Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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»Luddy, Luddy!« flüsterte er. »Ich räche dich!« Er legte mit sicherer, nicht zitternder Hand seine Büchse an. Der Schuß krachte, noch einer- - - Bob ließ vor Schreck los. »Jessus, Jessus!« schrie er. »Masser Bob sein tot, quite dead!« Er stürzte herab, und die Birke schnellte in ihre natürliche Lage zurück. Der Bär hatte zusammengezuckt, als ob er einen Stoß oder Schlag erhalten hätte. Er sperrte den fürchterlichen, mit gelben Zähnen bewehrten Rachen auf und that noch zwei langsame Schritte weiter. Der Neger streckte ihm beide Arme entgegen und schrie, an der Erde liegen bleibend: »Masser Bob haben dir nichts wollen thun, haben nur wollen Opossum fangen!« In demselben Augenblicke stand der kühne Knabe zwischen ihm und der Bestie. Er hatte sein abgeschossenes Gewehr fortgeworfen und die Flinte des Schwarzen ergriffen, deren Lauf er nun auf den Bären richtete. Er und das Tier standen nicht zwei Ellen voneinander. Seine Augen blitzten kühn, und um seinen zusammengepreßten Mund lag jener unerbittliche Zug, welcher deutlich sagte: du oder ich! Aber anstatt loszudrücken, ließ er das Gewehr sinken und sprang zurück. Er hatte mit scharfem Blicke erkannt, daß dieser dritte Schuß nicht nötig sei. Der Bär stand still. Ein röchelndes Brummen drang aus seiner Kehle, ein brüllendes Stöhnen folgte; ein Zittern durchlief den Körper, die Vorderpranken sanken nieder, ein dunkler Blutstrom quoll über die Zunge, dann brach das Tier zusammen - - ein konvulsivisches Zucken - der Körper wälzte sich halb zur Seite und blieb dann unbeweglich hart neben dem Neger liegen. »Help, Help - Hilfe, Hilfe!« wimmerte der letztere, noch immer die Arme starr ausgestreckt haltend, als ob er ohne Bewegung und Gelenke sei. »Mensch, Kerl, Bob!« zürnte Martin. »Was jammerst du, alter Feigling!« »Der Bär, der Bär!« »Er ist ja tot!« Da zog der Schwarze die Arme an sich, richtete sich in sitzende Stellung auf, ließ seinen Blick in fragender Angst zwischen dem Tiere und Martin hin und her gleiten und wiederholte: »Tot, tot! Sein das wahr?« »Natürlich.« (Fortsetzung folgt.) //73// 281 »Auch ganz gewiß wahr?« »Du siehst es ja! Ich wette, daß beide Kugeln ihm mitten in das Herz gedrungen sind.« Da schnellte Bob empor; er zeigte, daß alle seine Gelenke sich in bester Ordnung befanden, und rief in frohlockendem Tone: »Tot, tot sein der Bär! Oh, oh, oh! Masser Bob und Massa Martin haben besiegt das Ungeheuer! Masser Bob hab' machen eine Bärenjagd. Oh! was sein Masser Bob für ein kühner und ein berühmter Westmann! All Leut werden sagen, was für ein Mut haben der tollkühn und furchtlos Masser Bob!« »Ja,« lachte Martin, »tollkühn bist du gewesen, wie eine reife Zwetschge da grad vor dem Rachen des Bären vom Baume zu fallen!« Der Schwarze machte ein verwundertes Gesicht. »Fallen?« fragte er. »Nicht fallen! Masser Bob sein sprungen dem Bären entgegen. Masser Bob haben wollen ihn nehmen beim Fell und schlagen tot!« »Bist aber liegen geblieben!«

»Masser Bob ruhig sitzen bleiben, weil er wollen zeigen, daß er sich nicht fürchten vor Bär. Oh! was sein Bär gegen Masser Bob! Bob sein ein Held; er nehmen Bär bei den Ohren und geben ihm Maulschellen so viel, wie Bär gar nicht kann zählen!« Er bückte sich nieder und griff mit der Linken nach dem kleinen Ohre des erlegten Tieres, allerdings leise und vorsichtig zunächst, um sich zu überzeugen, daß es auch wirklich tot sei; dann aber, als er diese Gewißheit erlangt hatte, schlug er mit der Rechten kräftig auf dasselbe ein. Da ließen sich laute Stimmen und eilige Schritte hören. »Alle Teufel, ein Bärenpfad,« erklang es vom Wasser herauf. »Das kann nur ein riesiger Grizzly sein. Die beiden haben das nicht verstanden und sind dem Tiere ahnungslos entgegengelaufen. Schnell nach!« Das war die Stimme Old Shatterhands. Der erfahrene Westmann war gleich beim ersten Blicke auf die Spur nicht im Zweifel darüber gewesen, was für ein Tier sie ausgetreten habe. »Ja, ein Grizzly ist's,« hörte man den beistimmenden Ruf des dicken Jemmy. »Vielleicht sind sie alle beide verloren. Vorwärts, hinein in den Wald!« Das Gewirr auch anderer Stimmen und eilige Schritte waren zu vernehmen. »Holla!« rief Martin Baumann den Kommenden entgegen. »Habt keine Sorge um uns. Es ist alles wohlauf.« Old Shatterhand und Winnetou waren die ersten, welche am Platz erschienen. Nach ihnen kamen Tokvi-tey und der lange Davy, hinter ihnen der dicke Jemmy und der kleine Sachse, gefolgt von der Mehrzahl der Indianer. Die übrigen waren am Lagerplatze zurückgeblieben, da die Pferde natürlich nicht allein gelassen werden durften. »Wahrhaftig ein Grizzly!« rief Old Shatterhand beim Anblicke des erlegten Tieres. »Und zwar einer von den größten Dimensionen. Und Ihr lebt, Master Martin! Welch ein großes Glück!« Er trat zum Bären und untersuchte die Wunde. »Grad ins Herz getroffen, und zwar aus ganz geringer Entfernung! Das ist ein famoses Jägerstück. Ich brauche natürlich gar nicht zu fragen, wer das Tier erlegt hat.« Da trat Bob vor und sagte unter einem stolzen, selbstbewußten Grinsen: »Masser Bob haben besiegt den Bären. Masser Bob sein der Mann, welcher schuld ist, daß Bär haben geben müssen sein Leben.« »Ihr, Bob? Nun, das klingt gar nicht sehr wahrscheinlich.« »Oh! es sein wahr, sehr wahr! Masser Bob haben sich hinsetzen vor Bären seiner Nase, damit Bär sehen nur ihn, nicht aber Massa Martin, welcher müssen schießen. Masser Bob haben riskieren sein Leben, damit Massa Martin kann thun einen sichern Schuß.« Old Shatterhand lächelte. Seinem scharfen, geübten Auge konnte nichts entgehen. Sein Blick fiel auf die grünen Birkenblätter, welche am Boden lagen. Bob hatte sie beim Klettern von den Zweigen gestreift. Einige dieser Zweige waren von ihm geknickt worden und hingen noch an den Aesten. »Ja, Masser Bob scheint sehr tapfer gewesen zu sein,« sagte Shatterhand. »Als er den Bären erblickte, kletterte er vor Angst hier auf die Birke, ohne zu bedenken, daß sie zu schwach sei, ihn zu tragen. Sie bog sich nieder, und er fiel herab, da grad vor die Bestie hin. Er wäre sicherlich verloren gewesen, wenn sein junger Herr die Schüsse nicht rechtzeitig abgegeben hätte. Ist es nicht so, Master Baumann?« Martin mußte bejahend antworten, obgleich es ihm eigentlich leid that, damit einen Tadel gegen den sonst so braven Neger aussprechen zu müssen. Dieser aber suchte sich zu rechtfertigen: »Ja, Masser Bob sein klettern auf Birkenbaum, damit Bär ihm nachklettern und nichts thun dem guten Massa Martin. Masser Bob haben wollen sich opfern für seinen jungen Herrn.«

»Masser Bob ruhig sitzen bleiben, weil er wollen zeigen, daß er sich nicht fürchten vor<br />

Bär. Oh! was sein Bär gegen Masser Bob! Bob sein ein Held; er nehmen Bär bei den<br />

Ohren und geben ihm Maulschellen so viel, wie Bär gar nicht kann zählen!«<br />

Er bückte sich nieder und griff mit der Linken nach dem kleinen Ohre <strong>des</strong> erlegten Tieres,<br />

allerdings leise und vorsichtig zunächst, um sich zu überzeugen, daß es auch wirklich tot<br />

sei; dann aber, als er diese Gewißheit erlangt hatte, schlug er mit der Rechten kräftig auf<br />

dasselbe ein.<br />

Da ließen sich laute Stimmen und eilige Schritte hören.<br />

»Alle Teufel, ein Bärenpfad,« erklang es vom Wasser herauf. »Das kann nur ein riesiger<br />

Grizzly sein. Die beiden haben das nicht verstanden und sind dem Tiere ahnungslos<br />

entgegengelaufen. Schnell nach!«<br />

Das war die Stimme Old Shatterhands. <strong>Der</strong> erfahrene Westmann war gleich beim ersten<br />

Blicke auf die Spur nicht im Zweifel darüber gewesen, was für ein Tier sie ausgetreten<br />

habe.<br />

»Ja, ein Grizzly ist's,« hörte man den beistimmenden Ruf <strong>des</strong> dicken Jemmy. »Vielleicht<br />

sind sie alle beide verloren. Vorwärts, hinein in den Wald!«<br />

Das Gewirr auch anderer Stimmen und eilige Schritte waren zu vernehmen.<br />

»Holla!« rief Martin Baumann den Kommenden entgegen. »Habt keine Sorge um uns. Es<br />

ist alles wohlauf.«<br />

Old Shatterhand und Win<strong>net</strong>ou waren die ersten, welche am Platz erschienen. Nach<br />

ihnen kamen Tokvi-tey und der lange Davy, hinter ihnen der dicke Jemmy und der kleine<br />

Sachse, gefolgt von der Mehrzahl der Indianer. Die übrigen waren am Lagerplatze<br />

zurückgeblieben, da die Pferde natürlich nicht allein gelassen werden durften.<br />

»Wahrhaftig ein Grizzly!« rief Old Shatterhand beim Anblicke <strong>des</strong> erlegten Tieres. »Und<br />

zwar einer von den größten Dimensionen. Und Ihr lebt, Master Martin! Welch ein großes<br />

Glück!«<br />

Er trat zum Bären und untersuchte die Wunde.<br />

»Grad ins Herz getroffen, und zwar aus ganz geringer Entfernung! Das ist ein famoses<br />

Jägerstück. Ich brauche natürlich gar nicht zu fragen, wer das Tier erlegt hat.«<br />

Da trat Bob vor und sagte unter einem stolzen, selbstbewußten Grinsen:<br />

»Masser Bob haben besiegt den Bären. Masser Bob sein der Mann, welcher schuld ist,<br />

daß Bär haben geben müssen sein Leben.«<br />

»Ihr, Bob? Nun, das klingt gar nicht sehr wahrscheinlich.«<br />

»Oh! es sein wahr, sehr wahr! Masser Bob haben sich hinsetzen vor Bären seiner Nase,<br />

damit Bär sehen nur ihn, nicht aber Massa Martin, welcher müssen schießen. Masser Bob<br />

haben riskieren sein Leben, damit Massa Martin kann thun einen sichern Schuß.«<br />

Old Shatterhand lächelte. Seinem scharfen, geübten Auge konnte nichts entgehen. Sein<br />

Blick fiel auf die grünen Birkenblätter, welche am Boden lagen. Bob hatte sie beim<br />

Klettern von den Zweigen gestreift. Einige dieser Zweige waren von ihm geknickt worden<br />

und hingen noch an den Aesten.<br />

»Ja, Masser Bob scheint sehr tapfer gewesen zu sein,« sagte Shatterhand. »Als er den<br />

Bären erblickte, kletterte er vor Angst hier auf die Birke, ohne zu bedenken, daß sie zu<br />

schwach sei, ihn zu tragen. Sie bog sich nieder, und er fiel herab, da grad vor die Bestie<br />

hin. Er wäre sicherlich verloren gewesen, wenn sein junger Herr die Schüsse nicht<br />

rechtzeitig abgegeben hätte. Ist es nicht so, Master Baumann?«<br />

Martin mußte bejahend antworten, obgleich es ihm eigentlich leid that, damit einen Tadel<br />

gegen den sonst so braven Neger aussprechen zu müssen. Dieser aber suchte sich zu<br />

rechtfertigen:<br />

»Ja, Masser Bob sein klettern auf Birkenbaum, damit Bär ihm nachklettern und nichts thun<br />

dem guten Massa Martin. Masser Bob haben wollen sich opfern für seinen jungen Herrn.«

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