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Karl May - Der Sohn des Bärenjägers - thule-italia.net

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»Ja, vielleicht werdet ihr es, denn es scheint so, als ob Manitou uns verlassen habe. Hätte<br />

er uns nicht mit Blindheit und Taubheit geschlagen, so wäre es nicht Bleichgesichtern,<br />

welche keinen Namen haben, gelungen, den Häuptling der Schoschonen zu ergreifen.«<br />

»Keinen Namen? Willst du unsere Namen hören?«<br />

Er schüttelte verächtlich mit dem Kopfe.<br />

»Ich mag sie nicht hören. Sie taugen nichts. Das ist ja die Schande! Wäre Tokvi-tey von<br />

Nonpay-klama besiegt worden, welchen die Bleichgesichter Old Shatterhand nennen,<br />

oder von einem Jäger mit ebenso berühmtem Namen, so könnte er sich trösten. Von so<br />

einem Krieger über-<br />

//63// 222<br />

listet zu werden, ist keine Schande. Ihr aber seid wie die Hunde, welche keinen Herrn<br />

haben. Ihr reitet in Gesellschaft eines schwarzen Niggers. Ich mag keine Gnade aus<br />

euren Händen!«<br />

»Und wir wollen weder dein Blut noch dich selbst,« antwortete Old Shatterhand. »Wir sind<br />

nicht ausgezogen, um die tapfern Söhne der Schoschonen zu töten, sondern um die<br />

Hunde der Ogallalla zu züchtigen. Wollt ihr unsere Freunde nicht freigeben, nun, so<br />

wollen wir nicht so feig sein wie ihr. Wir erlauben euch, nach euren Zelten<br />

zurückzukehren.«<br />

Er stand auf, trat zu dem Häuptlinge und löste <strong>des</strong>sen Fesseln. Er wußte, daß er ein<br />

gewagtes Spiel beginne; aber er war ein Kenner <strong>des</strong> Westens und seiner Bewohner und<br />

hegte die Ueberzeugung, daß er dieses Spiel nicht verlieren werde.<br />

<strong>Der</strong> Häuptling hatte seine ganze Selbstbeherrschung verloren. Was dieser Weiße that,<br />

war ja ganz unbegreiflich, ganz unsinnig! Er gab seine Feinde frei, ohne seine Freunde<br />

dafür herauszubekommen. Shatterhand war nämlich auch zu dem >Moskito< getreten<br />

und löste diesem die Fesseln.<br />

<strong>Der</strong> >schwarze Hirsch< starrte ihn ganz fassungslos an. Seine Hand griff nach dem Gürtel<br />

und fühlte da das steckengebliebene Messer. Eine wilde Freude glühte in seinen Augen.<br />

»Frei sollen wir sein!« rief er aus. »Frei! Wir sollen sehen, daß die alten Squaws mit den<br />

Fingern auf uns zeigen und dabei erzählen, daß wir von namenlosen Hunden angegriffen<br />

und niedergerissen worden sind! Sollen wir in den ewigen Jagdgründen am Boden liegen<br />

und Mäuse fressen, während unsere roten Brüder sich an den Lenden niemals sterbender<br />

Bären und Büffel laben! Unsere Namen sind befleckt. Kein Fein<strong>des</strong>blut, nur unser eigenes<br />

Blut kann den Fleck wieder herunterwaschen. Es soll fließen in diesem Augenblick, Tokvitey<br />

wird sterben und die Seele seines <strong>Sohn</strong>es vor sich hersenden!«<br />

Er riß das Messer aus dem Gürtel, sprang auf seinen <strong>Sohn</strong> ein und holte aus, diesem die<br />

Klinge in das Herz zu stoßen und dann sich selbst zu treffen. <strong>Der</strong> >Moskito< bewegte sich<br />

nicht. Er war bereit, den Stoß von der Hand <strong>des</strong> Vaters zu empfangen.<br />

»Tokvi-tey!« rief es da laut hinter dem Häuptlinge.<br />

Dieser Stimme war nicht zu widerstehen. Den Arm mit dem Messer hoch erhoben, drehte<br />

er sich um. Vor ihm stand der Häuptling der Apachen. <strong>Der</strong> Schoschone ließ den Arm<br />

sinken.<br />

»Win<strong>net</strong>ou!« rief er aus.<br />

»Hält der Häuptling der Schoschonen Win<strong>net</strong>ou für einen Coyoten?« fragte der Apache.<br />

Coyote heißt der wilde Prairiehund und auch der kleine Wolf <strong>des</strong> Westens. Beide Tiere<br />

sind so feig und oft mit der gräßlichsten Räude behaftet, so daß es eine große Schande<br />

ist, mit einem Coyoten verglichen zu werden.<br />

»Wer wagt es, das zu sagen!« antwortete der Gefragte.<br />

»Tokvi-tey hat es selbst gesagt. »<br />

»Nein!«<br />

»Hat er nicht diejenigen, welche ihn besiegten, namenlose Hunde genannt?«

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