das<br />
Muskelorgan gerichtetes – also muskulotropes<br />
– Verfahren dar, das auf<br />
den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit<br />
mit <strong>der</strong> Gymnastik o<strong>der</strong> sonstigen<br />
körperlichen Übungen zu haben<br />
scheint (4; 12). Das Charakteristische<br />
ist aber, dass es durch bewusst vollzogene<br />
muskuläre Übungen und<br />
muskuläre Wahrnehmungsschulung<br />
letztlich am Gesamtorganismus einen<br />
gewissen Entspannungseffekt intendiert.<br />
Das Prinzip besteht darin, dass<br />
nacheinan<strong>der</strong> verschiedene Muskelgruppen<br />
angespannt und wie<strong>der</strong> entspannt<br />
werden, wobei das übende Individuum<br />
sich auf die Wahrnehmung<br />
<strong>der</strong> Spannungsunterschiede zwischen<br />
An- und Entspannung konzentriert<br />
und dadurch eine mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
generalisierte psychophysische Entspannungsreaktion<br />
herbeiführt, an<br />
<strong>der</strong>en Zustandekommen mehrere Teilprozesse<br />
mitwirken.<br />
Merke<br />
Von an<strong>der</strong>en Entspannungsverfahren<br />
unterscheidet sich<br />
die Progressive Muskelentspannung<br />
dadurch, dass die<br />
biologisch präformierte psychophysischeEntspannungsreaktion<br />
über ein systematisches<br />
An- und Entspannen <strong>der</strong><br />
willkürlichen (quergestreiften)<br />
Körpermuskulatur erzielt wird.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Jacobsons originale Konzeption und<br />
<strong>der</strong>en spätere Abwandlung<br />
in verschiedenen Varianten<br />
Der Grundgedanke <strong>der</strong> PME basiert auf <strong>der</strong> Annahme<br />
einer engen und unlöslichen Wechselwirkung von psychisch-mentalen<br />
und (neuro-) muskulären Prozessen. Ausgangspunkt<br />
waren insbeson<strong>der</strong>e JACOBSONs Beobachtungen<br />
und Studien an Zuständen von Unruhe, Angst und<br />
Schreck, wobei es jeweils zu einer signifikanten Tonuserhöhung<br />
im muskulären System kam. Seine Behandlungsrationale<br />
ging dahin, durch eine übungsmäßig zu<br />
erlernende Beeinflussung des (neuro-) muskulären Tonus<br />
und des subjektiv erlebten Muskelentspannungsgefühls<br />
auch die Zustände <strong>der</strong> Angst und <strong>der</strong> inneren Unruhe zu<br />
verän<strong>der</strong>n (7; 12). Entsprechend arbeitete er zunächst<br />
vorwiegend mit Patienten, die ängstlich, „nervös“ o<strong>der</strong><br />
verspannt waren. Später kamen solche mit gastrointestinalen<br />
und kardiovaskulären Problemen hinzu (19).<br />
Da historische und konzeptionsgeschichtliche Aspekte in<br />
diesem Kontext nicht zu differenziert dargestellt werden<br />
können, sei <strong>der</strong> spezifisch Interessierte auf einige frühere<br />
Arbeiten des Autors (10; 12; 15) verwiesen.<br />
Faktisch ging JACOBSON so vor, dass er seinen Versuchspersonen<br />
bzw. Patienten die Grundlagen seines<br />
übenden Verfahrens erläuterte, um sie dadurch <strong>für</strong> ein<br />
Arbeitsbündnis zu gewinnen. Sie wurden dabei zunächst<br />
angehalten, den Spannungszustand in den einzelnen<br />
Muskelgruppen wahrzunehmen. Im ersten Schritt sollte<br />
dabei <strong>der</strong> Anspannungsgrad, im zweiten jeweils <strong>der</strong> komplementäre<br />
Entspannungszustand exerziert werden. Das<br />
Grundprinzip bestand darin, über das willentlich herbeigeführte<br />
Kontrasterleben zwischen angespannter und<br />
entspannter Muskulatur zu einer kontinuierlichen Reduktion<br />
<strong>der</strong> Anspannung in den einzelnen Gruppen des<br />
Bewegungsapparates zu kommen. Mit dieser Methode des<br />
aktiven Anspannens und nachfolgenden Entspannens geht<br />
implizit und parallel eine Art Wahrnehmungsschulung <strong>für</strong><br />
muskuläre Entspannungszustände einher. Dadurch wird<br />
<strong>der</strong> Patient im Laufe seiner Übungen – die im Intervall<br />
zwischen den Sitzungen auch allein durchgeführt werden<br />
sollen – befähigt, möglichst subtile und geringfügige Verspannungen<br />
einzelner Muskeln und Muskelgruppen rasch<br />
wahrzunehmen und dann entsprechend mit Entspannung<br />
darauf zu reagieren.<br />
JACOBSON ließ seine Patienten in definierten Positionen,<br />
die sich jeweils nach spezifischen Muskelgruppen<br />
orientierten, üben. Die Illustrationen seines ersten Handbuchs<br />
geben davon beredtes Zeugnis. Sobald technisch<br />
möglich, versuchte er auch, zumindest von Zeit zu Zeit die<br />
noch vorhandene „Restspannung“ apparativ zu erfassen<br />
und zu dokumentieren. Dieses Verfahren stellte an die<br />
Motivation und Kooperativität des Patienten recht hohe<br />
Ansprüche, weil er zunächst nach dem „Prinzip <strong>der</strong> mini-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Originalarbeit<br />
805<br />
Cefak-2
malen Kontraste“ verfuhr. Der geübte<br />
Patient sollte dabei in den Stand<br />
versetzt werden, möglichst bereits<br />
minimale Kontraste wahrzunehmen<br />
und die Muskulatur möglichst<br />
geringfügig anzuspannen, um ein<br />
Kontrasterlebnis zu bekommen und<br />
schließlich auch die Restspannungen<br />
noch abzubauen.<br />
Seit den 1970er Jahren setzte dann<br />
eine Neuentwicklung ein, die zu einer<br />
weitgehenden Umgestaltung <strong>der</strong> ursprünglichen<br />
Originalversion von E.<br />
JACOBSON führte. Zwei nordamerikanische<br />
Psychologie-Professoren (BERN-<br />
STEIN und BORKOVEC) entwickelten<br />
mit ihren Arbeitsgruppen an<strong>der</strong>e, primär<br />
verkürzte Varianten <strong>der</strong> ursprünglichen<br />
JACOBSON-Version und konnten<br />
diese auch in verschiedenen evaluativen<br />
Studien <strong>für</strong> bestimmte Behandlungsgruppen<br />
gut validieren. Die Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
die von BERNSTEIN und<br />
BORKOVEC ausgingen, führten allerdings<br />
nicht nur zu einer Straffung <strong>der</strong><br />
Methoden und zu einem Aufblühen<br />
immer neuer Varianten. Sie modifizierten<br />
auch das „Prinzip <strong>der</strong> minimalen<br />
Kontraste“, behielten aber das<br />
zentrale Paradigma JACOBSONs bei,<br />
nämlich dasjenige <strong>der</strong> Wechselwirkung<br />
von muskulärem Spannungszustand<br />
und gesamtorganismischer<br />
Befindlichkeit.<br />
Theoretisch wurde im Weiteren<br />
das Prinzip <strong>der</strong> minimalen Kontraste<br />
fast völlig aufgegeben und von BERN-<br />
STEIN und BORKOVEC die Methode <strong>der</strong><br />
maximalen Kontraste vorgeschlagen<br />
und propagiert. Sie gingen davon aus,<br />
dass <strong>der</strong> Entspannungseffekt umso<br />
größer ist bzw. einfacher zu erzielen<br />
ist, je stärker die unmittelbar vorhergehende<br />
aktive Anspannung einzelner<br />
Muskelgruppen gewesen ist. Im praktischen<br />
Vorgehen sind sie zudem deutlich<br />
pragmatischer als JACOBSON: Sie<br />
schlagen eine Hauptversion mit 16<br />
Übungsschritten vor, die zu Beginn<br />
des Trainings erlernt werden sollte<br />
und gegenüber <strong>der</strong> Originalversion<br />
von JACOBSON nicht nur zeitlich erheblich<br />
verkürzt ist, son<strong>der</strong>n auch teilweise<br />
an<strong>der</strong>e Muskelgruppen bein-<br />
Originalarbeit<br />
haltet und einen verän<strong>der</strong>ten Übungsablauf<br />
impliziert. Sobald <strong>der</strong> Proband<br />
diese Übungen kennt und weitgehend<br />
beherrscht, besteht zudem die Möglichkeit,<br />
zu einer nochmals gestrafften,<br />
jetzt 7 Übungsschritte umfassenden<br />
Variante überzugehen. Während<br />
die 16-Schritt-Version noch ca. 30<br />
Minuten Übungszeit beansprucht, genügen<br />
in <strong>der</strong> 7-Schritt-Version ganze<br />
15-20 Minuten. Außerdem existieren<br />
nochmals verkürzte Übungsvarianten,<br />
die bei 4-5 Übungsschritten nur noch<br />
etwa 10 Minuten dauern, wenn <strong>der</strong><br />
Patient genügend trainiert ist.<br />
Diese Vorschläge von BERNSTEIN<br />
und BORKOVEC haben international<br />
eine große Resonanz und Akzeptanz<br />
gefunden und – in Verbindung mit <strong>der</strong><br />
aufstrebenden Verhaltenstherapie/<br />
Verhaltensmedizin – wesentlich zur<br />
eingangs beschriebenen Entwicklung<br />
einer immer breiteren Anwendung <strong>der</strong><br />
PME beigetragen. Es gab im Zuge<br />
dieser Entwicklung noch weitere Erneuerungen,<br />
welche nicht nur die<br />
Anzahl <strong>der</strong> real praktizierten Varianten<br />
nochmals vermehrte, son<strong>der</strong>n teilweise<br />
auch in geradezu eklektizistischer<br />
Manier zur Aufnahme von<br />
Atemformeln, Ruhesuggestion und<br />
insbeson<strong>der</strong>e praktischen Elementen<br />
führte. Dadurch ist die reale Praxis <strong>der</strong><br />
PME heute und im internationalen<br />
Vergleich nicht nur erheblich variantenreicher<br />
geworden, sie hat sich auch<br />
von ursprünglichen Konzepten<br />
JACOBSONs teilweise entfernt. Entsprechend<br />
werden diese Varianten häufig<br />
unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Progressive<br />
Muskelrelaxation nach JACOBSON“<br />
zusammengefasst.<br />
Grundcharakteristika <strong>der</strong><br />
Progressiven Muskelrelaxation<br />
Gerade angesichts verschiedener historischer<br />
„Paradigmenwechsel“ und<br />
<strong>der</strong> Kontamination mit Formen und<br />
Elementen an<strong>der</strong>er Verfahren erscheint<br />
es zusammenfassend wichtig,<br />
806<br />
die Hauptcharakteristika <strong>der</strong> Progressiven<br />
Muskelrelaxation in ihrer aktuellen<br />
Standardversion, <strong>der</strong>jenigen<br />
nach BERNSTEIN und BORKOVEC, wie<br />
folgt zusammenzufassen:<br />
1. Die PME beruht auf dem Prinzip<br />
<strong>der</strong> Kontrastwahrnehmung von<br />
Unterschieden <strong>der</strong> (Skelett-) Muskelspannung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e des<br />
Kontrasts zwischen <strong>der</strong> Anspannung<br />
und <strong>der</strong> konsekutiven Entspannung.<br />
2. Im Laufe eines definierten sukzessiven<br />
bzw. progressiven Vorgehens<br />
werden die wichtigsten Muskelgruppen<br />
<strong>der</strong> größeren Körperregionen<br />
angespannt und wie<strong>der</strong><br />
entspannt.<br />
3. Dadurch kommt es zu einer (gewollten)<br />
Wahrnehmungsschulung<br />
<strong>für</strong> Tonusdifferenzen, welche das<br />
Individuum zusätzlich in die Lage<br />
versetzen soll, etwaige Verspannungszustände<br />
frühzeitig zu erkennen.<br />
4. Praktiziert wird die Methode <strong>der</strong><br />
maximalen Kontraste (aber unterhalb<br />
<strong>der</strong> Schmerzgrenze).<br />
5. Die Fähigkeit, sich zu entspannen,<br />
wird als eine erlernbare Eigenschaft<br />
des Individuums verstanden;<br />
wie an<strong>der</strong>e Fähigkeiten kann<br />
auch diese durch Lernen und durch<br />
Übungen verbessert werden.<br />
6. Die Anspannung wird genutzt, um<br />
letztlich möglichst weitgehende<br />
Entspannung <strong>der</strong> Muskulatur zu<br />
erreichen. Davon wird eine gesamtorganismische<br />
Wirkung erwartet,<br />
die sich auch auf mentale<br />
und psychische Prozesse erstreckt.<br />
7. Die einzelnen Übungsschritte <strong>der</strong><br />
16-Schritt-Version beginnen an<br />
den Extremitäten mit <strong>der</strong> dominanten<br />
Seite und gehen zur nicht<br />
dominanten über. Mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Übung kann die Zahl <strong>der</strong><br />
simultan angespannten Muskelgruppen<br />
erweitert werden.<br />
8. Nach wie vor versteht sich die<br />
PME als übendes, selbst instruktives<br />
und aktives Verfahren. Suggestive<br />
o<strong>der</strong> gar hypnotische<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Mechanismen werden nicht primär<br />
angestrebt und als methodenfremd<br />
erachtet. Allerdings wird zunehmend<br />
eine meditative o<strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />
imaginative Phase angeschlossen.<br />
Hinweis<br />
Der zweite Teil dieser Arbeit, <strong>der</strong> im<br />
kommenden Heft erscheinen wird,<br />
befasst sich mit den pragmatischen<br />
und indikativen Aspekten <strong>der</strong> Progressiven<br />
Muskelentspannung.<br />
Literatur<br />
1. Bernstein, D.A., Th. D. Borkovec: Entspannungs-Training.<br />
Handbuch <strong>der</strong> Progressiven<br />
Muskelentspannung. 4. Aufl. J.<br />
Pfeiffer, München 1987<br />
2. Feiereis, H.: Übende Verfahren. In: Stephan<br />
Ahrens (Hrsg.): Lehrbuch <strong>der</strong> Psychotherapeutischen<br />
Medizin. Schattauer Verlag,<br />
Stuttgart/New York 1997, S. 77-80<br />
3. Grawe, K., R. Donati, F. Bernauer: Psychotherapie<br />
im Wandel. Von <strong>der</strong> Konfession<br />
zur Profession. Hogrefe, Göttingen 1994<br />
4. Gröninger, S., J. Stade-Gröninger: Progressive<br />
Relaxation. Indikation, Anwendung,<br />
Forschung, Honorierung. J. Pfeiffer, München<br />
1996<br />
5. Haring, C.: Hypnose und autogenes Training.<br />
In: H.J. Möller (Hrsg.): Therapie<br />
psychiatrischer Erkrankungen. Ferdinand<br />
Enke Verlag. Stuttgart 1993. S. 23-31<br />
6. Hoffmann, B.: Handbuch des autogenen<br />
Trainings. Grundlagen, Technik, Anwendung.<br />
Deutscher Taschenbuch Verlag, 10.<br />
Aufl. 1992<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Originalarbeit<br />
7. Jacobson, E.: Progressive relaxation. University<br />
of Chicago, III. University of Chicago<br />
Press. (1. Edition 1929, 2. Edition<br />
1938)<br />
8. Jacobson, E.: You must relax. Mc. Graw-<br />
Hill, New York 1934<br />
9. Jacobson, E.: Entspannung als Therapie.<br />
Pfeiffer, München 1991<br />
10. Kohl, F.: Der lange Weg zur Entdeckung<br />
des EEG beim Menschen. Hans Berger<br />
(1873-1941). In: Psycho 20 (1994), 177-<br />
180<br />
11. Kohl, F.: James Braid (1795-1860): Der<br />
Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hypnoselehre und -therapie<br />
wurde vor 200 Jahren geboren. Psychotherapeut<br />
1996, 41: 151-155<br />
12. Kohl, F.: Die „Progressive Muskelrelaxation“<br />
nach Jacobson – methodischer Ansatz,<br />
konzeptionelle Entwicklungen und<br />
Grundzüge <strong>der</strong> gegenwärtigen Anwendungspraxis.<br />
Krankenhauspsychiatrie 8<br />
(1997) 189-193<br />
13. Kohl, F.: Alternative Schmerztherapie.<br />
Heilberufe 49 (1997), 16-17<br />
14. Kohl, F.: Aspekte <strong>der</strong> Ethik und Qualitätssicherung<br />
bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Progressiven<br />
Muskelentspannung (PME) nach<br />
E. Jacobson. In: Spektrum <strong>der</strong> Psychiatrie,<br />
Psychotherapie und Nervenheilkunde 4<br />
(1999), S. 105-107<br />
15. Kohl, F.: Entspannungsverfahren in <strong>der</strong><br />
Medizin. Zur Geschichte und Entwicklung<br />
ihrer wichtigsten Konzepte und Anwendungsmethoden.<br />
Fundamenta Psychiatrica<br />
1999; 13: 180-184<br />
16. Kohl, F.: Die Progressive Muskelentspannung<br />
nach Jacobson – Indikationen,<br />
Kontraindikationen und Differentialindikationen<br />
gegenüber an<strong>der</strong>en Entspannungsverfahren<br />
(in Vorber.)<br />
17. Linden, M.: Entspannungstraining. In:<br />
Linden M., Hautzinger M. (Hrsg.): Verhaltenstherapie.<br />
Berlin, Springer 1993, 135-<br />
138<br />
809<br />
18. Ohm, D.: Progressive Relaxation. Tiefmuskelentspannung<br />
nach Jacobson. Einführung<br />
und Übungen. Kombinationsmöglichkeiten<br />
mit dem Autogenen Training.<br />
Thieme, Stuttgart 1992<br />
19. Ohm, D.: Entspannungsverfahren in <strong>der</strong><br />
kardiologischen Rehabilitation.<br />
Praxis <strong>der</strong> Klinischen Verhaltensmedizin und<br />
Rehabilitation, Heft 20, Dezember 1992, S.<br />
286-293<br />
20. Sulz, S.: Entspannungsverfahren: Progressive<br />
Muskelrelaxation nach Jacobson.<br />
Fundamenta Psychiatrica 1995; 9: 25-31<br />
21. Wahl, R., F. Kohl: Entspannungsverfahren<br />
bei Angsterkrankungen. In: Kasper, S., H.<br />
Möller (Hrsg.): Angst- und Panikerkrankungen.<br />
G. Fischer, Jena 1995<br />
Dr. med. F. Kohl<br />
Facharzt <strong>für</strong> Neurologie, Psychiatrie<br />
und Psychotherapie<br />
Facharzt <strong>für</strong> Psychotherapeutische<br />
Medizin, Spezielle Schmerztherapie/<br />
Rehabilitationswesen<br />
Schillerstraße 18<br />
79102 Freiburg i.Br.
Kommentar zum Artikel<br />
Dem Verfasser ist zu danken, dass er<br />
die Entwicklung <strong>der</strong> Progressiven<br />
Muskelentspannung nach Jacobson<br />
in diesem Rahmen vorstellt. Die Veröffentlichung<br />
<strong>der</strong>artiger Beiträge in<br />
unserer Zeitschrift ist eigentlich auch<br />
ein kleiner „Paradigmenwechsel“ (sofern<br />
man diesen Terminus – <strong>der</strong> ja<br />
schon inflationär, gleichsam bei <strong>der</strong><br />
Einführung neuer Jogurtmarken gebraucht<br />
wird – noch gebrauchen<br />
mag). Zeigt er uns doch deutlich,<br />
dass wir uns nicht mehr nur mit sensationellen<br />
neuen Methoden und Erkenntnissen<br />
aus <strong>der</strong> Tiefe des Grundsystems<br />
o<strong>der</strong> einer nur quantenphysikalisch<br />
zu beschreibenden Dimension<br />
zu befassen haben, son<strong>der</strong>n<br />
mit außerordentlich individuellen,<br />
aber doch gegenständlichen, patientengerichteten<br />
Problemen und Methoden.<br />
Originalarbeit<br />
Es wäre denn doch ein grober –<br />
wenn auch aus <strong>der</strong> Sicht des „Abendlän<strong>der</strong>s“<br />
verständlicher – Fehler,<br />
wenn wir als naturheilkundliche o<strong>der</strong><br />
regulationsmedizinisch tätige <strong>Ärzte</strong><br />
den aristotelisch verordneten und<br />
römisch-katholisch perpetuierten<br />
Leib-Seele-Dualismus weiterführen<br />
und, geradewegs am Muskel- und<br />
Skelettsystem vorbei, ausschließlich<br />
ins Grundsystem o<strong>der</strong> womöglich in<br />
„die Aura“ verlagern würden.<br />
Es tut in diesem Zusammenhang<br />
sicher gut, dass einmal mehr darauf<br />
aufmerksam gemacht wird, dass Arbeit<br />
am und mit dem leiblichen Körper<br />
des Patienten auch eine ärztliche<br />
Aufgabe ist, nicht „nur“ eine Delegationsleistung<br />
<strong>für</strong> den Physiotherapeuten;<br />
aber auch, dass die Selbstverantwortung<br />
(durch Selbstwahrnehmung)<br />
des Patienten eine erst-<br />
810<br />
rangige Rolle spielt. lmmerhin ist bemerkenswert,<br />
dass <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong><br />
Blick über den eigenen „Gartenzaun“<br />
hin zu „meditativen“ und/o<strong>der</strong> „imaginativen“<br />
Zusatztechniken nicht erspart<br />
bleibt.<br />
Die Zukunft scheint auch hier erst<br />
angebrochen und wir dürfen gespannt<br />
sein, welche Verän<strong>der</strong>ungen<br />
und Modifikationen die verschiedenen<br />
Verfahren zur inneren bzw.<br />
äußeren Korrektur (von Yoga über<br />
autogenes Training bis zur Technik<br />
nach Alexan<strong>der</strong> o<strong>der</strong> eben Jacobson)<br />
noch erleben werden.<br />
Dr. med. O. Kuhnke<br />
Vorstandsmitglied des ZÄN<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Originalarbeit<br />
Anwendung rationaler Phytopharmaka<br />
in <strong>der</strong> täglichen Praxis<br />
D. Loew<br />
Arzneipflanzen zählen zu den ältesten Heilmitteln. Diesen traditionell und empirisch<br />
angewendeten Arzneipflanzen stehen sog. rationale Phytopharmaka gegenüber.<br />
Von ihnen liegen Unterlagen zur Qualität, klinischen Wirksamkeit und<br />
Unbedenklichkeit entsprechend aktuellem Wissensstand vor. Da es sich um spezial<br />
hergestellte Extrakte handelt, ergibt sich zwangsläufig das Problem <strong>der</strong><br />
Gleichwertigkeit. Zur Austauschbarkeit sind Nachweis <strong>der</strong> pharmazeutischen, biopharmazeutischen<br />
Qualität, <strong>der</strong> Bioäquivalenz anhand von pharmakokinetischen<br />
Daten bzw. Bioassays o<strong>der</strong> präparatespezifische Studien zur klinischen Wirksamkeit<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Am Beispiel von standardisierten Crataegus- und Ginkgobiloba-Extrakten<br />
werden pharmakologische Wirkungen und klinische Wirksamkeit<br />
bei chronischer Herzinsuffizienz NYHA II und Alzheimer Demenz als Alternative<br />
zu chemisch definierten Präparaten aufgezeigt.<br />
Schlüsselwörter: Phytotherapie, Phytopharmakon, Arzneimittel (pflanzliche),<br />
Ginkgo biloba, Crataegus<br />
Medicinal herbs are some of the oldest remedies in human medicine. The socalled<br />
rational phytopharmaceuticals have been <strong>der</strong>ived from these traditional<br />
remedies whose applications were predominated by empirical means. Rational<br />
phytopharmaceuticals are characterised by the currently available evidence<br />
regards their quality, clinical efficacy, and safety. Since these preparations are<br />
specially prepared extracts there is the issue of equivalence to the original<br />
herb(s). The pharmaceutical and bio-pharmaceutical quality and bio-equivalence<br />
of the preparations must be documented by means of pharmacokinetic data,<br />
bioassays or specialised efficacy studies in or<strong>der</strong> to document the equivalence of<br />
herb and preparation. The pharmacological effects and clinical efficacy of standardised<br />
Crataegus and Ginkgo biloba extracts in chronic cardiac insufficiency,<br />
NYHA II, and Alzheimer dementia patients were investigated in this study to<br />
demonstrate that these preparations are suitable alternatives to chemicallydefined<br />
preparations.<br />
Key words: Phytotherapy, phytopharmaceuticals, plant-<strong>der</strong>ived drugs, Ginkgo<br />
biloba, Crataegus<br />
Las plantas medicinales figuran entre los medicamentos más antiguos. A estas<br />
plantas medicinales, de aplicación tradicional y empírica, se oponen los llamados<br />
psicofármacos racionales. Sobre estos existe una documentación en relación a la<br />
calidad, la eficiencia clínica y a la compatibilidad de acuerdo al estado actual del<br />
conocimiento. Tratándose de extractos especialmente producidos, surge inevitablemente<br />
el problema de la equivalencia. Para la intercambiabilidad se necesita<br />
la comprobación de la calidad farmacéutica y biofarmacéutica, de la bioequivalencia,<br />
en base a datos farmacoquinéticos o bioensayos, resp., o estudios<br />
específicos sobre la eficiencia de los respectivos preparados. A través del<br />
ejemplo de extractos de oxiacanta y gingko biloba estandarizados, se muestran<br />
los efectos farmacológios y la eficiencia clínica en casos de insuficiencia cardiovascular<br />
crónica NYHA II y enfermedad de Alzheimer como alternativa a los preparados<br />
químicamente definidos.<br />
Términos claves: Psicoterapia, fitofármaco, medicamentos vegetales, gingko<br />
biloba, oxiacanta<br />
812<br />
Einleitung<br />
Die Anwendung von Pflanzen bzw.<br />
Pflanzenteilen zur Behandlung von<br />
Krankheitszuständen findet sich seit<br />
Jahrtausenden in den unterschiedlichsten<br />
Kulturen. Dabei wurden<br />
pflanzliche Heilmittel zunächst nach<br />
dem Prinzip <strong>der</strong> Erfahrung angewendet.<br />
Was sich in <strong>der</strong> Therapie bewährte,<br />
wurde in den sich ständig vergrößernden<br />
Arzneimittelfundus aufgenommen<br />
und fortgeschrieben (trial<br />
and error). In Rezeptarien, Medikamentarien<br />
und Kräuterbüchern wurden<br />
Wirkungen, Anwendungsgebiete<br />
und mitunter Darreichungsformen<br />
zum Teil präzise beschrieben. In dieser<br />
Tradition werden auch heute noch<br />
vielfach pflanzliche Präparate angewandt,<br />
<strong>der</strong>en Nutzen lediglich auf<br />
Empirie und langer Tradition beruht.<br />
<strong>Ärzte</strong>, kritische Patienten, Krankenkassen<br />
und Zulassungsbehörden<br />
verlangen heute mit Recht wissenschaftliche<br />
Belege zur Qualität, klinischen<br />
Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />
von Phytopharmaka. Für pflanzliche<br />
Arzneimittel mit solchen wissenschaftlichen<br />
Belegen wurde zwecks<br />
Präzisierung und Abgrenzung zur reinen<br />
Erfahrungsmedizin <strong>der</strong> Ausdruck<br />
„rationale Phytopharmaka“ geprägt.<br />
Definition rationaler<br />
Phytopharmaka<br />
Rationale Phytopharmaka sind Arzneimittel<br />
pflanzlicher Herkunft, <strong>für</strong><br />
die mit den anerkannten wissenschaftlichen<br />
Methoden <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong><br />
pharmazeutischen Qualität sowie <strong>der</strong><br />
therapeutischen Wirksamkeit und<br />
Unbedenklichkeit erbracht wurde. Sie<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
stehen insofern gleichrangig neben<br />
chemisch definierten Arzneimitteln<br />
(14).<br />
Als Wirkstoffe enthalten rationale<br />
Phytopharmaka im Unterschied zu<br />
chemisch definierten Substanzen und<br />
isolierten, chemisch identifizierten<br />
pflanzlichen Reinstoffen (z.B. Digoxin)<br />
pflanzliche Zubereitungen, vorwiegend<br />
standardisierte und/o<strong>der</strong> normierte<br />
Extrakte. Enthält ein Phytopharmakon<br />
als Wirkstoff einen Extrakt<br />
aus einem o<strong>der</strong> mehreren Drogenteilen<br />
<strong>der</strong>selben Arzneipflanze,<br />
wird es als Monopräparat deklariert.<br />
Der Extrakt ist in seiner Gesamtheit<br />
<strong>der</strong> Wirkstoff. Dagegen enthält ein<br />
pflanzliches Kombinationspräparat<br />
mehrere Kombinationspartner aus<br />
verschiedenen Arzneipflanzen in<br />
Extraktform. Rationale Phytopharmaka<br />
werden in den üblichen Zubereitungsformen<br />
angeboten und kommen<br />
nach den Regeln <strong>der</strong> wissen-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 8 (1999)<br />
Originalarbeit<br />
schaftlich vorgehenden Medizin bei<br />
bestimmten Indikationen und in definierten<br />
Dosierungen zur Anwendung.<br />
Äquivalenz rationaler<br />
Phytopharmaka<br />
Ein spezielles Problem bei <strong>der</strong> Beurteilung<br />
von Arzneimitteln aus pflanzlichen<br />
Zubereitungen stellt die Äquivalenz<br />
hinsichtlich klinischer Wirksamkeit<br />
und möglicher Nebenwirkungen<br />
dar. Extrakte sind komplex<br />
zusammengesetzte Vielstoffgemische,<br />
<strong>der</strong>en Vergleichbarkeit von verschiedenen<br />
Faktoren abhängt (14). Dazu<br />
gehören neben <strong>der</strong> exakten Definition<br />
<strong>der</strong> Pflanze bzw. Pflanzenteile die aufgrund<br />
<strong>der</strong> natürlichen Gewinnung<br />
schwankenden Wirkstoffkonzentrationen,<br />
die durch eine geeignete Standardisierung<br />
ausgeglichen werden müssen.<br />
Auch die Art des Extraktions-<br />
ratiopharm<br />
813<br />
mittels sowie die genaue Deklaration<br />
des Droge-Extrakt-Verhältnisses<br />
(DEV) und <strong>der</strong> Wirkstoffmenge einschließlich<br />
definierter Leitsubstanzen<br />
sind <strong>für</strong> die gleich bleibenden Eigenschaften<br />
des pflanzlichen Arzneimittels<br />
und damit <strong>für</strong> die pharmazeutische<br />
Äquivalenz von Bedeutung. Eine<br />
regelmäßige Kontrolle <strong>der</strong> genannten<br />
Kriterien beim Hersteller muss durch<br />
ein zuverlässiges Qualitätsmanagement<br />
sichergestellt sein. Schon aus<br />
diesen Gründen können die wissenschaftlichen<br />
Belege <strong>für</strong> einen bestimmten<br />
standardisierten Extrakt<br />
nicht ohne weiteres auf Extrakte an<strong>der</strong>er<br />
Hersteller übertragen werden.<br />
Die pharmazeutische Äquivalenz<br />
ist insbeson<strong>der</strong>e auch unter Sicherheitsaspekten<br />
von erheblicher Bedeutung.<br />
In jüngster Zeit wurde in <strong>der</strong><br />
Fachliteratur über mehrere bekannt<br />
gewordene Fälle berichtet, in denen es<br />
durch kontaminierte Präparate pflanz-
licher Herkunft zu ernsthaften medizinischen<br />
Problemen gekommen war<br />
(1). So traten z.B. durch Beimischung<br />
entsprechen<strong>der</strong> Pflanzenteile in einem<br />
pflanzlichen Mischpräparat schwerwiegende<br />
Digitalisintoxikationen auf<br />
(17). In einem an<strong>der</strong>en Fall kam es zu<br />
einer chronischen Bleivergiftung<br />
durch Einnahme eines kontaminierten<br />
pflanzlichen „Diabetes-Präparates“<br />
(2). Wie diese aktuellen Beispiele<br />
zeigen, können bei <strong>der</strong> Anwendung<br />
von an sich gut verträglichen Phytopharmaka<br />
klinisch relevante Sicherheitsprobleme<br />
auftreten, wenn die<br />
pharmazeutische Qualität nicht gewährleistet<br />
ist. Auch bei biopharmazeutischer<br />
Äquivalenz von Pflanzenextrakten<br />
ist zusätzlich <strong>der</strong> Nachweis<br />
<strong>der</strong> Bioäquivalenz <strong>der</strong> daraus hergestellten<br />
Medikamente anhand pharmakokinetischer<br />
und pharmakodynamischer<br />
Parameter bzw. Bioassays erfor<strong>der</strong>lich,<br />
da z.B. die galenische Zubereitung<br />
erhebliche Auswirkungen<br />
auf Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />
haben kann. Deshalb ist als weitere<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> eine nachgewiesene<br />
Äquivalenz ein direkter Wirkungsund<br />
Nebenwirkungsvergleich anhand<br />
von klinischen Studien wünschenswert.<br />
Diese Bedingung kann jedoch –<br />
schon aus ethischen Gründen – nicht<br />
regelmäßig erfüllt werden. Jedoch<br />
sollten klinische Wirksamkeit und<br />
Verträglichkeit <strong>für</strong> jedes aus einem<br />
standardisierten Extrakt hergestellte<br />
Arzneimittel durch eigene klinische<br />
Prüfungen belegt sein.<br />
Beispiele <strong>für</strong> rationale<br />
Phytopharmaka<br />
Der wissenschaftliche Erkenntnisstand<br />
bei den verschiedenen angebotenen<br />
pflanzlichen Arzneimitteln ist zur<br />
Zeit noch sehr unterschiedlich. Bei einigen<br />
Phytopharmaka kann aufgrund<br />
<strong>der</strong> durchgeführten Untersuchungen<br />
* Crataegutt ® novo 450, Hersteller: Dr. Willmar<br />
Schwabe GmbH & Co., Karlsruhe<br />
** Faros ®300/600, Hersteller: Lichtwer Pharma<br />
AG, Berlin<br />
Originalarbeit<br />
und des daraus resultierenden wissenschaftlichen<br />
Nachweismaterials bereits<br />
von rationalen Phytopharmaka<br />
gesprochen werden. Beispielhaft sollen<br />
hier die Erkenntnisse zu Arzneimitteln<br />
aus Crataegus (Weißdorn) und<br />
Ginkgo biloba dargestellt werden.<br />
BEISPIEL 1:<br />
Extrakte aus Crataegus<br />
bei Herzinsuffizienz<br />
Crataegus-Extrakte werden seit langem<br />
zur Behandlung von Patienten<br />
mit chronischer Herzinsuffizienz eingesetzt.<br />
Das wissenschaftliche Erkenntnismaterial<br />
zu aus Blättern mit<br />
Blüten des Weißdorns (Crataegi<br />
folium cum flore) hergestellten standardisierten<br />
Extrakten wurde gutachterlich<br />
bewertet und in Form einer<br />
Monografie im Bundesanzeiger veröffentlicht<br />
(15). Zahlreiche Ergebnisse<br />
aus experimentellen Untersuchungen<br />
und klinischen Studien liegen <strong>für</strong><br />
den Crataegus-Spezialextrakt WS<br />
1442* (im Folgenden als Beispiel<br />
beschrieben) und LI 132** vor.<br />
Crataegus-Spezialextrakt WS 1442<br />
Bei diesem handelt es sich um einen<br />
45%igen wässrig-ethanolischen Crataegus-Extrakt,<br />
standardisiert auf<br />
18,75% oligomere Procyanidine. Die<br />
pharmakologischen Wirkungen dieses<br />
Extraktes konnten in zahlreichen experimentellen<br />
Untersuchungen herausgearbeitet<br />
werden (14).<br />
So wurden kardioprotektive Effekte<br />
von WS 1442 in einem Ischämieund<br />
Reperfusionsmodell bei <strong>der</strong> Ratte<br />
demonstriert (9). Dabei führte die<br />
orale Vorbehandlung mit WS 1442 in<br />
einer Dosierung von 100 mg/kg KG<br />
zu einer statistisch signifikanten Vermin<strong>der</strong>ung<br />
von reperfusionsbedingter<br />
Mortalität, hypotensiver Krise und<br />
Kammerflimmern sowie zu einer<br />
deutlichen Reduktion von Inzidenz<br />
und Dauer <strong>der</strong> Kammertachykardie.<br />
Weiterführende Untersuchungen<br />
(4) zur Identifizierung <strong>der</strong> Wirkkom-<br />
814<br />
ponenten und <strong>der</strong> Charakterisierung<br />
<strong>der</strong> Wirkmechanismen zeigten, dass<br />
die oligomeren Procyanidine (OPC)<br />
wichtige, aktive Inhaltsstoffe von WS<br />
1442 darstellen. Nach <strong>der</strong> oralen Vorbehandlung<br />
von Ratten mit 20<br />
mg/kg/d einer OPC-reichen Subfraktion<br />
des <strong>Gesamte</strong>xtraktes wurden ähnliche<br />
protektive Eigenschaften im<br />
Ischämie-Reperfusionsmodell beobachtet,<br />
wie sie nach <strong>der</strong> Gabe des <strong>Gesamte</strong>xtraktes<br />
WS 1442 in einer Dosierung<br />
von 100 mg/kg/d beobachtet<br />
worden waren. Auch in den Untersuchungen<br />
zu den Wirkmechanismen<br />
zeigten sich mit <strong>der</strong> OPC-reichen Subfraktion<br />
ausgeprägtere Radikalfängereigenschaften<br />
und eine potentere<br />
Hemmwirkung auf die humane neutrophile<br />
Elastase. Beide Mechanismen<br />
sind sehr wahrscheinlich <strong>für</strong> die gezeigten<br />
kardialen Wirkungen von Bedeutung.<br />
An nach Herztransplantation gewonnenem<br />
menschlichem Herzmuskelgewebe<br />
schwer herzinsuffizienter<br />
Patienten konnte gezeigt werden, dass<br />
WS 1442 selbst am schwerstgradig<br />
insuffizienten Myokard die Kontraktionskraft<br />
steigert (3). Die Untersuchungen<br />
ergaben, dass die positiv<br />
inotrope Wirkung unabhängig von<br />
einer Aktivierung <strong>der</strong> Adenylatzyklase<br />
war und möglicherweise über eine<br />
Blockade <strong>der</strong> Na+/K+-ATPase vermittelt<br />
wird.<br />
Klinische Wirksamkeit von<br />
Crataegus-Spezialextrakt WS 1442<br />
bei herzinsuffizienten Patienten<br />
Zum Nachweis <strong>der</strong> Wirksamkeit von<br />
standardisierten Crataegus-Spezialextrakten<br />
entsprechend den aktuellen<br />
methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen wurden<br />
kontrollierte klinische Prüfungen bei<br />
Patienten mit Herzinsuffizienz durchgeführt.<br />
Dabei wurde die Wirkung auf<br />
klinisch relevante Parameter (z.B.<br />
Herzleistung) sowie auf definierte<br />
subjektive Symptome untersucht.<br />
In einer doppelblinden, plazebokontrollierten<br />
klinischen Studie mit 30<br />
herzinsuffizienten Patienten im Stadium<br />
II nach NYHA wurde die Wir-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
kung von Crataegus-Spezialextrakt<br />
WS 1442 auf die Herzarbeit geprüft<br />
(11). Hauptzielgröße war die Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Druckfrequenzprodukt-<br />
Differenz [DFP = systolischer Blutdruck<br />
x (Herzfrequenz/100), Differenz<br />
bei 50 W Belastung vs. Ruhe]<br />
unter <strong>der</strong> Therapie. Eine Abnahme<br />
dieses Parameters entspricht einer<br />
Ökonomisierung <strong>der</strong> Herzleistung.<br />
Unter WS 1442 nahm die DFP-<br />
Differenz kontinuierlich ab und lag<br />
nach acht Wochen Behandlung statistisch<br />
signifikant unter <strong>der</strong> DFP-<br />
Differenz <strong>der</strong> Plazebogruppe (p <<br />
0,05). Auch die Zunahme <strong>der</strong> Herzfrequenz<br />
<strong>für</strong> alle Belastungsstufen<br />
wurde in <strong>der</strong> Verumgruppe im Therapieverlauf<br />
geringer, während unter<br />
Plazebobehandlung keine Verän<strong>der</strong>ung<br />
eintrat. Neben den objektiven<br />
Parametern zur Herzleistung wurde<br />
auch die Besserung <strong>der</strong> Beschwerden<br />
mithilfe <strong>der</strong> Beschwerdeliste nach<br />
VON ZERSSEN (22) (B-L-Gesamtscore)<br />
erfasst. Unter WS 1442 nahm <strong>der</strong> mediane<br />
Gesamtscore im Therapieverlauf<br />
mit einem Rückgang von 38 auf<br />
21,5 deutlicher ab als unter Plazebo<br />
mit 31 auf 27. Die Verträglichkeit war<br />
in beiden Gruppen sehr gut.<br />
Eine weitere plazebokontrollierte<br />
Doppelblindstudie zur Wirksamkeit<br />
Abb. 1: Mittlere Abnahme <strong>der</strong> Druckfrequenzprodukt-<br />
Differenz (= Ökonomisierung <strong>der</strong> Herzarbeit) nach<br />
Therapie mit Crataegus-Spezialextrakt WS 1442<br />
(Differenz zwischen Aufnahme und Therapiebeginn bzw.<br />
zwischen Aufnahme und Ende <strong>der</strong> achtwöchigen<br />
Therapie; Erläuterungen siehe Text)<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Originalarbeit<br />
von Crataegus-Spezialextrakt WS<br />
1442 wurde multizentrisch mit 136<br />
herzinsuffizienten Patienten im Stadium<br />
NYHA II durchgeführt (18).<br />
Auch in dieser Studie ließ sich anhand<br />
<strong>der</strong> Druckfrequenzprodukt-Differenz<br />
eine deutliche Verbesserung <strong>der</strong> Herzleistung<br />
in <strong>der</strong> Verumgruppe nachweisen,<br />
während in <strong>der</strong> Plazebogruppe<br />
eine progrediente Verschlechterung zu<br />
verzeichnen war (Abb. 1). Der Therapiegruppenunterschied<br />
nach acht<br />
Wochen Behandlung war auch hier<br />
statistisch signifikant (p = 0,018). Das<br />
positive Ergebnis <strong>für</strong> den objektiven<br />
Wirksamkeitsparameter wurde durch<br />
die subjektive Bewertung <strong>der</strong> Patienten<br />
hinsichtlich ihrer Hauptbeschwerden<br />
bestätigt. Unter <strong>der</strong> Behandlung<br />
mit WS 1442 zeigte sich eine<br />
deutliche und im Vergleich zu Plazebo<br />
statistisch signifikant überlegene Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Hauptbeschwerden (p =<br />
0,05) wie z.B. eingeschränkte Belastbarkeit,<br />
Kurzatmigkeit, Knöchelödeme<br />
o<strong>der</strong> Nykturie (Abb. 2). Darüber<br />
hinaus führte die aktive Therapie<br />
im Vergleich zu Plazebo im<br />
Patientenurteil zu einer erhöhten<br />
Lebensqualität durch positive Än<strong>der</strong>ungen<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> erfassten diesbezüglichen<br />
Merkmale (Leistungsfähigkeit,<br />
Symptombelastung, Ge-<br />
815<br />
nuss- und Entspannungsfähigkeit,<br />
Stimmung, Kontaktvermögen, Zugehörigkeitsgefühl).<br />
Die Verträglichkeit<br />
von WS 1442 war wie<strong>der</strong>um sehr gut.<br />
Behandlung <strong>der</strong> Herzinsuffizienz<br />
mit Crataegus-Extrakten<br />
Therapieziele bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong><br />
Herzinsuffizienz sind die Senkung <strong>der</strong><br />
Vor- und Nachlast sowie die Normalisierung<br />
<strong>der</strong> kompensatorisch übersteuerten<br />
neurohumoralen Aktivität<br />
des Sympathikus und des Renin-<br />
Angiotensin-Systems, Verbesserung<br />
bzw. Normalisierung <strong>der</strong> Pumpfunktion<br />
des Herzens und damit <strong>der</strong><br />
Perfusion lebenswichtiger Organe,<br />
Verhin<strong>der</strong>ung des Fortschreitens in<br />
prognostisch ungünstige Stadien,<br />
Reduktion <strong>der</strong> Morbidität, verbesserte<br />
Lebensqualität und verlängerte Überlebenszeit<br />
(14).<br />
Die <strong>für</strong> Crataegus-Spezialextrakt<br />
WS 1442 nachgewiesenen Verbesserungen<br />
objektiver kardialer Leistungsparameter<br />
und subjektiver Symptome<br />
stehen in Übereinstimmung mit diesen<br />
Therapiezielen und belegen den Nutzen<br />
<strong>der</strong> Anwendung von Crataegus in<br />
<strong>der</strong> Therapie <strong>der</strong> chronischen Herzinsuffizienz<br />
im Stadium II nach<br />
NYHA. Die experimentellen und klinischen<br />
Befunde zur pharmakologi-<br />
Abb. 2: Verän<strong>der</strong>ung (Prozent <strong>der</strong> Patienten) <strong>der</strong> Hauptbeschwerden<br />
im Vergleich zur Ausgangslage nach achtwöchiger<br />
Therapie mit Crataegus-Spezialextrakt WS<br />
1442 bzw. Plazebo (Erläuterungen siehe Text)
schen Wirkung und klinischen Wirksamkeit<br />
konnten in ähnlicher Form<br />
auch <strong>für</strong> einen an<strong>der</strong>en auf Flavonoide<br />
standardisierten Crataegus-Extrakt<br />
mit <strong>der</strong> Bezeichnung LI 132 gezeigt<br />
werden (12, 13).<br />
Eine Übersicht über die Wirkungen<br />
standardisierter Crataegus-Extrakte<br />
im Vergleich zu an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong><br />
Therapie <strong>der</strong> Herzinsuffizienz angewendeten<br />
Wirkstoffen zeigt Tabelle 1.<br />
Dabei ist insbeson<strong>der</strong>e das günstige<br />
Risikoprofil von Crataegus bemerkenswert.<br />
Wenn auch Ergebnisse von<br />
Langzeitstudien mit ausreichend großen<br />
Patientenzahlen zum Nachweis<br />
<strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Überlebenszeit<br />
<strong>für</strong> Crataegus wie beispielsweise <strong>für</strong><br />
an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Therapie <strong>der</strong> Herzinsuffizienz<br />
eingesetzten Wirkstoffe<br />
bisher noch fehlen – <strong>der</strong>zeit wird die<br />
diesbezügliche Studie „SPICE“ mit<br />
dem Crataegus-Spezialextrakt WS<br />
1442 durchgeführt (7) –, stellen Crataegus-Extrakte<br />
in vielen Fällen insbeson<strong>der</strong>e<br />
wegen ihres im Vergleich<br />
günstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses<br />
eine sinnvolle Behandlungsalternative<br />
im Stadium NYHA II dar.<br />
Nutzen Digitalis Diuretika ACE-Hemmer β-Blocker* Crataegus<br />
Steigerung <strong>der</strong> Pumpleistung + – – – +<br />
Senkung <strong>der</strong> Vorlast – + + – –<br />
Senkung <strong>der</strong> Nachlast – + + + +<br />
Vasodilatation – – + + +<br />
Radikal-Fänger-Aktivität – – – + +<br />
Einfluss auf neurohumorale Parameter – – + + +<br />
Kardioprotektion – – + + +<br />
Risiko<br />
Wechselwirkungen + + + + keine<br />
Nebenwirkungen + + + + gering<br />
Einfluss auf Elektrolyte + + + + keine<br />
Therapeutische Breite gering groß groß groß groß<br />
* 3. Generation<br />
Originalarbeit<br />
BEISPIEL 2:<br />
Extrakte aus Ginkgo biloba<br />
bei Demenz<br />
In <strong>der</strong> Behandlung demenzieller Syndrome<br />
mit Leitsymptomen wie Gedächtnis-<br />
und Konzentrationsstörungen,<br />
depressiven Verstimmungen,<br />
Schwindel, Ohrensausen und Kopfschmerzen<br />
ist die Anwendung von<br />
Ginkgo biloba seit vielen Jahren etabliert.<br />
Die in zahlreichen experimentellen<br />
und klinischen Studien erzielten<br />
Ergebnisse zu den Eigenschaften<br />
standardisierter Extrakte aus Ginkgobiloba-Blättern<br />
sind Grundlage <strong>der</strong> im<br />
Bundesanzeiger veröffentlichten<br />
Monografie (16). Beson<strong>der</strong>s gut dokumentiert<br />
sind die Wirkungen des standardisierten<br />
Ginkgo-Spezialextraktes<br />
EGb 761 ® (14).<br />
Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761 ®<br />
Dieser Extrakt aus Ginkgo-biloba-<br />
Blättern (Droge-Extrakt-Verhältnis<br />
35-67:1) ist standardisiert auf 21,6-<br />
26,4% Ginkgoflavonglykoside und<br />
5,4-6,6% Terpenlactone (Ginkgolide,<br />
Bilobalid) und hat einen Gehalt an<br />
Ginkgolsäuren von weniger als 5<br />
ppm. Für diesen Extrakt liegen umfangreiche<br />
Studienergebnisse zu pharmakologischen<br />
Wirkungen vor, die<br />
unter den Begriffen Neuroprotektion,<br />
Radikalfängereigenschaften, PAF-<br />
Antagonismus und Rheologie zusammengefasst<br />
werden können und in<br />
Tabelle 2 aufgeführt sind.<br />
Klinische Wirksamkeit von Ginkgo-<br />
Spezialextrakt EGb 761® bei<br />
Patienten mit Demenz<br />
Die Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakten<br />
bei Demenz wurde in zahlreichen<br />
kontrollierten klinischen Prüfungen<br />
untersucht (6, 21). Dabei erreichten<br />
die Unterschiede zwischen aktiver<br />
Therapie und Plazebo auf den drei<br />
gefor<strong>der</strong>ten relevanten Beobachtungsebenen<br />
Psychopathologie, Hirnleistung<br />
und Alltagskompetenz (5) meist<br />
statistische Signifikanz.<br />
So zeigte sich in einer 24-wöchigen,<br />
plazebokontrollierten, multizentrischen<br />
Studie mit 205 Patienten<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> psychopathologischen<br />
Ebene (ermittelt mittels Clinical<br />
Global Impressions, Item 2) sowie <strong>der</strong><br />
Tab. 1: Nutzen-Risiko-Profil von Wirkstoffen, die bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz eingesetzt werden<br />
(+ Effekt, – kein Effekt). Modifiziert nach (14).<br />
816<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
psychometrischen Ebene (ermittelt<br />
mittels Syndrom-Kurztest) eine statistisch<br />
signifikante Überlegenheit <strong>der</strong><br />
Behandlung mit EGb 761 ® im Vergleich<br />
zu Plazebo (8).<br />
Beson<strong>der</strong>e Beachtung fanden die<br />
Ergebnisse einer in den USA durchgeführten<br />
plazebokontrollierten multizentrischen<br />
klinischen Prüfung, in <strong>der</strong><br />
die Wirksamkeit von EGb 761 ® erstmals<br />
bei größeren Patientenzahlen<br />
nachgewiesen werden konnte (10).<br />
Die 309 eingeschlossenen Patienten<br />
litten unter leichter bis mittelschwerer<br />
Alzheimer-Demenz bzw. Multiinfarkt-Demenz<br />
und wurden über 52<br />
Wochen randomisiert entwe<strong>der</strong> mit<br />
120 mg/d EGb 761 ® o<strong>der</strong> Plazebo<br />
behandelt. Hauptzielgrößen waren die<br />
jeweiligen Ergebnisse <strong>der</strong> ADAS-cog<br />
(Alzheimer’s Disease Assessment<br />
Scale-Cognitive subscale), <strong>der</strong> GERRI<br />
(Geriatric Evaluation by Relative’s<br />
Rating Instrument) sowie des CGIC<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Originalarbeit<br />
Neuroprotektion Neurotransmitter- Radikalfänger PAF*- Durchblutung,<br />
Systeme Antagonismus Rheologie<br />
Hemmwirkung auf Einfluss auf zentrale Hemmwirkung auf Hemmung <strong>der</strong> Schutz vor Hämolyse<br />
cholinerge Systeme<br />
– zytotoxische – Lipidper- – PAF-induzierten Stabilisierung <strong>der</strong><br />
Hirnödeme Abnahme altersbedingter oxidation Thrombozyten- Gefäßpermeabilität<br />
– primäre Neurotransmitter-Defizite – Radikalproduktion aggregation<br />
Neurotoxizität von Granulozyten – Thrombozyten- Senkung <strong>der</strong><br />
– För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> – Radikalinduzierte adhäsion<br />
Verbesserung von Cholinaufnahme im Membranschäden – PAF-induzierten – Vollblut- und<br />
Hippocampus Leukozyten- Plasmaviskosität<br />
– zerebralem Energie- – Erhöhung <strong>der</strong> Dichte Regulation des aktivierung – Erythrozytenstoffwechsel,<br />
muskarinerger Thromboxan- – PAF-induzierten aggregation<br />
Schutz vor Rezeptoren im Prostazyklin- Ca 2+-Akkumulation – Thrombozyten-<br />
Hypoxie- und Hippocampus Gleichgewichts / – PAF-induzierten aggregation<br />
Ischämiefolgen – Zunahme <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Ödementstehung – erhöhten<br />
– Gedächtnis- noradrenergen und Prostazyklin- – postischämischen Fibrinogenwerte<br />
leistung und 5-HT 1A-Rezeptoren synthese Zellschäden<br />
Lernvermögen im Cortex Steigerung <strong>der</strong><br />
– Stressadaption – Schutz vor stress- Beschleunigung – Erythrozyteninduzierter<br />
Desensi- postischämischer flexibilität<br />
Schutz vor Läsion bilisierung <strong>der</strong> Reparationsvorgänge – Leukozytenzerebraler<br />
Strukturen 5-HT 1A-Rezeptoren flexibilität<br />
im Hippocampus – Durchblutung im<br />
Bereich <strong>der</strong><br />
Mikrozirkulation<br />
* PAF: Platelet activating factor<br />
Tab. 2: Pharmakologische Wirkungen des Ginkgo-Spezialextraktes EGb 761®<br />
(Clinical Global Impression of<br />
Change). Die Intention-to-treat-Analyse<br />
zeigte eine statistisch signifikante<br />
Überlegenheit <strong>der</strong> Behandlung mit<br />
EGb 761 ® im Vergleich zu Plazebo<br />
sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> kognitiven<br />
Fähigkeiten (ADAS-cog; Abb. 3) als<br />
auch bei <strong>der</strong> Beurteilung des Zustandes<br />
<strong>der</strong> Patienten durch die Angehörigen<br />
(GERRI; Abb. 4). Eine Verbesserung<br />
um mindestens 4 Punkte in <strong>der</strong><br />
ADAS-cog zeigten 27 Prozent <strong>der</strong><br />
Patienten unter EGb 761 ®, jedoch nur<br />
14 Prozent <strong>der</strong> mit Plazebo behandelten<br />
Patienten. Von den Angehörigen<br />
wurden 37 Prozent <strong>der</strong> mit EGb 761 ®<br />
behandelten Patienten als gebessert<br />
beurteilt, verglichen mit nur 23 Prozent<br />
unter Plazebo. Diese Unterschiede<br />
waren jeweils statistisch<br />
signifikant (p = 0,005 bzw. p = 0,003).<br />
In <strong>der</strong> Verträglichkeit unterschieden<br />
sich EGb 761 ® und Plazebo nicht. Die<br />
Ergebnisse zeigen, dass bei Patienten<br />
819<br />
mit Demenz unterschiedlicher Genese<br />
die kognitiven Fähigkeiten und die<br />
sozialen Eigenschaften in einem Zeitraum<br />
bis zu einem Jahr stabilisiert und<br />
zu einem erheblichen Teil auch verbessert<br />
werden können.<br />
Behandlung <strong>der</strong> Demenz mit<br />
Ginkgo-Extrakten<br />
Ziel <strong>der</strong> therapeutischen Maßnahmen<br />
bei <strong>der</strong> Demenz ist es, das Fortschreiten<br />
<strong>der</strong> degenerativen Erkrankung<br />
aufzuhalten, sodass Alltagskompetenz<br />
und Lebensqualität möglichst lange<br />
erhalten bleiben. Da es bisher keine<br />
kausale Therapie beginnen<strong>der</strong> und<br />
manifester primärer demenzieller Erkrankungen<br />
gibt, müssen kombinierte<br />
Therapiekonzepte mit internistischer<br />
Basistherapie, zerebralem Training,<br />
Bewegungstherapie und körperlicher<br />
Aktivität, einer medikamentösen Therapie<br />
mit Antidementiva und Psychopharmaka,<br />
die Vermittlung sozialer
Abb. 3: Mittlere Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hauptzielgröße ADAS-cog<br />
nach 12, 26, 39 und 52 Wochen Therapie mit Ginkgo-<br />
Spezialextrakt EGb 761 ® bzw. Plazebo (Erläuterungen<br />
siehe Text). lntention-to-treat, statistisch signifikante<br />
Gruppenunterschiede p ≤ 0,05 (*). Modifiziert nach (10).<br />
Hilfen und die psychotherapeutische<br />
Beratung und Führung entsprechend<br />
<strong>der</strong> Gesamtsituation des jeweiligen<br />
Patienten zur Anwendung kommen.<br />
Die Prognose <strong>der</strong> Erkrankung kann<br />
durch eine frühzeitige konsequente<br />
Therapie wesentlich verbessert werden<br />
(14).<br />
Bei <strong>der</strong> medikamentösen Therapie<br />
im Rahmen des Therapiekonzeptes<br />
werden verschiedene Wirkstoffe eingesetzt<br />
(20). Die <strong>für</strong> die Behandlung<br />
mit dem Ginkgo-Spezialextrakt EGb<br />
761 ® nachgewiesenen Verbesserungen<br />
<strong>der</strong> kognitiven Fähigkeiten und<br />
<strong>der</strong> sozialen Eigenschaften sind als<br />
wichtiger Beitrag zur Erhaltung <strong>der</strong><br />
Alltagskompetenz und <strong>der</strong> Lebensqualität<br />
von Patienten mit demenziellem<br />
Syndrom und insbeson<strong>der</strong>e als<br />
positive Rückwirkungen auf die<br />
Pflegebedürftigkeit anzusehen. Dabei<br />
zeigen sich Häufigkeit, Ausmaß und<br />
Dauer <strong>der</strong> Therapieerfolge mit dem<br />
Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761 ® als<br />
vergleichbar mit denjenigen verschiedener<br />
Acetylcholinesterasehemmer<br />
(19). Da Patienten mit demenziellem<br />
Syndrom häufig an weiteren Erkrankungen<br />
leiden und mit diversen<br />
Begleitmedikationen zu rechnen ist,<br />
ist das geringe Risikopotenzial <strong>der</strong><br />
Ginkgo-biloba-Behandlung unter kli-<br />
Originalarbeit<br />
nischen und pharmakoökonomischen<br />
Gesichtspunkten von beson<strong>der</strong>em<br />
Vorteil im Vergleich zu an<strong>der</strong>en medikamentösen<br />
Therapiealternativen.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Anwendung von pflanzlichen<br />
Arzneimitteln kommt aus <strong>der</strong> Tradition<br />
<strong>der</strong> Erfahrungsmedizin und sieht<br />
sich unter den heutigen Bedingungen<br />
mit dem Anspruch auf wissenschaftliche<br />
Überprüfung von Wirksamkeit,<br />
Verträglichkeit und pharmazeutischer<br />
Qualität konfrontiert. Für Arzneimittel<br />
pflanzlicher Herkunft, <strong>für</strong> die die Erfüllung<br />
<strong>der</strong> <strong>für</strong> alle Arzneimittel geltenden<br />
Kriterien entsprechend den<br />
aktuellen methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
nachgewiesen werden konnte,<br />
wurde <strong>der</strong> Begriff „rationale Phytopharmaka“<br />
geprägt.<br />
Die Komplexität <strong>der</strong> Inhaltsstoffe<br />
pflanzlicher Wirkstoffe und <strong>der</strong>en<br />
synergistisches und komplementäres<br />
Zusammenspiel werden als Ursache<br />
ihrer beson<strong>der</strong>en Eigenschaften – sowohl<br />
bezüglich <strong>der</strong> Wirkung als insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch ihrer geringen Nebenwirkungsraten<br />
– angesehen. Damit<br />
sind aber auch die <strong>für</strong> pflanzliche<br />
Arzneimittel spezifischen Probleme<br />
820<br />
Abb. 4: Mittlere Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hauptzielgröße GERRI<br />
nach 12, 26, 39 und 52 Wochen Therapie mit Ginkgo-<br />
Spezialextrakt EGb 761 ® bzw. Plazebo (Erläuterungen<br />
siehe Text). Intention-to-treat, statistisch signifikante<br />
Gruppenunterschiede p ≤0,05 (*), p ≤ 0,01 (+). Modifiziert<br />
nach (10).<br />
hinsichtlich gleich bleiben<strong>der</strong> pharmazeutischer<br />
Qualität und Äquivalenz<br />
von Pflanzenextrakten bzw. Arzneimittelzubereitungen<br />
verschiedener<br />
Hersteller verbunden. Von den wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen zu<br />
einem Arzneimittel aus einem standardisierten<br />
Pflanzenextrakt eines Herstellers<br />
kann nicht ohne weiteres auf<br />
die Eigenschaften an<strong>der</strong>er Arzneimittel<br />
aus solchen Extrakten geschlossen<br />
werden. Neben Abweichungen bei<br />
<strong>der</strong> pharmazeutischen Qualität des<br />
Extraktes können auch an<strong>der</strong>e Faktoren<br />
wie z.B. eine an<strong>der</strong>e Galenik zu<br />
Unterschieden hinsichtlich Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit führen. Dies<br />
ist insbeson<strong>der</strong>e auch unter Sicherheitsaspekten<br />
von klinischer Bedeutung.<br />
Im Idealfall sollten deshalb zum<br />
Nachweis <strong>der</strong> therapeutischen Äquivalenz<br />
entsprechende klinische Vergleichsstudien<br />
vorliegen bzw. in<br />
jedem Fall eigene Studien mit den<br />
jeweiligen Arzneimittelzubereitungen<br />
zum Nachweis von Wirksamkeit und<br />
Verträglichkeit durchgeführt worden<br />
sein.<br />
Beispiele <strong>für</strong> rationale Phytopharmaka<br />
sind Arzneimittelzubereitungen<br />
aus Crataegus (Weißdorn) und<br />
Ginkgo biloba. Für die entsprechenden<br />
Extrakte liegt inzwischen um-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
fangreiches wissenschaftliches Nachweismaterial<br />
vor. Experimentelle Untersuchungen<br />
konnten pharmakologische<br />
Eigenschaften von standardisierten<br />
Crataegus-Extrakten aufzeigen,<br />
die zur Erklärung <strong>der</strong> seit langem beobachteten<br />
Wirksamkeit von Crataegus-Zubereitungen<br />
bei Patienten<br />
mit chronischer Herzinsuffizienz beitragen.<br />
Inzwischen konnte die positive<br />
Wirkung von Crataegus-Spezialextrakt<br />
WS 1442 und LI 132 auf Herzleistungsparameter<br />
und klinische<br />
Symptome auch in plazebokontrollierten<br />
klinischen Studien bei Patienten<br />
mit chronischer Herzinsuffizienz<br />
NYHA II nachgewiesen werden.<br />
Für Arzneimittelzubereitungen aus<br />
Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761® gibt<br />
es in <strong>der</strong> Therapie demenzieller Syndrome<br />
bereits umfangreiches wissenschaftliches<br />
Erkenntnismaterial nach<br />
mo<strong>der</strong>nsten Prüfkriterien. Hier haben<br />
insbeson<strong>der</strong>e die positiven Ergebnisse<br />
einer größeren plazebokontrollierten<br />
klinischen Studie aus den USA (10),<br />
die eine statistisch signifikante Verbesserung<br />
kognitiver Fähigkeiten und<br />
sozialer Eigenschaften zeigten, den<br />
klinischen Nutzen einer Therapie mit<br />
Ginkgo biloba nachgewiesen.<br />
In allen klinischen Studien mit<br />
Crataegus-Spezialextrakt WS 1442,<br />
LI 132 und mit Ginkgo-Spezialextrakt<br />
EGb 761® konnte die gute Verträglichkeit<br />
dieser Extrakte bestätigt<br />
werden. Arzneimittel aus standardisierten<br />
Pflanzenextrakten mit nachgewiesener<br />
Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />
in definierten Anwendungsgebieten,<br />
d.h. rationale Phytopharmaka,<br />
können deshalb eine den chemisch<br />
definierten Arzneimitteln gleichwertige,<br />
wegen ihres günstigen Nutzen-<br />
Risiko-Profils unter Umständen sogar<br />
mitunter überlegene therapeutische<br />
Alternative darstellen.<br />
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14. Loew D, Habs M, Klimm H-D. Trunzler G<br />
(1999) Phytopharmaka-Report: Rationale<br />
Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln. 2.<br />
Auflage. Steinkopff, Darmstadt<br />
821<br />
15. Monografie: Crataegi folium cum flore<br />
(Weißdornblätter mit Blüten). Bundesanzeiger<br />
46 Nr 133 vom 19.06.1994<br />
16. Monografie: Trockenextrakt (35-67:1) aus<br />
Ginkgo-biloba-Blättern, extrahiert mit<br />
Aceton-Wasser. Bundesanzeiger 46 Nr 133<br />
vom 19.07.1994<br />
17. Slifman NR, Obermeyer WR, Aloi BK,<br />
Musser SM, Correll WA, Cichowicz SM,<br />
Betz JM, Love LA (1998) Contamination<br />
of botanical dietary supplements by<br />
digitalis lanata. N Engl J Med 339: 806-810<br />
18. Weikl A, Assmus K-D, Neukum-Schmidt<br />
A, Schmitz J, Zapfe jun. G, Noh H-S,<br />
Siegrist J (1996) Crataegus-Spezialextrakt<br />
WS 1442. Fortschr Med 114, 24: 33/291-<br />
40/296<br />
19. Wettstein A (1999) Cholinesterasehemmer<br />
und Ginkgoextrakte – in <strong>der</strong> Demenztherapie<br />
vergleichbar? Vergleich publizierter<br />
plazebokontrollierter Wirksamkeitsstudien<br />
von mindestens sechsmonatiger Dauer.<br />
Fortschr Med 117,5: 48-49<br />
20. Woelk H (1992) Therapie von Hirnleistungsstörungen<br />
– Selbstständigkeit und<br />
Lebensfreude erhalten. Therapiewoche 42,<br />
49: 2986-2989<br />
21. Woelk H (1994) Recent results with<br />
Ginkgo biloba. Rev bras Neurol 30 (supl<br />
1): 26S-29S<br />
22. Zerssen D von (1971) Die Beschwerden-<br />
Liste als Test. Therapiewoche 21: 1908<br />
Prof. Dr. Dr. med. Dieter Loew<br />
Am Allersberg 7<br />
65191 Wiesbaden
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Originalarbeit<br />
Die Injektion an die Tonsillenpole –<br />
eine anatomische Betrachtung<br />
U. Aldag<br />
In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wird veranschaulicht, dass die anatomischen<br />
Gegebenheiten im Bereich <strong>der</strong> Tonsillen <strong>der</strong> Grund <strong>für</strong> die beson<strong>der</strong>e<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Injektion an die Mandelpole sind. Diese Stelle ist das<br />
häufigste Störfeld <strong>der</strong> Neuraltherapie, beson<strong>der</strong>s bei Schulterschmerzen.<br />
Hier bestehen nervale, vegetative Verbindungen zwischen Hirnnerven,<br />
Ganglien, Grenzstrang und Halsgefäßen. Relaiszellen im Gehirn und Gi-<br />
Trakt übernehmen die Kopplung von Soma zu Psyche.<br />
Schlüsselwörter: Neuraltherapie, Tonsillenpole, Störfeld, Hirnnerven,<br />
Relaiszellen, Dermatom, Schulterschmerz, Waldeyerscher Rachenring<br />
This contribution illustrates that the details of the anatomical structure of<br />
the tonsils are the basis for the significance of injection at the tonsillar<br />
poles, since these are the most common sites of chronic irritation centres<br />
in neural therapy, especially with regard to shoul<strong>der</strong> pain. The tonsillar<br />
poles host vegetative neural connections between the brain nerves,<br />
ganglia, sympathetic trunk, and neck vessels. Situated in this area are<br />
relay cells of the brain and GI tract which are responsible for coupling<br />
soma to psyche.<br />
Key words: Neural therapy, tonsillar poles, chronic irritation centre, brain<br />
nerves, relay cells, <strong>der</strong>matoma, shoul<strong>der</strong> pain, Waldeyer’s tonsillar ring<br />
En el presente trabajo queda ilustrado que las condiciones anatómicas en<br />
la zona de las tonsilas constituyen el motivo para la importancia especial<br />
de la inyección a los polos de tonsila. Este punto es el campo perturbador<br />
más frecuente de la terapia neural, especialmente en caso de dolores de<br />
la región escapular. Aquí existen comunicaciones nerviosas, vegetativos<br />
entre nervios cerebrales, ganglios, tronco simpático y vasos cervicales.<br />
Las células relé en el cerebro y el tracto gastrointestinal asumen el<br />
acoplamiento del soma a la psique.<br />
Términos claves: Terapia neural, polos de tonsila, campo perturbador,<br />
nervios cerebrales, células relé, <strong>der</strong>matoma, dolores de la región<br />
escapular, anillo faringeo de Waldeyer<br />
822<br />
Das Störfeld<br />
Der Begriff Störfeld im Sinne <strong>der</strong><br />
Neuraltherapie nach Huneke steht <strong>für</strong><br />
eine Stelle (o<strong>der</strong> ein Organ) des Körpers,<br />
die pathologisch verän<strong>der</strong>t ist<br />
und die Fähigkeit angenommen hat,<br />
sogar über die nächste Umgebung<br />
hinaus, Erkrankungen hervorzurufen<br />
o<strong>der</strong> zu unterhalten. Diese Fernstörung<br />
wird nicht wie früher angenommen<br />
toxisch-humoral vermittelt,<br />
son<strong>der</strong>n durch vegetative Nervenfasern<br />
induziert.<br />
Das vegetative, autonome, mit<br />
an<strong>der</strong>en Worten, das unwillkürliche<br />
Nervensystem kommt in allen Strukturen<br />
des Körpers vor, außer in<br />
Haaren, Zähnen und Nägeln. Es ist im<br />
Ganzen miteinan<strong>der</strong> verbunden und<br />
durch die Matrix (dem Grundsystem)<br />
mit seiner Gitterstruktur aus Proteoglykanen<br />
und Strukturproteinen vernetzt.<br />
Ein Störfeld kann wie ein<br />
Sen<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gegenden informatorisch<br />
beeinflussen.<br />
Das Vegetativum in <strong>der</strong><br />
Adventitia <strong>der</strong> Gefäße<br />
Eine negative Beeinflussung bedeutet<br />
meist eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Durchblutung,<br />
denn in <strong>der</strong> Adventitia aller<br />
Gefäße sind Fasern des vegetativen<br />
Nervensystems anzutreffen. Vereinfacht<br />
ausgedrückt bedeutet das: Ein<br />
Störsen<strong>der</strong> im Körper kann den<br />
Dauerbefehl zur Gefäßdrosselung an<br />
einer entfernten Stelle geben, was zur<br />
Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Durchblutung führt<br />
und folglich Ernährungsstörungen mit<br />
dem Ergebnis eines Schmerzes o<strong>der</strong><br />
einer Funktionsstörung ergibt.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Tonsillen als Störfeldvorreiter<br />
Um sich dies konkreter vorstellen zu<br />
können, ziehe ich das wohl bekannte<br />
Beispiel „Tonsille als Störfeld <strong>für</strong> die<br />
Schulter“ heran.<br />
Eine Tonsillitis wird nicht a priori<br />
ein Störfeld. Aus jahrzehntelanger Erfahrung<br />
<strong>der</strong> Neuraltherapeuten sind<br />
jedoch die Tonsillen zu 80 Prozent<br />
Störfel<strong>der</strong>. Der Zahn-Kiefer-Bereich<br />
und Narbengebiete folgen direkt danach<br />
als störfeldpotente Strukturen.<br />
Alle Kin<strong>der</strong>erkrankungen gehen<br />
mit nasopharyngealen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
einher. Die erste Bearbeitungsstation<br />
von Viren, Bakterien, Nahrung und<br />
dem, was sonst noch emotional geschluckt<br />
werden muss, ist <strong>der</strong> Wal-<br />
Diese Injektion hat <strong>für</strong> den Neuraltherapeuten eine<br />
herausragende Funktion.<br />
Die Stelle <strong>der</strong> Injektion ist mehreren Hirnnerven<br />
zugänglich, wobei dem 9. Hirnnerv die wichtigste<br />
Position zukommt.<br />
Abb. 1: Verlauf des N. glossopharyngeus<br />
Originalarbeit<br />
deyersche Rachenring. Kin<strong>der</strong>ärzte<br />
wissen sehr wohl zu berichten, dass<br />
bei häuslichen Problemen Anginen bei<br />
kleineren Kin<strong>der</strong>n, die ihre Bedürfnisse<br />
im Zusammenhang mit den Eltern<br />
noch nicht formulieren können,<br />
auftreten.<br />
Bei Chronizität hypertrophieren<br />
die Mandeln und schrumpfen später<br />
o<strong>der</strong> sie werden extirpiert. Auf jeden<br />
Fall ist <strong>der</strong> „Müllverarbeitungsplatz“<br />
Rachen dann überlastet, die pathologischen<br />
Informationen werden nicht<br />
mehr vor Ort bewältigt, son<strong>der</strong>n über<br />
die vegetative Vermittlung „ferngestreut“.<br />
Platt gesagt: Mandeln überfor<strong>der</strong>t<br />
– Hahn dicht, z.B. <strong>für</strong> Schulter<br />
– Durchblutungsstörung – Milieuverän<strong>der</strong>ung<br />
– Schmerz – Funktionsstörung<br />
– Verkalkung in Bursa.<br />
Das Sekundenphänomen<br />
Es bestehen nervale Verbindungsmöglichkeiten<br />
vom Rachenring (Tonsille) zu Hirnnerven,<br />
Ganglien, Grenzstrang und Gefäßen.<br />
Durch Relaiszellen vornehmlich im Nucleus<br />
ambiguus besteht sogar eine Kopplungsmöglichkeit<br />
von Soma zur Psyche.<br />
824<br />
Der Neuraltherapeut injiziert nun Procain<br />
an die Tonsillenpole o<strong>der</strong> in die<br />
TE-Narbe. Procain verbessert die<br />
Durchblutung und damit die Nutrition<br />
am Ort, die Fähigkeit des Tonsillengebietes<br />
zur Abwehr wird restauriert<br />
und die negative Fernwirkung verschwindet.<br />
Wie<strong>der</strong> platt formuliert:<br />
Procainspritze an das Störfeld – Arm<br />
gebessert. Der pathologische Informationsfluss<br />
wird beim Huneke-Sekundenphänomen<br />
unterbrochen. Die<br />
krank machenden Impulse fallen kurzschlussartig<br />
weg.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Abb. 2: Vegetative Verbindungswege (Tonsille)<br />
Abb. 3: Verlauf des N. accessorius<br />
Originalarbeit<br />
826<br />
Verbindungsmöglichkeiten<br />
in alle Richtungen<br />
Durch Darstellung <strong>der</strong> wichtigsten<br />
örtlichen, vegetativen Verbindungswege<br />
im Mandelbereich möchte ich<br />
zeigen, dass das Sekundenphänomen,<br />
wie z.B. das Nachlassen eines Schulterschmerzes<br />
nach Injektion an die<br />
Tonsillenpole, keine „Zauberei“ ist,<br />
son<strong>der</strong>n sich anatomisch verfolgen<br />
und erklären lässt.<br />
Nerven im Tonsillenbereich<br />
Der Sitz <strong>der</strong> Tonsillen wird nerval<br />
vom 9. Hirnnerven, dem N. glosso-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
pharyngeus innerviert (Abb. 1). Die<br />
Injektionsstellen erreichen die Rr.<br />
pharyngei und Rr. linguales. Alle<br />
Hirnnerven haben eine hohe Verschaltungsfrequenz<br />
im Gehirn. Über viele<br />
Relaiszellen <strong>der</strong> Hirnkerne sind Koppelungen<br />
zu an<strong>der</strong>en Hirnnerven möglich.<br />
Dieser Umstand wird <strong>der</strong> Grund<br />
<strong>für</strong> die Störfeldanhäufung im Kopfbereich,<br />
dem Quellgebiet <strong>der</strong> 12 Hirnnerven,<br />
sein.<br />
Verbindungsmöglichkeiten<br />
in alle Richtungen<br />
Wie stark die Beeinflussungsmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Tonsillenpole sind, verdeutlicht<br />
die Vielzahl <strong>der</strong> vegetativen Verbindungen<br />
(Abb. 2). Die Therapiestellen<br />
gehören zum Plexus pharyngeus.<br />
Die Informationsweiterleitung erfolgt<br />
1. 2 x direkt nach peripher<br />
zum Glomus caroticum an <strong>der</strong><br />
Carotisgabel<br />
A. über Fasern des N. glossopharyngeus<br />
B. über sympathische Fasern in<br />
<strong>der</strong> Adventitia <strong>der</strong> Rr. tonsillares,<br />
über die A. facialis auf<br />
<strong>der</strong> Nase lang via A. carotis<br />
externa zur Carotisgabel.<br />
Eine Durchblutungsverän<strong>der</strong>ung am<br />
Glomus caroticum mit z.B. Blutdruckverän<strong>der</strong>ung<br />
kann erreicht werden:<br />
2. nach zentral<br />
A. vom Pl. pharyngeus mit vagalen<br />
Fasern zu dem präcraniellen<br />
Ggl. nodosum o<strong>der</strong><br />
B. über Glossopharyngeusfasern<br />
zu einem an<strong>der</strong>en präcraniellen<br />
Ganglion.<br />
Über diese präcraniellen Ganglien<br />
gehen die Wege wie<strong>der</strong><br />
1. nach peripher<br />
A. mit Glossopharyngeusfasern<br />
über das Ggl. oticum, das Ggl.<br />
gasseri zum N. mandibularis,<br />
dem 3. Trigeminusast im Bereich<br />
des unteren Gesichtsschädels.<br />
O<strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Originalarbeit<br />
B. mit dem Vagus entlang dem<br />
Magen-Darm-Trakt in Richtung<br />
Bauch zum Ggl. coeliacum<br />
ect.<br />
Der gesamte Magen-Darm-Trakt ist<br />
sehr gut vegetativ autonom versorgt.<br />
Die Auswüchse <strong>der</strong> Tätigkeit des<br />
Plexus Auerbach und Meißner kennt<br />
sicher je<strong>der</strong> Kollege als Durchfall bei<br />
Aufregung, Muffensausen des Anus<br />
bei Angst o.Ä. Weniger bekannt ist,<br />
dass diese vegetativen Relaiszellen<br />
schon im Epipharynx beginnen und<br />
Ekel mit Erbrechen nach Anblick von<br />
Scheußlichem führen können.<br />
2. nach zentral<br />
zu den diversen Hirnkernen, die<br />
miteinan<strong>der</strong> in Verbindung stehen,<br />
über viele Relaiszellen verfügen<br />
und dadurch die Informationen<br />
untereinan<strong>der</strong> verschalten.<br />
Schmerzhafte Schulterhöhe<br />
Denken sie an die so genannten<br />
Mandelpunkte auf <strong>der</strong> Schulterhöhe.<br />
Das sind schmerzhafte, gelotische<br />
Knubbel im M. trapezius, die bei<br />
akuten und chronischen Tonsillen-<br />
affektionen schmerzen. Zuständig ist,<br />
wie in Abbildung 2 zu sehen, eine<br />
Verbindung vom Rachen über den Nc.<br />
ambiguus zum 11. Hirnnerven, dem<br />
N. accessorius (Abb. 3). Er erzeugt<br />
über diesen Weg o<strong>der</strong> direkt über den<br />
R. internus zwischen Vagus und<br />
Accessorius auf <strong>der</strong> Schulterhöhe eine<br />
Verspannung.<br />
Durchblutung ist alles<br />
Dass nun eine Schultererkrankung<br />
durch die Injektion an die Tonsillenpole,<br />
bei Störfeldleiden, sofort besser<br />
wird, liegt hauptsächlich an <strong>der</strong> sympathischen<br />
Verbindung vom Pl. pharyngeus:<br />
1. zum Grenzstrang direkt über das<br />
Ggl. nodosum und dem N. jugularis<br />
und<br />
2. an <strong>der</strong> sympathischen Verbindung<br />
zur Gefäßadventitia über die Carotis<br />
via A. subclavia zur arteriellen<br />
Schulterversorgung.<br />
Da die einflussreichsten Verbindungen<br />
zur Schulter sympathisch sind,<br />
erklärt sich die starke emotionale Abhängigkeit<br />
des Schulterschmerzes.<br />
Abb. 4: Dermatom C4 (entspricht cutiviszeraler Organzone<br />
Tonsille)<br />
829
Persönlichkeitsstellwerk<br />
Sympathicus<br />
Der Sympathicus ist als eine Einheit<br />
zu betrachten (im Gegensatz zum<br />
Parasympathicus). Der ganze Patient<br />
mit Soma und Psyche befindet sich in<br />
jedem Moment in einem bestimmten<br />
Regelzustand, <strong>der</strong> durch den jeweiligen<br />
Sympathicustonus definiert ist.<br />
Der Therapeut sollte bei nächtlichen<br />
Schmerzen die vegetative Tingierung<br />
bemerken und an die Herd-<br />
Störfeld-Erkrankung Tonsille-Schulter<br />
denken.<br />
Da wo’s wehtut<br />
Auf die Frage „Wo tut es weh?“, zeigen<br />
die Schulterpatienten meist auf<br />
die Headsche Zone C4 (Abb. 4): Da<br />
wo’s wehtut. Die cutane Schmerzzone<br />
<strong>der</strong> Schulter fällt in das Dermatom C4.<br />
D.h. Irritationen des Halsspinalnerven<br />
C4 machen Schmerzen im Headschen<br />
C4 Dermatom, <strong>der</strong> Organzone Tonsille.<br />
Kommentar zum Artikel<br />
Gemeinhin werden – zumindest nach<br />
dem Physikum – anatomische Kenntnisse<br />
zu jener Art von Wissen gerechnet,<br />
das man als Arzt als „entbehrlich“<br />
betrachtet. Diese bedauernswerte<br />
Tatsache erklärt auch,<br />
warum so vielen Kollegen das Verständnis<br />
<strong>für</strong> viele regulationsmedizinische<br />
Zusammenhänge und neuraltherapeutische<br />
Phänomene fehlt.<br />
Die enormen Chancen, über den Vorposten<br />
des Lymphatikums (nämlich<br />
die Tonsillen) in eine Vielzahl von<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong>n einzugreifen, erklärt<br />
Frau Aldag in dem vorliegenden<br />
Artikel. Es ist immer wie<strong>der</strong> erstaunlich,<br />
dass nicht nur „simple“ Krankheitsbil<strong>der</strong><br />
wie Kopfschmerzen durch<br />
diesen scheinbar alltäglichen Eingriff<br />
verän<strong>der</strong>t, gebessert, ja geheilt werden<br />
können.<br />
Originalarbeit<br />
Entlang jedem Spinalnerven verlaufen<br />
sympathische Fasern des<br />
Grenzstranges. Somit sehen wir wie<strong>der</strong><br />
den direkten Link von <strong>der</strong> Tonsille<br />
im Plexus pharyngeus zur cutivisceralen<br />
Organzone im Dermatom C4 an<br />
<strong>der</strong> Schulter.<br />
Kein Hokuspokus<br />
Die hier vorgestellte Übersicht soll<br />
verdeutlichen, dass eine gekonnte<br />
neuraltherapeutische Störfeldbehandlung<br />
mit dem Huneke-Sekundenphänomen<br />
nichts Unerklärliches an<br />
sich hat. Ähnlich, wie am Beispiel<br />
Tonsille – Schulter erläutert, gibt es<br />
vielfältige neuraltherapeutisch-anatomische<br />
Verbindungswege. Für den,<br />
<strong>der</strong> diese Wege kennt und versteht,<br />
verliert das Sekundenphänomen seine<br />
Mystik. Es begeistert nur noch, weil<br />
die Heilungschancen <strong>der</strong> Segmenttherapie<br />
deutlich verbessert werden<br />
können durch Ausschaltung des<br />
krank machenden Sen<strong>der</strong>s.<br />
Aus eigener Praxis können die hier<br />
aus anatomisch-theoretischer Sicht<br />
geschil<strong>der</strong>ten Vernetzungen nur bestätigt<br />
werden:<br />
Die intensiven Verbindungen zum<br />
vagalen System bedingen eine<br />
(wechselseitige) Beeinflussung, z.B.<br />
zum Leber-Galle-System (vom Verfasser<br />
selbst erlebt; Unterbrechung<br />
von Gallenkoliken – ohne Steinleiden<br />
– durch Tonsillenanspritzung),<br />
die Beziehung zum 11. Hirnnerven/<br />
Schulter bedingt unter Umständen<br />
das Persistieren von Schmerzzuständen,<br />
die durch ätiologisch vollständig<br />
an<strong>der</strong>e Erkrankungen getriggert<br />
wurden (Verfasser: Verschwinden<br />
von Borreliose-induzierten Schultergelenksschmerzen<br />
nach Tonsillenanspritzung<br />
bzw. nachfolgen<strong>der</strong><br />
HNO-ärztlicher Sanierung),<br />
830<br />
Literatur<br />
Aldag, U.: Freudenstädter Vortrag. 1996<br />
Aldag, U.: Erfahrungsheilkunde Neuraltherapie<br />
bei Magen-Darm-Störungen. 1996<br />
Benninghoff-Goerttler: Lehrbuch <strong>der</strong> Anatomie<br />
des Menschen. 1968<br />
Dosch, Peter: Lehrbuch <strong>der</strong> Neuraltherapie<br />
nach Huneke. 1986<br />
Huneke: Das Sekundenphänomen <strong>der</strong> Neuraltherapie.<br />
1989<br />
Krause, W.: Freudenstädter Vorträge. 1988<br />
Weber, E. Eduard: Schemata <strong>der</strong> Leitungsbahnen<br />
des Menschen. 1960<br />
Ulrike Aldag<br />
Fachärztin <strong>für</strong> Chirurgie, Naturheilverfahren,<br />
Homöopathie<br />
Im Kieferngrund 7<br />
14163 Berlin<br />
die Verknüpfung mit dem N. accessorius<br />
und dem Segment C4 ist oft<br />
wesentlicher Mitbestandteil <strong>der</strong> Ursachen<br />
„fibromyalgischer Beschwerden“<br />
samt <strong>der</strong> zu dieser Entität gehörigen<br />
psychischen Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Fazit: Die Beschäftigung mit <strong>der</strong><br />
Anatomie ist keine vertane Zeit, gerade<br />
<strong>der</strong> Regulationsmediziner hat<br />
keine Ursache, sich hinter <strong>der</strong> „Ubiquität“<br />
des Grundsystems, „Holistik“<br />
o<strong>der</strong> purer Psychosomatik zu verschanzen.<br />
Der vorliegende Artikel<br />
zeigt, dass die Beschäftigung mit den<br />
drei irdischen Dimensionen durchaus<br />
lohnenswert, weil ärztlich zielführend,<br />
sein kann.<br />
Dr. med. O. Kuhnke<br />
Vorstandsmitglied des ZÄN<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen<br />
Aus dem ZÄN<br />
Nachruf auf<br />
Dr. med. Norbert<br />
Breidenbach<br />
Am 2. Oktober 2000 ist im Alter von 93 Jahren einer<br />
<strong>der</strong> ganz Großen und Mitarchitekten des <strong>Zentralverband</strong>es<br />
<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren in Überlingen/Bodensee<br />
verstorben. Generalarzt a.D. Dr. med.<br />
NORBERT BREIDENBACH hat als überragende integrierende<br />
Gestalt die Geschichte des ZÄN entscheidend<br />
beeinflusst, und wenn <strong>der</strong> ZÄN heute <strong>der</strong> größte<br />
ärztliche Verband <strong>für</strong> Naturheilverfahren ist, so ist dies<br />
weitgehend ein Mitverdienst von NORBERT<br />
BREIDENBACH.<br />
Nach dem Studium <strong>der</strong> Medizin an den Universitäten<br />
Gießen, Innsbruck und Kiel und <strong>der</strong> Approbation<br />
und Promotion in Gießen trat Dr. BREIDENBACH 1934<br />
als aktiver Sanitätsoffizier in die Reichswehr ein. Im 2.<br />
Weltkrieg war er als Sanitätsoffizier in Frankreich und<br />
Russland eingesetzt und trat 1956 <strong>der</strong> neu gegründeten<br />
Bundeswehr bei. Zum Arzt <strong>für</strong> Naturheilverfahren bildete<br />
er sich von 1953 bis 1956 in Hamburg weiter. 1958<br />
bis 1966 war NORBERT BREIDENBACH Chefarzt des Bundeswehrlazaretts<br />
in Koblenz, und während seiner Zeit<br />
als Chefarzt wurde Koblenz nicht nur zum national,<br />
son<strong>der</strong>n auch zum international höchst renommierten<br />
Zentrallazarett <strong>der</strong> Bundeswehr ausgebaut. 1963 wurde<br />
Dr. BREIDENBACH zum Generalarzt beför<strong>der</strong>t.<br />
Gleich nach einer ersten Begegnung im Jahre 1954<br />
mit dem damaligen 1. Vorsitzenden des ZÄN und Chefarzt<br />
<strong>der</strong> Abteilung Naturheilverfahren am Virchow-<br />
Klinikum/Berlin, Dr. med. HANNS KUSCHE, beteiligte<br />
sich NORBERT BREIDENBACH an <strong>der</strong> Mitarbeit eines ersten<br />
Curriculums – dem ersten in <strong>der</strong> Bundesrepublik –<br />
<strong>für</strong> die Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren.<br />
Zusammen mit R. F. WEIß, HANS HAFERKAMP,<br />
832<br />
HEINZ GIESENBAUER und KLAUS SCHIMMEL, den folgenden<br />
1. Vorsitzenden des ZÄN, bestimmte BREIDENBACH<br />
nahezu über zwei Jahrzehnte maßgeblich die Organisation<br />
und auch die Inhalte <strong>der</strong> Freudenstädter Fort- und<br />
Weiterbildungskongresse. Von 1964 bis 1980 war er<br />
ständiges Vorstandsmitglied des ZÄN, davon acht Jahre<br />
lang geschäftsführen<strong>der</strong> Arzt des Verbandes. Als solcher<br />
begab er sich von Überlingen aus nahezu wöchentlich<br />
in die ZÄN-Geschäftsstelle, um dort zusammen mit<br />
den Leiterinnen <strong>der</strong> Geschäftsstelle die vielfältigen Verbandsaufgaben<br />
und „Tagesgeschäfte“ zu erledigen.<br />
NORBERT BREIDENBACH war nicht nur ein großartiger<br />
und mit viel Idealismus ausgestatteter Organisator,<br />
son<strong>der</strong>n auch das integrierende Bindeglied zu befreundeten<br />
Fachverbänden wie dem Hartmannbund, dem<br />
Kneipp-<strong>Ärzte</strong>bund, dem Bundesverband <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong><br />
Naturheilverfahren u.a. Durch seine Initiative ist die<br />
„Confoe<strong>der</strong>ation <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren“ – ein<br />
Zusammenschluss des ZÄN mit dem Kneipp-<br />
<strong>Ärzte</strong>bund und dem Bundesverband <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong><br />
Naturheilverfahren – sowie <strong>der</strong> Ausschuss „<strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong><br />
Physiotherapie“ im Hartmannbund gegründet worden.<br />
Den Ausschuss im Hartmannbund leitete er 12 Jahre<br />
als Vorsitzen<strong>der</strong>. Im Arbeitskreis „<strong>Ärzte</strong> in <strong>der</strong> Bundeswehr<br />
und im Zivilschutz“ im Hartmannbund war er 20<br />
Jahre lang im Vorstand. Für seine langjährige Tätigkeit<br />
als Mitglied des Beirates und Ehrenrates des Hartmannbundes<br />
wurden ihm 1985 die Hartmann-Thieding-<br />
Plakette sowie das Bundesverdienstkreuz verliehen.<br />
Der ZÄN ehrte Dr. BREIDENBACH mit <strong>der</strong> Hufeland-<br />
Medaille. Das große Bestreben von Dr. NORBERT<br />
BREIDENBACH war es, die Naturheilverfahren in ärzt-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
licher Hand zu halten. Dabei war immer sein Anliegen,<br />
die Verbindung <strong>der</strong> praktisch angewendeten Naturheilverfahren<br />
zu den Disziplinen <strong>der</strong> Hochschule herzustellen.<br />
Er war daher sehr bemüht, renommierte Universitätskliniker<br />
als Redner <strong>für</strong> den einleitenden Grundsatzvortrag<br />
zu gewinnen.<br />
Als kritischer Kliniker und langjähriger Chefarzt<br />
des Zentrallazaretts <strong>der</strong> Bundeswehr war er bei aller<br />
Begeisterung <strong>für</strong> die Erfolge <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
immer auch ein Mahner, <strong>der</strong> ständige Selbstkritik und<br />
eine Qualitätskontrolle for<strong>der</strong>te und den Kontakt zu<br />
Forschung und Lehre suchte, damit die Naturheilverfahren<br />
als Teil <strong>der</strong> Gesamtmedizin auch aus universitärer<br />
Sicht akzeptiert würden.<br />
Auch wenn die „Handschrift“ unseres Grandseigneurs<br />
in den letzten zehn Jahren bei den Freudenstädter<br />
Kongressen nicht mehr so deutlich zu erkennen<br />
war, so werden sich die älteren Mitglie<strong>der</strong> des ZÄN<br />
sehr gerne an die von NORBERT BREIDENBACH organisierten<br />
Fortbildungskongresse erinnern und sich in<br />
großer Ehrfurcht vor dem enormen Engagement ihres<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Aus dem ZÄN<br />
früheren geschäftsführenden Arztes und unermüdlichen<br />
Streiters <strong>für</strong> die Sache <strong>der</strong> Naturheilverfahren verneigen.<br />
Mich selbst, <strong>der</strong> ich NORBERT BREIDENBACH<br />
rund 20 Jahre lang begleiten durfte und seine enorme<br />
Leistung bei je<strong>der</strong> Vorstandssitzung schätzen gelernt<br />
habe, erfüllt nicht nur große Trauer, son<strong>der</strong>n mir kommt<br />
auch ein Satz von JEAN PAUL in den Sinn, <strong>der</strong> da lautet: Informationen<br />
„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir<br />
nicht vertrieben werden können.“<br />
Der <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
wird ihr verdienstvolles Mitglied Generalarzt<br />
a.D. Dr. med. NORBERT BREIDENBACH in stetiger und und<br />
dankbarer Erinnerung behalten. Der ZÄN hat eine<br />
herausragende Persönlichkeit und die Familie einen<br />
liebevoll sorgenden Gatten, Vater und Großvater verloren.<br />
Unser größter Respekt gilt auch <strong>der</strong> Witwe, Frau<br />
INGEBORG BREIDENBACH, <strong>für</strong> ihr großes Verständnis <strong>für</strong><br />
die aufopferungsvolle ehrenamtliche Verbandsarbeit<br />
ihres Mannes.<br />
Für den ZÄN-Vorstand<br />
Prof. Dr. Heinz Schilcher<br />
Termine ZÄN Informationen und Termine<br />
833 ZÄN
Ernährungstherapie<br />
Aktuelles aus <strong>der</strong> Reformhaus-<br />
Fachakademie<br />
Ernährungsempfehlungen<br />
bei Kolondivertikulose<br />
Als Ursache <strong>der</strong> Divertikulose wird ein zu geringer Anteil an<br />
Ballaststoffen in <strong>der</strong> Nahrung vermutet, da ihr Auftreten in<br />
Län<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Ernährung mit einem hohen Ballaststoffgehalt<br />
einhergeht, extrem selten ist. Da ein hoher intrakolischer<br />
Druck die Schleimhaut im Bereich von „Schwachstellen“<br />
ausstülpt, steht bei <strong>der</strong> Ernährungstherapie eine<br />
ballaststoffreiche Kost (20-30 g/Tag) im Vor<strong>der</strong>grund, die den<br />
intrakolischen Druck normalisiert.<br />
Beson<strong>der</strong>s wirkungsvoll ist die Ergänzung<br />
<strong>der</strong> Nahrung mit Weizenkleie<br />
(Ballaststoffgehalt: 45,2g/<br />
100g), die in Studien bei <strong>der</strong> Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Patienten zu einem Schwinden<br />
ihrer abdominellen Symptome führte.<br />
Die Wirkung verschiedener Kleiearten<br />
ist von <strong>der</strong> Partikelgröße <strong>der</strong> Kleie<br />
abhängig. Grobe Kleiepartikel mit<br />
einem Durchmesser von mehr als 1<br />
mm haben die beste Wirkung. Der<br />
gewünschte Effekt stellt sich allerdings<br />
erst nach etwa 2-4 Wochen ein.<br />
Weitere Ballaststofflieferanten sind<br />
Leinsamen, Apfelfasern o<strong>der</strong> Flohsamen.<br />
Die Umstellung auf eine ballaststoffreiche<br />
Ernährung sollte schrittweise<br />
erfolgen, z.B. durch Austausch<br />
verschiedener Lebensmittel (Mischbrot<br />
gegen Vollkornbrot) und unbedingt<br />
mit vermehrter Flüssigkeitszufuhr<br />
einhergehen.<br />
Ballaststoffreich sind Brotsorten<br />
wie Weizenschrot- und Vollkornbrot<br />
(8,4g/100g); Knäckebrot (14g/100g);<br />
Pumpernickel (9,3g/100g) o<strong>der</strong> Müsli<br />
(7,7g/100g). Gemüse und Hülsen-<br />
834<br />
früchte wie gekochte Bohnen (3g/<br />
100g); Broccoli (2,7g/100g); Möhren<br />
(2,5g/100g); Weißkohl (3g/100g);<br />
Obst wie rote Johannisbeeren (3,5g/<br />
100g); Äpfel (2g/100g); Trockenfrüchte<br />
wie Aprikosen (8,6g/100g);<br />
Feigen (12,9g/100g); Nüsse und Saaten<br />
wie Haselnüsse (7,4g/100g); Leinsamen<br />
(38,6g/100g); Sesam (11,2g/<br />
100g).<br />
Unterstützend wirkt auch die<br />
Zufuhr von milchsäure- und fruchtsäurehaltigen<br />
Lebensmitteln bzw.<br />
Getränken wie Buttermilch, Jogurt,<br />
milchsauer vergorene Gemüsesäfte,<br />
Trauben- und Apfelsaft.<br />
LEBENSMITTELKUNDE<br />
Einsatz und Unterschiede<br />
bei Leinsamen<br />
Leinsamen ist <strong>der</strong> Samen des Leins<br />
o<strong>der</strong> Flachses. Es gibt beim Lein Sorten,<br />
die primär fasern produzieren<br />
(Faserlein) und an<strong>der</strong>e, die bevorzugt<br />
Öl bilden (Öllein), sowie Mischformen.<br />
Lein ist eine alte Kulturpflanze,<br />
die schon vor 6000-8000 Jahren angebaut<br />
wurde. Heute steht <strong>der</strong> Anbau des<br />
Ölleins im Vor<strong>der</strong>grund. Leinöl ist<br />
aufgrund seines hohen Gehaltes an<br />
mehrfach ungesättigten Fettsäuren<br />
(73%), insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> alpha-<br />
Linolensäure (bis zu 58%) geeignet<br />
zur Speisenzubereitung bei Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Bei Leinsamen wird eine Vielzahl<br />
verschiedener Sorten und Spezialzüchtungen<br />
angeboten, die sich in<br />
ihrem Inhaltsstoffspektrum unterscheiden.<br />
Es werden klein-, mittel und<br />
großkörnige Sorten neben braunem<br />
und goldgelbem Leinsamen angebaut.<br />
Aufgebrochener Leinsamen wurde<br />
mittels eines Spezialverfahrens leicht<br />
angequetscht (=aufgebrochen). Dieses<br />
Verfahren ist nicht mit dem „Schroten“<br />
gleichzusetzen und verbessert die<br />
gleichmäßige Quellung im Darm.<br />
In 100 g Leinsamen sind zwischen<br />
30-40 g Ballaststoffe, 20-25 g Eiweiß,<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Rezepte<br />
Marzipan-Orangen-<br />
Kuchen<br />
(ergibt ca. 20 Stücke))<br />
Das brauche ich<br />
125 g gehackte Mandeln, 250 g Butter<br />
o<strong>der</strong> ungehärtete Pflanzenmargarine,<br />
200 g Vollzucker o<strong>der</strong> Ursüße, 2 Päckchen<br />
Vanillezucker,<br />
abgeriebene Schale<br />
von 2 unbehandelten<br />
Orangen, 250 g<br />
Marzipanrohmasse<br />
(zimmerwarm),<br />
1 Prise Meersalz,<br />
5 Eier, 1 Päckchen<br />
Weinsteinbackpulver,<br />
400 g Weizenmehl<br />
Type 1050,<br />
100 g kleingeschnittenes<br />
Orangeat,<br />
Fett <strong>für</strong> die Form,<br />
evtl. 4 EL Orangenmarmelade<br />
Das mache ich<br />
Mandeln ohne Fett<br />
kurz anrösten, abkühlen<br />
lassen. – Fett, Zucker, Vanillezucker,<br />
Orangenschale, zerbröckelte<br />
Marzipanrohmasse und Salz mit dem<br />
elektrischen Handrührer cremig rühren.<br />
Eier nach und nach einrühren. Backpulver<br />
mit Mehl mischen und zusammen<br />
mit Mandeln und Orangeat zur Crememasse<br />
geben. Alles gut verrühren und<br />
in eine gefettete große Gugelhupfform<br />
füllen (nur bis zur Hälfte einfüllen, sonst<br />
läuft <strong>der</strong> Teig über).<br />
Im vorgeheizten Backofen bei 175-190<br />
oC ca. 50 Min. backen.<br />
Der Kuchen kann noch warm mit verrührter<br />
Orangenmarmelade bestrichen<br />
werden o<strong>der</strong> abgekühlt mit Staubzucker<br />
bestreut werden.<br />
Pro Stück ca. 280 Kcal, 1.120 KJ.<br />
ReformhausKOCHSTUDIO<br />
38-43 g Fett, 4-6 g Mineralstoffe und<br />
etwa 470 kcal enthalten. Die Verfügbarkeit<br />
<strong>der</strong> Energie aus Leinsamen ist<br />
abhängig von <strong>der</strong> Zubereitungsform.<br />
So liefert ganzer Leinsamen nur<br />
wenig Kalorien, geschroteter dagegen<br />
fast den ganzen Brennwert.<br />
Leinsamen wird innerlich gegen<br />
Obstipation und bei Magenverstimmung<br />
eingesetzt. Dabei sollte auf Arzneileinsamen<br />
aus einer Spezialzüch-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Ernährungstherapie<br />
tung zurückgegriffen werden, <strong>der</strong> sich<br />
durch eine hohe Quellzahl auszeichnet.<br />
Bei Obstipation wird die<br />
Einnahme mit viel Flüssigkeit empfohlen,<br />
d.h. 1 Esslöffel mit einem Glas<br />
Wasser o<strong>der</strong> Tee unzerkaut zu den<br />
Mahlzeiten. Bei Magenverstimmung<br />
o<strong>der</strong> Gastritis wird die Schleimabkochung<br />
empfohlen. 2 Esslöffel werden<br />
mit 1/ 2 Liter Wasser<br />
aufgekocht. Anschließend<br />
wird die noch<br />
warme Flüssigkeit abgesiebt,<br />
mit einem<br />
säurearmen Fruchtsaft<br />
gemischt und über den<br />
Tag verteilt getrunken.<br />
Mittlerweile gibt es<br />
auch Arzneileinsaat im<br />
Teebeutel, <strong>der</strong> nach<br />
exakt 10 Minuten die<br />
optimale Schleimabson<strong>der</strong>ung<br />
hat.<br />
NAHRUNGSERGÄNZUNG<br />
Grundsubstanz Silicium<br />
Silizium kommt als Salz <strong>der</strong> Kieselsäure<br />
vor. Beim Menschen dient es als<br />
Gerüstsubstanz und besitzt vor allem<br />
eine Bedeutung <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Knochen und Knorpelsubstanz. Es<br />
trägt zur Wasserhaltefähigkeit und<br />
Elastizität des Bindegewebes bei und<br />
schützt vor einer Verhärtung, Einengung<br />
und einem Verlust an Elastizität<br />
in den Gefäßen.<br />
In einer Studie konnte durch den<br />
Einsatz von Kieselsäure bei altersbedingter<br />
Hypertonie <strong>der</strong> systolische<br />
Blutdruck um 20-35 mm Hg gesenkt<br />
werden. Desweiteren ist Silizium an<br />
<strong>der</strong> Quervernetzung von Keratinbausteinen<br />
und somit an <strong>der</strong> Stabilität von<br />
Haaren und Nägeln beteiligt. In <strong>der</strong><br />
Therapie findet Silizium auch einen<br />
Einsatz bei einer Reihe von Befindlichkeitsstörungen<br />
wie Blähungen,<br />
Durchfall und um überschüssige<br />
Magensäure zu binden.<br />
Silizium kommt vor allem in<br />
pflanzlichen gering verarbeiteten und<br />
ballaststoffreichen Lebensmitteln vor.<br />
Hirse enthält 500 mgSi/100g, Hafer<br />
425 mg; Gerste 187 mg; Haselnüsse<br />
10 mg; Bananen 8mg und Kartoffeln<br />
0,2 mg. Demgegenüber ist <strong>der</strong> Gehalt<br />
in Lebensmitteln tierischer Herkunft<br />
gering.<br />
Die Aufnahme im Darm ist nur gering,<br />
da Silizium in Form von schwer<br />
lösbaren Kieselsäureverbindungen<br />
vorliegt. Für die therapeutische Anwendung<br />
ist es deshalb besser auf ein<br />
gut resorbierbares Präparat zurückzugreifen,<br />
wie z.B. „Silicea“. Er wird aus<br />
Quarzgestein gewonnen, mittels Mineralsäuren<br />
ausgefällt und über Koloidmühlen<br />
in Wasser feinst verteilt.<br />
Seminare <strong>für</strong> gesundes Leben an <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie<br />
Ausbildung <strong>für</strong> Arzthelferinnen zur Beginn: 02.03.2001<br />
„Ernährungs- und Diätberaterin“<br />
Anerkannt durch den ZÄN und den Berufsverband <strong>der</strong> Arzthelferinnen (BdA)<br />
Ausbildung „Gesundheitsberater/in – Beginn: 19.02.2001<br />
ganzheitliche Gesundheit“<br />
Ganzheitlich orientierte Seminarreihe. Wertvolles Wissen und praktische<br />
Empfehlungen zu den klassischen Naturheilverfahren<br />
Augenschule <strong>für</strong> gesundes und lebendiges Sehen 09.-11.02.2001<br />
Sehproblemen vorbeugen, Sehkraft regenerieren und stärken durch<br />
integratives Sehtraining<br />
Ayurveda 09.-11.02.2001<br />
Ganzheitliches Medizinsystem, spezielle Massagen, Ernährungssystem<br />
Weitere Informationen bei <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie, Gotische Str. 15,<br />
61440 Oberursel (Tel: 06172 / 3009-822 bzw. Fax: 06172 / 3009-819)<br />
E-Mail: rfa@reformhaus.de Internet: www.reformhaus-fachakademie.de<br />
835
Etwa ein Drittel aller Patienten in<br />
Deutschland leidet mittlerweile an<br />
chronischen Krankheiten. Bei diesen<br />
Krankheiten spielt die Biografie eines<br />
Menschen eine ebenso große Rolle<br />
wie die objektiv messbaren, pathogenetisch<br />
verän<strong>der</strong>ten Werte. Auch<br />
subjektive Aussagen <strong>der</strong> Patienten<br />
sollten vom Arzt mit berücksichtigt<br />
werden, um den Krankheitsverlauf<br />
verstehen zu können. Das erklärte Dr.<br />
KARL-HEINZ GEBHARDT, 1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Erfahrungsheilkunde,<br />
zur Eröffnung <strong>der</strong> 34.<br />
Medizinischen Woche in Baden-<br />
Baden.<br />
Dr. med. Karl-Heinz Gebhardt<br />
Karlsruhe<br />
In seiner Eröffnungsrede wies<br />
GEBHARDT darauf hin, dass es notwendig<br />
sei, diagnostische und therapeutische<br />
Kenntnisse „über den Gartenzaun<br />
<strong>der</strong> Schulmedizin“ zu erwerben.<br />
Er betonte aber auch: „Die beson<strong>der</strong>en<br />
Therapierichtungen sind <strong>für</strong> die Gesamtmedizin<br />
unverzichtbar, um die<br />
naturwissenschaftliche Medizin aus<br />
zahlreichen Therapienotständen herauszuführen,<br />
die Zufriedenheit <strong>der</strong><br />
Kongressberichte<br />
MEDIZINISCHE WOCHE BADEN-BADEN<br />
Mehr Mut zur Subjektivität<br />
Trotz aller Fortschritte in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Medizin werden heute<br />
insbeson<strong>der</strong>e Patienten mit chronischen Krankheiten nur selten<br />
adäquat behandelt. Ein Grund: Die Schulmedizin konzentriert sich<br />
in Diagnostik und Therapie überwiegend auf objektive Symptome,<br />
die sie z.B. aus Blutwerten o<strong>der</strong> bildgebenden Verfahren ableiten<br />
kann. Das Individuum wird dabei häufig vernachlässigt. Diesem<br />
Thema „Subjektivität und Objektivität in <strong>der</strong> Medizin“ war die diesjährige<br />
34. Medizinische Woche in Baden-Baden gewidmet.<br />
Patienten zu erhöhen und vor allem<br />
auch, um Kosten im Gesundheitswesen<br />
zu senken.“ Die Schulmedizin<br />
reduziere den „Wirksamkeitsnachweis“<br />
ihrer Methoden meist nur auf<br />
<strong>der</strong>en „Wirkung“. Das bedeutet, dass<br />
Krankheitssymptome verschwinden,<br />
aber nicht, dass eine Heilung <strong>der</strong><br />
Krankheit eintritt. Darauf begründe<br />
sich auch das sprunghafte Ansteigen<br />
<strong>der</strong> Behandlungskosten.<br />
Die naturheilkundlich tätigen<br />
<strong>Ärzte</strong> gehen in ihren Behandlungsansätzen<br />
weiter. Sie sehen den gesamten<br />
Menschen als eine Einheit aus Leib,<br />
Seele und Geist. Um diese ganzheitliche<br />
Sicht in Diagnostik und Therapie<br />
erfolgreich einzusetzen, ist jedoch ein<br />
lebenslanges Lernen notwendig. GEB-<br />
HARDT for<strong>der</strong>t in diesem Zusammenhang,<br />
Lehrstühle <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
und Homöopathie an möglichst<br />
vielen Universitäten einzurichten, damit<br />
Studenten frühzeitig qualifiziert<br />
ausgebildet werden.<br />
<strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
gegen „Aus“ <strong>für</strong><br />
komplementäre Heilmittel<br />
Die in Baden-Baden versammelten<br />
<strong>Ärzte</strong> protestierten in einer Resolution<br />
gegen die weitere Beschränkung <strong>der</strong><br />
naturheilkundlichen Therapien. Durch<br />
die seit dem 1. Juli dieses Jahres in<br />
Kraft getretene 10. Novelle zum Arzneimittelgesetz<br />
entfallen die 1975<br />
verabschiedeten spezifischen Zulas-<br />
836<br />
sungsvoraussetzungen <strong>für</strong> die Therapeutika<br />
<strong>der</strong> Naturheilverfahren. Alle<br />
Mittel <strong>der</strong> Naturheilkunde müssen nun<br />
die gleichen Zulassungsvoraussetzungen<br />
wie schulmedizinische Arzneimittel<br />
erfüllen.<br />
Das bedeutet, ihre Wirksamkeit ist<br />
zunächst nach schulmedizinisch wissenschaftlichen<br />
Kriterien nachzuweisen,<br />
bevor eine Neuzulassung<br />
möglich wird. Außerdem werden alle<br />
naturheilkundlichen Präparate vom<br />
Markt verschwinden, die Bestandteile<br />
verschiedener Therapierichtungen<br />
enthalten wie z.B. Homöopathika und<br />
Pflanzenextrakte. Schätzungen zufolge<br />
sind dadurch künftig 70 Prozent<br />
<strong>der</strong> naturheilkundlichen Arzneimittel<br />
nicht mehr verfügbar. Dabei hatte <strong>der</strong><br />
gesundheitspolitische Ausschuss des<br />
deutschen Bundestages 1975 erklärt,<br />
dass <strong>der</strong> Gesetzgeber bei <strong>der</strong> Zulassung<br />
von Arzneimitteln nicht die<br />
Dr. Karl Buchleitner<br />
Maßstäbe einer Therapierichtung zum<br />
allgemein gültigen Standard erheben<br />
dürfte. Genau das sei jedoch mit <strong>der</strong><br />
10. Novelle zum Arzneimittelgesetz<br />
geschehen, klagt Dr. KARL BUCH-<br />
LEITNER, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Aktion <strong>für</strong><br />
Biologische Medizin.<br />
Leidtragende dieser Regelung sind<br />
vor allem die chronisch Kranken. Gerade<br />
ihnen kann die Schulmedizin oft<br />
keine nachhaltige Hilfe ermöglichen.<br />
Sehr viel Geld investieren sie oft aus<br />
eigener Tasche, um sich mit „sanften“<br />
Mitteln zu behandeln, womit sie das<br />
Gesundheitswesen erheblich entlasten.<br />
„Sind diese Medikamente einmal<br />
vom Markt verschwunden o<strong>der</strong> nur<br />
noch in verän<strong>der</strong>ter Form erhältlich,<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
icht ein entscheiden<strong>der</strong> Teil des<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te alten naturheilkundlichen<br />
Arzneischatzes weg“, ergänzte<br />
GEBHARDT. Die geplante Positivliste<br />
würde einen weiteren Eingriff in den<br />
Pluralismus <strong>der</strong> Medizin bedeuten.<br />
Mit einer deutschlandweiten Unterschriften-Kampagne<br />
versuchen die<br />
unterschiedlichen Patientenorganisationen<br />
und Fachgesellschaften <strong>der</strong><br />
Der wesentliche Unterschied zwischen<br />
Ayurveda und <strong>der</strong> Schulmedizin<br />
ist laut DANDEKAR das zugrunde<br />
liegende Weltbild – und das<br />
daraus resultierende Menschenbild.<br />
Das Weltbild und Menschenbild <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Medizin basiert auf den<br />
Naturwissenschaften, <strong>der</strong> Physik, <strong>der</strong><br />
Chemie und <strong>der</strong> Biologie. Um ein<br />
komplexes Geschehen zu untersuchen,<br />
bedient sich diese Art <strong>der</strong> Medizin<br />
<strong>der</strong> reduktiven analytischen<br />
Methode. Nach diesem Verfahren<br />
wird aus <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Ursachen, die<br />
Dr. Govin Dandekar<br />
Wasserburg<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Kongressberichte<br />
naturheilkundlichen Therapieverfahren<br />
nun, gegen den staatlichen Dirigismus<br />
in <strong>der</strong> Medizin mobil zu machen.<br />
Wichtig sei jetzt, die Bürger über die<br />
Konsequenzen des politischen Handelns<br />
aufzuklären, so BUCHLEITNER.<br />
34. Medizinische Woche, Baden-<br />
Baden, 28.10. - 3.11.2000<br />
INDISCHE NATURHEILVERFAHREN<br />
Ayurveda und Schulmedizin<br />
schließen sich nicht aus<br />
In <strong>der</strong> täglichen Praxis können Verfahren <strong>der</strong> Schulmedizin und<br />
<strong>der</strong> altindischen Heilkunde Ayurveda durchaus kombiniert<br />
angewendet werden. Wie Dr. G. Dandekar, Wasserburg, auf dem<br />
diesjährigen Herbstkongress des ZÄN in Freudenstadt erläuterte,<br />
ist die Schulmedizin bei akuten schweren Krankheiten die bessere<br />
Wahl, während das indische Naturheilverfahren bei chronischen,<br />
multikausalen Krankheiten seine Trümpfe ausspielt.<br />
zu einem Phänomen führen, jeweils<br />
nur eine untersucht, um die Sache<br />
nicht zu komplizieren. Das bedeutet<br />
aber auch, so DANDEKAR, dass nur ein<br />
einziger Aspekt von vielen wahrgenommen<br />
wird. Ihrem Menschenbild<br />
entsprechend richtet sich die Therapie<br />
<strong>der</strong> Schulmedizin nach dem „Maschinen-Modell“.<br />
Man versucht, so DAN-<br />
DEKAR, „den Defekt zu reparieren“.<br />
Der Mensch als Einheit von<br />
Körper und Psyche<br />
Naturheilverfahren wie etwa Ayurveda<br />
befassen sich im Gegensatz dazu<br />
mit dem ganzen Menschen, mit all<br />
seinen Organen, die kybernetisch miteinan<strong>der</strong><br />
verknüpft sind. Dabei wird<br />
auch die Psyche des Patienten stets<br />
mit einbezogen. Denn, so DANDEKAR:<br />
„Der Mensch ist ein interaktives,<br />
interagierendes, bio-psycho-soziales<br />
Wesen und kein Bioroboter.“ Der<br />
Mensch wird als Einheit gesehen,<br />
wobei sich Körper und Psyche<br />
837<br />
gegenseitig beeinflussen. Krankheit<br />
wird in diesem Sinne als eine Störung<br />
<strong>der</strong> Harmonie des Organismus verstanden.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage dieses<br />
Welt- und Menschenbildes unterscheidet<br />
sich Ayurveda auch therapeutisch<br />
deutlich von <strong>der</strong> Schulmedizin.<br />
Ziel <strong>der</strong> indischen Medizin<br />
ist es nicht, Defekte zu beheben und<br />
gezielt in Stoffwechselreaktionen einzugreifen,<br />
son<strong>der</strong>n die Harmonie des<br />
Körpers wie<strong>der</strong>herzustellen. Dabei<br />
glie<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> therapeutische Gesamtansatz<br />
in<br />
Lebensführung und Ordnungstherapie,<br />
Ernährungstherapie,<br />
Ausleitungstherapien,<br />
geeignete Phytotherapie und gegebenenfalls<br />
Psychotherapie nach Ayurveda.<br />
Nicht falsch, nur einseitig<br />
Trotz ihrer offensichtlichen Mängel<br />
hält DANDEKAR die reduktive, analytische<br />
Methode <strong>der</strong> Schulmedizin<br />
nicht <strong>für</strong> falsch – nur <strong>für</strong> einseitig und<br />
nicht überall einsetzbar. Bei akuten<br />
und schweren Krankheiten ist <strong>für</strong><br />
DANDEKAR die Schulmedizin „die<br />
bessere Wahl“, denn bei diesen Erkrankungen<br />
sei schnelle Hilfe vonnöten.<br />
Auch auf an<strong>der</strong>e Errungenschaften<br />
<strong>der</strong> Schulmedizin, wie Antibiotika,<br />
Narkoseverfahren, verschiedene<br />
Untersuchungsmethoden und<br />
Impfungen, kann nach Ansicht von<br />
DANDEKAR nicht verzichtet werden.<br />
Wenn es jedoch um die Lenkung eines<br />
Krankheitsprozesses in Richtung Gesundheit,<br />
um Zivilisationskrankheiten,<br />
Störungen <strong>der</strong> Abwehrkräfte,<br />
degenerative Erkrankungen, Alterskrankheiten<br />
und vor allem um die Problematik<br />
<strong>der</strong> Befindlichkeitsstörungen<br />
gehe, seien die sanften Therapien des<br />
Ayurveda eindeutig die bessere Alternative.<br />
CS<br />
Vortrag von Dr. G. Dandekar im Rahmen<br />
des 99. ZÄN Kongresses, Freudenstadt,<br />
14. bis 20. September 2000
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt.<br />
Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />
Therapiespiegel Bewegung<br />
Die A. Pflüger GmbH & Co. KG hat ihre neue Therapieratgeber-Reihe<br />
erweitert. Aktuell hinzugekommen ist <strong>der</strong><br />
Ratgeber zum Thema „Erkrankungen des Bewegungsapparates“.<br />
Zwei nie<strong>der</strong>gelassene, naturheilkundliche Therapeuten<br />
berichten, wie sie in ihrer Praxis die zu den häufigsten<br />
Gesundheitsstörungen zählenden Erkrankungen<br />
ganzheitlich behandeln. Vorwiegend chronische Erkrankungen,<br />
akute traumatische Erkrankungen und Wirbelsäulenerkrankungen<br />
werden in dem aktuellen Therapiespiegel<br />
vorgestellt. Symptome, Pathologie und Therapie je<strong>der</strong><br />
Erkrankung werden durch Fallbeispiele ergänzt, womit ein<br />
wertvoller, mit vielen therapeutischen Tipps angereicherter<br />
Ratgeber vorliegt.<br />
Die Broschüre kann kostenlos unter dem Stichwort<br />
„Therapiespiegel Bewegung“ angefor<strong>der</strong>t werden bei:<br />
Homöopathisches Laboratorium<br />
A. Pflüger GmbH & Co.KG<br />
Bielefel<strong>der</strong> Straße 17; 33378 Rheda-Wiedenbrück<br />
Fax: 05242 / 55 932; E-Mail: info@pfIueger.de<br />
Kreatin bei Köhler Pharma!<br />
Köhler Pharma erweitert seine Produktpalette um den<br />
Powerstoff Kreatin. Die Eiweißverbindung Kreatin verbessert<br />
die Energiezufuhr in fast allen Körperzellen. Daher<br />
wird <strong>der</strong> Stoff nicht nur zum Muskelaufbau, son<strong>der</strong>n auch<br />
zur allgemeinen Verbesserung <strong>der</strong> Konstitution eingesetzt.<br />
Köhler Pharma bietet Kreatin als Kau- und Lutschtablette<br />
(Kreatin plus) und in Pulverform (Kreatin optifit) an. Eine<br />
Kreatintablette enthält ein Gramm Kreatin. Die Packungseinheit<br />
beinhaltet 100 Stück. Beim Kreatinpulver Kreatin<br />
optifit enthält die Dose 125 g, welches in etwa 83 g Kreatinmonohydrat<br />
entspricht. Beide Produkte sind Nahrungsergänzungen<br />
mit einem überaus angenehmen Geschmack!<br />
Die Versorgung mit Kreatin ist grundlegend <strong>für</strong> den<br />
Energiestoffwechsel. Die aktive Form von Kreatin ist Kreatinphosphat.<br />
Kreatinphosphat liefert Energie <strong>für</strong> die Stoff-<br />
methatec<br />
838<br />
wechselvorgänge des Körpers. Kreatin wird als Kreatinin<br />
über die Niere vom Körper ausgeschieden.<br />
Zunächst nutzte man den Energievorteil von Kreatin nur<br />
zum Muskelaufbau. Seit neuem weiß man, aufgeladene<br />
Kreatinspeicher sind zur Unterstützung von Bewegungstherapien<br />
wichtig, zum Beispiel bei Osteoporose o<strong>der</strong><br />
Arthrose <strong>der</strong> Gelenke.<br />
Mittlerweile profitieren viele auch von den konzentrationsför<strong>der</strong>nden<br />
Eigenschaften. Kreatin ist nach Traubenzucker<br />
und Sauerstoff einer <strong>der</strong> wichtigsten Stoffe im<br />
Gehirn. Es ist auch hier <strong>für</strong> den Energiestatus <strong>der</strong> Hirn- und<br />
Nervenzellen zuständig. Damit liegt es nahe, dass Kreatin<br />
die Gedächtnisfunktion, das Lernen, die Kreativität beeinflusst.<br />
Köhler Pharma GmbH, Neue Bergstr. 5, 64665 Alsbach<br />
Ganz aktuell: Misteltherapie mft Iscador<br />
Komplett überarbeitet, klar strukturiert und übersichtlich<br />
sind die neuen Therapierichtlinien zu Iscador, die jetzt von<br />
<strong>der</strong> Weleda AG den Fachkreisen angeboten werden, um den<br />
Einstieg in die Therapie mit dem Marktführer <strong>der</strong> Mistelpräparate<br />
Iscador zu erleichtern o<strong>der</strong> um das Wissen <strong>der</strong><br />
bereits mit Mistel therapierenden Kollegen und Kolleginnen<br />
durch neueste Erfahrungen und Erkenntnisse zu ergänzen.<br />
Jedem das Seine:<br />
Basis- o<strong>der</strong> Standardtherapie mit Iscador<br />
Sowohl die Lektin-normierte Therapie mit Iscador speziell<br />
als auch die klassische Therapieführung <strong>der</strong> anthroposophischen<br />
Medizin mit den Iscador Serien- und Sortenvarianten<br />
sind einfach und praxisgerecht aufbereitet. Für die häufigsten<br />
Diagnosen sind Therapieempfehlungen bereits vorbereitet<br />
und je<strong>der</strong>zeit schnell nachzuschlagen. Für detailliert<br />
Interessierte bieten die Richtlinien Studien-Übersichten und<br />
Literaturlisten zu dem Präparat Iscador, das als erstes<br />
Mistelpräparat heute noch weltweit das meist untersuchte<br />
und – ebenfalls weltweit – das meist verordnete Mistelpräparat<br />
ist.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Auf dem neuesten Stand: Forschung und Erfahrung<br />
Die aktuellen Forschungsergebnisse zu <strong>der</strong> Kernfrage „Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Lebensqualität“ werden ebenso kurz dargestellt,<br />
wie auch die ganz alltäglichen Fragen nach dem „Was<br />
mache ich wenn?“ beantwortet werden. Studien- und Literaturübersicht<br />
dokumentieren in beeindrucken<strong>der</strong> Weise über<br />
80 Jahre Erfahrung und Forschung.<br />
Bis hin zur Therapiebegleitung:<br />
Das umfassende Iscador Angebot<br />
Last but not least bieten die Darstellungen <strong>der</strong> Bausteine<br />
mo<strong>der</strong>ner Onkologie die Erläuterungen zur anthroposophisch<br />
erweiterten Medizin und die Zusammenstellung<br />
supportiver Therapiemaßnahmen eine gute Unterstützung<br />
bei Gesprächen mit Patienten und Betroffenen.<br />
Mit den neuen Therapierichtlinien ist jetzt auch das therapiebegleitende<br />
Informationsmaterial komplett: Therapiekarten<br />
<strong>für</strong> die schnelle Übersicht, Schmerz- und Befindlichkeitstagebuch<br />
<strong>für</strong> die Patientendokumentation, Therapieübersicht<br />
als Patientenpass mit erläuternden Hinweisen und<br />
individuell erfassbaren Therapiedaten und <strong>der</strong> umfangreiche<br />
Patientenratgeber runden das Angebot <strong>der</strong> Weleda AG so ab,<br />
dass die Misteltherapie <strong>für</strong> den nie<strong>der</strong>gelassenen Arzt<br />
mo<strong>der</strong>n und praxisgerecht durchzuführen ist.<br />
Die aktuellen Iscador Therapierichtlinien 2000 können<br />
abgefor<strong>der</strong>t werden bei:<br />
Weleda AG, Möhlerstr 3, 73525 Schwäbisch Gmünd<br />
Neu bei Bionorica Arzneimittel: Assalix ®<br />
Zum 01.11.2000 wurde das von <strong>der</strong> Firma Plantina AG<br />
entwickelte pflanzliche Rheumapräparat Assalix ® von <strong>der</strong><br />
Firma Bionorica Arzneimittel GmbH, Neumarkt i.d.OPf.,<br />
übernommen.<br />
Assalix ®, ein hochkonzentrierter Weidenrindenextrakt,<br />
wurde 1998 erstmals nach neuem Arzneimittelrecht zugelassen.<br />
Wie in einer ganzen Reihe von klinischen Studien<br />
gezeigt werden konnte, ist das Phytoanalgetikum stark wirksam<br />
und sehr gut verträglich. Sehr gut untersucht ist bereits<br />
die Wirksamkeit bei chronischen Rückenschmerzen und bei<br />
degenerativen Erkrankungen wie Gon- und Coxarthrose.<br />
Ein Dragee Assalix ® enthalt 393,24 mg Weidenrindenextrakt,<br />
entsprechend 60 mg Salicin. Neuesten pharmakolo-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
Neomed<br />
839<br />
gischen Untersuchungen zufolge ist allerdings nicht das<br />
Salicin allein <strong>für</strong> die therapeutische Wirksamkeit verantwortlich,<br />
son<strong>der</strong>n die native Kombination aus Salicin<strong>der</strong>ivaten,<br />
Procyanidinen und Flavonoiden, sprich <strong>der</strong> <strong>Gesamte</strong>xtrakt.<br />
Die Dosierungsempfehlungen reichen, je nach Indikation<br />
und Schweregrad <strong>der</strong> Erkrankung, von 2x1 Dragee (entsprechend<br />
120 mg Salicin) bis 2x2 Dragees Assalix ®<br />
(entsprechend 240 mg Salicin) pro Tag.<br />
Das Packungsdesign wurde im Rahmen <strong>der</strong> Übernahme<br />
indikationsbezogen und patientenfreundlich neu gestaltet<br />
und damit an das Erscheinungsbild <strong>der</strong> übrigen Bionorica-<br />
Arzneimittel angepasst. Assalix ® ist in allen Apotheken erhältlich.<br />
Bionorica Arzneimittel GmbH<br />
Kerschensteiner Straße 11-15, 92318 Neumarkt i.d.OPf.<br />
Lieferbare Präparate von Pascoe<br />
Das lange Warten hat ein Ende: Seit dem 15.10.2000 sind<br />
die unten genannten Präparate von Pascoe wie<strong>der</strong> lieferbar:<br />
– Grippe comp. Nosode<br />
– Angina comp. N Nosode<br />
– Sinusitis comp. N Nosode<br />
– Vitamin-B-Komplex-Injektopas ® N<br />
– Redox-Injektopas ® N<br />
Die fehlenden Rohstoffe sind teilweise wie<strong>der</strong> verfügbar<br />
bzw. überhaupt nicht mehr erhältliche Wirkstoffe dürfen nun<br />
nach Genehmigung durch das BfArM entfernt werden, so<br />
dass die Präparate wie<strong>der</strong> lieferbar sind. Detaillierte Informationen<br />
über die Firmenanschrift:<br />
Pascoe Naturmedizin; Postfach 10 07 55; 35337 Gießen<br />
Tel.: 0641 / 79 60-0; Fax: 0641 / 79 60-123<br />
E-Mail: webmaster@pascoe.de<br />
Internet: http://www.pascoe.de
Impressum / Hinweise <strong>für</strong> die Autoren<br />
Verlag:<br />
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />
Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen<br />
Tel. 0581 / 808 -150 (Verlagsleitung); Fax 0581 / 808-158<br />
E-Mail: ML.Verlag.Uelzen@t-online.de; http://www.MLVerlag.de<br />
Buch- u. Abo-Service/Buchhaltung 808-151, E-Mail: b.burandt@mlverlag.de;<br />
Anzeigen/Buchhaltung 808-152, E-Mail: m.zipser-jess@mlverlag.de;<br />
Lektorat/Rezensionen 808-154, E-Mail: s.cdb@mlverlag.de;<br />
Druck:<br />
Druckerei Buchheister KG, Postfach 1204, 21302 Lüneburg<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren e.V. Sitz Stuttgart<br />
Geschäftsstelle: Am Promenadenplatz 1, 72250 Freudenstadt<br />
Tel. 07441 / 91 858 0, Fax 07441 / 91 858 22<br />
Chefredaktion:<br />
Dipl.-Biologe Jens Meyer-Wegener, Landsberger Str. 495, 81241 München<br />
Tel.: 089 / 83 96 42 25, Fax: 089 / 83 96 42 55,<br />
E-Mail: meyer-wegener@t-online.de.<br />
Redaktion:<br />
Dr. rer. nat. Claudia Schöllmann, Rainer H. Bubenzer<br />
Dr. med. H. P. Legal, Auslandskorrespondent, Kongressberichterstatter<br />
Grafische Gestaltung:<br />
daedalus design Stefan Oestreich, Manzingerweg 8, 81241 München<br />
Schriftleitung:<br />
Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstr. 9, 32839 Steinheim<br />
Tel.: 05233 / 956 131, Fax: 05233 / 956 112,<br />
E-Mail: Martin.Hoerning@t-online.de.<br />
Dr. med. Antonius Pollmann, Schafsbecken 7, 29320 Hermannsburg<br />
Tel.: 05052 / 97 57 67, Fax: 05052 / 97 57 69<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Dr. med. K. Ch. Schimmel, Batzerstr. 11, 81375 München<br />
(Vorsitzen<strong>der</strong> des Wissenschaftlichen Beirats)<br />
Dr. med. W. Schmitz-Harbauer, Bismarckstr. 114, 47799 Krefeld<br />
(Mo<strong>der</strong>ne Naturheilverfahren)<br />
Dr. med. M. Adler, Rathausstraße 2, 57078 Siegen-Geisweid<br />
(Weiterbildung Naturheilverfahren)<br />
Dr. med. M. Thyson, Kaiserlauterner Str. 16, 67098 Bad Dürkheim<br />
(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroakupunktur nach Voll e.V.)<br />
Dr. med. H. Huneke, Erwin-v.-Witzleben-Straße 17, 40474 Düsseldorf-Nord<br />
(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie nach Huneke –<br />
Regulationstherapie e.V.)<br />
Dr. med. R. H. Croon, Auf <strong>der</strong> Steinkaut 48-50, 61352 Bad Homburg<br />
(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroneuraldiagnostik und -therapie<br />
nach Croon e.V.)<br />
Dr. med. Franz-Anselm Graf von Ingelheim, Bischof-Blum-Platz 10<br />
65366 Geisenheim<br />
(Internationale Gesellschaft <strong>für</strong> Homotoxikologie und antihomotoxische<br />
Therapie e.V.)<br />
Dr. med. R. Stange, Krankenhaus Moabit, Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />
(<strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Naturheilverfahren (Physiotherapie), Berlin-<br />
Brandenburg e.V.)<br />
Dr. med. K. Buxbaum, Am Lachgraben 22, 63303 Dreieich<br />
(Internationale <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Sauerstofftherapie und Forschung e.V.)<br />
Prof. Dr. med. R. Berz, Einöde 2, 88416 Bellamont<br />
(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Thermographie e.V.)<br />
Dr. med. J. Beck, Wer<strong>der</strong>str. 80A, 74899 Sinsheim<br />
(Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Ultraviolettbestrahlung des<br />
Blutes HOT und UVB e.V.)<br />
Dr. med. G. Dandekar, Schabhalde 9, 88142 Wasserburg<br />
(Ayoga-International e.V.)<br />
Prof. Dr. H. Schilcher, Alfred-Naumann-Anger 17, 81737 München<br />
(Phytotherapie)<br />
Originalien und Mitteilung:<br />
Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen). Referate, redaktionelle<br />
Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />
<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren erbeten.<br />
(Anschrift siehe oben)<br />
Die Schriftleitung behält sich den Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung vor. Grundsätzlich<br />
werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. Grundsätzlich werden<br />
nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland noch im<br />
840<br />
Ausland veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig<br />
an<strong>der</strong>en Blättern zum Abdruck angeboten werden. – Mit <strong>der</strong> Annahme<br />
des Manuskriptes erwirbt <strong>der</strong> Verlag <strong>für</strong> die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Schutzfrist die ausschließliche Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte<br />
im Sinne des § 15 f. des Urheberrechtsgesetzes. – Übersetzung,<br />
Nachdruck – auch von Abbildungen –, Vervielfältigungen auf fotomechanischem<br />
o<strong>der</strong> ähnlichem Wege o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren, Vortrag, Funkund<br />
Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen –<br />
auch auszugsweise – sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlages<br />
gestattet. – Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beiträgen o<strong>der</strong> Teilen<br />
von diesen einzelne Kopien hergestellt werden.<br />
Wichtige Hinweise <strong>für</strong> Autoren:<br />
– Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem.<br />
Text vorgeschaltet wird. Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen. Sie<br />
sollte aber 15 Druckzeilen nicht überschreiten.<br />
– Die Arbeit sollte von den Charakteristika des mündlichen Vortrages befreit<br />
und noch vom Autor so bearbeitet werden, dass sie druckreif vorliegt<br />
(wenn möglich auf Diskette).<br />
– In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Länge <strong>für</strong> jede Arbeit 3-4 Schreibmaschinenseiten<br />
(1zeilig, 70 Anschläge pro Zeile).<br />
– Pro Arbeit sollten max. 5 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />
Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Editorials<br />
drücken die persönliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt die von<br />
Herausgeber o<strong>der</strong> Schriftleitung aus.<br />
Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schriftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />
und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />
redigiert. Die Nennung von Markenbzeichnungen lässt keinerlei<br />
Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt.<br />
Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />
redaktionellen Gründen vor.<br />
Son<strong>der</strong>drucke:<br />
Von Originalbeiträgen erhalten die Verfasser auf Verlangen 10 Hefte kostenlos.<br />
Dies muss jedoch mit den Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich<br />
vermerkt werden. Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so erfolgt <strong>für</strong> diese<br />
eine Berechnung.<br />
Nachdruck:<br />
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, <strong>der</strong> fotomechanischen<br />
Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verband nach Maßgabe<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />
ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei<br />
Originalbeiträgen <strong>der</strong> schriftlichen Genehmigung des Verbandes.<br />
Anzeigenpreisliste:<br />
Ab 1.1.2000 gilt die Liste Nr. 37.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen.<br />
Erscheinungsweise: monatlich<br />
Bezugsbedingungen:<br />
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DM. Preise jeweils zuzüglich Versandkosten. Einzelhefte werden zum Preis<br />
von je 12,- DM abgegeben. Abonnementsgebühren sind nach Rechnungserhalt<br />
fällig o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse.<br />
Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störungen des Arbeitsfriedens besteht kein<br />
Anspruch auf Kürzung bzw. Rückzahlung des Bezugsgeldes.<br />
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von 6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen; nach diesem Termin<br />
eingehende Abbestellungen werden <strong>für</strong> das nächste Jahr vorgemerkt.<br />
Für die Bearbeitung aller Zuschriften bitte die Lesernummer angeben.<br />
Haftung:<br />
Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichen Können<br />
<strong>der</strong> einzelnen Autoren gemacht. Eine Gewähr wird <strong>für</strong> diese Beiträge<br />
nicht übernommen. Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen<br />
einer eigenen Prüfung zu unterziehen. Die Arzneimittel- und Gerätehersteller<br />
haften selbst <strong>für</strong> ihre in den Anzeigen gemachten Angaben. Ebenfalls<br />
übernimmt <strong>der</strong> Verlag keine Haftung <strong>für</strong> Schäden, die durch fehlerhafte<br />
o<strong>der</strong> unterbliebene Ausführungen im Text o<strong>der</strong> in den Anzeigen entstehen.<br />
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Gerichtsstand Uelzen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Kombination <strong>der</strong><br />
Vitamine E und C<br />
bietet Schutz vor<br />
Demenzerkrankung<br />
In einer aktuellen Studie nahmen<br />
3.385 Männer im Alter zwischen 71<br />
und 93 Jahren über einen längeren<br />
Zeitraum die beiden Vitamine E<br />
und C. Die beteiligten Personen waren<br />
am Ende <strong>der</strong> Studie 5 Gruppen<br />
zuzuordnen: ohne o<strong>der</strong> mit leichten<br />
kognitiven Beschwerden, mit eindeutig<br />
festgestellter Alzheimer Erkrankung,<br />
vaskulärer Demenz und<br />
gemischten/an<strong>der</strong>en Demenzformen.<br />
Es konnte nachgewiesen werden,<br />
dass die gleichzeitige Einnahme<br />
<strong>der</strong> Vitamine E und C (wie z.B. in<br />
EVINA mit 200 I.E. Vitamin E und<br />
500 mg Vitamin C, Rodisma-Med<br />
Pharma GmbH, Köln) signifikant das<br />
Auftreten von vaskulärer Demenz<br />
reduziert (88%ige Reduktion). Die<br />
Personen, die beide Vitamine einnahmen,<br />
waren ebenfalls geschützt<br />
gegenüber verschiedenen, gemischten<br />
Demenzformen (69%ige Reduktion<br />
des Auftretens). Zusätzlich verbesserte<br />
sich die geistige Leistungsfähigkeit.<br />
Mit zunehmendem Alter steigt<br />
exponentiell die Zahl <strong>der</strong> Demenz-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Therapiereport<br />
Betroffenen. Während von den über<br />
65-Jährigen 4-11 % betroffen sind,<br />
liegt die Rate bei den über 85-Jährigen<br />
bereits bei 24-47 %. Freie Radikale<br />
scheinen mitverantwortlich zu sein <strong>für</strong><br />
ein beschleunigtes Altern. Die hochreaktiven<br />
Sauerstoffspezies verursachen<br />
oxidative Schäden an Zellorganellen<br />
und Zellmembranen. Man<br />
weiß, dass freie Radikale bei <strong>der</strong><br />
Pathogenese verschiedenster im Alter<br />
vermehrt auftretenden Erkrankungen<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Da die Membranen von Nervenzellen<br />
einen hohen Anteil oxidationsanfälliger<br />
mehrfach ungesättigter Fettsäuren<br />
enthalten, ist Nervengewebe<br />
beson<strong>der</strong>s anfällig gegenüber freien<br />
Radikalen. Vermutlich beeinflusst ein<br />
Überschuss dieser freien Radikale<br />
(sog. oxidativer Stress) Alterungsvorgänge<br />
im Gehirn, so dass kognitive<br />
Fähigkeiten nachlassen (Beeinträchtigung<br />
<strong>der</strong> Gedächtnisleistung und<br />
Orientierungsfähigkeit) und unterschiedliche<br />
Demenzformen entstehen<br />
können.<br />
Die antioxidativ wirkenden Vitamine<br />
E und C bewahren Gefäße vor<br />
arteriosklerotischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
und schützen vor bestimmten Demenzformen.<br />
EB<br />
Masaki, K. H., Losonczy, K. G. et al.: Association<br />
of vitamin E and C supplement use with<br />
cognitive function and dementia in el<strong>der</strong>ly men.<br />
Neurology 2000 (54), 1265-1272<br />
841<br />
Gaschler
Gute Wirksamkeit<br />
von Sinuselect ®<br />
bestätigt<br />
Mit dem Homöopathikum Sinuselect<br />
® lassen sich Sinusitis und<br />
Rhino-Sinusitis sehr wirksam und<br />
zugleich verträglich behandeln.<br />
Dies konnte nun erstmals <strong>für</strong> ein<br />
homöopathisches Komplexmittel im<br />
Rahmen einer kontrollierten Anwendungsbeobachtung<br />
sowohl anhand<br />
<strong>der</strong> subjektiven Beurteilung<br />
durch die Patienten als auch durch<br />
objektive diagnostische Parameter<br />
bestätigt werden.<br />
Atemwegsinfekte zählen weltweit<br />
zu den häufigsten Infektionskrankheiten.<br />
Zwei- bis dreimal pro<br />
Jahr erkranken Erwachsene durchschnittlich<br />
an einer akuten Virusrhinitis<br />
und Kin<strong>der</strong> trifft es mit bis zu<br />
fünf Erkrankungen pro Jahr noch<br />
deutlich häufiger. Um die Entstehung<br />
eines Circulus vitiosus mit verschwollenen<br />
Nebenhöhlenostien und nachfolgen<strong>der</strong><br />
Entzündungsreaktion in den<br />
abhängigen Nebenhöhlen zu vermeiden,<br />
gilt es frühzeitig in den Chronifizierungsprozess<br />
einzugreifen und die<br />
akute Erkrankung wirksam zu behandeln.<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Therapiereport<br />
Eine Anwendungsbeobachtung an<br />
24 Patienten mit akuter Rhinitis und<br />
Rhino-Sinusitis konnte nun bestätigen,<br />
dass Sinuselect ® eine sehr wirksame<br />
und zugleich äußerst verträgliche<br />
Behandlungsoption bietet. Die<br />
Patienten wurden über 14 Tage gemäß<br />
<strong>der</strong> Dosierungsempfehlung behandelt<br />
und die Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />
des Medikamentes an den<br />
Tagen 1, 7 und 14 dokumentiert. Wie<br />
die Ergebnisse zeigen, besserte sich<br />
die subjektive Befindlichkeit <strong>der</strong> Patienten<br />
unter <strong>der</strong> 14-tägigen Behandlung<br />
signifikant. Während die Patienten<br />
anfangs über starke Kopfschmerzen<br />
klagten, waren die meisten Beschwerden<br />
bei dem Großteil <strong>der</strong> Patienten<br />
nach zwei Wochen so gut wie<br />
nicht mehr vorhanden. Der Niesreiz,<br />
<strong>der</strong> die Patienten am Tag <strong>der</strong> Einschlussuntersuchung<br />
deutlich belastete,<br />
besserte sich bereits nach einer<br />
Woche <strong>der</strong> Behandlung mit dem Homöopathikum<br />
signifikant. Auch weitere<br />
Symptome, wie eine laufende<br />
Nase und <strong>der</strong> Allgemeinbefund <strong>der</strong><br />
Patienten, waren zum Abschluss <strong>der</strong><br />
Behandlung statistisch signifikant gebessert.<br />
Bestätigung findet die gute Wirksamkeit<br />
durch die Ultraschalldiagnostik,<br />
die einen deutlichen Rückgang <strong>der</strong><br />
entzündlichen Verän<strong>der</strong>ungen wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />
Darüber hinaus wurden erst-<br />
hypo-A<br />
842<br />
mals in einer Therapiestudie mit<br />
einem Homöopathikum auch Entzündungsparameter<br />
im Nasensekret gemessen.<br />
Dabei gingen im Nasensekret<br />
drei von vier Entzündungsparametern<br />
statistisch signifikant zurück, was <strong>für</strong><br />
eine Reduktion <strong>der</strong> Entzündungsreaktion<br />
und eine Schleimhautrestitution<br />
spricht.<br />
Auch bei Patienten mit sehr starker<br />
Symptomausprägung zeigt Sinuselect<br />
® eine gute Wirksamkeit. So belegt<br />
die Anwendungsbeobachtung,<br />
dass sich die objektiven Entzündungsparameter<br />
unter <strong>der</strong> alleinigen Behandlung<br />
vergleichbar rasch und gut<br />
bessern wie bei einer zusätzlichen<br />
Gabe von Antibiotika. Die objektiven<br />
Parameter <strong>der</strong> Entzündungsreaktion<br />
waren bei den Patienten mit antibiotischer<br />
Zusatzmedikation keinesfalls<br />
deutlicher rückläufig als bei Patienten,<br />
die ausschließlich mit dem Homöopathikum<br />
behandelt wurden.<br />
Lediglich in drei Fällen wurde von<br />
den Patienten im Rahmen dieser Anwendungsbeobachtung<br />
über unerwünschte<br />
Ereignisse berichtet, wobei<br />
in keinem Fall ein Zusammenhang mit<br />
<strong>der</strong> Studienmedikation gesehen<br />
wurde. Neben <strong>der</strong> guten Wirksamkeit<br />
gibt die Anwendungsbeobachtung<br />
somit ein weiteres Indiz <strong>für</strong> die sehr<br />
gute Verträglichkeit des Homöopathikums.<br />
EB<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
Phytotherapie –<br />
wirksam in <strong>der</strong><br />
Rheumatherapie<br />
Allein in Deutschland leiden über<br />
20 Millionen Menschen an Schmerzen<br />
im Bewegungsapparat, die<br />
unter dem Oberbegriff Rheuma<br />
subsummiert werden. Die klassische<br />
Therapie mit Nichtsteroidalen<br />
Antirheumatika ist zwar in aller<br />
Regel wirksam, aber mit starken<br />
Nebenwirkungen behaftet. Viele <strong>der</strong><br />
Betroffenen sind daher auf <strong>der</strong><br />
Suche nach an<strong>der</strong>en – effektiven<br />
und verträglichen – Therapieverfahren<br />
bzw. Arzneimitteln.<br />
Beson<strong>der</strong>s pflanzliche Arzneimittel<br />
sind – in diesem Zusammenhang<br />
– in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen<br />
Interesses geraten, allen voran<br />
die Weidenrinde, Teufelskralle, Birkenblätter<br />
sowie ein Extrakt aus <strong>der</strong><br />
Rinde des südamerikanischen Baumes<br />
Heisteria Pallida. Diese Heilpflanzen<br />
werden allein o<strong>der</strong> in Kombination<br />
seit einigen Jahren als wirksame und<br />
nebenwirkungsarme Phytoanalgetika<br />
diskutiert und propagiert.<br />
Wie in wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
gezeigt werden konnte,<br />
führt eine Kombination dieser vier<br />
pflanzlichen Wirkstoffe – als Tinktur,<br />
zur tropfenweisen Einnahme (Dr.<br />
Wiemann´s Rheumatonikum) – be-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Therapiereport<br />
reits innerhalb weniger Wochen zu<br />
einer deutlichen Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Schmerzen und zu einer Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Beweglichkeit <strong>der</strong> Gelenke und<br />
Gliedmaßen.<br />
In die erste Untersuchung – einer<br />
multizentrische Anwendungsbeobachtung<br />
– wurden insgesamt 102 Patienten<br />
im Alter von durchschn. 57 Jahren<br />
mit akuten und chronischen, entzündlichen<br />
Erkrankungen des rheumatischen<br />
Formenkreises einbezogen. Die<br />
Patienten erhielten die Prüfarznei, Dr.<br />
Wiemann´s Rheumatonikum, über<br />
einen Zeitraum von drei Monaten. Ein<br />
Begleitmedikation war erlaubt, musste<br />
aber in den Prüfunterlagen vermerkt<br />
werden. In Abständen von zwei bzw.<br />
vier Wochen – nach <strong>der</strong> 2., 4., 8. und<br />
12. Woche – wurden die krankheitsspezifischen<br />
Symptome, Tagesschmerz,<br />
Nachtschmerz, Ruhe- und<br />
Bewegungsschmerz, Morgensteifigkeit<br />
und Schwellung, dokumentiert<br />
und bewertet. Die Ausprägungsgrade<br />
wurden über Ordinalskalen abgefragt.<br />
Bei 22 <strong>der</strong> 102 Patienten wurde die<br />
Therapie von den <strong>Ärzte</strong>n als sehr gut,<br />
bei 44 als gut und bei 28 als mäßig<br />
bewertet. Nur bei 8 Patienten konnte<br />
keine Verbesserung <strong>der</strong> Beschwerden<br />
erzielt werden. Beson<strong>der</strong>s bei den<br />
Symptomen Tages- und Nacht- sowie<br />
Bewegungsschmerz zeigte sich bei<br />
<strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Patienten eine deutliche<br />
Verbesserung. Einige Patienten<br />
brachen die Studie sogar vorzeitig ab,<br />
da sie keine Beschwerden mehr hatten.<br />
Nur bei 4 Patienten (3,9 Prozent)<br />
traten Nebenwirkungen auf.<br />
Zusammenfassend kamen die behandelnden<br />
<strong>Ärzte</strong> daher zu <strong>der</strong> Überzeugung:<br />
„Der günstige Nutzen-/<br />
Risiko-Quotient spricht <strong>für</strong> den Einsatz<br />
von Dr. Wiemann´s Rheumatonikum<br />
auch unter Langzeitbedingungen,<br />
wobei gerade die ausgezeichnete Verträglichkeit<br />
das Armentarium des<br />
behandelnden Arztes entscheidend<br />
erweitert.“<br />
Quelle: M. Raba und A. Meier, Abschlussbericht<br />
zu einer Beobachtungsstudie (multizentrisch)<br />
mit Dr. Wiemann´s Rheumatonikum,<br />
Oberhaching/Bad Wörishofen, Dezember 1993<br />
843<br />
Beethoven
East meets West<br />
Viele Krankheiten haben sowohl körperliche als auch seelische<br />
Ursachen. So wird inzwischen davon ausgegangen,<br />
dass von 100 Patienten, die in die Praxis eines Allgemeinarztes<br />
kommen, nahezu 80 an einer psychosomatischen<br />
Erkrankung leiden.<br />
Die westliche Medizin verordnet Medikamente <strong>für</strong> den<br />
Körper und Psychotherapie <strong>für</strong> die Seele. Psyche und Soma<br />
sind linear aufeinan<strong>der</strong> bezogen und zwei voneinan<strong>der</strong><br />
getrennte Größen.<br />
In <strong>der</strong> chinesischen<br />
Medizin<br />
hingegen sind<br />
Psyche und Soma<br />
im System <strong>der</strong><br />
Wandlungsphasen<br />
gleichwertig miteinan<strong>der</strong><br />
vernetzt<br />
und stehen in<br />
ständiger Wechselwirkung.<br />
KLAUS DIETER<br />
PLATSCH zeigt in<br />
seinem Buch<br />
„Psychosomatik in <strong>der</strong> chinesischen Medizin“ Wege, um<br />
dem Patienten in seiner leiblich-seelisch-geistigen Einheit<br />
gerecht zu werden und einen tief greifenden Heilungsprozess<br />
in Gang zu setzen. Aus <strong>der</strong> Verbindung von östlicher<br />
und westlicher Medizin entwickelt er ein ganzheitliches<br />
Welt- und Menschenbild mit dem Menschen als Mittelpunkt<br />
ärztlichen Denkens und Handelns.<br />
Differenziert und in einfühlsamen facettenreichen Bil<strong>der</strong>n<br />
werden die Beziehungen zwischen Soma, Emotionen,<br />
Psyche und Spiritualität beleuchtet – immer an den klar<br />
vorgegebenen Bil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> phänomenologischen Analogien<br />
orientiert, die die einzelnen Meridiane und Funktionskreise<br />
in sich tragen.<br />
Zahlreiche Analysen von Krankengeschichten und Behandlungsverläufen<br />
bewegen den Leser durch die Tiefe und<br />
Genauigkeit ihrer Darstellung und stellen eine Fundgrube<br />
<strong>für</strong> die eigene Praxis jedes Praktizierenden dar.<br />
Qi-Dynamik und Disharmoniemuster <strong>der</strong> Emotionen –<br />
Wirkung <strong>der</strong> Emotionen auf die Zang-fu-Organe, die Grund-<br />
Buchbesprechungen<br />
S+L Pharma<br />
844<br />
substanzen und die Leitbahnen – Träume und Traumverständnis<br />
– Ganzheitliche Diagnostik und Therapie – Philosophische<br />
und spirituelle Aspekte – Zahlreiche Kasuistiken.<br />
Das erste umfassende Werk zum Thema – <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong>,<br />
Psychologen und Therapeuten an<strong>der</strong>er Fachdisziplinen.<br />
Klaus Dieter Platsch: Psychosomatik in <strong>der</strong> Chinesischen<br />
Medizin. Wenn Geist Essenz durchdringt. 1. Aufl.,<br />
368 S., 18 Abb., 15 Tab., 17 x 24, Urban & Fischer 2000,<br />
DM 68,–/öS 496,–/SFr 62,–, ISBN 3-437-56110-3<br />
Die Bibel <strong>der</strong> Medizin<br />
Das Merck Manual ist das älteste kontinuierlich publizierte<br />
und am weitesten verbreitete Textbuch zur Allgemeinmedizin.<br />
1999 erschien die 17. Auflage als Jahrhun<strong>der</strong>tausgabe.<br />
Das MSD Manual ist die komplette Übersetzung<br />
aus dem Amerikanischen ins Deutsche und jetzt in <strong>der</strong> 6.<br />
Auflage erschienen.<br />
Für die 6. Auflage wurde das Buch vollständig überarbeitet,<br />
aktualisiert und um Themen wie Raucherentwöhnung,<br />
Golfkrieg-Syndrom, chronisches Erschöpfungssyndrom<br />
o<strong>der</strong> die medikamentöse Behandlung des Älteren erweitert.<br />
Die neue Auflage ist zweispaltig und damit leichter<br />
lesbar. Alle Tabellen und Abbildungen sind dem neuen<br />
Format angepasst.<br />
Das MSD Manual glie<strong>der</strong>t sich in 23 Hauptabschnitte,<br />
die das Wissen aller Gebiete <strong>der</strong> Medizin einschließlich <strong>der</strong><br />
Fachbereiche Pädiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe,<br />
Pharmakologie und Zahnheilkunde abdecken. Der umfangreiche<br />
und sorgfältig erstellte Index sowie die am Beginn<br />
jeden Abschnitts stehenden Inhaltsverzeichnisse ermöglichen<br />
ein schnelles Auffinden <strong>der</strong> gesuchten Information.<br />
Bemerkenswert ist, dass es den Herausgebern trotz des<br />
großen Umfangs – immerhin werden 1.700 Krankheitsbil<strong>der</strong><br />
dargestellt – gelungen ist, die einzelnen Abschnitte und<br />
Kapitel weitgehend einheitlich aufzubauen: Für jedes<br />
Krankheitsbild wird auf die Ätiologie und Pathophysiologie/<br />
Pathogenese eingegangen. Daran schließen sich Abschnitte<br />
zur Symptomatik, Diagnostik, Prognose und Therapie an.<br />
Wo erfor<strong>der</strong>lich, sind Differentialdiagnose und Laborbefunde<br />
erläutert (Angabe in konventionellen Einheiten, in<br />
den meisten Fällen SI-Einheiten in Klammern dahinter). Die<br />
empfohlenen Medikamente werden mit <strong>der</strong> Substanz-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
ezeichnung aufgeführt. Im Kapitel Pharmakologie sind zur<br />
leichteren Orientierung die gebräuchlichsten Substanzen mit<br />
ein o<strong>der</strong> zwei Präparatebeispielen zu finden.<br />
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums hat man sich<br />
etwas einfallen lassen: Gratis zum Buch gibt es den Faksimile-Druck<br />
<strong>der</strong> 1. Auflage des Merck-Manuals von 1899 –<br />
ein hübsches, in Le<strong>der</strong> gebundenes Bändchen.<br />
Schon im Vorwort <strong>der</strong> 1. Auflage ist <strong>der</strong> Anspruch auf<br />
umfassende Information und die Übersichtlichkeit dokumentiert:<br />
„Das Gedächtnis ist trügerisch. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>für</strong> alle diejenigen, die viel zu tun haben ... in Fällen,<br />
die ein wenig aus <strong>der</strong> Reihe tanzen, (dann) ist es schwierig,<br />
... all die verfügbaren Medikamente in <strong>der</strong> Weise in das<br />
Gedächtnis zu rufen, um das beste auswählen zu können. ...<br />
Alles, was <strong>der</strong> praktizierende Arzt braucht, ist eine Erinnerungsstütze,<br />
die ihn Herr <strong>der</strong> Lage und ihn exakt das<br />
verordnen lässt, was seinem Urteil nach bei dieser Gelegenheit<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist.“ Ganze 192 Seiten umfasste damals die<br />
amerikanische „Gedächtnisstütze“ <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong>.<br />
100 Jahre später: Die 17. Auflage <strong>der</strong> amerikanischen<br />
<strong>Ausgabe</strong> ist auf 2.655 Seiten, die 6. deutsche Auflage auf<br />
3.384 Seiten angewachsen. Der Anspruch des inzwischen<br />
ältesten kontinuierlich publizierten Textbuchs zur Allgemeinmedizin,<br />
jedes Thema genau, adäquat, hinreichend und<br />
zugleich einfach und klar darzustellen, ist geblieben.<br />
Dabei liest sich die 100-jährige Geschichte des MSD<br />
Manual wie eine Geschichte <strong>der</strong> Medizin. Die rasante Entwicklung<br />
in <strong>der</strong> Medizin und die Vervielfachung des<br />
medizinischen Wissens machten immer wie<strong>der</strong> neue Auflagen<br />
und Verän<strong>der</strong>ungen innerhalb <strong>der</strong> Buchstruktur<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Viele medizinische Aussagen wurden im Laufe<br />
<strong>der</strong> Zeit von neuen Erkenntnissen überrollt. So war beispielsweise<br />
in <strong>der</strong> 6. Auflage des Merck Manuals von 1934<br />
noch zu lesen, dass Autofahren eine potenzielle Abortursache<br />
sei – bei dem Zustand <strong>der</strong> damaligen Straßen vielleicht<br />
eine richtige Aussage. Heute mag man darüber nur<br />
noch schmunzeln. Aber vielleicht wird in weiteren 100<br />
Jahren über den medizinischen Standard von heute ebenso<br />
gelächelt.<br />
MSD Manual. 6. Aufl., 3424 S., 171 Abb., 538 Tab., geb.,<br />
Urban & Fischer 2000<br />
Mit Griffregister: ISBN 3-437-21750-X<br />
DM 128,–/öS 934,–/ SFr 114,–<br />
Ohne Griffregister: ISBN: 3-437-21760-7<br />
DM 98,–/öS 715,–/SFr 89,–<br />
CD-ROM: ISBN: 3-437-21770-4<br />
DM 98,–/715,–/SFr 89,–<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Buchbesprechungen<br />
NAM-1<br />
845<br />
Pflanzenheilkunde auf humoralpathologischer<br />
Basis<br />
Eine Pflanzenheilkunde auf humoralpathologischer Basis<br />
stellt eine wichtige Grundlage naturheilkundlichen Denkens<br />
und Handelns dar. Aufbauend auf dem individuellen biologischen<br />
Funktions- und Abwehrprogramm, dem „inneren<br />
Arzt“ eines Menschen, kann sie konstitutionell stabilisierend<br />
und auf sanfte Weise korrigierend unterstützen.<br />
Das Buch „Pflanzenheilkunde nach humoralpathologischen<br />
Kriterien“ befasst sich mit <strong>der</strong> Frage: Wie kann eine<br />
humoralpathologisch orientierte<br />
Pflanzenheilkunde in <strong>der</strong> heutigen<br />
Naturheilkunde realisiert<br />
werden? FRIEDEMANN GARVEL-<br />
MANN geht von seiner langjährigen<br />
Erfahrung aus und überarbeitet<br />
die traditionellen Quellen,<br />
vor allem die aus dem 17.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t stammenden umfangreichen<br />
Werke. Er macht die<br />
traditionelle europäische Naturheilkunde<br />
<strong>für</strong> den mo<strong>der</strong>nen Behandler<br />
zugänglich und praktisch<br />
anwendbar. Das Buch ist als übersichtliches tabellarisches<br />
Nachschlagewerk konzipiert und fasst die <strong>für</strong> die Rezeptur<br />
wichtigsten Informationen zusammen – humorale Qualitäten<br />
und Indikationen <strong>der</strong> einzelnen Heilpflanzen, ihre Apothekenverfügbarkeit<br />
sowie Zubereitungsformen.<br />
Die angefügten konstitutionstherapeutischen Hinweise<br />
zu den Pflanzen sind vor allem <strong>für</strong> Irisdiagnostiker von<br />
Bedeutung. Aufgrund <strong>der</strong> prinzipiellen Parallelen zwischen<br />
<strong>der</strong> Humoralpathologie und <strong>der</strong> Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin bietet das Buch jetzt auch <strong>für</strong> Therapeuten dieser<br />
Richtung die Basis, europäische Heilpflanzen nach energetischen<br />
Gesichtspunkten einzusetzen. Als Wegweiser <strong>für</strong><br />
eine individuelle Diätetik werden in einem Zusatzkapitel die<br />
humoralen Qualitäten wichtiger Nahrungsmittel tabellarisch<br />
vorgestellt. Ein Register <strong>der</strong> deutschen und lateinischen<br />
Pflanzennamen sowie ein humoralpathologisch orientiertes<br />
Indikationsverzeichnis machen das Buch zum hilfreichen<br />
Werkzeug <strong>für</strong> die tägliche Praxis.<br />
Friedemann Garvelmann: Pflanzenheilkunde in <strong>der</strong><br />
Humoralpathologie. 259 S., brosch., 17 x 24 cm, DM 49,–,<br />
Richard Pflaum Verlag, München 2000, ISBN 3-7905-<br />
0835-7
Traditionelle Chinesische Medizin<br />
wird von vielen Laien noch mit<br />
Akupunktur gleichgesetzt. Dass TCM<br />
nicht ausschließlich Akupunktur, son<strong>der</strong>n<br />
auch die Phytotherapie und die<br />
Diätetik beinhaltet, erfuhren die Besucher<br />
<strong>der</strong> Frankfurter Buchmesse am<br />
Stand des Urban & Fischer Verlags. In<br />
einer „Livesprechstunde“ informierte<br />
<strong>der</strong> bekannte Mo<strong>der</strong>ator <strong>der</strong> ZDF-Sendung<br />
Gesundheit, Dr. GÜNTER GER-<br />
HARDT, über die Möglichkeiten und<br />
Grenzen <strong>der</strong> TCM. Gemeinsam mit<br />
Dr. UDAYANA GENDO, Autor des Praxishandbuchs<br />
Chinesische Medizin, und<br />
<strong>der</strong> TCM-Therapeutin und Ärztin JÜ<br />
TANG antworteten sie auf Fragen aus<br />
dem Publikum.<br />
Dabei reichte die Bandbreite <strong>der</strong><br />
gestellten Fragen von <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Wirkung <strong>der</strong> TCM bis zu ganz konkreten<br />
Problemen wie Beschwerden<br />
im Alter o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einsatz von Akupunktur<br />
bei <strong>der</strong> Behandlung von Kin<strong>der</strong>n.<br />
„Ist Akupunktur auch bei Span-<br />
Varia<br />
Buchmesse Frankfurt:<br />
Verstehen Sie Chinesisch?<br />
Livesprechstunde mit Dr. Günter Gerhardt<br />
nungskopfschmerzen denkbar und<br />
sinnvoll?“, wollte beispielsweise ein<br />
älterer Herr aus dem Publikum wissen.<br />
„Natürlich“, so Dr. GENDO, „aber<br />
nicht sofort. Sie müssen erst die Ursache<br />
des Kopfschmerzes finden. Oft<br />
helfen hier Gespräche über die Lebens-<br />
und Essgewohnheiten. Manchmal<br />
sind es Schmerzen, die an ganz<br />
an<strong>der</strong>en Stellen im Körper entstehen.<br />
Der TCM-Arzt sieht den Menschen<br />
als Ganzes und nicht nur den Kopf.<br />
Geduld ist wichtig, wenn Sie sich zu<br />
einem TCM-Therapeuten begeben“,<br />
führte er weiter aus. Ergänzt mit zahlreichen<br />
Beispielen aus seiner Praxis<br />
vermittelte er den Umstehenden den<br />
ganzheitlichen Ansatz <strong>der</strong> TCM und<br />
die bedeutende Rolle <strong>der</strong> Diätetik und<br />
<strong>der</strong> Phytotherapie in <strong>der</strong> TCM.<br />
„Wie ist es mit Menstruationsbeschwerden,<br />
kann Akupunktur da helfen?“,<br />
fragte eine junge Pflegeschülerin<br />
JÜ TANG, Autorin des Buches<br />
Rase<br />
846<br />
Chinesische Medizin in <strong>der</strong> Gynäkologie.<br />
Anschaulich erklärte sie das<br />
Wechselspiel von Qi als Fülle- bzw.<br />
Mangelzustand des Chong Mai. Wie<br />
Dr. GENDO hob auch sie die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> intensiven Befragung <strong>der</strong><br />
Patienten nach Alter, Beruf, Familienstand,<br />
Lebensumständen, Zyklen hervor.<br />
„Der TCM-Arzt sieht, riecht, hört<br />
und fühlt die Patientin und versucht<br />
so, die Frau als Ganzes zu erfassen<br />
und die Sicht nicht auf die Organe zu<br />
beschränken“, erklärte JÜ TANG.<br />
Besucher, die sich am Stand des<br />
Urban & Fischer Verlags über das<br />
neue Programm informierten, blieben<br />
stehen und lauschten aufmerksam <strong>der</strong><br />
Diskussion. Viele verweilten am<br />
Stand und nutzten die Möglichkeit,<br />
„richtige“ TCM-<strong>Ärzte</strong> zu befragen.<br />
Dr. GERHARDT, <strong>der</strong> die Veranstaltung<br />
gekonnt mo<strong>der</strong>ierte und mit viel<br />
Schwung selbst zurückhaltende „Zaungäste“<br />
zum Fragen ermutigte, verdeutlichte,<br />
dass die Krankheiten im Osten<br />
und Westen dieselben seien, die Herangehensweise<br />
hingegen unterschiedlich.<br />
Mit dieser Veranstaltung gelang es<br />
dem Verlag Urban & Fischer, eine<br />
Brücke zwischen <strong>der</strong> östlichen und<br />
westlichen Medizin zu schlagen, was<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
sich auch im Programm des Verlags<br />
wi<strong>der</strong>spiegelt: So reicht das Spektrum<br />
des Fachverlags von Literatur <strong>für</strong><br />
Medizinstudenten über Standardliteratur<br />
<strong>für</strong> Mediziner wie das neu erschienene<br />
MSD Manual o<strong>der</strong> Roche<br />
Lexikon bis zur Literatur im Bereich<br />
<strong>der</strong> Ganzheitsmedizin.<br />
Dabei legt <strong>der</strong> Verlag großen Wert<br />
auf wissenschaftlich fundierte Fachinformation.<br />
„Für uns als medizinischer<br />
Fachverlag ist die Qualität <strong>der</strong><br />
Information entscheidend, darauf<br />
verwenden wir große Sorgfalt“, erklärte<br />
dazu URSULA HAMPEL von <strong>der</strong><br />
Pressestelle des Verlags. „Gerade im<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Varia<br />
Bereich Ganzheitsmedizin prüfen wir<br />
sehr genau, welche Titel veröffentlicht<br />
werden“, führte sie weiter aus. „Der<br />
Bereich ist ein Wachstumsmarkt, auch<br />
unser Programm wurde in den letzten<br />
Jahren konsequent ausgebaut.“ Über<br />
die TCM hinaus findet <strong>der</strong> Arzt bei<br />
Urban & Fischer zahlreiche Bücher zu<br />
allgemeinen naturheilkundlichen Methoden<br />
und Verfahren, zur Phytotherapie,<br />
Homöopathie o<strong>der</strong> Osteopathie.<br />
Wer sich einen Überblick über das<br />
komplette Programm verschaffen<br />
möchte, findet unter www. urban<br />
fischer.de weitere Informationen.<br />
Olympia bedeutet immer ein<br />
ganz beson<strong>der</strong>es Erlebnis<br />
Als Olympiaarzt in Sydney 2000<br />
Es gibt keinen Zweifel daran, dass<br />
die jetzt stattgefundenen Olympischen<br />
Spiele 2000 in Sydney die besten<br />
überhaupt waren, welche in <strong>der</strong><br />
neuen Zeitrechnung ausgetragen wurden.<br />
Darüber sind sich alle Experten<br />
und Besucher einig. (Ich persönlich<br />
besuchte sieben Spiele – genug um<br />
mir ein Urteil zu erlauben.) Diese<br />
Aussage trifft sowohl <strong>für</strong> die perfekte<br />
Organisation, die hervorragende Ausstattung<br />
<strong>der</strong> Sportstätten, das stets<br />
aufmerksame und freundliche Personal<br />
sowie die enthusiastische Begeisterung<br />
des australischen Publikums<br />
zu. Die Kriterien sind wichtig<br />
<strong>für</strong> ein gutes Gelingen von Mammutveranstaltungen,<br />
welche die Olympiade<br />
darstellt.<br />
Ich persönlich überblicke am besten<br />
den Bereich <strong>der</strong> Medizin. Dazu<br />
sollen einige Fakten genannt werden,<br />
um die Dimension dieses so wichtigen<br />
Gebiets zu ermessen. Wenn man vergleicht<br />
mit 1972, <strong>der</strong> Olympiade im<br />
eigenen Lande (München), dann sind<br />
in den 28 Jahren gewaltige neue An-<br />
for<strong>der</strong>ungen an dieses Fach gestellt<br />
worden. Als damals noch recht junger<br />
Arzt bekam ich den Zuschlag als Einsatzleiter<br />
(stellvertreten<strong>der</strong> Chief<br />
Medical Officer des Organisations-<br />
Komitees) <strong>für</strong> die Vorbereitung und<br />
Durchführung <strong>der</strong> „Münchner“ Spiele.<br />
Auch sie waren <strong>für</strong> die damalige Zeit<br />
einmalig. Lei<strong>der</strong> kam das Attentat dazwischen,<br />
das auf tragische Weise den<br />
ganzen Ablauf überschattete. 1972<br />
waren ca. 625 <strong>Ärzte</strong>, 1770 medizinische<br />
Mitarbeiter (Sanitätspersonal,<br />
Schwestern, Pfleger, Masseure etc.)<br />
und gut 600 Personen (z.B. Fahrer,<br />
Verwaltungskräfte etc.) eingesetzt.<br />
Nicht mitgerechnet die medizinischen<br />
Mitarbeiter (<strong>Ärzte</strong>, Masseure etc.) <strong>der</strong><br />
einzelnen teilnehmenden Nationen.<br />
Eine gewaltige Logistik, welche von<br />
uns damals bewältigt werden musste.<br />
Wohlgemerkt ohne Computer, Internet,<br />
E-Mail etc. – heutzutage unvorstellbar!<br />
In <strong>der</strong> vorbereitenden Stabsstelle<br />
des OK wurden alle eingehenden<br />
Bewerbungen (waschkörbeweise)<br />
gesichtet, kontrolliert, z.B. auf Quali-<br />
847<br />
Dr.Wolz
fikation (Zeugnisse), Einsätze etc.<br />
Nachdem das geschehen war, musste<br />
eine Schulung, Einweisung in die<br />
Tätigkeit erfolgen. Es ist klar, dass bei<br />
dieser Arbeit nicht Monate, son<strong>der</strong>n<br />
zwei bis drei Jahre erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />
Auch die Doping-Kontrolle gab es damals<br />
schon. Die Medizinische Kom-<br />
Der Stadioneingang in Sydney<br />
mission des Internationalen Olympischen<br />
Komitees (IOC), welche als<br />
oberste „Behörde“ über die medizinischen<br />
Regeln <strong>der</strong> Spiele wacht, hat<br />
klare Richtlinien, Kontrollen und Vorschriften<br />
erlassen. Jede auszurichtende<br />
Stadt bzw. Land muss diese Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
befolgen. Die Sexkontrolle<br />
klärt, ob ein Athlet wirklich männlich<br />
o<strong>der</strong> weiblich bzw. ein Zwitterwesen<br />
darstellt. In <strong>der</strong> Vergangenheit gab es<br />
immer wie<strong>der</strong> spektakuläre Fälle, wo<br />
Medaillen an das falsche Geschlecht<br />
gereicht wurden. Wichtig ist auch die<br />
Auswahl <strong>der</strong> pharmazeutischen Produkte,<br />
medizinischen Geräte, Verbandsstoffe,<br />
Diagnostika etc. Alle<br />
Sportstätten und wichtigen Gebäude<br />
waren ausreichend mit Sanitätsräumen<br />
zu bestücken. Zusätzlich muss im<br />
Zuschauerraum auch Sanitätspersonal<br />
anwesend sein, um schnell erste Hilfe<br />
zu leisten. Die Sportler werden von<br />
ihren eigenen <strong>Ärzte</strong>n und Physiotherapeuten<br />
aber auch auf Bitte von<br />
Doktoren des örtlichen Organisationskomitees<br />
betreut. Große Nationen<br />
haben bekannterweise ganze Medizin-<br />
Varia<br />
stäbe mitgebracht, kleine Län<strong>der</strong><br />
können sich manchmal keine eigenen<br />
<strong>Ärzte</strong> aus Kostengründen leisten. Das<br />
wird alles in <strong>der</strong> Organisation berücksichtigt.<br />
Alle Arbeiten gehen teilweise<br />
in mehreren Schichten vor sich. Das<br />
ist notwendig, da alle freiwilligen<br />
Helfer (also ohne Bezahlung) auch ge-<br />
legentlich mal Wettkämpfe besuchen<br />
wollen. Selbstverständlich wird <strong>für</strong><br />
dieses Personal die Übernachtung,<br />
Verpflegung und Kleidung (Uniform)<br />
gestellt. Viele opfern ihren Urlaub <strong>für</strong><br />
dieses oft einmalige Ereignis in ihrem<br />
Leben.<br />
Größere Sportarenen haben eigene<br />
Praxen bzw. kleine Kliniken. Das gilt<br />
vor allem <strong>für</strong> das olympische Dorf<br />
bzw. das Hauptstadion. Dort befindet<br />
sich meist eine Poliklinik mit allen nur<br />
848<br />
möglichen Fachabteilungen. Dies ist<br />
notwendig, da sich die Frequenz <strong>der</strong><br />
Besuche von Sportlern und Betreuern<br />
usw. am Tag auf einige hun<strong>der</strong>t bis<br />
tausend Personen beläuft. Kurios am<br />
Rande sei erwähnt, dass viele Athleten<br />
aus ärmeren Län<strong>der</strong>n (Afrika, Asien,<br />
Ostblock) ständig um neue Zähne<br />
(Zahnersatz) und Sehhilfen (Brille)<br />
bitten. Oftmals die einmalige Gelegenheit<br />
kostenfrei heranzukommen.<br />
Natürlich werden auch Massagen,<br />
medizinische Bä<strong>der</strong> und orthopädische<br />
Hilfsmittel gewünscht. Sogar<br />
eine Krankenstation (Quarantäne) ist<br />
vorhanden. Überall sind Krankenwagen<br />
und Hubschrauber stationiert,<br />
um schnellstens im Notfall die Patienten<br />
in eine größere Spezialklinik zu<br />
bringen. Gott sei Dank stellt diese Art<br />
von Zwischenfällen eine Seltenheit<br />
dar. Neben <strong>der</strong> allgemeinen Sprechstunde<br />
(also wie beim Hausarzt) gibt<br />
es Spezialberatungen, z.B. in psychischer,<br />
physischer, nutrativer, prophylaktischer<br />
Art etc., in den medizinischen<br />
Einrichtungen. Sportler sind<br />
sehr sensibel und hellhörig, können<br />
schon mal anstrengend sein. Man<br />
muss bei jeglicher Therapie beachten,<br />
dass keine verbotenen Substanzen<br />
verabreicht werden, welche mit den<br />
Dopingregeln nicht in Einklang gebracht<br />
werden können. Das ist ein<br />
äußerst heikles Thema und hat schon<br />
zu vielen Härtefällen geführt. Man hat<br />
es immer wie<strong>der</strong> in den Medien<br />
erfahren. Als Chief Medical Officer<br />
Der<br />
Berichterstatter<br />
an seinem<br />
Arbeitsplatz<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)
hat man die gesamte Verantwortung<br />
<strong>für</strong> den medizinischen Ablauf <strong>der</strong><br />
Spiele. Die Medizin besitzt heutzutage<br />
eine enorme Bedeutung. Hängt<br />
doch unter Umständen von <strong>der</strong><br />
richtigen Behandlung ab, ob jemand<br />
Medaillengewinner wird o<strong>der</strong> nicht.<br />
In Sydney waren ca. 5000 Personen<br />
allein auf diesem Sektor tätig. Alle<br />
müssen geschult und straff geführt<br />
werden.<br />
Viel Arbeit <strong>für</strong> Mediziner<br />
Als Assistent des Chief Medical<br />
Officers hatte ich auch eine enorme<br />
Verantwortung und war von früh bis<br />
abends auf den Beinen. Aber man<br />
merkt den Stress nicht so, da die<br />
Arbeit viel Freude bereitet und <strong>der</strong><br />
Tag so schnell vergeht. Alle mo<strong>der</strong>nen<br />
Hilfsmittel wie z.B. Dienstwagen mit<br />
Fahrer, Funkgerät, Assistent etc. erleichtern<br />
den Ablauf <strong>der</strong> Tätigkeit. Die<br />
Zusammenarbeit mit den Kollegen<br />
klappte ausgezeichnet. Aufgrund<br />
meiner Erfahrungen aus den früheren<br />
Olympischen Spielen bzw. Fußballweltmeisterschaften<br />
war es einfach <strong>für</strong><br />
mich, die Arbeit exakt auszuführen.<br />
Im Organisations-Komitee <strong>der</strong> Spiele<br />
(SOCOG) war ich in <strong>der</strong> Medizinabteilung<br />
<strong>der</strong> einzige deutsche Mitarbeiter.<br />
Das spielt aber keine Rolle,<br />
die nationale Angehörigkeit bei<br />
Olympia ist zweitrangig. Und das ist<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)<br />
Varia<br />
Der Olympiasieger im 800-Meter-<br />
Lauf Jens Schumann<br />
gut so. Soll doch gerade Sport völkerverbindend<br />
wirken. Ich hatte eine sehr<br />
gute Zeit in Australien. Die Monate<br />
vergingen wie im Fluge. Das Resultat<br />
des gesamten Teams kann sich sehen<br />
lassen. Die Medien waren bekanntlich<br />
voll des Lobes über organisatorische<br />
Belange. Olympiaden sind wie ein<br />
großer Wan<strong>der</strong>zirkus. Die nächste<br />
steht bereits bevor. Da ich nur Sommerolympiaden<br />
vorbereite, bin ich <strong>für</strong><br />
Athen 2004 schon wie<strong>der</strong> engagiert.<br />
Chief Medical Officer Dr. COSTAS<br />
PARISIS, so ist sein Name, nahm mich<br />
mit offenen Armen auf. Für ihn sind es<br />
die ersten Olympischen Spiele. Wir<br />
beide freuen uns sehr auf eine gute<br />
Zusammenarbeit. Es wird allerdings<br />
schwer, Sydney 2000 zu überbieten.<br />
Jamava<br />
849<br />
Athen 2004 hat nur dann eine Chance,<br />
wenn sie sich auf die klassischen<br />
Elemente von Olympia besinnt bzw.<br />
konzentriert. Dazu benötigt man nicht<br />
diesen bombastischen Stil, den Sydney<br />
vorgelegt hat. Schon in nächster<br />
Zeit fliege ich nach Athen, um meine<br />
Beratertätigkeit aufzunehmen. Dazu<br />
gehören viele Neuerungen z.B. in Bezug<br />
auf Doping, Ausfuhrbestimmungen,<br />
Literatur etc. Ein internationaler<br />
medizinischer Kongress ist immer obligatorisch.<br />
Er beschäftigt sich meist<br />
mit sportärztlichen Themen. Dazu<br />
kann man heutzutage schon die deutschen<br />
Kollegen einladen. Das Gleiche<br />
gilt <strong>für</strong> eine evtl. Mitarbeit von<br />
<strong>Ärzte</strong>n, Physiotherapeuten, medizinischem<br />
Hilfspersonal etc. Freiwillige<br />
sind immer willkommen.<br />
Halten wir die olympische Idee<br />
hoch, treiben wir alle jeden Tag etwas<br />
Sport. Das gilt auch <strong>für</strong> Behin<strong>der</strong>te.<br />
Die Paralympics bezeugen es, was<br />
möglich ist. Gerade in unserer schnelllebigen,<br />
teilweise hektischen Welt mit<br />
kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
seien wir froh, dass es eine Olympiade<br />
als Hort des Friedens und <strong>der</strong> Freude<br />
gibt. Die Olympischen Spiele führen<br />
Menschen aus allen Erdteilen zusammen<br />
und vereinen uns zu einer großen<br />
Völkergemeinschaft. Hoffentlich<br />
bleiben sie uns <strong>für</strong> ewig erhalten.<br />
Dr. med. Hans Peter Legal<br />
Olympiaarzt<br />
Arzt <strong>der</strong> Fußballweltmeisterschaft
Verleihung des Hans-<br />
Heinrich-Reckeweg-<br />
Preises<br />
Irr Rahmen <strong>der</strong> Medizinischen Woche in Baden-Baden wird<br />
<strong>der</strong> (seit diesem Jahr) mit DM 30.000 hoch dotierte Hans-<br />
Heinrich-Reckeweg-Preis verliehen Der Preis ist bestimmt<br />
<strong>für</strong> herausragende wissenschaftliche o<strong>der</strong> grundlegende<br />
Arbeiten auf dem Gebiet <strong>der</strong> Antihomotoxischen Arzneimittel<br />
bzw. Homotoxikologie sowie angrenzen<strong>der</strong> Bereiche<br />
biologischer Medizin und Tiermedizin.<br />
In diesem Jahr ging <strong>der</strong> Preis an Frau Dr. BERNADETTE<br />
GLATTHAAR-SAALMÜLLER, Münster. Die Preisträgerin erhielt<br />
diese Auszeichnung <strong>für</strong> ihre wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
mit Euphorbium compositum Nasentropfen,<br />
einem homöopathischen Arzneimittel, das therapeutisch bei<br />
Entzündungen <strong>der</strong> Nasenschleimhaut und <strong>der</strong> Nebenhöhlen<br />
eingesetzt wird. Durch gezielte In-vitro-Untersuchungen<br />
(Plaque-Reduktions-Essay) konnte sie nachweisen, dass<br />
Euphorbium compositum eine antivirale Wirkung gegen die<br />
Erreger Respiratory Syncytial Virus (RSV) und Herpes<br />
simplex Typ-1-Virus (HSV-1) entfaltet.<br />
Nach dem Nachweis <strong>der</strong> antiviralen Wirkung des Gesamtpräparates<br />
(einem Kombinationspräparat), erfolgte in<br />
einem zweiten Schritt die Überprüfung <strong>der</strong> Einzelwirkstoffe<br />
Euphorbium resinifera, Pulsatilla pratensis und Luffa operculata.<br />
Beson<strong>der</strong>s Euphorbium und Pulsatilla zeigten dabei<br />
eine ausgeprägte Wirkung gegen RSV.<br />
Varia<br />
NAM-2<br />
850<br />
Nach Aussage <strong>der</strong> Jury stellt die Arbeit einen wichtigen<br />
Schritt in Richtung einer wissenschaftlichen Begründung<br />
<strong>der</strong> (physiologischen) Wirkung homöopathischer Wirkstoffe<br />
bzw. Wirkstoffkombinationen dar.<br />
Der Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis wird von <strong>der</strong> Firma<br />
Biologische Heilmittel Heel GmbH, Baden-Baden, gestiftet.<br />
Candida-<br />
Forschungspreis 2000<br />
verliehen<br />
Im Mai 2000 fand in <strong>der</strong> Wiedemann-Parkklinik in<br />
Meersburg ein Candida-Symposium statt, bei dem <strong>der</strong> mit<br />
10.000 DM dotierte Forschungspreis <strong>der</strong> Internationalen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Immunitäts- und Resistenzforschung<br />
(Hamburg) verliehen wurde. Aus einer Fülle von Einsendungen<br />
möglichst praxisbezogener Arbeiten wählte die Jury<br />
schlussendlich drei Preisträger aus.<br />
C. MUSS (Augsburg) wurde wegen einer richtungsweisenden<br />
Praxisstudie prämiert, in <strong>der</strong> er mögliche Zusammenhänge<br />
zwischen Zahngoldabrieb und intestinalen Candidosen<br />
untersuchte. J. SCHREIBER et al. (Städtisches<br />
Klinikum Dessau) erweiterten den Kenntnisstand hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen intestinalen Candidosen<br />
und allergischen Krankheiten: Offensichtlich können passager<br />
im zirkulierenden Blut vorhandene Candidaantigene im<br />
Alveolarbereich akute allergische Reaktionen auslösen,<br />
welche mit einer teils dramatischen klinischen Reaktion<br />
einhergehen. Die Antigenquelle konnte im Darm<br />
objektiviert werden. R. WÜRZNER et al. von <strong>der</strong> Universität<br />
Innsbruck befassten sich mit den Wechselwirkungen<br />
zwischen Candida albicans und HIV-Erregern. Aufgrund<br />
biomolekularer Interaktionen kann die Bindung von HIV an<br />
Candida-Pilze <strong>der</strong>en Virulenz verstärken; auch wird die Phagozytose<br />
durch Makrophagen reduziert. Werden jedoch<br />
HIV-Proteasehemmer eingesetzt, führt dieses im In-vivo-<br />
Experiment zur Virulenzabschwächung bei den Candida-<br />
Hefen.<br />
Aus den vorliegenden Ergebnissen <strong>der</strong> genannten Studien<br />
resultieren bedeutungsvolle Ansatzpunkte <strong>für</strong> eine<br />
weitergehende Forschung.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 41, 12 (2000)