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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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Haut ein, um sich gegen den Stich und Biß der Moskitos und anderer Insekten zu<br />

schützen.<br />

Auf eine fragende Handbewegung <strong>des</strong> Häuptlings der Schoschonen hatte Martin<br />

geantwortet:<br />

»Meine Brüder mögen das Fleisch <strong>des</strong> Bären nehmen; das Fell aber behalte ich selbst.«<br />

Zwei Minuten später war das Tier aus dem Fell geschält, und das Fleisch wurde geteilt.<br />

Während die Mehrzahl der Schoschonen das Wildbret mit ihren haarscharfen<br />

Skalpmessern in dünne, breite Streifen schnitten, machten sich die anderen an die<br />

vorläufige Zubereitung <strong>des</strong> Felles. Es wurden alle noch anhaftenden Fleischreste<br />

sorgfältig von demselben entfernt, und dann spaltete man mit einem Tomahawk den<br />

Schädel <strong>des</strong> Bären, um zu dem Gehirn zu gelangen, mit welchem die Innenseite der Haut<br />

eingerieben wurde.<br />

Dies ging alles so schnell, daß die Arbeit nach kaum einer Viertelstunde beendet war, und<br />

die Krieger nach dem Lagerplatze zurückkehren konnten. Das Fell wurde auf eines der<br />

Reservepferde, welche die Schoschonen bei sich hatten, gelegt, und das Fleisch wurde in<br />

die Koch- und Bratöfen gesteckt.<br />

Oefen? Konnten die Indianer Oefen bei sich haben? Freilich wohl, wenn die ihrigen auch<br />

nicht gerade aus Marmor, Porzellan oder Eisen konstruiert waren. Es legte sich nämlich<br />

ein jeder sein Fleischstück unter den Sattel; es wurde dann durch das Reiten so weich<br />

und gar, daß es dann am Abende mit dem größten Appetit verspeist werden konnte.<br />

Einem europäischen Feinschmecker würde freilich eine solche Zubereitungsart nicht sehr<br />

appetitlich erscheinen.<br />

Die Mittagsruhe war durch das Jagdabenteuer unterbrochen worden und sollte nicht von<br />

neuem begonnen werden. Man brach auf.<br />

<strong>Der</strong> Weg führte tiefer in das Thal hinein, schlängelte sich zwischen einigen Bergen<br />

hindurch und mündete dann in dieselbe breite Niederung, welcher die Truppe vorher<br />

gefolgt war. Es zeigte sich, daß man dadurch, daß man dem Wegweiser der Sioux gefolgt<br />

war, eine bedeutende Krümmung abgeschnitten hatte. Die Sioux mußten also den Weg,<br />

welchen sie eingeschlagen hatten, ganz genau kennen. Sie hatten von Zeit zu Zeit,<br />

besonders wenn die Richtung zu verändern gewesen war, ähnliche Wahrzeichen wie das<br />

erste zurückgelassen. jedenfalls waren sie noch lange der Ansicht gewesen, daß<br />

Wohkadeh zu ihnen zurückkehren werde.<br />

Im Laufe <strong>des</strong> Nachmittages gelangte der Reiterzug an ein elliptisch geformtes Thal,<br />

welches einen Durchmesser von mehreren Meilen hatte und ringsum von steilen<br />

Felswinden umgeben war. In der Mitte dieses Thales erhob sich ein einzelner,<br />

kegelförmiger Berg, <strong>des</strong>sen kahle Seiten weiß im Sonnenlichte glänzten. Auf seinem<br />

Gipfel war ein niedriges, breites Steingebilde zu erkennen, welches ziemlich genau die<br />

Gestalt einer Schildkröte besaß.<br />

Für den Geologen unterlag es keinem Zweifel, daß es hier einmal einen See gegeben<br />

hatte, <strong>des</strong>sen Ufer von den ringsumliegenden Höhen gebildet worden waren. Die Spitze<br />

<strong>des</strong> Berges, welcher sich jetzt inmitten <strong>des</strong> Thales erhob, hatte als Insel aus den Fluten<br />

geragt.<br />

Es ist durch systematische Beobachtungen als gewiß erwiesen worden, daß eine große<br />

Anzahl von Süßwasserseen die Landstrecken von Nordamerika bedeckt hat. Das ist in<br />

der Tertiärperiode gewesen. Diese großen Wasseransammlungen haben sich verlaufen,<br />

und die einstigen Seen sind zu Thälern geworden, welche den damals lebenden<br />

Geschöpfen als Grabstätten dienen. <strong>Der</strong> Naturforscher, besonders der Paläontolog, kann<br />

sich dort mit ungeahnten Schätzen an Fossilien bereichern.<br />

Man findet da die Zähne und Kinnladen <strong>des</strong> Hippopotamus, welches dem Flußpferde<br />

ähnlich gestaltet war, Reste <strong>des</strong> ungehörnten Rhinozeros und Schildkröten zu<br />

Tausenden. Es gibt da die Knochengerüste <strong>des</strong> wiederkäuenden Schweines, <strong>des</strong>

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