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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Er ergriff einen langen Ast und angelte mit demselben nach der Kopfbedeckung.<br />

//77// 298<br />

<strong>Der</strong> Ast war ein wenig zu kurz; darum beugte sich der gelehrte »Forstbeamte« möglichst<br />

weit vor.<br />

»Nehmen Sie sich in acht!« warnte Jemmy, indem er aus dem Wasser stieg. »Ich kann<br />

ihn mir ja selber holen; ich bin nun einmal naß.«<br />

»Reden Sie doch nich!« antwortete Frank. »Wenn Sie meenen, daß ich so dumm bin grad<br />

wie Sie, da können Sie mir dauern. So een respektabler Mann wie unsereener weeß sich<br />

schon in acht zu nehmen. Ich fall' nich ins Wasser. Und wenn der verflixte Hut ooch weiter<br />

nüber schwimmt, da dehn' ich mich noch een bissel mehr aus und --- o Herr<br />

Jemerschneh, da sitz ich wirklich ooch schon in der Patsche! Nee, so was lebt doch nich!«<br />

Er war ins Wasser gefallen. Das sah so possierlich aus, daß alle Weißen lachten; die<br />

Indianer aber blieben äußerlich ernst, obgleich sie sich innerlich ganz sicher über die<br />

heitere Szene amüsierten.<br />

»Nun, wer ist nicht so dumm wie ich?« fragt Jemmy, dem die Lachthränen in den Augen<br />

standen.<br />

Frank stand im Wasser und machte ein sehr zorniges Gesicht.<br />

»Was gibts denn da zu lachen!« rief er. »Ich schtehe hier als das Opfer meiner<br />

Gefälligkeet, und samaritanischen Nächstenliebe und werde zum Dank für meine<br />

Barmherzigkeet ooch noch ausgelacht. Das werde ich mir fürs nächstemal gut merken.<br />

Verschtehen Sie mich?«<br />

»Ich lache ja nicht, sondern ich weine! Sehen Sie das nicht? Wenn so ein respektabler<br />

Mann wie Sie die Balance verliert,<br />

So ---«<br />

»Schweigen Sie! Foppen laß ich mich nich! Es möchte alles noch sein; aber daß ich sogar<br />

den Frack derbei anhabe, das geht mir doch zu nahe. Und dort schwimmt nun mein<br />

Amazonenhut ganz brüderlich neben dem Ihrigen. Kastor und Phylax, wie's in der<br />

Mythologie und ooch in der Schternenkunde heeßt. Es ist gradezu - - -«<br />

»Kastor und Pollux heißt es!« fiel Jemmy ein.<br />

»Sein Sie doch ganz schtille! Pollux! Ich habe als Forschtbeamter so viel mit Jagdhunden<br />

zu thun gehabt, daß ich ganz genau weeß, ob es Pollux oder Phylax heeßt. Solche<br />

Verbesserungen verbitte ich mir. Die sind bei mir schlecht angebracht. Dennoch will ich<br />

das edle Brüderpaar herausfischen. Eegentlich sollt' ich den Ihrigen drin lassen. Verdient<br />

haben Sie es nich an mir, daß ich mich Ihres Hutes wegen nun noch viel nasser mach'.«<br />

Er stieg den beiden Hüten nach und brachte sie heraus.<br />

»So,« sagte er. »Da sind sie gerettet, ohne daß ich off eene Medallge Anspruch mache.<br />

Jetzt wollen wir Ihren Pelz ausringen und nachher meinen Frack. Die beeden werden<br />

bitterliche Thränen weinen; es tropft schon jetzt.«<br />

Die zwei Verunglückten hatten jetzt so viel mit ihren durchnäßten Anzügen zu thun, daß<br />

sie sich zu ihrem Leidwesen nicht an dem nun beginnenden Fischfange beteiligen<br />

konnten.<br />

Dieser ging sehr schnell von statten. Eine genügende Anzahl der Schoschonen stiegen<br />

am untern Ende <strong>des</strong> Teiches in das Wasser, bildeten quer über demselben eine eng<br />

geschlossene Reihe und trieben, indem sie langsam vorwärts rückten, die Fische aufwärts<br />

und aus dem Teiche in den Oberlauf <strong>des</strong> Baches hinein. An den beiden Ufern <strong>des</strong><br />

letzteren hatten sich andere Rothäute platt auf den Boden gelegt, mit den Köpfen nach<br />

dem Wasser zu, in welches sie mit beiden Armen langen konnten. Den in die Enge<br />

getriebenen Forellen war es unmöglich, durch das obere Gitter zu gelangen, und der<br />

Rückweg war ihnen auch verlegt. Die Indianer schöpften nun die zusarnmengedrängten<br />

Tiere förmlich heraus und warfen sie über ihre Köpfe weg auf das trockene Land. In Zeit

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