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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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»Wohin Opossum gehören, das sein Masser Bob ganz egal. Opossum sein ein fein<br />

delikat Fleisch, und Masser Bob jetzt werden versuchen, ob Opossum sich werden lassen<br />

fangen.«<br />

Er wollte fort, der Fährte nach, Martin aber hielt ihn zurück.<br />

»Bleib, und mache dich nicht lächerlich! Von einem Opossum kann hier keine Rede sein;<br />

es ist ja viel zu klein, um eine solche Spur auszutreten. Hier handelt es sich um ein<br />

großes Tier, wohl gar um ein Elk.«<br />

»Elk, o Elk!« rief Bob, indem er mit der Zunge schnalzte. »Elk geben viel, viel Fleisch und<br />

Talg und Haut. Elk sein gut, sein sehr gut! Bob werden Elk sogleich schießen.«<br />

»Bleib, bleib! Es kann doch kein Elk sein, denn dann wäre hier das Gras abgeäst.«<br />

»So werden Masser Bob nachsehen, was es sein. Vielleicht sein es doch ein Opossum. 0!<br />

wenn Masser Bob ein Opossum finden, dann er machen einen großen Schmaus.«<br />

Er lief fort, der Fährte nach, der mit Wald bedeckten Thalwand zu.<br />

»Warte! So warte doch nur!« mahnte Martin. »Es kann doch wohl ein großes Raubtier<br />

sein!«<br />

»Opossum sein Raubtier, fressen Vögel und andere kleine Viehzeug, Masser Bob es<br />

fangen.«<br />

Er ließ sich nicht warnen und ging weiter. <strong>Der</strong> Gedanke an seinen Lieblingsbraten ließ ihn<br />

die hier so nötige Vorsicht vergessen. Martin folgte ihm nach, um im Falle einer<br />

unangenehmen Ueberraschung schnell bei der Hand zu sein; aber der Neger war dem<br />

jungen Manne immer eine Strecke voran.<br />

So erreichten sie den Wal<strong>des</strong>rand, wo das Terrain auf dieser Seite <strong>des</strong> Thales gerade so<br />

wie auf der anderen ziemlich steil emporzusteigen begann.<br />

<strong>Der</strong> Pfad lief schnurgerade zwischen die Bäume hinein und dann zwischen großen<br />

Felsenbrocken empor. Er war auch hier so fest, daß eine ausgesprochene Einzelspur gar<br />

nicht zu erkennen war.<br />

Immer weit voran, kletterte der Neger die Höhe hinauf. Die Bäume standen ziemlich dicht<br />

beisammen, und zwischen ihren Stämmen hatte sich allerlei Unterholz breit gemacht, so<br />

daß man wirklich von einem Dickicht reden konnte, durch welches der Wildpfad führte. Da<br />

hörte Martin die jubelnde Stimme <strong>des</strong> Negers:<br />

»Massa kommen, schnell kommen! Masser Bob haben funden das Nest von Opossum.«<br />

<strong>Der</strong> Jüngling folgte so schnell wie möglich diesem Rufe. Von einem Opossum konnte<br />

keine Rede sein und so war zu befürchten, daß der gute Bob sich in eine Gefahr begab,<br />

von deren Größe er gar keine Ahnung hatte.<br />

»Bleib stehen, bleib stehen!« warnte daher Martin mit lauter Stimme. »Unternimm nichts,<br />

bis ich komme.«<br />

»O, hier sein schon Loch, die Hausthür zu Nest von Opossum. Masser Bob nun dem<br />

Opossum machen seine Visite.«<br />

Jetzt erreichte Martin die Stelle, an welcher sich der Neger befand. Es gab da eine Anzahl<br />

übereinander getürmter Felsenstücke. Zwei derselben waren gegeneinander gelehnt und<br />

bildeten eine Höhle, vor welcher ein aus Haselnuß-, wilden Maulbeersträuchern, Hirn- und<br />

Brombeerdornen bestehen<strong>des</strong> Gestrüpp wucherte. In dieses Gestrüpp war ein Durchgang<br />

gebahnt. Die bisher verfolgte Fährte führte hinein, doch zeigten zahlreiche, nach rechts<br />

und links führende Fährten, daß der Bewohner der Höhle nicht nur zwischen dieser und<br />

dem Wasser verkehre, sondern auch noch anderweite Exkursionen unternehme.<br />

<strong>Der</strong> Neger hatte sich zur Erde niedergekauert und befand sich bereits mit seinem<br />

Vorderleibe im Gestrüpp, um nach der Höhle zu kriechen. Jetzt erkannte Martin zu seinem<br />

Schreck, daß seine Befürchtung nicht grundlos gewesen sei. Aus den nun deutlichen<br />

Spuren sah er, mit welch einem Tiere er es zu thun habe.<br />

»Um Gottes willen, zurück, zurück!« rief er. »Das ist die Höhle eines Bären!«

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