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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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zu vermuten, daß sie sich nach dem großen Cannon wenden, von da über den<br />

Yellowstone gehen, um über den Brückenfluß nach den Feuerlochbergen zu kommen.«<br />

//75// 283<br />

»Da müssen sie ja über die Rocky Mountains hinüber!«<br />

»Allerdings. Nämlich das Grab, an welchem Master Baumann mit seinen Begleitern<br />

geopfert werden soll, liegt keineswegs am Yellowstoneriver, sondern am Feuerlochflusse.<br />

Um diesen zu erreichen, reiten die Sioux Ogallala einen sehr großen Bogen, einen<br />

Halbkreis von wenigstens sechzig Kilometern Halbmesser, und das Terrain, durch<br />

welches sie kommen, bietet ihnen so viele und große Schwierigkeiten, daß sie keine<br />

ansehnlichen täglichen Strecken zurücklegen können. <strong>Der</strong> Weg aber, welchen ich<br />

einschlage, läuft in fast schnurgerader Linie fort, führt uns nach dem Pelikanflusse und<br />

zwischen diesem, nachdem wir ihn überschritten haben, und den Schwefelhügeln nach<br />

der Stelle, an welcher der Yellowstonefluß aus dem gleichnamigen See tritt. Von da<br />

suchen wir den Brückenfluß auf, in <strong>des</strong>sen Nähe wir wohl die Spuren der Sioux finden,<br />

und reiten dann nach dem oberen Geiserbassin, welches am Feuerlochflusse liegt. Dieser<br />

Weg ist zwar auch beschwerlich, bietet uns aber bei weitem nicht die Schwierigkeiten,<br />

welche die Feinde zu überwinden haben, und so ist es vielleicht sogar möglich, daß wir<br />

noch eher als sie am Ziele ankommen. Dieses letztere wäre für uns außerordentlich<br />

vorteilhaft.«<br />

»Wenn das so ist, so wäre es allerdings eine ganz unverantwortliche Dummheit, hinter<br />

den Ogallala zu reiten. Es sollte mir ein Gaudium sein, wenn wir eher ankämen als sie. Es<br />

ist mir bereits jetzt eine Wonne, an die Gesichter zu denken, welche sie machen würden.<br />

Also vorwärts, Sir! Macht Ihr von jetzt an unseren Führer!«<br />

Die beiden hatten sich der englischen Sprache bedient. Als Old Shatterhand nun den<br />

Schoschonen in der ihrigen sein Vorhaben erklärte, zeigten auch sie sich mit seiner<br />

Absicht vollständig einverstanden und folgten ihm gern in der Richtung, über welche ihr<br />

Häuptling sich vorhin so befremdet gezeigt hatte.<br />

Ein längst vertrock<strong>net</strong>es kleines Flüßchen hatte vor Zeiten sich von Westen her in das alte<br />

Seebassin ergossen und dabei tief in das Ufer eingeschnitten. Sein Bette war sehr schmal<br />

und die Mündung so mit dichter Vegetation maskiert, daß ein sehr scharfer Blick dazu<br />

gehörte, sie zu entdecken. Old Shatterhand lenkte dahinein sein Pferd. Nachdem die<br />

Gestrüppwand durchbrochen war, bot der Pflanzenwuchs keine bedeutenden<br />

Schwierigkeiten mehr Man konnte, ohne große Hindernisse zu finden, dem einstigen<br />

Wasserlauf entgegenreiten, bis der enge Einschnitt in sogenanntes Undulating-Land<br />

mündete. Dieses bestand aus kleinen Prairien, welche durch waldige Hügel voneinander<br />

getrennt waren, und da diese Hügel meist eine westöstliche Richtung hatten, so lagen sie<br />

der Truppe ganz bequem.<br />

Gegen Abend erreichte dieselbe einen Wasserlauf, welcher zum Gebiete <strong>des</strong><br />

Bighornflusses zu gehören schien. Ihm entgegenreitend, gelangte man an eine Stelle,<br />

welche sich so vortrefflich zum Lagerplatze eig<strong>net</strong>e, daß man hier zu halten beschloß,<br />

obgleich die Dunkelheit noch nicht hereingebrochen war.<br />

<strong>Der</strong> Bach erweiterte sich hier zu einem kleinen, aber nicht tiefen Teiche, an <strong>des</strong>sen Ufern<br />

ein prächtiges Gras zu finden war. In dem klaren, bis auf den Grund durchsichtigen<br />

Wasser sah man zahlreiche Forellen stehen, welche Hoffnung auf ein delikates<br />

Nachtmahl gaben. Auf der einen Seite stieg das Ufer steil empor; auf der anderen war es<br />

eben und von einem sehr dichten Baumwuchse eingefaßt. Zahlreiche am Boden liegende<br />

Aeste ließen vermuten, daß es im letzten Winter einen ziemlich bedeutenden<br />

Schneebruch hier gegeben habe. Dieses Astwerk bildete eine Art Verhau um den Platz,<br />

<strong>des</strong>sen Sicherheit dadurch vergrößert wurde, und da das Holz vollständig dürr war, so<br />

brauchte man um genügen<strong>des</strong> Material zu einem Lagerfeuer keine Sorge zu haben.

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