Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net
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Er mußte aber leider sehen und hören, daß dieser Versicherung kein Glauben geschenkt<br />
wurde.<br />
Natürlich wollten alle wissen, wie es bei diesem gefährlichen Jagdabenteuer zugegangen<br />
sei, und Martin erzählte den Hergang der Sache. Er that dies in einfachen, schlichten<br />
Worten, ohne alle Ausschmückung, aber dennoch erkannten die Zuhörer, welch eine<br />
Kaltblütigkeit und welchen Mut er dabei entwickelt habe. Es wurde ihm dafür die<br />
allgemeinste Anerkennung zu teil.<br />
»Mein lieber, junger Freund«, sagte Old Shatterhand, »ich will Euch gern gestehen, daß<br />
selbst der erfahrenste Jäger sich nicht besser hätte benehmen können als Ihr. Wenn Ihr<br />
so fortmacht, so gibt das einmal einen Mann, welcher viel von sich reden machen wird.«<br />
Und auch der sonst so schweigsame Win<strong>net</strong>ou sagte freundlich:<br />
»Mein kleiner, weißer Bruder hat die Entschlossenheit eines alten Kriegers. Er ist ein<br />
würdiger <strong>Sohn</strong> <strong>des</strong> berühmten Bärentöters. <strong>Der</strong> Häuptling der Apachen gibt ihm seine<br />
Hand.«<br />
Als nun Martin seine Hand in diejenige Win<strong>net</strong>ous legte, fühlte er eine Regung stolzen<br />
Selbstbewußtseins. Die Anerkennung dieser beiden berühmten Männer war ihm eben so<br />
viel und noch mehr wert, als wenn er von irgend einem Herrscher einen Orden bekommen<br />
hätte.<br />
<strong>Der</strong> kleine Sachse gab dem dicken Jemmy einen gelinden Rippenstoß und fragte:<br />
»Ist das nich eene famose Heldenthat, he?«<br />
»Gewiß! Ich habe alle Achtung vor dem kleinen Kerl.«<br />
»Und glooben Sie nun, daß er ooch schon andern Bären den Garaus gemacht hat?«<br />
»Sehr gern.«<br />
»Ja, er ist meerschtenteels een sehre braver Bursche. Wer weeß, wie Sie sich an seiner<br />
Schtelle benommen hätten. Ich möchte beinahe behaupten, Sie hätten sich vom Bären so<br />
ziemlich schtille offfressen lassen.«<br />
»Na, ganz so still hätte ich mich dabei wohl nicht verhalten. Ich habe hier meine alte<br />
Büchse nicht zu dem Zwecke, Sperlinge zu schießen, mitgenommen.«<br />
»So! Es fragt sich aber gerade, ob Sie mit dem Schießprügel eenen Schperling treffen<br />
thäten. Een Bär ist da schon leichter offs Korn zu nehmen. Haben Sie denn schon mal<br />
eenen erschossen?«<br />
»Nicht nur einen.«<br />
»Hören Sie, flunkern Sie mir nur nich etwas vor! Sagen kann mersch leichte.«<br />
»Pah! Ich habe sogar einmal mit einem Bären geschlafen, eine ganze Nacht hindurch,<br />
und erst am Morgen gemerkt, was für einen Schlafgesellen ich in meiner Nähe hatte.«<br />
»Das ist ja die allerreenste Unmöglichkeet! So was muß man doch gewahr werden! Hat<br />
das Viehzeug denn nich geschnarcht?«<br />
»Nein, geschnauft und geröchelt, aber nicht regelrecht geschnarcht.«<br />
»Hm! Das müssen Sie mir mal erzählen.«<br />
»Heut abend, wenn wir Lager machen. Jetzt ist keine Zeit dazu.«<br />
Den Schoschonen war der Bär eine sehr willkommene Beute. Sein Fleisch gilt als<br />
wohlschmeckend; die Schinken sind noch besser, und die Tatzen gelten sogar als<br />
Leckerbissen. Nur Herz und Leber werfen die Indianer, welche bei<strong>des</strong> für giftig halten,<br />
weg. Ganz besonders will-<br />
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kommen ist ihnen das Bärenfett, aus welchem sie sich eine ölige Flüssigkeit bereiten.<br />
Dieses Bärenöl gebrauchen sie zum Anreiben der verschiedenen Farben, mit denen sie<br />
sich bemalen, zum Beispiel der Kriegsfarben oder <strong>des</strong> Ockers, welchen sich die Sioux<br />
zum Färben ihrer Haarscheitellinie bedienen. Auch reiben sie sich mit diesem Oele die