Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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»Forellengreifen!« rief der dicke Jemmy, indem er erfreut von seinem Gaule sprang. »Das<br />
soll heut ein wahrer Hochzeitsschmaus werden!«<br />
Er wär' am liebsten sofort in das Wasser gesprungen, aber Old Shatterhand hielt<br />
Einspruch.<br />
»Nicht so eilig!« sagte er. »Ein je<strong>des</strong> Ding will zur richtigen Zeit und auf die rechte Art und<br />
Weise vorgenommen werden. Vor allen Dingen müssen wir dafür sorgen, daß uns die<br />
Fische nicht entfliehen können. Holt Holz herbei! Wir müssen zwei Gitter einschlagen.«<br />
Nachdem die Pferde versorgt waren, wurden dünne Aeste zugespitzt und zunächst unten<br />
am Ausflusse <strong>des</strong> Teiches eng nebeneinander in den weichen Boden <strong>des</strong> Baches<br />
geschlagen, so daß kein Fisch hindurch zu schlüpfen vermochte. Sodann wurde ein<br />
ähnliches Gitter auch oberhalb <strong>des</strong> Teiches hergestellt, aber nicht am Einflusse <strong>des</strong><br />
Wassers, sondern noch weiter hinauf, so daß das Gitter vielleicht zwanzig Schritte vom<br />
oberen Ende <strong>des</strong> Teiches entfernt war. Nun war auch hier ein Entkommen der Fische<br />
unmöglich.<br />
<strong>Der</strong> dicke Jemmy begann, seine großen Aufschlagestiefeln auszuziehen. Den Gürtel hatte<br />
er bereits abgeschnallt und nebst der Büchse an das Ufer gelegt.<br />
»Du, Kleiner,« sagte der lange Davy zu ihm, »ich glaube gar, du willst in das Wasser!«<br />
»Natürlich! Das gibt einen Hauptspaß.«<br />
»Das überlaß doch lieber Leuten, welche länger sind als du. Einer, der kaum über einen<br />
Stuhl hinweg zu gucken vermag, kann leicht ein wenig unter das Wasser geraten.«<br />
»Würde auch nichts schaden. Ich kann ja schwimmen. Ueberdies ist der Teich ja gar nicht<br />
tief.«<br />
Er trat ganz nahe zum Wasser heran, um sich genau von der Tiefe <strong>des</strong>selben zu<br />
überzeugen.<br />
»Höchstens anderthalbe Elle,« sagte er.<br />
»Das täuscht. Wenn man auf den Grund blicken kann, so scheint er höher zu liegen, als<br />
es in Wirklichkeit der Fall ist.«<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
//76// 297<br />
»Pah! Komm her und guck hinein! Man sieht ein je<strong>des</strong> Steinchen unten und da - - alle<br />
Wetter, brrr, puh, puh!«<br />
Er hatte sich zu weit vornüber gebeugt und das Gleichgewicht verloren; mit dem Kopfe<br />
voran war er in den Teich gestürzt. Es war gerade hier die tiefste Stelle. <strong>Der</strong> kleine, dicke<br />
Jäger ging unter, kam aber sofort wieder zum Vorschein. Er war ein vorzüglicher<br />
Schwimmer und brauchte sich aus dem Bade nichts zu machen; leider aber hatte er den<br />
Pelz noch an, und der war natürlich mit ihm unter Wasser gegangen. Sein breitkrämpiger<br />
Hut schwamm wie das Blatt einer Victoria regia auf der kühlen Flut.<br />
»Heigh-day!« lachte der lange Davy. »Gentlemen, schaut euch mal die Forelle an, welche<br />
da zu fangen ist! Dieser dicke Fisch gibt, wenn wir ihn fangen, viele Portionen.«<br />
<strong>Der</strong> kleine Sachse hatte in der Nähe gestanden. Auf wissenschaftlichem Gebiete pflegte<br />
er sich gern an Jemmy zu reiben; aber er hatte ihn doch lieb, da der Dicke ja ein<br />
Deutscher war.<br />
»Herrjerum!« rief er erschreckt aus, indem er herbeigesprungen kam. »Was haben Sie<br />
denn nur gemacht, Herr Pfefferkorn? Warum sind Sie denn da in den Teich gesprungen?<br />
Sind Sie etwa sogar ooch naß geworden?«<br />
»Durch und durch,« antwortete Jemmy lachend.<br />
Er befand sich in keiner Gefahr, denn das Wasser reichte ihm nur bis unter die Arme.<br />
»Durch und durch! Das kann die allerschönste Erkältung geben. Und noch dazu im Pelze!<br />
Schteigen Sie nur gleich raus! Den Hut will ich versorgen. Ich fisch' ihn da mit dem Aste<br />
raus.«